Direktantrieb oder Riemen...oder Reibrad?
#1
Akai hat schon früh nahezu alle Geräte mit 3 Motoren und Direktantrieb ausgestattet. Die teacs hingegen arbeiten wie auch viele Sonys und sowieso fast alle Europäer gerne mit Capstanriemen.

Heute, wo es schwieriger geworden ist, Ersatzriemen zu finden, stellt sich die Frage, ob die Riemenlösung wirklich die 'sinnvollere' war. Kann man eigentlich grundsätzlich von Vorteilen des Riemenantriebs gegenüber dem Direktantrieb sprechen?

Und wie es mit den Wickelmotoren? Telefunken schrieb einmal in eine Broschüre, immer ein Wickelmotor würde umsonst mitbewegt werden und ihn abnutzen, daher wäre die Ein- oder Zweimotorlösung die beste...

Was gilt nun?
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#2
Hallo,

jo mei,man sieht doch,wo alles endet:

Riemen gehen kaputt.Die längen aus und/oder werden spröde oder zu Matsch.In hochwertigen Geräten waren die Riemen mindestens einseitig geschliffen,so wie in guten Plattendrehern(obwohlConfusedind Thorens wirklich gut...)So etwas wird man heute nicht mehr bekommen.Also:wenn überhaupt gibt´s minderwertigen Ersatz.

Riemenantrieb des Capstan hatte vielleicht auch Vorteile:TFK ist beim Modellwechsel M10A auf M15 ja wieder vom Direktantrieb zum indirekten Antrieb des Capstans mittels Riemen umgestiegen.In den Referaten zur Vorstellung der M15 1970 wurde das auch ausführlich begründet.Wichtigstes Argument ist wohl:Wenn der Capstan direkt angetrieben wird,sitzt der Motor zwangsläufig schräg unterhalb vom Wiedergabekopf.Um Brummeinstreuungen zu vermeiden muß man den Wiedergabekopf aufwendig schirmen(siehe Revox/Studer).Beim indirekten Antrieb mit einem Riemen kann der Motor aber weit an sie Seite des Chassis rücken,und ich brauche keine Klappe am Wiedergabekopf.Das vereinfacht das Handling beim Schneiden

Reibräder:das erste Problem ist die Alterung:das betrifft sogar hochwertige Bandmaschinen wie TFK M5 und M10(ohne A)die Gummiauflagen des Capstan werden spröde und rissig,der gute Gleichlauf ist dahin.Ein neues Reibrad zu bekommen ist schwer,siehe Diskussion über die Ferrograph.Offenbar hat der hessiche Rundfunk M10 auf Riemenantrieb umgebaut(allerdings weniger wegen der Reibräder-Problematik,sondern,weil es die M10 nicht mit der Geschwindigkeit von 76 gab,und mit dem Umbau wurde diese Geschwindigkeit realisiert)

Das 2.Problem bei Reibrädern tritt auf,wenn das Reibrad beim Abschalten nicht abgehoben wird(das geht z.B.recht gut bei der RdL:wenn ich einfach den Strom abschalte(Geschwindigkeitsregler),ohne vorher auf Stop zu schalten,wird das Reibrad weiter gegen Motorachse und Tonwelle gedrückt)entstehen Dellen.

Vom Standpunkt der Stabilität und Funktionsicherheit des Antriebs über lange Zeiträume gibt es sicher nicht Besseres als 3 Motoren,die Wickelteller und Capstan direkt antreiben.

Ein 2-Motorenkonzept erfordert einen indirekten Antrieb auch der Wickelteller.
Damit gilt das oben gesagte über die Vergänglichkeit von Riemen und Reibrädern auch für die Antriebe der Wickel.
Auch,wenn die Aussage in der Broschüre vom Prinzip her stimmt:Im Aufnahme/Wiedergabebetrieb reicht es,wenn ich die abwickelnde Spule mechanisch bremse.Für die aufwickelnde Spule reicht ein Motor.Schnell vor-oder zurückspulen werde ich nie gleichzeitig,so daß ich einen Motor beides machen lassen kann.

Wenn allerdings die Steuerung komplexer wird,wenn ich die Laufwerksfunktionen und den Bandzug elektrisch steuern will,und nicht mechanisch,dann komme ich um getrennte Wickemotoren nicht herum.

Also:ich denke,die Ausage zu den 2 Motoren hat bis zur TFK M5(die ja ein 2-Motoren-Laufwerk hatte) gestimmt.Ab der Studer A80 stimmt sie nicht mehr.

Die Ausfallrate von elektrisch gesteuerten,direkt antreibenden Wickelmotoren liegt sicher unter der von mechanischen Lösungen...

Viele Grüße
Frank
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#3
Zitat:Die Ausfallrate von elektrisch gesteuerten,direkt antreibenden Wickelmotoren liegt sicher unter der von mechanischen Lösungen...
Das ist ein entscheidender Satz, kann man den uneingeschränkt stehen lassen?
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#4
Zitat:firstthird postete
Hallo,

jo mei,man sieht doch,wo alles endet:

Riemen gehen kaputt.Die längen aus und/oder werden spröde oder zu Matsch.In hochwertigen Geräten waren die Riemen mindestens einseitig geschliffen,so wie in guten Plattendrehern(obwohlConfusedind Thorens wirklich gut...)So etwas wird man heute nicht mehr bekommen.Also:wenn überhaupt gibt´s minderwertigen Ersatz.


Viele Grüße
Frank
Da muß ich Dir widersprechen!
Minderwertiges Zeugs findet man hierzulande mittlerweile mehr als genug; aber hochwertige Flachriemen aus einer homogenen, elastischen Kautschukmischung und in einwandfreier Maßhaltigkeit sind durchaus lieferbar.

Werden solche Riemen korrekt eingebaut dann beträgt deren Lebensdauer unter Amateurbedingungen mehrere Jahrzehnte!

So einen Sülzedreck wie ich ihn erst aus Phillipsmaschinen erleben durfte hat es bei uns nicht gegeben und mit Gummi hat das auch nichts zu tun. Wir hatten in den BG20 und KB100 auch Flachriemen aus einer Kunststoff-Mischung (Weich-PVC?) welche ebenfalls mehrere Jahrzehnte Lebenserwartung hatten. Die rissen irgendwann, aber aufgelöst hat sich nicht ein einziger. Mit Reibrädern gab es da eher Probleme durch Versprödung - aber auch erst nach Jahrzehnten! Ärger gab es öfter mal bei Importgeräten. Die Teile welche sich da auflösten waren ebenso alles andere nur kein Gummi! Es ist m.W. unmöglich richtigen, ausvulkanisierten Gummi erneut aufzulösen, es sei denn er enthält keinerlei Füllstoff und wird wochen- oder monatelang in Petroleum gebadet was aber wohl kein Tonbandler tun wird.

Wenn ich wählen müsste würde ich mich immer für das konventionelle Getriebe entscheiden. Eine Tonwelle mit entsprechender Schwungmasse hat schon was. Big Grin
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#5
Betreffs der Ausfallrate von Wickelmotoren kann man schon von einer sehr hohen Lebenserwartung ausgehen. Das betrifft sowohl indirekt als auch direkt treibende Motore wobei letztere allerdings wesentlich größere Belastungen abhalten müssen als die indirekt treibenden. Und das ist ein ganz entscheidendes Kriterium für die Getriebelösung! Wir sollten immer den schlimmstmöglichen Fall annehmen da es in der Versorgung von speziellen Tonbandteilen ein nahezu absehbares Ende gibt. Es sollte unter diesem Gesichtspunkt kein Problem sein, einen anderen Motor für diese Zwecke "umzustricken" - logischerweise würde ich bei Ausfall eines Wickelmotors gleich auf zwei neue Motore umbauen. Das gibt dann keine Probleme mit der Steuerung wie sie bei unterschiedlichen Motoren kaum zu vermeiden sind.
Der finanzielle Aufwand hierfür hält sich in bescheidenen Grenzen! Das ganze Gegenteil zu dem Fiasko was mir ein abgerauchter Direkttriebler bescheren würde. In so einem Falle kann man die Maschine bald beerdigen - alternativ kann man natürlich bei Ebay ein Schlachtteil ergattern. Ob das die Lösung ist wage ich sehr zu bezweifeln.
Was den Tonwellenantrieb betrifft da hat ein richtiger! Capstanmotor unzweifelhafte Vorteile die u.a. in der großen Masse seines Läufers begründet sind welche eine sehr hohe kinetische Energie speichert. Eines der größten Probleme ist aber die Platzfrage in modernen Heim-Bandmaschinen. Je gedrängter der Aufbau erfolgt umso problematischer gestaltet sich die Eliminierung der vom Motor ausgehenden Störfelder, genauer gesagt deren Auswirkung auf die Köpfe. Zwar kann man da einiges mit Kompensationsspulen zurechtbügeln - im Grunde bleibt das aber Stückwerk! Also gibt es nur einen Ausweg: Größer bauen damit der Capstanmotor so weit als möglich vom Kopfträger entfernt ist.
Zweites Problem: Geschwindigkeitswechsel ist bei konventionellen Capstanmotoren kaum machbar und wenn, dann nur wenig elegant mittels einer Steckhülse. Es bedarf dazu noch einer komplizierten Mechanik für die Andruckrollensteuerung! Capstanmotore sind keine Massenware und entsprechend opulent ist der Preis für solche Teile. Ob es solche Dinger mit Wicklungsumschaltung gibt ist mir nicht bekannt - glaub ich eigentlich auch nicht da der Fertigungsaufwand so schon immens ist im Verhältnis zu einem Standardmotor.
Fazit: Auch hier favorisiere ich ganz klar ein konventionelles Riemengetriebe mit einer möglichst gewichtigen Schwungmasse.
Von Reibradgetrieben bin ich kein Freund, obwohl diese in meinen Uher´s (wieder) ganz ordentlich werkeln. Aber das sind alles kleine Geräte mit max. 15-er Spulen die ich zwar regelmäßig, aber nur in geringem Umfang nutze. Eine 5000 wartet noch auf ein neues Reibrad. Liegt schon lange daneben aber will einfach nicht selber einwachsenBig Grin
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#6
Zitat:MGW51 postete

1. Was den Tonwellenantrieb betrifft da hat ein richtiger! Capstanmotor unzweifelhafte Vorteile die u.a. in der großen Masse seines Läufers begründet sind welche eine sehr hohe kinetische Energie speichert.

2. Zweites Problem: Geschwindigkeitswechsel ist bei konventionellen Capstanmotoren kaum machbar und wenn, dann nur wenig elegant mittels einer Steckhülse. Ob es solche Dinger mit Wicklungsumschaltung gibt ist mir nicht bekannt - glaub ich eigentlich auch nicht da der Fertigungsaufwand so schon immens ist im Verhältnis zu einem Standardmotor.D
MT118-Fan,

was Du schreibst ist sehr richtig, möchte nur etwas ergänzen.

zu1.

Der Vorteil des direktantreibenden Capstan-Motors ist ausschließlich seine einfachere Konstruktion und damit seine Wartungsfreiheit.Er besitzt keine verschleißenden Gummiteile und hat ein flinkeres Start-Stop-Verhalten.

Hauptnachteil bei den älteren,einfachen Asynchron-bzw.Synchron-Motoren, war die nachteilige mechanische Übertragung des 50Hz-Brummens der Netzfrequenz auf den Bandtransport.Als noch keine "Wow and Flatter"-Meßgeräte zur Verfügung standen,hat man diesbezüglich mittels Klaviermusik nach Gehör geprüft.Im Fachchargon bezeichnete man dieses Verhalten als z.B. mangelhafte "Klavierfestigkeit". Klaviertöne eigneten sich besonders zur Beurteilung des Jitter-Verhaltens.
Später hat Studer diesen Nachteil mit einer "weichen"Verbindung(Entkopplung) zwischen Rotor und Capstanwelle beseitigt.

Beim Antrieb mit abgesetztem Motor hatte man neben dem Nachteil der verschleißenden Gummiteile,den Vorteil,die Schwungmasse überdimensional groß gestalten zu können. Es ergaben sich neben dem geringeren Streufeld auf die Köpfe,der guten mechanischen Entkopplung vom Motor auch ausgezeichnete Gleichlaufeigenschaften.

zu 2.

Polumschaltbare Motoren(Dalander-Motoren) gab es in der Praxis mit bis zu vier Drehzahlen.
Bei den Amateurgeräten fanden Ausführungen mit zwei Drehzahlen Verwendung. So hatten z.B. Geräte wie "BG20-Smaragd, BG26, KB100 polumschaltbare Motoren eingebaut.
Diese Art der Bandgeschwindigkeits-Umschaltung vereinfachte die Mechanik und machte die Geräte unanfälliger,deshalb funktionieren sie oft heute noch.

Bernd
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#7
Hallo, liebe Leute,
wovon redet Ihr eigentlich, von jahrzehntelangem harten Studiobetrieb oder dem gelegentlichen oder auch öfteren Abspielen eines Bandes zu Hause?
Wenn man ersteres einmal weglässt (und ich denke, keiner unter uns setzt seine Geräte noch beruflichem Dauerbetrieb aus, oder?), dann ist imho ein gut gemachter (!) 1-Motoren-Riemenantrieb vollkommen hinreichend (für Jahrzehnte!).

Ich verweise immer wieder gern auf die Telefunken M85, an der kann man sehen, wie man so etwas optimal löst (btw: Ich hatte von den Dingern im Lauf der Jahrzehnte einige und keinen einzigen defekten Riemen; auch meine derzeitigen drei laufen garantiert noch mit dem ersten Satz...).
Die Riemen in den div. Philipskisten dagegen, oh je... die 43xx/44xx sind doch mechanisch eh nur aufgeblasene Kassettenrecorder... duck und weg... schon gut, meine 4419 mag ich sehr gern...

Ein ordentlicher Direktantrieb (immer wieder gern genommen A/B77) ist natürlich genauso fein (ich hatte gut ein Dutzend von den Dingern im Lauf der Zeit, und kann mich an keinen defekten Motor erinnern, weder Wickel- noch Capstan-), und dass die mechanische Qualität der Revoxe untadelig für ein Amateurgerät ist, ist glaub' ich unbestritten.

Will sagen, wenn die Dimensionierung der Lager, der Motoren und ggflls. der Riemen stimmt, ist weder gegen Riemen- noch gegen Direktantrieb 'was einzuwenden.

Negativbeispiel ist hier für mich die ASC 450x/500x. Über die Wickelmotore habe ich noch nix Negatives gehört (ausser, dass sie bei meinen Maschinen sehr warm werden), aber ich selber hatte schon 2 defekte Capstanmotore und habe auch schon ein paar Mal bei anderen davon gehört.

Frank

P.S.: Bei meinen gut 30 Koffergeräten der 60er waren Riemen noch nie ein Thema, egal welche Marke... Reibräder auch nicht; und mein TK5 (was älteres hab' ich nicht) ist von 1958 oder so...
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#8
Zitat:frank1961 postete
Hallo, liebe Leute,
wovon redet Ihr eigentlich, von jahrzehntelangem harten Studiobetrieb oder dem gelegentlichen oder auch öfteren Abspielen eines Bandes zu Hause?
Wenn man ersteres einmal weglässt (und ich denke, keiner unter uns setzt seine Geräte noch beruflichem Dauerbetrieb aus, oder?), dann ist imho ein gut gemachter (!) 1-Motoren-Riemenantrieb vollkommen hinreichend (für Jahrzehnte!).

Ich verweise immer wieder gern auf die Telefunken M85, an der kann man sehen, wie man so etwas optimal löst (btw: Ich hatte von den Dingern im Lauf der Jahrzehnte einige und keinen einzigen defekten Riemen; auch meine derzeitigen drei laufen garantiert noch mit dem ersten Satz...).
Die Riemen in den div. Philipskisten dagegen, oh je... die 43xx/44xx sind doch mechanisch eh nur aufgeblasene Kassettenrecorder... duck und weg... schon gut, meine 4419 mag ich sehr gern...

Ein ordentlicher Direktantrieb (immer wieder gern genommen A/B77) ist natürlich genauso fein (ich hatte gut ein Dutzend von den Dingern im Lauf der Zeit, und kann mich an keinen defekten Motor erinnern, weder Wickel- noch Capstan-), und dass die mechanische Qualität der Revoxe untadelig für ein Amateurgerät ist, ist glaub' ich unbestritten.

Will sagen, wenn die Dimensionierung der Lager, der Motoren und ggflls. der Riemen stimmt, ist weder gegen Riemen- noch gegen Direktantrieb 'was einzuwenden.

Negativbeispiel ist hier für mich die ASC 450x/500x. Über die Wickelmotore habe ich noch nix Negatives gehört (ausser, dass sie bei meinen Maschinen sehr warm werden), aber ich selber hatte schon 2 defekte Capstanmotore und habe auch schon ein paar Mal bei anderen davon gehört.

Frank

P.S.: Bei meinen gut 30 Koffergeräten der 60er waren Riemen noch nie ein Thema, egal welche Marke... Reibräder auch nicht; und mein TK5 (was älteres hab' ich nicht) ist von 1958 oder so...
Wo hier gerade das Stichwort Firma ASC fällt. Schick sind diese Geräte durchaus jedoch technisch weisen sie einige kritische Besonderheiten auf. Das mit dem defekten Capstanantriebsmotor kann ich hier bestätigen, ich selbst hatte solch einen defekt an der ASC 6002 zu verbuchen.
In Sachen Riemen kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass auch meine Röhren Grundig immer noch mit den selben Riemen zur Zurfriedenheit funktioniert.
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#9
@ capstan:

"...Polumschaltbare Motoren(Dalander-Motoren) gab es in der Praxis mit bis zu vier Drehzahlen.
Bei den Amateurgeräten fanden Ausführungen mit zwei Drehzahlen Verwendung. So hatten z.B. Geräte wie "BG20-Smaragd, BG26, KB100 polumschaltbare Motoren eingebaut...."


Das ist schon richtig, nur waren das halt keine echten Capstanmotore. Und auf eben diese bezog sich meine Anmerkung mit der mir nicht bekannten Polumschaltung.

Im kommerziellen Bereich gab es m.W. umschaltbare Capstanmotoren.
Aber mit mehr als zwei Touren ? Das ist mir noch nie untergekommen, wobei ich allerdings sagen muß, daß ich mich für diesen Sektor nie ernsthaft interessiert hatte. Ich kann darin auch keinen praktischen Nutzen für den laufenden Studiobetrieb erkennen - für Trickzwecke gab ja stets die viel effektivere Möglichkeit der stufenlosen Drehzahlvariation.

Vor längerer Zeit hatte ich schon mal an anderer Stelle im Forum die Frage nach umschaltbaren Capstanmotoren mit mehr als zwei Geschwindigkeiten gestellt und das verlief dann auch ergebnislos im Sande.
Also aus gegebenem Anlaß nochmal:

In welchen Heimbandgeräten wurden polumschaltbare Capstanmotore eingebaut?
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#10
Polumschaltbare Motoren mit bis zu vier Drehzahlen wurden für die Industrie gefertigt,aber für direkttreibende Capstan-Antriebe nicht eingesetzt.

Grund:

Für Capstanwellen im professionellen Bereich galt immer, wegen besserer Friktion, ein Durchmesser von knapp 10 mm(abhängig vom Motortyp,async./sync.).
Für Bandgeschwindigkeiten von 9/19/38/76 cm/s.benötigte man somit Drehzahlen von 175/350/700/1400 U/min.
Der Motor benötigt demzufolge Wicklungen für 4/8/16/32 Pole.
Diese Wicklungen in einem "kleinen" Motor wie er als Capstanantrieb in Frage kommt zu realisieren ist sehr aufwendig und beansprucht einiges an Platz,d.h.der wird relativ groß und schwer im Verhältnis zur Leistung.
Ein weiteres Problem ist,das bei niedriger Geschwindigkeit(9cm/s),die Motorachse nur etwa 3 U/sek.ausführt.Durch magneto-mechanische Modulation der Netzfrequenz auf die Antriebswelle kommt es zu Jitter,d.h. zu unruhigem Bandtransport (Brummodulation).

Man beschritt deshalb einen anderen Weg,indem man die Drehzahl mit der Frequenz der Betriebsspannung umschaltete.Moderne Leistungselektronik machte es möglich,die Antriebsfrequenz quarzgenau zu erzeugen,zu stabilisieren und zu regeln und bei Bedarf zu variieren,man wurde unabhängig von der Netzfrequenz.

In der letzten Entwicklungsstufe der Bandmaschinen verwendete man Hall - kommutierte DC-Motoren,d.h.Dreiphasen-Syncronmotoren,deren Phasen über Leistungstransistoren(Power-FETs) zyklisch angesteuert werden.

Erst mit dieser Entwicklungsstufe wurde es möglich,auf rein elektrischem Wege Capstanmotoren für vier umschaltbare und stufenlos variierbare Bandgeschwindigkeiten zu realisieren,die außerdem bisher unerreichte Parameter in punkto Gleichlauf und Startverhalten aufweisen.
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#11
Zitat: "P.S.: Bei meinen gut 30 Koffergeräten der 60er waren Riemen noch nie ein Thema, egal welche Marke... Reibräder auch nicht; und mein TK5 (was älteres hab' ich nicht) ist von 1958 oder so..."

Man soll den Mund nicht so voll nehmen Wink Murphy hat zugeschlagen: Diese Woche kamen zwei Koffer aus den Anfang-60ern an.
In beiden Lakritzeriemen; und ratet mal, welcher Hersteller? Genau, Philips!!
Eine RK40 aka EL3522 und eine RK66 aka EL3534; und dat letztere Dingen ist auch noch transistorisiert, igitt!

Philips wirbt in einer zeitgenössischen Werbung mit der Verwendung eines Zeugses namens "Vulkollan" als Riemenwerkstoff, hätten sie doch bloß echtes Gummi genommen.
Die Reibräder sind glücklicherweise in Ordnung...
Gruß
Frank
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#12
Vulkollan: VULKOLLAN ®. VULKOLLAN ® ist chemisch gesehen auf Polyesterbasis und 1,5 Naphtylendiisocyanat aufgebaut. Verwandt mit Schaumstoffen und Polyurethan. Confusedhame:

Dann ist wohl die Zersetzung der Philips-Riemen 'Pflicht'...
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#13
Wobei Schaumstoffe noch den "Vorteil" haben, daß sie sich nicht in so einen Rotz verwandeln - die sind dann irgendwann halt weg. Sublimiert? Was auch immer, jedenfalls ohne ekelhafte Sauerei.
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#14
Vielleicht haben wir nur nicht lang genug gewartet? In ca. 200 bis 300 Jahren ist auch die Philips-Matsche hinfort!?!
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#15
Zum Thema Direktantrieb hätt' ich da noch mal eine Frage: Welche Hersteller haben überhaupt (Heim-)Geräte mit direktgetriebenem Capstan gebaut? Bekannt sind mir:

- Revox (A77, B77, und - wie ich gerade von PhonoMax erfahren habe, auch x36)
- Akai (GX-230, 255, 265, 266(-II), 267, 270, 620, 625, 630, 635, 636, 646, 747)
- Teac (A-7300... sonst noch eine?)

Sind das tatsächlich schon alle?
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#16
Zitat:highlander postete
Vulkollan: VULKOLLAN ®. .... Verwandt mit Schaumstoffen und Polyurethan. Confusedhame:

Dann ist wohl die Zersetzung der Philips-Riemen 'Pflicht'...
Polyurethan... ist das nicht auch ein Bestandteil des Binders der Schmierbänder?

Und zum Thema Philips sagte man früher schon: "Soll es was Vernünftiges sein oder reicht Philips?
(Heute heißt es: Muß es funktionieren oder reicht Siemens? )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#17
@timo:

weitere direktgetriebene Heimgeräte:

- Grundig TK 5
- Grundig TK 7
- Grundig TK 8 (alle um 1955 - 1957)
- Nordmende Titan (3 Motoren !!) 1958


Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#18
Zitat:grundig tk 240 postete
weitere direktgetriebene Heimgeräte:
- Grundig TK 5
- Grundig TK 7
- Grundig TK 8 (alle um 1955 - 1957)
Ah, aber das sind Einmotorer, oder? Dann wird der Capstan direkt angetrieben und die Spulen per Riemen...?
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#19
Von Philips waren doch auch die Videorecorder, die Andruckrollen aus einer Art festem Moosgummi verwendeten (der schnell aushärtete, dann brach und Kassetten sowie Capstanwelle zuverlässig ruinierte).

MfG

DB
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#20
Zitat:MGW51 postete
Es ist m.W. unmöglich richtigen, ausvulkanisierten Gummi erneut aufzulösen, es sei denn er enthält keinerlei Füllstoff und wird wochen- oder monatelang in Petroleum gebadet was aber wohl kein Tonbandler tun wird.
Auch wenn der zitierte Beitrag schon fast zwei Jahre alt ist - da der Thread kürzlich wieder auflebte, möchte ich meinen Senf dazugeben:

Gummi läßt sich tatsächlich nicht auflösen, aber es ist auch nicht ausvulkanisiert, wenn es zu Riemen verarbeitet wird. Die Vernetzung der Moleküle schreitet (je nach Zusammensetzung langsamer oder schneller) fort, weswegen Gummi mit der Zeit härter wird.

Auf der anderen Seite läßt sich die Molekülvernetzung mit Essigsäure aufbrechen - je nach Einwirkzeit so weit, daß die Gummistruktur völlig amorph wird. Das macht man sich z. B. beim Regenerieren von Gummiwalzen zunutze, die man mit Essigsäure wieder für eine gewisse Zeit elastischer machen kann.

Allerdings wird man Essigsäure wohl sehr selten in Tonbandgeräten antreffen - wenn darin Gummiteile regeneriert werden sollen, baut man sie für gewöhnlich aus.

Gruß, Hans
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