Alten Aufnahmen HighCom entfernen
#1
Hallo,
ich habe mir in den Kopf gesetzt, meine älteren Kassetten, die ausnahmslos mit einem HighCom-Kompressor aufgenommen wurden, so umzuwandeln, dass ich sie ohne externen Kompander wiedergeben kann. Dazu habe ich mir folgendes Verfahren ausgedacht. Von Kassette auf A77 (19cm/s) überspielen, ohne Expander. Bei dem Rücküberspielen von Band auf Kassette den Expander benutzen und wahlweise am Kassettenrekorder Dolby B, oder C auswählen. Dabei muss der Aufnahme-/Wiedergabe-Weg zu/vom Tonband genau ausgepegelt werden. Kann man das so machen, oder gibt es bessere Wege? Vielleicht MiniDisc?
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#2
Du fügst der komprimierten Aufnahme also zuerst Rauschen hinzu (bei Aufnahme auf Band), veränderst dadurch den Inhalt dieser Aufnahme, und expandierst dann, auch das Rauschen. Dazu addierst Du das Bandrauschen dern neuen Aufnahme.

Warum gibst Du nicht einfach über den Expander wieder und kopierst das expandierte Signal? Du brauchst ein zweites Deck, oder Du wechselst das Medium (von MC auf Senkel z. B. )

Rein vom Gefühl her würde ich nur das expandieren, was auch komprimiert wurde. Jede Veränderung kann Nachteile mit sich bringen.
Michael(F)
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#3
Das Prinzip der Rauschunterdrücker ist ja, die Dynamik bei der Aufnahme einzuschränken und bei der Wiedergabe wieder zu erhöhen. Wenn ich dem Komprimierten Signal durch die A77 Aufnahme Rauschen hinzufüge, würde es beim Expandieren vermindert, das ist ja der Sinn des Kompanders. Denke ich mir jedenfalls, oder mach ich da einen Denkfehler?

Das Medium wollte ich nicht wechseln. Da die Kassetten alle nummeriert sind und passende Karteikarten existieren, wollte ich die Aufnahme jeweils wieder auf dieselbe Kassette kopieren.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#4
Wenn du einen externen Highcom Kompander hast kannst du den doch gleich auf die Cassette einpegeln. Wozu der Umweg. Oder hast du nur das eine Kassettendeck? Wie sind eigentlich deine Erfahrungen mit Highcom? Ich habe mir auch mal so ein Dingens besorgt, aber kaum damit experimentiert.
MfG Matthias
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#5
@Matze
Die Aufnahmen sollen jeweils wieder auf dieselbe Kassette, weil diese bereits nummeriert sind und eine Kartei dazu existiert.

So dolle finde ich HighCom nicht. Probleme machen immer wieder Pegelfehler, vor allem bei perkussiver Musik.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#6
High-Com ist kein Filter, sondern ein Kompander, der bestimmte Frequenzen mit bestimmten Pegeln um ein definiertes Maß im Pegel anhebt und um genau dieses Maß auf den Ursprungswert (theoretisch) wieder absenkt.

Da Du dem komprimierten Signal nun ein zweites mal Rauschen hinzufügst, wird sicher etwas davon übrig bleiben.

Versuch macht kluch - probier's aus. Interessiert mich selber.

Besser werden die Tapes durch die ganze Procedur sicher nicht. Ich würde die Originale so wie sie sind erhalten und mir neue Cassetten besorgen. Mit einem 2. Deck gehst Du den direkten Weg. Dein Archiv bleibt, Deine Snap-Pack-Einleger auch, lediglich die Beschriftung auf den Cassetten selber ist nochmals zu machen.

Und von einem NR-System würde ich diesmal die Finger lassen, aber das ist Ansichtssache Wink
Michael(F)
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#7
Hallo Michael,

ich weiß zwar nicht genau,wie das HighCom funktioniert.Aber wenn es so funktioniert,wie ich mir das vorstelle,dann werden bei der Aufnahme in bestimmten Frequenzbereichen leise Stellen angehoben und laute abgeschwächt.Dieser Vorgang muß dann bei der Wiedergabe rückgängig gemacht werden.

In Deinem Fall hieße das:
Du überspielst die durch den Kompander veränderten Aufnahmen,ohne Wiedergabe- Expansion,auf die A77
Dann hast Du ein HighCom verändertes Signal auf dem Offenwickel.

Wenn Du das wieder auf Deinem Cassettendeck aufnimmst,dann läuft das Signal doch ein 2.Mal durch den Kompander,und wird nochmal verzerrt.Oder kannst Du den Expander von der Wiedergabe- auf die Aufnahme umschalten???Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.Gab´s sowas,das ich mit Expander aufnehmen konnte??

D.h.Die hast jetzt kein High-Com Signal auf der Cassette,sondern so etwas wie ein 2* HighCom.

HighCom und Dolby sind nicht kompatibel.Ich kann mir nicht vorstellen,daß Du dann mit Dolby oder irgendetwas anderem das Orginal wieder herstellen kannst.

Wenn Du das Signal beim Kopieren offener Wickel nach Cassette nicht mehr durch den HighCom Kompander laufen läßt,hast Du die gleiche Information wie vorher auf der Cassette,nur mit durch 2*Kopieren erhöhtem Rauschen und sicher auch Gleichlaufschwankungen..

Ich denke,ich würde die Cassetten digitalisieren.Das Medium halte ich nicht für so wichtig.Das kannst Du dann auch wieder nach Cassette überspielen,ohne nennenswertes Rauschen zuzufügen(anders als bei der A77)

Wenn Du´s versuchst,berichte mal...

Viele Grüße
Frank
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#8
Kompander arbeiten folgendermaßen:
Die lautesten Stellen werden nicht verändert. Die leiseren werden um einen bestimmten Faktor, der abhängig vom Ausgangspegel ist, angehoben. Die Dynamik wird sozusagen bis auf einen ganz geringen Betrag eingeschränkt. Wird nun bei der Aufnahme das Rauschen der Kassette hinzugefügt, wird es von der Musik verdeckt. Bei der Wiedergabe wird die Lautstärke um diesen Faktor wieder abgesenkt, das Rauschen auch.

Unterschied Dolby B und HighCom:
Dolby B arbeitet nur mit den Höhen, HighCom im gesamten Frequenzbereich.

Da in der veränderten Lautstärke die Infomation der Ursprungslautstärke steckt, kann man sich vorstellen was passiert, wenn der Pegel nicht mehr übereinstimmt, oder die Kassette Pegelschwankungen verursacht.
Wenn ich die Kassette auf die A77 überspiele, bleibt alles wie es war. Ich wollte erst, wenn ich die A77 wieder abspiele den Expander laufen lassen, genauso, als wenn ich es von der Kassette abspiele. Wenn alles genau ausgepegelt ist, sollte es, außer einen etwas höheren Rauschteppich keinen Unterschied feststellen. Die Pegelkonstanz schätze ich bei der A77 erheblich höher ein, als beim Kassettenrekorder. Ich probiere es mal aus. Dazu muss ich aber erstmal den Kompander neu abgleichen.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#9
Ich würde so vorgehen: Tape mit eingeschaltetem Kompander/Expander in den PC (Minidisk würde auch gehen, trotz Datenreduktion vielleicht besser, als ein PC mit schlechter Soundkarte).
Dass Du beim Überspielen auf die A77 ohne Expander arbeiten willst und erst auf dem "Rückweg" den Expander einschalten willst, begründest Du mit der Pegelkonstanz, oder?
Beim Überspielen auf PC oder MiniDisk würde ich das nicht machen, sondern das expandierte Signal aufnehmen. Dann bist Du HighCom gleich los... Was weg ist, ist weg Wink Wenn Du auf einem PC arbeitest, kannst Du dann auch gleich ein Backup brennen (ohne HighCom).
Vom PC oder MiniDisk Player kommt dann das HighCom freie Material wieder auf die Original Tapes zurück.

Um wie viele Kassetten geht es denn eigentlich? Wenn es nur ein paar Tapes sind, würde ich die Originale auf jeden Fall behalten und auf neue Kassetten aufnehmen. Solange Du den Kompander noch hast, kann Dir doch nichts passieren.

Wenn es um sehr viele Kassetten geht, ist der Zeitaufwand mit der A77 sicher höher als mit MiniDisc oder PC. Macht aber wahrscheinlich auch mehr Spaß Smile Sobald es aber in monotones "Abarbeiten" verfällt, würde ich MiniDisc bevorzugen.

Aus den hier gelesenen Erfahrungen mag einiges gegen Dolby B/C sprechen (zumindest beim Abspielen auf einem anderen als dem Aufnahme Deck). Ich selbst habe mit Dolby C und S gute Erfahrungen und ziehe Aufnahmen mit NR denen ohne NR vor. Bei einem größeren Projekt würde ich erst Antesten "Wie klingen Aufnahmen mit Dolby C auf anderen Decks?". Eventuell ganz auf NR verzichten werden manche sagen.

Gutes Gelingen!
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#10
Darf ich auch noch etas 'reinschieben?

In meiner unmaßgeblichen Sicht war Highcom das allemal bessere Verfahren für die Rauschunterdrückung auf Amateuergeräten. Warum?

Die Dolbys (auch B und C) benutzen aus Gründen, die hier jetzt nichts zur Sache tun, gebogene Kennlinien, an denen das Eingangs- zum Ausgangssignal 'gefaltet' wird. Die Kennlinien von TelcomC4 (das Kompanderverfahren des Rundfunks in Europa) und die (einzige) Kennlinie von HighCom hingegen sind gerade, denn sie folgen dem dB-Maßstab. Infolgedessen braucht dies Verfahren eigentlich pegelmäßig nicht abgeglichen zu werden. weil die Faltung an jeder Stelle der Kennlinie in derselben Weise erfolgt.

HighCom übrigens (Michael wird mir die kleine Korrektur sicher verzeihen) betrifft wie DOLBY B/C nur den Höhenbereich. Außerdem würde ich Rauschminderungsverfahren eher als pegelabhängige Entzerrungsoptimierungen erklären, weil bei der Aufnahme der Aufsprechpegel in definierter Weise (wieder ein eigenes Kapitel) erhöht (!), bei der Wiedergabe identisch abgesenkt wird.

Das reale Kompanderverfahren gibt es als dBx auch und gehört -wie ich nicht müde werde, zu erklären- unter die ältesten Gedanken zu diesem Thema, denn schon 1944 hat 'unser' Bruno Woelke ein Patent zur Sache eingereicht. Seine Nachteile sind als recht einfach erklärbare bekannt: dBx ist das beste Verfahren zur Rauschminderung, solange keine Modulation da ist...

Dolby-B kam ab 1970 in die Geräte, wobei Engel schon 3 Jahre später in der berühmt-berüchtigten "Schallspeicherung auf Magnetband" auf S. 128 schreibt, dass "Tonbandgeräte und Cassettenrecorder mit Dolby-Filter ... mit einer entsprechenden Eicheinrichtung versehen werden" sollten. Daraus wurde ja bekanntermaßen nie etwas, womit wir ihm -Engel- auch das "-Filter" nachsehen wollen.

Die weithin behaupteten Klangunterschiede zwischen den Dolbyprozessoren und denjenigen bei TelcomC4 kann ich nicht bestätigen. Auf einer tadellos abgeglichenen Maschine, arbeiteten beide perfekt. DolbyA besaß nur begrenzte Wirkung, so dass Dolby im Zusammenhang mit seinem Erstling (Typ A) zu seinen Werten eigentlich nur mit Hilfe der Propagierung einer günstigen Messnorm kam...
TelcomC4 war -bei Musik- so gut, dass in der frühen Digitalzeit selbst professionelle Hörer den Unterschied zwischen analogen und digitalen Signalen nicht hören konnten. Und das lag nicht etwa an den fehlenden 24 Bit oder 96 kHz.
Eines ist dabei aber wichtig: Das analoge Verfahren löst nur 1000 Pegelstufen auf, selbst wenn man den Geräuschspannungsabstand über (analoges) Band bei gutem Bandmaterial und umgebauten Telcom-Prozessoren auf über 100 dB steigert, wie das beispielsweise an der Aachener Hochschule gemacht wurde.

Hans-Joachim
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#11
Beides auf Englisch aber ein guter kurzer Überblick über die verschiedenen NR Systeme...
http://www.audiotools.com/noise.html

und

Frage 14.4
http://www.uni-giessen.de/faq/archiv/aud...00006.html

Daraus
"Dolby C achieves greater noise reduction (about 8-10 db) than Dolby B by working with a greater range of frequencies and altering relative levels more;"

Also ist Dolby C nicht nur auf den Höhenbereich beschränkt?




Hab gerade von einer HighCom-Modifizierung gelesen... In dem Zusammenhang wurde das Telefunken RC 300 Cassetten erwähnt. Hatte dieses Deck eine Longplay Option? Kann das jemand verifizieren? Mit welcher Geschwindigkeit lief das Band dann? Vielleicht sollte ich erst mal im Forum suchen, ob das RC 300 irgendwo auftaucht. <- Neuer Thread dazu im Cassetten Bereich...
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#12
Unsereins hat eine besondere Fertigkeit, 'Sachen loszutreten', die dann recht schnell eben doch komplex werden. Ich versuche deshalb ohne grafische Unterstütztung den Sachverhalt zu beschreiben.

Grundsätzlich sind Dolby B und C Verfahren, die auf den Höhenbereich zwischen 1,5 (2 bei B) und 20 kHz einwirken. Die Frequenzgangkennlinien bei hohen Frequenzen verlaufen auch de facto parallel, so dass an der Aussage eines Kollegen, Dolby C bestehe aus einer Serienschaltung zweier Dolby B durchaus etwas dran sein kann. Dolby B erreicht seine Maximalwirkung bei entsprechend leisen Signalen ab 2 kHz, wogegen durch die Kaskadierung (bleiben wir mal dabei) bei Dolby C bei einer Kurvensteigung von 3 dB/Oktave der -3-dB-Punkt schon zu sehr tiefen Frequenzen hin hinabrückt (C: -3 dB bei ca. 80 Hz; B: -3 dB bei 400 Hz). Dolby C erreicht seine Maximalwirkung (20 dB) ab 1,5 kHz. Um die bei Cassetten sehr kritische Sättigung der Verstärker (natürlich auch des Bandes) oberhalb 12-15 kHz nicht sofort mit den entsprechenden Folgen für das übrige Audioband zu erreichen, sah Dolby bei seinem C-Professor als Bewertungsfilter ('Eingangstor' für die zu bearbeitenden Frequenzbereiche) noch einen relativ steilflankigen Tiefpass vor, der mit 18 dB/pro Oktave verhindert, dass Frequenzen oberhalb 15/16 kHz in nennenswertem Umfang angehoben und abgesenkt werden, wogegen Dolby B von 2 kHz bis 20 kHz bei seinen 10 dB Maximalwirkung bleibt.---

Ich habe jetzt einmal in meinen Beständen nachgesucht, was ich zum Thema habe. Derjenige Aufsatz, nach dem ich oben aus der Erinnerung berichtete -das wäre irgendwas aus der Funkschau gewesen-, tauchte bei meinen Recherchen nicht auf. Wohl aber kam ich über einige Grafiken in Glen Ballous "Handbook for Sound Engineers" (1992), von dem dafür aber auch meine Erwähnung der Serienschaltung zweier DOLBY Bs im Dolby C definitiv bestätigt wird. Auch meine Angaben zu den Kurven sind danach korrekt.

Fassen wir zusammen, so stimmt die Aussage in jener englischsprachigen Quelle via Uni Gießen, wenn auch wohl nicht ganz so, wie sie (vermutlich) gemeint war. Ich diene gerne mit den Grafiken Ballous.

Hans-Joachim
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#13
->cdj74
Es gab von TFK ein Deck das auch die halbe Bandgeschwindigkeit konnte.
Auf der Seite eines TFK Sammlers ist das Gerät beschrieben. Musste mal googeln.

-> Phonomax

Du bringst mich zum grübeln. An anderer Stelle schriebst du das man bei einer 16Bit Digitalaufnahme bei Pegeln unter -45db die zunehmende ungenauigkeit des Digitalsystems heraushören kann. Hier schreibst du dasz das Analoge System nur 1000 Stufen auflösen kann. Das würde ja bedeuten das Digital schon bei über 10 Bit (1024 Stufen) besser auflöst als Analog. 10 Bit würde übern Daumen ja etwa 60db Dynamikbereich entsprechen und ohne Modulation käme der Rauschabstand ja noch höher. Ist also 16 Bit Digital mit seinen über 65000 Stufen schon besser als Analog je sein kann? (Von meinem Empfinden her ist es das, aber viele schwören ja auf den "analogen Klang")

MfG Matthias
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#14
-> PhonoMax

Danke für die exakten Informatioen über Dolby B/C... hat mir einiges an "googlen" erspart Smile

-> Matze... Auch Danke... werd ich machen!
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#15
Lieber Matthias,

dein Hinweis stimmt und stimmt nicht, denn er lässt außer Acht, dass das digitale System extrem empfindlich gegen Übersteuerungen ist. Es bereitet das Ende des Aussteuerungsbereiches ja nicht etwa durch 'Sättigungserscheinungen' vor, sondern fährt abrupt die fürchterlichst vorstellbare Übersteuerung (pures Krachen, 'Signal' wird korreliert und damit mono!). Die 10-ms-Regel der Analogen Aufnahme gilt daher nicht mehr.

Siehst du dir aber frühe Digitalsysteme (diesseits der Versuchsanlagen) an, stößt du sofort auf die Spuren unser beider Überlegungen: Man war anfänglich mit 10 Bit zufrieden -denn es entsprach ja rechnerisch den geläufigen 60 dB- und gab für obigen Sachverhalt 12 dB, also zwei Bit zu. Sonys PCM1 hatte, --- na, 12 Bit.

Schon bald stieß man aber auf die unter diesen Umständen (12 Bit) schlechte Auflösung bei niedrigen Pegeln und zusätzlich das unangenehme 'Funkelrauschen' der zwischen 0 und 1 hin- und herbrutzelnden Wandler, weshalb man zum PCM10 auf 14 Bit umstieg, verhält sich das menschliche Ohr doch diesen Geräuschen wie ein Spitzenwertempfänger....
Jetzt hatte man noch einmal 12 dB mehr Luft, oben sechs und unten sechs. So konzipierte die EIAJ dann auch den ersten Digitalstandard für Amateure ('F1 mit Emphasis'), der aber gerade für deren an Band und MC 'geschulte' Aussteuerungsgepflogenheiten doch mehr Probleme als Freuden bereitete, vom heftigen Preis einmal zu schweigen. Die Qualität indes war untadelig, wenn man mit dem Ding richtig umging, und halbwegs transportabel war es ja auch! Nachdem die Betamax-Bänder mittlerweile qualitativ deutlich angezogen hatten, erweiterte SONY den Standard kurzerhand dergestalt, dass man auf ein Korrekturwort pro Datenzeile verzichtete, womit die Datenworte der Zeile auf 16 Bit verlängert waren.

1978 und 1981 hatte Martin Fouquet bereits in viel beachteten Vorträgen auf den Tonmeistertagungen darauf hingewiesen, dass der Wunsch nach Erweiterung des Headrooms (der Aussteuerungsreserve) mit 14 Bit nicht zu befriedigen sei, denn man hatte sich damals natürlich auch schon an der hohen Schule des "Normalisierens" versucht und dabei, namentlich mit 14 Bit-Systemen (und oft mehrfacher AD-DA-Wandlung!), ordentlich Schiffbruch erlitten und damit festgestellt, dass derlei Praktiken nicht zum ordnungsgemäßen Umgang mit den an sich sehr hochwertigen Digitalsystemen gehörten.
Horst Jakubowski vom IRT stellte das dann 1984 nochmals auf statistisch gesicherte Beine, so dass man eigentlich von dieser Zeit an wusste, wo die Probleme lagen.
Wie wichtig das war, legt eine kleine Begegnung mit einem Kollegen beim Besuch der Münchener Oper (TMT 1981, glaube ich) dar, wo der mir sagte, das, was wir brauchten, seien die "Headrooms", und die gäbe es ja nun. Es gelang mir nicht, ihn davon zu überzeugen, dass diese infolge des Funkelrauschens unten und der bei digitalen Speichern kritischen Aussteuerung oben eigentlich noch nicht vorhanden wären. Er blieb bei seinen (theoretischen) 96 dB Dynamikumfang.
Ich bin jedoch bis heute der Ansicht, dass für übliche Anwendungen 16 Bit völlig genügen und nur der Produktionsprozess (Live-Übertragungen) 24 Bit ganz gut gebrauchen kann, eben wegen der Normalisiererei und des 'Fangens' z. B. kritischer Impulssignale wie dem eines Paukenschlages. Den kriegte man 'vorher' allerdings auch.
96 kHz hat bis heute niemand verbindlich gehört, wobei es auch bleiben wird.

Die analoge Technik breitet über vieles einen -bis hin zu den Fehlern der Tonmeister- freundlichen Mantel aus, den die digitale Technik mit ihrer Abbildungsschärfe radikal wegzieht, was vielleicht die Tonmeister weniger störte als die Laien, denen es eben nicht gefiel, am Mischpultausgang der Tonmeister zu hören, denn deren eigentümliches Verwirken von Musik und Technik ist dem Laien in der Regel fremd, sehr fremd, das heißt,die Hörgewohnheiten entwickeln sich in beiden Gruppen keineswegs parallel..

Nichtsdestoweniger hat die Digitaltechnik viele Diskssionen neu angestoßen, die zwar fast ausschließlich alter Schnee, jedoch durch entstandene Traditionen regelrecht verschüttet waren. Das Revival jedoch brachte dann auch die Wissenschaft auf den Plan, die ihrerseits Zusammnhänge klärte und erklärte, wobei wir viel lernten.

Dazu gehört auch die Gewissheit, dass 16 Bit immer besser sein werden, als die beste Analogmaschine je sein können wird/war, auch wenn das vielen nicht schmeckt. Es ist so, zumindest nach dem Kriterium, das ich gleich einführe.
Denn selbst wenn wir die Digitaltechnik auf nutzbare 10.000 Pegelstufen reduzieren, werden die gebildeten Enveloppen auf analogen Bandgeräten schon nach der zweiten Kopie so ungenau, dass das Ohr letztlich zwei neue Wellenzüge und nicht mehr die orignalen, einander kreuzenden Wellenzüge hören kann.
Ob die qualitative Forderung nach 10.000 oder mehr Pegelstufen nötig ist, also unser Ohr danach verlangt, das ist die Frage, denn gute Analogaufnahmen bweisen, dass eine Aufnahme nicht durch digitale Technik schön wird.

"Wie hältst du's mit der Religion", fragt Gretchen den Faust, als es zur Sache geht. Da sollten auch wir innehalten und fragen, ob aus dem ganzen Zirkus analog vs. digital ein "unnötig' Gesetz" (das sagte nun Luther) zu machen ist. Denn Vorzüge und Nachteile halten sich reizvoll die Waage, gerade auch, wenn man an die Dauerhaftigkeit gespeicherten Materiales denkt..

Geht es um Probleme (und deren Lösung!), dürfte die Digitaltechnik allemal die Nase vorn haben, geht es um verabsolutierte Klangqualität (Kriterium: gleicht ein Signal dem anderen?) genauso, geht es um Möglichkeiten (namentlich des Prouktionsprozesses) für die Zukunft auch. Damit ist letztlich klar, wohin der Zug fährt.
Fragen wir aber nach der Begreifbarkeit von Vorgängen als einem für unser Menschsein zentrales Phänomen, sollten wir uns besser um analoge Vorgänge kümmern, die übrigens in digitaler Verstärker- und Filtertechnik schlicht nachgestellt werden, und damit unter anderen Vorzeichen ansonsten fortleben. Ein paar Ausnahmen gibt es: So ist z. B. das 'Einfach-Rekursiv-Filter' für analoge Konstrukteure immer ein Wunschtraum geblieben, denn es war nicht stabil. Bei den Digitalisken aber funktioniert es...

Die Freude am analogen Gerät hat mich ja nun auch wieder vollkommen im Griff, nicht zuletzt deshalb, weil die Erwartungen, die ich mit der digitalen Revolution in musikalischer Hinsicht verband (ich bin Klassikmann, wenn man das mit der Vorstellung von 'unplugged' identifizieren kann) ebenso enttäuscht wurden, wie das durch die etwa 10 Jahre ältere "Originalklangbewegung", der ich selbst zugehöre, letztlich auch geschehen ist. Die Folgen beider 'Bewegungen' sind unübersehbar, haben aber in den letzten 30 Jahren nicht das erbracht, was möglich gewesen wäre.

Viele Dinge werden zu Sackgassen (gemacht?), auch wenn sie keine sind. Ich bin 'Menschs', vor allem 'Idealists' genug, um das hinzunehmen.

Hans-Joachim
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