Das doppelte Revöxchen
#1
Gestern konnte ich nun das Geschwisterchen zu meiner A700 abholen. Bei der Vorführung des Verkäufers (im ungeheizten Keller) lies die Revox die Diva raushängen: Der Capstan fand seine Geschwindigkeit nicht und sämtliche Laufwerksfunktionen mussten mit gedrückten Tasten "erzwungen" werden. Wir haben dann mal wieder ausgeschaltet und die Gasheizung angeworfen. In der Auftauphase konnte ich mir dann sein "Museum" etwas angucken. Da standen mehrere hundert Photoapparate von ganz winzig bis monströs mit armlangen Objektiven. Auf einem Aktenschrank stand eine riesige, goldfarbene Stellavox. Ich Depp habe leider keine Bilder gemacht, aber vermutlich ein unbezahlbarer Schatz. Laut Besitzer könnten Kopfträger und Bandführung ausgetauscht werden und damit auch Filme direkt eingespannt und vertont werden. Daneben noch eine Studer A807 (glaub ich), drei, vier A810 die auf Gestellen standen und, und, und........Tja...und ich musste mich mit der zickigen A700 begnügen.
Inzwischen waren es ein paar Grad wärmer, und siehe da, die Speed-Lampe ging an, und auch die Laufwerksfunktionen rasteten wieder ein. Das Spulen ging aber eher zögerlich von statten, aber es war ja immer noch recht unterkühlt in dieser "Schatzkammer". Ich zahlte dann also meine Zeche, packte meinen Schatz ins Auto und quälte mich (als Landei) durch den Zürcher-Feierabend-Verkehr nach Hause.
Der Verkäufer hat den Zustand des Gerätes als erstklassig angepriesen, zudem hätte der Vorbesitzer vor knapp 2 Jahren eine Revision duchführen lassen. Darauf war ich natürlich gespannt, daher kaum Zuhause, entschraubte ich als erstes sofort die Rückwand der A700.
Tja, ausser dem Staub der Zeit habe ich da nix Neues finden können, einzig die Gleichrichter auf dem Netzeil sehen in ihrer Form etwas modern aus, oder gabs die so schon früher?
[Bild: netzteil_alt.jpg]

Ansonsten keine Löt- oder Arbeitsspuren, ein brüchiger Zählwerksriemen, und viel alte, originale Elektronik. Die Maschine trägt die Nummer 1619, ist also ein ganz frühes Model im Gegensatz zu ihrer Schwester die im 15000-er Bereich liegt. Einige Veränderungen/Verbesserungen fanden ja während der Produktionszeit der A700 statt, so fielen mir die einfachere Kopfhörer-Verstärker-Platine auf (ohne Relais), nicht vorhandene Steckanschlüsse auf dem Verbindungs-Print, transparente IC-Fassungen und die nach wie vor schlappen Wickelmotoren.

Und hier somit endlich die Frage an euch: Waren die älteren Maschinen tatsächlich gemütlicher beim Umspulen, oder schwächeln ev. die Motor-Kondensatoren? Damit wir uns richtig verstehen: Das Spulen klappt auch mit vollen, grossen Alu-Spulen, sowohl vor als auch zurück, aber im Vergleich mit der anderen A700 wie etwa ein Käfer gegen Porsche. Den Bandpfad kann man auschliessen, da man den Kräfte-Unterschied schon spürt, wenn man bei festgehaltener, stillstehender Spulen die Motoren startet.

Ansonsten funktioniert die Maschine nach ersten Tests tadellos, sowohl in Wiedergabe als auch bei Aufnahme, Lämpchen, VUs verrichten ihre Arbeit, alles ist Komplett inkl. Original-Manual, einzig die Schieberegler kratzen, aber das kenn man ja. Somit hat der Verkäufer nur ein kleinwenig übertrieben Smile

Schwestern....
[Bild: revoxen_a700.jpg]

Übrigens im Bauch der A700 habe ich doch tatsächlich noch einen kleinen Goldschatz gefunden Wink
[Bild: goldkaefer.JPG]
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#2
´
Hm, wenn ich ein Ampex- Band sehe und von Umspulproblemen die Rede ist, zähle ich eins und eins zusammen.... Ampex- Bänder sind für ihre Schmierprobleme bekannt.

Spult die A700 auch mit anderen Bändern, sagen wir Emtec auch schlecht?

Neulich war bei mir die Heizung defekt, bei 14°C brauchte meine A810 auch einige Zeit, bis die Kontrolle für die Motordrehzahl ihr ok gab. Das gleiche Spiel hatte ich, als ich die Maschine winters im Auto transportieren mußte. Da mußte ich vor der Aufnahme auch warten, bis sich das Gerät akklimatisiert hatte.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hallo Gorchel!

Schöne Maschine, Deine A 700 er!

Doch bei Deinen Neuerwerbungen passe doch bitte auf den berühmt - berüchtigten A 700 - Löschfehler auf; siehe mein altes Posting von damals.....:

Dieser Löschfehler betrifft alle Revox A 700 mit einer Seriennummer von 7700 und kleiner:

Spielt man in der Bandgeschwindigkeit 9,5 cm (nur bei dieser Geschwindigkeit) ein Tonband ab und hat die Maschine auf Multiplay geschaltet und zieht während der Wiedergabe die beiden rechten Flachbahnregler des Mischpultes hoch, löscht die Maschine die Tonaufzeichnung auf dem Band und versieht das Band mit einem Heulton. Dieses Phänomen tritt nur in der beschriebenen Konstellation auf, wenn die Aufnahmetaste NICHT gedrückt ist.

Diese verhalten ist auch bei Revox bekannt und leider nicht zu ändern.

Alle darüberliegenden Seriennummern kennen bedingt durch eine geänderte Oszillatorplatine diesen Fehler nicht mehr.

Beste Grüße
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#4

...da hatte ich ja nochmal richtig Glück; das ist mir nämlich nie passiert - wie auch, bei diesem Nummernstand...

im Übrigen tippe ich bei einer so 'alten' Maschine wirklich auf die MP-Kondensatoren: werden sie warm (s. Vgl. zu der Kribbelmaschine Wink ), wenn mal ein Band durchgespult worden ist?

Die Motoren werden ja im Spulbetrieb quasi 'voll durchgesteuert', sind dieselben wie bei A-77 bis PR-99 (und A-810), wenn also der Rückhaltebandzug nicht zu hoch ist oder die Schmiere klebt, werden es wohl die Silberlinge sein...

Die Anlaufschwierigkeiten in der Kälte gehen eher auf ausgetrocknete Netzteil-Elkos und ggf. Lagerprobleme zurück. Was anbetrachts einer (wie man deutlich sieht: Teil-Revision) allerdings verwundert...

Hat die 'neue alte' denn die Endschalter an den Bandzugwaagen schon nachgerüstet? Ist die Silikon-Dämpfung noch brauchbar?

mfg Pit

©DK1TCP A700 A-700
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz... 'günstige' B-67...
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#5
Zitat:Zelluloid postete
Spielt man in der Bandgeschwindigkeit 9,5 cm (nur bei dieser Geschwindigkeit) ein Tonband ab und hat die Maschine auf Multiplay geschaltet und zieht während der Wiedergabe die beiden rechten Flachbahnregler des Mischpultes hoch, löscht die Maschine die Tonaufzeichnung auf dem Band und versieht das Band mit einem Heulton. Dieses Phänomen tritt nur in der beschriebenen Konstellation auf, wenn die Aufnahmetaste NICHT gedrückt ist.
Hallo Martin

Vielen Dank für die Warnung. Ich habs gestern (spät) Abend noch getestet, aber bei meiner Revox wird nichts gelöscht oder geheult? Ist das nun gut oder schlecht? Wink



Zitat:P.Nieratschker postete
im Übrigen tippe ich bei einer so 'alten' Maschine wirklich auf die MP-Kondensatoren: werden sie warm (s. Vgl. zu der Kribbelmaschine ;-) ), wenn mal ein Band durchgespult worden ist?

Hat die 'neue alte' denn die Endschalter an den Bandzugwaagen schon nachgerüstet? Ist die Silikon-Dämpfung noch brauchbar?
Hallo Pit

Die Motoren werden schon etwas warm, aber vergleichbar mit der Kribbligen. Die Kondensatoren bleiben kühl. Ich werde also mal 5 MPs besorgen und hoffe dann auf Besserung.

Die neue-alte A700 hat keine Endschalter (die Kribbel-Kiste hat welche) und von Dämpfung kann man bei den Waagen wohl auch nicht mehr sprechen. Aber irgendwo habe ich noch Silikonfett. Wink

Wozu sind denn eigentlich die Endschalter gut?

Gruss
Richard
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#6

Moin moin,

die Endschalter dienen dazu, die Wickelmotoren unmittelbar abzuschalten, wenn beide Bandzugwaagen unten anschlagen, also wenn das Band vollständig durchgelaufen ist. Ohne die Endschalter spricht mit leichter Verzögerung der rechte Bewegungs-Sensor erst an, wenn die Motoren (mit einmal leerer Spule und einmal vollem Wickel) nochmals kräftig hochgelaufen sind und das herumwirbelnde Band möglicherweise schon allerhand Schaden angerichtet hat.

Im gleichen Zuge wurden auch die Kunstoff-Ringe um die Wickelmotor-Aussparungen eingeführt. Das 'hochlaufende' Schlapperband verhedderte sich regelmäßig 'hinter/unter' der Spule in den schmalen Schlitzen und würgte sich ins Maschineninnere zwischen Bremsband und Bremstrommel (Nikola wird's freuen!) - erforderte somit (neben schmerzhaftem Bandverlust) einen unvorhergesehenen Eingriff ins Innenleben, wenn die Keilwirkung vom Band anstatt vom Bremsband erzeugt wurde.

Die Reihenschaltung der mech. Endschalter greift direkt in der Servo-Steuerelektronik am richtigen Ort ein.

mfg Pit

PS: wenn Du keinen 60Hz-Betrieb oder Originalität bevorzugst, kannst Du auf zwei MPs verzichten und den passenden Kombinationswert einsetzen...

Für das Silikonfett nicht irgendwas benutzen sondern ein sehr 'zähes' Sanitär-Installationsfett, etwa das Klüber Unisilikon 643...

2024: Das Thema taucht immer wieder auf. Oder im OFF 2020 hier. Oder da. Ein Index ist längst überfällig! mfg Pit 10.04.2024

Über das Klüber Sinterlageröl gibt's auch einiges zu lesen... Oder da...

©DK1TCP TIttwoWS A-700 Dämpfungsfett Silikonfett Bandzugwaagen Bandzugwaagendämpfung PDP-56 PDP65 GLY2100 Sinterlager Sinterlageröl
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#7
Aha, vielen Dank für die Erklärungen. Ich befürchte jetzt aber leider, dass bei der Kribbel-Kiste die Endschalter nicht viel tun, denn die Bandverhederung (auch hinter/unter der Bremse) hat sie schon mehrfach bewerkstelligt. Ok, ich muss dazu sagen, dass die Lichtschranke (noch) nicht funktioniert, die Kiste also erst ihre Wickelmotoren stoppt, wenn die Zählwerkrolle zur Ruhe gekommen ist. Aber laut deiner Aussage, sollte sie ja dann auch stoppen, wenn beide Fühlhebel am unteren Anschlag stehen? Ich guck mir das noch mal an.

60 Hz benötige ich eigentlich weniger. Welche der Cs kann man dann weglassen bei 50 Hz? Im SM habe ich die Dinger nicht gefunden. verbaut sind ja

1 x 3.5 uF
2 x 1.5 uF (Kombi)
2 x 6.5 uF (Kombi)

Das Fett muss ich mir noch angucken. Ich habe das letztes Jahr für meine Grundig gekauft, die ja auch Probleme mit den Bandwaagen hatte. Es ist ein Fett für die Stossdämpfer aus dem Automodellbau.

Gruss
Richard

P.S. Hast du mir noch den Umbau-Tipp für den Löschkopf A77 auf A700? Wink
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#8

Zitat:Gorchel postete

P.S. Hast du mir noch den Umbau-Tipp für den Löschkopf A77 auf A700? Wink

Nicht direkt, da selber niemals durchgeführt. Aber nach intensiver Rücksprache mit einem Spezialisten Wink kamen wir überein, daß das problemlos zu bewerkstelligen sein müsste. Die A-77 hat zwar keinen Doppel-Spalt-Löschkopf wie die späteren Kollegen, auch die Induktivität ist etwas anders, aber mit Oszi, ein paar Trimmpoties und zwei/drei Kondensatörchen sollte die Anpassung an die A-700 Schaltung mit etwas Geduld machbar sein.

Rein gefühlsmässig würde ich auf Löschspannungs-Maximum abzugleichen versuchen... dabei zusehen, daß sich die Frequenz nicht zusehr verändert, wenn überhaupt... Der 2-Spur Löschkopf kann ja als Referenz / Normal herhalten...

Die dummy-load Anpassung in der A-77  wirst Du (für Mono Betrieb) nicht übernehmen können; an dieser Stelle ist die A-700 etwas erwachsener geworden. Gucke aber beispielsweise die unterschiedlichen Auskoppelungen der Oszillatorprints 1.067.265 und 1.067.267 an. Das ist genau die Stelle, an der Du tätig werden mußt...

Den mechanischen Teil hast Du ja bereits umrissen: peanuts...

PS: Kombi-Kondi: bei excl. 50Hz-Betrieb: 8µF vorsehen, siehe Prints 1.067.135/1.067.137 im Manual bei A8
PPS: 2004 hatte Heinz das Phänomen beschrieben... die besagte Maschine kehrt 2024 endlich wieder heim, ein langer Weg... zumindest hat sie sich angekündigt Wink

©DK1TCP A700 A-700
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#9
Ohje, ich denke das übersteigt mein Wissen/Können bei Weitem. Naja, ich werde wohl besser Ausschau nach einem Original-A700-Löschkopf halten.

Trotzdem vielen Dank für deine Tipps und Hilfe Smile

Gruss
Richard
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#10

Zitat:Gorchel postete
[...] Original-A700-Löschkopf halten. [...]

...oder eben B-77, PR-99 (seltenst): ein 4-Spur B-77 dürfte häufiger anzutreffen sein als ein A-700-er, obwohl beidemal WOELKE draufsteht und auch drin ist...

©DK1TCP
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#11
Werde ich so machen/suchen, vielen Dank. Übrigens habe ich inzwischen auch die Motor-Cs auf dem Schaltplan gefunden:

Für Interessierte (ohne Gewähr):

Benötigt werden für den Capstan: 1 x 3.5 uF
für die Wickelmotoren je 1 x 8 uF (ohne 60 Hz-Umschaltung).


Nachtrag:

Oha, Pit war schneller, aber doppelt hält ja bekanntlich besser Wink
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#12
http://www.revox-bandmaschine.de/revox%20a700.htm

Das Netzteil mit Original Bestückung. Kleine runde Gleichrichter wurden ausgetauscht gegen große viereckige, die Kondensatoren wechseln die Farbe von gelb zu grün.
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#13
@ Gorchel: Wenn nix löscht und nix pfeifft, dann mutmaße ich mal, daß beide Maschinen eine neue Oszillatorkarte bekommen haben, sofern die damals einfach tauschbar war.

Hoffentlich ist mir keiner böse, daß ich behauptet habe, daß die A700 den Fehler hat. Man kann das auch an anderen Stellen nachlesen. Ich hab das nur so weitergegeben. Es ist doch besser, man sagt einmal zuviel Achtung, als wenn dann nachher das originale EMTEC Bezugsband unbrauchbar ist, odrrrr?

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#14
Zitat:Zelluloid postete
Es ist doch besser, man sagt einmal zuviel Achtung, als wenn dann nachher das originale EMTEC Bezugsband unbrauchbar ist, odrrrr?
Da hast du vollkommen recht Martin, bestimmt ist dir der eine oder andere noch dankbar, dass du diese Warnung ausgesprochen hast. Ehrlich gesagt, war ich fast etwas enttäuscht, dass bei meiner Kiste nix passiert ist. Wink

Ich werde aber die beiden Oszi-Karten der Maschinen noch vergleichen und Bescheid geben, ob das was getauscht wurde.

Gruss
Richard

P.S. meine 1. A700 sollte den Fehler allerdings sowiso nicht haben, da Ser.-Nr- über 15000.....
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