Erstes Gerät mit...
#1
Hallo,

ist eigentlich überliefert, welches das erste Serien-Bandgerät

- mit Stereo-Zweikanaltechnik
- mit Hinterbandkontrolle
- für Batteriebetrieb
- mit Dreimotorenlaufwerk
- mit Direktantrieb
- für 26,5 cm-Spulen
- mit integrierter Dolby-Rauschunterdrückung
- mit Autoreverse

war?

Gruß,
Timo
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#2
Das früheste mir bekannte Seriengerät mit Hinterbandkontrolle ist das Ferrophon IIIc von Max Ihle, Baujahr 1951.

Ob das für das Vorgängermodell auch zutrifft, müßte Hans-Joachim sagen können, denn er hat eins.

Gruß, Wolfgang
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#3
Reversebetrieb gab es bereits bei einem der allerersten Grundig-Geräte, dem Reporter 700, Baujahr 1953, sowie beim Max Ihle Phonorex, ebenfalls von 1953. Ob es sich dabei um Autoreverse, also automatische Umschaltung am Bandende handelt, müßte ich erst überprüfen (wenn beide Geräte vernünftig funktionieren).

Gruß, Wolfgang
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#4
Lieber Wolfgang,

das wäre dann doch zuviel der Ehre für unseren guten Oberfranken aus Sachsen. Hinterbandkontrolle wurde erstmals möglich, als wieder einmal unser Eduard Schüller auf eine legendäre Idee gekommen war: Nämlich den durch die Gleichstromvormagnetisierung remanent aufmagnetisierten Aufnahmekopf so automatisch wie zuverlässig bei geringstem Bauteilaufwand zu entmagnetisieren. Die bis dahin übliche, umständliche, platzraubende und teure Tonkopf-Klappvorrichtung der Vorgängergenerationen hatte so ausgedient und an ihrer Stelle erschien ein charakteristisches Bauteil professioneller Magnetbandgeräte: der "Kopfträger".
Dies geschah 1938 mit dem Erscheinen der K4, die übrigens auch erstmals bei einem klassischen Seriengerät das Capstanprinzip mit drei Wickelmotoren realisierte, das zwar schon seit 1935/36 in der K1 vorhanden war, die aber schwerlich als serienmäßig gefertigte Bandmaschine anzusporechen ist. jedoch nicht unbedingt als Seriengerät anzusprechen ist.

Die K4 wurde ja bis 1945 gebaut (meine stammt vom Jahreswechsel 1944/45) und dürfte eigentlich wohl an das Seriengerät der ersten Generation schlechthin anzusprechen sein, zumal mit ihr die ganzen Versuche zur Hf-Vormagnetisierung, solche zur Optimierung des Laufwerkes, seiner Bedienbarkeit (z. B. Bobbyverriegelung) und auch der Stereoertüchtigung liefen. Nach dem zweiten Weltkrieg begann 'es' wieder mit ihr, Eberhard Vollmer, baute sie verändert bis in die frühen 1960er nach, ihre und die wenigen Erfahrungen mit der K7 (es gab keine 100 Exemplare von ihr) führten zur K8/T8, mit der dann eine Neuzeit des Bandgerätebaues eingeleitet wurde.
Die K4 war auch offenbar ein erstes Exportgerät, denn holländische Sammler besitzen eine K4, die sie allerdings fehlerhaft auf 1936 datieren und auch nicht als Hf-K4 (wohl Umbau) erkennen. Die Besonderheit dieses Gerätes liegt in der komplett schwedischen Beschriftung, die durch ein Typenschild "AEG Stockholm" untermauert wird.

http://www.soundtapewereld.nl/Bandrecord..._index.htm

Auch der Hinweis auf die Bandgeschwindigkeiten(!) mit 19 und 38 ist natürlich falsch, das Ding lief allein mit 77 cm/s, was schon der nicht polumschaltbare Motor, seine auf dem Typenschild vermerkte Drehzahl und der Tonwellendurchmesser verraten.

Ich habe mich in einem sehr schönen Mailkontakt mit Frans Dobbelaar (eine irre Sammlung hat der ja) bemüht, den gesamten Sachverhalt richtigzustellen, doch das kam trotz des auf Fransens und Peters Seite geäußerten Wunsches nach weiteren Infos zum Gerät nicht so weit, wie ich das gerne gehabt hätte, weil meine Holländischkenntnisse mittlerweile so mies sind, dass ich zweckmäßigerweise Mund und Finger ruhig halte und die Englisch- und Deutschkennnisse seitens von Frans aber auch nicht besser sind.
Eine kpl. K4, die 2002 in Köln mit Verstärkern versteigert wurde und nach Michigan ging, ist mit Elektrolux-Wickelmotoren ausgestattet, was zur Bandgerätenutzung im 2. Weltkrieg ebenfalls auf Beziehungen gen Norden weist. Mutmaßlich war also nicht nur Ducretet in Paris mit Zulieferungen zu den RRG-Magnetbandanlagen K4 betraut.
Die ersten offiziell genutzten Bandgeräte in den USA waren jene K4-en zusätzlich, denn wenigstens zwei von ihnen hatte John T. Mullin 1945 aus Deutschland dorthin geschickt.
Knapp 10 Jahre vorher war 1937 zwar schon einmal eine der wenigen K3 in den USA gewesen, hatte dort aber eher mitleidiges Lächeln als engagiertes Interesse geerntet. (Und das, obwohl ebendort bereits ein Patent für eine Hf-Vormgentisierung bereits vorlag....)

Das erste Seriengerät (= von der Stange zu erwerbbar) mit zweikanaliger Aufzeichnungstechnik dürfte aber wohl tatsächlich ein Ferrophon IIc Ihles gewesen sein. Wie hoch allerdings dessen Auflage war, weiß ich nicht. Insofern kann man diese 'Option' vielleicht auch nicht gerade guten Gewissens als Serienprodukt ansehen, wie denn Ihle aber generell eher Einzelgeräte nacheinander als klassische Serien auflegte.

Stattdessen könnte es Magnecord in den USA zukommen, bereits 1949 erstmals ein stereofähiges Bandgerät (PT-6) in Halbspurtechnik, allerdings mit in Bandlaufrichtung versetzten Köpfen pro Kanal angeboten zu haben, was damit aber technisch weit hinter den AEG-RRG-Stereo-Köpfen, ja hinter den zweikanaligen Spitzkeilköpfen Woelkes (im Ferrophon) zurücklag. Man sieht an jener vorsintflutlichen Problemlösung, dass die stereofone Aufzeichnung damals auch in den USA noch als relativ abseitig angesehen wurde.

http://history.sandiego.edu/gen/recordin...tml#stereo

Batteriebandgeräte (Tonschreiber b, c und d) kamen ebenfalls gleichzeitig mit der K4 (= "Tonschreiber a"; die Wehrmacht, um Sprachreinheit bemüht, nannte die Magnetofone "Tonschreiber") auf, konnte man doch damit so schön aus den Schützengeräben berichten. Die Anlage war jedoch auf drei 'Tornister' verteilt (zwei für die Aufzeichnungsanlage und einer für die interessante Mischeinrichtung). Der Auftragsbestand der Wehrmacht an die AEG lag 1942 bei nicht weniger als 1185 Anlagen für den Tonschreiber Berta. Mit 400 weiteren rechnete man für 1943.
Die RRG nahm sich desselben Typs an und nannte ihn R23. Er jedoch war grundsätzlich mit Gleichstromvormagnetisierung ausgestattet, wobei es auch bis zum Ende des Krieges blieb, obgleich Braunmühl-Weber ein Hf-Modernisierungsprojekt vorhatten. Stattdessen realisierten sie ein Reportagemagnetofon Typ R26, das auch in etwas größerer Stückzahl als Hf-Magnetofon gebaut und ebenfalls noch nach dem Krieg verwendet wurde. Die in größerer Stückzahl vorhandenen Tonschreiber Berta wurden bei Wiederaufbau des Rundfunks in Ost und West gleichermaßen sofort auf Hf-Vormagnetisierung umgestellt und im normalen Sendebetrieb verwendet und infolgedessen auch fortentwickelt. Sie belebten übrigens auch die Spulenszene von neuem, denn obgleich der Bobby-Knebel seine Urständ wohl auf den Batterie-Tonschreibern der Herren vom Militär feierte, sind die Tonschreiber immer eine Domäne der Flanschspulen geblieben.

Hans-Joachim
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#5
Hinterbandkontrolle und Dreimotoren Antrieb war ja schon fast von anbegin der Technik verfügbar. Ich würde mich nicht wundern wenn das erste überhaupt in Serie gebaute Tonbandgerät von AEG schon in den 30ern soetwas hatte.
Die 26.5 cm Spulen kamen wohl in den 50ern. Vorher war es kleiner (25cm, ein AEG Versuchsgerät.) oder grösser. (14" etwa 35cm beim Ampex 200 1949.)

MfG Matthias
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#6
Das erste Autoreverse war Ende der 60er eine Saba. Wie die genau heißt, weiß ich leider nicht.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#7
Die SH 600? War das wirklich die erste? Oder waren da schon die Japaner da?
Michael(F)
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#8
War nicht die Saba TK75 schon Autoreverse, also über Schaltfolie? Müßte ich glatt mal antesten.
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#9
SH 600 könnte sein. Ich habe nähmlich bei uns in der Nähe im "Klingenden Museum" eine SABA gesehen, die ausdrücklich als erstes Autoreversegerät beschreiben wurde. Leider fällt mir der Modellname nicht mehr ein, aber SH 600 könnte es sein. Es ist auch noch geschreiben, das diese über die Schaltfolien umschaltet.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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