Entzerrungs-Unterschiede DIN 19H / 19S
#1
Hallo liebe Wickelquäler,

hier einmal eine mutmaßliche DAU-Frage:

bei der Geschwindigkeit 19,05cm/s gibt es (ähnlich wie bei 38,1) ja ZWEI etablierte Entzerrungsarten, zum einen die weitverbreitete
IEC 2 / NAB / DIN 19H (Heim) mit 50+3180µs sowie die seltenere
IEC 1 / CCIR / DIN 19S (Studio) mit 70µs.

Meine Frage: wo liegen denn die Vorzüge der Studioversion?
In der Regel ist eine niedrigere Entzerrungskonstante doch vorteilhafter, da besserer Geräuschspannungsabstand?
Oder erliege ich da einem Trugschluß bzw. sehe das zu trivial?
Bei 38,1cm/s ist die DIN / IEC-Version mit 35µs doch auch mutmaßlich 'besser' als die NAB-Variante mit 50+3180µs?
Warum hat die DIN bei 19,05 eine höhere Konstante gewählt?
Welche Geräte nutzen denn die 19S? Derdiedas Report standardmäßig nicht, m.E. nicht einmal die "prof." Pilot/Synchro-Versionen...wohl NAGRA IV und PR99 CCIR "low"-speed :-) , aber sonst?
Fragen über Fragen...in der Hoffnung, dass auch Bezugsbandlektor :-) Friedrich mitliest....

Viele Grüße & schöne Restwoche
Frank
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#2
Hallo Frank!

Sowohl die 1000 Pilot, als auch die 1200 Synchro, können auf
"NAB-" oder "CCIR-" Entzerrung eingestellt werden. Allerdings
muß man an 2 Stellen auf den Platinen herumlöten. Das ist nichts
für "mal eben schnell" und die Platinen werden bei häufigem Um-
löten der Brücken auch nicht besser.
Das UHER 22 (bzw. 24) HiFi special hat außer der "NAB-"Entzerrung
gleich 2 unterschiedliche "CCIR-"Entzerrungen bei 19cm/s zu bieten.
Dafür wird auf der Rückseite elegant der Schalter gedreht.

Das beantwortet leider nicht Deine Fragen, denn dafür fehlt mir das
nötige Grundwissen. Ich bin nur Anwender...

Grüße
Wolfgang
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#3
Besserer Geräuschspannungsabstand bei niedrigerer Entzerrungszeitkonstante ist schon richtig. Dennoch kannst Du im Gegensatz dazu das Band bei höherer Entzerrungszeitkonstante bei der CCIR - Entzerrung besser, da weiter, aussteuern. Du bekommst also weniger Verzerrungen in den Höhen.

Zum Vergleich (der Wert spukt miir wegen der Einmessungen immer im Kopf rum, da ich nur ein 19 NAB Meßband habe): Bei 10 kHz hast Du bei der CCIR - Entzerrung 2,4 dB weniger Höhen auf dem Band. Daher muß das NAB Meßband bei der CCIR - Entzerrung + 2,4 dB anzeigen.

Obwohl die Entzerrungzeitkonstante bei 38 CCIR niedriger als bei 38 NAB ist, und - jetzt besonders zu beachten - die Entzerrungszeitkonstante bei 38 CCIR niedriger als bei 19 NAB ist, rauscht eine 38 CCIR - Bandaufzeichnung dennoch hörbar MEHR als eine 19 cm NAB. Die CCIR - Variante rauscht "breitbandiger" und die NAB - Variante rauscht "oben spitz".

Warum das so ist, habe ich auch noch nicht verstanden.....

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#4
Hallo Frank,

bei den Bezugsbändern BB19H und BB19S handelt es sich um Bänder zum Einmessen verschiedener Geräteklassen (DIN).
1. zum Einmessen von Heimgeräten mit höherem zulässigen Toleranzbereich im Übertragungsbereich.
2. zum Einmessen von Studiogeräten mit engerem Toleranzbereich im Übertragungsbereich.

Da man bei Studiogeräten in Europa besonderen Wert auf unproblematischen Programmaustausch legte, hielt man auch an einmal festgelegten Zeitkonstanten für die Entzerrung fest (DIN).

Auf der anderen Seite der Welt machte man sich ebenfalls Gedanken über eine Normierung der Zeitkonstanten (NAB), so kam es zu einer weiteren Norm.

Durch die weltweite Verbreitung der Geräte benutzte man beide Normen, ganz nach den Wünschen der Kunden.

Da hier vor Jahren bereits kompetent und ausgiebig über die Geschichte, die Grundlagen und die Unterschiede der Normen und ihre Zusammenhänge geschrieben wurde, möchte ich es hier nicht wiederholen.
Ich hoffe das diese Beiträge noch zu finden sind.

Gruß

Bernd
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#5
Hallo Leute,

danke für Eure Antworten soweit!
Die SuFu hatte ich bereits bemüht, die Suchbegriffe brachtn mir dann aber immer zuviele oder zuwenige Beiträge, nach ienigen Versuchen brach ich ab...einzig eine +/-dB-Tabelle von Hans-Joachim (*schnüff*) ist mir in Erinnerung...

@Wolfgang: danke für die Richtigstellung bzgl. Pilot/Synchro! Gab es noch weitere "umstellbare" Reports, insb. als die beiden genannten nicht mehr lieferbar waren? Läge bzgl. Rundfunk doch nahe...

@MArtin: das mit der besseren Aussteuerungsfestigkeit von 19S war mir nicht klar, danke!! Ist 38NAB im Umkehrschluß dann auch aussteuerungsfester als 38CCIR?
Bezüglich des Rauschens bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten: auf der Rückseite einer LPR35-Schachtel von ~Mitte '80er ist dies m.E. gut verdeutlicht. Dort SINKT der Geräuschspannungsabstand von 9,5 zu 19 um 1,3dB und bei 19 zu 38 um ~1dB.

@Bernd: deine Angaben im ersten Absatz habe ich nicht recht verstanden. Wodurch wird der "engere Toleranzbereich" Studio denn definiert?

Aus den weiteren Absätzen: also ist 19H aus NA®B in Übersee entstanden und wurde später zu 19H und schliesslich IEC2? Warum haben die Europäer dann jene ebenfass genormt und warum haben insbesondere die europäischen Gerätehersteller kaum Geräte nach CCIR angeboten? Die hätten bei Ihren "besseren" Geräten dann doch damit prahlen können, oder?

Kann ich die Unterschiede nun VEREINFACHT so darstellen?
NAB / 19H / IEC2 = besserer Geräuschspannungsabstand
CCIR / 19S / IEC1 = höhere Aussteuerbarkeit? EDIT: aber damit steigt der Geräuschspannungsabstand doch auch wieder? hmmm...

Gruß
Frank
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#6
Hallo Frank!

Nein, es gab m. W. keinen "Pilot-/Synchro-Nachfolger
(gebaut von 1968 - 1989, Quelle: Die Geschichte der
UHER-Werke München v. Andreas Flader/Peter Remmers).

Es lag vermutlich an der sinkenden Nachfrage nach
Analog-Aufzeichnungsgeräten, weil die Digitaltechnik
sich mit Macht durchzusetzen begann.

Grüße
Wolfgang
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#7
@ Kesselsweiher: nicht pauschal höhere Aussteuerbarkeit! Sondern durch die höhere Aussteuerbarkeit AUSSCHLIEßLICH der Höhen ergibt sich verzerrungsfreierer Klang bei gleicher Aufnahmeaussteuerung der Gesamtaufzeichnung!

Jedenfalls wenn ich das richtig sehe.......????

Und dann gabs ja noch die sowohl von NAB, als auch von CCIR nochmals abweichende ARD - Entzerrung!

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#8
Zitat:kesselsweier postete
... Gab es noch weitere "umstellbare" Reports, insb. als die beiden genannten nicht mehr lieferbar waren? ...
Im Prinzip ist jedes Bandgerät auf beliebige Zeitkonstanten durch Tausch der die Zeitkonstante bestimmenden Bauteile einzustellen. Manche Geräte haben dafür einen Umschalter, das ist natürlich komfortabler.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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