Selten: Telefunken Magnetophon M 26
#1
Hallo zusammen.
Jetzt fummle ich hier schon drei Stunden an der Vorstellung, habe schon zweimal den Text neu geschrieben und jetzt ein drittes Mal. Ich weiß schon, warum ich auf analog stehe. Also jetzt wieder:
Sie ist angeblich eine seltene Bandmaschine, die Telefunken M 26, hervorgegangen aus der M 24. Den Typ kannte ich schon seit 1969, als ich mir mein erstes Sennheiser MD 421-2 gekauft hatte, aus der Mikrofon-Anschlussfibel. 1974 erfüllte ich mir einen langjährigen Traum: Ich kaufte beim Bielefelder "Tonbildstudio" Bernhard Ruf eine gebrauchte M 24 für 150 Mark. Es stand zwar 9,5/19 auf der Grundplatte, sie lief aber mit 19/38. Ein hierzulande bekannte Techniker (damals bei Ruf beschäftigt) hatte die M 24 auf die höhere Geschwindigkeit umgerüstet samt Entzerrungsänderung. Außerdem ließ er die Dreizacke ebenso halbieren wie die Grundplatte der TFK-Bobby-Adapter und spendierte der Maschine zwei Teller in Hammerschlag. Fertig war die kleine Studiomaschine, die im Tonbildstudio offenbar als Mono-Vollspur-Zuspieler für eine M5C fungierte.
Ich hatte bislang viel Freude an ihr. Von 1989 bis 1993 diente sie bei einem professionellen Lokalradiokursus (für arbeitslose Geisteswissenschaftler als Grundlage zum Lokalfunkjournalismus) zur Beurteilung von gebauten Beiträgen. Sie war bisher immer zuverlässig, steht aber seitdem mit ganz wenigen Unterbrechungen im Keller. Um 1989 hatte mein Bruder das Ergänzungsschaltbild M 24 zu M 26 bekommen und sich beim TFK-/Studer/Revox-Techniker unseres Vertrauens in Hannover Tipps zur Geschwindigkeitsänderung geholt: anderer Motor oder anderes Motorpully. Daraufhin hat er zwei weitere M 24 in M 26 verwandelt.
Ende der 90er holte ich mir aus der Bucht die erste "echte" M 26 aus Berlin, leider "nur" eine Zweispurversion. Die funktioniert. Allerdings nur gut 45 Minuten, bis ein Erdschluss (vermutlich durch Erwärmung) den FI-Schalter im Haus auslöst. Seitdem steht sie im Keller, keine Zeit.
Vor gut drei Jahren holte ich mir aus Wiesbaden die nächste M 26, diesmal in Vollspur. Gepflegtes Gerät, leider die ersten 30 Minuten zu langsam (noch keine Zeit gehabt, die Fühlhebelautomatik nachzustellen). Die lief bis vor drei Wochen ganz gut, bis dann die Netzsicherung nach drei Stunden Betrieb auslöste. Wir vermuten im Moment einen defekten Gleichrichter im Anodenstromkreis.
Und das ist sie:

[Bild: tn_M26neu1.jpg]
Wenn man genau hinsieht (geht auf dem Foto sowieso nicht) sieht man, dass Telefunken in Wedel die alten M23-Grundplatten weiterverwendet hat. Mein Kollege Gerhard Kuper hat den Kopf geschüttelt, als ich ihm sagte, die M 24/M 26 hätte Ähnlichkeiten mit M 10 und M 5.



[Bild: M26neu5kl%5B1%5D_2.jpg]
Und hier der Tastensatz. Die ersten M 24 hatten trotz des Desasters mit der M 23 noch immer keinen "Tastenauslösemagneten". Das heißt, wenn die Maschine stoppte, weil der rechte Umlenkhebel auslöste, blieb die getastete Funktion erhalten. Wenn man dann das neue Band einlegte, spulte die Maschine sofort los. Erfreulicherweise haben die Ingenieure um Schüller den Makel bald beseitigt. Das Bild ist leider etwas unscharf, aber man sieht die Bezeichnungen 19 und 38 wohl noch halbwegs deutlich.

[Bild: M26neu6kle_2.jpg%5B1%5D.jpg]
Und hier die rechte Seite mit dem 4-Kanal-Mischpult sowie Bass-, Höhen- und Lautstärkeregler. Die Maschinen gibt es auch in einer Version ohne Endverstärker und Lautsprecher-Koffer. Rechts ist der Hebel für die Endabschaltung zu sehen. Das Band wird um ihn herum zur Spule geführt, bei Ende oder Riss schaltet die M 24 ab. Bei der M 26 kann der Hebel in der Abschaltposition bleiben, der Andruck funktioniert aber, und damit ist Papierkorbbetrieb möglich.
Diese Ausführung hat sogar symmetrische Hochpegel-Ein- und Ausgänge (wahrscheinlich von einem Profi eingebaut, muss ich noch klären). Der normale Mikro-Eingang ist bei M 23, 24 und 26 von Hause aus symmetrisch. Dafür gab es von AKG extra das schöne Mikro D19cBK200.
Ich habe noch zwei weitere original M 26, die sogar ein M 26-Typenschild aufweisen (bei den anderen mir bekannten sind es M-24-Schilder). Eine ist zweispur mit Telechron-Kopf (Dia- oder Schmalfilmsteuerung durch Impulse). Der Kopf ist direkt mit der Fernstartbuchse verbunden, von dort geht es zum Diachron- oder Telechron-Steuergerät.

[Bild: M26Frontklein.jpg]
Hier die Beschriftung des Verstärkersatzes. Es gibt nur "Höhen I" (nicht wie bei den Großen auch noch "Höhen II". Und für beide Geschwindigkeiten gibt es nur einen Pegelsteller.

[Bild: M26innen.jpg%20001.jpg]
So sieht die M 26 (M 24) von innen aus. Wenn da mal ein Kondensator defekt ist, muss man ganz schön suchen. Ohne Schaltplan geht da sowieso nix. Rechts unten ist ein Zusatz mit Röhre erkennbar, den wir derzeit für eine Symmetriereinheit halten. Schaltpläne sagen dazu nichts. Die Einheit ist offensichtlich professionell nachgerüstet.



[Bild: M26Fnr.jpg%20003.jpg]
Diese M 26 hat ein M 24-Typenschild. Aber es gibt auch M26-Typenschilder. Ist er nicht nostalgisch, der dreipolige Kopfhörer-Anschluss? Die Maschine hat immerhin schon einen neuen Lautsprecher-Anschluss ("Tonnenstecker"). Und der Fernbedienungsanschluss rechts daneben steuert Start-Stopp mit Fuß- oder Handschalter. In der selben Buchse kann aber auch noch der Telechron-Tonkopf angeschlossen werden. Das ist die Zuleitung zum Steuergerät von Telefunken (Dia- und Schmalfilmsynchronisation). Da muss man natürlich gut isolieren, damit es nicht zum Kurzschluss zwischen Telechronkopf und Andruckmagnet kommt...


Und hier noch etwas kurioses:
[Bild: M26WIEDER_2.jpg%5B1%5D.jpg]
Das ist ein sogenannter Playbackkopfträger. Die gab es für 23, 24, 26 in Zwei- und Vollspur. Wie man sieht, ist der Wiedergaberkopf links, der Löschkopf in der Mitte und der Aufnahmekopf rechts. Man konnte damit zu einer auf dem Band vorhandenen Aufnahme Sprache oder anderes zumischen. Dazu wurde der Hochpegelausgang mit dem Hochpegeleingang verbunden, die übrigen drei Kanäle standen zur freien Verfügung. Ich frage mich allerdings bis heute: Wer hat das jemals genutzt und warum?
Vielleicht habt Ihr ja eine Antwort.
Ich habe jetzt vier Stunden an diesem "Thread" gebastelt. Hoffentlich ist er halbwegs interessant.
Bis später.
Frank B. aus B.

EDIT: Bilder verkleinert, neue dazu und Text erweitert
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#2
Hallo Frank,

endlich gibt es mal wieder was Feines anzusehen !!
Vielen Dank, daß Du Deine Zeit darauf verwendet hast, diese Maschine zu zeigen.
Bestimmt wird hier jemand die Größe des Beitrags anpassen, dann kann man sich alles besser ansehen.
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#3
Sorry, Ralf.
Ich lerne noch, die nächsten Fotos mache ich kleiner!
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#4
Nicht der kleinste Grund für "Sorry".

Wollte Dir nur erstmal sehr eilig mitteilen, wie sehr mich Dein Beitrag interessiert.
Gerade auch wegen der Mühe, die es macht.
Habe diese Telefunken-Panzer oft in der Bucht bewundert (natürlich keine M26....eher M24 waren das).
Wie groß muß ich mir denn solch eine Maschine vorstellen?
Sehr viel kleiner als die 15A nicht....oder?
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#5
Na ja, kleiner schon, aber nicht viel: zwischen 47 mal 37 mal 23 (Chassis) und 63 mal 53 mal 27 (Koffer mit Lautsprechern) und Gewicht von 20 (Chassis), 26 (Kleinkoffer ohne LS) und 30 Kilogramm. Damit ist sie deutlich leichter. Aber wenn Du das Ding mal am Schlaufengriff einhändig durch die Gegend tragen musst, wird Dir schon anders. Schlimmer sind die Innereien: Da geht einfach alles durcheinander, es gab bei AEG/TFK um 1960 noch keine Steckkarten, da wurde alles mit Kabelbäumchen verbunden und ordentlich verlötet. Im Studiobereich gab es nach V 66/67 die Aufnahme- und Wiedergabeverstärker V 86/87 in DIN-Breite, und die Verstärker der V 72-Technik, die waren erfreulich übersichtlich aufgebaut. Insofern waren M 23/24/26 den Amateurgeräten eher ähnlich. Aber mit ihnen Aufnahmen zu machen, hat mir immer viel Freude gemacht.
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#6
Hallo Frank,

schöne Vorstellung! :respekt: Die Bilder am besten immer auf 800 x 600 verkleinern, dann passt das schon.

Gruß Jens
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#7
Danke, esla, für den Tipp.
Ich könnte die ja eigentlich auch jetzt noch verkleinern, aber im Moment graut mir etwas davor.
Gruß Frank
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#8
Übrigens, auf dem Foto ganz oben sind rechts und links die "Ausheber" zu sehen, die man seitlich einklinkt, um das Chassis aus dem Koffer zu holen. Das ist allerdings ganz schön fies, weil die Geräte (23 bis 26) mit Endverstärkerversion direkt über eine nicht sehr lange Leitung mit den Lautsprechern verbunden sind. In diesem Fall hat einer meiner Vorbesitzer schlauerweise eine Lüsterklemme dazwischen geschraubt, so dass man bei Inspektionen vom Koffer unabhängig wird. . .
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#9
Zitat:Frank Bell postete
Das ist ein sogenannter Playbackkopfträger. Die gab es für 23, 24, 26 in Zwei- und Vollspur. Wie man sieht, ist der Wiedergaberkopf links, der Löschkopf in der Mitte und der Aufnahmekopf rechts. Man konnte damit zu einer auf dem Band vorhandenen Aufnahme Sprache oder anderes zumischen. Dazu wurde der Hochpegelausgang mit dem Hochpegeleingang verbunden, die übrigen drei Kanäle standen zur freien Verfügung. Ich frage mich allerdings bis heute: Wer hat das jemals genutzt und warum?
Vielleicht habt Ihr ja eine Antwort.
Antworten nicht, aber weitere Fragen Smile

Auch bei mir ist vor einiger Zeit eine M24 gelandet, ebenfalls mit diesem Playbackkopfträger. Die ungewöhnliche Anordnung der Köpfe war mir gleich aufgefallen. Jetzt weiß ich immerhin, wozu das gut ist.

Nur verstehe ich den Sinn nicht. Offensichtlich ist die ursprüngliche Aufnahme nach dem Zumischen einer zweiten verloren, da sie gelöscht wird. Man hat also nur einen Versuch. Es sei denn, man hat eine Kopie auf einem zweiten Band. Dann kann man aber doch gleich mittels zweiter Maschine, Mischpult, usw. den Mix durchführen und bequem solange wiederholen, bis alles sitzt.

Also auch von mir die Frage: Wer hat sowas benutzt und wozu?

Gruß
TSF
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#10
Ich stelle mir das so vor: das Signal gelangt über den Wiedergabekopf und Wiedergabeverstärker in das eingebaute Mischpult , wo das zweite Signal zugemischt und beide dann via Aufnahmekopf auf das inzwischen gelöschte Band aufgenommen werden.

Also eine Art Duo- oder Synchro-Play bei mono-Vollspur-Geräten.

Ab 2-Spur 2 Kanal wird das überflüssig, da kann ich die auf den beiden Spuren aufgenommenen Signale im Wiedergabeteil zusammenmischen. Wobei bei 3-Kopfgeräten eine "synchron"-Funktion notwendig ist, d.h. ich muß eine Spur über den Aufnahmekopf abhören können, im das Signal für die 2. Spur synchron aufnehmen zu können.

Viele Grüße
Frank
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#11
@TSF: Tja, den Sinn verstehe ich ja auch nicht. Es ist genau so, wie Du schreibst.
@Frank St.: Ja, so funktioniert das. Es gibt den Playback-Kopfträger aber auch in der Halbspur-Mono-Version.
Vielleicht findet ja noch jemand den Sinn des Ganzen heraus. . .

Viele Grüße
Frank B. aus B.
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#12
Hallo zusammen!

Habe jetzt von darklab (Danke dafür!!!) die verkleinerten Fotos rein- und noch welche dazugestellt, sowie den Text ergänzt.
Viel Spaß beim Lesen.

Frank B. aus B.
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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#13
Hallo Frank Bell ,

seit dem 22.10.2015 bin ich auch im Besitz einer

TELEFUNKEN M 26

Hast Du vielleicht Schaltungs-Unterlagen zu Deinem Gerät.

Falls Ja , könntest Du mir diese gegen Kostenerstattung
zukommen lassen ?

Gruss
Wolfgang
Revox A76 , A78 , B285 , B739 , B750 , B760 , B790 , C36 , C115 , C221 , D88 , E36 , G36 MKI , Lautsprecher Agora B , STUDER A 68 , A 81R , A 721 , 1 x A 730 , 1 x A 62 ( 9,5 / 19,0 cm/ sec ) , 1 x B 62 , ..... C37.... meine absolute Lieblingsmaschine ..... Telefunken 1 x M 5 A mono ...... 2 x M 5 B stereo ..... Grundig TK- 6 L .. TK - 42  ...2 mal TK 46...Telefunken Musikus 504 V ........ S.A.B.A. M.E.E.R.S.B.U.R.G --- S.T.E.R.E.O. - G .

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#14
revoxidiert,'index.php?page=Thread&postID=181837#post181837 schrieb:Hallo Frank Bell ,

seit dem 22.10.2015 bin ich auch im Besitz einer

TELEFUNKEN M 26

Hast Du vielleicht Schaltungs-Unterlagen zu Deinem Gerät.

Falls Ja , könntest Du mir diese gegen Kostenerstattung
zukommen lassen ?

Gruss
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
es gibt keine Schulungsunterlagen. Es gibt lediglich ein Zusatzblatt zur Service-Anleitung, auf dem die neue Entzerrung sowie die Schaltung für Papierkorbebtrieb beschrieben sind.
Viele Grüße
Klangfilm-Telefunken-Bauer
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