Löten, oder besser: Entlöten
#1
Hallo,

eine Frage an die Spezialisten:
Ich habe eine Lötstation Ersa MS 250
http://www.ciao.de/ERSA_MS_250_Lotstation__1131389

, und nach schlechten Erfahrungen immer teuerere Entlötpumpen (heißen die so?). Damit tue ich mich zuweilen sehr schwer, Lötösen wirklich so sauber zu bekommen, daß ich eine Draht durchschieben kann. Bei gut zugänglichen Stellen behelfe ich mich mechanisch: ich reibe die Öffnung mit einer Reibahle vorsichtig auf. Schlecht zugängliche Stellen treiben mich aber manchmal nahezu in den Wahnsinn.

Wie macht ihr das? Gibt´s Tricks??

Viele Grüße
Frank
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#2
Hallo Frank,

aus Kostengründen arbeite ich mit einer guten Entlötpumpe und danach den Rest mit Sauglitze. Mit Entlötstationen habe ich auch schon gearbeitet, wenn man dafür das nötige Geld investiert, ist das die beste Lösung. Von Weller gibt es aber auch einen Saugbalg, den man statt einer Lötspitze auf den Kolben schrauben kann. Das funktioniert sehr gut, vor allem, weil der Ruck des ausgelösten Entlötsaugers weg fällt, der mir schon so einige Lötaugen gekostet hat.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#3
Es gibt gut rückschlagkompensierte Lötpumpen, bei denen das Problem nicht mehr besteht. Wenn man mit Pumpen umgehen kann, dann hat man fast immer Erfolg damit.

Im Regelfall habe ich bis jetzt jedes Lötauge frei bekommen. Entlötlitze brauche ich nur selten und hauptsächlich für SMD-ICs im TQFP-Package.

Wenn es moderne Platinen mit metallisierten Bohrungen (gleichzeitig Durchkontaktierung) sind und eine Seite auf einer Massefläche hängt, dann bekommt man das Loch meistens nicht frei. - Um die Platine zu schonen, bohre ich dann vorsichtig mit dem Platinenbohrer 0,8 mm das Loch frei.

Gruß!

Sven
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#4
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Könnt Ihr mir denn einen Produktnamen nennen?? Ich habe mehrere solcher Pumpen vom blauen Versand, bin aber bisher immer auf den Billigheimer von Obi zurückgekommen: die funktioniert noch am besten...

Viele Grüße
Frank
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#5
Hallo Frank,

ich habe über die Jahre bereits viele verschiedene Absaugpumpen ausprobiert (alles Schrott) und arbeite jetzt mit der großen blauen "SOLDAPULLT" Model DS017 (Preis:13...20€).
Sie arbeitet mit einem Zweifedersystem zur Rückstoßkompensation.
Die Teflonsaugdüsen gibt es als Ersatzteile einzeln zu kaufen.
Sogar ein Reinigungs-, Pflege- und Ersatzteilset gibt es dafür.
Mit dieser Absaugpumpe bin ich bisher am zufriedensten.
Verschiedene Hersteller bieten sie unter eigener Typenbezeichnung zu unterschiedlichen Preisen an.
Ersa bietet dieses Modell ebenfalls als AS196 in Luxusausführung zum Preis von knapp 55€ an.
Einfache Modelle bekommt man bereits für 5€, wobei ich diese nicht empfehlen möchte.
Ich denke auch hier gilt: "Man bekommt was man bezahlt".
Ich nehme schon an das verschiedene Hersteller verschiedenes Material einsetzen und sich so die große Preisspanne erklärt.
Bei meinen früheren Modellen war die Saugdüse sicher nicht aus echtem Teflon gefertigt, denn sie schmolz bereits nach einigen Absaugversuchen zu einem unbrauchbaren Etwas zusammen.

Hier ist das Original zu sehen:

http://www.laptoprepair101.com/laptop/20...air-guide/

Gruß

Bernd
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#6
Genau! Smile

Das Teil ist im Vergleich zu anderen Pumpen das reinste Monster! Wink Aber sie funktioniert gut und hat durch den großen Durchmesser eine sehr gute Saugleistung.

Gruß!

Sven
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#7
Hallo in die Runde,

wenn ich den Thread richtig verstanden habe geht es um Lötaugen frei bekommen. Wenn mich meine Erinnerung nicht ganz im Stich lässt, haben wir früher die heißen Lötaugen einfach "freigepustet" (Zinn durch die Bohrung gepustet), das heiße Zinn von der Platine abgeklopft oder mit einem (ich glaube) Alu-Stift(Spitze) freigedrückt oder mit Entlötlitze gearbeitet. Das ging zumindest noch bis zu 1mm Bohrungen. Wie das mit SMD o.ä. und RoHs-Zinn geht, fehlt mir die neuere Erfahrung.

VG
Michael
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#8
Eine Variante geht auch noch:

Platine in die Hand nehmen (zwischen Daumen und Zeigefinger) und den Rest der Hand zur Faust ballen. Dann die Lötstelle erwärmen und wenn das Lot flüssig ist mit der Faust auf den Tisch hauen.

Durch die Massenträgheit des Lotes verlässt es das Lötauge Smile

Gruß!

Sven
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#9
Vielleicht noch ein Tipp, speziell zum Auslöten von IC. Man benötigt eine Kanüle (einer Spritze), die gerade noch gut über das Beinchen des IC-Anschlusses passt. Die schräge Spitze muss natürlich vorher abgeschliffen und entgratet werden. Kanüle auf das Bein aufsetzen, Lötstelle erwärmen und durch das flüssige Lötzinn die Kanüle nach unten drücken.

Der Zinnfluss Lötstelle - IC-Beinchen ist so unterbrochen, danach die Kanüle mit einer leichten Drehung wieder abziehen. Der Trick funktioniert allerdings nur bei einlagigen Platinen, nicht bei mehrlagigen mit Durchkontaktierung! Ich habe auf diese Art und Weise in den 90er Jahren schon viele Commodore C64 zum neuen Leben erweckt (meist war da ja eine der CIA 6526 durchgeschossen). IC auslöten, neue Präzisionsfassung (!) dafür eingelötet, neuen IC reingesteckt und alles lief wieder. Smile

Gruß Jens
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#10
Wenn ein IC defekt ist, kann man auch die Beinchen am Gehäuse abkneifen, bis es abfällt. Dann kann man die Beinchen einzeln herauslöten.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#11
Ja, im Zeifelsfalle ist es besser das Bauteil zu opfern, aber auch hier gibt es Grenzen. Bei einem 60 EUR teuren HF-MOSFET würde ich das nicht tun.

Gruß!

Sven
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#12
Zitat:SvenL postete
Eine Variante geht auch noch:

Platine in die Hand nehmen (zwischen Daumen und Zeigefinger) und den Rest der Hand zur Faust ballen. Dann die Lötstelle erwärmen und wenn das Lot flüssig ist mit der Faust auf den Tisch hauen.

Durch die Massenträgheit des Lotes verlässt es das Lötauge Smile

Gruß!

Sven
Klasse, Sven! Genau diese Methode wende ich bei hartnäckigen Kandidaten schon seit Ewigkeiten an!

Holgi
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#13
Zu den Pumpen ist schon alles gesagt, solange durchprobieren bis du eine findest, die dir zusagt. Beim arbeiten mit Litze solltest du die Temperatur etwas hochdrehen, einen Tropfen Flussmittel auf die Lötstelle tun, die Litze auf die Lötstelle legen und mit dem Lötkolben beides, Litze und Lötstelle, erhitzen. Nach 30sek bis 1min fängt die Litze an, das Zinn aufzusaugen und durch das Flussmittel wird die Lötstelle völlig sauber. Bei hartnäckigen Masselötstellen kannst du mit Fön oder Heißluft nachhelfen, die Fläche zusätzlich erwärmen.
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#14
Mal abgesehen davon, das Entlötlitzen schon mit Flussmittel getränkt sind,
30 Sekunden bis 1 Minute? Wenn du mit der Litze so lange brauchst machst du was verkehrt.

Gruß Ulrich
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#15
Mit einer kalten Litze dauert das einige Zeit bis es durch die Litze die Lötstelle erwärmt. Versuch es mal mit einem Tropfen Flussmittel, geht viel besser als Litze pur, wo das Flussmittel schon weggeschmolzen ist.
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#16
Wenn du Flussmittel zusetzen muss benutzt du eine schlechte (oder zu alte) Litze, wenn du 30 Sekunden bis zu 1 Minute brauchst dazu noch einen schlechten Lötkolben.

[Bild: philentloetlitze.jpg]

Gruß Ulrich
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#17
Tipp: Flussmittel kann man sich selber machen.
Einfach Kolophonium in Alkohol auflösen. Kolophonium gibt's im Elektronikladen für wenig Geld, den Alkohol haben wir eh' alle zuhause um unsere Tonköpfe zu putzen.

Ich hab ein kleines Medikamentenfläschchen genommen und mit Alk + Kolophonium gefüllt, nach ca. 1-2 Tagen hat sich das dann gemischt und ergibt eine klebrige gelbe Flüssigkeit.

Diese Methode ist billig aber hinterlässt klebrige Spuren auf der Platine die man entfernen sollte. Fertige Flussmittelstifte sind teurer aber wesentlich sauberer in der Anwendung.
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#18
Zitat:David77 postete
Tipp: Flussmittel kann man sich selber machen.
Einfach Kolophonium in Alkohol auflösen. Kolophonium gibt's im Elektronikladen für wenig Geld, den Alkohol haben wir eh' alle zuhause um unsere Tonköpfe zu putzen.

Ich hab ein kleines Medikamentenfläschchen genommen und mit Alk + Kolophonium gefüllt, nach ca. 1-2 Tagen hat sich das dann gemischt und ergibt eine klebrige gelbe Flüssigkeit.

Diese Methode ist billig aber hinterlässt klebrige Spuren auf der Platine die man entfernen sollte. Fertige Flussmittelstifte sind teurer aber wesentlich sauberer in der Anwendung.
Dieses gelöste Kolophomium ist übrigens ein "altes Hausmittel" der Radio- und Fernsehtechniker. Wenn man es etwas stärker verdünnt, so dass es richtig dünnflüssig ist, kann man es mit einem Pinselchen oder Wattestäbchen prima auf rutschende Skalenseile von Radios und Tunern, sowie auf rutschende Reibradgetriebe bei Tonbandgeräten und Plattenspülern auftragen!
Das ergibt eine Vervielfachung der Reibung und hält sehr lange vor. Benutze ich schon seit Ewigkeiten.

LG Holgi
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#19
Zitat:uk64 postete
Wenn du Flussmittel zusetzen muss benutzt du eine schlechte (oder zu alte) Litze, wenn du 30 Sekunden bis zu 1 Minute brauchst dazu noch einen schlechten Lötkolben.

Gruß Ulrich
Auf meinen letzten 3 Arbeitsstellen wurde immer Flussmittel gepinselt, zusätzlich zur Litze, und ich gehe von kaltem Material aus. Wenn man dann bei der Arbeit ist und alles ist schon warm dauerts vl 5 - 10 sek.
Aber ich kann einem Anfänger nicht sagen es dauert 5 sek und er schaltet seinen Lötkolben ein und wundert sich, daß nichts passiert.
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#20
Die Aufheizzeit des Lötkolbens findet ja nicht an der Lötstelle statt und rechne ich daher nicht dazu. Ein (zu) kalter Lötkolben hat an einer Lötstelle nichts zu suchen.
Aus 30 bis 60 Sekunden an einer (Ent-)Lötstelle sind jetzt schon mal 5 bis 10 Sekunden geworden. Wir näher uns der Realität und auch den fürs Material gesunden Zeiten.

Mal ein Beispiel aus der Praxis, ein „Benchmark“ Smile.
Aus dieser Platine

[Bild: Bench-Entloetlitzet-1.jpg]

soll das eingekreiste IC (DIP14) mit der (noch kalten) Entlötlitze und einem alten Weller TCP-S (50 W) mit einer meißelförmigen Spitze 7 ausgelötet werden. Ohne Zuführung zusätzlicher Flussmittel, die in der Litze reichen.
Nach ca. 20 Sekunden und 14! gelösten Lötstellen, 1,43 Sekunden pro Lötstelle Smile, sieht das dann so aus

[Bild: Bench-Entloetlitzet-2.jpg]

Die Flussmittelreste die man oben sieht
stammen aus Entlötlitze und können mit einem geeigneten Mittel (z.B. Kontakt LR) entfernt werden. Ein „Muss“ ist das aber nicht, es kann sogar vorteilhaft sein auf die Reinigung zu verzichten.
Endergebnis:

[Bild: Bench-Entloetlitzet-3.jpg]

Natürlich gibt es Fälle in denen zusätzlich zugeführtes Flussmittel in der Elektronik (von Dachrinnen und Kupferrohren reden wir hier ja nicht) unabdingbar ist, z.B. bei diversen Verfahren in der SMD Löttechnik.
30 bis 60 Sekunden „braterei“ an einer! Lötstelle gibt es aber auch da (erst recht) nicht.

Es gibt auch Lötstellen die Aufgrund ihrer Masse und ihrer Wärmeleitfähigkeit länger aufgeheizt werden müssen, dort liegt aber nicht das Einsatzgebiet der Entlötlitze. Litze ist eher was für feinere und kleinere Lötstellen.

PS: Ich löte heute nicht mehr jeden Tag und meine Augen sind auch nicht mehr die Besten. Es wird noch schneller und auch besser gehen.

PPS: Falls es einigen nicht klar ist, Flussmittel wird eingesetzt um Oxidschichten zu entfernen damit Lötzinn und Kontaktflächen (das wäre hier die Entlötlitze) eine Verbindung eingehen können.

Gruß Ulrich
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#21
Schön daß du löten kannst (mit 50W Lötkolben gehts bei mir auch schneller) aber Franks Erfahrungsbericht würde mich mehr interessieren.
14 Lötstellen in 20 sek wird bei ihm noch lange Utopie bleiben. Die Meißelspitze hat er auch nicht eingebaut, also wurden von deiner Seite schon einige Vorkehrungen getroffen, das Entlöten zu beschleunigen. Auf Franks Probleme gehts du mit keinem Wort ein..er ist es, der Hilfe braucht, nicht ich.
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#22
Hallo Leute,

ich bin dankbar für Eure Tips. Im Moment kann ich sie aber nicht ausprobieren, weil ich gerade andere Probleme habe: 2 stark verschmutzte ( nicht nur der übliche Schmutz von 45 Jahren, sondern Rückstände aus Garagen und wohl auch Hühnerställen), teilweise korrodierte Geräte wollen zerlegt und gereinigt werden. Darüber, oder besser, über die Ergebnisse, hoffe ich, irgendwann hier etwas posten zu können. Wenn ich weitere Erfahrungen mit dem Entlöten gemacht habe, werdet Ihr das in diesem thread erfahren.

Vielen Dank jedenfalls und eine gute Nacht. Ich muß jetzt erst einmal duschen

Frank
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#23
@kaimann_215 ,

Zitat:kaiman_215 postete
Beim arbeiten mit Litze solltest du die Temperatur etwas hochdrehen, einen Tropfen Flussmittel auf die Lötstelle tun, die Litze auf die Lötstelle legen und mit dem Lötkolben beides, Litze und Lötstelle, erhitzen. Nach 30sek bis 1min fängt die Litze an, das Zinn aufzusaugen und durch das Flussmittel wird die Lötstelle völlig sauber.
Alles was ich danach geschrieben habe bezog sich auf diesen 30 Sekunden bis 1 Minute Entlötliztenblödsinn.
Was soll der „Lötanfänger“ mit diesem Unsinn schon anfangen können?
Nach 30 Sekunden bis 1 Minute (eigentlich schon nach weit kürzerer Zeit) finden im Lötzinn, in der Entlötlitze und im Flussmittel, zugeführt oder enthalten, Prozesse statt die weder dem Löten noch dem Entlöten förderlich sind. Die schädlichen Aus und Wechselwirkungen auf das ausgelötete Bauteil, die Leiterbahnen und das Platinenmaterial kommen da auch noch hinzu.
An der Stelle bin ich aber endgültig raus, meine Gedulds- und Toleranzschwelle ist mal wieder deutlich überschritten.

Ulrich
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#24
Hallo,

die 30 Sekunden bis eine Minute sind auch für mich absoluter Unsinn. Bei verschiedenen Platinen hat man durch die Dauer schon längst den Kleber der Leiterzüge soweit erwärmt, dass diese sich mit ablösen würden. Fünf bis zehn Sekunden, okay. Dann ist aber der Löterich eigentlich zum Entlöten zu kalt.

Gruß Jens
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#25
Um auf Franks Ausgangsfrage, nämlich
Zitat:Frank Stegmeier postete
... Lötösen wirklich so sauber zu bekommen, daß ich eine Draht durchschieben kann.
zurückzukommen: Es gibt tatsächlich noch einen Trick. Nimm einen gut gespitzten, harten Bleistift und stecke die Spitze ins flüssige Lot. Nach dem Erkalten kannst Du den Bleistift wegnehmen, und das Loch bleibt. Das geht auch, wenn noch einiges Lot auf dem Lötauge ist, spart also gut „Bratzeit“ auf der Platine.


Grüße

TSD
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#26
Das macht man üblicherweise mit einer Büroklammer aus Stahl. Bei einer verkupferten klappt das natürlich nicht... :-)

Sven
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