Monströses DAT-Profigerät: Sony PCM7010
#1
Nachdem mir ein kompetentes Forenmitglied einen Schaden repariert hat, von dem anderswo hier im Forum schon mal die Rede war, denke ich mir, jetzt ist’s mal an der Zeit, das corpus delicti vorzustellen, denn dieser Sony PCM 7010 ist schon was Besonderes :drink: Der Hersteller flimmernder, unergonomischer Konsumenten-Plastik-Anlagen ohne jeglichen echten Spaßfaktor konnte halt auch ganz anders, wenn er wollte. :hoerer:

Eigentlich mag man gar nicht den verniedlichenden Begriff „DAT-Rekorder“ bemühen, denn der Begriff „DAT-Maschine“ träfe es besser: Satte 19 Kilo bringt der 7010 auf die Waage. :etscha: Das liegt teilweise an dem Metallgehäuse (das man ihm beim Betrachten seiner Plastikfront gar nicht zutraut, aber die Front ist wohl wegen möglicher statischer Aufladungsgeschichten so beschaffen), aber nicht nur.

[Bild: PCM-7010N.jpg]
Etwas größer hier:
https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%201a.jpg

Entwickelt worden sein muß der 7010 vor gut 20 Jahren. Wenn ich die Angaben einer autorisierten Servicewerkstatt richtig verstanden habe, wurde er bis 1996 produziert. (Was man daraus ablesen kann, daß 2006, zehn Jahre danach, die Ersatzteilversorgung endete.) Sein Einsatzfeld war vor allem das professionelle Studio – ob des fünfstelligen D-Mark-Preises gehe ich mal davon aus, daß es vor allem gutbetuchte ebenjene waren, die dieses Monstrum anschafften. (Vor einer Weile erklärte jemand, der einen 7010 versteigern wollte, er könne nachweisen, Anfang der 90er umgerechnet 20.000 Ocken dafür hingelegt zu haben. Nachprüfen kann ich das nicht, aber von Preisen in der Gegend von damals 17.000 DM hab ich gehört.)

Die beiden hier vorgestellten Exemplare sind über die notorischen Auktionen bei mir gelandet, sie haben jeweils etwa 1.600 Kopftrommelstunden herunter, was laut dem o.g. Forenmitglied durchaus im grünen Bereich liegt. Ihm zufolge halten die Trommeln noch locker einige Tausend Stunden länger durch. Probleme machen sie bislang auch zum Glück keine.
Kleines Apercu zur Stundenanzeige: Wenn ich es richtig verstehe, bleibt der Wert stehen, auch wenn man die Trommel selbst austauscht (es sei denn, man schmeißt auch gleich die Steuerungsplatine mit raus). Deshalb steht eine meiner beiden Maschinen immer noch in der Gegend von 2.700, obwohl sie zwischenzeitlich eine gebrauchte Austauschtrommel mit 1.600 Stunden bekommen hat. Was natürlich auf dem Gebrauchtmarkt bedeuten kann, daß man theoretisch unseriösen Verkäufern auf den Leim geht – die in ein Gerät mit angezeigten 500 Stunden heimlich eine Trommel mit 5.000 Stunden einbauen. Aber dazu muß die kriminelle Energie der Betreffenden noch durch ihre technischen Fähigkeiten übertroffen werden, denn der Austausch der Kopftrommel mitsamt Justagen ist kein Kinderspiel.

Sony hat damals noch einige alternative Gerätetypen gebaut, die dem 7010 in der Vorderfront zum Verwechseln ähnlich sehen: unter anderem den 7030 und den 7040, die aber (wenn ich es richtig in Erinnerung habe) unter anderem in der Wiedergabe weniger variabel sind und außerdem deutlich leichtgewichtiger. Teilweise unterscheiden sich auch die Laufwerke. Besonders gilt das offenbar für den 7040, der innen drin bis auf eine riesenhafte Hauptplatine am Geräteboden und ein schmalbrüstiges Laufwerk nicht viel enthält. Da sieht es im 7010 natürlich schon „etwas“ anders aus (siehe unten) Wink.

Dann erwecken wir die Schätzchen doch mal zum Leben... :party:

Beim Einschalten zeigt sich auf der LCD-Anzeige zunächst eine Version der Gerätesoftware. In meinem Falle ist es die Version „7010 – 201“ (wohinter sich die Version 20.1 verbirgt - aha). Wie sich das jetzt im Detail im Vergleich zu anderen Versionen auswirkt, kann ich jetzt allerdings auch nicht sagen – bislang funktionieren die Dinger einfach Wink.
Nach ein paar Sekunden ist das schöne Geräusch eines klickenden Relais zu hören, die Anzeige wechselt in den normalen Betriebsmodus, und es kann losgehen.

Nicht irritieren lassen sollte man sich davon, daß das Kassettenfach beim Einschalten erst mal dunkel bleibt. Da ist nichts kaputt, sondern die beiden gelben LEDs für die Beleuchtung gehen erst an, wenn man eine Kassette einlegt.
„Einschiebt“ hätte ich genaugenommen schreiben sollen. Denn ein bißchen erinnert der Mechanismus an die guten alten Videorekorder: Die DAT-Kassette wird gefühlvoll in die Öffnung geschoben und leicht angedrückt, bis der Mechanismus aufwacht und sie einzieht. Einige Augenblicke vergehen mit Klicken und Band-hin-und-her-Fahren, dann erscheint – sofern vorhanden – der Absolutzeit-Code auf der Anzeige. Mit ganz leisem Sirren ist die Kopftrommel angelaufen.
Nach meinen Erfahrungen in den Sendern kann der Einzugsmechanismus bei manchen Geräten schon mal etwas hängenbleiben. Irgendwie ließen sich halbfertige Einzieh-Versuche aber immer gut in den Griff kriegen. Notfalls mit Gerät-Aus- und wieder Einschalten. Also keine Panik.
Auch ist es mir ab und an passiert, daß der 7010 den Absolutzeit-Code von Heimgeräten manchmal am Bandbeginn nicht „packt“. Dann passiert einfach nichts, man kann die Kassette nur wieder entnehmen und sie neu reinschieben. Eine Lösung für das Problem habe ich noch nicht gefunden – weiß auch nicht genau, woran es liegt.

Ist das DAT mal geladen, erklärt sich der 7010 fast von selber. Normale Laufwerkstasten für die Wiedergabe, auch für Suchen nach Start-Indizes.
Darüber hinaus wird es hier allerdings schon interessant. Der Tastenblock enthält nämlich eine „Standby“-Taste. Die leuchtet im Normalfall und zeigt an, daß sich die Kopftrommel dreht. Hat man die Maschine auf Halt geschaltet und braucht sie jetzt erst mal ein Weilchen nicht, kann man mit der Standby-Taste die Trommeldrehung abschalten. Was das Band und auch die Trommel selber freut (Verschleiß) – auch bei stehendem Band dreht sich die Trommel nämlich erst mal eine Weile weiter (bis das Gerät sie automatisch abschaltet), vermutlich um fix wieder einsatzbereit zu sein. Das ist also anders als bei Semiprofi- bzw. Heimgeräten wie dem Sony PCM-R300 oder dem Tascam DA-20 Mk II, wo die Trommel sich in Stellung „Halt“ mit abschaltet.

Oberhalb des Tastenblocks gibt’s noch ein paar LEDs, teils nicht ganz wichtig, teils wichtig:
„Rec inh“ (grün) sagt: Die Lösch-Sperre an der Kassette ist eingeschaltet.
„Servo“ (noch mal grün) sagt: Die Kopftrommel dreht sich.
„PB Condition“ (orange): Eine in ihrer Empfindlichkeit programmierbare Warnlampe, falls es Lesefehler gibt.
„Mute“ (orangerot): Schon fieser: Die Abtastung war so fehlerhaft, daß das Gerät die Wiedergabe kurz mal stummschalten mußte.
„Alarm“ (noch roter): Richtig fies: Es ist was passiert oder kaputt. Jetzt muß bzw. sollte man ins Menü (siehe unten) steigen und sich den Fehlercode anzeigen lassen. In vielen Fällen kriegt man es selber wieder hin, z.B. per Ein- und Ausschalten, oder die Kassette hat schwere Fehler. Die „Alarm“-LED zeigt aber auch den einen oder anderen Fehler an, bei dem die Werkstatt ran muß. (So geschehen, wie gesagt, bei meinem ersten 7010. Da war die Kopftrommel im Eimer.)

Alle drei letztgenannten LEDs „behalten“ es übrigens, wenn sie im Verlauf der Wiedergabe einer Kassette mal aufgeleuchtet sind. Zum Verlöschen bringt sie dann erst ein Druck auf die Taste „Reset“. Unabhängig davon kann man sich über eines der Menüs die letzte Stelle auf dem Band genau anzeigen lassen (auf Heller und Pfennig, äh Sekunde und Frame), an der es einen Fehler bei der Wiedergabe gegeben hat.

Will man mit dem 7010 aufnehmen, ändert sich die Bedienung gegenüber normalen Geräten allerdings. Standardmäßig ist eine Art Aufnahmesperre eingebaut, die man erst ausschalten kann, indem man (bei stehendem Band) rechts die Taste „Assemble“ drückt. Die zugehörige grüne LED geht an, und dann kann man per gleichzeitigem Druck auf Start und Aufnahme loslegen.

Aufnehmen kann der 7010 – ganz studiotypisch – mit Standard-Bandgeschwindigkeit in 48, 44,1 und 32 kHz. Also kein 32-kHz-LP. Schade für Leute wie mich, die gerne auf diese Art Hörspiele aus dem UKW-Radio mitschneiden, aber das wäre ja nun wirklich unter der Würde einer Studiomaschine Wink.
Das Schöne am 7010 ist aber, daß er sich (anders als 7030 und 7040) herabläßt, 32-kHz-LP abzuspielen :bier:. Auch ein Grund, warum ich zwei Stück von den Dingern auf Vorrat habe.

Klar, daß der 7010 mit seiner Vierkopf-Trommel Hinterbandkontrolle hat. :drink: Man schaltet sie während der Aufnahme ganz ähnlich wie bei Analogkassettengeräten über die „Input-Monitor“-Taste ein und aus. Glaubt man allerdings Leuten, die es wissen dürften, dann ist die Hinterbandkontrolle beim DAT nicht so aussagekräftig wie bei der analogen Bandmaschine. Denn Aufnahme- und Wiedergabeköpfe sitzen ja auf derselben Trommel. Und wenn was mit der Spurlage nicht stimmt, dann merkt man das erst, wenn man eine Aufnahme in einem fehlerfreien anderen Gerät probehört – bei der Hinterbandkontrolle liegen alle Köpfe im 7010 ja spurmäßig ähnlich am Band. Aber besser als nix finde ich die Hinterbandkontrolle natürlich auch beim DAT Wink. Immerhin kann man Fehler des Bandes selbst mitkriegen.

Das Laufwerk selber sieht bei geöffnetem Gerät so aus:

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%204a.jpg

Die kleine Platine rechts vom Laufwerk nennt sich RF-IF (ich wußte mal, was das heißt...)

Neben der besagten Assemble-Taste finden sich noch zwei weitere: „Insert Audio“ und „Insert sub“. Die braucht man u.a., um nachträglich Startindizes aufs Band zu setzen oder zu löschen, oder um eine reine Audioaufnahme zu machen, ohne die Subcodes (Indizes etc.) zu verändern.
Was allerdings nicht geht: auf einem 32-kHz-LP-Band nachträglich Start-Indizes setzen oder sie löschen. Da ist sich der 7010 dann doch zu fein zu Wink.

Dann gibt es in derselben Ecke die Taster „Varispeed“ und „Cue“. Beide haben verwandte Funktion und hängen mit dem großen Drehrad („Shuttle-Scheibe“ genannt) ganz rechts zusammen:
Bei „Varispeed“ läßt sich die Geschwindigkeit per Shuttle-Scheibe variieren wie in besten Analogzeiten: die Tonhöhe ändert sich mit. Alles läßt sich über ein Menü fest einstellen (allerdings nur für die Wiedergabe, damit’s kein Chaos mit vergeigten Aufnahmen gibt, nur weil man vergessen hat, alles wieder auf Normalgeschwindigkeit zu stellen).
Bei „Cue“ dagegen kann man per Shuttle-Scheibe das Band im Suchbetrieb vor- und zurückfahren, mit variabler Geschwindigkeit bei konstanter Tonhöhe.

Rechts von diesen LEDs geht es dann richtig zur Sache: auf der großen Anzeige. Ich liste mal nur das wichtigste auf: Absolut-Zeitcode, Abtastfrequenz, Art des Zeitcodes, Startindex, Details über die Verbindung mit anderen digitalen Geräten und mit professionellen Videogeräten... vor allem natürlich der Aussteuerungspegel.

Beim Stichwort „professionelle Videogeräte“ sind wir fast schon bei der Rückseite des 7010. Auf der abermals richtig die Post abgeht: XLR-Buchsen für analoge und digitale Ein- und Ausgänge, bis zu zwei weitere Sorten Digitalbuchsen, Verbindungsgeschichten für professionelle Videoanlagen etc., der 7010 ist/war also auch im Fernsehbereich zuhause.

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%203a.jpg

Im Einzelfall kann die Geräterückseite schon mal unterschiedlich aussehen. Das hängt davon ab, welche Sonderausstattung einem Gerät spendiert worden ist; öfters fehlen einzelne Sektionen und sind durch schwarze Abdeckplatten ersetzt. Variationen erstrecken sich vor allem auf bestimmte Synchronisationsgeschichten, was sicher vor allem für Vollblutprofis im audiovisuellen Bereich interessant ist/war (auf dem Foto hier fehlt da z.B. etwas).
Spannender für Normalsterbliche ist schon, ob das betreffende Gerät denn auch die digitalen Ein- und Ausgangsbuchsen für Audio an Bord hat (im rechten Bereich der Rückwand). Besonders die cinch-förmigen SPDIF-Anschlüsse würde ich für den Semiprofi- und Amateurbereich für ganz wichtig halten.

Alternativ oder zusätzlich kann der 7010 SDIF-2- und XLR-förmige Digitalanschlüsse haben – zu deren Handhabung ich allerdings nichts sagen kann. So oder so sind die von vielen Heimgeräten her bekannten optischen Digitalanschlüsse Fehlanzeige.

Analog ist es übersichtlicher: studiotypisches XLR für Ein- und Ausgänge. Was sich pegelmäßig bei den Eingängen per Schiebeschalter praktischerweise an Heimgeräte anpassen läßt. Zusätzlich gibt’s zwei Klinkenausgänge für analogen Stereo-Monitor – habe ich allerdings noch nicht ausprobiert. (Apropos Monitor: Auf der Front ganz links gibt’s einen regelbaren Kopfhörerausgang, Stereoklinke – 6,3 mm natürlich Smile Miniklinken gibt’s hier zum Glück nicht.) Analoges Cinch ist Fehlanzeige. Wo kämen wir denn da auch hin. Wink

Abgerundet wird die Verwirrung auf der Rückseite noch durch mehrere Sorten Schnittstellen für Fernsteuerung und (glaube ich) optional für ein Fehleranalyse-System per EDV (fehlt bei dem Gerät auf dem Foto). Die dann vermutlich anno 1990 von graphischer Benutzeroberfläche weit entfernt war... Big Grin.

Wo das Gerät vorhin schon offenstand, weiten wir doch mal den Blick... so sieht es von oben in der Totale aus:

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%206a.jpg

Die freie Fläche rechts vorn rührt davon her, daß dieses Exemplar nicht über alle Bausteine verfügt, die man hätte reinpflanzen können. Hier fehlt das Platinen-Modul DABK-7010, zu dem die Bedienungsanleitung verlauten läßt: „Nach der Installation kann der PCM-7010 einen SMPTE/EBU-Zeitcode (weltweit genormter Zeitcode für professionelle DAT-Recorder) verarbeiten und mit anderen Videogeräten synchronverkoppelt werden.“

Vorn links sitzt wie gehabt das Laufwerk, darüber die Platine mit der Steuerung der Kopftrommel. Der Trafo darüber scheint mir bereits der Netztrafo zu sein (bei dem Gerätegewicht hätte man fast mit noch einem größeren gerechnet). Auf der rechten Geräteseite sitzen dann die Wandler, wohlgemerkt übereinander – aus Platzgründen sind die Karten im 7010 im Butterbrotverfahren übereinander gestapelt. Oben der A/D-Wandler, darunter (doppelt so große Platine) der für D/A.

Ähnlich geht es auf der Unterseite des Gerätes ab:

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%207a.jpg

Die linke große Platine nennt sich in der Werkstattanleitung „SP1“ (wobei ich rätsle, was das ganz genau bedeutet; na egal). Dahinter sitzt (auf dem Bild von SP1 verdeckt) SP2, hinter der sich (wie ich es mir zusammenreime) die Memory-Start-Start-Apparatur (mehr dazu unten) verbirgt. Auf SP1 wiederum sitzt unter anderem die zentrale Recheneinheit der ganzen Maschine. Laut der Werkstattanleitung, die ich aus dem Netz gezogen habe, schimpft sich der Chip CXP-80524 (wem das was sagt...). Die graue Kabelverbindung im oberen Teil der Platine ist übrigens keine frevelhafte Verbastelung, sondern hängt mit dem Vorhandensein (bzw. Nichtvorhandensein) der besagten Memory-Start-Geschichte zusammen.

Unter anderem mußte man an die SP1 ran, wenn man aktualisierte Software (fast könnte man es beim Umfang des Gerätes „Betriebssystem“ nennen) einspeisen wollte. Ich hab mich gehütet, es auszuprobieren – aber laut Zusatz zur Werkstattanleitung werden die SP-Platinen über Scharniere 90 Grad ausgeklappt; teilweise mußte man offenbar sogar ganze CPU-Bausteine auswechseln, wenn man die Software erneuern wollte.

Auf der rechten Geräteseite (hier mal was näher)

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%2010a.jpg

beginnt es vorn mit der kleinen Platine für Line-Out, darunter schimmert noch was Braunes von der Laufwerkselektronik durch. Dahinter dann (mit den sechs fetten Elkos) die erste Abteilung der Stromversorgung, dahinter wiederum deren zweiter Teil (wo auf der anderen Seite der Netztrafo sitzt).

Der hintere Teil des Gerätes (mit der separaten Abdeckung, hier mal von unten geöffnet) sieht dann so aus:

https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%209a.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/7010%20-%2011a.jpg

Hier geht es naheliegenderweise vor allem um die Anschlüsse auf der Rückseite. Die große senkrechte Platine in der Mitte gehört zur Fernsteuerung (so man denn eine hat). Parallel dazu liegt die etwas kürzere Platine für den „Switching Regulator“ - was auch immer das sein mag... Wink

Apropos unübersichtlich – eigentlich nur per Bedienungsanleitung durchsteigen kann man durch die Menüs: Der 7010 verfügt über einen derartigen Urwald an (teilweise auch zu- oder abschaltbaren) Menüs, daß ich mich hüte, das hier auszubreiten. Zur Beruhigung: Die Werkseinstellungen sind gar nicht so schlecht, man kann mit ihnen leben. Bei Gebrauchtgeräten können sie natürlich vom Vorbesitzer verstellt worden sein. Wer Lust hat, kann sogar mehrere „Benutzerprofile“ irgendwo abspeichern.
Wer sich über die Menüs informieren möchte, der kann das anhand der fast 250seitigen Anleitung tun, die es da und dort im Netz als PDF gibt. Ich greife man nur die raus, die man am ehesten in der Praxis brauchen kann:

- Man kann den Pegel der digitalen (und natürlich auch der analogen) Ein- und Ausgänge einstellen.

- Man kann einstellen, ob der 7010 bei einer „punch-in“-Aufnahme eine kurze Kreuzblende machen soll, um Knackgeräusche zu vermeiden. Bei der Gelegenheit nur am Rande: Aus mehreren 7010, 7030 oder 7050 konnte man zusammen mit einem pultförmigen Steuergerät (das ab und zu noch in Auktionen auftaucht) ein ganzes digitales Schnittsystem einrichten. Im Zeitalter der EDV-Mehrspursysteme natürlich ein totaler Anachronismus. Aber immerhin eine spannende technische Studie, sozusagen. Wink Kultiger dürfte sich das Medium DAT kaum jemals aufziehen lassen... :tanz:

- Man kann das Verhalten der Aussteuerungsanzeige (z.B. wie lange sie Spitzenwerte anzeigt, ob sie sie „behält“ etc.) in gleich mehreren Parametern programmieren.

- Man kann einstellen, ob der 7010 beim Suchen eines Startindex dort einfach nur stoppt oder automatisch auf Wiedergabe schaltet.

- Man kann einstellen, ob der 7010 beim Schalten von Wiedergabe auf Halt sofort automatisch zurückspulen soll (klar, man merkt wieder, daß wir es mit einer Maschine auch für Radio-Sendestudios zu tun haben, wo jeder unnötige Handgriff gern vermieden wird).

- Man kann einstellen, ob das Gerät einen Startindex sofort mit Beginn einer Aufnahme setzt, oder erst, wenn ein bestimmter Pegel „reinkommt“ (das wäre dann so ähnlich wie bei Heimgeräten).

- Man kann einstellen, ob der 7010 bei Aufnahmen einen Heimgeräte-Absolutzeitcode aufs Band schreibt, oder einen Code nach Art professioneller Geräte.

- Man kann einstellen, ob es sich während der Wiedergabe per „Input Monitor“ auf das Eingangssignal umschalten läßt (um Gefahrenquellen im Live-Studio zu eliminieren – ein versehentlicher Tastendruck in der Hektik, und das falsche Signal geht über den Sender).

- Dazu gibt es Einstellungen für Dither-Funktionen (ouais :respekt: ), für die eingebaute Uhr, für ein schnelles sanftes Einblenden beim Beginn einer Aufnahme, für die Helligkeit der großen Anzeige, Verhalten der digitalen Ein- und Ausgänge, Zeitcode-Verhalten bei angeschlossenen digitalen Tonquellen undundund...

Das ist mal nur eine kleine Auswahl im einstelligen Prozentbereich dessen, was alles verstellbar ist – wie gesagt, für viele Zwecke genügen aber die Werkseinstellungen vollauf.

Im Alltag weitgehend ohne Menü ansteuerbar ist wiederum eine Zusatzeinrichtung, die für mich technisch ein ziemlicher Kracher ist (besonders, wo dieses Gerät schon vor 20 Jahren konstruiert wurde – möchte nicht wissen, was allein das gekostet hat...). Womit wir wieder beim Stichwort Radio-Sendestudio wären: der „Memory-Start“. :oah:
Wer schon mal mit einem DAT-Rekorder herumgespielt hat, der weiß, daß die Laufwerke nicht die schnellsten sind. Vom Schalten auf „Wiedergabe“ vergeht schon mal eine Sekunde, bis was aus dem Lautsprecher kommt. Beim Radio nannte man so was schon vor 20 Jahren „Sende-Loch“. Confusedhocked:

Um das zu umschiffen, läßt sich der 7010 mit einem Zusatzmodul des prosaischen Namens DABK 7012 ausstatten: kurz gesagt bedeutet das, daß es die Maschine befähigt, um eine geplante Startposition herum sich das Geschehen auf dem Band in einem Speicher zu „merken“. Bei 48 kHz sind das insgesamt fast 3 Sekunden (bei 44,1 noch etwas mehr und bei 32 kHz fast 6 Sekunden).

Schaltet man dann auf Wiedergabe (besonders also per Reglerstart vom Mischpult), beginnt selbige sofort (bzw. auf Wunsch auch, per Menü einstellbar, mit ein paar Sekundenbruchteilen Verzögerung): erst aus dem Speicher, dann nahtlos (jawoll) vom Band. Womit sich der 7010 vollwertig in ein Studio für Live-Betrieb eingliedern läßt. :respekt: Ich war vor Jahren vermutlich der letzte, der in den laufenden Live-Sendungen in meinem damaligen Haus-Sender noch Musik vom DAT-Archivtonträger gesendet hat Wink, aber rein technisch ließ sich das mit den beiden 7010 in der Sendestudio-Regie genauso schnell fahren wie von CD oder Analog-Bandmaschine.

Für die eigentliche Programmierung des Startpunktes gibt es variable Methoden. Zum Beispiel, indem man im „Memory-Start-Modus“ während der Wiedergabe einmal auf „Mark“ drückt. Dann gilt der so markierte Punkt als Startpunkt, die Maschine stoppt sofort, geht langsam zurück und grast das Band um den Punkt herum ab, füllt ihren Speicher, dann stoppt sie wieder an der markierten Stelle und wartet auf den Startbefehl.

Besonders praktisch natürlich, daß sich das Ganze statt mit einer solchen Ad-hoc-Markierung alternativ auch mit einem schon auf dem Band plazierten Startindex verbinden läßt. Auch gibt’s eine Vorhörmöglichkeit, mit der man testen kann, ob dieser „Schnellstart“ korrekt funktioniert, ob der Startpunkt also 100% richtig gesetzt ist. Korrigieren kann man dann bei Bedarf mit einer Langsam-Rangierfunktion via Shuttle-Scheibe.

Klar, für den Heimgebrauch ist das (völlig) überflüssige Spielerei... :lachen: aber schöne Spielerei Big Grin. Ich war jedenfalls geplättet, als ich es das erste Mal ausprobiert habe.

Apropos Heimgebrauch – da kommen wir doch mal zu den handfesten & lebensnahen Sachen:
Der 7010 sieht zwar von vorn nach einem harmlosen 19-Zoll-Gerät aus, aber er ist tiefer als breit: satte 50 cm tief. Da kann man dann noch mal etwas für die Stecker auf der Rückseite draufrechnen. Ins Wohnzimmerregal paßt er damit nur bedingt Wink, und ob seiner Gewichtsverteilung sollte man ihm in einem 19-Zoll-Gestell auch hinten befestigen, nicht nur an der Frontpartie. Bei mir steht die eine Maschine im besonders tiefen Eckteil einer sehr bekannten Regalkonstruktion, die andere auf einem Hocker im Schlafzimmer – und beide machen sich gut Smile.
Für die Einbindung braucht man nicht mehr als die nötigen Adapterkabel von symmetrischem XLR auf asymmetrisches Cinch oder DIN. Dann sind auch Aufnahmen mit dem 7010 direkt an der HiFi-Anlage kein Problem. Wohl macht analoges Blenden am Gerät selber nur begrenzt Spaß: die beiden kleinen Aussteuerungspotis rechts sind nämlich nicht gekoppelt. Wieder mal eine Folge dessen, daß der 7010 wohl vor allem als Master-Gerät für ein Umfeld gedacht war, in dem gepflegt mit Mischpultreglern geblendet wurde.

Und der Klang?
Zu meiner Schande sei’s gesagt: Zum ausgiebigen direkten Vergleich mit meinen Sony PCM-R300, Tascam DA-20 II und DA-45HR hatte ich noch nicht die Muße. Aber erwähnen sollte man schon, daß die Konstrukteure dem 7010 damals (wie mir gesagt wurde) exzellente Wandler spendiert haben – manche Leute sollen das Gerät auch, ohne sein Laufwerk zu nutzen, einfach nur als Wandler einsetzen.
In jedem Falle sollte man allerdings drumrum etwas Luft lassen – zumindest je nach Zusatzausstattung wird der 7010 (jedenfalls einer meiner beiden) ziemlich warm. Er hat wohl auch zu dem Zweck sowohl oben als auch unten Lüftungsrillen im Gehäuse. Ein echter Lüfter ist allerdings nicht mit drin. Folglich ist auch das Laufgeräusch absolut leise.

Bei der normalen Benutzung fällt einem im Prinzip kein großer Unterschied auf zu Heimgeräten – der 7010 ist also (von den genannten Sonderausstattungen mal abgesehen) nicht z. B. schneller oder komfortabler im Laufwerk. Vermutlich ist sein Laufwerk langlebiger als das in vielen Heimgeräten – so fehlt ihm offenbar der nach jahrelanger Benutzung anfällige „Rotary Encoder“. Das mit der Langlebigkeit hoffe ich jedenfalls mal, denn von meinen zahlreichen DAT-Aufnahmen möchte ich ganz gern noch möglichst lange was haben... Wink

Michael
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#2
Zitat:mk1967 postete
„Servo“ (noch mal grün) sagt: Die Kopftrommel dreht sich.
Hallo Michael,

danke für die Vorstellung des Gerätes. Kenne nur den 7030 und 7040, aber der 7010 hat nach Deinem Bericht die gleiche Ausstrahlung auf den Benutzer. ;-)

"Servo" solle nur bei der Synchronisation der Kopftrommel mit einer vorhandenen Aufzeichnung leuchten. Bei Bändern ohne Aufzeichnung oder bei Synchronisationsproblemen müsste die Anzeige dunkel bleiben.


Gruß

96k
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#3
´
Und ich dachte, dass ich mit dem R500 schon ein richtiges Studio DAT habe.

Aber die Vorstellung ist gut gemacht, danke.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#4
Zitat:96k postete
"Servo" solle nur bei der Synchronisation der Kopftrommel mit einer vorhandenen Aufzeichnung leuchten. Bei Bändern ohne Aufzeichnung oder bei Synchronisationsproblemen müsste die Anzeige dunkel bleiben.
Ah - was gelernt... das war mir so nicht klar. Werd ich demnächst mal drauf achten.
Zitat:Frank postete
Und ich dachte, dass ich mit dem R500 schon ein richtiges Studio DAT habe.
Nach meinem Eindruck aus den Funkhäusern gehört der R500 ohne weiteres ebenso in diese Spezies wie der 7010. Smile Rein zahlenmäßig sind die R500 sogar weit häufiger, was ich so gesehen habe in WDR, MDR und DLF.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob nicht das R500er Laufwerk genauso langlebig und gut ist - aber da kenne ich mich nicht gut genug aus, da gibt's hier anderswo im Forum mehr Know how. In jedem Falle fühlt sich (für mein Empfinden) das 500er Laufwerk beim Bedienen zwar anders, aber auf seine Art genauso "satt" an wie das im 7010.
Es sind also, finde ich, nicht solche "Gefühlsunterschiede" Wink wie bei Bandmaschinen wie PR99, A807 und M15.

Michael
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#5
Vielleicht lässt sich ja der Kopftrommelzählerstand zurücksetzen indem man die Pufferbatterie für eine kurze Zeit auslötet....

Ähnlich einem BIOS-Reset beim PC.



Gruß
Lümmel
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Grundig TK3200HIFI, Philips N4418, Akai GX-625 + GX-77
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#6
´
Zumindest bei dem R500 scheint das nicht zu gehen, da stützt die Batterie nur Uhrzeit und Datum. Bei den Heimlaufwerken wird sogar zwischen Gesamtlaufzeit (elektrisch an) und Kopftrommellaufzeit. Diese Daten sind aber nur der Werkstatt zugänglich.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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