Analoge VU oder LED oder Fluoreszenz?
#1
Beeinflußen dieserlei Meßinstrumente nicht -wenn auch geringfügig- Aufzeichnung und Wiedergabe? Ist dies vielleicht der Grund, warum bei vielen TBs die VUs bei Wiedergabe tot sind? Sind LED und Fluoreszenz nicht sogar noch übler, da sie m.W. das Signal verstärkt erhalten müssen?

Oder anders gefragt: würde es hörbar besser klingen, auf LED zugunsten der analogen VU-Meter bzw., gänzlich auf Instrumente zu verzichten?
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#2
Meines Wissens benötigen alle Anzeigegeräte - egal ob Zeiger oder LED /LCD eine vorgeschaltete Anpassungs- oder Verstärker-Elektronik.

In der Theorie kann diese auch den Klang verschlechtern, vor allem dann, wenn sie schlecht gemacht ist. Das wäre aber egal, denn dann wurde der Klang schon bei der Aufnahme verschlechtert, wo man auf die Anzeigen nicht so ohne Weiteres verzichten kann.

Ich bin der Meinung, daß Du keinen Unterschied hören wirst. Das Mitlaufen der Aussteuerungsanzeige wünsche ich mir, um bestehende Aufnahmen kontrollieren zu können. Abschalten möchte ich, weil ich bei hochpegeligen Aufnahmen meine VU-Meter nicht ruinieren möchte.
Michael(F)
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#3
Hallo highlander,

Deine Frage verstehe ich nicht ganz, hat das was mit Voodoo zu tun? Die Signale werden üblicherweise aus dem Nutzsignal so ausgekoppelt, dass es keine Rückwirkungen geben kann. Bei der Aufnahme sind allerdings klassische Zeigerinstrumente im Nachteil, weil sie konstruktionsbedingt träger sind, als masselose Anzeigen, wie LED und Fluoreszenz.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#4
Mir hat mal jemand etwas anderes erzählt, nämlich daß eine Auskopplung eben nicht möglich sei. Wenn wirklich eine Art verlustfreie Weiche die VUs versorgt, dann ist ja alles in Butter Big Grin

Auch ich mag es, wenn die Instrumente bei Wiedergabe zappeln und ich würde sie manchmal aus den gleichen Gründen wie Michael abschalten wollen...bevor die Zeigerlein noch abbrechen, wenn sie bei + 10dB gegen die Mauer knallen...
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#5
Smile Wink
Ganz klar,
wenn so ein VU-Meter-Zeiger ins unkontrollierte Schwingen gerät, so wirkt er als Generator, erzeugt Strom und speist diesen in den Wiedergabezweig zurück. Das hört man natürlich, wenn man es hören will Wink

Warum haben wir diese ganzen Diskussionen nicht schon vor 20 Jahren geführt? Die Bandmaschine wäre nicht verschwunden, sondern hätte als Voodoo-Kult-Maschine den gleichen Status wie die Plattendreher Wink Jetzt ist dieser Rückstand nicht mehr einzuholen, die Bandmaschine hat ihr Image weg: Durch und durch technisch und normal! Wink
Michael(F)
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#6
Sicherlich sind tragbare Radiorecorder nicht der Maßstab. Ich habe von RFT einen SKR500 mit analogen Zeigerinstrumenten und einen SKR501 mit LED. Ansonsten sind die Geräte weitgehend identisch. Beim 501 lassen sich die LEDs auch abschalten, das hat bestimmt nichts mit der Wiedergabequalität zu tun, eher mit dem Strom sparen bei Batteriebetrieb. Bei beiden Geräten leuchten die Skalenlämpchen bei Netzbetrieb dauernd und bei Batterie nur auf Tastendruck. Bei beiden Geräten sind die Anzeigen auch bei Wiedergabe aktiv, wenn nicht abgeschaltet (501) Beim 500 wird das linke Instrument beim Betätigen der Beleuchtungstaste im Batteriebetrieb zur Zustandskontrolle der Batterie verwendet, beim 501 ist dafür auch eine LED vorhanden, die beim Unterschreiten eines bestimmten Wertes der Betriebsspannung erlischt. Einen Klangunterschied habe ich nicht bemerkt, weder zwischen beiden Geräten noch beim Ausschalten der LEDs (501)
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#7
Auch beim Akai GX 95 / 75 läßt sich das Display abschalten. Kenwood hatte das auch und, um auf den Woodoo-Einwand zurückzukommen, die Zeitschriften und Hersteller beuteten dies ganz genauso aus! Abschalten = puristischer = besser Wink
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#8
Theoretisch hat alles,was irgendwie mit dem Audiosignal in "Kontakt" kommt auch Einfluß auf dieses.Fragt sich nur in welcher Größenordnung.
Das fallende Herbstlaub hat schließlich auch einen Einfluß auf die Erdrotationsgeschwindigkeit!
Praktisch haben Pegelmesser,wenn sie denn welche sind,keinen Einfluß auf das Nutzsignal.
PM besitzen einen eigenen "Messverstärker" mit interner Logarithmierung und Zeitkonstanten für die Anstiegs-bzw.Abfallzeit(Peak bzw.Peak-Hold).
Dieser Anzeigeverstärker hat einen hochohmigen Eingangswiderstand und liegt entkoppelt parallel zum Linien-Signal,wie z.B.auch ein Monitorverstärker,d.h.er stellt zwar eine "Belastung" für das Signal dar,aber eine vernachlässigbar kleine,stets einkalkulierte.
Natürlich gab es einfache Tonbandgeräte-Konstruktionen,wo ein "Zappelmax"(Pegelanzeiger) ohne viel Aufwand,entkoppelt über einen Widerstand und eine Diode zur Gleichrichtung,im Aufnahmesignalweg hingen,welche sicher das Nutzsignal mehr belasteten,als ein "richtiger" Pegelmesser.Grundsätzlich waren selbst diese "Pegelschätzer" als Last im Signalweg einkalkuliert und hatten keinen hörbaren negativen Einfluß auf das Signal.
Die Pegelanzeige nur bei Aufnahme einzuschalten,vereinfachte den notwendigen Schaltungsaufwand in Heimtonbandgeräten.Im Grunde braucht man diese Anzeige nur zur Kontrolle der Aussteuerung während der Aufnahme.

Das jeweils verwendete Anzeigeprinzip(VU/Peak)hat dabei keinen Einfluß auf die Art der Beeinflussung des Signals,da die "belastende" Eingangsschaltung im Prinzip gleich ist.

Gruß Bernd
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#9
afaik leuchten floureszenzanzeigen nicht konstant, sondern sie osziliieren. Dies läßt sich beobachten, wenn durch einen drehenden Ventilator auf die Anzeige geblickt wird. Dieses "Anzeigenflimmern" kann Rückwirkungen auf die restliche Elektronik, u.a. durch Antennenwirkung haben. Einige Geräte (DAT, CD) haben daher abschaltbare Displays.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
auch das halte ich für Voodoo. Die Fl.-Anzeigen werden im Multiplexbetrieb angesteuert, ja. Dazu gehört dann ein Mikrocontroller, der die MP Signale erzeugt, der hat i.A. auch noch weitere Aufgaben, z.B. werden die Tasten auch mit den selben MP-Signalen abgefragt. Wenn da was abgeschaltet wird, dann wohl nur die Anzeige selber, die ist aber passiv. Wenn man soweit gehen wollte müßte man dann wohl auf jegliche Nutzung von Prozessoren verzichten. Bei einem anständigen gerät sollte aber die Schaltung so ausgelegt sein, dass eine Störung nicht auftritt.
gruß dieter
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#11
Hallo Tonband-Freunde, hallo Andreas,

wenn die VU-Meter wie bei Teac bei Wiedergabe hinter dem Ouput Level Regler liegen, kann man bei hoch ausgesteuerten Aufnahmen einfach zurückregeln. Allerdings gehören die Teac Tascam Maschinen selbst zu den sehr hoch aussteuernden Maschinen. Somit muß man meistens bei Fremdaufnahmen weiter aufdrehen. Das ist durch die Cal. Stellung bei 3/4 aber auch möglich.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#12
Die Abschaltmöglichkeit der Pegelanzeigen findet man bei Geräten mit den oft recht grell leuchtenden Peak-Metern,um die Koleriker unter den Betreibern nicht noch in den Wahnsinn zu treiben.

In ein gemütliches Wohnraumambiente mit gedämpfter Lichtstimmung fügt sich ein Gerät,ohne nervös zuckende Peak-Meter-LED-Zeilen,meistens harmonischer ein.
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#13
Bei meinem Onkyo TA-2870 ist die Fl.-Anzeige auch dimmbar (allerdings nur voll - mittel -aus). Das ist vorallem wenn es recht dunkel ist praktisch. Soviel ich weiß werden Fl.-Anzeigen mit Wechselspannung betrieben. Aber für was ist eigentlich die eingebaute Heizung da?
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#14
Liebe Mitleser

nachdem ich die Diskussion eben einmal durchlas, fand ich das, was offenbar auf den Nägeln brennt, doch recht vielsagend....; aber vielleicht stehe ich mit meinen Ansprüchen doch ein wenig zu diesseitig und krautstampfend auf der Erde.

Erste Frage:
Wozu dienet dieser Unrat (der Aussteuerungsmesser)?
Antwort:
Zur Aussteuerungsmessung; auch bei Magnetbandgeräten hilft dies der Vermeidung von Übersteuerungen, die beim analogen Magnetbandverfahren nach komplizierten Regularien erfolgt, mit denen man sich eigens beschäftigen muss; je niedriger die Bandgeschwindigkeit gewählt wird, umso dramatischer ist das. Dabei sollte der Anzeiger nebst Verstärker auch dahingehend helfen, dass der Übertragungskanal 'magnetische Tonaufzeichnung' in seinen individuellen Möglichkeiten ausgenützt, also auch nicht unterfordert wird.

Zweite Frage:
Gibt es Vereinbarungen, Erkenntnisse, Einsichten (vulgo: Normen), die den Kompromiss 'Aussteuerung' sinnvoll von Ballast befreien?
Antwort:
Ja, die gibt es. Man sollte sich -wenn irgend möglich- danach richten.

Dritte Frage:
Gibt es aufgrunddessen Präferenzen für eine 'nützliche' Anzeige?
Antwort:
Ja, die gibt es auch.

Prinzipiell sollte ein Aussteuerungsmesser wenigstens einen Dynamikumfang von 45 dB anzeigen, eine Integrationszeit (Messzyklusdauer) von 10 ms haben, frequenzlinear (oder notfalls in Abhängigkeit der Aussteuerbarkeit des jeweiligen Bandmateriales) anzeigen, einen geringen Temperaturgang, relativ hohe Genauigkeit und eine große Skala besitzen und vor allem ermüdungsfrei abzulesen sein.
Der große Skalenumfang von 45-60 dB ist mit herkömmlichen Mitteln (also ohne eine Logarithmierung der Anzeige) nicht erreichbar und kippte bei den Amateuren praktisch von Anfang an (also schon seit der Röhrenzeit). Dasselbe gilt für die Integrationszeit, die bei den 'magischen Bändern und Augen' irgendwas war und bei den VU-Metern normgemäß (ANSI C16.5.1961) 300 ms betragen soll. Lautstärkenverhältniseindrücke kann man dadurch gut auf Pegelwerte übertragen, eine solide Aussteuerung ist meiner Ansicht nach mit VUs nicht möglich. Nachdem VU-Meter -sie müssen im Frequenzgang engen Toleranzen gerecht werden: 25-16kHz bei +/- O,5 dB!- zumeist sehr einfache Verstärker erhalten, boten sie sich beim Umstieg auf die Transistortechnik als Anzeiger geradezu an, ohne dass man etwas neues hätte entwickeln müssen. Zudem waren die Amerikaner die VUs obigen Zuschnittes seit 1961 gewöhnt, ja wurschtelten sich damit sogar durch den Beginn der Digitalzeit. Die für die Anzeige erforderliche Gleichrichtung wird dann zum Problem, wenn man mehr als 30 dB Dynamikumfang korrekt zur Anzeige bringen will.

Dies ändert aber nichts daran, dass Spitzenspannungsmesser dem Magnetofon und besonders dem Cassettenrecorder mit seiner delikaten Technik eigentlich angemessen, leider aber auch recht teuer sind. "Was tun", sprach Zeus? Am besten garnix, denn der dumme Kunde frisst's schon. Außerdem spart man sich die endlos langen Erklärungen dazu in der Bedienungsanleitung, die der Kunde ohnehin nicht liest. Weckt man schlafende Hunde, dann beißen die vielleicht auch noch. Da könnte ja jeder kommen.

Das Billigerwerden von LED- und Fluoreszenzanzeigen brachte die Spitzenspannungsmesser zur Hochzeit der HiFi-Bewegung wieder in die Konstrukteurs-Diskussion, wobei trotz allem fast durchweg wieder nur kleine Anzeigen mit geringem Dynamikbereich (Revox 710 als gewisse Ausnahme: 40 dB, 10 ms, linearisierte Doppelweggleichrichtung) eingesetzt wurden. Immerhin kümmerte man sich aber zumindest auf engagierter Seite um die oben genannten 10 ms, die einen wirklich sinnvollen Kompromiss zwischen den Eigenschaften und Erfordernissen des menschlichen Ohres und des Magnetbandverfahrens darstellen.

Einem Ausseuerungsmesser ist in der Regel ein eigener Verstärker vorgeschaltet, der dies Messwerk von der voraufgehenden (und mit der hörbaren NF geteilten) Stufe rückwirkungsfrei entkoppelt. Hier ist nichts an klanglichem Matsch zu erwarten. Selbst wenn kein Trennverstärker existiert, ist der Innenwiderstand des Messwerkes hoch (Faktor 10) gegenüber der Quelle, die für die elektrische Information angezapft wird. Eine elektrogeneratorische Einwirkung auf diese Stufe ist damit auszuschließen. Läge sie vor, müsste man den Konstrukteur noch heute dafür vor das elektronische Ehrengericht zerren, weil erstens eine dann prinzipbedingt ungenaue Messung 'dat Dingen mit dän Zeigern' überflüssig machen, zweitens die Stufe einfach durch die Belastung durch ein zu niederohmiges Messwerk ein nicht mehr vorhersagbares Verhalten zeigen würde. So dusselig ist aber kein Schaltungsentwerfer.

Wer sich für interessante Schaltungen interessiert, kann mir ein Mail schicken, ich habe einiges gesammelt. Außerdem könnten wir natürlich auch hier einiges diskutieren, sofern Nachfrage seitens der pathologischen Lötfreunde oder anderer Wissensbedürftiger besteht. Bürklin, Reichelt, Schuricht und das blaue C werden's vielleicht gar mit Freuden hören.

Hans-Joachim
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#15
Zitat:The_Wayne postete
Bei meinem Onkyo TA-2870 ist die Fl.-Anzeige auch dimmbar
Bei der Pioneer RT 909 ist die Anzeige auch (einstufig) dimmbar Wink

@PhonoMax

Ich habe gehört, daß in Studios Mischpulte mit Lichtanzeigen (Drehspiegel?) ähnlich wie bei den Kassettendecks von Alpine eingesetzt wurden. Beispiel:

http://www.sabinebendlin.de/tonbandwelt/big/106.htm

Sind das nun die 'gehörphysiologisch' sinnvollsten Instrumente?
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#16
Und wie sieht es aus bei Stereo-Geräten, die für beide Kanäle nur ein gemeinsames Anzeigeinstrument verwenden. Seien es nun ältere röhrenbestückte, wie z.B Grundig TK 46 oder etwas modernere mit Zeiger, wie TK745. Meines Wissens nach wird bei dieser Art Geräten aus beiden Kanälen nur ein Summensignal zur Anzeige gebracht. Haut nun links einer auf die Pauke, dann schlägt die Anzeige aus und "kreischt" dann rechts eine Opern-Diva so daß Gläser zerspringen mögen, schlägt sie wieder aus. Wie die Aussteuerung der einzelnen Kanäle nun wirklich ist, kann man bei der Art Geräte doch garnicht richtig einschätzen. Meist haben diese Geräte dann auch nur einen gemeinsamen Regler für beide Kanäle ohne Balance (Tesla B56)
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#17
.
Ich habe mal gehört, dass diese Lichtzeiger, die Andreas ansprach, durch die geringere Masse schneller und genauer anzeigten. Und je weiter der drehbare Spiegel von der Mattscheibe entfernt ist, um so länger iast der Anzeigeweg.


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#18
Je leichter, desto flinker desto größer die Fähigkeit, Peaks anzuzeigen.

Wenn ein Anzeigeinstrument die mechanischen Möglichkeiten hat, Peaks anzuzeigen, so tut es das nicht unbedingt. Das hängt auch von der vorgeschalteten Elektronik ab.
Michael(F)
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#19
Hallo,

Zitat:Ich habe gehört, daß in Studios Mischpulte mit Lichtanzeigen (Drehspiegel?) ähnlich wie bei den Kassettendecks von Alpine eingesetzt wurden.
Sind das nun die 'gehörphysiologisch' sinnvollsten Instrumente?
Die Lichtzeiger nerven auf jeden Fall nicht so maßlos wie diese unsäglichen LED-Mäusekinos. Also ich hatte die Dinger immer gerne, wenngleich sie größenmäßig etwas unhandlicher sind.

MfG

DB
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#20
Da kommen schon wieder so interessante Dinge an die Oberfläche, zu denen ich gerne etwas beitrüge.

Der Lichtzeiger ist eine recht alte Angelegenheit, die man schon in der frühesten (praxistauglichen) Magnetbandgerätegeneration der AEG findet. Wahrscheinlich hatte das damit zu tun, dass die AEG solcherart "Spiegelgalvanometer" auch für Kraftwerksausstattungen anbot und irgendjemand im Hause auf die Idee kam, diese Dinger für die Aussteuerungskontrolle anzubieten. Diese frühen Geräte sahen auch schon weitgehend so aus, wie wir das aus den Tischen der 50er, 60er und 70er Jahre kennen.
Der erste mir bekannte Messverstärker für einen solchen Aussteuerungsmesser war der U10 von 1937, den ich jedoch noch nie gesehen habe. Die mir vorliegende Schaltung aber entspricht (simplifiziert) der des U21, der seit 1950 beim Rundfunk bis zum Ende der Mono-Zeit durchaus häufig auszutreffen war und als komplettes Gerät in meinem Besitz ist.

Lichtzeiger für Aussteuerungszwecke entsprechen an sich hochwertigen Zeigerdrehspulinstrumenten, erhielten aber keinen dynamisch schwer zu beherrschenden Zeiger, sondern auf der Drehspule ein kleines Spiegelchen auf das ein schmaler Lichtstreifen projiziert wurde, den jener Spiegel auf eine Mattscheibe warf, die man im Gegensatz zum Zeiger auch noch aus zwei Metern Entfernung ablesen kann. Um das dynamische Verhalten des Dosenmesswerkes (zumeist Klasse 1 bis 1,5) zu verbessern, schaltete man ihm oftmals eine Spule parallel, womit die Einschwingzeit allein des Messinstrumentes auf unter 100 ms zu drücken war. Weiterhin legte man den Skalenendpunkt in den Bereich des maximalen Zeigerausschlages, wofür es eine Reihe von Gründen gab, die ich hier jetzt nicht diskutiere. Nachdem die 100 ms für übliche Anwendungen noch zu lang waren, und man auch 50 dB (1:300) Anzeigeumfang für nötig erachtete, musste ein eigener Vorverstärker her, von denen ich oben zwei schon recht betagte Typen genannt habe. Mit ihm kann man nun Integrations- und Rücklaufzeit (diese sollte hinreichend lang sein, damit man gut ablesen kann) je nach Bedürfnis separat einregulieren und auch die Logarithmierung vorsehen, so dass notfalls auch noch deutlich mehr als 50 dB (quasi in einem Messbereich, ein Millivoltmeter verteilt das auf 5 Messbereiche!) zur Anzeige gebracht werden könnten.

Davon machte man auch schon bald Gebrauch, denn bereits der U10 von 1937 besaß eine 20-dB-Taste ("0,7/3,0 Neper", man maß damals noch 'Np'), mit dem man die Empfindlichkeit der Messeinrichtung um 20 dB (1:10 = 2,3 Np)) anheben konnte, wodurch leise Signale aus den unteren Skalenbereichen in die Mitte der Skala verlegt wurden. Als 1940/41 das Magnetophon die Qualitätsparameter des Geräuschspannungsabstandes in bei Speichern bislang unbekannte Gefilde verschob, waren auch Betriebsmessungen bzw. -abschätzungen des Geräuschspannungsabstandes über Band mit Hilfe des Aussteuerungsmessers nicht nur möglich, sondern auch geboten.

Die Techniken in den Messverstärkern blieben im Grunde lange gleich, denn selbst die Elektroniken von Fluoreszenzanzeigen und diejenigen von Bildschirmanzeigen (für Mehrkanalbandgeräte) stellten sich denselben Problemen, weshalb auch die Lösungsansätze denjenigen der frühesten Zeit entsprachen. Als die Digitaltechnik kam, veränderten sich die Mittel 'ein wenig', die Integrationszeit wurde auf 1 ms bzw. 0,1 ms gesenkt, die thermische Stabilität der Anzeigeverstärker nahm erheblich zu, wobei hinsichtlich der Ablesung die Präferenz Bargraph oder Lichtzeigerfleck bei Tonmeisters durchaus umstritten war. Wenn dann allerdings ein modernes RTW-Peakmeter sowohl eine Umschaltung der Integrationszeit für analoges Magnetband (10 ms) bzw. digitale Medien (0,1 ms) in einem Gerät ansonsten üblicher Aussattung, sowie die Speicherung von Maximalwerten und das Einblenden von Skalenmarken bei minimalem Gewicht anbot, fiel der Umstieg leicht, zumal die Preise geringer waren als die eines Doppellichtzeigers ("Brikett") mit zwei Messverstärkern. Dennoch: Für den Gegenwert eines RTW 1109 bekam man wohl etwa eine komplette B77.

Die gehörsphysiologisch sinnvollsten Instrumente -diese Aufgabe wäre ja nun eigentlich im Messverstärker anzusiedeln- sind diese Geräte nicht, weil ihre Aufgabe darin besteht, die dynamischen Möglichkeiten des Übertragungskanales möglichst sinnvoll zu nützen, ihn niemals zu über- und möglichst selten zu unterfordern. Für gehörsphysiologisch sinnvolle Maßnahmen verlässt (eher verließ) sich der Tonverantwortliche lieber auf seine Kenntnisse als auf ein Messgerät, zumal sich das menschliche Ohr unter recht genau beschreibbaren Bedingungen als Spitzenwertempfänger und anderen, ebenso genau beschreibbaren, als Mittelwertbildner verhält. Darum jedoch geht es beim Aussteuerungmesser aber per definitionem nicht. Man stellte in besseren Rundfunkzeiten (ohne Radaugebot...) daher Regeln auf, wie weit Sprache, Musik U, Musik E, bei Tag bei Nacht etc. auszusteuern waren. Das entschied dann die Tontechnikerin/der Tontechniker im Rundfunkstudio, was zwangsläufig im Rahmen der subjektiven Entscheidungen variierte und dem Hörer -heute abgängige- Kurzweiligkeit zusicherte. ---

Einzelinstrumente für zwei Kanäle sollte man als Notbehelf betrachten, der in der Frühzeit der zweikanaligen Stereofonie vielleicht akzeptabel war. Man kann hier Tricks anwenden, durch die sich beispielsweise immmer der höchste Pegel in der Anzeige 'durchsetzt', was übrigens auch in den frühen Generationen der Digitaltechnik auflebte.

Ähnliches ("Behelf") gilt für die Einweggleichrichtung, die ich selbst 1973 in meinem ersten Selbstbau-Messverstärker für einen Müller&Weigert- LDPR-Stereo-Lichtzeiger vorsah (drei 709 pro Kanal; der funktionierte auch noch prima; Mann, war ich stolz!). Nachdem aber das elektrische KOrrelat von Musik überaus häufig oberhalb und unterhalb der Nulllinie nicht symmetrisch ist, kann einem das Streiche spielen, die unrter Umständen zu nicht angezeigten Übersteuerungen führen.

Mein Freund T. L. publizierte in der Elektronik 1985 einen Aussteuerungsmesser etwas ungewöhnlicherer Machart, weil bei diesem Verfahren der Messverstärker solange quasi volle Gleichspannung an den Ausgang legte, bis der anzuzeigende Skalenwert erreicht war. Man konnte das durch 'geschickte' Einstellung soweit treiben, dass der Ausgangstreiber oder das Messwerk 'abrauchten'. Immerhin war dabei dann aber das Messwerk kurz vor dem Ende der Musikmodulation perfekt gefolgt, sieht man davon ab, dass auch T. auf die Doppelweggleichrichtung des Audiosignales verzichtete...
Man sieht daran, dass bei obigen Anforderungen durchaus soviel 'Dampf' im Spiel ist, dass mechanische Messwerke oder die ihnen vorgeschalteten Kleinsignalverstärker überfordert werden können.

Hans-Joachim
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#21
Ich benutze die Lichzeigerinstrumente auch heute noch in meinem Studio. Natürlich könnte ich auf ein RTW ausweichen, aber die Ablesbarkeit gefällt meinem Auge immer noch am Besten. Wenn ich danach die digitalen Klangverdichter einsetze dann ist der gemessene Pegel fast noch genau hoch so wie vorher aber die subjektive Lautheit erhöht sich enorm.

Die Messverstärker für die Lichtzeiger sind auch heute noch nach fast 30 Jahren ein kleines Analoges Meisterwerk :-)

Cheers,
Oliver
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