Anleitung: bei Uher RDL Kunstoffring neu einkleben
#1
Hallo Freunde,

neben harten Reibrädern in den Uher-Maschinen ist u.a. auch der Kunststoff-Dämpfungsring im Schwungrad für ein lauteres Laufgeräusch verantwortlich. Über die Jahre löst sich der Kleber, wodurch dieser Ring herausfällt und am Rahmen kratzt. Ein kratzendes Geräusch im Betrieb ist die Folge. Da dies vor kurzem bei meiner ramponierten Partykeller-RDL paßiert ist, dachte ich mir, ich könnte die Arbeitsschritte dokumentieren und hier als Anleitung posten. Eigentlich ist diese Maschine kein Vorzeigegerät, wie man auf den Bildern erkennen kann, zur Veranschaulichung der Reparatur reicht es aber. Die Anleitung sollte auch bei allen Verwandten zur Royal De Luxe verwendbar sein (SG560/1/2), bei den Variocords sieht die Mechanik evtl. etwas anders aus.



So, los geht's:


Als erstes nimmt man den Kopfträger ab. Das sollte für jeden RDL-Besitzer reine Routine sein.

[Bild: uher_schwung_01.jpg]

[Bild: uher_schwung_02.jpg]


Der nächste Schritt ist, die Rückwand abzuschrauben. Es sind vier Schrauben herauszudrehen, die ich hier mit roten Pfeilen makiert habe.

[Bild: uher_schwung_03.jpg]


Jetzt wird es etwas komplizierter. Damit man an das Schwungrad kommt, muß man den Rahmen abnehmen an dem der Antriebsmotor montiert ist (durch roten Kasten makiert). Daran sind jede Menge Hebel und Stangen für den Netzschalter und die Geschwindigkeitsumschaltung, die man aushängen muß.

[Bild: uher_schwung_035.jpg]


Hier muß das Reibrad an der Stange ausgehängt werden, womit die Geschwindigkeitsumschaltung bewerkstelligt wird:

Im eingehängtem Zustand:
[Bild: uher_schwung_04.jpg]

Im ausgehängtem Zustand:
[Bild: uher_schwung_05.jpg]


Ist das erledigt, kann man die andere Stange (zur Entzerrungsumschaltung), die über einen Hebel mit der ersten verbunden ist, abschrauben (Vorsicht, es ist eine Beilagscheibe darunter):

[Bild: uher_schwung_06.jpg]

Die Stange muß dann noch aus den beiden Schiebeschaltern an jedem Ende vorsichtig herausgenommen werden:

[Bild: uher_schwung_065.jpg]


Als nächstes ist die Stange für den Netzschalter dran:

[Bild: uher_schwung_07.jpg]

Diese kann man herausnehmen, wenn man das Halteblech abschraubt:

[Bild: uher_schwung_08.jpg]

Man sollte jetzt darauf achten, daß man die Schalterstellungen vorne nicht mehr ändert. Sonst könnten beim Zusammenbauen Probleme auftreten.

Jetzt kann man den Motorrahmen abschrauben. Der ist durch vier Schrauben befestigt, die ich im Bild unten wieder durch rote Pfeile gekennzeichnet habe:

[Bild: uher_schwung_09.jpg]

Unter jeder Schraube befindet sich eine Zahnscheibe, die nicht verlorengehen sollte.
Ist der Rahmen frei, kann man ihn vorsichtig herausnehmen (auf die Hebel und Stangen achten, sowie den Antriebsriemen aushängen)...

[Bild: uher_schwung_10.jpg]

...und auf den Netztrafo legen.

Das sieht dann so aus:

[Bild: uher_schwung_11.jpg]


Nun ist das Schwungrad frei und kann nach oben herausgezogen werden:

[Bild: uher_schwung_12.jpg]

Dabei fällt dann an der Gerätefront folgende Gummischeibe ab, die auf den Capstan aufgeschoben ist:

[Bild: uher_schwung_13.jpg]


Im ausgebauten Zustand sieht das Schwungrad mit Capstan dann so aus:

[Bild: uher_schwung_14.jpg]


Den Kunststoffring, der übrigends nicht zwingend schwarz sein muß, kann man dann herausnehmen. Ring und Schwungrad sollten gereinigt werden.

[Bild: uher_schwung_15.jpg]


Ist dies erledigt, wird innen auf das Schwungrad dünn Kleber aufgetragen. Ich habe dazu Zwei-Komponenten-Kleber verwendet:

[Bild: uher_schwung_16.jpg]


Nachdem der Kleber ausgetrocknet ist, kann man das Schwungrad wieder aufstecken. Bei dieser Gelegenheit kann man auf die Achse noch ein wenig Fett geben:

[Bild: uher_schwung_17.jpg]


Das Zusammenbauen ist dann in umgekehrter Reihenfolge durchzuführen. Als erstes wird der Motorrahmen wieder aufgesetzt, wobei der Antriebsriemen wieder einzuhängen ist. Der Rahmen sollte zuerst nur fixiert, nicht festgeschraubt werden, sodaß man beim Einhängen der Hebel etwas Spielraum hat. Sind alle Hebel wieder richtg eingehängt, kann man den Rahmen festziehen. Jetzt sollte man durch Drehen des Geschwindigkeitswahschalters überprüfen ob das Reibrad in die korrekten Positionen gefahren wird, sowie der Netzschalter betätigt wird. Sollte dies nicht so sein, muß eventuell diese Stange wieder geradegebogen werden:

[Bild: uher_schwung_175.jpg]


Nicht vergessen darf man die Gummischeibe, die auf den Capstan gehört:

[Bild: uher_schwung_18.jpg]


Sobald die Rückwand wieder angeschraubt ist, kann man wieder Musik ohne störende Nebengeräusche genießen.

[Bild: uher_schwung_19.jpg]


Ergänzungen, Fehler, Kritik und ähnliches dürfen gerne gepostet werden.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#2
Super, danke, werde ich mir abspeichern!

Werner
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#3
Hallo Wayne,

schöne Anleitung.

Das Problem hatt ich auch schon mal. Damals wußte ich noch nicht, daß es diesen Dämpfungsring überhaupt gibt. Alle anderen Geräuschquellen hatte ich schon ausgeschlossen, bis ich dann in letzter Vezweiflung die Kardanglocke ausgebaut habe - und siehe da, da war er, der lockere Störenfried.

Eins hätt ich aber noch anzumerken: Das Tonwellenlager ist aus Sintermaterial. Fett ist da eigentlich gar nicht gut, besser ist Sinterlageröl (sehr dünnflüssiges harzfreies Öl).

Grüße

Peter
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#4
Hallo Wayne,

eine sehr schöne Anleitung.
Da werden Erinnerungen an den letzten Winter wach, wo ich die Rdl überholte.
Der Kunststoffring war da dort auch lose. Als Kleber hatte ich Pattex benutzt. Das hält zumindest bis heute.

Ich hätte da auch noch zwei ergänzende Bemerkungen die bei meiner Rdl ein Thema waren.
Zum einem mußte ich die Kunststoffschraube mit der man das Axialspiel einstellt nachjustieren.
Zum anderen hatte sich der Draht verbogen der das Flachblech bewegt, welches die beiden Kontaktschalter der Entzerrung, wechselseitig, je nach gewählter Geschwindigkeit, verschiebt. (Was´n Satz ).
Also kurz. Man sollte mal einen Blick auf die Kontakte legen und nachsehen ob sie noch bündig schließen. :-)

Viele Grüße
Michael
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#5
Zitat:peter_l postete
Eins hätt ich aber noch anzumerken: Das Tonwellenlager ist aus Sintermaterial. Fett ist da eigentlich gar nicht gut, besser ist Sinterlageröl (sehr dünnflüssiges harzfreies Öl)
Ich sehe da nur, dass er etwas Fett auf den unteren Wellenstumpf gegeben hat, der mitnichten in einem Sinterlager läuft, sondern sich nur auf einem Kunststoffpinökel abstützt!

LG Holgi
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#6
warum kommst du eigentlich immer so bissig daher, Holgi ?

("mitnichten", "!", ...)

Peter

der TE wird's uns schon noch sagen, wo er das Fett genau hingetan hat.
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#7
Zitat:Remanenz postete
Zum anderen hatte sich der Draht verbogen der das Flachblech bewegt, welches die beiden Kontaktschalter der Entzerrung, wechselseitig, je nach gewählter Geschwindigkeit, verschiebt. (Was´n Satz ).
Also kurz. Man sollte mal einen Blick auf die Kontakte legen und nachsehen ob sie noch bündig schließen. :-)
Ja, sollte man auf jeden Fall machen. Das mit den Hebeln ist eine heikle Sache. Bei meiner SG561 hat auch nicht alles von Anfang an gestimmt.


Zu der Fett/Öl Sache: Ich wußte nicht, daß die Tonwelle aus Sintermaterial ist. Ich dachte mir nur, da der Stumpf auf Kunststoff läuft kann ich Fett verwenden, wie auch Holgi angemerkt hat.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#8
Hallo Wayne,

eine wirklich gut dokumentierte Anleitung!

Was ich bei einem RdL mit demselben Problem einige Zeit (zur Überbrückung) erfolgreich gemacht habe: man kann den Kunststoffring mit einem nicht zu spitzen Stab (etwa einer umgedrehten Kugelschreibermine aus Plastik) auch durch eines der Kühllöcher über dem Kopfträger wieder in die Schwungscheibe hineindrücken. Hat bei mir immer einige Tage bis Wochen wieder gehalten, bis das Klingeln wieder losging. Das ist, wenn's nur kurz halten muss, vielleicht eine Alternative.

Konrad
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#9
Hallo,

schöne Bilder, gute Anleitung.

Lager: Die Capstanwelle läuft oben in einem Sinterbronzelager, das mit Sinterlageröl geschmiert werden sollte. Unten (oder hinten, je nach dem) stützt sich die Welle mir ihrem Halbrund auf eine Kunststoffscheibe, die mit ein wenig Fett versehen werden darf.

Bei älteren Uhers ist die Dämpfung ein Ring aus bleihaltigem Material, man sollte sich nach der Arbeit also nicht die Finger abschlecken.
Der Ring verhindert, dass die Schwungscheibe im Betrieb zu singen anfängt und meint, dass sie eine tibetanische Klangschale wäre.
Glockenreiner Klang sollte vom Band kommen, nicht von der Schwungscheibe, deswegen.

Gruß
Peter S.
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#10
Zitat:The_Wayne postete
Ich wußte nicht, daß die Tonwelle aus Sintermaterial ist.
Hat das wer behauptet ?

Peter
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#11
Äh, nein, natürlich nicht. Aber aus deinem Post hatte ich das so abgeleitet, da ich ja eigentlich nur den Stumpf gefettet habe - sorry, war ein Mißverständis von mir.

Gesinterte Tonwellen würden auch nicht viel Sinn machen.
Grüße,
Wayne

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