09.02.2011, 18:33
Wenn ich in diese Rubrik geguckt habe, ist mir öfters schon aufgefallen, daß sich bislang keiner ausführlich mit der AEG/Telefunken M15A befaßt hat. Aber wo diese Maschine nach meinem Eindruck eine der häufiger auf dem Gebrauchtmarkt gehandelten Studiomaschinen ist, wäre das ja eigentlich mal Anlaß für eine Vorstellung.
Wobei ich mir mal nicht anmaße, den ultimativ abschließenden Text abzulassen – viel Know-How schwirrt hier im Forum schon anderswo herum; und ich selber verdanke viel Wissen der Seite http://tonbandgeschichte.studerundrevox.de/ von Christoph Rose, dem dicken Buch von Friedrich Engel et al. und vielen anderen Quellen (selbst in der Zeitschrift „Keyboards“ gab es vor Jahren mal einen liebevollen Artikel über Telefunken-Magnetophone). Aber wir können hier ja mal etwas zusammentragen; und da mache ich doch einfach den Anfang. :bier:
https://tonbandforum.de/bildupload/15A-01.jpg
Zur Vorgeschichte und Entwicklung der (wie aus dem Haarschnitt der Personen auf dem Katalog-Titelbild zu schließen) Mitte der 70er Jahre erschienenen M15A gleich noch mal der Verweis auf http://tonbandgeschichte.studerundrevox.de/
– dort ist alles ausführlich beschrieben. Vielleicht ergänzend nur noch soviel: Nach meinem Eindruck hatten diese Geräte zumindest bei WDR und DLR Berlin Ende der 90er Jahre alle älteren wie M10A und M15 weitgehend verdrängt. Jedenfalls was die Studios anging. Gleichzeitig waren die 8-10 Jahre jüngeren M20/21 sehr viel seltener als die M15A. Leibhaftige M15 (ohne „A“) hab ich bislang nur im legendären MPS-Studio (heute HGBS-Studio) in Villingen/Schwarzwald gesehen – an der Seite einer Master-M15A für 38 und 76 cm/s.
Laut Telefunken-Preislisten kostete eine standardmäßige M15A in den 70ern etwa 17.000-18.000 DM. Das war zwar schon eine ganze Ecke billiger als die Vor-Vorläuferin M10A (die kostete 1967 mit Verstärkern noch etwas mehr, und das überdies nominal, also muß man die „teurere“ Mark der 60er noch mit dazurechnen). Aber wenn ich mal nach der Preisindextabelle der Wirtschafts-Fachschule Trier gehe, dann entspräche der damalige Preis einer neuen M15A heute mal so eben fast 20.000 Euro :rot:. Wohl eine Folge von a) Handarbeit in der Fertigung und b) guten Materialien? In jedem Falle steckt in der Maschine gewaltige Präzision drin – laut Handbuch (Teil 1, S. 16) wurde die Senkrechtstellung der Tonkopfspalte zur Fußplatte bei Telefunken mit einer Genauigkeit von 15 Winkelsekunden geschliffen... wenn ich richtig rechne, sind das ungefähr 0,0025 Grad :oah: . Sinn dieses Details: Man kann einen Kopf wechseln, ohne ihn neu einzutaumeln.
Aber gut – wir nehmen uns das corpus delicti doch gleich mal unmittelbar zur Brust:
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Diese Maschine mit der Nummer jenseits von 2.300 ist vor Jahren aus dem Geräteverkauf des HR bei mir gelandet. Die Freaks werden mit sicherem Blick erkennen, daß wir es hier mit einer typischen Vertreterin aus dem ARD-Hörfunkstudiobereich zu tun haben, im Herstellerjargon ist es die M15A S. Also:
- ¼ Zoll
- Halbspur stereo
- 0,75 mm Trennspur und Vollspur-Löschkopf
- Vacodur-Köpfe (im Gegensatz zu den Glasferrit-Köpfen, die ich selber noch nie gesehen habe)
- 38 und 19 cm/s
- deutsche Schichtlage (Schicht außen)
Bei diesem Exemplar kommen noch zwei Nettigkeiten dazu, über die ich mich beim Kauf gefreut habe:
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- Vorkopfschere: kein Fuhrwerken mit dem Markierstempel mehr – man hört die Stelle, die man schneiden will, heraus, bis man sie vor dem Hörkopf hat, drückt mit einer stilvoll-entschlossenen Bewegung des rechten Daumens den Knopf der Schere, und fertig ist der präzise (wie immer schräge) Schnitt. Ein doppelter Mechanismus hebt dabei als erstes das Band von den Köpfen ab, dann senkt sich die kleine Schere nach unten und verrichtet ihr Tagewerk.
Wie auch das meiste andere an der M15A ist die Schervorrichtung mitsamt Gehäuse aus Metall :respekt: also kein billiges Plastikzeug, was nach ein paar Hundert Benutzvorgängen kaputtginge, sodaß sich der Hersteller mit (ebenso maroden) Ersatzteilen später eine goldene Nase usw. So soll es sein.
Zweitens:
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- Die Fernsteuerkarte BC-FA1: auch wenn ich sie bei mir noch nicht nutzen konnte, träumen darf man ja – das Utensil, um die Laufwerkfunktionen fernzusteuern (z.B. vom Mischpult aus, vom genialen Reglerstart bis hin zum ferngesteuerten Rückspulen, was im Studio immer so was von oooobercool aussah :etscha: ), aber auch um z.B. den voluminösen Autolocator anzuschließen oder auch um die Infrarot-Lichtschranke (noch ein Zusatzbauteil) einzusetzen. Damit läßt sich die Maschine darauf trimmen, daß sie z.B. auf unterschiedliches Vorspannband reagiert. Angefangen mit automatischem Rückspulen, sobald das eigentliche Ton-Band endet, bis hin zu (glauuube ich) automatischem Zuschalten der Telcom-Rauschunterdrückung beim passenden dreifarbigen Vorspannband. So man denn anders als ich eine Telcom-Einheit hat .
Bei diesem Exemplar fehlen wiederum Zusätze wie die CCIR/NAB-Umschaltung für die Entzerrung oder auch der Mono/Stereo-Umschalter auf der Kopfträgerabdeckung.
Laut Telefunken steckt übrigens die „Infrastruktur“ für alle möglichen Zusatzteile ab Werk in jeder Maschine – mit den passenden Zusatzgeräten läßt sich also jedes Laufwerk stil- und lustvoll aufmotzen.
Häufig vertreten ist z.B. das hier:
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Das kleinere zylinderförmige Faktotum rechts vom Tonmotor ist der elektromagnetische Bandanheber: sehr komfortionös, wenn es bei Wortproduktionen Versprecher gab – ein mehrere Sekunden langer Druck auf einen Taster, der rechte Fühlhebel wurde vom Magneten (über das weiße Plastikteil) nach oben gedrückt, und im Kuchen auf dem rechten Bandteller stand eine Bandumdrehung heraus. Zu der man dann beim Rückspulen (apropos Spulen, dazu gleich mehr) sehr schnell hinkam und den Versprecher rausschneiden konnte. Die wahren Könner unter den Technikern brauchten so ein Spielzeug natürlich nicht unbedingt, sondern hielten auch mal eben kurz die Kugelschreiberspitze unter das laufende Band, um es so anzuheben .
Unter die Haube kommt man etwas umständlich: nach dem Lösen von 14 Sechskantschrauben für zwei große Metalldeckplatten zzgl. Abnehmen von Andruckrolle und Umspul-Rangierhebel. Bei dieser Maschine hier muß außerdem die ausladende Vorkopfschere runter, die steht sonst im Weg.
Darunter bekommt man also die Elemente „oberhalb der Grundplatte“ (wie das bei Telefunken heißt) zu sehen:
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Das meiste dürfte sich von selbst erklären. Die senkrechten Etwasse neben den Bandtellern sind mit den Fühlhebeln gekuppelt und wirken auf die Bremsbänder.
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Sobald man z.B. ein Band einlegt, heben sie die Bremsbänder von den Tellern ab. Sehr viel an Bremserei macht die M15A nämlich elektrisch über die Wickelmotoren.
Im hinteren Teil guckt einen durch den Rahmen hindurch schon das Netzteil mitsamt den Gleichrichtern an. Links und rechts davon die grauen Gehäuse der Wickelmotoren.
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Guckt man sich das näher an, dann sieht man unter dem Netzteil schon die Platine des Magazins für die Laufwerkkarten, dazu gleich mehr. Wir bleiben erst mal oben.
Wichtig sind dort u.a. die sog. Schleppschalter nahe den Wickelmotorachsen:
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Die öffnen oder schließen über einen Magneten einen kleinen Kontakt – zu oder auf geht er je nachdem, ob sich das Band vorwärts oder rückwärts bewegt. U.a. ist das wichtig für das Zählwerk - die Karte BC-ZW erfährt auf die Art, in welcher Richtung sie laufen muß (denn vom Tacho bekommt sie nur die reine Geschwindigkeit als Zahl der Impulse). Die Schleppschalter sollte man, wenn man die Maschine offenstehen hat, mal so im Vorbeigehen auf Funktion kontrollieren, alles ist mit den sog. Schutzgaskontakten ziemlich zierlich – und wie ich gehört habe, kann da schon an und an mal was haken.
Über solch einen filigranen Kontakt schaltet sich auch der Tonmotor ein, sobald der rechte Fühlhebel nach innen gezogen wird.
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Grobschlächtiger sind da schon Bedienelemente wie der Edit-Hebel (rechts) der Andruckrolle, den man unter Umständen leicht vergißt, wieder zurückzunehmen – wodurch das Band beim Umspulen möglicherweise mit vollem Zahn über den Wiedergabekopf gleitet. Da hilft nur ein gutes Gedächtnis oder vor jedem Umspulen der kontrollierende Blick auf den Stand des Edit-Hebels.
Der Umspul-Rangierhebel gehört zu den Schmeckerlis an der M15A – wobei Nutzer der M10/M10A das schon kennen: Vor- und Zurückspulen läßt sich mit dem Hebel in ziemlich feinen Stufen regeln. Bei der M10 lief es über unterschiedliche Anzapfungen am Trafo für die Wickelmotoren; bei der M15A läuft alles über Verbindungen zur Wickelmotor-Steuerkarte BC-WS. Eine typische und für mich schön kultige Erscheinung in den Produktionsstudios waren Techniker, die bei der Suche nach einer Bandstelle das Band beim Umspulen per Edit-Hebel an den Kopf brachten, gleichzeitig schon mal am Rangierhebel das Umspulen verlangsamten und schließlich auf „Halt“ drückten. Zusatz-Variante für die ganz Ausgebufften: Nach „Halt“ den abspulenden Bandteller beherzt per Hand abbremsen - spart jedesmal eine Sekunde .
Beim Wiedermontieren des Rangierhebels muß man übrigens in einigen Fällen etwas aufpassen, daß er richtig sitzt und greift (man darf ihn nicht zu „tief“ gedrückt montieren). Bei einer meiner Maschinen gibt es gern mal Probleme – dann nimmt der Hebel den Einstellstift nicht richtig mit. Sofern man also nach Montagen am Rangierhebel hinterher Probleme beim Umspulen hat, ist es möglicherweise gar kein elektronischer Fehler, sondern ganz simpel einer der Kraftübertragung zwischen Hebel(chen) und Achse.
Noch ein Detail zum Kopfträger: Passend zu den Anforderungen des Funkhaus-Betriebes läßt der sich (ebenso wie die Verstärkerkarten) ratzfatz austauschen. Er liegt bombensicher auf der Grundplatte auf, alle Justierereien, Kopftaumeleien etc. passieren also auf dem Träger selber. Für den elektrischen Kontakt sorgen zwei 25polige Stecker (sehen so ähnlich aus wie die Buchsen, die es früher an PCs für den Druckeranschluß hatte), auf die man den Stecker beim Einsetzen automatisch aufsteckt.
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Anregung für potentielle Käufer: Ob dieser schnellen Austauschbarkeit wäre ich zurückhaltend darin, vom Stand des Betriebsstundenzählers unmittelbar auf den Zustand der Köpfe zu schließen. Bei einer Maschine, die z.B. in einem ARD-Funkhaus 25.000 Stunden runter hat und bis zuletzt im Einsatz war, könnte ich mir vorstellen, daß also nicht mehr die ersten Köpfe drauf sind, sondern daß da bei Bedarf der komplette Träger ausgetauscht wurde. Dito sieht es vermutlich mit anderen Verschleißteilen aus wie Antriebsriemen, Bremsbändern, Andruckrolle etc.
Umgekehrt wäre ich beim Kauf einer M15A mit 500 Stunden aus dubioser Quelle nicht sicher, ob da tatsächlich nicht die Köpfe (mitsamt eingemessenen Verstärkerkarten) mal so eben vor dem Gebraucht-Verkauf gegen ältere gewechselt wurden. :vorsicht: Also Augen auf beim Kauf.
Sozusagen im Zwischengeschoß liegen einige Elemente, an die man nach Abnehmen der dunkelgrauen Verblendung vorne rankommt.
Am wichtigsten: die Laufwerktasten. Sollte dort eines der Birnchen durchbrennen, läuft der Austausch auf diesem Wege von „vorne unten“.
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Telefunken hat übrigens wieder mal im Kleinen sinnreich vorgebaut und die Schräubchen an den Fassungen gegen Verlorengehen gesichert. :respekt: Nicht die einzige wartungsfreundliche Detail-Lösung dieser Art an der M15A. Das braune Baketlit-Teil halblinks ist übrigens der Regel-Schalter für die Umspulgeschwindigkeiten.
In der Mitte der Maschine findet sich hier außerdem die Zählwerkskarte BC-ZW, die sich nach einer Kabel-Ablöt-Orgie (s.u.) und dem Lösen zweier Muttern austauschen läßt.
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Dahinter sitzen an der Grundplatte noch ein paar wesentliche Elemente:
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Halblinks u.a. die mit der linken Umlenkrolle verbundene Tachoscheibe. Daneben der Magnet, der das Röllchen steuert, das beim Umspulen das Band von den Köpfen abhebt.
Das lustvoll-geschulte Auge wird erkennen, daß dieses Bild von einer Maschine mit Infrarot-Lichtschranke stammt: das ist der dünne, diagonal laufende Kabelbaum unterhalb der Tachoscheibe. (Ich war zu faul, meine andere Maschine aus der Konsole herauszufuhrwerken, um mit der Kamera darunterzukommen, deshalb mußte dieses Reservelaufwerk hier mal Modell stehen.)
Apropos Kabelbäume: Die sind hier in sauberer Form der Normalfall. Telefunkens Techniker mußten zwar nicht mehr so exzessiv zu Werke gehen wie bei der M10, aber frei herumeiernde Strippen sucht man auch bei der M15A vergebens.
Dann werfen wir mal einen Blick unter das Schätzchen:
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Eine ganze Menge ist telefunken-typisch: Das Netzteil mit allen Trafos und Gleichrichtern (wie gesagt) in der Mitte hinten, verdeckt vom Laufwerkskartenmagazin. Die Wickelteller sind direkt angetrieben.
Neben den beiden fetten Wickelmotoren fällt der eigentliche Tonmotor kaum auf – es ist das schlanke chromige Etwas (von vorn gesehen) rechts zwischen Holm und Grundplatte.
M10 (bzw. -A)-Vertraute werden hier abfällig von Spielzeugformat reden – aber der Motor (Telefunken: „kollektorloser, elektronisch regelbarer Gleichstrommotor“) erfüllt über einen Riemenantrieb gut seinen Zweck.
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Wartungstip vom Funkhaus-Techniker (siehe auch anderswo im Forum): Ab und an kann man den Riemen runternehmen, alle metallenen Laufflächen auf Schwungscheibe, Motorritzel und Spannrolle (das ist das kleine Etwas in der Mitte, das über eine Feder den Riemen – wie der Name schon sagt – spannt) mit Spiritus reinigen und den Riemen selber in einer Dose mit reichlich Talkum-Puder schütteln. Hinterher läuft er seidiger :musik: .
Falls der Riemen übrigens nicht mittig läuft, kann man das über die Justierschrauben des Tonmotors einstellen (indem man dessen Neigungswinkel verändert).
Vorn sitzt das Magazin mit den Verstärkerkarten, das man entriegeln und runterklappen kann.
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Darin (hinter der dunkelgrau-hammerschlägigen Verblendung, natürlich alles aus Metall ) befindet sich hier nur die Stereo-Standardausstattung:
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Von links für jeden Kanal ein Wiedergabeverstärker BC-WV, daneben die beiden Aufnahmeverstärker BC-AV und schließlich jenseits einer Metallplatte die Löschstufe BC-SL11 – mit dem monströsen Kühlkörper für den Transistor 2N3055. Ausgebaut nimmt sich das Ding so aus:
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Was das Audio-Anschlußfeld angeht, gibt’s auch Maschinen mit XLR statt Großtuchel. Die sind allerdings seltener. Einen Umbausatz auf XLR gibt es u.a. bei Hilpert fabrikneu aus Restbeständen, aber da Großtuchelstecker im Elektronikhandel (zumindest beim großen „C“) nicht sooo viel mehr kosten als Neutrik-XLRs, würde ich das Geld (dreistelliger Euro-Betrag) für diese Umrüstung sparen.
Bei dieser Maschine fehlen übrigens Beigaben der hohen Schule – die sonst im rechten Teil des Magazins sitzen: z.B. die Zusatzkarte für Pilotton. Auch hat Telefunken das Magazin von vornherein für vier Kanäle, also acht Verstärkerkarten, ausgelegt.
Apropos Karten: Dieses Baukastensystem hat sich bei mir (der ich kein Ingenieur bin) bei Problemen mit einer Maschine sehr bewährt – sofern man eine Verstärkerkarte in Reserve hat (oder notfalls auch nur baugleiche Karten vertauscht), kann man Fehler schon viel leichter eingrenzen als z.B. bei einer HiFi-Maschine, wo alles festsitzt. Vielleicht ist die M15A von daher also gerade ein Tip für Elektronik-Autodidakten.
Wo wir gerade beim Thema Baukasten sind – auf der Rückseite setzt sich das Spielchen in ähnlicher Form fort. Dort sitzen die Karten fürs Laufwerk:
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Von links die Tonwellenregelung BC-TR11, dann die Logik-Karte BC-LG12, die Wickelmotorsteuerung BC-WS12 und schließlich die „Oszillator-Treiber-Steckeinheit“ BC-OT12.
Auf dem Foto nicht reingesteckt ist die der Fernsteueradapter BC-FA, und es fehlt die „Nachsteuer-Adapter-Steckeinheit“ BC-NA1 bzw. „Geschwindigkeitssteller-Adapter-Steckeinheit“ BC-NA2. Das sind Anschlußelemente für nette Beigaben, also für Zusatzgeräte, mit denen man z.B. die Bandgeschwindigkeit stufenlos regeln kann.
Die arabischen Zahlen hinter den Buchstabenkombinationen der Karten, pardon Steckeinheiten unterscheiden sich übrigens ab und an. Wenn man Maschinen unterhalb der Nummern 1.800 bzw. 2.300 hat, dann können teilweise etwas andere Typen drinstecken. Teilweise sind sie kompatibel, das sollte man aber mindestens 101% wasserdicht anhand der Funktionstabellen in der Werkstattanleitung vergleichen, bevor man da anfängt, was auszutauschen. In meinem Falle ließ sich die Zählwerkkarte BC-ZW12 durch die ältere BC-ZW1 ersetzen. (ob es z.B. bei älteren Maschinen auch umgekehrt geht, weiß ich nicht.)
Apropos Zählwerk: Das ist die einzige Karte, die in der M15A nicht gesteckt, sondern gelötet wird. Etwas unangenehm , denn sie geht gern mal kaputt.
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Austauschen ist also etwas umständlich, besonders weil (in meinem Fall jedenfalls) mehrere Kabel dieselbe Farbe haben, kann man da u.U. auf fatale Weise was verwechseln :mauer:.
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Also am besten alles notieren und vorher ein Foto machen; aber die Kabel selber sind recht steif und wollen schon von sich aus wieder zu ihren alten Löchern zurück.
Was die Karten allgemein angeht, lohnt es sich, wenn man sich auch von den Laufwerks- und Zählwerkskarten gebrauchte Ersatzkarten besorgt (auch intakt sollten sie im allgemeinen unter 40 Ocken zu bekommen sein – sie sollen übrigens ab Werk mal um die Tausend Mark das Stück gekostet haben ) und für den Fall der Fälle auf Halde legt. Auch hier lassen sich Fehler dann per Austausch viel leichter eingrenzen.
Handverlesene Fachbetriebe reparieren defekte Karten bis heute – das kostet allerdings eine Stange Geld (jenseits von 200 Ocken), und da die Elektronik der M15A ob ihres Alters (zur Erinnerung: bei ihrem Erscheinen war der Commodore 64 noch Zukunftsmusik :lachen:, und ein TI-30-Taschenrechner kostete jenseits von 60 D-Mark) relativ durchschaubar ist, sollte man sich überlegen, ob man da nicht eher mal selbst einen Reparaturversuch startet. Für die Ingenieurcracks hier im Forum sollte das alles eigentlich ohnehin kein Problem sein . Und viele ICs, die hier verbaut sind, bekommt man schon für ein paar Euronen. Beim Wechsel kann man ihnen dann auch direkt Sockel spendieren – die hat Telefunken nämlich gespart :|.
N.B. Laut Auskunft von WDR-Veteranen meines Vertrauens wurden die Karten bei Defekten früher nicht entsorgt, sondern in der sendereigenen Werkstatt selbst repariert. Soll eine ziemlich unbeliebte Beschäftigung gewesen sein .
Für Messungen etc. an den Karten baute Telefunken weiland übrigens eine monströse Form von Steckadaptern. Das hier ist die Variante für die Verstärkerkarten:
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Im ganzen hält die M15A für Laien wie mich eine geradezu selbsterfahrungsmäßige Lektion bereit: ihre integrierte Studio-Elektronik kann man zumindest teilweise selbst reparieren. Da die Maschinen heute zu ähnlichen Preisen kursieren wie HiFi-Großspuler, würde ich jedem Bandgerät-Suchenden, der zuhause genug Platz (und evtl. tolerante Familienmitglieder) hat, zuraten, eine solche Maschine mit ins Kauf-Kalkül zu ziehen. Spätestens bei der ersten Reparatur spielt die M15A z. B. gegenüber der B77 (und vermutlich auch gegenüber einer vergleichsweise filigranen Semiprofi-Maschine wie meiner Tascam BR20) ihre Handhabungs-Vorteile aus.
Eine große Hilfe dabei ist das mehrbändige Werkstatthandbuch. Telefunken hat dort vorbildlich detailliert beschrieben, was bei jedem Befehl passiert – besonders, wie die Funktionen auf die einzelnen Karten verteilt werden. Wenn man sich dazu noch die nötigen Datenblätter zu einzelnen ICs aus dem Netz fischt, werden die Geschehnisse (und auch die evtl. Fehler) durchaus etwas transparenter. Zum Beispiel verteilt die M15A das Aus- und Einklappen der kleinen Rolle (die das Band beim Umspulen von den Köpfen weghebt) durch den sog. Bandabhebemagneten „BA“ auf die Logikkarte BC-LG (die das Umspuldauersignal UDS absondert) und die Oszillator/Treiber-Karte BC-OT:
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Was auf den einzelnen Karten passiert, zeigt sich dann näher beim Blick auf die Einzel-Schaltpläne: IS 25 auf der BC-LG12 beglückt über den Anschluß a20 seine Mitwelt mit dem vorhandenen oder nicht vorhandenen UDS:
https://tonbandforum.de/bildupload/BC-LG12N.jpg
Das wird dann einmal zur Steuerung der Wickelmotoren auf der BC-WS12 abgezweigt, zum anderen für die Steuerung des BM auf der BC-OT12 – dort wird daraus das Signal für den BA:
https://tonbandforum.de/bildupload/BC-OTN12.jpg
In der praktischen Handhabung außerhalb eines Studios ist die M15A unkomplizierter, als man denkt (besonders im Vergleich zu M10 & Co.) – sie schimpft sich ja nun mal „Kompaktgerät“ (was das Umhertragen angeht, ist das freilich ein relativer Begriff ...). Wer also ästhetisch vor nix fies ist, kann sie einfach auf den Tisch stellen, verkabeln, und fertzsch.
Wer sie in Konsolen einbauen möchte, dessen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur soviel: Laut Auskunft der besagten WDR-Technikexperten sollte man die Maschine tunlichst liegend betreiben, nicht stehend. Wenn man sie in eine Konsole o.ä. einbaut, sollte man ihr netterweise eine gute Dämpfung unter den Holmen spendieren, sonst übertragen sich die Schwingungen doch arg stark, und man hat unnötig tieffrequente Nebengeräusche. Bei mir haben sich vierkantige, ca. 6-8 cm dicke Styropor-Reste aus Verpackungen sehr bewährt. Apropos Konsole: Probleme mit Hitzeentwicklung hatte ich an meinen Maschinen bislang keine (wahrscheinlich weil meine Konsolen nicht ganz eng schließen). Telefunken selber fordert Zu- und Abluftöffnungen von je 100 qcm.
Die M15A in ein HiFi-Umfeld zu integrieren, erwies sich jedenfalls bei meinem Versuch als sehr einfach – entgegen allen Befürchtungen:
Für die reine Wiedergabe braucht man nicht mehr als zwei Großtuchelstecker, einadriges abgeschirmtes Kabel und die passenden Stecker für den HiFi-Verstärker. Masse und ein „heißer“ Pol des Großtuchel werden mit der Abschirmung des HiFi-Kabels verbunden. Die M15A liefert, so wie sie aus dem Funkhaus kommt, zwar Studiopegel, allerdings gibt es nicht mal mit dem DIN-Bandeingang meines BASF-Verstärkers Anpassungsprobleme.
Für die Aufnahme sollte man die Maschine an ein kleines Mischpult hängen. Sofern man hier die Hinterbandkontrolle über den HiFi-Amp macht, dürfte ausstattungsmäßig schon ein kleines Pült-chen wie das hier mehr als genügen
http://www.thomann.de/de/behringer_xenyx_1002.htm
Was adäquates Bandmaterial angeht, habe ich bislang nur begrenzte Erfahrungen: Standardmäßig sind Agfa PER528 und BASF LGR50, als Normalbänder. PER525 und LGR30 waren früher im Funkhaus auch öfters zu sehen. Probehalber habe ich auf meinen Maschinen auch mal Langspielband abgespielt und umgespult; allerdings habe ich da keine aussagefähigen Erfahrungen zu bieten. Dünnere Bänder sind vermutlich nicht unproblematisch. :vorsicht:
Es kommt eigentlich nur darauf an, mit dem Pult den Aufnahmepegel fürs Band regeln zu können. Bei ganz billigen Pulten kann es halt sein, daß man die Leitung zwischen Pult und Bandmaschine (analog zu oben) de-symmetrieren muß.
Will man die Hinterbandkontrolle ins Pult legen, braucht selbiges zusätzlich zum Main- noch einen Aux-Ausgang. Also: von der externen Quelle ins Pult und über dessen Main-Ausgang zum Eingang der M15A – vom Ausgang der M15A dann zurück zum Pult und über dessen Aux-Ausgang zum Monitor-Verstärker.
Dann erwecken wir das Schätzchen mal zum Leben. :party:
Unter der sagenhaft schmucklosen hocked: Plastik-Klebeschiene rechts vorn sitzen der Netzschalter, der Geschwindigkeitsumschalter (der sich schön funkhaustypisch bei 19 cm/s, und nicht etwa bei den teuren 38, auf ein warnendes Rot umstellt ) und ein Umschalter für die Laufwerksteuerung am Gerät oder per Fernsteuerung. Außerdem der Betriebsstundenzähler.
https://tonbandforum.de/bildupload/DSCN1548N.jpg
Nach dem Einschalten passiert (meistens) noch nicht viel mehr, als daß halblinks neben den Laufwerktasten die Lampe der eingestellten Geschwindigkeit aufleuchtet. Erst wenn man ein Band einlegt, tut sich was: Der rechte Fühlhebel macht, sobald er nach innen bewegt wird, den Tonmotor munter (der läuft auch beim Betätigen des Edit-Hebels an, aber das nur am Rande). Gleichzeitig leuchtet das Zählwerk in Nullstellung auf (leider keine Memory-Funktion – sobald man die Maschine ausschaltet, vergißt sie die alte Zählwerksstellung). Sobald die Tonwelle auf Solldrehzahl ist (man hört, wie der Motor leise rauf- und runterbeschleunigt, bis die Drehzahl stimmt), leuchtet die Lampe in der Halt-Taste auf – und dann kann es losgehen.
Hier gibt’s für potentielle Käufer ein paar mögliche Irritationen: Auf den Karten sitzen nämlich einige Jumper oder auch Drahtbrücken, mit denen man das Verhalten der Maschine verändern kann. So kann man also z.B. bewirken, daß
- der Tonmotor schon beim Einschalten der Maschine anläuft
- nach einem Geschwindigkeitswechsel das Signal vom Wiedergabekopf beim Schalten auf Wiedergabe sofort an den Ausgang abgegeben wird – und nicht erst dann, wenn die Tonwelle ihre Solldrehzahl erreicht hat.
Bei der einen oder anderen Maschine auf dem Gebrauchtmarkt kann da also was anders eingestellt sein. Teilweise unterscheidet sich das Verhalten auch je nach Fabrik-Nr. (also „Generation“) der jeweiligen Maschine – unter 1.800 ist vieles anders als hier beschrieben.
Zu den wenigen Nachteilen der M15A gegenüber Maschinen wie der Tascam BR20 oder der Studer A807 gehört, daß man beim Schneiden beide Bandteller per Hand drehen muß – es gibt also nicht dieses sanft-austangierte Gegeneinander der Wickelmotoren. Na ja .
Dafür besitzt die M15A das schon von der M10 her bekannte Apercu der Bandauslaufbremse (wenn auch nur auf dem linken Teller): Wenn also beim schnellen Rückspulen das Band endet, schaltet sich das Laufwerk handelsüblich ab, zusätzlich wird aber auch der linke Teller zügig (und doch sanfter als bei der M10) abgebremst. Keine Spielerei, sondern sehr sinnig: Die Studio-Techniker waren besonders während aktueller Live-Sendungen dankbar, wenn sie einen Handgriff sparen konnten und nicht noch das Band abbremsen mußten, bevor sie es runternehmen und fix das nächste auflegen konnten. Die Jungs und Mädels hatten auch so genug um die Ohren, wenn sie z.B. beim „Echo der Tages“ im WDR/NDR eine halbe Stunde lang lauter Kurzbeiträge von drei verschiedenen Maschinen plus Moderationen einspielen mußten.
Die Handhabung ist entsprechend auf die Praxis ausgelegt. Diese Maschine funktioniert einfach. Rundherum. Nicht mehr und nicht weniger. :bier:
Auch das Umspulen geht fix und sicher vor sich – die M15A braucht (anders als die Tascam BR20) keine „Archivwickel“-Einstellung, um das Band bombensicher auf den Bobby zu wickeln; und dabei ist sie immer noch so schnell wie die BR20 im Normalwickelbetrieb. Laufwerkfunktionen wie Aufnahme/Wiedergabe oder Umspulen werden mit einem satt-vertrauenerweckenden „FRAPP“ in Szene gesetzt; die eigentlichen Laufgeräusche sind leise genug.
Laut Gerätebeschreibung war Telefunken übrigens mit dem Einsatz von Elektronik im Laufwerk auch 1977 noch zurückhaltend: Zwar wird z.B. aus dem Umspulen überwiegend elektrisch gebremst; aber so etwas wie der Bandzug vor den Köpfen bei Aufnahme und Wiedergabe wird schön altmodisch mechanisch geregelt. Laut Hersteller mit einer Toleranz von plusminus zehn Prozent.
Und der Klang??
Na :hoerer: für meine Begriffe: schlicht SATT. :drink:
Auf die Gefahr hin, daß High-Ender jetzt die Nase rümpfen – ich habe bislang die 38 cm/s nur gebraucht, wenn ich Bänder fürs Funkhaus machen mußte. Für den Hausgebrauch sind die 19 cm/s vollauf genug, und auch dann kommt aus der M15A ein Bums raus, daß es eine helle Freude ist :etscha:. Mit einer oder noch besser mehreren Maschinen dieser Sorte und einem Kofferraum voll kurzer Bänder eine Fete zu be-DJ-en, muß ein seltener Genuß sein. :drink: Die Dynamik erinnert mich spätestens bei 38 cm an DAT, CD & Co. (natürlich rauscht es ein bißchen, aber gut, im Alltag merkt man das kaum).
Daß es sich von 19-cm-(Heim-)Viertelspur merklich unterscheidet, erwähne ich jetzt mal nur für die, die – wie ich :rot: – vor ihrer ersten Begegnung mit einer Studiomaschine nur ebensolche HiFi-Viertelspur-Teile kannten: das hier ist da eine andere Dimension. Auch was Aussetzer, zugeschmierte Köpfe etc. angeht. Auch Gleichlaufschwankungen sind bei meinen Maschinen bislang nie ein Problem gewesen; und das Studioband verträgt aussteuerungsmäßig eine ganze Menge.
Daß die M15A auf dem Gebrauchtmarkt offenbar weniger hoch gehandelt wird als A807 und PR99, kann ich mir eigentlich nur mit Design- und Gewichtsgründen erklären. In Sachen Robustheit (und vermutlich auch Wartung) hat sie für mein Empfinden klar die Nase vorn; klanglich dürfte sie hinter den anderen beiden, wenn überhaupt, dann kaum zurückstehen.
Michael
Wobei ich mir mal nicht anmaße, den ultimativ abschließenden Text abzulassen – viel Know-How schwirrt hier im Forum schon anderswo herum; und ich selber verdanke viel Wissen der Seite http://tonbandgeschichte.studerundrevox.de/ von Christoph Rose, dem dicken Buch von Friedrich Engel et al. und vielen anderen Quellen (selbst in der Zeitschrift „Keyboards“ gab es vor Jahren mal einen liebevollen Artikel über Telefunken-Magnetophone). Aber wir können hier ja mal etwas zusammentragen; und da mache ich doch einfach den Anfang. :bier:
https://tonbandforum.de/bildupload/15A-01.jpg
Zur Vorgeschichte und Entwicklung der (wie aus dem Haarschnitt der Personen auf dem Katalog-Titelbild zu schließen) Mitte der 70er Jahre erschienenen M15A gleich noch mal der Verweis auf http://tonbandgeschichte.studerundrevox.de/
– dort ist alles ausführlich beschrieben. Vielleicht ergänzend nur noch soviel: Nach meinem Eindruck hatten diese Geräte zumindest bei WDR und DLR Berlin Ende der 90er Jahre alle älteren wie M10A und M15 weitgehend verdrängt. Jedenfalls was die Studios anging. Gleichzeitig waren die 8-10 Jahre jüngeren M20/21 sehr viel seltener als die M15A. Leibhaftige M15 (ohne „A“) hab ich bislang nur im legendären MPS-Studio (heute HGBS-Studio) in Villingen/Schwarzwald gesehen – an der Seite einer Master-M15A für 38 und 76 cm/s.
Laut Telefunken-Preislisten kostete eine standardmäßige M15A in den 70ern etwa 17.000-18.000 DM. Das war zwar schon eine ganze Ecke billiger als die Vor-Vorläuferin M10A (die kostete 1967 mit Verstärkern noch etwas mehr, und das überdies nominal, also muß man die „teurere“ Mark der 60er noch mit dazurechnen). Aber wenn ich mal nach der Preisindextabelle der Wirtschafts-Fachschule Trier gehe, dann entspräche der damalige Preis einer neuen M15A heute mal so eben fast 20.000 Euro :rot:. Wohl eine Folge von a) Handarbeit in der Fertigung und b) guten Materialien? In jedem Falle steckt in der Maschine gewaltige Präzision drin – laut Handbuch (Teil 1, S. 16) wurde die Senkrechtstellung der Tonkopfspalte zur Fußplatte bei Telefunken mit einer Genauigkeit von 15 Winkelsekunden geschliffen... wenn ich richtig rechne, sind das ungefähr 0,0025 Grad :oah: . Sinn dieses Details: Man kann einen Kopf wechseln, ohne ihn neu einzutaumeln.
Aber gut – wir nehmen uns das corpus delicti doch gleich mal unmittelbar zur Brust:
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Diese Maschine mit der Nummer jenseits von 2.300 ist vor Jahren aus dem Geräteverkauf des HR bei mir gelandet. Die Freaks werden mit sicherem Blick erkennen, daß wir es hier mit einer typischen Vertreterin aus dem ARD-Hörfunkstudiobereich zu tun haben, im Herstellerjargon ist es die M15A S. Also:
- ¼ Zoll
- Halbspur stereo
- 0,75 mm Trennspur und Vollspur-Löschkopf
- Vacodur-Köpfe (im Gegensatz zu den Glasferrit-Köpfen, die ich selber noch nie gesehen habe)
- 38 und 19 cm/s
- deutsche Schichtlage (Schicht außen)
Bei diesem Exemplar kommen noch zwei Nettigkeiten dazu, über die ich mich beim Kauf gefreut habe:
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- Vorkopfschere: kein Fuhrwerken mit dem Markierstempel mehr – man hört die Stelle, die man schneiden will, heraus, bis man sie vor dem Hörkopf hat, drückt mit einer stilvoll-entschlossenen Bewegung des rechten Daumens den Knopf der Schere, und fertig ist der präzise (wie immer schräge) Schnitt. Ein doppelter Mechanismus hebt dabei als erstes das Band von den Köpfen ab, dann senkt sich die kleine Schere nach unten und verrichtet ihr Tagewerk.
Wie auch das meiste andere an der M15A ist die Schervorrichtung mitsamt Gehäuse aus Metall :respekt: also kein billiges Plastikzeug, was nach ein paar Hundert Benutzvorgängen kaputtginge, sodaß sich der Hersteller mit (ebenso maroden) Ersatzteilen später eine goldene Nase usw. So soll es sein.
Zweitens:
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- Die Fernsteuerkarte BC-FA1: auch wenn ich sie bei mir noch nicht nutzen konnte, träumen darf man ja – das Utensil, um die Laufwerkfunktionen fernzusteuern (z.B. vom Mischpult aus, vom genialen Reglerstart bis hin zum ferngesteuerten Rückspulen, was im Studio immer so was von oooobercool aussah :etscha: ), aber auch um z.B. den voluminösen Autolocator anzuschließen oder auch um die Infrarot-Lichtschranke (noch ein Zusatzbauteil) einzusetzen. Damit läßt sich die Maschine darauf trimmen, daß sie z.B. auf unterschiedliches Vorspannband reagiert. Angefangen mit automatischem Rückspulen, sobald das eigentliche Ton-Band endet, bis hin zu (glauuube ich) automatischem Zuschalten der Telcom-Rauschunterdrückung beim passenden dreifarbigen Vorspannband. So man denn anders als ich eine Telcom-Einheit hat .
Bei diesem Exemplar fehlen wiederum Zusätze wie die CCIR/NAB-Umschaltung für die Entzerrung oder auch der Mono/Stereo-Umschalter auf der Kopfträgerabdeckung.
Laut Telefunken steckt übrigens die „Infrastruktur“ für alle möglichen Zusatzteile ab Werk in jeder Maschine – mit den passenden Zusatzgeräten läßt sich also jedes Laufwerk stil- und lustvoll aufmotzen.
Häufig vertreten ist z.B. das hier:
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Das kleinere zylinderförmige Faktotum rechts vom Tonmotor ist der elektromagnetische Bandanheber: sehr komfortionös, wenn es bei Wortproduktionen Versprecher gab – ein mehrere Sekunden langer Druck auf einen Taster, der rechte Fühlhebel wurde vom Magneten (über das weiße Plastikteil) nach oben gedrückt, und im Kuchen auf dem rechten Bandteller stand eine Bandumdrehung heraus. Zu der man dann beim Rückspulen (apropos Spulen, dazu gleich mehr) sehr schnell hinkam und den Versprecher rausschneiden konnte. Die wahren Könner unter den Technikern brauchten so ein Spielzeug natürlich nicht unbedingt, sondern hielten auch mal eben kurz die Kugelschreiberspitze unter das laufende Band, um es so anzuheben .
Unter die Haube kommt man etwas umständlich: nach dem Lösen von 14 Sechskantschrauben für zwei große Metalldeckplatten zzgl. Abnehmen von Andruckrolle und Umspul-Rangierhebel. Bei dieser Maschine hier muß außerdem die ausladende Vorkopfschere runter, die steht sonst im Weg.
Darunter bekommt man also die Elemente „oberhalb der Grundplatte“ (wie das bei Telefunken heißt) zu sehen:
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Das meiste dürfte sich von selbst erklären. Die senkrechten Etwasse neben den Bandtellern sind mit den Fühlhebeln gekuppelt und wirken auf die Bremsbänder.
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Sobald man z.B. ein Band einlegt, heben sie die Bremsbänder von den Tellern ab. Sehr viel an Bremserei macht die M15A nämlich elektrisch über die Wickelmotoren.
Im hinteren Teil guckt einen durch den Rahmen hindurch schon das Netzteil mitsamt den Gleichrichtern an. Links und rechts davon die grauen Gehäuse der Wickelmotoren.
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Guckt man sich das näher an, dann sieht man unter dem Netzteil schon die Platine des Magazins für die Laufwerkkarten, dazu gleich mehr. Wir bleiben erst mal oben.
Wichtig sind dort u.a. die sog. Schleppschalter nahe den Wickelmotorachsen:
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Die öffnen oder schließen über einen Magneten einen kleinen Kontakt – zu oder auf geht er je nachdem, ob sich das Band vorwärts oder rückwärts bewegt. U.a. ist das wichtig für das Zählwerk - die Karte BC-ZW erfährt auf die Art, in welcher Richtung sie laufen muß (denn vom Tacho bekommt sie nur die reine Geschwindigkeit als Zahl der Impulse). Die Schleppschalter sollte man, wenn man die Maschine offenstehen hat, mal so im Vorbeigehen auf Funktion kontrollieren, alles ist mit den sog. Schutzgaskontakten ziemlich zierlich – und wie ich gehört habe, kann da schon an und an mal was haken.
Über solch einen filigranen Kontakt schaltet sich auch der Tonmotor ein, sobald der rechte Fühlhebel nach innen gezogen wird.
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Grobschlächtiger sind da schon Bedienelemente wie der Edit-Hebel (rechts) der Andruckrolle, den man unter Umständen leicht vergißt, wieder zurückzunehmen – wodurch das Band beim Umspulen möglicherweise mit vollem Zahn über den Wiedergabekopf gleitet. Da hilft nur ein gutes Gedächtnis oder vor jedem Umspulen der kontrollierende Blick auf den Stand des Edit-Hebels.
Der Umspul-Rangierhebel gehört zu den Schmeckerlis an der M15A – wobei Nutzer der M10/M10A das schon kennen: Vor- und Zurückspulen läßt sich mit dem Hebel in ziemlich feinen Stufen regeln. Bei der M10 lief es über unterschiedliche Anzapfungen am Trafo für die Wickelmotoren; bei der M15A läuft alles über Verbindungen zur Wickelmotor-Steuerkarte BC-WS. Eine typische und für mich schön kultige Erscheinung in den Produktionsstudios waren Techniker, die bei der Suche nach einer Bandstelle das Band beim Umspulen per Edit-Hebel an den Kopf brachten, gleichzeitig schon mal am Rangierhebel das Umspulen verlangsamten und schließlich auf „Halt“ drückten. Zusatz-Variante für die ganz Ausgebufften: Nach „Halt“ den abspulenden Bandteller beherzt per Hand abbremsen - spart jedesmal eine Sekunde .
Beim Wiedermontieren des Rangierhebels muß man übrigens in einigen Fällen etwas aufpassen, daß er richtig sitzt und greift (man darf ihn nicht zu „tief“ gedrückt montieren). Bei einer meiner Maschinen gibt es gern mal Probleme – dann nimmt der Hebel den Einstellstift nicht richtig mit. Sofern man also nach Montagen am Rangierhebel hinterher Probleme beim Umspulen hat, ist es möglicherweise gar kein elektronischer Fehler, sondern ganz simpel einer der Kraftübertragung zwischen Hebel(chen) und Achse.
Noch ein Detail zum Kopfträger: Passend zu den Anforderungen des Funkhaus-Betriebes läßt der sich (ebenso wie die Verstärkerkarten) ratzfatz austauschen. Er liegt bombensicher auf der Grundplatte auf, alle Justierereien, Kopftaumeleien etc. passieren also auf dem Träger selber. Für den elektrischen Kontakt sorgen zwei 25polige Stecker (sehen so ähnlich aus wie die Buchsen, die es früher an PCs für den Druckeranschluß hatte), auf die man den Stecker beim Einsetzen automatisch aufsteckt.
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Anregung für potentielle Käufer: Ob dieser schnellen Austauschbarkeit wäre ich zurückhaltend darin, vom Stand des Betriebsstundenzählers unmittelbar auf den Zustand der Köpfe zu schließen. Bei einer Maschine, die z.B. in einem ARD-Funkhaus 25.000 Stunden runter hat und bis zuletzt im Einsatz war, könnte ich mir vorstellen, daß also nicht mehr die ersten Köpfe drauf sind, sondern daß da bei Bedarf der komplette Träger ausgetauscht wurde. Dito sieht es vermutlich mit anderen Verschleißteilen aus wie Antriebsriemen, Bremsbändern, Andruckrolle etc.
Umgekehrt wäre ich beim Kauf einer M15A mit 500 Stunden aus dubioser Quelle nicht sicher, ob da tatsächlich nicht die Köpfe (mitsamt eingemessenen Verstärkerkarten) mal so eben vor dem Gebraucht-Verkauf gegen ältere gewechselt wurden. :vorsicht: Also Augen auf beim Kauf.
Sozusagen im Zwischengeschoß liegen einige Elemente, an die man nach Abnehmen der dunkelgrauen Verblendung vorne rankommt.
Am wichtigsten: die Laufwerktasten. Sollte dort eines der Birnchen durchbrennen, läuft der Austausch auf diesem Wege von „vorne unten“.
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Telefunken hat übrigens wieder mal im Kleinen sinnreich vorgebaut und die Schräubchen an den Fassungen gegen Verlorengehen gesichert. :respekt: Nicht die einzige wartungsfreundliche Detail-Lösung dieser Art an der M15A. Das braune Baketlit-Teil halblinks ist übrigens der Regel-Schalter für die Umspulgeschwindigkeiten.
In der Mitte der Maschine findet sich hier außerdem die Zählwerkskarte BC-ZW, die sich nach einer Kabel-Ablöt-Orgie (s.u.) und dem Lösen zweier Muttern austauschen läßt.
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Dahinter sitzen an der Grundplatte noch ein paar wesentliche Elemente:
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Halblinks u.a. die mit der linken Umlenkrolle verbundene Tachoscheibe. Daneben der Magnet, der das Röllchen steuert, das beim Umspulen das Band von den Köpfen abhebt.
Das lustvoll-geschulte Auge wird erkennen, daß dieses Bild von einer Maschine mit Infrarot-Lichtschranke stammt: das ist der dünne, diagonal laufende Kabelbaum unterhalb der Tachoscheibe. (Ich war zu faul, meine andere Maschine aus der Konsole herauszufuhrwerken, um mit der Kamera darunterzukommen, deshalb mußte dieses Reservelaufwerk hier mal Modell stehen.)
Apropos Kabelbäume: Die sind hier in sauberer Form der Normalfall. Telefunkens Techniker mußten zwar nicht mehr so exzessiv zu Werke gehen wie bei der M10, aber frei herumeiernde Strippen sucht man auch bei der M15A vergebens.
Dann werfen wir mal einen Blick unter das Schätzchen:
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Eine ganze Menge ist telefunken-typisch: Das Netzteil mit allen Trafos und Gleichrichtern (wie gesagt) in der Mitte hinten, verdeckt vom Laufwerkskartenmagazin. Die Wickelteller sind direkt angetrieben.
Neben den beiden fetten Wickelmotoren fällt der eigentliche Tonmotor kaum auf – es ist das schlanke chromige Etwas (von vorn gesehen) rechts zwischen Holm und Grundplatte.
M10 (bzw. -A)-Vertraute werden hier abfällig von Spielzeugformat reden – aber der Motor (Telefunken: „kollektorloser, elektronisch regelbarer Gleichstrommotor“) erfüllt über einen Riemenantrieb gut seinen Zweck.
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Wartungstip vom Funkhaus-Techniker (siehe auch anderswo im Forum): Ab und an kann man den Riemen runternehmen, alle metallenen Laufflächen auf Schwungscheibe, Motorritzel und Spannrolle (das ist das kleine Etwas in der Mitte, das über eine Feder den Riemen – wie der Name schon sagt – spannt) mit Spiritus reinigen und den Riemen selber in einer Dose mit reichlich Talkum-Puder schütteln. Hinterher läuft er seidiger :musik: .
Falls der Riemen übrigens nicht mittig läuft, kann man das über die Justierschrauben des Tonmotors einstellen (indem man dessen Neigungswinkel verändert).
Vorn sitzt das Magazin mit den Verstärkerkarten, das man entriegeln und runterklappen kann.
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Darin (hinter der dunkelgrau-hammerschlägigen Verblendung, natürlich alles aus Metall ) befindet sich hier nur die Stereo-Standardausstattung:
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Von links für jeden Kanal ein Wiedergabeverstärker BC-WV, daneben die beiden Aufnahmeverstärker BC-AV und schließlich jenseits einer Metallplatte die Löschstufe BC-SL11 – mit dem monströsen Kühlkörper für den Transistor 2N3055. Ausgebaut nimmt sich das Ding so aus:
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Was das Audio-Anschlußfeld angeht, gibt’s auch Maschinen mit XLR statt Großtuchel. Die sind allerdings seltener. Einen Umbausatz auf XLR gibt es u.a. bei Hilpert fabrikneu aus Restbeständen, aber da Großtuchelstecker im Elektronikhandel (zumindest beim großen „C“) nicht sooo viel mehr kosten als Neutrik-XLRs, würde ich das Geld (dreistelliger Euro-Betrag) für diese Umrüstung sparen.
Bei dieser Maschine fehlen übrigens Beigaben der hohen Schule – die sonst im rechten Teil des Magazins sitzen: z.B. die Zusatzkarte für Pilotton. Auch hat Telefunken das Magazin von vornherein für vier Kanäle, also acht Verstärkerkarten, ausgelegt.
Apropos Karten: Dieses Baukastensystem hat sich bei mir (der ich kein Ingenieur bin) bei Problemen mit einer Maschine sehr bewährt – sofern man eine Verstärkerkarte in Reserve hat (oder notfalls auch nur baugleiche Karten vertauscht), kann man Fehler schon viel leichter eingrenzen als z.B. bei einer HiFi-Maschine, wo alles festsitzt. Vielleicht ist die M15A von daher also gerade ein Tip für Elektronik-Autodidakten.
Wo wir gerade beim Thema Baukasten sind – auf der Rückseite setzt sich das Spielchen in ähnlicher Form fort. Dort sitzen die Karten fürs Laufwerk:
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Von links die Tonwellenregelung BC-TR11, dann die Logik-Karte BC-LG12, die Wickelmotorsteuerung BC-WS12 und schließlich die „Oszillator-Treiber-Steckeinheit“ BC-OT12.
Auf dem Foto nicht reingesteckt ist die der Fernsteueradapter BC-FA, und es fehlt die „Nachsteuer-Adapter-Steckeinheit“ BC-NA1 bzw. „Geschwindigkeitssteller-Adapter-Steckeinheit“ BC-NA2. Das sind Anschlußelemente für nette Beigaben, also für Zusatzgeräte, mit denen man z.B. die Bandgeschwindigkeit stufenlos regeln kann.
Die arabischen Zahlen hinter den Buchstabenkombinationen der Karten, pardon Steckeinheiten unterscheiden sich übrigens ab und an. Wenn man Maschinen unterhalb der Nummern 1.800 bzw. 2.300 hat, dann können teilweise etwas andere Typen drinstecken. Teilweise sind sie kompatibel, das sollte man aber mindestens 101% wasserdicht anhand der Funktionstabellen in der Werkstattanleitung vergleichen, bevor man da anfängt, was auszutauschen. In meinem Falle ließ sich die Zählwerkkarte BC-ZW12 durch die ältere BC-ZW1 ersetzen. (ob es z.B. bei älteren Maschinen auch umgekehrt geht, weiß ich nicht.)
Apropos Zählwerk: Das ist die einzige Karte, die in der M15A nicht gesteckt, sondern gelötet wird. Etwas unangenehm , denn sie geht gern mal kaputt.
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Austauschen ist also etwas umständlich, besonders weil (in meinem Fall jedenfalls) mehrere Kabel dieselbe Farbe haben, kann man da u.U. auf fatale Weise was verwechseln :mauer:.
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Also am besten alles notieren und vorher ein Foto machen; aber die Kabel selber sind recht steif und wollen schon von sich aus wieder zu ihren alten Löchern zurück.
Was die Karten allgemein angeht, lohnt es sich, wenn man sich auch von den Laufwerks- und Zählwerkskarten gebrauchte Ersatzkarten besorgt (auch intakt sollten sie im allgemeinen unter 40 Ocken zu bekommen sein – sie sollen übrigens ab Werk mal um die Tausend Mark das Stück gekostet haben ) und für den Fall der Fälle auf Halde legt. Auch hier lassen sich Fehler dann per Austausch viel leichter eingrenzen.
Handverlesene Fachbetriebe reparieren defekte Karten bis heute – das kostet allerdings eine Stange Geld (jenseits von 200 Ocken), und da die Elektronik der M15A ob ihres Alters (zur Erinnerung: bei ihrem Erscheinen war der Commodore 64 noch Zukunftsmusik :lachen:, und ein TI-30-Taschenrechner kostete jenseits von 60 D-Mark) relativ durchschaubar ist, sollte man sich überlegen, ob man da nicht eher mal selbst einen Reparaturversuch startet. Für die Ingenieurcracks hier im Forum sollte das alles eigentlich ohnehin kein Problem sein . Und viele ICs, die hier verbaut sind, bekommt man schon für ein paar Euronen. Beim Wechsel kann man ihnen dann auch direkt Sockel spendieren – die hat Telefunken nämlich gespart :|.
N.B. Laut Auskunft von WDR-Veteranen meines Vertrauens wurden die Karten bei Defekten früher nicht entsorgt, sondern in der sendereigenen Werkstatt selbst repariert. Soll eine ziemlich unbeliebte Beschäftigung gewesen sein .
Für Messungen etc. an den Karten baute Telefunken weiland übrigens eine monströse Form von Steckadaptern. Das hier ist die Variante für die Verstärkerkarten:
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Im ganzen hält die M15A für Laien wie mich eine geradezu selbsterfahrungsmäßige Lektion bereit: ihre integrierte Studio-Elektronik kann man zumindest teilweise selbst reparieren. Da die Maschinen heute zu ähnlichen Preisen kursieren wie HiFi-Großspuler, würde ich jedem Bandgerät-Suchenden, der zuhause genug Platz (und evtl. tolerante Familienmitglieder) hat, zuraten, eine solche Maschine mit ins Kauf-Kalkül zu ziehen. Spätestens bei der ersten Reparatur spielt die M15A z. B. gegenüber der B77 (und vermutlich auch gegenüber einer vergleichsweise filigranen Semiprofi-Maschine wie meiner Tascam BR20) ihre Handhabungs-Vorteile aus.
Eine große Hilfe dabei ist das mehrbändige Werkstatthandbuch. Telefunken hat dort vorbildlich detailliert beschrieben, was bei jedem Befehl passiert – besonders, wie die Funktionen auf die einzelnen Karten verteilt werden. Wenn man sich dazu noch die nötigen Datenblätter zu einzelnen ICs aus dem Netz fischt, werden die Geschehnisse (und auch die evtl. Fehler) durchaus etwas transparenter. Zum Beispiel verteilt die M15A das Aus- und Einklappen der kleinen Rolle (die das Band beim Umspulen von den Köpfen weghebt) durch den sog. Bandabhebemagneten „BA“ auf die Logikkarte BC-LG (die das Umspuldauersignal UDS absondert) und die Oszillator/Treiber-Karte BC-OT:
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Was auf den einzelnen Karten passiert, zeigt sich dann näher beim Blick auf die Einzel-Schaltpläne: IS 25 auf der BC-LG12 beglückt über den Anschluß a20 seine Mitwelt mit dem vorhandenen oder nicht vorhandenen UDS:
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Das wird dann einmal zur Steuerung der Wickelmotoren auf der BC-WS12 abgezweigt, zum anderen für die Steuerung des BM auf der BC-OT12 – dort wird daraus das Signal für den BA:
https://tonbandforum.de/bildupload/BC-OTN12.jpg
In der praktischen Handhabung außerhalb eines Studios ist die M15A unkomplizierter, als man denkt (besonders im Vergleich zu M10 & Co.) – sie schimpft sich ja nun mal „Kompaktgerät“ (was das Umhertragen angeht, ist das freilich ein relativer Begriff ...). Wer also ästhetisch vor nix fies ist, kann sie einfach auf den Tisch stellen, verkabeln, und fertzsch.
Wer sie in Konsolen einbauen möchte, dessen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur soviel: Laut Auskunft der besagten WDR-Technikexperten sollte man die Maschine tunlichst liegend betreiben, nicht stehend. Wenn man sie in eine Konsole o.ä. einbaut, sollte man ihr netterweise eine gute Dämpfung unter den Holmen spendieren, sonst übertragen sich die Schwingungen doch arg stark, und man hat unnötig tieffrequente Nebengeräusche. Bei mir haben sich vierkantige, ca. 6-8 cm dicke Styropor-Reste aus Verpackungen sehr bewährt. Apropos Konsole: Probleme mit Hitzeentwicklung hatte ich an meinen Maschinen bislang keine (wahrscheinlich weil meine Konsolen nicht ganz eng schließen). Telefunken selber fordert Zu- und Abluftöffnungen von je 100 qcm.
Die M15A in ein HiFi-Umfeld zu integrieren, erwies sich jedenfalls bei meinem Versuch als sehr einfach – entgegen allen Befürchtungen:
Für die reine Wiedergabe braucht man nicht mehr als zwei Großtuchelstecker, einadriges abgeschirmtes Kabel und die passenden Stecker für den HiFi-Verstärker. Masse und ein „heißer“ Pol des Großtuchel werden mit der Abschirmung des HiFi-Kabels verbunden. Die M15A liefert, so wie sie aus dem Funkhaus kommt, zwar Studiopegel, allerdings gibt es nicht mal mit dem DIN-Bandeingang meines BASF-Verstärkers Anpassungsprobleme.
Für die Aufnahme sollte man die Maschine an ein kleines Mischpult hängen. Sofern man hier die Hinterbandkontrolle über den HiFi-Amp macht, dürfte ausstattungsmäßig schon ein kleines Pült-chen wie das hier mehr als genügen
http://www.thomann.de/de/behringer_xenyx_1002.htm
Was adäquates Bandmaterial angeht, habe ich bislang nur begrenzte Erfahrungen: Standardmäßig sind Agfa PER528 und BASF LGR50, als Normalbänder. PER525 und LGR30 waren früher im Funkhaus auch öfters zu sehen. Probehalber habe ich auf meinen Maschinen auch mal Langspielband abgespielt und umgespult; allerdings habe ich da keine aussagefähigen Erfahrungen zu bieten. Dünnere Bänder sind vermutlich nicht unproblematisch. :vorsicht:
Es kommt eigentlich nur darauf an, mit dem Pult den Aufnahmepegel fürs Band regeln zu können. Bei ganz billigen Pulten kann es halt sein, daß man die Leitung zwischen Pult und Bandmaschine (analog zu oben) de-symmetrieren muß.
Will man die Hinterbandkontrolle ins Pult legen, braucht selbiges zusätzlich zum Main- noch einen Aux-Ausgang. Also: von der externen Quelle ins Pult und über dessen Main-Ausgang zum Eingang der M15A – vom Ausgang der M15A dann zurück zum Pult und über dessen Aux-Ausgang zum Monitor-Verstärker.
Dann erwecken wir das Schätzchen mal zum Leben. :party:
Unter der sagenhaft schmucklosen hocked: Plastik-Klebeschiene rechts vorn sitzen der Netzschalter, der Geschwindigkeitsumschalter (der sich schön funkhaustypisch bei 19 cm/s, und nicht etwa bei den teuren 38, auf ein warnendes Rot umstellt ) und ein Umschalter für die Laufwerksteuerung am Gerät oder per Fernsteuerung. Außerdem der Betriebsstundenzähler.
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Nach dem Einschalten passiert (meistens) noch nicht viel mehr, als daß halblinks neben den Laufwerktasten die Lampe der eingestellten Geschwindigkeit aufleuchtet. Erst wenn man ein Band einlegt, tut sich was: Der rechte Fühlhebel macht, sobald er nach innen bewegt wird, den Tonmotor munter (der läuft auch beim Betätigen des Edit-Hebels an, aber das nur am Rande). Gleichzeitig leuchtet das Zählwerk in Nullstellung auf (leider keine Memory-Funktion – sobald man die Maschine ausschaltet, vergißt sie die alte Zählwerksstellung). Sobald die Tonwelle auf Solldrehzahl ist (man hört, wie der Motor leise rauf- und runterbeschleunigt, bis die Drehzahl stimmt), leuchtet die Lampe in der Halt-Taste auf – und dann kann es losgehen.
Hier gibt’s für potentielle Käufer ein paar mögliche Irritationen: Auf den Karten sitzen nämlich einige Jumper oder auch Drahtbrücken, mit denen man das Verhalten der Maschine verändern kann. So kann man also z.B. bewirken, daß
- der Tonmotor schon beim Einschalten der Maschine anläuft
- nach einem Geschwindigkeitswechsel das Signal vom Wiedergabekopf beim Schalten auf Wiedergabe sofort an den Ausgang abgegeben wird – und nicht erst dann, wenn die Tonwelle ihre Solldrehzahl erreicht hat.
Bei der einen oder anderen Maschine auf dem Gebrauchtmarkt kann da also was anders eingestellt sein. Teilweise unterscheidet sich das Verhalten auch je nach Fabrik-Nr. (also „Generation“) der jeweiligen Maschine – unter 1.800 ist vieles anders als hier beschrieben.
Zu den wenigen Nachteilen der M15A gegenüber Maschinen wie der Tascam BR20 oder der Studer A807 gehört, daß man beim Schneiden beide Bandteller per Hand drehen muß – es gibt also nicht dieses sanft-austangierte Gegeneinander der Wickelmotoren. Na ja .
Dafür besitzt die M15A das schon von der M10 her bekannte Apercu der Bandauslaufbremse (wenn auch nur auf dem linken Teller): Wenn also beim schnellen Rückspulen das Band endet, schaltet sich das Laufwerk handelsüblich ab, zusätzlich wird aber auch der linke Teller zügig (und doch sanfter als bei der M10) abgebremst. Keine Spielerei, sondern sehr sinnig: Die Studio-Techniker waren besonders während aktueller Live-Sendungen dankbar, wenn sie einen Handgriff sparen konnten und nicht noch das Band abbremsen mußten, bevor sie es runternehmen und fix das nächste auflegen konnten. Die Jungs und Mädels hatten auch so genug um die Ohren, wenn sie z.B. beim „Echo der Tages“ im WDR/NDR eine halbe Stunde lang lauter Kurzbeiträge von drei verschiedenen Maschinen plus Moderationen einspielen mußten.
Die Handhabung ist entsprechend auf die Praxis ausgelegt. Diese Maschine funktioniert einfach. Rundherum. Nicht mehr und nicht weniger. :bier:
Auch das Umspulen geht fix und sicher vor sich – die M15A braucht (anders als die Tascam BR20) keine „Archivwickel“-Einstellung, um das Band bombensicher auf den Bobby zu wickeln; und dabei ist sie immer noch so schnell wie die BR20 im Normalwickelbetrieb. Laufwerkfunktionen wie Aufnahme/Wiedergabe oder Umspulen werden mit einem satt-vertrauenerweckenden „FRAPP“ in Szene gesetzt; die eigentlichen Laufgeräusche sind leise genug.
Laut Gerätebeschreibung war Telefunken übrigens mit dem Einsatz von Elektronik im Laufwerk auch 1977 noch zurückhaltend: Zwar wird z.B. aus dem Umspulen überwiegend elektrisch gebremst; aber so etwas wie der Bandzug vor den Köpfen bei Aufnahme und Wiedergabe wird schön altmodisch mechanisch geregelt. Laut Hersteller mit einer Toleranz von plusminus zehn Prozent.
Und der Klang??
Na :hoerer: für meine Begriffe: schlicht SATT. :drink:
Auf die Gefahr hin, daß High-Ender jetzt die Nase rümpfen – ich habe bislang die 38 cm/s nur gebraucht, wenn ich Bänder fürs Funkhaus machen mußte. Für den Hausgebrauch sind die 19 cm/s vollauf genug, und auch dann kommt aus der M15A ein Bums raus, daß es eine helle Freude ist :etscha:. Mit einer oder noch besser mehreren Maschinen dieser Sorte und einem Kofferraum voll kurzer Bänder eine Fete zu be-DJ-en, muß ein seltener Genuß sein. :drink: Die Dynamik erinnert mich spätestens bei 38 cm an DAT, CD & Co. (natürlich rauscht es ein bißchen, aber gut, im Alltag merkt man das kaum).
Daß es sich von 19-cm-(Heim-)Viertelspur merklich unterscheidet, erwähne ich jetzt mal nur für die, die – wie ich :rot: – vor ihrer ersten Begegnung mit einer Studiomaschine nur ebensolche HiFi-Viertelspur-Teile kannten: das hier ist da eine andere Dimension. Auch was Aussetzer, zugeschmierte Köpfe etc. angeht. Auch Gleichlaufschwankungen sind bei meinen Maschinen bislang nie ein Problem gewesen; und das Studioband verträgt aussteuerungsmäßig eine ganze Menge.
Daß die M15A auf dem Gebrauchtmarkt offenbar weniger hoch gehandelt wird als A807 und PR99, kann ich mir eigentlich nur mit Design- und Gewichtsgründen erklären. In Sachen Robustheit (und vermutlich auch Wartung) hat sie für mein Empfinden klar die Nase vorn; klanglich dürfte sie hinter den anderen beiden, wenn überhaupt, dann kaum zurückstehen.
Michael