Authentische Aufführungspraxis mit Original-Instrumenten
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Irgendwelche "Klassik"-Fans hier? Liebhaber der sog. "Alten Musik" oder der Barock-Musik? Nicht nur, um ein weniger frequentiertes Board des Forums zu beleben, sondern vor allem aus echtem Interesse an einer für mich neuen Sache und in der Hoffnung auf kompetente Antworten möchte ich gerne ein Thema anschneiden, das vor Jahren für Furore gesorgt hat und nun soweit wieder beruhigt ist, daß man einen Rückblick wagen kann. Es geht um die Aufführung von Werken mit Original-Instrumenten.

Als Komponisten wie Monteverdi oder Johann Sebastian Bach ihre Werke schufen, sahen die Instrumente anders aus als heute, besser gesagt: sie klangen anders, weil sie anders gebaut waren. Auch die Aufführungspraxi (?, die Lateiner mögen korrigieren) waren anders, dazu kommt, daß ein Werk nicht Note für Note wiederholgenau nachgespielt wird sondern interpretiert. Das beinhaltet auch einige künstlerische Freiheiten. Diese haben sich die Interpreten mal weniger mal mehr genommen. Die Werke haben sich also im Laufe der Jahre geändert, der eine lernte vom andern und der Komponist, der allein hätte Auskunft geben können darüber, ob seine Intentionen getroffen wurden, lag schon längst unter der Erde und war somit verhindert. Was würde er heute dazu sagen, wenn er hören könnte?

Vor einigen Jahren nun gingen Musiker daran, sich bei der Aufführung der Werke an den damals üblichen Gegebenheiten zu orientieren. Vor allem der Dirigent Nicolaus Harnoncourt machte durch seine mit Originalinstrumenten musizierenden Orchester von sich reden. Andere taten es ihm gleich. Ähnlich wie bei der Einführung neuer Technologien bei der Musikwiedergabe (Stereo, Digital) entspann sich ein Disput über die richtige Religion der Aufführungspraxis.

"Endlich!!! Die Wahrheit!!!", jubilierten die einen, denen es nicht authentisch genug sein konnte.
"Grässlich!", riefen die anderen, "Wie kann man unseren ..xy.. so entstellen und verhunzen?"
Dazwischen Laien wie ich, die sich bei allem Respekt vor dem Bemühen um historische Richtigkeit doch zu sehr mit dem Gewohnten angefreundet hatten, als daß sie das neue Alte hätten auf Anhieb goutieren können. So hörte man diese authentisch musizierte Musik mitunter mit den gleichen Gefühlen, mit denen man eine ökologisch korrekte Voll-Korn-Dinkel-Laugenbrezel vertilgt, zu der man aus ernährungswissenschaftlichen Gründen nicht "Nein" sagen darf, obwohl sie einem nicht so richtig munden will.

Es ist in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig, ein Werk, das man bisher von einem donnernd gespielten Flügel gehört hatte, auf einmal von einem leise und weich klingenden Cembalo zu vernehmen. Ebenso war es für mich überraschend zu erleben, daß eine Barock-Orgel transportabel ist und bei Kirchenkonzerten vor dem Altar neben dem Orchester aufgebaut wird, dessen Bestandteil sie ist. Wenn man gewohnt ist, daß die Königin der Instrumente den rückwärtigen Kirchenraum beherrscht und aus der Tiefe des letzteren für Schalldruck sorgt, so ist man schon irritiert zu hören, wie unauffällig dieses sonst so dominierende Instrument im Orchester manchmal fast untergeht.

Mittlerweile sind Aufführungen und Aufzeichnungen von mit Originalinstrumenten gespielter Musik ein selbstverständlicher Teil des Musikgeschehens. So scheint es mir zumindest. Die großen Diskussionen sind vorbei, Zeit also, Facten und Wissenswertes zusammenzutragen, vielleicht auch die eine oder andere interessante Empfehlung auszusprechen.

Hat jemand Lust?
Michael(F)
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[Kein Betreff] - von Michael Franz - 21.11.2004, 12:23
[Kein Betreff] - von Frank - 21.11.2004, 14:51
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[Kein Betreff] - von PhonoMax - 14.07.2005, 16:59
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[Kein Betreff] - von Markus Berzborn - 14.07.2005, 19:08

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