Revox A77 Laufwerksteuerung def.
#1
Hallo,

ich habe heute einen Anruf bekommen, in dessen Verlauf ein Bekannter mir sein Leid mit seiner A77 Mk II klagte.
Seit heute muss er die Tasten Start, Vor- und Rücklauf festhalten, damit die Funktion ausgeführt wird. Beim Loslassen schaltet sie sofort auf Stopp.
Merkwürdigerweise trat der Fehler auf, nachdem er die untere Frontabdeckung abgenommen und eine Reparatur an einem VU-Meter durchgeführt hatte. Vorher funktionierte alles einwandfrei.
Hat jemand eine Idee, wo da der Hase im Pfeffer liegen könnte? Ich hatte sofort an die Schaltstufe für die Bandendabschaltung gedacht...

Ich habe die Maschine noch nicht hier, sie kommt erst am Montag. Aber vielleicht kann ja schon im Vorfeld die Fehlersuche auf bestimmte Bauteile begrenzt werden?!

LG Holgi
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#2
Ist das mal wieder der berühmte Blindstecker, der u.a. auf dem Gehäuseboden der A77 versteckt ist?

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#3
Hat er den Fernbedienungs-Blinstecker wieder in die Buchse für die FB gesteckt?

Gruß,
David
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#4
Sieht ganz danach aus, Friedrich. Wenn vergessen wurde, diesen wieder reinzustecken wäre der einfachste Fall, genau diesen Fehler zu produzieren.

Gruß Jens
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#5
Also hier vermute ich mal, dass der noch genauso drinsteckt, wie ich ihn reingesteckt habe, als ich die Maschine kürzlich eingemessen habe. Der Eigentümer ist sich auch über die Bedeutung des Blindsteckers im Klaren.
Aber vorsichtshalber maile ich ihn mal an, er soll mal nachsehen...

Holgi
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#6
Wenn das Endabschaltungslämpchen es nicht mehr tut, könnte sich das gleiche Fehlerbild zeigen.

Gruß Jens
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#7
Ganz im Gegenteil, Jens. Ist das Lämpchen kaputt, dann schaltet die A77 nach dem Bandende nicht ab.
Holgi, könnte es sein, dass ein zu dünnes, durchscheinendes Band aufgelegt ist?
Den Fall hatte ich einmal bei mir. Das Lämpchen mal kurz abdecken bringt Gewissheit.
Gruß
Heinz
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#8
Hallo Heinz,

stimmt, verwechselt. Sad Sorry!

Gruß Jens
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#9
Zitat:heinz postete
Ganz im Gegenteil, Jens. Ist das Lämpchen kaputt, dann schaltet die A77 nach dem Bandende nicht ab.
Holgi, könnte es sein, dass ein zu dünnes, durchscheinendes Band aufgelegt ist?
Den Fall hatte ich einmal bei mir. Das Lämpchen mal kurz abdecken bringt Gewissheit.
Gruß
Heinz
Hallo Heinz,

nein, es ist ein LPR 35 drauf. Anderes besitzt er gar nicht. Und eben hat mir der Eigentümer gemailt, dass der Blindstecker ("natürlich") drin ist.
Scheint also wirklich ein Kupferwurm drin zu sein.

Gruß Holgi
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#10

nachdem das hier (ohne nähere Anhaltspunkte) zum Ratespiel ausartet, rate ich auch mal mit: Q112, BC140?

PvS

PS 2023: m.A. nach eine Fehldiagnose, aber die 'wissenschaftliche Hygiene' ist nicht weit verbreitet  Wink

und zum thread-Ende: diese Platine hat einmal jahrelang funktioniert! Daher: Fehllegendenbildung aus dem Bauch heraus... die Frage ist nicht: "wie ist die Platine dann eigentlich in Regensdorf durch die Fertigungskontrolle gekommen?" sondern: warum hat sie so lange keinen Fehler gezeigt!

- Pit beim Aufräumen -

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67... MS-Schiet...
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#11
Ja, auf Q112 oder umliegende Teile hatte ich auch getippt. Es kam aber dann alles ganz anders...

Nachdem ich die unwillige Revox aus ihrem Häuschen befreit hatte, baute ich die Steuerungsplatine aus. Die beiden Transistoren Q111 und 112 wurden ausgelötet und mittels des Transistortesters durchgecheckt - kein Befund. Der leicht angebräunte 470-Ohm-Widerstand wurde auf Wunsch meines Bekannten ebenfalls durchgemessen. 472 Ohm. Schließlich musste auch der Fotowiderstand der Endabschaltung beweisen, dass er seinen Dienst ordnungsgemäß verrichtet. Das tat er. Er hätte andernfalls ja auch einen Schluss aufweisen müssen.

Nachdem ich meine Schultern gezuckt und noch ein Relais gegen ein gereinigtes getauscht hatte, baute ich die Platine wieder ein und die Maschine funktionierte wieder. Das blieb dann auch so, wie ich inzwischen per eMail erfahren habe.

Ich weiß bis jetzt nicht, was da los war :undnun:

Und damit kann dieser Fred geschlossen werden!

Gruß Holgi
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#12
Hi Holgi,

Glückwunsch von mir, sollte der Fehler irgendwann nochmal auftreten, überprüfe sämtliche Lötstellen bzw. angrenzende Leiterbahnen. Mechanische Belastungen (z.B. Ab-Aufstecken der Flachstecker) quittieren manche Laufwerkplatinen mit sich lösenden Leiterbahnen. Insbesondere Stecker FH 1 u. 2 = Bandsensor.
Ich hatte dieses Problem auch bei den Relaissockeln: Platine mit Daumen auf Lötseite und Zeige/Mittelfinger auf die Relais angefaßt, da hatten sich 5 Lötaugen gelöst, weil die Sockel nicht fest auf der Platine saßen (Fertigungsfehler)...

Heribert
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#13
Danke für den Tipp, Heribert!

Holgi
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#14
So. Die nämliche A77 ist wieder auf meinem Tisch. Der Fehler ist wieder aufgetreten. Ich habe daraufhin, um das Verfahren zu vereinfachen, eine Steuerplatine von einer Mk IV eingebaut, die vorher auf die wichtigsten Dinge geprüft wurde: Transistoren Q 111 und 112 ausgelötet und mit dem Halbleitertester durchgecheckt. Ergebnis: ok.
Relais gezogen und geöffnet, Anker abgenommen, alle Kontakte gereinigt/poliert.
Die Schaltkontakte der Laufwerkstasten dito. Elko für die Boosterschaltung (470 µ) erneuert.
Sichtkontrolle der Lötstellen u.ä., kein Befund!

Nun wurde also die "neue" Platine eingesetzt, die A77 eingeschaltet, Band eingelegt, Blindstecker rein. Schei... Nun geht zwar Wiedergabe und Aufnahme, aber die Umspultasten muss man festhalten! Die Selbsthaltung funktioniert nicht.

Das Durchmessen aller Dioden auf der Platine ergab nun ebenfalls keine Ausfälle.
Als letzte Maßnahme wurden noch die Kabel rot und braun von der Remotebuchse zur Platine durchgemessen (das sind die von den Kontakten, die beim Betrieb ohne FB gebrückt werden müssen), sowie der Blindstecker selbst. Alles in Ordnung. Das war jetzt auch mehr zur Beruhigung meines Bekannten, denn die "Start"-Funktion war ja gegeben...

Das Einzige, was ich jetzt noch nicht gemacht habe, ist die genaue Überprüfung/Nachlötung der Leiterbahnen, wie Herbert es gepostet hatte.
Das werde ich morgen noch nachholen. Ansonsten bin ich mit meinem Latein nun bald am Ende :mauer:

Holgi
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#15
Moin.

Ich habe bei der neuen Platine nun folgende zusätzliche Maßnahmen ergriffen:

- Alle Lötstellen nachgelötet, besonders sorgfältig die von den Kabelsteckanschlüssen (Tipp von Heribert).
- Die Leiterbahnen optisch (mit Lupe) auf eventuelle Haarrisse untersucht. Keine Feststellung.
- Die drei "Knallfrösche" gegen neue hochwertige Vishay-Kondensatoren getauscht.
- Die Hälfte der Dioden (außer den Freilaufdioden) getauscht.
- Die Relais versuchsweise durch gebrauchte, aber funktionsfähige Teile ersetzt. Da erfolglos, die ursprünglichen Relais wieder eingesteckt.
- Nochmals alle gesteckten Kabelverbindungen überprüft, und zwar auf Durchgang und vertauschte Farben. Keine Feststellung.
- Die Tastenschieber abgebaut, die Kontakte sorgfältig manuell gereinigt. Keine Änderung.
- Die Platine auf weitere Layoutfehler überprüft (einer war drauf, da hatten sie eine Leiterbahn vergessen, die auf der alten Platine noch drauf ist, und durch einen nachträglich eingefügten Draht ersetzt!). Natürlich keine gefunden.

Erfolg: jetzt funktioniert alles — bis auf den schnellen Vorlauf!
Und ich bin mit meinem Latein so ziemlich am Ende. Die Selbsthaltung des zuständigen Relais funktioniert nicht, was aber nicht an dem Relais selbst liegt, denn auch nach Austausch blieb der Fehler.
Ich werde mir jetzt nochmal die zuständigen Leiterbahnen ansehen und Spannungen messen.

Der Verzweiflung nah...
Holgi
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#16
Hi Holgi,

dies (hört sich an) liest sich wie ein Fehler an den Lötaugen des betreffenden Relaissockels!, so wie mir's passiert ist. Feinste Haarrisse sind oftmals mit optischen Mitteln nicht zu erkennen.

Nimm das Relais raus, dann alle Lötstellen/Kontakte des Sockels auf Kontaktdurchgang prüfen und ggf. vorsichtig nachlöten. Dabei überprüfen, ob der Sockel auch plan auf der Platine aufliegt.

Nach Wiedereinsetzen des Relais würde ich nochmals den kompletten "Signalweg" für schnellen Vorlauf bei gedrückter Taste überprüfen.

Dabei beachten:
Wie im Schaltplan zu erkennen ist, muß der Selbsthaltekontakt von Relais A bei schnellem Vorlauf gelöst sein, damit Relais C seinerseits in Selbsthaltung geht und hält.

Viel Erfolg!

Heribert
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#17
Hallo Heribert,

es ist vollbracht :daumen2: !

Und es war ein Fehler, den niemand vermuten konnte und den ich erst nach etwa 8 Stunden intensiver Suche gefunden habe. Es fehlte eine Drahtbrücke. Und obwohl ich die Platine auf solche Sachen überprüft habe (siehe mein voriges Posting), habe ich es nicht gesehen. Und ich habe schon 'ne Brille aufgehabt :confused:!

[Bild: steuerung%20a77-1.jpg]

Die rot eingezeichnete Verbindung fehlte! Bei einer originalen Platine, die kurz zuvor aus einer Mk IV ausgebaut worden war! Frag mich nicht, wie sowas möglich ist, zumal diese Brücke eindeutig nie eingebaut war, was man an den völlig flachen, unberührten Lötaugen erkennen konnte. Da war eindeutig noch das Zinn aus dem Tauchbad drauf und diese Bohrungen haben nie einen Draht gesehen.
Zufällig fiel mir diese Brücke dann auf der ausgebauten, alten Platine ins Auge, sie ist auch gut versteckt hinter den Relais!
Ich wusste in diesem Moment: das isses!! Und das war es. Alles läuft wie es soll.

Ich habe keine Ahnung, warum eine Mk IV diese Verbindung, ohne die ja die Selbsthaltung von Relais C nicht funktionieren kann, nicht haben sollte?! :undnun:

Egal. Es fehlte übrigens noch eine Verbindung auf der Platine, die aber schon werksseitig durch eine Drahtbrücke ersetzt war: zwischen dem Kontakt 10 von Relais B und Kontakt 12 von Relais A. Da hat der Kontakt 10 nur ein rundes Lötauge, das nicht mit der daran vorbeilaufenden Leiterbahn verbunden ist. Stattdessen gibt es einen grauen Draht, der diese Verbindung ersetzte. Fabrikationsfehler! Alles sehr merkwürdig...

Egal. Operation gelungen, Patient erfreut sich bester Gesundheit! Ich glaub, nun habe ich mir ein :bier: verdient!

Tschüs
Holgi
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#18
Hi Holgi,

Glückwunsch dazu!

Liest sich schon sehr merkwürdig: Fehlende Leiterbahnen, dafür Drahtbrücken, wie ist die Platine dann eigentlich in Regensdorf durch die Fertigungskontrolle gekommen? Ist nun wirklich beispiellos für Revox.

Hauptsache, daß die Maschine wieder läuft. Mitschuld für deine erfolgr. Reparat. ist sicherlich aber auch die perfekte Dokument. der A77(Schaltplan).

Heribert
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