Ersatz von Antriebsriemen
#1
Ganz allgemeingehalten möchte ich einige Aspekte zu o.g. Thema als Diskussionsgrundlage anbieten.

Wir kennen Rund-, Flach- und Vierkantriemen, Zahnriemen, Federpeesen, Flechtschnur aus verschiedensten Materialien als die hauptsächlichsten Kraftübertragungselemente bei den meisten Bandmaschinen. Einmotorer sind unbedingt darauf angewiesen, Dreimotorer können gänzlich darauf verzichten.
Theoretisch kann man eine einmotorige Maschine kpl. ohne Riemen bauen, wenn man einen Capstanmotor einsetzt von dessen Schwungmasse über zwei Reibradgetriebe die Antriebe der Wickeldorne Energie erhalten. Das Zählwerk kann sinnvollerweise direkt vom Band betrieben werden. Praktisch wäre so ein Konzept aber als Murks abzutun - mit einer Ausnahme: dem Zählwerkdirekt-antrieb. Widmen wir uns also dem klassischen Riemengetriebe.

Antriebskonzepte die ohne eine Spannrolle bzw. Verschiebe- oder Schwenkmöglichkeit des Motors arbeiten wollen wir als Gruppe 1 bezeichnen.

Konstruktionen mit einer der genannten Verstellmöglichkeiten werden somit der Gruppe 2 zugeordnet.

Riemen der Gruppe 1 m ü s s e n immer aus homogenem Material mit einer bestimmten Dehnbarkeit bestehen.

Riemen der Gruppe 2 k ö n n e n aus dehnbarem homogenen oder aus nahezu undehnbarem Verbundmaterial sein.

Zur Gruppe1: Der klassische Riemen ist der Rund- oder Vierkantriemen aus einer Gummimischung. Solange das Gerät +/- regelmäßig benutzt wird hat so ein Riemen eine erstaunliche Lebensdauer. Wehe aber, die Maschine wird für ein paar Jahre ins Regal gestellt - dann gibt der Riemen meist auf. Er ist i.d.R. partiell versprödet. Kein Problem, wenn man die exakte Riemengröße aus den Herstellerunterlagen kennt aber was, wenn die Maße unbekannt sind?

Die korrekte Handelsbezeichnung von Rundriemen nennt ihren theoretischen Innendurchmesser x der Stärke, dem Materialdurchmesser. Letzteres ist kein Problem aber wie kann man den exakten Innendurchmesser ermitteln?
Ist das Altteil kpl. vorhanden wird es aufgeschnitten und die Gesamtlänge in mm festgestellt; dividiert durch 3,14 ergibt einen annähernd brauchbaren Wert. Ich rate dringend davon ab von diesem Wert pauschal 10% abzuziehen! Das kann bei sehr langen Riemen richtig sein, je kürzer die Gummischnur aber ist umso kritischer wird es jetzt für den Antrieb. Schlimmstenfalls riskiert man den Motortod.
Von dem errechneten Durchmesser ausgehend kommen zwei bis drei Ring-größen die jeweils 2 bis 5mm kleiner sind in die nähere Auswahl. Und dann wird, mit dem größten beginnend, das Laufwerk auf alle Funktionen, Geräusche, Vibrationen, Motorstrom und Temperatur ausgiebig getestet, danach alles kpl. Zusammengebaut. Wird ein 24h Dauerlauf problemlos durchgestanden ist die Riemengröße richtig. Auf dem Chassis oder der Abdeckung ist der beste Platz um die ermittelte Riemengröße für die Nachwelt zu notieren. Außerdem gibt es ja noch das Zentrale Riemen- und Andruckrollenregister!

Es gibt Riemenstärken, die ich nicht ohne weiteres beschaffen kann. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es gelingt mit dem nächststärkeren und etwas längeren Gummi oder es muß eine Federpeese herhalten. Die kann aus alten Simmeringen leicht beschafft werden. So ein Ding hat den unschätzbaren Vorteil daß es beliebig kürzbar und mit seinesgleichen ebenso verlängerbar ist. Somit für Testzwecke prädestiniert. Da diese Federn eine Stärke haben welche meist geringer ist als diejenige der originalen Gummis passen sie prima in die Spurrillen aller Seilscheiben hinein. Es mag etwas fummelig sein, hat aber einen Riesenvorteil: die offene Feder kann einfach überall durchgeschoben werden ohne etwas demontieren zu müssen wie das beim Endlosgummi dann oft der Fall ist. Durch kürzen tastet man sich schrittweise an das optimale Maß heran. Dieses ist dann erreicht, wenn die Feder überall glatt anliegt ohne gestreckt zu sein, d.h. der Zug darf nur so groß sein daß die einzelnen Windungen noch vollkommen aneinander liegen. Das ist u.U. recht langwierig liefert aber die besten Resultate. Jetzt wird die Feder so ausgebaut wie es bei einem Riemenwechsel abgehen würde (keinesfalls darf sie auseinandergedreht werden!) und an einer Stelle eindeutig markiert. Auf einem Meßstab kann sie jetzt ohne zu dehnen abgerollt werden und aus diesem Maß wird nun der Durchmesser errechnet. Das weitere Vorgehen ist dann wie oben beschrieben.

Weiter gehts demnächst! Das soll keine Drohung sein;-)
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#2
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Bei revoxman.ch fand ich folgenden Beitrag:


>>Antriebsriemen


Antriebsriemen für Tonbandgeräte

zu beziehen bei
Alfred Kirchner Dipl. Ing. (FH) kikon@t-online.de

Bietet Antriebsriemen z.B. für Tonbandgeräte, Plattenspieler, Projektoren, Kleinmaschinen in rund, viereckig und flach, fabrikfrisch aus industrieller Neufertigung.

Es sind “elastische” Riemen, die früher aus Gummi hergestellt wurden und heute aus bestgeeignetem Kunststoff.<<


Vielleicht kann der Eine oder Andere Naktar aus dieser Blüte saugen.....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Guten Morgen,

ich habe noch per Zufall einige (9 Stk.) nicht benutzte Antriebsriemen bei mir gefunden. - Lieder weiß ich nicht genau, von welchen Bandmaschinen sie sind. Vermute aber stark, es kann sich nur um UHER oder UHER-Report-Maschinen handeln. (da ich diese Geräte u.a. hatte)
Der Durchmesser beträgt: 5,5 - 6,5 - 7,7 - 8,3 - 10,3 und 10,7cm.

Wér Interesse hat, kann sie kostenlos bekommen.

Es grüßt Euch, Euer Gunther
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
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#4
Heute, nach längerer Sendepause, nur mal ein kurzer Hinweis:
Ersatzriemen für die RFT-Geräteserie "SMARAGD" Typ 2 bis 6 können von mir als frische Neuware geliefert werden. Für die KB100-II wird in Kürze ebenfalls eine erste Serie produziert werden so daß dieses Problem auch aus der Welt wäre. Da ich aber diese Peesen erst noch ausgiebig testen muß mögen sich die KB100-II-Maschinisten bitte noch etwas gedulden.
Wenn jemand über ein KB100-I und ein -II verfügt bitte ich um eine kurze Nachricht; weiteres später.
Alle diese Flachriemen werden aus erstklassigem Chloroprenkautschuk hergestellt und sind dem Originalmaterial haushoch überlegen. Ich habe noch einige neue Kunststoff-Originalriemen aus DDR-zeiten am Lager, da kann man wunderschön vergleichen.

Ergänzung am 13.12.04:

Es sind mittlerweile neue Flachriemen für die Geräte SMARAGD BG20-2 bis -6 sowie für die Geräte KB100 und 100II lieferbar. Ebenso sind neue Flachriemen für die Laufwerke der TESLA B4-Serien lagerhaltig.

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#5
Hier zwei nun wirklich schon alte Beiträge aus der FUNKSCHAU zum Thema, vielleicht hilft es was.

Hartgewordene Antriebsriemen in Tonbandgeräten
1961-11-01 / FUNKSCHAU 1961 / Heft 21 Seite 1195

Bei schlecht arbeitenden Tonbandgeräten trifft man häufig hartgewordene Gummiriemen für den An-trieb und das Bandlängenzählwerk an. Nach längerer Lagerung, vor allem in kalten Räumen, findet man hartgewordene und mit Eindrücken der Laufrollen behaftete Antriebsriemen bereits bei noch unbenützten Geräten. Die Folge sind Schlagen, Rutschen und teilweise vollständiges Aussetzen des Antriebs
Ist kein Ersatz vorhanden, so lassen sich solche Riemen durch Eintauchen in heißes Wasser wieder gebrauchsfähig machen. Dazu ist aber ein Ausbau notwendig, der leider bei vielen Gerätetypen nur umständlich und vor allem sehr zeitraubend vorgenommen werden kann. Mit dem Warmluftstrom aus einer Luftdusche (Fön) lassen sich alle Gummiriemen auch eingebaut im Gerät leicht erwärmen. In Sekundenschnelle verschwinden alle Verformungen, und der Riemen erhält seine ursprüngliche Län-ge und Elastizität zurück.
Mit dieser Methode wird viel kostbare Zeit gespart, die das Auseinandernehmen des Gerätes erfor-dern würde. Alle ähnlichen Antriebsriemen können so behandelt werden, nicht nur die von Tonband-geräten.
Ein Gerät allerdings, dessen Antriebsriemen durch jahrelangen Gebrauch bereits ganz brüchig ge-worden sind, läßt sich nicht mehr auf diese Weise instand setzen. Hier wird nur das Auswechseln des gesamten Riemensatzes zuverlässig helfen. Theo Ochsenwadel

Rutschende Riemen in Tonbandgeräten
1962-05-01 / FUNKSCHAU 1962 / Heft 9 Seite 549

In älteren Tonbandgeräten beginnen häufig die Übertragungsriemen oder Gummipeesen zu rutschen. Besonders auf Rundriemen zeigt sich dann ein mikroskopisch feiner Abrieb der Aluminium-Antriebsscheiben. Dieser füllt die Poren aus und macht die Riemen allmählich so glatt, daß sie wie geölt erscheinen. Die Riemen müßten dann ausgewechselt und die Scheiben gereinigt werden. Das erfordert meist, konstruktionsbedingt, umfangreiche Demontagearbeiten. Vielfach sind keine Ersatzriemen zur Hand und nun wird versucht, durch Aufrauhen der Riemenscheiben mit Schmirgelpapier oder Ein-kratzen von Querrillen, Abhilfe zu schaffen. Manchmal hilft es für kurze Zeit. Tonbandgeräte, die Werkstätten in kleineren Orten ohne Möglichkeit der schnellen Ersatzteilbeschaffung durchlaufen, zeigen oft die Kratz- und Schmirgelspuren verzweifelter Techniker.
Es gibt aber ein einfaches Mittel, Riemen und Scheiben zu säubern: Watte und Leichtbenzin. Man nimmt einen benzingetränkten Wattebausch und reibt Riemen und Riemenscheibe gründlich ab. Der Wattebausch muß mindestens vier- bis fünfmal erneuert werden, bis er sauber bleibt und damit anzeigt, daß alle Abriebreste von Scheibe und Riemen verschwunden sind. Wenn sich der Riemen nicht im Laufe der Zeit gedehnt hat, zieht nach dieser Behandlung der Antrieb wieder einwandfrei durch. L. Sengewitz

Ganz ohne Garantie und wirklich nur als Tipp zum Ausprobieren: Magnetband als Ersatz für Riemen!

Rückseitenmattiertes Studioband (50 µm-Band) ablängen, so zusammenkleben, dass die Mattierung nach "innen" kommt, auf der Schicht kleben. Ein Bekannter hat mit dieser Methode zumindest das Zählwerk seines Tonbandgeräts wieder zum Laufen gebracht. Ob's auch anderswo hilft?
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#6
@ Friedrich Engel:

Die Tips von 1961/62 sind bis auf die letzte abenteuerliche Variante prinzipiell richtig aber zumeist heute nicht mehr empfehlenswert.

Wenn 30-, 40- oder gar 50-jährige Patienten auf dem Tisch stehen dann gibt es nur eine vernünftige Möglichkeit: Ersatzbestückung.
Um einen Rundriemen ohne Montagearbeit, vielleicht auch nur probeweise zu ersetzen gibt es eine Universallösung: Die Federpeese - dazu ist mehr in meinem Beitrag vom 27.April nachzulesen.

Wir sollten nicht auf die Konstrukteure der damaligen Geräte wettern sondern ganz realistisch davon ausgehen, daß ein simpler Antriebsriemen genauso ein Verschleißteil ist wie eine Kontrollglühlampe oder eine Sicherung. Da fällt ja auch niemand aus allen Wolken wenn so ein Teil nach 5, 10 oder 20 Jahren abraucht.

Genauso sehe ich die Problematik der Treibriemen.
Tips für eine Wiederbelebung sind gut und schön aber in meinen Augen bleibt so etwas Murks. Es gibt keine Notwendigkeit solche Fummelei zu praktizieren. Anders gesagt, solange Ersatz möglich ist sollte er bei vertretbarem Preis auch akzeptiert werden. Und was das betrifft kenne ich nur ein Negativbeispiel: UHER report 4000.

Was die im Artikel angesprochene "komplizierte Montage" betrifft so kann das m.M. nach kein Argument sein. Jedes Tonbandgerät ist ein in sich kompliziertes Präzisionsgerät. Sowohl was die Mechanik als auch die Elektrik betrifft. Laienhafte Eingriffe in die Elektrik haben den Vorteil, daß sie oftmals wieder reversibel sind wohingegen eine unsachgemäß vermurkste Mechanik schnell in Richtung Schrottkiste tendiert da es kaum noch beschaffbare Neuteile gibt.

Wer also meint, über das entsprechende Fachwissen UND die erforderlichen Meß- und Prüfmittel zu verfügen kann sicher jede Reparatur erfolgreich abschließen. Wo diese Voraussetzungen nicht gegeben sind gehört viel Mut dazu eine intakte Mechanik zu zerlegen um sie anschließend wieder korrekt zusammen zu bauen und ggf. neu zu justieren. Allerdings sind die mir bekannten deutschen und tschechischen Bandgeräte größtenteils so konstruiert, daß ein Riemenwechsel mit minimalstem Aufwand an Meß- und Prüfmitteln erfolgen kann.

Ein unschätzbares Hilfsmittel für jeden Selbermacher ist eine Digitalkamera mit der die einzelnen Arbeitsschritte systematisch dokumentiert werden können. So sollte sich jedes Detail des Ausgangszustandes wieder herstellen lassen.
Ich mach das auch gelegentlich bei seltenen Geräten von denen ich keine Reparaturunterlagen besitze und fahre ganz gut damit. So lassen sich vor allem die Lagefixierungen von frei verlegten Kabeln gut reproduzieren.
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