Sinn und Fluch der Greatest-Kompilationen
#1
Immer wieder höre ich Best-of oder Greatest Hits von irgendwelchen Interpreten. Niemals sind da alle bekannten Stücke drauf. Manchmal vielleicht sogar nur eins oder zwei, der Rest: erbärmliche und unverkäufliche Lückenfüller (Beispiel wäre eine Scheibe von Blondie, die ich gleich wieder aus meinem Dunstkreis entfernt habe).

Selten mal eine Best of, die den Namen verdient (war von Slade sehr angetan). Aber selbst wenn eine Best of viele gute Stücke enthält, deckt dies noch lange nicht den Schaffensbereich der Künstler ab.

Lange Zeit dachte ich, die tolle Greatest von Buddy Holly wäre es gewesen. Der Mann war gerade erst berühmt, schon flog er buchstäblich in die ewigen Jagdgründe - ein prallvolles Band klärte mich kürzlich darüber auf, daß Buddy Holly etliches mehr auf Lager hatte.

Same goes to the Everly Brothers, auch da gibt es noch viele Perlen zu entdecken.

Bei Simon & Garfunkle war ich geradezu von den Socken, als ich eine Doppel-CD bekam (Greatest), wo vielleicht 2 bekannte Stücke drauf waren. Der Rest bestand wohl aus ihrer frühen Schaffenszeit und war genial gut.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
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#2
Zitat:highlander postete
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Fast grundsätzlich schlechte Erfahrungen gemacht habe ich mit inoffiziellen Greatest Hits-Zusammenstellungen, die auf irgendwelchen Billiglabels erschienen sind. Mehr noch als der Umstand, daß dort selten mehr als 10% der Stücke wirklich "Greatest Hits" sind, nervt da nicht selten, daß es sich bei den enthaltenen Stücken nicht um die Original-Single-Versionen, sondern um irgendwelche ziemlich daneben klingenden Neuaufnahmen oder Remix-Versionen handelt.

Aber auch bei offiziellen Zusammenstellungen habe ich mich schon mehrmals geärgert. Musterbeispiel: "First Harvest - The Best Of Alphaville 1984-1992". Mit "Universal Daddy" fehlt einer der größten Hits der Band aus der besagten Zeit, und "Sounds Like A Melody" ist auch hier nicht in der Single-Version, sondern in einem Remix enthalten. Dafür gibt es jede Menge Stücke aus dem eher langweiligen dritten Album "The Breathtaking Blue" und einen überflüssigen Remix von "Big In Japan" (immerhin: das Original ist in dem Fall auch drauf).

Da ich Klassifizierungen wie "Best Of" komplett und "Greatest Hits" (je nach Auslegung des Wortes "Hit") mehr oder weniger subjektiv finde, halte ich die "Singles Collection" eigentlich für die ehrlichste Zusammenstellungs-Variante. Alle Singles einer Band aus einem bestimmten Zeitraum, je nach Namenszusatz nur A- oder auch B-Seiten - da weiß man, was man kauft oder nicht kauft. Ein Grund mehr, Depeche Mode zu mögen. Wink
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#3
Solche "Singles Collections" sind eher für Sammler konzipiert. "Greatest Hits" oder "Best Of" sollen einen ganz anderen Kundenkreis ansprechen: die Leute, die nur ein paar Hits des Interpreten kennen und kein Interesse daran haben, darüberhinaus etwas kennenzulernen, am allerwenigsten B-Seiten... recht anspruchslose Leute also. Was nicht abwertend gemeint ist.

Wer sich intensiv mit der Musik eines Interpreten beschäftigt, braucht "Greatest" etc. nicht, es sei denn, die hinterhältige Plattenfirma packt einen Track drauf, der anderweitig nicht erhältlich ist. Diese Abzocke können einige Firmen ganz gut...

Gruß, Wolfgang
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#4
Ich habe die Best of -Compilations immer als Infobasis genutzt. Wenn's gefällt, dann mehr davon...
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#5
Diese Compilations dienen im Regelfalle dazu, den Profit zu maximieren und, wie Wolfgang angedeutet hat, mit previously unreleased Tracks den Käufer zu locken.

Oft lieblos zusammen gestellt, gibt es auch Ausnahmen. Leider verhindern oft juristische Probleme eine wirklich repräsentative Zusammenstellung. Also: Im besten Falle ein Appetithappen, der nachher Überflüssig ist.

Gute Compilations im Sinne von Werkschauen gibt es bei Bear Family. Die sind liebevoll über alle Plattenfirmengrenzen hinweg gemacht. Richard Weize hat sich da einen legendären Ruf erworben. Seine Box-Sets sind Kultobjecte.
Michael(F)
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#6
Der größte Hammer war eine Elvis-Box mit, wenn ich mich recht erinnere, acht LPs. Alles die gängigen Songs, die jeder Sammler sowieso hat. Aber zusätzlich drauf: die sogenannte Lachversion von "Are You Lonesome Tonight", die war anderweitig nicht erhältlich. Viele Sammler hatten sich wegen dieses einen Titels die teure Box gekauft.

Nachdem damit abgesahnt worden war, wurde (erst mehrere Monate später!) der Titel auf Single veröffentlicht.

So wird Geld gedruckt...

Gruß, Wolfgang

P.S. Um nicht mißverstanden zu werden: das bezog sich nicht auf Bear Family, nöö, das hat die gute alte, ach so seriöse RCA fertiggebracht.
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#7
Zitat:highlander postete
Ich habe die Best of -Compilations immer als Infobasis genutzt. Wenn's gefällt, dann mehr davon...
Die Einstellung zu Best-Of-Alben hängt bei mir mehr oder weniger stark von der Musik ab. In vielen Genres ist es zweifelsohne so, daß ein paar Singles auf so einer Zusammenstellung, die einem zusagen, die Entscheidung nahelegen, ein "richtiges" Album anzuschaffen. Ich bin z.B. bei Marc Bolan & T.Rex über ein Best Of zu den richtigen Alben gekommen. Bei anderen Musikrichtungen wiederum weiß man von vornherein, daß die Alben mehr oder weniger lieblos um ein paar Singles herumgezimmert wurden und selbst den Wühlkisten-Preis nicht wert sind. Ich muß mich als Besitzer von Best-Of-Alben der Bay City Rollers, von Boney M. und Smokie outen. Noch schlimmer: Ich finde fast alle darauf enthaltenen Stücke gut. Trotzdem hatte ich nie das Verlangen, mir eines der "richtigen" Alben der Gruppen zuzulegen. Ähnlich übrigens auch bei Abba. Deren einziges "richtiges" Album, das mich überzeugt hat, ist "The Visitors". Ansonsten beschränke ich mich auf "Abba Gold" und "More Abba Gold".
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