Motorachse unförmig, warum?
#1
Ich habe jetzt beim zweiten Gerät bedingt durch einen lediglich etwas schlaff gewordenen Riemen merkwürdigste Effekte festgestellt:

bei meiner Teac X-1000-R wurde das Band von der Andruckrolle nach unten oder oben geschoben und schließlich abgeworfen. Ein Kassettendeck eierte bei jedem Start und jaulte sich hoch bis zur Sollgeschwindigkeit. In beiden Fällen rutschte der Riemen auf einer schräg ansteigenden Achse zu weit nach oben und verharrte da für einige Zeit. Das verursachte Gleichlaufschwankungen und eine zu geringe Bandgeschwindigkeit.

Gibt es einen venünftigen Grund dafür, die Achsen nicht einfach 'gerade' auszulegen? Dann würde doch der Riemen, der ja durchaus noch halbwegs ordentlich arbeit, nicht wegrutschen 'wollen'.
Zitieren
#2
Eine Motor-Flachriemenscheibe(Pully) ist immer etwas ballig gedreht,weil der Riemen dann dem physikalischen Gesetz,auf dem größten Durchmesser der "Riemenscheibe" zu laufen,folgt.
Durch die größere Umfangsgeschwindigkeit auf der Scheibenmitte entsteht ständig eine zentrale Zugkraft in Richtung Mitte.
Ein Flachriementrieb hat in der Regel nur eine seitliche Führung für den Riemen,meißtens motorseitig,auf der Schwungmasse läuft er frei.
Wären beide Scheiben zylindrisch plangedreht,würde der Riemen nach der Seite weglaufen und an der Seitenführung schleifen,was dem präzisen Gleichlauf schadet und zu vorzeitigem Verschleiß führen würde.

In Deinem konkreten Falle funktioniert das o.g.Gesetz nicht mehr,weil der Riemen zu wenig Spannung hat(Typischer Fall für die Notwendigkeit einer Erneuerung).

Solltest Du mal die Gelegenheit wahrnehmen,ein technisches Museum zu besuchen,dann schau Dir mal Flachriementriebe aus der Industrie an.
(Kreissägen,Landmaschinen,oder Transmissionen wie sie um die Jahrhundertwende bis nach dem Krieg in den Fabriken üblich waren).

Gruß Bernd
Zitieren
#3
Zitat:highlander postete
Ich habe jetzt beim zweiten Gerät bedingt durch einen lediglich etwas schlaff gewordenen Riemen merkwürdigste Effekte festgestellt:

bei meiner Teac X-1000-R wurde das Band von der Andruckrolle nach unten oder oben geschoben und schließlich abgeworfen. Ein Kassettendeck eierte bei jedem Start und jaulte sich hoch bis zur Sollgeschwindigkeit. In beiden Fällen rutschte der Riemen auf einer schräg ansteigenden Achse zu weit nach oben ....
Wenn die Andruckrolle das Band "auswerfen" will, dann steht entweder die Tonwelle nicht senkrecht oder die Rolle selbst steht nicht parallel zur Tonwelle.
Bei den meisten Geräten ist die Rolle schwimmend gelagert damit sie sich leicht selbst zentrieren kann. Der Andruck ist oft mit einer Feder realisiert welche die entsprechende Kraft aufbringen muß und mit einer +/- aufwendigen Justiervorrichtung wird die notwendige Vorspannung eingestellt.
Es muß nicht immer der Riemen im Eimer sein wenn er mal etwas herumschlottert - ein verabschiedetes Lager genügt dafür auch! Im Falle der motzenden Andruckrolle ist der Riemen ganz sicher nicht die Ursache des Übels.

Zur Konstruktion der Riemenscheiben hat Bernd ja schon das Entscheidende gesagt. Nur noch soviel dazu:
Viele Riemenscheiben sind mit Seitenborden ausgestattet. Nicht um den Riemenlauf zu sichern, sondern um ein Abspringen des Riemens bei stoßartiger Belastung, wie z.B. im Einschaltmoment oder bei Geschwindigkeitswechsel sicher zu verhindern. In industriellen Riemengetrieben, die natürlich auch heutzutage noch (mit metergroßen Scheiben!) gebaut werden, kommen hierfür große Seitenschwerter zum Einsatz.
Zitieren
#4
Hallo MT118-Fan,

die TEAC X 1000 R ist eine Maschine mit Doppel Capstan Antrieb. Die Maschine hat außerdem noch Auto Reverse.

Wenn der Riemen locker wird, wechselt er auch nicht mehr mit der Laufrichtung die Spur auf den Schwungmassen. Dadurch ist der ziehende Capstan oft nicht mehr schnell genug, um das Band straff zu halten.

Dann läuft das Band halt aus dem Antrieb heraus.

Dieses Antriebskonzept hängt am seidenen Faden. Ein schlechter Riemen, etwas Verschmutzung, leicht veränderte Andruckrollen und die Aufnahmequalität wird schlechter (Band - Kopf Kontakt) oder das Band läuft gar aus der Spur.

Im Prinizip hilft bei diesen Geräten nur eines. Riemen und Andruckrollen tauschen und wenn es geht, die Federn gleich mit.


Band ab - Band läuft,

Rainer
Zitieren
#5
Danke Rainer für Deine Klarstellung.
Dieser Sachverhalt war mir nicht bekannt; habe ich das jetzt richtig verstanden, daß die Laufrichtung des Treibriemens umgeschaltet wird?

Das wäre ja ein totaler Schmarrn! Wie Du ja selbst schon einschätzt ist dieses Antriebskonzept ziemlicher Murks. Die konstruktive Ausführung wird demnach keinen Deut besser sein.

Allerdings wäre aber fairerweise auch zu hinterfragen, wie lange so ein Riemen i.d.R. seine Arbeit anstandslos verrichtet. Evtl. relativiert sich dann schon wieder einiges, vor allem wenn der Riemen nicht zu solchen Irrsinspreisen wie die Uher-Dreikantschnüre gehandelt wird.

Nunja, ich hab mich trotz der z.T. schicken Optik solcher Geräte noch nie für diese Dinger erwärmen können :oppa:
Zitieren
#6
Seitdem die X-1000-R einen neuen Riemen hat, und das dürfte schon mehr als ein Jahr der Fall sein, zieht sie wieder munter ihre Kreise.

Eine Anschlußfrage: warum verwendet man beim Capstan so gerne Flachriemen? Weil sie geschmeidiger, linearer anliegen?
Zitieren
#7
Zitat:highlander postete
Seitdem die X-1000-R einen neuen Riemen hat, und das dürfte schon mehr als ein Jahr der Fall sein, zieht sie wieder munter ihre Kreise.

Eine Anschlußfrage: warum verwendet man beim Capstan so gerne Flachriemen? Weil sie geschmeidiger, linearer anliegen?
In allererster Linie haben Flachriemen einen riesigen Vorteil gegenüber allen anderen Treibriemen: Sie benötigen eine wesentlich geringere Vorspannung und arbeiten damit sehr lagerschonend. Daraus resultiert auch, daß solche Getriebe mit geringerer Leistungszufuhr arbeiten.

Es gibt wesentlich mehr Vorteile von Flachriementrieben. Diese sind aber im Bandgerätebau nicht relevant.
Zitieren
#8
Zitat:highlander postete
Seitdem die X-1000-R einen neuen Riemen hat, und das dürfte schon mehr als ein Jahr der Fall sein, zieht sie wieder munter ihre Kreise.

Eine Anschlußfrage: warum verwendet man beim Capstan so gerne Flachriemen? Weil sie geschmeidiger, linearer anliegen?
Ich würde annehmen, dass ein Flachriemen eine geringere Elastizität bzw. eine größere Steifheit aufweist und somit für Kraftübertragung an größern Massen besser geeignet ist. Ein besser Kraftschluß geht dann noch damit einher und gerade an Geräten mit unterschiedlichen Bandtransportgeschwindigkeiten leiert der Riemen in der Beschleinigungsphase nicht so schnell aus. ( Stichwort:Überschreitung des E-Moduls)
Zitieren
#9
@gruenlilie:

Es hat nichts mit der Geschmeidigkeit zu tun; die ist grundsätzlich von der Mischung abhängig. Ausschlaggebend ist die weit größere Kontaktfläche gegenüber einem Rund- oder Profilriemen.
Im allgemeinen sind GUTE Flachriemen wie sie für Präzisionsantriebe verwandt werden wesentlich elastischer als andere Riemen.
Zitieren
#10
Zitat:MGW51 postete
@gruenlilie:

Es hat nichts mit der Geschmeidigkeit zu tun; die ist grundsätzlich von der Mischung abhängig. Ausschlaggebend ist die weit größere Kontaktfläche gegenüber einem Rund- oder Profilriemen.
Im allgemeinen sind GUTE Flachriemen wie sie für Präzisionsantriebe verwandt werden wesentlich elastischer als andere Riemen.
Das Verstehe ich hier nicht ganz. Wieso ist hier der Begriff Geschmeidigkeit = Elastizutät? Unter Geschmeidigkeit verstehe ich die Formbarkeit bzw. dem Vermögen einer vorgegebenen Form zu folgen(nachzubilden). Die Elastizität ist nach der Physik doch eher die reversible Verformbarkeit eines Materiales oder?
Zitieren
#11
Noch was zum Thema Riemengetriebe:

Um die gleiche Leistung zu übertragen kann man statt eines breiten Flachriemens auch schmale Rundriemen einsetzen. Allerdings dann mit einer wesentlich größeren Vorspannung. Die Vorteile: geringere Masse, billiger zu bauen, billigerer Riemen. Der Nachteil: geringere Lebensdauer der Teile eines gleich dimensionierten Getriebes.
Andere Lösung: Mehrere Rundriemen gestockt bei gleicher Vorspannung. Der Vorteil: billiger zu bauen. Die Nachteile: Es müssen immer alle Riemen absolut exakt die gleiche Länge und völlig identische Materialeigenschaften haben; das bedeutet, daß stets ALLE Riemen eines Getriebes erneuert werden müssen, auch wenn nur einer den Geist aufgegeben hat. Diese Lösung ist i.d.R. bei der Ersatzbestückung die teuerste Variante. Zudem neigen solche Getriebe gerne zu unkontrollierbaren Schwingungen welche sich sehr negativ auf den Gleichlauf auswirken. Dieser Effekt ist physikalisch bedingt und unvermeidbar. Er tritt immer stärker in den Vordergrund, je höher die Umlaufgeschwindigkeit gewählt wird. Hi-Fi ist damit eigentlich nicht möglich!

Auch ein elastischer Flachriemen neigt zu Schwingungen - besonders wenn der Riemenlauf nicht peinlich genau justiert ist. Ansonsten sind solche Antriebe nahezu unübertrefflich da mit geringer Leistung eine große Masse angetrieben werden kann welche durch die ihr innewohnende Massenträgheit einen sehr konstanten Gleichlauf garantiert.
Zitieren
#12
@ gruenlilie: "...Das Verstehe ich hier nicht ganz. Wieso ist hier der Begriff Geschmeidigkeit = Elastizutät? Unter Geschmeidigkeit verstehe ich die Formbarkeit bzw. dem Vermögen einer vorgegebenen Form zu folgen(nachzubilden). Die Elastizität ist nach der Physik doch eher die reversible Verformbarkeit eines Materiales oder?"

Geschmeidigkeit hab ich als Gegeninterpretation zu der von Dir titulierten Steifheit ins Rennen gebracht :-)

Es ist schon richtig, Elastizität und Geschmeidigkeit sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Aber Steifheit und Geschmeidigkeit - die gehören unbedingt zusammen! Big Grin Big Grin
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste