Schon wieder Studer Bremsen
#1
Hallo,

ich bin voll verzweifelt mit den mechanischen Bremsen der STUDER Bandmaschinen.
Diesmal ist es die A80. Da kann man zwar die stärkere Bremskraft ellegant mit einer Schraube einstellen, die mehr oder weniger in eine Spiralfeder eindringt und sie dadurch verkürzt (wodurch die Kraft steigt), aber dieser Mechanismus wirkt erst dann, wenn das Bremsband so viel von der Bremstrommel mitgenommen wird, dass es von dem Ruhelage-Auflagebolzen abhebt. Dies ist jedoch nicht der Fall, die Bremstrommel dreht mit minimalstem Bremswiderstand durch, der Bremsband bewegt sich um keinen Tick in der gewünschten Richtung, dadurch kommt die Feder erst gar nicht zur Wirkung.
Natürlich ist die Bremskraft dann in beiden Drehrichtungen gleich, ich brauche es gar nicht mit Tonband probieren, der Bandsalat wäre vorprogrammiert. Zu diesem Problem schweigt sich der SM aus. Hier geht man davon aus, dass das Bremsband von der Bremstrommel mitgenommen wird.
Dabei hat die Bremstrommel einen recht gesund (noch rauh) aussehenden originalen (sauberen, nicht abgeschliffenen orangenfarbenen) Textilbelag und das Bremsband schaut wie neu aus, nichts ist beschädigt, nichts fett. Was um Gottes Willen soll man da tun???
Ich habe dieses Problem bei keiner anderen Bremskonstruktion bislang erlebt.
Das ist ein echter Hilferuf!
Zitieren
#2
Zitat:Nikola postete
...der Bandsalat wäre vorprogrammiert.
Hallo Nikola,

die A80 bremst unter Betriebsbedingungen mit Gleichstrom elektrisch über die Motoren.

Die mechanischen Bremsen dienen nur als Stillstandsbremsen und für den Fall eines Stromausfalls während des Betriebes.

Die mechanischen Bremsbandzüge sind in den Serviceunterlagen in einer Tabelle angegeben und sollten mittels Federwaage geprüft werden.

Gruß

Bernd
Zitieren
#3

Unter 6.1.8 im Dokument "A80VU_MkII-IV_A80MR_Op_Serv.pdf" (s. Studer-Server) ist die Funktion der von Bernd erwähnten Gleichstrombremsung ganz gut aufgedröselt.

Die Allerwelts-Stillstands-Servobremsen mit ihrer Keilwirkung sind durchgängig bei allen Studermaschinen nahezu identisch ausgeführt und in sehr ähnlichen Grenzen einstellbar. Lediglich bei den Riesen-Trümmern (2") hat man dann zu noch drastischeren Maßnahmen greifen müssen (Stichwort: Rekuperation: Aufrechterhaltung der Betriebsspannungen bei Netzausfall bis zum Stillstand), um der Massen Herr zu werden. Das ist bei einer schnuckeligen 1/4" 80-er aber nicht der Fall.

Also: Relais, Bremstransistoren, Ansteuerung etc. etc.. Und die übliche 80/120 Pond Stahlbandverkeilung. Bremsband-Montage genau nachvollziehen (Anlegepunkte; ev. mal ein Photo posten). Dann bleibt das Ding auch wieder stehen...

mfg Pit

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
Zitieren
#4
Freunde!

Nein, nein und nochmals nein!!!!

Dia A80 ® legt die Bremsen sofort an, nicht erst beim Stillstand. Sie bremst aber gleichzeitig auch mit den Motoren. Nachweis; ganz einfach- Netzstecker ziehen(brutale methode). Der Bremsvorgang dauert dann spürbar länger.

Das ist so, leider habt ihr also nicht Recht.

Aber mein Problem liegt darin, dass ich zu dem Punkt "Einstellung" gar nicht komme, weil sich die "Keilwirkung" erst gar nicht einstellt. Das Bremsband schleift nur leicht an dem Bremsbelag, greift aber nicht. Dadurch kommt die Feder für die stärkere Bremswirkung (=in der Abwickelrichtung) gar nicht zum Zug.

Ja wie soll ich das Problem noch anders beschreiben? Übrigens habe ich ein ähnlich gelagertes Problem bei der A810. Auch dort erreiche ich nicht die vorgeschriebenen Bremskräfte, allerdings zumindest greift das Bremsband dort.

Also, was jetzt? Gibt es denn unter uns wirklich keinen STUDER Guru?

schönen Tag,

Nikola
Zitieren
#5

Hallo Nikola,

ein letztes Wort zu Deinen ungehaltenen Ausrufen. Wann die mechanischen Bremsen anlegen, das war nicht Gegenstand der Debatte. Sollen sie warten, bis der Strom ausfällt oder das Band steht (wir haben keine Geschwindigkeitsmessung, sondern einen Move-Sensor mit allerlei Trägheit)? Oder sollen sie sich nach Deinen Vorstellungen verhalten, nur, weil es so 'netter' wäre?

Sie tun sein den späten 60-ern (A80: 1967-1988) das, was die Konstrukteure ihnen angedeihen ließen.

Vielleicht ist Dein Bremsband ja einfach ausgeleiert, Du könntest was zur Vorgeschichte / Betriebsstundenzahl der Kiste sagen. Vielleicht ist die rauhe Bremstrommeloberfläche doch nicht so griffig, wie sie sein müsste. Hast Du die Federwaage schon einmal bemüht oder das Tentelometer? Wie sieht's den 'quantitativ' aus?

Ich habe den Eindruck, Du magst einfach dieses Bremssystem nicht und erwartest Bestätigungen hierfür. Dann solltest Du allerdings wirklich den (kostenpflichtigen) Rat & Tat von den wenigen, raren Studer-Spezialisten einholen, die noch verfügbar sind. Ich vermittle gerne im 10-min Takt gegen Vorauszahlung. Meine  vier- oder fünf 80-er werde ich allerdings diesmal nicht hervorholen, um eine Individuallösung zu finden; das Problem hat nicht 'die A-80', sondern Du in einem bzw. zwei speziellen Fällen mit einigen Unbekannten...

ein letzter Gruß für 2010,

Pit

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
Zitieren
#6
Da sich kein Studer- Guru meldet.


Zitat:Nikola postete


Nein, nein und nochmals nein!!!!

Dia A80 ® legt die Bremsen sofort an, nicht erst beim Stillstand.

Das ist so, leider habt ihr also nicht Recht.

Also, was jetzt?
Wo und wann hat denn hier jemand das Gegenteil behauptet???

Selbstverständlich werden beide Bremssysteme gleichzeitig aktiviert, warum sollte es anders sein?

Wie Pit bereits richtig angeführt hat, ist allen Studer/Revox- Maschinen das gleiche mechanische Bremssystem zu eigen.

Leider wird das Prinzip dieses Systems von vielen Nutzern nicht richtig erkannt und durch falsche Manipulationen völlig fehljustiert.

Ein Bremsband wird durch einen Magneten in gelüfteter Stellung um die Bremstrommel gehalten.
Wird der Magnet Stromlos geschaltet (Stop), legt sich das Bremsband durch Federkraft an die rotierende Bremstrommel an.
Das Servoprinzip bewirkt allein durch die entstehende Mitnahmereibung ein festeres Anlegen des Bremsbandes an die Bremsscheibe und erzeugt somit die selbstvertärkende Bremswirkung (SERVOBREMSSYSTEM).

Die Stärke der Bremswirkung ist abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit des Bremsbandes und der Bremstrommel, sowie von der wirkenden Zugkraft am losen Bremsbandende.
Im funktionstüchtigen Zustand des Systems sind die Bremskräfte so dimensioniert, das in jeder Situation ein bandschonender Betrieb gewährleitet ist.
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht zu erkennen ist, tritt auch bei dieser doch soliden Mechanik nach Jahren Verschleiß auf.
Bei den regelmäßigen Wartungen sollten auch die Bremskkräfte nachgemessen und neu justiert werden.
Bei Nichterreichen der empfohlenen Werte, sollten Verschleißteile dann doch auch ausgewechselt werden.

Edit:

In Ermangelung von neuen Ersatzteilen, kann man versuchen das System völlig fettfrei zu bekommen, indem man die Bremsbänder und Bremstrommeln z.B. in "Bremsenreiniger" einlegt, reinigt und nach Trocknung mittels übergezogener Stoffhandschuhe wieder montiert.

Bremsbänder dürfen nicht mit nackten Fingern berührt werden!!!


Gruß

Bernd
Zitieren
#7
Finger weg von den Bremsen!
Trommeln und Bänder müssen völlig glatt und fettfrei gehalten werden um maximale Adhäsion zu erreichen.
Jedes "Anrauhen" mit noch so feinem Schleifpapier resultiert im Gegenteil.
Auch mit dem "Reinigen" der Trommeln mit fettlösenden Substanzen kann man u.U.das Gegenteil erreichen, da die Textur an der Trommel-Oberfläche angegriffen, angelöst, angerauht und weich wird.
Falls die Bremsen nicht mehr greifen, und die Einstellhilfen nicht ausreichen hilft zumeist nur mehr ein Tausch der Trommeln und Bänder paarweise. Meist ist dann daran manipuliert worden. Im Normalzustand sind die Bremsen auch noch nach Jahrzehnten völlig wartungsfrei!
In der Bucht gibts übrigens immer wieder preiswerte Bänder und Trommel-Reparatur-Kits.
LG
Hartmut
Zitieren
#8
Meine "ungehaltene" Reaktion bezog sich auf diese Aussage:

Zitat:capstan postete

Hallo Nikola,

die A80 bremst unter Betriebsbedingungen mit Gleichstrom elektrisch über die Motoren.

Die mechanischen Bremsen dienen nur als Stillstandsbremsen und für den Fall eines Stromausfalls während des Betriebes.

Gruß

Bernd
Natürlich möchte ich hier niemandem, und erst recht nicht dem Pit, der mir bereits mit der A810 zu helfen versuchte, auf den Schlips treten.

Die Geschichte ist die: Ich mußte die trockengelaufenen Kugellager der Wickelmotoren auswechseln. Dabei nahm ich zwangsweise die Bremstrommeln runter. Ich sah, dass die Bremstrommeln meiner zweiten A80R frischer aussehen, und ersetzte also die bisherigen Trommeln mit den Trommeln aus der anderen Maschine. Und jetzt habe ich das Problem. So weit habe ich noch an der Justage nichts verändert.
(Vor dem Eingriff bremsten beide Maschinen einwandfrei!!!
Ich dachte: rauh ist gut, relativ glattpoliert ist schlecht. Ist es also umgekehrt??
Na gut, ich werde morgen wieder die alten, glattpolierten Trommeln einbauen, dann müßte sich der Zustand davor einstellen. Angefasst mit nacktem Finger habe ich aber nichts, arbeite mit Handschuhen, es ist auch nichts mit irgendeinem Fett oder Öl verunreinigt und Nitro oder ähnliches bleibt sowieso in sicherer Entfernung. Und natürlich arbeite ich mit Federwagen und Tentelometer.

Grüße und bitte nicht böse sein.

Nikola
Zitieren
#9

... nein, böse ist hier niemand, allenfalls etwas 'ungehalten' Wink ...,

denn es ist noch gar nicht so lange her, daß Bernd hier schon mal was zur Gleichstromtätigkeit beigetragen hat. Ich hoffe, irgendwann verkeilen sich die Bremsen jenseits der Alpen ebenso wie diesseits...

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
Zitieren
#10
Weihnachtswunder!

Am Sonntag, nach ein paar Tagen kam ich wieder zu der A80.
Es ist ein Weihnachtswunder passiert! Die Bremsen bremsen jetzt wieder normal (ich habe nichts angefasst, es sind noch immer die Bremstrommel aus der anderen Maschine drinnen). Aus irgendeinem Grund ist der Spuk weg und die A80 bremst so wie sie soll. Was ist da geschehen? Das kann man nur mit übernatürlichen Kräften erklären. Wahrscheinlich konnte sich das der Onkel Willi aus dem Himmel nicht mehr ansehen und legte für mich ein gutes Wort beim Weihnachtsmann ein.

Pit: was meinst mit dem Warten auf die Brummfreiheit? Meine A80 brummt nicht mehr nach dem Wechsel von dem Brückengleichrichter.

Liebe Grüße

Nikola
Zitieren
#11

Zitat:Nikola postete
Weihnachtswunder!
[...]

Pit: was meinst mit dem Warten auf die Brummfreiheit?  Meine A80 brummt nicht mehr nach dem Wechsel von dem Brückengleichrichter.

[...]

Nikola,

das hat nix mit Dir zu tun, es ist die allg. Signatur, mit der ich ab- und an ein wenig herumspiele; 'wo alles aufhört beginnt das Spiel' stand da eine zeitlang drin, und z.Zt. spiele ich mit unserem Forums-Haupt-Verantwortlichen das O-92-er Brummrätsel. Da das aber kein STUDER-Gerät ist, will ich das Thema jetzt nicht vertiefen...

Wunderliche Grüße aus dem frisch eingeschneiten Inntal,

Pit-van-Soyen

PS: das Willi-Wunder findet voraussichtlich erst am 17.12. statt, da hätte er nämlich Geburtstag. Den dreiundneunzigsten, wenn ich's recht im Kopf habe...


VIP Brems-Dokument (gilt auch für ReVox-Bremsbeläge) bei der A-810 vom STUDER-Server...
Hier noch eine Anekdote zum Bremsthema bzgl. einer 2" Variante desselben Systems, aufgeschnappt bei Walti in den Kommentaren 2024:

Wayne Mitzen schrieb:I've done maintenance on those before. I recall doing brakes on an A80 MKII 24 2" ... we got the new hubs and bands - looked like the same stuff that's in the Revox consumer gear - hub with what looks like medical adhesive tape around the circumference.
So I pull the deck plate, install them and the bands. Fire up the transport and load a 2" reel of junk tape. Hit play and stop and the supply reel dumps tape as it slowly stops. Like What the Hell?
So I call Studer in NYC... no tech there, just some fast talking sales guy, so I call Studer in Nashville. A guy with a southern drawl answers - no techs there either. I finally call Studer in LA.
"What's up man?" says the guy.
"Looking for a tech," I stated.
"Yea, well you got one... whatcha need?"
I tell him about the new brakes not working so well. He laughs...
"Dude, any chicks in the studio with nail polish remover? Or you got some Acetone in the shop?" he asks.
Told him yea I do...
"... alright. What you need to do is to pull the brake solenoid connectors so the brakes are always on, flood the brakes with acetone, then put a business card in the tape break sensor and hit play so both reels spin..."
I said, "With the brakes on?"
"Yep..." he answers. "You gotta let 'em spin until they smoke a bit then shut it down. Reconnect the brake solenoid wires and you should be good to go..."
I was like, "What?"
He laughs... "They need to break in." I told him I didn't see that in the Service Manual...
"Yea..."
he laughs. "... there's a lot of stuff not in those manuals..."
Hervorhebung von mir... Quelle: WayneM.

2024: Trommeln ohne Ende...

©DK1TCP QR loop QRloop ReVox Bremstrommel Bremstrommeln Bremsbelag_BrakeLining_P-201.pdf


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste