Potis säubern bei der ASC AS 600x und 500x
#1
Liebe Tonbandfreunde!

Nachdem ich seit einiger Zeit dieses Forum durchstöbert und dabei viel gelernt habe, möchte ich mich nun auch einmal mit einem kleinen Beitrag vorstellen. Vielleicht ist er ja für den ein oder anderen interessant.

Zu meiner Person: Die Faszination für Tonbandgeräte packte mich als Schüler in den 70er Jahren. Leider waren die meisten Geräte damals außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten, gereicht hat es immerhin zu einer SABA TG 675, die ich quasi als "letzte ihrer Art" beim örtlichen Fachhandel erwarb und im SABA-Forum auch schon kurz gezeigt habe. Die erfolgreiche Wiedererweckung der SABA hat dann den über die Jahre ruhenden Tonbandvirus wieder belebt und mittlerweile sammeln sich so einige Schätze der 70er und 80er Jahre bei mir an.

Das Thema "Säubern von Potentiometern" ist ja schon häufiger hier und auch allgemein im Web diskutiert worden. Neben diversen Schnellkuren mit Wundersprays, die auch gern in der allgemein bekannten Bucht gehandelt werden, wird gelegentlich auch der steinigere Weg durch Zerlegung beschrieben. Diesen möchte ich hier nun anhand eines Potis einer ASC AS 6004 S illustrieren.

Ausgangspunkt ist ein in bereits erwähnter Bucht ersteigertes Gerät in laut Anbieter "TOP!!!"-Zustand. Mal abgesehen davon, dass das Gerät bei Abholung nicht so richtig funktionsfähig war (Anbieter: Neulich hab ichs getestet und es ging noch...) war es zumindest von aussen gut erhalten. Von innen sah das ganze dann so aus:

[Bild: BILDJH_1.jpg]

Also erst mal den Staubsauger ausgepackt und Frühjahrsputz. Die Fehler waren relativ schnell gefunden: Ein klebender Kontakt für die Abschaltung bei Bandriss und der ebenfalls klebende Bremlüftanker, beides vermutlich verursacht durch Nikoton und entsprechend lange Standzeit. Ein wenig Isopropanol und die Madam lief wieder. Bis ich zum ersten mal ein Poti bewegte. Außer Kratzen und Sprotzen war da kaum noch etwas zu hören.

Bei den ASC-Maschinen der 5000er und 6000er Baureihe, die ich bisher von innen gesehen habe, waren alle Potentimeter von der gleichen Bauart. Es handelt sich um Stereopotentiometer der Firma RUWIDO mit 4mm Achse, tlw. koaxial ausgeführt, die schichtweise aufgebaut sind. Zwei Kupferhohlnieten halten das Paket zusammen. Entfernt man den Kupferwulst an der Unterseite, z.B. mittels eines Metallbohrers, Durchmesser 5mm, lässt sich das Paket Stück für Stück auseinandernehmen. Es hat sich dabei bewährt, die Nieten ohne Bohrmaschine, also einfach von Hand auszubohren, um die untere Blechplatte nicht zu beschädigen. Ein paar Umdrehungen und sanfter Druck reichen bei einem ausreichend scharfen Bohrer aus um den Kupferwulst zu entfernen.

In zerlegtem Zustand sieht das ganze bei einem koaxial ausgeführten Poti dann so aus:

[Bild: BildJH_2.JPG]

Die Pertinaxplättchen mit den Kohlebahnen offenbaren dann das Problem:

[Bild: BildJH_3.jpg]

So etwas von außen mit "Wunderspray" und beherztem Hin- und Herdrehen reinigen zu wollen mutet schon etwas barbarisch an. Könnte sicher gut gehen, die Frage ist, wie lange es dann hält. Wie schon an anderer Stelle beschrieben rührt das Kratzen in erster Linie vom mangelnden Kontakt des Schleifers am ringförmig ausgeführten Mittelpol (innerer Ring), der hier sehr ordentlich korrodiert ist und meinen "Drehversuch" per Abplatzung dokumentiert hat. Die Kohlebahn ist hingegen meist weitgehend unbeschädigt.

Zur Reinigung kommen bei mir alle Teile in ein kleines Schälchen mit etwas Isopropanol, gereinigt wird mit einem Borstenpinsel. Erstaunlich, was dabei an Dreck herunterkommt. Hartnäckige Flecken auf dem Schleifring lassen sich gut mit Chrom- oder Silberputzmittel entfernen, danach wieder mit Isopropanol nachspülen. Und schon sehen die Kohlebahnen wieder ganz manierlich aus:

[Bild: BildJH_4.jpg]

Beim Zusammenbau habe ich einige Varianten durchprobiert. Am besten klappt es meiner Meinung nach wie folgt: Die Kupferhohlnieten werden durch Modellbauschrauben 1,4 x 15 mm ersetzt, die gibt es z.B. hier: http://www.modellbau-hartmann.de/ samt passenden Muttern (ich empfehle die hohe Variante) und Unterlegscheiben. Der Vorteil dieser Schrauben liegt darin, dass sie etwas länger sind als das zuammengeschraubte Paket und sich dadurch alle Einzelteile trotz Federelementen sehr bequem auffädeln lassen. Ein wenig Schaltdraht um das hintere Gehäuse gelegt hält die Schrauben dabei in Position:

[Bild: BildJH_5.JPG]

Es hat sich bewährt, vorher zu prüfen, ob sich die Schrauben ohne Widerstand durch die Bohrungen schieben lassen. Ggf. sind in den Druckgussgehäuseteilen Grate vorhanden, die noch entfernt werden müssen.

Das bei der Reinigung ausgewaschene Schmiermittel muss ersetzt werden, d.h. vor dem Zusammenbau sind die Achsen leicht einzufetten. Hier haben sich spezielles kunstoffverträgliches Fett oder hochviskoses Silikonöl bewährt.

Zusammengebaut sieht das ganze dann so aus:

[Bild: BildJH_6.jpg]
[Bild: BildJH_61.jpg]

So, das sollte jetzt für ein paar Jahre krach- und sprotzfreien Hörgenuss reichen. Und beim nächsten Mal ist die Zerlegung dann schon viel einfacher ;-)).

Gruß
Jürgen
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#2
schöner Beitrag, gute Bilder. Vor allem die vorher/nachher Kohlebahnen sind schon sehr überzeugend.

Grüße

Peter
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#3
Au,mal alle Achtung! :respekt: Sehr vorbildlich zerlegte Potis,einfach schön, und sauber. So soll es sein,na dann viel Spass mit der Kiste.



Gruß,Holger
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#4
Muß ich auch mal sagen.Macht ja auch Arbeit....Fotos einstellen,schreiben.Nun ist es aber sehr lehrreich für so ne Amateure wie mich.Also vielen Dank!Glaub, ich fang auch noch an, mal so ein Poti auseinander zu nehmen.Das einzige, was mich bremst:Ich habe immer Angst, mir fällt dann was entgegen, was ich nie wieder zusammen kriege....
Gruß Ralf
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#5
So ist das Werk korrekt getan.

Danke für die schöne bebilderte Aktionsdarstellung. Es wird sicher viele Fragen in der Richtung an Beispiel und Bild abhandeln.
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