UHER Royal 784E -A/W-Problem
#1
Hallo zusammen,

seit 1 Woche bin ich Eigentümer einer UHER Royal 784E. Erstanden habe ich das sicherlich fast 50 Jahre alte Gerät auf einem Antik-Markt, der anlässlich eines verkaufsoffenen Sonntags veranstaltet wurde. Um nicht mit leeren Händen die Heimreise antreten musste, nahm ich das arme Teil einfach mit, obwohl schon 3 RdL`s meine Regale zieren. Mechanisch ist soweit alles in Ordnung, nur wie im Subject angegeben, Wiedergabe und Aufnahme funktionieren nicht so wie es sein soll. Bei Wiedergabe eines ordentlich bespielten Bandes, erhalte ich am Ausgang (Line Out) maximal 40 mV auf beiden Kanälen. Entsprechend leise ist die Lautstärke über die eingebauten Lautsprecher. Da im Innern die Trimmpoties und Kontakte, anstatt gülden zu glänzen, von einer schwarzen Oxydschicht überzogen waren, war hier erstmal putzen angesagt. Nun ist die Wiedergabe ohne Verzerrungen und Aussetzer möglich, aber am Wiedergabepegel hat sich leider nichts geändert. Bei Aufnahme kommt ebenfalls nur ein schwaches Signal am Aufnahmekopf an. Die Aussteurungszeiger werden bei Vollaussteurung nur zu einem minimalen Zittern angeregt.

Gibt es bei diesem Fehlerbild einige übliche Verdächtige? Den passenden Stromlaufplan habe ich im Original vorliegen, ebenso wie die Service-Unterlagen.

Vielleicht kann mich jemand bei der Fehlersuche unterstützen, da das Gerät sich in einem für sein Alter sehr guten noch sehr guten Zustand befindet und m. E. erhaltenswert ist.


[Bild: UHER_Royal_784E.jpg]



Die noch vorhandenen Rumpelgeräusche, verursacht durch die vielen gummierten Zwischenräder, werde ich durch behutsames Nachschleifen Derselben in den Griff bekommen.

Grüße Bernd

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#2
Hallo Bernd,

fang erst mal mit den Sekundärspannungen des Netzteils an, die zu den einzelnen Verstärkern geht. Das könnte schon ein Treffer sein.
Eventuell sind ein, oder mehrere Elkos defekt.
Möglicherweise hat sich auch die Spannungsregelung entschieden, nach 50 Jahren in den Vorruhestand zu treten :-)

Viele Grüße
Michael
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#3
Hallo Michael,

folgende Daten kann ich Dir mitteilen:

- an der Fernsteuerung-/Zusatzgeräte-Buchse (von außen) messe ich an den Kontakten 3 < - >4 = 36 V
(Soll-Wert keine Ahnung)

- V30C45 < - > SM BV.10A1 = -20,5 V DC (hier sollten 31 V anliegen?)

Gruß Bernd

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#4
Hallo Bernd,

ich habe mir mal das Schaltbild heruntergeladen. ( gültig ab Gerät 235001)
Die 20.5 VDC sind zu wenig, wenn du an BV.10A1 oder R89 misst.

Ich denke der einfachste und schnellste Weg wäre, wenn du die Elkos C89, C90 und die Elkos
C12, C11, C44, C45 ersetzt.
Ich vermute mal, das einer der letztgenannten für den Spannungabfall veranwortlich ist.
Wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich C87 ersetzten, schaden kann es nicht.

Außerdem kannst du vorab mal R89 auslöten und messen, er sollte 1.2k haben.

Viele Grüße
Michael
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#5
Hallo Bernd,

schöner Apparat, lohnt sich, die Reparatur.

[Bild: J4100220.jpg]

Falls alle Potis und Kontakte (die kleinen mit den Halbelliptikferdern auch!) ok sind, würde ich die Elkos X und Z als nächstes überprüfen. Ohne X (1µF glaub ich) geht nichts. Und! Nicht aus Versehen die Pertinaxschieber abbrechen, das kann bei unachtsamem Zusammenbau passieren, oder wenn die aufgeklappte Platine bei der Reparatur zufällt. Lässt sich kleben, ist aber sehr ärgerlich.
Generell schwächelt bei den Dingern die Spannungsversorgung, hier würde ich auch die Kondensatoren erneuern.

Gruß
Peter S.
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#6
Hallo Peter und Michael,

Peter, die beiden Elkos (Z) 100 µF/15V habe ich schon überprüft, die sind in Ordnung. Die Kontakte mit den "Kippfedern" in der Nähe des Wiedergabekopfes - betätigt durch die Playtaste - und die Kontakte betätigt durch den Aufnahmeknopf sind gereingt. Bleiben die Elkos (X)
und die von Dir und Michael angesprochenen Elkos (C89, ...) und der Widerstand R89 der Spannungsversorgung. Diese Bauteile müssten auf der kleinen Leiterplatte, die ca. mittig am Grundrahmen auf einer Seite mit einer Zylinderschraube und auf der anderen Seite mit einem Greifring, der hervorragend zugänglich ist, befestigt ist?

Dieses Teil wollte ich gestern Abend noch ausbauen, aber dann ist der Bock davon gelaufen und ich hatte keinen mehr.

Michael, um mit den gleichen Unterlagen zu arbeiten, sollte man den Stromlaufplan "Gültig ab Gerät Nr. 289 001" verwenden.
Meine Royal 784E trägt die Geräte-Nr. 350 657. Hierfür ist laut Wolfgang (Cisumgolana) dieser Stromlaufplan gültig

Nun, ich denke auf dem Weg zum Stopp-Magnet stimmt etwas nicht, also fang ich mal hier an zu suchen. Ich melde mich dann wieder um Euch das Ergebnis mitzuteilen.

Danke für die Unterstützung und
Grüsse Bernd

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#7
Kurzer Zwischenbericht, die Elkos

C69 - 2000 µF / 15 V
C66 - 1000 µF / 15 V
C87 - 200 µF / 35/40 V
C90 - 300 µF / 70/90 V
C89 - 250 µF / 35/40 V
X => C15 und C16 mit 1 µF/70 V

scheinen in Ordnung zu sein, keiner hat einen Schuß.
Wobei ich mir bei C15/16 nicht sicher bin.

Die beiden Widerstände R89/1,2 kOhm und R106/10Ohm sollten mit
gemessenen 1,17 kOhm und 9,9 Ohm ebenfalls im grünen Bereich liegen.

Ein defekter C86 / 30µF/ 50/60 V (habe ich noch nicht "geprüft") - der doppelt vorhanden ist - würde sich wie bemerkbar machen?

Zur Zeit wird die Wiedergabe - vom Klang her - wieder schlechter. Gleich beim Einschalten bei gedrückter Start-Taste - zwar mit geringem Pegel - eigenlich ein sauberer Klang, jedoch nach 2 ... 3 Sekunden wird das Signal verzerrt. Eventuell hilft dies bei der Fehlersuche weiter?

Gruß Bernd

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#8
Hallo Bernd,

schlag mal einen anderen Weg ein.

Mess mal die Spannungen an C12 und C44. Und Anschließen an C11 und C45.
Diese Spannungen werden weit unter dem angegeben Wert liegen.

Den von dir genannten Schaltplan habe ich leider noch nicht gefunden.
Es sollten aber die selben Bezeichnungen sein. C12, C11 und C44, C45 haben je 100µF/15V.

Der Einfachheit halber solltest du diese Kondensatoren ersetzten, falls du sie nur auf Kurzschluß testen kannst.

Viel Erfolg,
Michael
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#9
… fast vergesssen :-)

Das die Sieb-Elkos keinen Kurzschluß haben, war zu erwarten.

Was du so nicht messen kannst ist, ob die Elkos an Kapazität verloren haben.
Wenn deine Gleichspannung einen zu hohen Ripple aufweist, also zu wenig geglättet wird, dann misst dein Multimeter unter ungünstigen Umständen auch eine falsche Spannung.

Da dein Uher schon ein gewisses Alter erreicht hat, wäre ein Austausch sicher nicht verkehrt.

Es kommt halt etwas auf die vorhanden Messmöglichkeiten an, ob und welche Kondensatoren man wechseln sollte. Hat man nur begrenzte Möglichkeiten, macht es schon Sinn alle Elkos die im Spannungspfad des vermuteten Fehlers liegen, zu ersetzen.

Viele Grüße
Michael
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#10
Hallo Michael,

nach Ausfall meines 13 Jahre alt gewordenen 21"-Röhrenmonitors - schluchz - und nun wieder mit neuem "Datensichtgerät" ausgestattet, kann es mit der 784E weitergehen. Das Wochenende naht und ich komme eventuell zu Deinen vorgeschlagenen Spannungsmessungen. Sicherlich ist es einfacher die Kondensatoren zu ersetzen. Die Messmöglichkeiten besser Messfähigkeiten meinerseits sind eher bescheiden, da ich mir meist nicht sicher bin, ob ich richtig messe.

Als Messgeräte besitze ich ein FLUKE 8010 Digital Multimeter und ein antikes Röhren-Voltmeter Heathkit IM-38 mit nichtvorhandener BDA. Zum Messen von Pegeln ideal, aber zum Messen von Spannungen in einer Schaltung ein Buch mit sieben Siegeln.

Man wird sehen ...

Achso der Schaltplan, der fehlt tatsächlich im Downloadbereich. Sollte Wolfgang diesen vergessen haben? Wenn nein - da nicht vorhanden - stelle ich ihn gerne dort ein.

Gruß Bernd

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#11
Hallo Bernd!

Royal 782E/784E Schaltplan ab SN 289 001 in den
download-Bereich hochladen?
Das würde ich gern, allein genau dieser Plan fehlt
in meinen Unterlagen (ab 235 001, bzw. ab 2923/2942 01001
vorhanden).
Ich bitte Dich diese Lücke zu schließen, in dem Du Deinen
Plan hochlädst - vielen Dank.

Viel Erfolg bei der Fehlerbehebung der 784E.

Grüße
Wolfgang
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#12
Hallo,

mir fällt gerade ein: Wie verhalten sich die blauen Lampen bei Wiedergabe?
Leuchten sie schwächer wenn auf Wiedergabe gestellt wird und gehen sie ganz in die Knie, wenn die Lautstärke erhöht wird? Daran merkt man m.E. ja, dass irgendwo ordentlich etwas abgezwackt wird. Im heilen Zustand tritt dieser Effekt nur ganz schwach auf.

Schönes und erfolgreiches Bastelwochenende!

Gruß
Peter S.
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#13
Hallo Bernd,

vielleicht hättest du das Royal nicht zu nahe an den Monitor stellen sollen …
Man kennt das ja. Ich habe da so ein Team aus Waschmaschine und Trockner. Die sprechen sich scheinbar ab. Kaum gibt der eine seinen Geist auf, zieht der andere ein paar Tage später nach.
Ich habe schon überlegt die beiden räumlich zu trennen :-)

Bei dem Mess-Equipment ist ein zuverlässiges Multimeter schon mal eine gute Sache. Wenn dein Fluke noch halbwegs kalibriert ist, reicht das für einfache Messaufgaben völlig.

Pass nur auf deine Gesundheit auf. Gerade bei älteren Geräten sind die Baugruppen nicht sonderlich übersichtlich getrennt. Die Gelegenheit, 230V zu berühren ist groß. Ein Trenntrafo ist eigentlich Pflicht !
Schon aus diesem Grund würde ich gerne größere Messorgien vermeiden.

Falls dein Ehrgeiz mehr in Richtung Elektronik geht, solltest du dir einen günstigen gebrauchten Trenntrafo ersteigern. In Verbindung mit einem Oszilloskop kann man dann schon einiges anstellen.
Ausreichend Lesestoff über Elektronik(-grundlagen) gibt es im Internet.
Geht es dir nur um die Reparatur des Royal, muß man sehen wie weit man kommt. Es ist ja auch nicht gesagt, das wenn alle Spannungsverhältnisse stimmen auch alle Fehler weg sind.
Manch Elko nimmt bei seinem Abschied gerne noch einen Kumpel mit …

Viele Grüße
Michael
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#14
In Sachen 784E war am Wochenende tote Hose, keine Zeit. Nur den Stromlaufplan konnte ich noch am Freitag Abend als Pdf-Datei in den Download-Bereich stellen.

Also Wolfgang,

die Lücke ist geschlossen, der Stromlaufplan zur 784E ab Geräte-Nr. 289 001 steht zum Download bereit.

Peter,

die blauen Lämpchen änderen bei Wiedergabe eines Bandes über die eingebauten Lautsprecher ihre Leuchtintensität nicht.

Michael,

bei mir ist es ähnlich mit dem Geist aufgeben. Z. Beispiel bei "Leuchtmitteln". Geht eine Birne kaputt, folgen in kurzer Zeit 2 bis 3 Andere nach.

Es geht mir zur Zeit nur um die Reparatur der Royal. Einen intensiven Einstieg in Sachen Elektronik ist zur Zeit kein Thema. Interesse an dem Thema besteht natürlich. Man lernt ja nie aus.

Sollte der Fehler von mir - trotz der Unterstützung hier im Forum - nicht gefunden werden, gibt es immer noch Fachleute in meinem Bekanntenkreis, die mir sicherlich die Kiste wieder zum "Laufen" bringen.

Das nächste lange Wochenende steht ja schon wieder bevor, vielleicht wird das "Osterei" bzw. "die "Ostereier" im Uher'schen Nest gefunden.

Gruß Bernd

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#15
Schon sehr gewöhnungsbedürftig, eine Schaltung bei der in der eigentlich recht empfindlichen NF-Vorstufen-Versorgung hinter den Siebgliedern noch Dinge wie das Abschaltrelais als potentielle Transientenerzeuger herum klappern.

Die diesbezüglichen Siebelkos würde ich in jedem Fall und ohne sie weiter zu prüfen ersetzen. Nicht alle Altersschwächen eines Elkos äußern sich derart einfach, daß man sie beliebig messen kann. Die Erfahrung lehrt das anders, man macht und prüft und mißt und am Ende kam nichts raus und der Elko tut dennoch nicht vernünftig.
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#16
Hallo Jogi,

das Uher scheint da hart im nehmen zu sein.
Wenn abgeschaltet wird, naja, dann ist es sowieso aus … und Freilaufdioden kennt man wohl auch nicht.

Bernd bleibt ja eigentlich nichts anderes übrig, als erst mal diese Elkos zu ersetzten.
Ob nun die Siebelkos schwächeln oder ein Stützelko gegen Masse verliert. Ohne ausreichend Spannung auf dem Pfad geht sowieso nichts richtig.

@Bernd
Du könntest mal versuchen C12 (einseitig oder ganz) auslöten und messen ob die Spannung wieder den Sollwert erreicht hat. Bei Misserfolg das mit C11, C44, C45 wiederholen.

Nur, warum sich überhaupt die Mühe machen ?
In deinem Fall sollte man - erst mal löten, dann messen –

Viele Grüße
Michael
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#17
Michael es paßt ja auch gut zusammen, wenn die Elkos taub sind, daß dann die Gleichspannung am Ort gemessen mit einem Mittelwert-Meßgerät nicht mehr die angestrebte Höhe erreicht.
Wenn´s denn auch noch derb brümmte, könnte man gleich den vorgeschalteten Gleichrichter mit fliegen lassen mit dem Siebelko.
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#18
Gerade wollte ich Eure vorgeschlagenen Messungen durchführen, jedoch
beim Auseinanderbauen der 784E bemerkte ich bei diesem Bauteil - Keramikrohr mit einem aufgewickelten Drahtwendel - folgendes:

[Bild: Bauteil-784E.jpg]

Welchen Sinn macht dieses Teil? Oder ist hier etwas abgerissen, was für mich aber nicht erkennbar ist, da weit und breit kein weiteres abgetrenntes Drahtgegenstück zu finden ist.

Hier links oben befindet sich dieses ominöse Bauteil:

[Bild: Pos_Bauteil-784E.jpg]

Um welches Teil im Stromlaufplan könnte es sich hierbei handeln? Leider gibt es keinen Bestückungsplan zur 784E, oder doch?

Gruß Bernd

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#19
Hallo Bernd,

das ist ein Kondensator mit wenigen Picofarad. Dass das eine Ende offen ist, ist normal, durch "Abwickeln" könntest Du die ohne geringe Kapazität noch weiter verringern. Aber wo das Dings hingehört? Keine Ahnung!

Gruß Jens
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