10.04.2021, 11:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.04.2021, 11:45 von Kirunavaara.)
Hallo Volkmar,
die Zusammenhänge zwischen BASF und Permaton waren folgende:
- Permaton kaufte Bandmaterial von BASF, zeitweise ausschließlich
- BASF gründete 1973 eine Verkaufsgesellschaft, an der Permaton eine Beteiligung hielt. Auf diese Weise sicherte sich BASF Einfluß auf dem florierenden Markt der Kaufhausmarken- und sonstigen OEM-Cassetten, ohne diese bei schlechter Kostendeckung selbst produzieren zu müssen.
Quelle
Die Firma hinter Permaton hieß eigentlich Hans Wolff GmbH & Co KG und befand sich in Berlin an der Adresse Ballinstr. 16-18. Es gab, wenn ich mich richtig erinnere, hier im Forum einen Bericht von jemandem, der mit seinen Kumpels in den 70er Jahren dort mit dem Fahrrad unterwegs war und im Hinterhof die Ausschuß-Cassetten aufsammeln konnte. Da waren auch bunte Agfa dabei, die teilweise bei Permaton in Auftrag hergestellt wurden (man erkennt die an der Fensterform).
Permaton hat also mit ziemlicher Sicherheit in Berlin eigene Gehäuse hergestellt, aber teilweise auch auf zugekaufte Ware zurückgegriffen (ICM, Magna, Knosti, Schneider, Polimer; letztere wohl über Magna bezogen).
Magna befand sich 1983 in der Juliusstr. 10-11, 1991 in der Sonnenallee 255. Man beachte das Schild vor der Bude an der zweiten Adresse. Wenn man auf Luftbild umschaltet, sieht man allerdings, daß das Gebäude inzwischen abgerissen wurde.
Magna hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls eigene Gehäuse in Berlin hergestellt. Einige davon besitzen sogar eine Prägung "Made in Western Germany". Wer sollte diese denn sonst hergestellt haben, wenn sie fast nur für Magna-Cassetten und deren OEM-Kunden verwendet wurden? Manche der Magna-Gehäusetypen gab es auch parallel bei Memorex (Irland), EMI, Daimon, PDM und Ilford. Es würde mich schon sehr wundern, wenn diese Firmen aus dem westeuropäischen Ausland allesamt ebenfalls in der DDR eingekauft hätten. Zusätzlich verwendete Magna auch immer wieder Fremdgehäuse von z.B. Polimer, ICM, Knosti, Nora (Türkei) und eben manchmal Orwo.
Die Geschichte mit der Fertigung von typischen West-Cassettengehäusen in der DDR halte ich für einen hartnäckigen Internet-Mythos. Der ganze Aufbau, die Präzision und die Kunststoff-Qualität sind einfach komplett anders. Da hätte schon ein größerer Maschinenpark ebenfalls nach Osten ausgelagert werden müssen. Was ich wie gesagt für möglich und plausibel halte, ist der Zusammenbau von angelieferten West-Teilen in der DDR. Das war einfach, man mußte keine Produktionsmittel über die Grenze schaffen, und für beide Seiten eine Win-win-Situation: Magna sparte teure manuelle Arbeitsschitte im eigenen Werk, und Orwo kam ohne Devisen an zusätzliche Gehäuse.
Viele Grüße,
Martin
die Zusammenhänge zwischen BASF und Permaton waren folgende:
- Permaton kaufte Bandmaterial von BASF, zeitweise ausschließlich
- BASF gründete 1973 eine Verkaufsgesellschaft, an der Permaton eine Beteiligung hielt. Auf diese Weise sicherte sich BASF Einfluß auf dem florierenden Markt der Kaufhausmarken- und sonstigen OEM-Cassetten, ohne diese bei schlechter Kostendeckung selbst produzieren zu müssen.
Quelle
Die Firma hinter Permaton hieß eigentlich Hans Wolff GmbH & Co KG und befand sich in Berlin an der Adresse Ballinstr. 16-18. Es gab, wenn ich mich richtig erinnere, hier im Forum einen Bericht von jemandem, der mit seinen Kumpels in den 70er Jahren dort mit dem Fahrrad unterwegs war und im Hinterhof die Ausschuß-Cassetten aufsammeln konnte. Da waren auch bunte Agfa dabei, die teilweise bei Permaton in Auftrag hergestellt wurden (man erkennt die an der Fensterform).
Permaton hat also mit ziemlicher Sicherheit in Berlin eigene Gehäuse hergestellt, aber teilweise auch auf zugekaufte Ware zurückgegriffen (ICM, Magna, Knosti, Schneider, Polimer; letztere wohl über Magna bezogen).
Magna befand sich 1983 in der Juliusstr. 10-11, 1991 in der Sonnenallee 255. Man beachte das Schild vor der Bude an der zweiten Adresse. Wenn man auf Luftbild umschaltet, sieht man allerdings, daß das Gebäude inzwischen abgerissen wurde.
Magna hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls eigene Gehäuse in Berlin hergestellt. Einige davon besitzen sogar eine Prägung "Made in Western Germany". Wer sollte diese denn sonst hergestellt haben, wenn sie fast nur für Magna-Cassetten und deren OEM-Kunden verwendet wurden? Manche der Magna-Gehäusetypen gab es auch parallel bei Memorex (Irland), EMI, Daimon, PDM und Ilford. Es würde mich schon sehr wundern, wenn diese Firmen aus dem westeuropäischen Ausland allesamt ebenfalls in der DDR eingekauft hätten. Zusätzlich verwendete Magna auch immer wieder Fremdgehäuse von z.B. Polimer, ICM, Knosti, Nora (Türkei) und eben manchmal Orwo.
Die Geschichte mit der Fertigung von typischen West-Cassettengehäusen in der DDR halte ich für einen hartnäckigen Internet-Mythos. Der ganze Aufbau, die Präzision und die Kunststoff-Qualität sind einfach komplett anders. Da hätte schon ein größerer Maschinenpark ebenfalls nach Osten ausgelagert werden müssen. Was ich wie gesagt für möglich und plausibel halte, ist der Zusammenbau von angelieferten West-Teilen in der DDR. Das war einfach, man mußte keine Produktionsmittel über die Grenze schaffen, und für beide Seiten eine Win-win-Situation: Magna sparte teure manuelle Arbeitsschitte im eigenen Werk, und Orwo kam ohne Devisen an zusätzliche Gehäuse.
Viele Grüße,
Martin