"Einspielen" - Nur bei Komponenten oder auch beim Hörer?
#6
Will man diese Vorgänge quantifizieren -nur dann hätte eine Abschätzung einen Sinn-, kommt man in Teufels Küche. Sicken altern und alterten immer aus den unterschiedlichsten Gründen. Membranen altern und alterten immer aus den ebenfalls unterschiedlichsten Gründen.
Probleme erfährt man oft erst 10, 20, 30, 70 oder 200 Jahre später: Vgl. die diversen Restaurierungen Bachscher Autographe oder die renovierenden Kunststoffverpressungen 'gotisch gebrochenen' Sandsteines in 'unseren' Kathedralen vor 30/35 Jahren.
Ein an sich 'neu' in unserer Zeit gelangtes Paar der -legendären- O15 Hans Eckmillers im Besitz eines mir bekannten Sammlers -die erhaltenen RRG-Stereos wurden bei der Entstehung über O15 abgehört- sind heute selbst als Neuexemplare (jener Sammler musste vor wenigen Jahren noch den Transportschutz der Membranen aus den Lautsprecherkörben nehmen) nicht mehr neu, verhalten sich anders als beim Bau 1943/44.
Die teilweise nicht minder legendären Lautsprecher aus Studers Haus sind es heute auch nicht mehr, wie so mancher moderne Nutzer leidvoll erfahren durfte. Andererseits: Mit welchen an eine Papier-/Kunstoffmembran applizierten Leistungen haben wir es bei einem Lautsprecher Eckmillers zu tun zu tun? Diese sollte so groß sein, dass -schon im Gednaken an das Garantiegesetz- auf die Schwingspule keine signifikante Rückwirkung möglich ist. Denn die Nichteinhaltung von Spezifikationen rechtfertigt einen Wandlungsanspruch.
Daher: Die prinzipbedingten von der Herstellerspezifikation bereits erfassten Verbiegungen der Membranen (selbst in NAWI-Form!) im Normalzustand dürften jene Einfahrvorgänge bei weitem übersteigen. Von der Rolle der grundsätzlich stark gegen- und heute gleichstromgekoppelten Elektroniken im Vergleich zum Verhau jenseits des Lautsprechers (und seiner Ankopplung ans Ohr, Kopfhörerstereofonien weden heute de facto nicht mehr angeboten) schweige ich mal. Klirrfaktor, Differenztondämpfung, Frequnezganglinearität, Gleichlaufschwankungen entsprechen bei meinen Apparaturen (so sie in der letzten Zeit noch in Betrieb waren, das Zeug ist teilweise ja 'richtich' alt) den Herstellerangaben, auf deren Fundament ich sie erworben habe. Damit gibt es eigentlich nichts zu meckern. Mir hat 'das' ja von Anfang an gereicht.

Wem das nicht gefällt, muss die Speicherung und Separatvermittlung von Ereignissen auf Knopfdruck eben lassen, dem Ereignis in Konzertsaal oder Allianzarena (hüstel) eben persönlich bewohnen, soweit das durch Verschiebungen im seit sicher 1200 Jahren existierenden abendländischen Kuldua- und Musikwesen eben möglich ist.

Also, und zum zigsten Male (auch hier, man vergebe mir das):

Wofür stellt ein Hersteller Spezifikationen auf? Die muss man lesen, verstehen, kontrollieren, aber nicht mit dem psychoakustisch willkürlich agierenden Ohr, sondern nach sachdienlichen Messkriterien. Es geht nicht anders, wenn ich die Ergebnisse meiner Arbeit kontrollieren will.
Sollten an der Spezifikationseinhaltung Alterungserscheinungen (nicht naturgegebener Verschleiß!) innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes Nachhaltiges ändern, überlegt sich unsereiner, ob er um den Hersteller nicht doch besser einen Bogen macht. Auch das ist ein Kriterium professionellen Denkens: Was ist morgen mit dem Kram.
Zur Röhrenzeit musste man täglich dran, man kontrollierte zumindest Bandmaschinen und Aussteuerungsmesswerke täglich und das nicht nur wegen der mangelnden Alterungsstabilität der Röhren, namentlich in den kritischen Umgebungen der gedrängt gebauten Tische (der U70-Zeit, siehe dort), die an Sommertagen wie den nun aktuellen am besten in der Badehose bedient wurden, was vom Wandler 'Röhre' hinsichtlich seiner Standzeit auch nicht 'unbeobachtet' blieb.

Ich besitze zwei U89 von 1980 oder 1981 (1. Serie, keine Veränderungen danach) aus Berlin, die sich 1999 beide gemeinsam und völlig parallel innerhalb einer Stunde Mittagspause verabschiedeten: Kapselschaden, den ich teuer reparieren ließ. Zufall? Nein, sicher ein Baumangel dieser beiden Einheiten, der auf Fertigungsmängel zurückzuführen war, von denen ein Exemplar auch noch anderweitig zeugte, was ich noch in der Frühzeit der Mikros monierte. Von Neumann wurde dies aber bei einer Prüfung als unbelegbar, weil in der Spezifikation befindlich bezeichnet. Ich fand dann die kalte Lötstelle am Charakteristikumschalter, durch die nur ein Teil der Siebkondensatoren hinter dem Spannungswandler verwendet wurde, die Kapsel also (unterhalb der Spezifikation!) mit nicht spezifikationsgemäßer Gleichspannung versorgt wurde. Nach der Eigenreparatur war das Ding dann o.k.; bis 1999 und seither wieder.
Hier heißt es, Zugriff nehmen, um Spezifikationen wirklich und solide einzuhalten. Mit Studer, TC, SONY, EMT und genug anderen hatte ich ähnliche Tänze (Vorsicht!, ich bin kein Querulant, denn ich resigniere schnell), die natürlich für die Hersteller nie von wirtschaftlichem Interesse waren, weil ich nie auf Tausender gebettet war. Das kriegt man dann zu spüren.

Deshalb spricht mir der Gedanke aus der Seele, den Bernd an den Beginn seines Potings stellte. Etwas gleichsam blind verbessern zu können, ist doch der Traum eines jeden Blackboxnutzers. Auch meiner. Wer nähme nicht gern den Tausender unter der Papiereinlage der Küchenschublade mit, von dem man nicht weiß, woher er stammt!
Nur darauf zu bauen, dass man ihn 'herbestellen' könne, auf diese Idee kann nur der kommen, der sich mit den Innereien der Geldvermittlung ("Geld" ist kein 'Haufen' wie die Monetaristen seit Say und Montgelas uns bis heute glauben machen wollen, sondern ein 'Prozess'!) bzw. und in unserem Falle analoger Gerätetechnik (nebst Untiefen) nicht oder allemal zu wenig befasst hat.

Lager, Feinwerktechnik -darauf wird in professionellen Bedienungsanleitungen oft verwiesen- bedarf gewisser Zeiträume, um eine Einheit in die spezifizierten Werte zu heranmanövrieren, aber dazu verwende ich die Einheit sinnvoll (aha, schon wieder) und lasse sie nicht blind laufen ("wird schon"), reize aber eben die problematischen Bereiche nicht aus (z. B. Klavierfestigkeit eines Bandgerätes in den ersten Betriebsstunden). Aber das weiß man, bzw. bekommt es dezidiert gesagt, und sei es von einem Messgerät.

Dauertests, früher gerade bei Röhrenmikros nicht unwesentlich, sind notwendig, um dräuende Unerfreulichkeiten im Betrieb einer Konstruktion zu erfahren und dadurch zu vermeiden: Ein fachlich sehr belegter Kollege (A.S. aus Stuttgart, er 'ist' Tacet, Stuttgart) hat ein Faible für Röhrenmikrofone, die eben lückenlos auf seine Arbeitshandschrift passen, weshalb er damit beispielhafte Ergebnisse erzielt. Er schaltet diese gerne am Abend vor Aufnahmebeginn ein, um die Gehäuseausdehnung durch die Röhrenwärme (Knacken!) hinter sich zu haben, wenn die Aufnahme beginnt; außerdem sollten bis dahin mittlerweile unsicher gewordene Kantonisten aus ihren Reihen 'ausgemendelt' sein. Aber das ist kein "Einbrennen".

Für mich ist die Einbrennerei aus jahrzehntelanger, mich mühselig qualifizierender Erfahrung Hokuspokus oder aber Grund genug, ein Produkt stehen zu lassen. Je digitaler, umso mehr. (Analog ist bei mir ja nurmehr Peripherie.)

Hans-Joachim
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