Gestern versucht, ein stillgelegtes Tonstudio einzuschalten
#1
Liebe Tonbandfreunde!

Hier mein neuester Erfahrungsbericht zum gestrigen Tag. Ich hatte mich mit einem Kollegen getroffen, um das seit Urzeiten stillgelegte ehemalige und ausgelagerte Tonstudio einer Universität in Nordrhein - Westfalen zum rumspielen mal wieder in Betrieb zu nehmen.

Wobei Maschinentechnisch der Begriff "Tonstudio" etwas falsch ist, weil für jedes Format immer nur eine Maschine da ist. Wie diese unterschiedlichen Maschinen die Abstellzeit (ca. 20 Jahre) überstanden haben, soll der Bericht nun verdeutlichen.

Zunächst steht als Hauptmaschine eine AEG M10 in Mono Vollspur zur Verfügung. Hatte ich ja noch nie live gesehen das Teil. Geile Maschine! Funktioniert aber leider nicht. Der linke Bandzughebel ist völlig dejustiert. Da ist die ganze Bandzugmimik innendrin wohl verdreht. Da muß ich wohl mal dran. Dazu muß die Maschine aber erst aus der Truhe raus. Wir haben trotzdem mal mit leichter Gewalt ein Band von mir angespielt. Wiedergabe tut, es zerrt, was aber wohl am Verbindungskabel liegt (wurde durch wackeln besser, aber noch nciht gut). Eine Steckernorm, die ich noch nie gesehen habe und auch nicht weiß, was das ist. Wenn man frontal auf die Steckerspitze guckt, sieht sie so aus wie eine stilisierte Schneeflocke. Ein passender Lichtzeiger ist auch vorhanden, tut auch. Wenn man ihn einstöpselt, fällt der Ausgangspegel der Maschine aber schlagartig um etwa 10 db ab. Sind das auch VU - Anzeigen oder echte Spitzenwertanzeigen? Mein Band habe ich auf ner PR 99 bespielt, eingemessen auf 250 nWb = 0 VU Sinuston, also 514 nWb in etwa gleich 0 VU Musikprogramm. Ausgesteuert habe ich damals so bis +3 VU. Der Lichtzeiger zeigt an diesen Stellen jedenfalls etwa 0 an. Könnte also die Maschine einen Bezugspegel von 320 nWb haben?

Zweite Maschine ist eine Zweispur M 15 A ohne Schmetterlingköpfe. Die MAschine sagt keinen Muks. Kein Lämchen, kein Motor einfach garnix. Allerdings haben wir beide erstens keinen Netzschalter gefunden, und zweitens ist hinten ein Warnhinweis angebracht, der besagt, daß der Betrieb ohne Truhe oder ähnliches verboten ist. Da die Maschine lose aufm Tisch steht, könnte es sein, daß die M 15 irgendwo einen Sicherheitsschalter hat, einen Pin, der beim Truheneinbau reingedrückt wird? Haben wir auch nicht gefunden.

Die nächste Maschine ist eine NAB Halbspur A 700. Bei der springen beim Einschalten die VU - Meter an den oberen Anschlag und die Tasten für Wiedergabe, Vorlauf und Rücklauf rasten nicht ein. Hat die A 700 auch sowas wie einen "BILDstecker" ^^?

Die nächste Maschine ist eine Teac A 3340. Einschalten. Alles tut. Wiedergabe einwandfrei.

Die letzte Maschine ist eine Tascam 80-8 Halbzoll - Achtspurmaschine. Einschalten. Tut alles. Wiedergabe einwandfrei. Mehrspurband der Werbung für den Golf II Synchro von 1985 angehört (dort aus dem Archivregal genommen).

Irgendwie doch seltsam. Die hochgelobten deutschen hervorragenden Amatuer - und professionelle Studiomaschinen versagen sämtlich ihren Dienst, wohingegen die immer so verhaßten Japaner die 20 Jahre Abstellzeit ohne irgendwelche Anzeichen einer Verwesung überstanden haben.

Ich überdenke nochmal die japanischen Maschinen......

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#2
Hi Martin sehr interessant was Du da schreibst. Habt Ihr vielleicht Fotos gemacht? Denn eine AEG M-10 Vollspur würde mich interessieren.

Gruß Holger
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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#3
Hallo Martin,

Zitat:Zweite Maschine ist eine Zweispur M 15 A ohne Schmetterlingköpfe. Die MAschine sagt keinen Muks. Kein Lämchen, kein Motor einfach garnix. Allerdings haben wir beide erstens keinen Netzschalter gefunden, und zweitens ist hinten ein Warnhinweis angebracht, der besagt, daß der Betrieb ohne Truhe oder ähnliches verboten ist. Da die Maschine lose aufm Tisch steht, könnte es sein, daß die M 15 irgendwo einen Sicherheitsschalter hat, einen Pin, der beim Truheneinbau reingedrückt wird? Haben wir auch nicht gefunden.
Nein, die Maschine sollte auch so laufen, der Einschalter ist vorne unter der Klappe versteckt.

Gruß, Thomas!
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#4
´
Der Warnhinweis ist nicht wichtig, das ist nur, damit niemand an stromführende Teile fasst - das M15 funktioniert auch ohne Truhe.

Der Netzschalter ist mit dem Geschwindigkeitsumschalter unter der Klappe mit der Schneidelehre rechts vorne.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5

Zitat:Zelluloid postete
[...]

Die nächste Maschine ist eine NAB Halbspur A 700. Bei der springen beim Einschalten die VU - Meter an den oberen Anschlag und die Tasten für Wiedergabe, Vorlauf und Rücklauf rasten nicht ein. Hat die A 700 auch sowas wie einen "BILDstecker" ^^?

[...]

Diesen Blindgänger (mit oder ohne Bildstecker :-) ) bitte sofort für mich reservieren... Nachdem meine Ersatzmaschine schon zu guten Teilen ausgeschlachtet ist (meist gegen ein Dankeschön weitergegeben, je nachdem, was gerade fehlte...) bräuchte ich doch mal ein wenig Nachschub. Das VU-Meter wäre dann für einen kürzlich schwer enttäuschten ReVox-Neuling bereits reserviert - man vergisst schließlich nicht, was man angerichtet hat (ich gab ihm den Tip mit der Beliefer-Exzellenz...)

PvS

PS: einen solchen Trickstecker wie bei der A-77 gibt es bei der A-700 nicht. Da dürften allerhand Frakos diejenigen welche sein, und das ein oder andere Trimmerle und Tantalein...

PPS: ach ja, noch was: bei Deinem Rosenheimer Filmfreund hat es gebrannt; zumindest die Tonanlage sei nunmehr 100% Plastikschrott; kannst Du ihm da ggf. langfristig aushelfen? Schließt euch mal kurz - bummmm...

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67... MS-Schiet...
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#6
Liebe Leute, danke zunächst für Eure Infos.

Leider habt ihr da aber irgendwas falsch verstanden. Hier wird überhaupt nichts für irgendjemand reserviert. Das Tonstudio bleibt so komplett bestehen, wird aber magnetophonisch wie gesagt schon ewig nicht mehr benutzt.

Diese Uni gibt nun wirklich garnichts an Material heraus. Das haben schon ganz andere Leute bei anderen Sachen schon versucht und sind gescheitert.

Ich möchte daher die Schnäppchenjäger für Verständnis bitten, auch nicht hinter meinem Rücken herauszufinden, wo das Tonstudio besteht, damit unsereins keinen Ärger bekommt.

Wenn ich das nächste Mal das Studio aufsuche, kann ich ja mal ein paar Bilder machen.

Ah, hier noch ein Hinweis: Die AEG Vollspur M10 hat ein hammerschlag - dunkelgrau bis schwarzes Gehäuse. Ich dachte, die waren normalerweise alle hammerschlag - silbern?

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#7

Martin,

Jagd hin, marode 700 her (!), da ich mit Unis im Allgemeinen auf Kriegsfuß stehe hast Du von meiner Seite keinerlei Ärger zu befürchten. Ich fände es nur schade, wenn eine funktions- und einsatzuntaugliche Maschine (realer Marktwert 70-149€) neben dem berühmten 'Totlagern' auch noch den den ebenso berühmten Metallcontainer erleben müßte.

Du guckst also ab- und an, ob sie schon weggeschmissen worden ist und unternimmst dann das, was ich von Dir erwarte - wenn es soweit gewesen sein wird; verbleiben wir so?

PvS

©DK1TCP
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#8
Das versteht sich von selbst. Habe jetzt einen Kollegen, der wie ein Fuchs aufpaßt, solange er für sein Studium braucht.

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#9
Hallo Martin,

zu der M10: die waren ursprünglich tatsächlich in einer Farbe gespritzt, die ich mit Hammerschlag-silber-mit-grünlichem-Einschlag bezeichnen würde. Den genauen Farbton/RAL-Nummer suche ich übrigens immer noch. Nach meinen Infos wurde die Farbe TFK-intern als NDR- oder WDR-Grün bezeichnet. Hersteller sei Ducolux/Wiederhold gewesen, die ja längst von ICI übernommen wurden. ICI hat nach Anfrage nichts zur Frage der Farbe beitragen können.
Die letzten M10A haben offenbar schon die Farbe bekommen, mit der später die M15 lackiert wurden: ein dunkler graubrauner Hammerschlag-Lack. U.U. wurden im Zuge von Überholungsarbeiten auch ältere Maschinen umgespritzt.
Allerdings sieht man immer wieder auch Maschinen, die von den Besitzern umlackiert wurden...

Was die M15 betrifft: wenn Du den Einschaltknopf gefunden hast würde sich das Sinterlager des Capstan sicher über einen Tropfen (Sinterlager-)Öl freuen. Denn wie schrieb schon weiland der uns allen bekannte Willi: "...auch ein nicht benutztes Lager verliert Öl...."

Viele Grüße
Frank
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#10
Kann ich in die M10 und M15 bedenkenlos von oben ein bißchen Sinterlageröl reintropfen?

Übrigens, sowohl die M10, als auch die M15 sehen beide von innen aus wie neu aus dem Laden. Besonders beeindruckend die Gummiteile der M10. Die sind in einem Zustand, der durch Putzen der Teile nur verschlechtert werden kann.

Auf der Seite Tonbandmuseum ist eine solche schwarze M 10 angebildet:

http://www.tonbandmuseum.info/index.php?...807e6b5037

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#11
Hallo Martin,

bei er M15A gabs geringe Abweichungen beim Capstan, und die beziehen sich nicht auf die Geräte-Nummer, sondern auf die Capstan-Nummer:
- bis Kontroll-Nr. 6360 haben die Capsan keine Schleuderscheibe, da kann man mit etwas Geschick von obon ölen.
- ab Kontroll-Nr. 6361 hat der Capstan eine Schleuderscheibe, die man abmachen sollte (ist nur aufgesteckt). Um zu beurteilen, ob der Capstan eine solche Schleuderscheibe hat, muß allerdings die vordere Abdeckung entfernt werden.

Zur M10 (das Bild, das Du eingestellt hast, zeigt übrigens eine M10A) kann ich wenig beitragen, nur zitieren:
"Der Tonmotor muß zum Nachölen ausgebaut und demontiert werden!"

Viele Grüße
Frank
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#12
Hallo Martin,

ich hole mal das Thema hoch (Neugier Wink... ) - seid Ihr inzwischen weitergekommen?

Zitat:Zelluloid postete
Zunächst steht als Hauptmaschine eine AEG M10 in Mono Vollspur zur Verfügung. Hatte ich ja noch nie live gesehen das Teil. Geile Maschine! Funktioniert aber leider nicht. Der linke Bandzughebel ist völlig dejustiert. Da ist die ganze Bandzugmimik innendrin wohl verdreht.
Komisch, der Bandzughebel ist eigentlich nicht gerade un-robust. Ist da mal Gewalt angewendet worden...? Z.B. daß jemand mit einem schweren Gegenstand gegen den Hebel gedonnert ist und ihn verbogen hat...:?

Zitat:Zelluloid postete
Eine Steckernorm, die ich noch nie gesehen habe und auch nicht weiß, was das ist. Wenn man frontal auf die Steckerspitze guckt, sieht sie so aus wie eine stilisierte Schneeflocke.
Wieviele Verzweigungen hat die Flocke denn? Deine Beschreibung erinnert mich an Großtuchel...

Zitat:Zelluloid postete
Ein passender Lichtzeiger ist auch vorhanden, tut auch. Wenn man ihn einstöpselt, fällt der Ausgangspegel der Maschine aber schlagartig um etwa 10 db ab. Sind das auch VU - Anzeigen oder echte Spitzenwertanzeigen?
Kannst Du erkennen, von welchem Typ der Lichtzeiger ist - evtl. auch an was für einem Verstärker er hängt?
Die Lichtzeiger aus den ARD-Studios sind meines Wissens vollwertige Spitzenwertanzeiger, also nix mit VU Wink schönen Gruß an die funktionierenden Japaner. Irgendwo hier im Forum haben wir das Thema Testen von Spitzenwertanzeigen mal behandelt - Hans-Joachim hatte mir da mit Tips und Test-Dateien weitergeholfen: Bei mir laufen auch 50 Jahre alte Lichtzeiger noch top und erreichen die Norm (selbst mit dem gescholtenen alten U70-Röhrenverstärker).

Zitat:Zelluloid postete
Zweite Maschine ist eine Zweispur M 15 A ohne Schmetterlingköpfe. Die MAschine sagt keinen Muks. Kein Lämchen, kein Motor einfach garnix.
Falls Ihr nicht inzwischen ohnehin den Netzschalter gefunden habt - sind evtl. Sicherungen hochgegangen?

Michael
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