Verständnisfrage Dreikopfdeck
#1
Hallo,

ich habe mal eine Verständnisfrage zur Funktionsweise des Dreikopfdecks. Ich habe mir das immer so vorgestellt: Löschkopf löscht, Aufnahmekopf nimmt auf und Wiedergabekopf gibt wieder. Dabei ist der Wiedergabekopf logischerweise in Bandlaufrichtung nach dem Aufnahmekopf angeordnet. Dadurch ist es möglich, schon während der Aufnahme zu hören, wie sie auch nachher bei der Wiedergabe klingen wird. Man hört also bereits während der Aufnahme, wie hell oder dunkel wie wird, ob sie übersteuert ist, ob das Band Dropouts hat usw. Okay, es gibt einen minimalen Zeitversatz, wenn man zwischen Quelle und Band umschaltet, weil die Köpfe ja hintereinander angeordnet sind aber das macht ha nichts. Ist das soweit richtig oder liegt hier schon ein Gedankenfehler vor?

So habe ich das bis jetzt immer bei meinen modernen Tapedecks erlebt bzw. beobachtet und so macht das meiner Meinung nach auch Sinn. Nun habe ich aber ein sehr altes Tapedeck im sogenannten Pultdesign bekommen. Auch mit drei Köpfen aber die sehen schon mal ganz anders aus. Einer sieht aus wie ein kombinierter A/W-Kopf und dahinter sitzt noch ein ganz schmaler, dünner Kopf. Und bei diesem Tapedeck ist es nun so, dass Aufnahmen bei der Hinterbandkontrolle ganz anders (dünn, verzerrt, bassarm) klingen als später bei der Wiedergabe. Dort klingen sie relativ okay und eher so wie die Quelle. Ich habe mir nun das Service Manual gekauft und dort lese ich, dass es einen A/W-Kopf gibt und einen Monitorkopf. Wiedergegeben wird also über den Kopf, der auch aufnimmt. Meine Fragen:

1. Ist das immer so und sind meine Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus Absatz 1 demnach falsch und ich bin die ganzen Jahre von falschen Voraussetzungen ausgegangen?
2. Was macht es für einen Sinn, über getrennte Köpfe Wiedergabe und Hinterbandkontrolle vorzunehmen? Ist ja logisch, dass es da klangliche Unterschiede geben kann. Sinn von drei Köpfen soll es doch sein, dass Aufnahmehinterbandkontrolle und spätere Wiedergabe exakt gleich klingen.

Verwirrte Grüße
Stefan
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#2
Hier versagt meine Glaskugel, sorry.

Angaben fehlen, wie Hersteller, Typ...

Ein Bild vom Tonkopfblock waehre vielleicht auch hilfreich.

Es gab durchaus Decks, die nur einen Monitor Kopf besassen wo mann sagen kann, ja es ist was auf dem Band.
Mittig sitzt ein normaler Kombikopf und rechts davon ein schmaler Monitorkopf.
Ich putze hier nur...
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#3
Hallo,

so sieht es in einem Dreikopfdeck aus, wie ich es kenne und wo die Sache auch nach meinem Gedankenbild funktioniert.

[Bild: pict0107brk4f.jpg] http://www.abload.de/image.php?img=pict0107brk4f.jpg



Dann trat dieses Gerät (SANYO RD-4545) in mein Leben
[Bild: pict01051xuy8.jpg]http://www.abload.de/image.php?img=pict01051xuy8.jpg

[Bild: pict01048pu60.jpg]http://www.abload.de/image.php?img=pict01048pu60.jpg

und hier verhält es sich so wie von mir und Dir beschrieben. Man kann hören ob IRGENDETWAS auf dem Band ankommt aber NICHT wie es später bei der WIEDERGABE KLINGT.

Grüße
Stefan
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#4
Von Lösungen mit Kombikopf plus Behelfs-Wiedergabekopf für Hinterbandkontrolle bei frühen Kassettendecks habe ich schon mal gehört, ohne daß ich sie bisher einem speziellen Modell zuordnen konnte. Vermutlich waren die später bei Dreikopfdecks (und auch bei einigen Bandmaschinen) üblichen Aufnahme-Wiedergabekopf-Blöcke damals noch nicht verfügbar oder für "bürgerliche" Decks zu teuer, und einige Hersteller waren auf dem Standpunkt, daß so eine Krücke besser sei als gar keine Monitorfunktion.

Zu Deiner Beruhigung: Normal (zumindest ab Anfang der 1980er Jahre) waren Konstruktionen wie bei Deinem Kenwood, also kein Denkfehler deinerseits. :-)
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#5
Ein Glück, dann passt meine Welt ja wieder. Big Grin

Also ist das alte Sanyo RD-4545 im Prinzip ein Zweikopfgerät mit drangepfuschtem Monitorkopf um so eine Art Pseudo-Hinterbandkontrolle zu haben. Und das, was dieser "Pseudopfuschkopf" wiedergibt muss noch lange nicht so klingen, wie das was der echte Wiedergabekopf dann abspielt. Die bescheidene Hinterbandwiedergabe während der Aufnahme ist also normal und ich muss keinen Fehler suchen.

Für mich eine Art Betrug. Das hat man doch damals nur rangebaut um mit drei Köpfen und Hinterbandkontrolle werben zu können obwohl es gar keine echte Hinterbandkontrolle war. Oder freundlicher ausgedrückt: Das ist nicht das, was wir heute unter Hinterbandkontrolle verstehen.

Grüße
Stefan
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#6
Moin, moin,

frühe 3-Kopf-Decks hatten das Problem, das es noch keine elektrisch getrennten, jedoch in einem Kopfgehäuse kombinierten Aufnahme- und Wiedergabe-Köpfe gab.

Die getrennten Köpfe mußten also auch physisch getrennt werden und damit in unterschiedliche Aussparungen im Cassetten-Gehäuse eingreifen.
Das Problem besteht darin, daß in der Compact Cassette nur an der einen dafür vorgesehenen Stelle eine Gegendruck-Feder für Band-Kopf-Kontakt sorgt.

Um also sicherzustellen, daß physisch getrennte Köpfe trotzdem ausreichend Band-Kontakt haben gab es zwei Lösungen: Nakamichi erfand einen "Doppelkopf", bei dem zwei getrennte Kopfgehäuse in die dafür vorgesehene Aussaprung greifen (schau mal in meinen Naka-Thread zu den 680ern). Der Rest der Welt, der auf OEM-Köpfe zugreifen wollte und also keine Sonderkosntruktionen einsetzte, der mußte einen Dual-Capstan-Antrieb verwenden (die ersten Naka TriTracer, die großen Sony etc.) um den Kontakt durch Bandspannung herzustellen.

Am Beispiel von Bang & Olufsen zeigt sich das Problem: Die erste Serie des Beocord 5000 ist ein 3-Kopf-Gerät, die zweite Serie nicht mehr, weil der Hersteller die technischen Probleme nicht in den Griff bekommen hatte.
Sony ging es ähnlich. Hier testete die HiFi-Stereophonie, kritisierte das Laufwerk und mußte Verbesserungsvorschläge machen.

Dein Sanyo stellt wohl eine Zwischenlösung da.
Für die reine Kontrolle bei der Aufnahme - kommt was? - reicht auch ohne Dual Capstan der Monitor-Kopf. Wenn denn aber in guter Qualität wieder gegeben werden soll, dann kommt der Wiedergabeteil im Kombikopf zum Einsatz. Hat übrigens auch Vorteile beim Assamble-Schnitt.

Man spart sich auf diese Weise den aufwendigen und störanfälligen Dual-Capstan Antrieb.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Stefan,

der Sinn eines Dreikopfdecks liegt nicht hauptsächlich im Mithören während einer Aufnbahme, dies ist nur ein positiver Nebeneffekt.

Sinn getrennter Köpfe ist die für die jeweils spezielle Aufgabe (Aufnahme/Wiedergabe) optimierte Köpfe zu verwenden.
An einen optimalen Aufnahmekopf werden ganz andere technische Anforderungen gestellt als an einen optimalen Wiedergabekopf.
Ein Kombikopf stellt nur einen Kompromiss dar mit dem die technisch möglichen Parameter einer Magnetbandaufzeichnung nicht erreicht werden.

Um die damalige Kassettentechnik weiter zu optimieren ging man schließlich den gleichen Weg wie bei den großen Bandmaschinen, zur Dreikopfausführung.

Dieser, in Deinem Grundig verbaute zusätzliche Kopf war also kein klassischer Wiedergabekopf, um damit die Qualität der Aufzeichnung beurteilen zu können, sondern ein Diapilotkopf, um den Ton zu Diavorträgen synchron zum Bildwechsel steuern zu können.

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=7736

Gruß

Bernd
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#8
@ Matthias M: Tolle Erklärung. :bier: Man lernt halt nie aus. Also ist die Konstruktion den technischen Unzulänglichkeiten der damaligen Zeit geschuldet. Mein Problem nun: Ich suche ein Vintage-Deck im Pultgehäuse aus Holz. Technisch sollte es aber trotzdem Aufnahmen machen wie ein modernes Deck der Neunziger. Gibt es so was überhaupt oder muss ich von meinen Vorstellungen einfach Abstand nehmen?

Was ist mit einem Sony TC-177SD? Das hat nach Service Manual einen getrennten Aufnahme und Wiedergabekopf mit einem Closed Loop Dual Capstan.


@capstan:Zumindest bei einem modernen Tapedeck sind die drei Köpfe genau dafür da, mit Dias hat das dort rein gar nicht zu tun sondern es geht darum, BIAS und Level so kalibrieren zu können, dass sich Vor- und Hinterband genau gleich anhören, wenn es nicht bereits von einem Einmesscomputer ganz vollautomatisch gemacht wird. Mein Grundig ist übrigens ein Sanyo RD-4545. ;-). Einen Dia-Anschluss sehe ich da nicht, nur Line In und Out als Cinch plus eine DIN-Buchse für REC/PB.

Grüße
Stefan
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#9
Hallo Stefan,

dann ist Deines also jenes: http://www.vintagecassette.com/Sanyo/RD-4545 ?!

Das Sony, von dem Du schreibst, ist genau das, von dem im damaligen Test in der HiFi-Stereophonie berichtet wurde, das Laufwerk sei nicht wirklich alltagstauglich.
Ich glaube wir haben ein Essener Fornemitglied, bei dem so ein Sony seit Jahrzehnten im Keller steht. Er sagte mir mal, kaum sei die Garantie abgelaufen gewesen, hätte das Teil angefangen zu mucken...
Soll heißen, bei dem mußt Du genau aufpassen, ob es wirklich läuft, wenn Du eines kaufst.

Als unproblematisch gelten die Tandberg-Geräte. Die kann man stehend oder liegend betreiben. Ebenso sind die TriTracer von Nakamichi natürlich über jeden Zweifel erhaben. Beide Serien sind nicht billig.
Von Akai könnte vielleicht ein GXC-325D in Frage kommen (http://wegavision.pytalhost.com/akai78/akai-35.jpg), von Hitachi das D-3500 (http://wegavision.pytalhost.com/Hitachi77/20.jpg). Ob die aber ausgereifter sind, als das Sony, kann ich nicht beschwören.

Viel Spaß beim Suchen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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