Datenband = Tonband?
#1
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Unlängst bekam ich eine große Menge Bänder zur analogen Datenaufzeichnung in die Hände. Mein Hauptaugenmerk lag allerdings auf den Spulen, weshalb ich die abgewickelten Bänder den Entsorgungsbetrieben anvertraut habe.

Mit Wehmut habe ich zugesehen, wie etwa ein halber Kubikmeter Magnetbänder im Müllfahrzeug verschwand.

Da diese Bänder im Format 1/2" oder breiter waren, hatte ich keine Möglichkeit, sie auf einem Audiogerät auszuprobieren. Angeblich seien diese Bänder jedoch, spätestens nach Einmessen des Rekorders, auch als Audiobänder einzusetzen. Ich kenne nicht die Anforderungen an Instrumentration- Bänder, weiß nur das die Fehlerrate, also fertigungstechnisch bedingte Fehlstellen weit unter den für Audiobänder zulässigen Werten liegen muß. Welche spezifischen Eigenschaften die Magnetschicht haben muß, ist mir nicht bekannt. Bei Digitalbändern, wo es nur auf maximalen Pegel ankommt, wird ja bis an die Sättigungsgrenze magnetisiert, was man in der Analogtechnik tunlichst vermeiden möchte. In der Vergangenheit wurden von z. B. Shamrock- Bänder angeboten, die angeblich, (nichts Genaues weiß man nicht) ursprünglich Datenbänder waren. Diese Bänder waren qualitativ ja nicht berauschend, allerdings war sicher auch kein Verwender dieser Billigbänder in der Lage, ein Gerät auf das Material einzumessen.

Wie wird von Experten die Chance eingeschätzt, auf Analog- Datenbändern (Memorex, Ampex) brauchbare Aufnahmen hinzubekommen? Die Bänder machen einen guten Eindruck, beim manuellen Abwickeln mit allerdings sehr handfesten Methoden kleben sie nicht, die Schichtseite ist recht glatt, die Rückseite oft beschichtet.

Ich würde mich freuen, wenn diese Bänder sinnvoll verwendet werden könnten, anstatt, wie jetzt geschehen, über 10 Kilometer Magnetband der thermischen Entsorgung zuzuführen.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#2
Hallo Frank,

über die Aufzeichnungsart bei Analogdaten (Frequenzbereich) kann ich nichts sagen, aber im Zusammenhang mit der 1/2"-Breite, hat schon mal jemand eine Vorrichtung gebaut, die aus 1/2" zwei mal 1/4" schneidet? Ich dachte an ein geschickt montiertes Messer, über dem das 1/2"-Band gezogen wird. Bekommt man sowas hin? Bei eBay wird öffter mal günstiges 1/2"-Band angeboten.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#3
Nach meiner Kenntnis sind Datenbänder zwar auf Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit optimiert, aber nicht für Audio geeignet, weil kaum Höhen aufgezeichnet werden.

Ich habe noch Streamer-Cassetten mit 1/4-Zoll-Band, werd's gelegentlich mal ausprobieren.

Gruß, Wolfgang
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#4
Übrigens, 1/2-Zoll-Datenbänder auf Spulen werden bei Großanlagen durchaus noch verwendet. Sie sind noch neu zu kaufen, aber teuer.

Biete sie doch per Kleinanzeige in einer Computerzeitung (z.B. "Computerwoche", die schwirrt in den meisten Rechenzentren rum) an! Allerdings sollten sie gelöscht sein.

Gruß, Wolfgang
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#5
Zitat:mfranz postete
Hallo Frank,

über die Aufzeichnungsart bei Analogdaten (Frequenzbereich) kann ich nichts sagen, aber im Zusammenhang mit der 1/2"-Breite, hat schon mal jemand eine Vorrichtung gebaut, die aus 1/2" zwei mal 1/4" schneidet? Ich dachte an ein geschickt montiertes Messer, über dem das 1/2"-Band gezogen wird. Bekommt man sowas hin? Bei eBay wird öffter mal günstiges 1/2"-Band angeboten.
Es werden auch günstige Senkel angeboten, ob sich da der Aufwand lohnt? Ich kann Dir gerne mal eine Website nennen Wink
Audio- Halbzollbänder kannst von mir Du geschenkt gegen Portoerstattung bekommen, allerdings ungeprüft, ich kann nur sagen das der Kern in Ordnung ist.

Es gibt Firmen, die Folien mit großer Präzision schneiden können, die müßten das auch mit Bändern können.

Was die Streamer- Bänder angeht, ich verwende für meinen Audio- DAT- Rekorder fast nur Datenkassetten, ohne klangliche Beeinträchtigungen feststellen zu können. aber hier werden ja auch digitale Daten aufgezeichnet.


Frank ( darklab )
Frank


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#6
@Frank: Welche Kassetten verwendest du für Dat? Auch "180"er, also 90m? Und woher beziehst du sie?
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
=> Niels

Ja, auch 90m vom Datenstreamer und 60 Meter Audio - DAT´s auf meinem Sony DTC77. Ich höre keinen Unterschied. Ich habe mal für einen Forumskollegen etwas überspielt auf Philps DAT´s, die waren wohl noch länger, der Sony kamm mit der Zeitberechnung nicht mehr klar, am Ende der Cassette waren nur noch Striche im Display. War auch OK. Gekauft habe ich mal hier mal da, aber immer Markenfabrikate.

Aber ich nutze DAT nicht mehr sehr oft, warum auch, ich habe doch Tonbandgeräte Wink War damals eine Geizidee, CD´s leihen und dann überspielen. Und dann wurde das Leihen von der Industrie behindert und teuer und dan stand ich mit dem teuren Sony. Dumm gelaufen, wie so oft. Im Zeitalter des CD- Brenners kann der DAT neben der wahrscheinlich über der MD liegenden Klangqualität nur noch mit der längeren Laufzeit gegenüber der CD punkten. Aber da gibt es ja schon wieder die DVD.

Frank ( darklab )
Frank


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#8
Die Datenaufzeichnungsbänder waren aus Sicht eines audiophil veranlagten Tonbandfreaks schlicht minderwertig. Um die digitalen 'Töne auf das Band zu bringen, ist nur eine schmale Bandbreite von nöten, man spricht gemeinhin von irgendwas um 1000 bis 6000 Hz., also wie die alten analogen Telefone. Was da auf das Band kam, klingt in etwas wie die alten 'analogen' Modeme.

Bei der Herstellung dieser Tapes fallen Unmengen an Schnipsel ab, die Ampex seinerzeit kurzerhand recycelte und daraus die von uns allen so geliebten Shamrock Tapes presste...manchmal war aber auch etwas vom guten Studioband darunter Wink
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#9
Zitat:highlander postete
...die Ampex seinerzeit kurzerhand recycelte und daraus die von uns allen so geliebten Shamrock Tapes presste...
Diese Ansicht habe ich auch lange vertreten. Bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, denn mir ist noch nie ein schmierendes Datenband untergekommen.

Und nicht schmierende Shamrocks, die keine Höhen aufzeichnen? Kenne ich auch nicht.

So ganz geklärt ist das Shamrock-Mysterium wohl noch nicht.

Gruß, Wolfgang
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#10
Hallo Leute,
das mit den angeblichen Datenbändern (Shamrock -> recyceltes Datenband oder Abfall desselben) glaube ich ebenfalls nicht. Warum? Ich habe viele Jahre lang mit Datenbändern zu tun gehabt und keines hatte irgendeine Ähnlichkeit mit den div. Shamrock-Bändern, die ich besitze. Datenband ist mir auch niemals als Normalband 50mü begegnet und war vom Gefühl auch eher dünner als LP 35mü...
Ich gehe morgen mal auf den Boden und schaue, ob ich mit der Mikrometerschraube ein Datenband messen kann (ich habe noch ein paar aus alten Zeiten liegen).
So long
F.
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#11
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also, diese Datenbänder sind definitiv Vertreter der 50 my Klasse, denn 2400´ auf 10,5" Spulen sprechen sehr dafür. Ich habe keine M- Schraube, kann es also nicht messen. Um den Michael (BW) nicht zu ärgern, sollten wir lieber das andere Wort für Mikrometerschraube nehmen. Ich hab´s vergessen, war das Zollstock?Smile

Aber, ich hatte auch andere Bänder, von denen ich keine Längenangabe auf der Spule hatte, die fühlten sich tatsächlich sehr dünn an.

Frank ( darklab )
Frank


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#12
Zum Schneiden der Bänder... Ich denke, dass es mit entsprechenden Vorrichtungen möglich ist. Wurde/Wird bei Schmallfilmern ja auch gemacht (16mm in 2x8mm).

Bei Homecomputern (so hiess es in den 80er) wurden auch oft Compact-Cassetten zum Datenspeichern benutzt. Bei einem 1Bit Digital-Analog Wandler werden keine großen Ansprüche ans Bandmaterial gestellt. Tonaufnahmen auf diesen "Computer Cassetten" klingen grauenhaft.
Bei Großrechnern sah das wohl anders aus (größere Datenmenge/Geschwindigkeit).
Natürlich, wenn ein einziges Bit falsch gespeichert ist, sind die Daten versaut. Deshalb könnte man denken, dass die Ansprüche an das Bandmaterial hoch waren. Aber Fehlerkorrektur-Algorithmen, Checksummen etc wurden schon immer eingesetzt, wenn es um Datensicherung ging. Man rechnet halt immer mit dem Schlimmsten Wink

Bei den DAT-Streamer-Bändern wird meiner Meinung nach das selbe Material wie in den DAT-Audio-Bändern benutzt. Die Aufzeichnung ist eh digital. Die Bänder aus meinem DAT Streamer landen auch schon mal in einem DAT Recorder.

Bei den DCC Decks (die ja auch digital auf Band aufzeichnen) waren Dropouts durch die Redundante Aufzeichnung kein Problem, was bei Analogaufnahmen sofort merkbar/hörbar wäre.

Als Bezugsquelle für DAT Streamer Cassetten kann ich www.reichelt.de empfehlen, hab zwar schon länger keine DATs mehr bestellt, die Preise dort waren aber immer ganz ok. Jeder andere größere Computershop führt sicher noch DAT Streamer Bänder.
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#13
Zitat:Frank postete
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also, diese Datenbänder sind definitiv Vertreter der 50 my Klasse, denn 2400´ auf 10,5" Spulen sprechen sehr dafür. Ich habe keine M- Schraube, kann es also nicht messen. Um den Michael (BW) nicht zu ärgern, sollten wir lieber das andere Wort für Mikrometerschraube nehmen. Ich hab´s vergessen, war das Zollstock?Smile

Aber, ich hatte auch andere Bänder, von denen ich keine Längenangabe auf der Spule hatte, die fühlten sich tatsächlich sehr dünn an.

Frank ( darklab )
Nö, glaub ich nich - Du meinst sicher: Schraubzwinge?Big Grin
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#14
@Frank: Bitte "Datenbänder" für Großrechneranlagen von "Instrumentationsbändern" unterscheiden.
Letztere, und da hast Du völlig recht, kommen häufig als 50mü-Band, hierbei wurden auf Instrumentationsrecordern (Ich hatte 'mal einen von HP, sah entfernt wie eine normale Bandmaschine aus) irgendwelche Meßwerte oder -ereignisse analog aufgezeichnet.
"Datenbänder" für Großrechner hingegen sahen, solange ich denken kann, immer wie Chromdioxid-Band aus und waren ausserordentlich dünn. Auch an eine Rückenbeschichtung kann ich mich nicht erinnern.
Jetzt muß ich aber doch 'mal auf den Boden und messen...
Gruß
F.
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#15
Naja, ausserordentlich dünn war übertrieben... ich habe hier ein Computer-Tape von Control Data und eines von Siemens-Nixdorf und beide liefern ca. 40mü an der Mikrometerschraube. Die Bänder sind beide sehr dunkel (anthrazit), die Schichtseite ist matt und sie strömen den typischen Scotch-Geruch aus (wer ihn kennt, weiß, was ich meine).
Das Pyral-Instrumentationsband A2F zum Vergleich liefert 50mü, ist farblich eine Spur heller und fühlt sich wesentlich "steifer" an. Der Geruch ist nicht ganz so "muffig".
Keines ist back-coated.
Die Computertapes kommen auf KS-Spulen mit einem runden Mittelloch mit ca. 93 mm Durchmesser, während das Inst.-Tape auf Aluspule mit NAB-Kern gewickelt ist...
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#16
Als meine EDV - Welt noch in Ordnung war, habe ich mal versucht, aus einem Computerband ein Tonband zu schneiden. Mit den alten Nixdorf Bandmaschinen ließ sich das machen, wenn auch nicht mit der erforderlichen Präzision. Meine Aufnahmeversuche (damals noch mit der Rdl) verliefen ernüchternd: Nur mit den Bias - Potis am Anschlag ließ sich ein ausreichender Hochtonpegel erreichen. Das war wohl nix.
Übrigens gab es auch bei Computerbändern Schmierchargen. Bei meinem Arbeitgeber waren es z.B. Nashua (die 'Weißen') und von Scotch die Typen 700 und 701, wahrend die 703- Bänder, die dünnen mit 3600 Fuß, in Ordnung waren. Das war in der Zeit, da ich nach und nach alle meine Tonbänder des Typs Revox 631 entsorgen mußte. Na so ein Zufall!
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#17
Aha, also hat es doch auch Datenbänder erwischt. Da hat mein damaliger Arbeitgeber wohl Glück gehabt, daß er nicht die falschen Sorten gekauft hat... (ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, welche es waren).

Man hat sich damals hundertprozentig darauf verlassen, daß die Daten auf den Bändern sicher waren. Ich habe auch nichts Gegenteiliges erlebt. Doch bei der Vorstellung, welche Konsequenzen ein nicht mehr lesbares Band hätte haben können, kommt mir noch heute, gut zwei Jahrzehnte später, das kalte Grausen!

Gruß, Wolfgang
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#18
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So, nun ist es raus: Durch die Hilfe eine Forumsmitglieds, der ein Instrumentationsband getestet hat besteht nun Klarheit:

Die Bänder lasen sich zwar besprechen, haben aber denkbar schlechte Eigenschaften. Die Höhen, so sagte mir Silvio, sind stark gedämpft, das Signal ist verzerrt.

Demnach lasen sich Instrumentationsbänder nicht oder nur nach Eingriffen ins Gerät für Audiozwecke einsetzen.


Frank ( darklab )
Frank


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#19
Liebe Mitleser,

da geht jetzt doch ein bisschen viel durcheinander; ein paar Sachen, wobei ich mich bemühe, kein Handbuch zu verfassen...

Zunächst ist natürlich Magnetband prinzipiell gleich Magnetband, man hat aber naturgegeben -der Modulationsvorgang ist ein analoger, dazu gäbe es einen schönen Aufsatz in dem uns schon bekannten "AGFA Band Professional"- mit unterschiedlichen Ansprüchen an den Übertragungskanal zu tun. Kennt das digitale Vefahren im Grunde nur zwei Signalzustände, die möglichst eindeutig ausfallen sollen, so versucht das analoge Verfahren möglichst viele 'Signalzustände' abzubilden, um die Auflösung hoch zu bekommen. Dass auch da deutliche Grenzen bestehen, sah man bei der MC, die nur mit besonderen Magnetitmischungen und dann schließlich dem Chrombandmaterial über die ominöse 6-kHz-Grenze zu manövrieren war, weil Bandgeschwindigkeit und geringe Koerzivität (vorzustellen als 'magnetische Härte', 'magnetische Stabilität' der Aufzeichnung, aber auch des Aufzeichnungsvorganges!) für einen so hohen Selbstlöschungseffekt innerhalb der Aufzeichnung sorgten, dass man Signale höherer Frequenzen einfach nicht aufs Band bekam. 'Das Verfahren zensierte sich selbst.'

[Einschub:
Delta-Sigma-Modulation (Stichwort "1-Bit-Augzeichnung") mit geringen Bitraten erfordert sehr hohe Abtastraten um das Audiofrequenzband hinreichend hochwertig abzudecken. Die Datenworte sind kürzer, die Abtastraten höher, der mittlere Bitstrom ist gleich. Also leider nix mit geringeren Ansprüchen.]

Digitales Audioband ist in jedem Falle ein Datenband, auch wenn man mit den Videoadaptern der ersten Generation hier noch einen Umweg beschritt. DAT-Daten und DAT-Audio unterscheiden sich nicht. Früher wurde behauptet, dass Profi-DATs (Audio) und Daten-DATs aus der homogeneren Mitte der gefertigten Folie geschnitten würden, ich habe da aber (aus Erfahrungen) so meine Zweifel. Denn es wird nicht nur viel erzählt, sondern auch leidenschaftlich gern verkauft. Und beides hat seine eigenen Begleiterscheinungen.

Die aufzuzeichnende 'Folgefrequenz' bei digitaler Aufzeichnung liegt je nach Verfahren um den Faktor 40 bis 100 höher als bei vergleichbarer, analoger Aufzeichnung, was angesichts der deutlich erhöhten Auflösung (sie beträgt bei analoger Aufzeichnung etwa 60 dB -wie der Geräuschspannungsabstand- und umfasst damit etwa 1000 abbildbare Pegelstufen; digital: theoretische 64000 Pegelstufen, also 96 dB bei 16 Bit) auch nicht verwundern sollte. Damit liegt die aufzuzeichnende Maximalfrequenz zwischen 1 und 3 Mhz, jedoch nicht im Tieftonbereich. Man optimiert deshalb die Bänder zum einen auf ein bestimmtes Sättigungsverhalten, zum anderen auf die einwandfrei (!) zu dekodierenden hohen Frequenzen. Für deren Aufzeichnung und Wiedergabe jedoch ist eine hohe Schreibgeschwindigkeit nötig, die bei (R-)DAT beispielsweise 3,13 m/s beträgt, obgleich die Bandgeschwindigkeit nur bei 8,15 mm/s liegt. Dennoch ist die Aufzeichnungsdichte so hoch, dass für jedes Bit nur 0,67 µm benötigt werden. Die Breite der Einzelspur beträgt die Großartigkeit von 13,6 µm.
Diese Packungsdichte ist auch bei geeigneten Prinzipien nur mit Kunstkniffen möglich: Digitales Verfahren, höchstkoerzitives Bandmaterial Ausnützung des Spaltschiefstellungseffektes zur Steigerung der Übersprechdämpfung zwischen den Schrägspuren, automatische Spurnachführung etc..
All dies bedingt Ansprüche an das Magnetband, die denen der analogen Aufnahme fast diametral entgegenstehen. Infolgedessen ist mit digitalen Bändern auf wirklich analogen Geräten nichts zu retten, zumal beispielsweise DAT-Bandmaterial eine Koerzitivität besitzt, die fast viermal so hoch ist wie die von BASF 911/PEM 468 oder LPR35. Der Arbeitspunkt müsste für einen sinnvollen Einsatz jenes DAT-Bandes auf Analogmaschinen daher so hoch getrieben werden, dass man in den Bereich der Tonkopfsättigung käme, was ja nun wegen des dann 'asymptotisch' ansteigenden Klirrfaktors nicht im Sinne des Erfinders sein kann. Außerdem erfordern die obigen Ansprüche an die digitale Aufzeichnung ('Größe' eines Bits auf dem Band) ein extrem feinteiliges Magnetitpigment, dessen Neigung zu tendenziell schlechter Kopierdämpfung ('Vor- und Nachecho') bekannt ist. Zumindest mir, denn ich durfte dafür Lehrgeld bezahlen.

Man kriegt also tatsächlich
a) nichts aufs Band, was dann
b) auch noch verzerrt ist (Arbeitspunkt zu niedrig).
c) und wenn schließlich doch, ist der Aufsprechkopf folgenreich gesättigt.

@Andreas:
Wenn allgemeines Interesse besteht, könnten wir das Merkel-Verfahren ("Wenn Bänder in die Jahre kommen...") auch für "Singhoff, Auf richtige Dímensionen kommt es an [Digital- und Analogbänder]" und "Cyrener, Digitale Aufzeichnung auf Magnetband - ein analoger Vorgang?" anwenden.

Diese beiden Aufsätze führen exakt in unsere Fragestellungen ein und zeigen, wie sehr die Arbeit und Erfahrung von 50 Jahren analog-magnetischer Aufzeichnung in den heutigen Festplatten, aber und vor allem auch in der digitalen Tonaufzeichnung fortleben. Und: Dass für beide Fraktionen (D vs. A) kein Grund besteht, aufeinander herabzusehen. Man hat mehr miteinander zu tun, als manchen Wortführern lieb ist, denn das andere ist ohne das eine undenkbar....

Ach ja, fast hätte ich es vergesen: Engel kommt in seinem Buch natürlich auch auf diese Verbindung zwischen analoger und digitaler Magnetbandaufzeichnung, den Übergang vom Datenband zum Festplatten- und Disketten-Laufwerk zu sprechen. BASF fand sich dabei ja auch oft genug unerwartet an der Weltspitze und fast gleichzeitig auf dem Bauch liegend wieder.
In der Frühzeit der elektronischen Datenverarbeitung geschah ja in den 1960ern, als wir gerade die Windeln durchmessen (oft genug aber noch nicht einmal erreicht) hatten, unterhalb der öffentlichen Oberfläche geradezu Dramatisches, ohne das wir heute sicher brav mit Füllfederhalter und Schreibpapier in Gestalt eines Rundbriefes ("Wer war doch gleich der nächste...?") kommunizieren würden.

Andererseits hätte auch das sicher etwas für sich, wenn ich mir heute mein handschriftlich nahezu unleserlich kodiertes Geschreibsel ansehe (ja, ja, die Gicht).....

Hans-Joachim
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#20
Zwischenfrage:

Was genau wurde auf diesen Instrumantationsbändern mit den speziell dafür vorgesehenen Instrumentationsrecordern (Philips, HP) aufgezeichnet?

a) digitale Signale, also "0" und "1"

ODER

b) analoge Signale? DFÜ ging ja in der Steinzeit auch schon mal mit analogen Acoustic-Kopplern und Telefon. Wurden mit dieser Codierung auch Daten aufgezeichnet? Wäre doch möglich gewesen.

Von einer Uni bekam ich einmal gelöschte Tonbänder, normale XL1 von Maxell, die zur Datenaufzeichnung verwendet und dann gelöscht worden waren. Es wurde vor einiger Zeit bei ebay eine komische Technics RS1500 (1700?) angeboten, die wohl für einen Spezialzweck umgebaut worden war. Vielleicht erinnert sich der eine oder anderen an diesen thread noch.

Könnte es sein, daß wir von 2 Paar Stiefeln sprechen? Aufzeichnung von bits und bytes zum einen und Aufzeichnung von Meßwerten etc. die in aufzeichenbare analoge "Pfeif"töne verschlüsselt wurden? Die Anforderungen an die Bänder wären dann jeweils verschieden.
Michael(F)
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#21
Hier ist der Link zum erwähnten thread, leider ist der darin befindliche Link nach ebay nicht mehr gültig.

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=103
Michael(F)
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#22
Lieber Michael,

lediglich der Einfachheit halber sprach ich allein von der Digitalaufzeichnung, denn hochderoselbst hatte ich während meines Tonmeisterpraktikums bei den Akustikern der weiland Deutschen Bundesbahn (1972) mit Analogbandgeräten (Lockheed Sieben-Spur 1/2", Bell & Howell 2 x Sieben-Spur VR 3360, 1") zu tun, die für die einwandfreie Aufzeichnung tiefer Frequenzen nach dem Frequenzmodulationsverfahren, also mit einer aufgezeichneten Trägerfrequenz arbeiteten. Nachdem sich diese Trägerfrequenz nur in einem begrenzten und vorher bestimmten Rahmen ändert (eben dem Modulationshub), kann, ja muss man auch hierfür das Bandmaterial sehr speziell auslegen, um die Trägerfrequenz wieder auslesen zu können. Dies bewegt sich dann zwangsläufig in Richtung analog adaptierter Digitalaufzeichnung, weshalb -vielleicht graduell abgeschwächt, dennoch in vergleichbarer Weise- die ganzen Digitalbetrachtungen mehr oder minder fortgelten. Irgendwo in diesem Bereich werden auch die seinerzeitigen 'Instrumentationsrekorder' anzusiedeln sein. Johne & Reilhofer in München war eine durchaus prominente, wenn auch kurzlebige Münchener Firma in dieser Sparte, Stellavox-Laufwerke wurden in der oben beschreibenen Form modifiziert, B & K bot entsprechende Geräte an.

Übrigens war es mit dem Höhenfrequenzgang jener sündhaft teuren, mehrkanaligen Messdatenrekorder nicht sonderlich weit her. Ab 10 kHz war Schluss. Dafür begannen die Dinger mit der Aufzeichnung bei der unteren Grenzfrequenz der Messaufnehmer (Mikrofone, Körperschallwandler), für die Bahn mit ihren symptomatischen Lärmproblemen war dies natürlich Gold wert, das man demnach dafür auch brav bei der Industrie ablieferte...

Die im von dir zitierten Thread erwähnten frühen SONY-PCM-Adapter PCM-10 (12 Bit), PCM-100 (14 Bit) und PCM-F-1 (EIAJ-Standard: 14 Bit, Sony erweiterte auf 16 Bit) sind aber klassische digitale Aufnahmesysteme, die lediglich den von mir oben skizzierten Umweg über den Videorecoder als Speichermedium beschreiten, weil dieser damals ein preiswert erhältliches Magnetbandlaufwerk war, das die erforderliche Frequenzbandbandbreite aufwies.
Eine vollständig betriebsfähige F-1-Anlage (mit Beta-Max- und Umatic-Laufwerk) gibt es auch bei mir noch, jetzt 20 Jahre alt und von mir mit Digitalausgang nachgerüstet. Der Mikrofonverstärker im F-1-'Professor' gab einiges her...
Und für mich begann eine neue Zeit.

Hans-Joachim
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#23
Ich habe die EDV Bandgeräte damals noch repariert und eingemessen IBM3420.
Da war nix mit analog. 1 oder 0. Konnte ich damals mit dem Scope sehr gut sehen. Azimut und die Pegel waren von mir einzustellen. Es ging hauptsächlich um die Datendichte. (möglichst viel Magnetisiertes Trägermaterial auf einem inch Band).

Ich habe vor 15 Jahren mal über einen Versender einen Karton mit ca 200 Ampex Bändern für 1DM das Stück gekauft. Ich habe es damals hauptsächlich mit meiner Akai verwendet. Der Frequenzgang war in den Höhen sogar noch ein wenig angehoben. Ich mußte aber die ersten 10m abschneiden, da ich gerade am Anfang sehr viele Dropouts hatte. Auch hatte ich im 4 Kanalbetrieb leichte Probleme mit dem Übersprechen zwischen den Kanälen (war mit Maxel Band z.B. weniger) Aber trotzdem kann ich die Bänder heute noch problemlos abspielen. Kein Schmier (glatte Rückseitenbeschichtung) aber so dünn wie sonst was.

Cheers,
Oliver
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#24
Zitat:Michael Franz postete
Zwischenfrage:

Was genau wurde auf diesen Instrumantationsbändern mit den speziell dafür vorgesehenen Instrumentationsrecordern (Philips, HP) aufgezeichnet?

a) digitale Signale, also "0" und "1"

ODER

b) analoge Signale? DFÜ ging ja in der Steinzeit auch schon mal mit analogen Acoustic-Kopplern und Telefon. Wurden mit dieser Codierung auch Daten aufgezeichnet? Wäre doch möglich gewesen.

...

Könnte es sein, daß wir von 2 Paar Stiefeln sprechen? Aufzeichnung von bits und bytes zum einen und Aufzeichnung von Meßwerten etc. die in aufzeichenbare analoge "Pfeif"töne verschlüsselt wurden? Die Anforderungen an die Bänder wären dann jeweils verschieden.
Diesen Weg der analogen Aufzeichnung ging man bei den "Homecomputern". Die Datenrecorder (z.B. Commodores Datasette) waren die günstige Alternative als Floppy Laufwerke noch ein Vermögen kosteten.
Andere "Homecomputer" konnten mit normalen Kassettenrekordern betrieben werden, manchmal war ein kleiner Umbau nötig. Dementsprechend kann natürlich auch eine Bandmaschine benutzt werden. Macht Sinn, wenn man sehr viele Daten aufzeichnen musste, die nicht auf eine C90 Seite passten.
Damals gab's sogar Radiosendungen (Radio Hilversum/Hobbyscoop) in denen Programme in BasiCode "gesendet" wurden, die man dann aufnehmen konnte. Radio DT 64 hat das Anfang der 90er noch mal aufgegriffen.
In der Retro-Computer Szene werden alte Programm-Kassetten archiviert, indem man das analoge Signal über die Soundkarte aufnimmt (prinzipiell ein .wav erstellt, es gibt aber spezielle Formate). Diese Dateien können dann von Emulatoren, die auch den Datenrekorder emulieren, eingelesen werden.
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