500-1000 € sparen: ARDOUR/Ubuntu als Tonstudio-System
#1
Für viele Zwecke mag man mit kleinen Schnibbelprogrämmchen für MP3s und ähnliches auskommen – aber in meinem Bekanntenkreis gab’s selbst unter Leuten, die nur hobbymäßig mit Tonaufzeichnung zu tun haben, schon oft die Frage nach einem guten Aufnahme- und Bearbeitungsprogramm für Musik etc. im PC bzw. auf Festplatte. Bis vor einer Weile war meine Standardantwort dann immer: Magix Samplitude für Windows. Bis ich mehr aus Langeweile in den letzten Weihnachtsferien auf einem betagten Reserve-Rechner mal probehalber Ubuntu installiert und mich dann natürlich so ziemlich als erstes nach einem Tonstudioprogramm umgesehen habe.

Ubuntus „Antwort“ auf dieses Problem heißt „Ardour“; und für meine Begriffe hat dieses Programm derartig viel zu bieten, daß es hier zumindest mal nach einer steckbriefartigen Vorstellung der allerelementarsten Funktionen schreit, wie ich sie für die Radioarbeit nutze. (Denn es ist schade, daß offenbar nur relativ wenige Leute Ardour kennen – ich glaube, sie lassen sich was entgehen und geben möglicherweise für Konkurrenzprodukte unnötig Geld aus.)

Ardour besorgen kann man sich auf normal einfachem Wege gratis über das „Ubuntu Software Center“; die Installation auf meinem Probe-Rechner mit seiner kleinen 12-GB-Ubuntu-Partition lief gewohnt problemlos.
Besagter Rechner ist übrigens ein über sechs Jahre alter Celeron mit 1,1 GHz und 512 MB Hauptspeicher (und USB 1.1). Selbst auf diesem Ömmelchen läuft Ardour im großen und ganzen, es gibt wohl intern ein paar Abstimungsprobleme, bei denen ich mir vorstellen könnte, daß sie in einem halbwegs schnellen Pentium 4 kein Thema wären, aber das müßte man überprüfen. Könnte auch mit Konfigurationsdetails an meiner Kiste zu tun haben.

Zu Ardour gehört ein kleines Hilfsprogramm namens JACK („Jack Audio Connection Kit“), mit dem man die Verbindungen zwischen dem Programm selbst und der Soundkarte baut (das geht nicht ganz automatisch – funktioniert auf diesem meinem Alt-PC aber besser als unter dem parallel installierten Windows XP/Samplitude).
Bei meinem Celeronen dient als Audio-Schnittstelle übrigens das Edirol-USB-Kistchen UA-3FX.
JACK selbst ist ein variables Programm mit einer Menge Verstellbarkeiten (von den imaginären „Strippen“ zwischen Ein-/Ausgang und einzelnen Spuren bis hin zu Samplingraten, Puffergrößen undundund), zu dem sich viele Details hier finden:
http://wiki.ubuntuusers.de/JACK

Wo wir gerade bei Internetseiten sind – zu Ardour selbst gibt es auch eine recht umfangreiche, sie enthält technische Infos ebenso wie ein umfangreiches Forum für Anwender und kompetente Tüftler:
http://www.ardour.org/
Das Programm kann übrigens auch auf einem Apple-Rechner eingesetzt werden (!).

Was die Detailkonfiguratiönchen am Rechner angeht, habe ich auch hier noch Tips gefunden:
http://wiki.ubuntuusers.de/ardour
http://www.ubuntu-forum.de/artikel/24326...nicht.html
Teilweise muß man dazu in das Programmierfenster „Terminal“ steigen, aber das hält sich alles in Grenzen. Auch an kommerzieller Konkurrenz-Tonstudio-Software muß man schließlich häufig noch herumjustieren, bis sie knack- und aussetzerfrei läuft (ging mir jedenfalls auch auf schnelleren Rechnern so).

Ardour nennt sich schön neudeutsch „Digital Audio Workstation“ und ähnelt in vielem dem erwähnten Magix Samplitude. Letzteres schlägt allerdings preislich in einer mit Ardour vergleichbaren Ausstattung mit 500 bis 1.000 Euro zu Buche. (Und dabei hat Ardour Samplitude sogar eine spektakuläre Funktion voraus. :respekt: Aber dazu gleich mehr.)

Die Ähnlichkeiten beginnen schon beim Standard-Bildschirm: man kann mehrere Spuren (auf Wunsch eine ganze Menge) senkrecht untereinander auf den Schirm setzen. An jeder Spur lassen sich in üblicher Weise Parameter verstellen wie Pegel, Stereopanorama, EQ, Effekte etc. etc.
Auf Wunsch kann man das Mixer-Fenster aufmachen und dort Details einstellen.

Details zu den Grundeinstellungen aufzuzählen, spare ich mir. Kurz gesagt, ist hier auf Wunsch ähnlich viel verstellbar wie bei kommerziellen Programmen – es wird einem also wieder mal schwindlig.

Der Transport – man könnte auch sagen: die Geschichte mit den Laufwerktasten – verhält sich, wie man es kennt. Auch eine Aufnahmefunktion für Aufnahmen im gewohnten Bandmaschinen-Stil ist inbegriffen.
Hier stößt man nur auf einen der zwei Mängel, die Ardour für den Einsatz beim Radio aufweist: Es gibt keinen Knopf, mit dem man Schnitte probeweise vorhören könnte. Schade!! Bzw. ein Punkt, den die emsigen Programmierer hoffentlich irgendwann noch angehen (nach wie vor wird an Ardour fleißig gewerkelt).

In der „Substanz“ arbeitet Ardour wie Samplitude nicht-destruktiv: Aus dem Rohmaterial (z.B. WAV-Dateien) auf der Festplatte baut es Projekte, in denen alle Bearbeitungen der WAVs separat nach Art einer Schnittliste o.ä. gespeichert werden. Das Rohmaterial selbst bleibt unverändert (es sei denn, man will es bewußt verändern). Einzelne Bandschnipsel aus den Rohdateien kann man in den Spuren per Maus frei umher-rangieren, verblenden, schneiden etc. etc.
Weitere WAVs und andere Ton-Dateien kann man per Menü ziemlich einfach importieren. Nur für das Hereinschaufeln von Material von CDs braucht man ein separates Hilfsprogramm aus dem Ubuntu-Fundus – z.B. „Sound Juicer“.

Die Produktion eines Radiobeitrags oder einer kompletten Sendung läuft ansonsten ähnlich wie bei Samplitude (auch Pro-Tools-Erfahrene dürften sich rasch zurechtfinden), bis hin zur Herstellung einer fertig abgemischten WAV- o.ä. Datei. Einzig für das Brennen auf CD und für das Herstellen einer MP3 braucht man Zusatzprogramme (Ubuntu-Fundus, wie gehabt).

Noch mal zum Schneiden zurück – hier sind wir bei der anderen Funktion, die man an Ardour für meine Begriffe für den Radioeinsatz noch ergänzen müßte. Wobei ich nicht mal weiß, ob professionelle Radio-Schnittprogramme wie Digas oder Dira sie haben; aber Samplitude hat sie, und bei mir hat sie sich sehr bewährt: Wenn man (in Bandmaschinenterminologie gesprochen) einen Schnitt setzt, dann simuliert Samplitude – je nach Konfiguration automatisch – den schrägen Schnitt eines Bandmaschinen-Messers wie auf der Klebeschiene à la Studer oder Telefunken. Der je nach Winkel bei 19 cm/s. dann doch so 1/30 sek. dauern wird.
Das heißt: der Schnipsel vor dem Schnitt überlappt den folgenden (in der Samplitude-Standardeinstellung) um etwa 35 ms.

Die luxuriöse Folge ist, daß man weit seltener mit Knacksern an Schnittstellen zu kämpfen hat, als wenn man die Schnitte (auf Bandmaschinenverhältnisse übertragen) senkrecht zur Laufrichtung des Bandes setzen würde. Bei Samplitude heißt das „Auto-Crossfade-Modus“. Relevant wird dieser Vorteil z.B., wenn man Sprachaufnahmen aus nicht ganz trockenen Räumen (also von außerhalb des Studios) schneiden muß.
Diese Funktion hat Ardour leider (noch?) nicht. Deshalb habe ich das Programm bislang für die Radioarbeit noch nicht einsetzen können.
Man kann auf Ardour zwar einen automatischen Crossfade programmieren – aber dazu muß man, bildlich gesprochen, die Bandenden nach dem Schnitt übereinander schieben, damit das Programm dann sozusagen noch mal schräg hindurchschneiden kann. Da geht natürlich ein bißchen Material bei hops; und das ist das bißchen zuviel. :undnun:

Dafür hat Ardour allerdings ein Schmankerl, das ich bislang nur bei monströsen Tonstudiosystemen aus dem absoluten Profibereich (wie Magix Sequoia) gesehen habe :respekt: und das deshalb mal als Knaller am Schluß dieser Vorstellung nicht fehlen darf :drink:. Am großen Mischpult hätte man es früher vielleicht „automatisierte Regler“ genannt.

Aufgabe: Vorproduktion z. B. einer Radio-Musiksendung, bei der eine Musik weich in den Hintergrund geblendet werden soll, um dann einen bereits „trocken“ aufgenommenen Sprechertext draufzusetzen und die Musik in wohlbemessener Lautstärke als „Bett“ drunter weiterlaufen zu lassen.

Früher: Machte man das mit drei Bandmaschinen und einem großen Mischpult – eine Maschine liefert die Musik, die zweite den Text, alles am Mischpult in Echtzeit mit automatischem Reglerstart schön gefühlvoll blenden, Aufnahme auf die dritte Maschine, fertig.

Bei herkömmlichen Audioprogrammen: Legt man Musik und Text auf unterschiedliche Spuren, plaziert den Text an der passenden Position „auf die Musik“, dann legt man auf der Musikspur mehr oder weniger aufwendig eine Blende an, prüft die Pegelverhältnisse, korrigiert bei Bedarf, bis alles stimmt. Wenn man eingearbeitet ist, geht das schnell – aber wer noch das gute, alte Analog-Verfahren mit den drei Bandmaschinen gewohnt ist, der muß sich schon erst mal dran gewöhnen, mit Erfahrungswert-Einstellungen zu arbeiten, statt aus dem Bauch und nach Gehör in Echtzeit die Blenden zu ziehen

Bei Ardour: Geht es erst mal ähnlich wie bei herkömmlichen Audioprogrammen: Man legt Text und Musik auf die beiden Spuren, plaziert den Text zeitlich korrekt – soweit also alles wie gehabt. Dann aber kommt der Hammer :oah: : Das Programm auf den Automationsmodus schalten – dann den Cursor einige Sekunden vor die Stelle setzen, an der die Musik geblendet werden soll, und auf Wiedergabe drücken. Sobald man an die „Blend-Stelle“ kommt, zieht man den Pegelregler der Musik-Spur auf dem Bildschirm mit der Maus in Echtzeit nach unten – und hört das Resultat sofort über Lautsprecher/Monitorkopfhörer. Ardour bildet das Resultat dazu als Lautstärkekurve auf dem Bildschirm ab und speichert die Kurve. (Analog kann man auch Veränderungen des Stereopanoramas vornehmen.)

Für mein Empfinden ist das ausstattungsmäßig ein absoluter Kracher. :party:

Aber nicht nur deshalb ist Ardour eine echte Alternative zu teuren Systemen für Tonstudioanwendungen im Semiprofibereich – vielleicht sogar teilweise für Profis. Ich glaube, die Hersteller kommerzieller Software können froh sein, daß dieses Programm noch so unbekannt ist. Denn objektiv gibt es für mein Empfinden, was jedenfalls den Radiobereich angeht, nur noch die zwei oben genannten Gründe, nicht zu Ardour zu greifen.
Was die Anforderungen für professionelle Musikproduktionen angeht, kenne ich mich jetzt nicht aus – aber Ardour scheint auch da nicht groß hinter kommerziellen Systemen zurückzustehen. Vielleicht kann da ja noch jemand anders aus dem Forum diesen Thread ergänzen.

Jedenfalls: Heimanwender, die komfortabel gute Festplattenaufnahmen machen wollen, bekommen hier alles, was das Herz begehrt. :bier:

P.S. Das Eingewöhnen in Ubuntu war übrigens auch für mich als Anfänger mit einer durchschnittlichen Windows-XP-Erfahrung kein großer Akt. Das Geld für ein Windows 7 zu erarbeiten, hätte länger gedauert ;-). Schwellenangst vor der Kombination Ubuntu/Ardour braucht man also absolut keine zu haben.

Michael
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#2
Ardour sollte die freie Alternative zu Protools werden.

Das Problem bei Ubuntu ist, das es halt nicht den Realtimesupport hat den man eigentlich braucht damit Linux Harddiskrecording tauglich wird. Bei Ubuntu Studio soll man das aber nachinstallieren können.
Mir persönlich ist Ardour zu mächtig, obwohl es wenigstens einen brauchbaren Scrubbingmode hat, der Audacity ja immernoch fehlt.
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#3
Zitat:Matze postete
Das Problem bei Ubuntu ist, das es halt nicht den Realtimesupport hat den man eigentlich braucht damit Linux Harddiskrecording tauglich wird.
Für Ubuntu Maverick (10.10) wird hier ein Echtzeitkernel angeboten. Hab's noch nicht ausprobiert, aber die Kommentare lesen sich so, als funktionieren sie.
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#4
Zitat:Matze postete
Das Problem bei Ubuntu ist, das es halt nicht den Realtimesupport hat den man eigentlich braucht damit Linux Harddiskrecording tauglich wird.
Möglicherweise stehe ich jetzt terminologisch/technologisch (HD-Recording) auf dem Schlauch :? - kommt davon, wenn man sich als Analogfreak mit Digitaltechnik befaßt Wink... Aber bei mir hat der Versuch geklappt (sogar ohne Knackser oder Aussetzer), den Rechner (übrigens mit Ubuntu 10.04) über den Cinch-Ausgang der Edirol-Schnittstelle an eine analoge Quelle zu hängen (in dem Fall ein Internetradio mit analogem Cinch-Ausgang) und ganz normal was auf die Festplatte aufzunehmen...

Michael
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#5
Zitat:mk1967 postete
Aber bei mir hat der Versuch geklappt (sogar ohne Knackser oder Aussetzer)
Glück gehabt. Bei mir klappt es nicht ohne Knackser und Aussetzer, auch auf neueren Rechnern nicht. Andererseits ist das ja nur beim Aufnehmen kritisch und dafür nimmt man eh separate Geräte.
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#6
Zitat:timo postete
Für Ubuntu Maverick (10.10) wird hier ein Echtzeitkernel angeboten. Hab's noch nicht ausprobiert, aber die Kommentare lesen sich so, als funktionieren sie.
Ich habe hier 10.04 und das ist eher lahm auf dem Dualcore Atom.
Ich überlege schon Lubuntu zu testen, aber das ISO Image bootet bei mir nicht.
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#7
Zitat:Matze postete
Ich habe hier 10.04 und das ist eher lahm auf dem Dualcore Atom.
Ist der Atom so schlapp? :oah: Hab' Xubuntu 10.10 32-bittig auf Athlon XP 2400+ mit 1,5 GB und 64-bittig auf Athlon X2/5600 mit 4 GB. Erstes ist brauchbar, zweites schnell.
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#8
Naja, im Internet ist es am langsamsten.
Wahrscheinlich wegen der tausend Scriptsprachen die heute irgendeine Werbung einblenden müssen.
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#9
Zitat:Matze postete
Glück gehabt. Bei mir klappt es nicht ohne Knackser und Aussetzer, auch auf neueren Rechnern nicht.
Komisch... ich dachte immer, wenn es schon auf meinem Oldtimer funktioniert, müßte es auf neueren Teilen ein Klacks sein. Vielleicht irgendwas mit der Justage der Pufferzahlen etc....? :?
Zitat:Matze postete
Andererseits ist das ja nur beim Aufnehmen kritisch und dafür nimmt man eh separate Geräte.
Stimmt natürlich - aber irgendwie finde ich es schon komfortabel, bei Bedarf auch Sachen direkt in den Rechner schaufeln zu können. Z.B. Material von DAT. Oder auch Mikrofonaufnahmen.
Zitat:Matze postete
Naja, im Internet ist es am langsamsten.
Wahrscheinlich wegen der tausend Scriptsprachen die heute irgendeine Werbung einblenden müssen.
Hilft da nicht (beim Firefox) so was wie Adblock Plus weiter...? Ich genieße es total, das überflüssige Reklamezeug los zu sein. :drink:

Bei meinem besagten Celeron sind mir jetzt Internet-Geschwindigkeitsunterschiede zu Windows XP (das bei mir allerdings auch maximal nur auf einem 1,7-GHz-Pentium 4 läuft) noch nicht großartig aufgefallen.

Michael
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#10
Zitat:mk1967 postete
Hilft da nicht (beim Firefox) so was wie Adblock Plus weiter...? Ich genieße es total, das überflüssige Reklamezeug los zu sein. :drink:
Natürlich habe ich auch einen Scriptblocker, aber das Problem ist das viele Seiten dann nicht mehr laufen. Früher war das einfacher. Dieses ganze Script Gelumpe komplett ausmachen und der Rechner fühlte sich gleich doppelt so schnell an. Leider geht das heute nicht mehr, weil dann nix mehr läuft. Wer ist für dieses dämliche Script Gelumpe verantwortlich? Es ging früher auch ohne.
Wenn ich genau überlege ist eigentlich nur Firefox langsam. Der Rest läuft eigentlich schnell.
Nur HD Videos gehen natürlich auch nicht.
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#11
Zitat:Matze postete
Wenn ich genau überlege ist eigentlich nur Firefox langsam. Der Rest läuft eigentlich schnell.
Genau das ist auf langsameren Systemen immer das, was ich feststelle. Vielleicht lohnt sich mal ein Blick auf Chromium. Der läuft auch auf alter Hardware gut, und das Angebot an Plugins wächst stetig.
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#12
Das ist doch das Ding von Google, da wird man nur ausspioniert.
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#13
Chromium ist die "entgoogelte" Open-Source-Version von Chrome.
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#14
Habs mal runtergeladen.
Da kann man nicht mal die Mindestschriftgrösse einstellen!
Was für ein Schrott.
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#15
Ich hole das Thema mal hoch, um ergänzende Weisheiten Wink kundzutun - mit dem anfangs nur probehalber installierten Linux Mint 9 scheint das Gespann Ardour/Jack bei mir noch besser klarzukommen als mit Ubuntu 10.04 - ich war einigermaßen geplättet, wie sich alles "von Geisterhand" zu justieren schien. Jedenfalls lief Ardour auf Anhieb, ohne daß ich groß herumjustieren mußte. :drink: Vielleicht ja ein Ausweg für Leute, die an der Jack-Einstellerei unter Ubuntu zu scheitern drohen. Smile

Michael
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#16
So, die nächste Abteilung der Geschichte Wink - meine erste Radio-Produktion mit Ardour für die freie Wildbahn ist fertig und wurde (heute morgen) gesendet :bier:
http://www.mdr.de/mdr-figaro/musik/cddw-...en100.html

Es hat Spaß gemacht und ging nach einer gewissen Einarbeitung sogar ziemlich fix von der Hand. Die oben bemoserten Erschwernisse beim Schneiden mit der fehlenden Vorhör-Möglichkeit und fehlendem Auto-Crossfade machten sich zwar bemerkbar, man kann sie aber in den Griff bekommen - das Schneiden ist dann halt nicht ganz so komfortabel wie bei Samplitude oder DigAs/DiRa.

Am Rande meiner Basteleien bin ich auf die sehr schönen Möglichkeiten aufmerksam geworden, die ich als eingefleischter Analog-Mischpult-Fan Wink noch gar nicht kannte: die Verbindung des ardour-internen Mischpultes und seiner Automation (http://en.flossmanuals.net/ardour/ch044_...utomation/) mit einem externen Reglerpult :respekt:

http://ardour.org/files/manual/sn-bcf2000.html
(das wäre die preiswerte Variante für ein Behringer: http://www.behringer.com/de/Products/BCF2000.aspx)
oder:
http://ardour.org/files/manual/sn-mackie.html
(das wäre die teurere für ein edles Mackie :engel:, wie ich's vom Sehen her auch aus dem WDR kenne:
http://www.mackie.com/de/products/mcu/index.html).

Mit der Verbindung wird es dann natürlich sehr spannend: denn einen Beitrag mit mehreren Spuren in Echtzeit mit der Maus auf dem Bildschirm zu mischen, ist begrenzt angenehm :| (auch wenn ich es letztens zur Übung und aus Langeweile mal unterwegs im Zug mit Notebook / Touchpad probiert habe - das klappte sogar). Ein halbes Dutzend Regler vor sich zu haben und gemütlich ziehen zu können, ist da schon was anderes :drink:

Klanglich gab's keine Probleme :hoerer: nur sollte man für den Pegel beim Export ein paar dB Reserve lassen, sonst kann es an extrem lauten Stellen mal gannnnnz leicht zerren. :vorsicht: Mit -4 dB ist man, glaube ich, auf der absolut sicheren Seite.

Abgesehen davon funktionierte die "Peripherie" reibungslos Smile Asunder ( http://wiki.ubuntuusers.de/Asunder ) für das Einlesen der CDs mit Umformen in WAVs (die man dann in Ardour importiert), schließlich Soundconverter ( http://wiki.ubuntuusers.de/Soundconverter ) zum Umformen der aus Ardour fertig exportierten WAV in eine 320kBit/s-MP3 (für den elektronischen Transfer zum Sender).

Michael
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#17
Für den Fall, daß mal jemand mit ähnlichem Spieltrieb wie dem meinigen Wink über diesen Thread stolpert, sondere ich mal ein paar Brocken zu Erfahrungen ab, die ich gerade mit der Ardour-3-Automation zusammen mit dem Mackie MCU Pro gemacht habe. Auch wenn ein paar Sachen zusammen mit den Beta-Versionen von Ardour 3 noch etwas haken... Spaßfaktor garantiert :party:.

Das Verbinden des MCU-Pultes mit Ardour ist etwas frickelig, geht aber, wenn man weiß, wie (im Ardour-Forum war man hilfsbereit Smile ).
Diese Anleitung
http://ardour.org/files/manual/sn-mackie.html
scheint mir dabei veraltet zu sein, auf das MCU-Pro-Pult paßt die hier:
http://ardour.org/a3_features_mcp

In diesem Falle funktionierte bei mir die dortige "second option", um das Mackie über die a2midid-Brücke mit Jack zu verbinden. Kompliziert ist die ist nur auf den ersten Blick.

Die eigentliche Verbindung macht man dann also im Verbindungsfenster von Jack und dort im Reiter "JACK-MIDI". Sich in Jack hineinzudenken, ist wie immer etwas verschnörkelt Wink. Das sieht bei mir dann aber so aus:
https://tonbandforum.de/bildupload/Bilds...0%3A53.png

Munter wird das MCU-Pult dann, sobald ich in Ardour unter Edit > Preferences im Reiter „User interaction“ mit „Enabled“ das Mackie aktiviere;
https://tonbandforum.de/bildupload/Bildschirmfoto_2.png

dann ein Doppelklick auf diese (blau markierte) Zeile > ein neues Fenster geht auf,
https://tonbandforum.de/bildupload/Bildschirmfoto_3.png

Dort klickt man dann auf „Discover Mackie devices“, und die Regler am Pult springen mit leisem „Frapsch“ in die richtige Position.
Der Rest ist dann gepflegte Mischerei. :drink: Einzig die Touch-Funktion bringt bei mir das Programm ab und an zum Absturz; da muß man dann also auf „Write“ ausweichen.

Ardour 3 gibt’s, wie gesagt, bisher nur in Beta-Versionen: Mit Beta 4a
http://ardour.org/node/5160
läuft die Automation der Regler bei mir (Ubuntu 12.4) prima, nur die Zeitanzeige am Pult läuft noch nicht. Mit dem schön erweiterten Beta 5
http://ardour.org/node/5351
tut die's denn auch. Auch scheint der Prozessor bei meinem betagten Pentium 4 R mit Beta 5 nicht mehr so schuften zu müssen; jedenfalls bleibt der Lüfter die ganze Zeit still Smile. Lediglich beim Export kompletter Projekte in WAVs gibt's noch den einen oder anderen kleinen Knackser oder Aussetzer.

Michael
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#18
Ich ziehe das Thema mal hoch, weil es laut Statistik über 2.100 Zugriffe gab - und die sollten ja nicht auf dem fast vier Jahre alten Stand sitzenbleiben Wink.

Mittlerweile haben die Entwickler die Version Ardour 4 veröffentlicht, mit der sich auch mein sehr individuelles, unter Ardour 3 noch vorhandenes Exportproblem erledigt hat.

Seit einigen Wochen nutze ich damit hauptsächlich Ardour für meine Radioaktionen für SWR, Deutschlandfunk, DLR Kultur & Co. Das sieht dann z.B. so aus Big Grin :

   

Es ist mangels Übung noch einen Tick zeitintensiver, als es Samplitude war (war - als das zugrundeliegende Windows-System noch nicht zickte), aber dafür macht das Reglerziehen am Mackie-Pult natürlich richtig Spaß, wie in besten Analogzeiten. 8o

Unabhängig von diesen meinen eigenen Befindlichkeiten Wink : die Entwickler haben im Detail eine Menge Arbeit geleistet. Bei mir läuft das System auf mehreren Rechnern (einem noch relativ neuen Dell E6430 wie auch zehn Jahre alten Notebook- und Desktop-Methusalems) stabil.
Wie man Ardour 2, 3 und 4 installiert und handhabt, steht deutschsprachig hier und hier, daneben gibt's natürlich die gewohnten englischsprachigen Seiten.

Als Basis besonders bewährt hat sich bei mir die Linux-Multimedia-Distribution TangoStudio auf Debian-Grundlage; da die allerdings leider nicht mehr weitergeführt wird und nur noch mit Debian 7 benutzbar ist ;( , habe ich auch KXStudio und UbuntuStudio ausprobiert; im Detail konnte es dort mal bei den JACK-Justagen etwas haken, aber das war vom individuellen Rechner abhängig. Viele andere Anwender machen erklärtermaßen gute Erfahrungen mit dem normalen Ubuntu, mit Linux Mint, AV Linux, Debian etc. etc.

Das nur mal so als aktualisierte Anregung plus Erfahrungsbericht Wink.
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#19
Hallo,

ich bin mittlerweile auch hauptsächlich auf Ubuntu unterwegs und bastle auch öfter mit dem Raspberry Pi. Daher wollte ich mal fragen, ob jemand weiß, ob es sowas wie den Audiotester für Ubuntu gibt? Wenn es solch eine Anwendung gäbe und diese zudem "lightweight"(gibt es dafür eine deutsches Wort?) wäre, wäre das in Verbindung mit dem Raspberry Pi schon irgendwie praktisch.

Edit: Ich habe auch schonmal überlegt den Raspberry als Meterbridge zu verweden. Habe aber leider noch keine passende Software dazu gefunden.

LG Heiko
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#20
tubbyshifi,'index.php?page=Thread&postID=214617#post214617 schrieb:ich mal fragen, ob jemand weiß, ob es sowas wie den Audiotester für Ubuntu gibt?

Hallo Heiko,

vielleicht ist hier was dabei.

vergiss den Beitrag. Es scheint zwei Programme des Namens "Audiotester" zu geben. Du meintest wahrscheinlich das hier, ich dieses.

Das Programm scheint in die Richtung zu gehen, wird aber scheinbar nicht mehr aktiv weiterentwickelt. Fertige Pakete für Ubuntu gibt's nicht.

Gruß,
Timo
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#21
Der Audiotester geht mit WINE. Bei mir auf Xubuntu, sogar lizensiert.
Gruß André
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