Kopflos
#1
Die meisten meiner Bandmaschinen, die ich regelmäßig benutzt habe, waren GX-Akais. Da verliert man schon mal aus den Augen, daß Tonköpfe Verschleissteile sind. Da ich mich momentan wieder nach einem Gerät umsehe und mich dabei nicht nur auf einen Hersteller beschränken will, habe ich mich zwangsläufig auch mal mit konventionellen Tonköpfen beschäftigt. Dabei bin ich doch arg in's Grübeln geraten: Stahltonköpfe haben, wie man vielerorts im Netz erfährt, Lebenserwartungen von 500 bis 1.000 Betriebsstunden (diese Größenangabe wundert mich übrigens, denn für mein Empfinden müßte der Verschleiss nicht nur proportional zu den Betriebsstunden, sondern auch zur Laufgeschwindigkeit sein). Die meisten Bandmaschinen, die heute angeboten werden, dürften zwischen 25 und 30 Jahre alt sein. Wenn man vorsichtig davon ausgeht, daß die meisten dieser Geräte über einen Zeitraum von 15 Jahren (= 5475 Tagen) durchschnittlich jeweils 15 Minuten am Tag benutzt wurden (was ich nicht für besonders viel halte), dürften die Köpfe ihr Leben mit fast 1.400 Betriebsstunden bereits längst hinter sich haben. Aber selbst wenn man anno 2004 ein Exemplar mit bisher nur 300 Betriebsstunden findet, ist das meiner Meinung nach als Gebrauchsgerät kaum noch geeignet. Ein Jahr intensiver Benutzung, und auch hier wären neue Köpfe fällig - wenn es sie denn gäbe.

Ich will keinen Glaubenskrieg in Sachen Bandmaschinen-Marke vom Zaun brechen, aber disqualifizieren solche Überlegungen nicht Bandmaschinen mit Stahlköpfen zu bloßen Anschauungsstücken? Ist man als jemand, der eine Bandmaschine wirklich benutzen will (und dies möglichst lange) auf Gedeih und Verderb Revox (bei denen es noch Ersatzköpfe gibt) und Akai ausgeliefert?
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#2
Lebensdauerangaben in Betriebsstunden halte ich für sinnlos - in "km vorbeigelaufenes Band" wäre das richtiger. Unsicherheitsfaktor ist dann immer noch: In unterschiedlichen Geräten herrschen unterschiedliche Bandzüge, unterschiedliche Bänder haben unterschiedlich rauhe Oberflächen und leisten damit unterschiedlich hohen Abtrag. Die Kopfkonstruktionen sind ebenfalls different: Der eine Kopf verträgt sehr gut einen breiten Kopfspiegel, beim andern kansst Du nach kurzer Zeit schon die innenliegenden Spulen von aussen streicheln.

Fazit: Nix genaues kann man nicht sagen nicht.

Nun werden den Technikern genau diese Fragen gestellt. Vertriebsleute haben es gerne einfach und simpel und ignorieren, daß die Technik nicht einfach und simpel sein kann. Wenn nun der Techniker einen Haufen Zeit verschwendet, um zu erklären, warum man diese Frage nicht so einfach mit einer Zahl beantworten, nicht einmal mit ein paar Zahlen, dann hört der Vertrieb erstens nicht zu und meint zweitens: Der Techniker ist schlecht, der blickt's auf keinem Auge.

Also geben Techniker Antworten auch dann, wo sie eigentlich schweigen müssten. Sie geben die Antworten so, daß sie für die schlimmste anzunehmende Situation passen. Man muss dem Rundfunk garantieren, wie lange die Köpfe halten. Das will er wissen, damit er die Wartung planen kann und damit er mit anderen Herstellern vergleichen kann. Der Rundfunk arbeitet mit 38 oder 19, also gibt man an: 1000 Stunden, meint damit 1000 Stunden bei 38 und hat dabei Reserven drin. So ist sicher gestellt, daß nie ein Kopf vor 1000 Stunden Betriebsdauer Grätsche macht. Daß reihenweise noch gut verwendbare Köpfe im Eimer landeten, muss den Hersteller der Maschinen ja nicht interessiert haben.

Wo kommen denn die ganzen Köpfe her, die als gebraucht, aber noch gut angeboten werden? Sicher zum großen Teil aus Schlachtgeräten, aber mancher dieser Köpfe wurde vorbeugend getauscht, weil man 3 mm Kopfspiegel als zuviel ansah. Daß es ruhig auch mal 5 sein dürfen, sieht man in Amateuerkreisen erst jetzt. Daß der Weg von 3 nach 5 mm erheblich länger dauert als der Weg von 1 nach 3 mm ist logisch. So betrachtet, wurde im Rahmen der an sich gut gedachten Pflege, Wartung & Prophylaxe massenweise potentielle Laufzeit vernichtet, der wir heute hinterhertrauern. Heutige E-Teile-Preise angesetzt, käme ein nettes Sümmchen zustande.

Deine Rechnung kann man auch von anderer Seite betreiben: Eine 4-Spur-26er speichert 3 Stunden Musik. Wenn man 1500 Stunden Lebensdauer ansetzt, was ich bei glatten HiFi-Bändern und den im Amateurbereich üblichen niedrigen Bandzügen für recht realistisch halte (als Mindestwert, bitte!), so wären das 500 Banddurchläufe. Ein Archiv mit oft nur 10 - 20 Bändern würde also 25 bis 50 Durchläufe pro Band erfordern, ganze Durchläufe wohlgemerkt! Es gibt Maschinen, die waren dieser Belastung sicher nicht ausgesetzt. Und selbst wenn, so ist der Kopf nicht zwingend am Ende.

Wenn Du jetzt wieder tonbandeln willst, so wirst Du das Gerät auch nicht unbedingt 10 Stunden am Tag stressen. Wenn die Köpfe Spuren tragen, sich das Gerät aber immer noch einmessen lässt, so hast Du noch eine ganze Weile Freude dran. Klar - mit Akai hast Du diese Probleme nicht, bei Revox lassen sie sich mit Geld lösen. Das ist so. Und wenn Du ein Gerät zum benutzen kaufst, sind das Argumente.

Den Sammler kümmert das weniger. Da verteilt sich die Last auf mehrere Geräte, man muss ja nicht die mit den seltensten Köpfen am meisten stressen.
Michael(F)
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#3
Lieber Timo,

Michael hat schon jede Menge an wissenswerten Infos zusammengetragen, so dass ich dir eines meiner hier schon sattsam bekannten Postings Typ "Drei Seiten schrieb der Alte lang, jetzt schweigt wieder, Gott sei Dank!" (frei nach W. Busch aus Mechtshausen, nicht identisch mit [G.] W. Bush aus Texas) ersparen kann.
Lass doch einfach mal in der Foren-Suchfunktion "Tonkopf" laufen, da kommt jede Menge (fünf Seiten nach meinem Test soeben) der hier in den letzten Monaten geführten, fachlich bis anekdotisch reizvoll geführten Diskussionen. Und dabei gibt es ja auch allerlei zu lernen. Denn gewisse Defizite -bitte sieh' mir das gerade Wort nach- verrät dein Posting durchaus.
Stahl ist zum Beispiel ein remanent magnetisches Material, das man für Tonköpfe deshalb nicht einsetzen kann. Du meinst wahrscheinlich Glasferritköpfe, wobei dieser Sachverhalt schon von mehreren Seiten in den Postings angesprochen wird, die die (Foren-)Suchmaschine auswirft.
Literaturhinweise gibt es auch, wobei die Literatur durchwegs nurmehr antiquarisch beizuziehen ist, was dich aber sicher nicht wundern wird, denn vorletzte und letzte Woche wurde ja die letzte europäische Bandschmiede EMTEC engültig 'zerhammert'.

Gerade wenn sich eine Technologie aus der Öffentlichkeit verabschiedet (hat), ist die fachliche Kundigkeit eines dann meist leidenschaftlichen Nutzers ein Ingrediens, auf das er nicht verzichten kann, will er nicht ständig 'Lehrgeld' an Dritte bezahlen.

Viel Freude weiterhin an deinen Geräten!

Hans-Joachim

Fragen ist natürlich immer gut, insbesondere in einem Forum wie diesem, in dem der Umgangston höchsten Ansprüchen gerecht wird.
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#4
@Phonomax: ging es Busch nicht um rauchende Frösche? Wink

@all

Sofern wir es mit Gebrauchtgeräten zu tun bekommen und wir die Köpfe nicht erneuern, kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu: wie alt sind die Köpfe, was haben sie schon geleistet? Das kann man sicher auch nur über den Daumen peilen: 'ja, die Köpfe haben ja schon eine nette Spurrille'. Bei Revox heißt das nicht viel, so ein maschinchen klingt immer noch gut und läuft noch Jahre. Eine Philips hingegen steht kurz vor dem Infarkt.

Und selbst wenn man ein Studiogerät mit Betriebsstundenzähler erwirbt, muß dieser nicht zwangsläufig das Nutzalter der Köpfe wiederspiegeln...
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#5
Zitat:PhonoMax postete
....sattsam bekannten Postings Typ "Drei Seiten schrieb der Alte lang, jetzt schweigt wieder, Gott sei Dank!" (frei nach W. Busch aus Mechtshausen, nicht identisch mit [G.] W. Bush aus Texas) ersparen kann. ...
...wobei ich Letzterem keine drei Seiten interessanten, selbstverfassten Text zutraue.

Frnak ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Lieber Frank,

du traust jenem Kulturführer der westlichen Welt keine drei Seiten fortlaufenden Textes zu; sei beruhigt, wir auch nicht; und 50 % meiner Verwandtschaft leben in den USA (gottlob nicht in Texas oder Florida), so dass man zügig erfährt, was da 'sukutan' vorgeht.
Die Witzdichte in den Verlautbarungen unseres Texaners allerdings erreicht leicht die Größenordnung des Mechtshauseners, was aber auch die einzige Freude ist, die meine Verwandtschaft an jenem Kraftmeier aus Texas empfindet... Außerdem hat man ja auch hierzulande bei ihm bezüglich der literarisch-künstlerischen Freiwilligkeit so seine Zweifel.

Hans-Joachim
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#7
PhonoMax postete

Zitat:Stahl ist zum Beispiel ein remanent magnetisches Material, das man für Tonköpfe deshalb nicht einsetzen kann. Du meinst wahrscheinlich Glasferritköpfe
Nein, das sollte eigentlich aus dem Zusammenhang hervorgehen. Wo ich "Stahltonköpfe" schrieb, waren eben nicht Ferrit- oder Glasferrit-, sondern konventionelle Tonköpfe gemeint. Und ja, die bestehen natürlich nicht aus einer Eisen-Kohlenstoff-, sondern meistens aus einer Eisen-Nickel-Legierung (auch Permalloy genannt). Allerdings halte ich "Stahltonkopf" (inkorrekt oder nicht) für einen einigermaßen gängigen Begriff, der nicht auf meinem Mist gewachsen ist.

Ich bin übrigens einer von denen, die aus voller Überzeugung auch "Bleistift", "Neonröhre", "Zollstock" und "Schraubenzieher" sagen und dem Dönermann keine Deutschkurse erteilen, wenn er fragt, ob man "... mit gemischte Salat?" haben will.

Zitat:Literaturhinweise gibt es auch
Meine Frage zielte nicht auf nachlesbare Fakten, sondern auf Meinungen und Einschätzungen.

Zitat:Fragen ist natürlich immer gut, insbesondere in einem Forum wie diesem, in dem der Umgangston höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Der Rest Deines Beitrags spricht leider für mein Verständnis eine andere Sprache. Wohlgemeinte Aufklärungen von Irrtümern können nicht falsch sein, nur sollte man Worte wie "Defizite" in diesem Zusammenhang mit Bedacht (oder noch besser: gar nicht) einsetzen.
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#8
Zitat:Michael Franz postete
Wenn Du jetzt wieder tonbandeln willst, so wirst Du das Gerät auch nicht unbedingt 10 Stunden am Tag stressen.
Ja, aus einem vernünftigen Blickwinkel betrachtet ist das natürlich wahr. Du kannst aber den meisten Käufern eines Gelädewagens auch vorhalten, daß sie mit ihrem Fahrzeug niemals die asphaltierten Wege verlassen werden. In den meisten Fällen werden sie Dir entgegnen, daß sie einfach die Gewissheit schätzen, es bei Bedarf zu können. So ungefähr sehe ich das halt in Sachen Bandmaschine auch.

Dazu muß ich auch sagen, daß ich so eine Art Verschleiss-Paranoia bei elektronischen Geräten habe, die u.A. darin gipfelt, daß ich, um meinen heimischen Laserdrucker zu schonen, auszudruckende Dokumente (sofern ich sie nicht dringend brauche) zunächst immer im Postscript-Format auf der Festplatte sammele und erst dann ausdrucke, wenn genug zusammengekommen sind.
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#9
=> timo

Der von Dir verwendete Begriff "Stahltonköpfe" ist in der Tat höchst irreführend und damit der am wenigsten geeignete, den Du wählen konntest. Noch zu der Zeit, als ich in der Metallbranche meine ersten beruflichen Praktika machte - die HiFi-Bandmaschinen hatten gerade ihren Zenith erreicht - unterschied der Praktiker zwischen "Stahl" und "Eisen". Wobei mit Eisen der St37 oder ST33 gemeint war, auch Gartenzaunstahl oder Gießkannenblech genannt, wohingegen man mit "Stahl" ehrfurchtsvoll die etwas härteren und zäheren Sorten meinte, die man nur "sehr schwer" mechanisch bearbeiten konnte oder sogar gar nicht mehr, da Stahl ja auch gehärtet sein konnte.

Die umgangsprachliche Verwendung dieser beiden Bezeichnungen war zwar in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht grottenfalsch, aber man wusste - zumindest zu dieser Zeit, vielleicht auch nur in dieser Firma - was gemeint war. Heute funktioniert das nicht mehr. Stahl ist alles, und Eisen ist das reine Fe. Auch gehärteter Stahl ist durch Fräsen, Drehen und Bohren zu bearbeiten, hat also seinen Schrecken für die Zerspanungstechniker verloren. Trotzdem steht der Begriff Stahl oft immer noch als Synonym für einen höherwertigen, besonderen Werkstoff.

Während ich keine Probleme habe zu erkennen, was mit "... eine gemischte Salat..." gemeint ist, habe ich durchaus darüber gegrübelt, was Du mit Stahlköpfen wohl genau gemeint haben könntest. Die Verwendung dieses völlig unüblichen Begriffes musste doch einen Grund haben, der sich mir nicht erschloss. Um eine halbwegs fundierte Antwort geben zu können, hätte ich wissen müssen, was gemeint war. Ich habe dann aber einen Weg gefunden, mich elegant an diese Frage vorbeizumogeln und trotzdem einen Haufen schreiben zu können.

Den Hinweis auf die Suchmaschine kann ich insofern unterstützen, da über den Themenkomplex "Welcher Kopf, wann ist er fertig, wo liegt die Rettung?" schon sehr viel geschrieben worden ist, vor allem aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln: als wissenschaftlich fundierte Aussage ebenso wie als subjektive Meinung, aus der Position des Anwenders wie aus der Position des Sammlers.

Wenn ich einige threads und postings von Dir richtig interpretiere, so scheinst Du Dir sehr schwer zu tun mit der Entscheidung für eine bestimmte Bandmaschine. Dies kann ich insofern verstehen, denn Dein Anforderungsprofil scheint mir unerfüllbar - diese Maschine müsste erst noch gebaut werden.

Akai baut mitunter klotzige Geräte, die klobiger sind wie eine A77. Der Kopf verschleisst nicht, kann aber durchaus anderweitig kaputt gehen. Dann hast Du geloost. Die übrigen üblichen Defekte dieser Geräte sind in der Regel beherrschbar.

Teac baut mit der X3 einen compacten, schnuckeligen Kleinspuler zum Knutschen. Über die spezifischen Macken dieser Typen (Motoren) ist hier auch schon einiges verfasst worden. Immerhin gibt es noch Service und begrenzt noch Teile. Mit 2 Satz Köpfen unter dem Kopfkissen schläft es sich beruhigter.

Um ein Appel und ein Ei ist das nicht zu haben - Deine finanzielle Schmerzgrenze kenne ich nicht. Ich befürchte, Du wirst mit einer A77 oder B77 am besten fahren. Probleme sind vorhanden, aber auf normalem HiFi-Wege lösbar. Was die A billiger ist wie die B, kannst Du in eine Justage investieren. Ausserdem ist die A praktischer als die B.

Nun hast Du aber entschieden, wenn überhaupt, dann einen Kleinspuler zu beschaffen, was mir unlogisch erscheint, denn ein Großspuler verträgt auch kleine Spulen und mancher Kleinspuler ist größer und klotziger als ein Großspuler.

Baut man in die zu lösenden Gleichung nun noch den Faktor "Verschleissparanoiker" ein, so kann das Ergebnis eigentlich nur lauten: Nicht lösbar!

Da ich auch dazu neige, in der Phase der Beschlussfindung das unterste nach oben zu kehren, auch die entlegensten Facetten zu beleuchten um dann am Ende gar nichts zu entscheiden, zwinge ich mich dann dazu, einfach irgendetwas zu tun. In Deinem Falle rate ich Dir:

Kaufe Dir als Einstieg und Interimslösung eine Philips 45xx in passablem Zustand. Die gibt es billig, da machst Du nix kaputt. Dann merkst Du, ob Du an der Arbeit mit einer Bandmaschine überhaupt dauerhaft Freude hast. Viele Dinge, auf die man Wert legte, werden im laufenden Betrieb unwichtig, andere Aspekte, mit denen man nicht gerechnet hat, kommen hinzu. Der Appetit kommt mit dem Essen!

Der Besitz und der Betrieb einer Maschine sind ein ganz anderer Ausganspunkt für die Entscheidung über den Kauf einer "endgültigen" Lösung. Und die kann, wenn Deine Prämissen gelten sollen und vieleicht nur das Kriterium "Format" fällt, eigentlich nur Revox heissen.

Ich finde, Du solltest nochmals bedenken, was genau Du mit einer Bandmaschine machen willst und Dein Anforderungsprofil überarbeiten.

Den Begriff "Defizit" bewertest Du meiner Meinung nach sehr emfpindlich. Er bedeutet nichts anderes als das etwas fehlt, was besser vorhanden wäre, im Geldbeutel wie im Kopf, und dies ganz ohne Wertung!

Alleine dadurch, daß ich eine Frage stelle, zeige ich, daß ich Defizite habe. Genau betrachtet, besteht mein (Halb)wissen zum größten Teil aus Defiziten und Lücken. Das weiss ich selber, das darf man mir auch sagen. Jeder Hinweis, jede Aussage, die die Lücken reduziert, ist willkommen. Direkte Hilfe ist kurzfristig notwendig und gut, Hilfe zur Selbsthilfe, also Literaturhinweise sind langfristig besser.
Michael(F)
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#10
Michael Franz postete

Zitat:Während ich keine Probleme habe zu erkennen, was mit "... eine gemischte Salat..." gemeint ist, habe ich durchaus gegrübelt, was Du mit Stahlköpfen wohl genau gemeint haben könntest.
OK... so ganz ohne Bedenken habe ich den Begriff auch nicht verwendet, denn daß er nicht korrekt ist, war mir schon klar. Ich bin aber nach wie vor der Ansicht, daß er keine "Erfindung" von mir ist.

Wie auch immer: Er wird mit sofortiger Wirkung aus meinem Vokabular gestrichen. ;-)

Was die "Defizite" angeht - und ohne daraus ein Dauerthema machen zu wollen: Ich gestehe ein, daß ich auf eine vermutlich grundsätzlich gut gemeinte und berechtigte Belehrung ein bißchen empfindlich reagiert habe (deshalb auch an dieser Stelle: Nichts für ungut, PhonoMax!), aber ich bleibe dabei, daß das Wort in dem obigen Zusammenhang überflüssig war und dem Gebot der Sachlichkeit widersprach. Die Erfahrungen aus inzwischen 12 Mailbox- und Usenet-Jahren hat mir gezeigt, daß die Angewohnheit von Benutzern, auf Fehler anderer erst mal mit Vorhaltungen über das (vermeintliche oder tatsächliche) Nichtwissen zu reagieren, zu einem ziemlich unangenehmen Klima führen.

Zitat:Dies kann ich insofern verstehen, denn Dein Anforderungsprofil scheint mir unerfüllbar - diese Maschine müsste erst noch gebaut werden.
Anfangs war es so, ja. Da ich genau das aber eingesehen habe, habe ich meinen Anforderungskatalog so zusammengestrichen, daß es realistisch wird:

- Eingebauter Verstärker/ eingebaute Lautsprecher sind vom Tisch. Das schränkt die Auswahl zu sehr ein, und mir ist so aufgefallen, daß ich für den Fall, daß ich ein Bandgerät mal entfernt von meiner Anlage betreiben möchte, noch meinen altehrwürdigen Sanyo-Stereo-Radiorecorder habe, der über einen Line-Eingang verfügt.
- Von der Vorstellung, daß es unbedingt ein Koffergerät sein muß, daß sich im Schrank verstauen läßt, habe ich auch Abstand genommen. Ein nicht zu riesiges Gerät sollte nach einigen Umräummaßnahmen hier einen Dauerstellplatz finden können.

Den Rest meiner Anforderungen erfüllen dann doch relativ viele Geräte. Das Problem ist halt nur, ein gutes Exemplar zu finden. Letzte Woche habe ich in einer Nachbarstadt eine Akai GX-210 besichtigt, die auf eBay angeboten wurde. Die Beschreibung versprach "Top-Zustand", und auch meine Frageliste an den Verkäufer wurde durchweg positiv beantwortet.

Die Besichtigung war dagegen ein Reinfall. Erstens war das Gerät gelbgeraucht und strömte auch ein ziemliches Nikotinaroma aus. Die Optik ansonsten war OK, aber nicht "top". Der Knaller war aber die Reaktion des Anbieters, als ich probehören wollte: "Das hatte ich aber eigentlich nicht vor!". (Warum bitte besichtige ich denn ein Gerät, wenn es nicht vorgeführt wird?) Als ich dann darauf bestand, wurden widerwillig ein uraltes und ziemlich schmuddelig wirkendes Band und ein ebensolcher Kopfhörer geholt. Zur Vorführung kam es dann doch nicht, denn der Verkäufer gab schon vorher zu, daß die Autoreverse nicht funktioniert. Damit war mein Interesse (verständlicherweise - denke ich) dahin.

Seitdem suche ich halt verstärkt außerhalb von eBay, und da kriegt man nun mal nicht mehr unbedingt sein Wunschgerät (das wäre zur Zeit eine GX-265) und muß sich halt weitere Gedanken darüber machen, an welcher Stelle man am ehesten mit Kompromissen leben kann. Mir wurde nun ein Gerät angeboten, und ich bin auch weitestgehend entschlossen, es zu nehmen. Es hat halt nur konventionelle Tonköpfe.

Zitat:Akai baut mitunter klotzige Geräte, die klobiger sind wie eine A77.
Die meisten Kleinspuler-Akais wären von der Größe für mich inzwischen OK. Eine in der Tat ziemlich wuchtige GX-260 würde mich nach wie vor vor ein Problem stellen, aber auch das wäre angesichts der sonstigen Qualitäten des Gerätes kein zwingendes KO-Kriterium.

Zitat:Teac baut mit der X3 einen compacten, schnuckeligen Kleinspuler zum Knutschen.
Die X3 war auch eines meiner Wunschgeräte. Leider ist sie relativ selten zu finden.

Zitat:Deine finanzielle Schmerzgrenze kenne ich nicht
Ich habe auch gar keine feste. Was ich bezahlen würde, hängt letztendlich vom Gerät ab. Für eine relativ junge und wenig benutzte Teac X-300 fände ich einen Preis deutlich im dreistelligen Euro-Bereich völlig gerechtfertigt und würde ihn womöglich auch bezahlen. Daß es bei einer Akai 4000 oder Philips 4504 (die ich beide eh nicht kaufen würde) anders aussieht, versteht sich von selbst.

Zitat:Ich befürchte, Du wirst mit einer A77 oder B77 am besten fahren.
Nein, da bin ich mir relativ sicher, daß ich sie nicht will. Ich könnte jetzt versuchen, daß mit Vernunftsargumenten zu begründen und würde sicher auch einige finden. Aber um's einfacher zu machen: Denk' ich an Revox in der Nacht, bin ich um meinen Spaß an Bandmaschinen gebracht. Die Vorstellung, eine klappernde B77 mit nichtrastender Pausentaste mit meinen darauf absolut verloren aussehenden 18er-Bändern zu bestücken, behagt mir gar nicht.

Zitat:Nun hast Du aber entschieden, wenn überhaupt, dann einen Kleinspuler zu beschaffen, was mir unlogisch erscheint, denn ein Großspuler verträgt auch kleine Spulen und mancher Kleinspuler ist größer und klotziger als ein Kleinspuler.

Baut man in die zu lösenden Gleichung nun noch den Faktor "Verschleissparanoiker ein, so kann das Ergebnis eigentlich nur lauten: Nicht lösbar!
Doch - eine gut erhaltene und nicht zu alte Akai GX-2xx, und wir haben die Lösung. Oder übersehe ich etwas?

Und die Sache mit dem Kleinspuler: Es stimmt natürlich grundsätzlich - man kann kleine Bänder auch auf großspuligen Maschinen abspielen. Sowas sieht halt nur (ich greife mal ein Wort auf, das Highlander in diesem Zusammenhang benutzt hat und das ich sehr treffend finde) völlig krank aus. Meine letzte Bandmaschine war ein Großspuler, und ich behaupte heute mal, daß das (in Verbindung mit meiner fast ausschließlich kleinspuligen Bändersammlung) ein Grund dafür war, warum ich mit dem Gerät nie so recht warm geworden bin.

Zitat:Kaufe Dir eine Philips 45xx in passablem Zustand. Die gibt es billig, da machst Du nix kaputt.
Nein, wirklich nicht. Ich habe zwei 45xxer-Philipse besessen. Zumindest meiner 4504 kann ich überhaupt keine Vorwürfe machen, sie hat wirklich gut funktioniert. Trotzdem fehlen mir jeglichen Sympathien für diese Baureihe (wie auch für Philips allgemein), und schon deswegen weiß ich, daß ich mit so einem Gerät sicher keinen Spaß an der Materie mehr entwickeln könnte.

Ganz abgesehen davon: Die Maschinen haben eine recht stattliche Höhe, so daß ich meinen geplanten Stellplatz nicht nutzen könnte. Für eine GX-260 würde ich mir, wie gesagt, ggf. noch mal etwas anderes einfallen lassen, aber für eine Philips sicher nicht.

Danke für Deine ausführliche Antwort.
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#11
Hallo Timo,

mit meiner Akai GX 260 bin ich, was die HiFi-Tauglichkeit anbelangt, recht zufrieden. Daß Geräte dieser Marke ab und an zu typischen Störungen neigen kannst Du in diesem und in anderen Foren mitverfolgen. Über einen gravierenden Nachteil haben wir schon diskutiert: Bei Defekt an einem entscheidenden Teil, z. B. Tonkopf, Motor, etc. kannst Du nicht mehr den geregelten Service-Weg beschreiten (der Dir aber sowieso nur noch bei Revox offen steht) sondern musst eine 2nd-Hand-Lösung suchen. Daß diese zeitraubend und nervig sein kann und zudem manche unerfreuliche Überraschung bereithält, weisst Du aus eigener Erfahrung bei der der Beschaffung des Gerätes selber.

Die Episode mit der Besichtigung der Akai macht übrigens sehr deutlich, wie wichtig eine konsequente Nomenklatur ist. Was hast Du denn ausgemacht? Eine Besichtigung? Nun, dann darfst Du nicht klagen: Besichtigen heisst nur gucken, ohne anfassen. Es gibt Branchen, da wird das sehr rigide gehandhabt Wink

Jemand, der von Berufs wegen mit gebrauchten Maschinen und Anlagen handelt, ein Auktionator zum Beispiel, kann Dir lehrreiche Vorträge halten über die Unterschiede zwischen einer normalen Besichtigung und einer solchen unter Strom, zwischen einer Vorführung und einer eigenhändigen Kontrolle aller Funktionen. Wenn ein Interessent um die halbe Welt fliegt, so muss klar sein, was ihn am Ende der Reise erwartet.

Bei versierten Fachleuten mit Berufsethos wirst Du immer bemerken, daß sie reflexartig sehr penibel werden, wenn sie - in ihrem speziellen Fachgebiet - Defizite bei der korrekten Verwendung der Fachtermini beobachten. Das sind übrigens die Leute, von denen ich im Leben am meissten gelernt habe.

Da wir in diesem Forum zum größten Teil Laien sind, benutzen wir in der Regel die Fachgebegriffe sehr salopp. Wenn Andreas z. B. im thread "Meßorgie" von digitaler Aussteuerungsanzeige schreibt, so meint er einfach eine solche mit LEDs, wahrscheinlich auch die mit LCDs, auf jeden Fall eine ohne Lead. Für den dortigen Fall geht das, in anderen Fällen ist das tödlich.

Ich wusste auch nicht, daß es einen Unterschied zwischen Glüh- und Glimmlampen gibt. Und wenn mein Mitarbeiter sagt: "Ich fräse da einen Radius hin." So korrigiere ich ihn. Denn er fräst natürlich keinen Radius, sondern eine Verrundung, die in der Zeichnung als Kreis, bwz. als Kreisbogen dargestellt wird. Die Größe dieses Bogens wird durch den Radius bestimmt. Es gibt Fälle, da ist diese Erbsenzählerei wichtig, deswegen gewöhnt man sie sich an.

Wink
Michael(F)
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#12
.
Ganz Penible unterscheiden noch zwischen Leuchten und Lampen oder Leitungen und Kabeln. Oft folgt dann auch die Erklärung, das eine Glühlampe doch ein Leuchtmittel sei.

Man muß nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen, aber oft ist die Verwendung des richtigen (Fach)Wortes entscheidend. Mittlerweile verwende ich zwar schon Schraubendreher, aber immer noch den Zollstock. Nur, das führt in der Regel nicht zu so ernsthaften Begriffsverwechslungen wie z. B. die Bezeichnung Vier- Spur - Gerät, obwohl damit meist ein Viertelspurgerät gemeint ist. Aber das ist wohl eine andere Baustelle.


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#13
Ich bin auch nicht durch die Gesellenprüfung gefallen weil ich Schraubenzieher gesagt habe.
Aber sicher ist es wichtig genau zu wissen was gemeint ist.
Was heist denn Zollstock jetzt auf Neudeutsch? Inchstick? Wusste ich garnicht.
Warum ist denn 2-Spur und 4-Spur falsch? Bei meiner damals neuwertigen A77 klebte noch ein Schildchen im Tonkopfträger Bereich wo 2-Spur draufstand. Wenn auf einer A77 2-Spur und nicht Halbspur draufstand dann wird das ja wohl richtig sein. Ich meine es steht sogar in den TFK Prospekten so. Und die werden das auch wissen. Halbspur wäre nur richtig wenn es auch Ganzspur hiesse.

MfG Matthias
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#14
Michael Franz postete
Zitat:Daß Geräte dieser Marke ab und an zu typischen Störungen neigen kannst Du in diesem und in anderen Foren mitverfolgen.
Ja, das ist mir nicht entgangen. Meine eigene Akai-Billanz sieht aber sehr gut aus: Ich hatte zwischen 10 und 15 Geräte der Marke - angefangen bei den Billigheimern GX-4000 D und X-201 D bis zu relativ teuren und hochwertigen GX-636 DB und GX-77. Der einzige echte Fehler war ein ausgefallener Wiedergabe-Kanal bei der 4000. Die GX-77 hat mich ein paar mal geärgert, indem sie ohne ersichtlichen Grund im laufenden Betrieb abschaltete und die Umlenkrolle herunterfuhr. Das passierte ein paar mal innerhalb weniger Tage. Danach war ohne mein Zutun alles wieder in Ordnung. Ansonsten nur Glück und eitel Sonnenschein.

Was lernen wir daraus? Entweder fühlen sich Akai-Bandmaschinen bei mir besonders wohl und danken es mir durch fehlerfreien Betrieb. Oder ich habe alles Glück, das Fortuna einem Menschen im Umgang mit Akai-Geräten zugesteht, bereits aufgebraucht, und ab dem Kauf meiner nächsten Bandmaschine der Marke wird das Pech über mich hereinbrechen. Ich werde mein ganzes Weltbild ändern müssen. Ich werde fortan hier im Forum darüber referieren, was für eine billige Audioelektronik Akais haben. Ich werde mir mit aller Kraft die Hände auf die Ohren stemmen, sobald ich den spitzen, scharfen Klang einer Akai vernehme. ich werde Resopal als Werkstoff für Bandmaschinen-Seitenteile verfluchen. Ich werde mit meiner bloßen Hand den billigen Blechrahmen einer GX-630 verwinden, das ganze auf Video aufnehmen und in's Netz stellen, um andere Leute vor dem japanischen Teufelswerk zu warnen. Ich werde in der Tradition von Ralph Nader ein Schmähbuch über den anfälligen, überkonstruierten Motor der GX-630 verfassen (den Titel "Unsafe at any speed" kann ich ja gleich übernehmen). Ich werde fünf mal täglich in Richtung Regensdorf und fünf weitere mal in Richtung Eindhoven beten (wahlweise zusätzlich noch Fürth, Aschaffenburg...).

Damit ich endlich zu dieser bitteren Einsicht komme, brauche ich nun aber vor allem eins: Eine Akai. Smile

Zitat:Über einen gravierenden Nachteil haben wir schon diskutiert: Bei Defekt an einem entscheidenden Teil, z. B. Tonkopf, Motor, etc. kannst Du nicht mehr den geregelten Service-Weg beschreiten (der Dir aber sowieso nur noch bei Revox offen steht)
sondern musst eine 2nd-Hand-Lösung suchen. Daß diese zeitraubend und nervig sein kann und zudem manche unerfreuliche Überraschung bereithält, weisst Du aus eigener Erfahrung bei der der Beschaffung des Gerätes selber.
Ja. Das ist traurig, aber nicht zu ändern. Und sieh's doch mal so: Auch bei einer Revox wird man in der Regel erst mal versuchen, das Problem mit Gebrauchtteilen zu lösen. Das einzige Revox-Ersatzteil, von dem ich mal den Preis gehört habe, ist ein Satz Köpfe für die B77. Der lag 1992 nach Aussagen eines Bekannten bei knapp 1.000 DM. Heute dürfte es wohl noch mehr sein. Die Preise für andere Teile dürften ähnlich saftig ausfallen. So gesehen ist fast jeder Bandmaschinen-Schaden ein wirtschaftlicher Totalschaden.

Zitat:Die Episode mit der Besichtigung der Akai macht übrigens sehr deutlich, wie wichtig eine konsequente Nomenklatur ist. Was hast Du denn ausgemacht? Eine Besichtigung?
In der Tat war von meiner Seite aus von "Anschauen" die Rede. Ja, wenn er kleinlich genug gewesen wäre, hätte mir der Anbieter (übrigens Privatmann, kein schlitzohriger Profi) mit Verweis darauf den Test verweigern können. Im Endeffekt wäre es auf das gleiche herausgekommen: Ich hätte nicht auf das Gerät geboten.

Viel ärgerlicher war natürlich, daß er den Fehler nicht nur im Auktionstext verschwiegen, sondern auf meine Nachfrage nach dem Zustand schlicht und ergreifend gelogen hat. Meine Frage: "Keine technischen Mängel?" - seine Antwort: "Nein, wie in der Beschreibung zu lesen: Top-Zustand".

Was die "Besichtigung" angeht, habe ich gelernt. Für meinen nächsten Vorführtermin am kommenden Freitag habe ich mit dem Anbieter ausdrücklich vereinbart, daß dabei Aufnahme und Wiedergabe des Gerätes getestet werden. Smile
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#15
=> matze

die größte Verwechslungsgefahr besteht bei 4-Spur und Viertelspur. Unter 4-spur verstehen viele auch eine 4-Kanal-Maschine mit 4 Tonspuren parallel nebeneinander, die gleichzeitig bespielt werden können. Solche Maschinen (Revox C274, Tascam 34) waren bei Musikern und in Homestudios sehr beliebt. Es geht ja auch logisch weiter: 8-Spur, 16-Spur usw. Dessen ungeachtet, hat Studer 4-Spur / 4-Track Aufkleber für die Viertelspur A77-cs verwendet, in der Annahme, daß jeder weiss, was gemeint ist.

Bei 2-Spur-Stereo ist das ziemlich egal, das ist das gleiche. Bei 2-Spur Mono, wenn das Band gedreht werden muss, weil der Kopf nur die halbe Bandbreite beackert, wird der Begriff Halbspur logischer.

Ganzspur heisst es zwar nicht, dafür Vollspur, was in etwa das gleiche aussagt.
Michael(F)
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#16
Frank postete

Zitat:Mittlerweile verwende ich zwar schon Schraubendreher, aber immer noch den Zollstock.
Ich sollte beide Werkzeuge am besten gar nicht benutzen, aber nennen werde ich sie weiterhin "Schraubenzieher" und "Zollstock", und das kann ich vor mir auch ganz gut rechtfertigen.

Erstens: Ich rede davon, eine Schraube herauszudrehen, aber auch davon, eine Schraube festzuziehen. Insofern sind Schraubendreher und Schraubenzieher meiner Meinung nach sprachlich gleich sinnig oder unsinnig.

Zweitens: Es gibt Begriffe, die sich eingebürgert haben. Teilweise sind sie von Anfang an völlig aussagelos oder gar falsch, teilweise werden sie es durch den Fortschritt (so etwa beim Zollstock). Da man aber mit der Assoziation von Wort und entsprechendem Gegenstand aufgewachsen ist, weiß jeder, was gemeint ist. Warum sollte man plötzlich anfangen, zwanghaft neue, (pseudo)korrekte Begriffe dafür einzuführen? Und wenn schon, warum dann nur bei einigen und nicht bei allen? Sind Begriffe wie Fernseher, Schallplatte, Tonband, Handy, oder Festplatte (um nur einige zu nennen) in irgendeiner Weise richtiger oder aussagekräftiger als Zollstock oder Schraubenzieher? Wer auf "Schraubendreher" besteht, von dem möchte ich auch "Bildsignal-Empfangs und -wiedergabegerät" und "Mobiltelefon" hören.

Erstaunlich am Rande: Die meisten der Versuche, althergebrachte Begriffe durch neue zu ersetzen, kommen aus dem handwerklichen Umfeld. Für mich sieht das ein bißchen nach dem Versuch der handwerkelnden Zunft aus, gewisse Komplexe gegenüber den der Legende nach stets besserwisserischen und klugscheißenden Akademikern aufzuarbeiten.
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#17
Off-topic:
Wenn wir schon den passenden Begriff suchen: Kennt ihr diese tollen Eindeutschungen:
Meuchelpuffer
Gesichtserker
Dörrleiche
Zerknalltreibling?
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#18
Das Handwerk muss ausbilden und will Erklärungsnot vermeiden.

Wieso heißt ein Meßgerät genauso wie eine Maßeinheit, die man mit diesem Meßgerät nicht mal messen kann? Die Bügelmeßschraube anstelle des Mikrometers ist da schlüssiger.

Der Unterschied zwischen "Messen" und "Lehren" ist wichtig und elementar. Warum dann ein klassisches Meßgerät Schieblehre heisst, ist ebenfalls unlogisch, also Meßschieber.

Beim Schraubendreher wirds lächerlich. Natürlich wird die Schraube nicht gezogen, sondern gedreht, ob rein oder raus ist egal, aber Verwechslungen sind wohl ausgeschlossen.

Ebenso hätte man es beim Zollstock oder beim Klappmeter belassen können, statt den Gliedermaßstab einzuführen (da könnte man sich was ganz anderes drunter vorstellen). Und den Rollmeter fand ich handlicher als das Rollbandmaß.

Meuchelpuffer = ??
Gesichtserker = Nase?
Dörrleiche = Mumie?
Zerknalltreibling = Explosionsmotor?
niels = ?? Wink
Michael(F)
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#19
Zitat:Matze postete
Was heist denn Zollstock jetzt auf Neudeutsch? Inchstick? Wusste ich garnicht.
Meiner Kenntnis nach heisst der Zollstock offiziell " Gliedermaßstab." Fraglich ist, wessen Glied da als Maßstab herhalten mußte und ob da die Maßhaltigkeit mit der erforderklichen Genauigkeit gewährleistet war. Oder war das nur bei Inch,(Daumen) Foot (Fuß)und Yard (Länge der Strecke zwischen Daumenwurzel und Achsel) der Fall, wo irgendein englischer Edward seine Extremitäten hinhielt?

Zitat:Matze posteteWarum ist denn 2-Spur und 4-Spur falsch? Bei meiner damals neuwertigen A77 klebte noch ein Schildchen im Tonkopfträger Bereich wo 2-Spur draufstand. Wenn auf einer A77 2-Spur und nicht Halbspur draufstand dann wird das ja wohl richtig sein. Ich meine es steht sogar in den TFK Prospekten so. Und die werden das auch wissen. Halbspur wäre nur richtig wenn es auch Ganzspur hiesse.

MfG Matthias
Ob Halbspur oder Viertelspur, es sind immer nur zwei Spuren, die bei Stereo oder parallel bespielt werden. Bei Vollspur, oder wie Du es nennst, Ganzspur wird die volle oder ganze Breite des Bandes benutzt. Bei Halbspur die Hälfte des Bandes pro Spur und bei Viertelspur, logisch, nur ein Viertel des Bandes. Bei Vierspurgeräten, wie der Revox 274 oder Tascam 34 wird zwar auch nur ein Viertel der Breite eines 1/4"- Bandes pro Spur benutzt, aber immerhin auf der Gesamtbreite 4 parallele Spuren aufgezeichnet. (Analog gilt das auch für 8 - 12 - 24 Spur- Geräte, nur sind die Bänder dann breiter) Wenn sich Hersteller an die Umgangssprache angleichen, kann das Marketinggründe haben, muß aber nicht unbedingt richtig sein.


Frank ( Korinthenkacker )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#20
Zitat:timo postete
Zweitens: Es gibt Begriffe, die sich eingebürgert haben. Teilweise sind sie von Anfang an völlig aussagelos oder gar falsch, teilweise werden sie es durch den Fortschritt (so etwa beim Zollstock). Da man aber mit der Assoziation von Wort und entsprechendem Gegenstand aufgewachsen ist, weiß jeder, was gemeint ist....... ..... Handy, Wer auf "Schraubendreher" besteht, von dem möchte ich auch "Bildsignal-Empfangs und -wiedergabegerät" und "Mobiltelefon" hören.
also, ich benutze (widerwillig und nur selten) ein Mobiltelefon, schon um unserer mit Anglizismen bereits überfrachteten Sprache ein weiteres, anglophones, zudem nur in Deutschland gebräuchliches und erfundenes Wort zu ersparen.

Angeblich wurde der Begrif "Handy" von einem Auspruch eines (schwäbischen) Mitglieds der Geschäftsleitung "beim Bosch" abgeleitet, der beim Anblick eines Mobiltelfonprototyps erstaunt auf Schwäbisch ausgerufen haben soll
"Hanoi, >hän die< denn koi Schnur?"

Aber die Begriffe "Rundfunk" und "Schallplatte" sind auch verbesserungsfähig, Schallfunk und Rundplatte kennzeichnen jedenfalls nicht schlechterWink

Frank ( darklab )

=> MichaelF: War das sprachlich einigerrmaßen richtig? Hatte mal eine Freundin aus Stuaagert, aber das ist 30 Jahre her Wink
F.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#21
=> frank,

der schwäbische Dialekt in seinem ganzen, von Dorf zu Dorf wechselndem Detailreichtum, lässt verschiedene Schreibweisen zu. So auch die Deine, weitestgehend. Bei Deiner Schreibweise würde ich die Stadt "Hanoi" durch "Haa'no" ersetzten, einen jener universell einsetzbaren Ausdrücke der Verwunderung, anzuwenden dann, wenn das Auto plötzlich rückwärts fährt, das Haus zusammenstürzt aber auch dann wenn man die Konservendose nicht aufkriegt oder der Wind das Streichholz für die Zigarre ausbläst.

"Handy" ist übrigens ein typisch deutscher Begriff, den es nur bei uns gibt. Mobile-Phone heisst es in GB, fonino in Italien. Insofern unterstützt Du mit der Verwendung des Begriffs "handy" ein Stück deutsche Kultur. Wieso wir das ausgerechnet auf dem englisch/amerikanischen Acker gesucht haben, ist mir unklar. Wird wohl vorrauseilender Gehorsam sein.
Michael(F)
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#22
Michael Franz postete

Zitat:"Handy" ist übrigens ein typisch deutscher Begriff, den es nur bei uns gibt. Mobile-Phone heisst es in GB, fonino in Italien.
... und in den USA gemeinhin "cell phone". Was ich übrigens auch seltsam finde, denn daß mit "cell" tatsächlich "battery cell" und nicht etwa ein vergitterter Ort gemeint ist, an dem man mit diesem Geräten seine Fluchthelfer bestellen kann, geht aus dem Begriff nicht hevor. Smile
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#23
Hallo timo

Mit dem "cell" hat das folgendes auf sich:

Viele aktuelle Modelle bieten die Möglichkeit, das "Zelleninfo" anzuzeigen. Dies heisst dann "München irgendwas", "Hannover Ost", "Berlin Mitte" etc.

Das bedeutet, dass jede solche "Zelle" unabhängig von den anderen ist. Ich kann also in Zelle "München XXY" mit einer bestimmten Frequenz funken, während die selbe Frequenz in der Zelle "München XYY" anders belegt ist, obwohl ich vielleicht gerade an der "Grenze" zwischen den beiden Zellen stehe. Trotzdem beeinflussen sich die beiden Frequenzen nicht.

So kann jede Frequenz in jeder Zelle ohne Einschränkungen benutzt werden. Ganz anders z.B. bei der analogen Mobiltelefonie resp. beim UKW-Empfang: Damit es keine gegenseitigen Störeinflüsse gibt, müssen meist unterschiedliche Frequenzen benutzt werden, sodass ein grosser Teil der Frequenzen nicht zur Verfügung steht. Jeder, der mal mit dem Auto durch die schweizer Alpen nach Italien gefahren ist und alle 3 km eine neue Frequenz einstellen musste, versteht was ich meine.

Dies war der grosse Vorteil der GSM-Telefonie gegenüber ihren analogen Vorgängern. Sie erlaubt, eine viel effizientere Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Bandbreite, was die Kosten senkt.

[Ironie an] Jetzt kommt sicher wieder das Gemecker von Michael Franz, dass die Digitaltechnik nur dazu benutzt wird/wurde, um die Kosten zu senken. [Ironie aus]

Gruss
Etienne
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#24
Etienne postete

Zitat:Mit dem "cell" hat das folgendes auf sich: [...]
Ah, das ist interessant! Meine einzige schlüssige Erklärung für "cell" in diesem Zusammenhang war (wie geschrieben), daß damit der Akku des Telefons gemeint sei. Mit dem, was Du schreibst, macht der Name dann sogar Sinn. Smile
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#25
@Michael Franz
Meuchelpuffer = Pistole
Am schönsten finde ich aber den Zerknalltreibling.

niels=nordische kurzform von Nikolaus (dänische Schreibweise, die Schweden schreiben Nils mit ohne e). Im Namenslexikon sind Niels und Nils auch irgendwie unterschiedlicher aber doch auch gleicher Herkunft. über irgendeine Ecke kommt dann beides zusammen, so genau habe ich das nicht im Kopf.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#26
Dann hat der Niels bald wieder Namenstag: 10.09., 25.11., 05.12., 06.12.. Übrigens ist Niels auch die Kurzform für Cornelius... Wink
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#27
Zitat:niels postete
...
Am schönsten finde ich aber den Zerknalltreibling.
...

niels
Als in Deutschland ein schnurrbärtiger Österreicher das Sagen, oder besser das Geifern hatte, gab es angeblich Bestrebungen dieses Wort offiziell als deutsches Ersatzwort für Explosionsmotor zu zu verwenden. Da bin ich mit meiner Abneigung gegen Handy noch harmlos.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#28
Wenn du Aktienjongleur bist und vom Handy lebst, ist das dann ein Hand(y)job??? Big Grin
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#29
Zitat:Frank postete
Meiner Kenntnis nach heisst der Zollstock offiziell " Gliedermaßstab."
Gestern im Zug habe ich eine weitere, mir bislang unbekannte Stilblüte in Sachen "Wir zerreden eingebürgerte Begriffe" aufgeschnappt: Jemand kritisierte seinen Gesprächspartner für die Verwendung des Wortes "Zeitraum", weil dies eine dreidimensionale Ausdehnung der Zeit voraussetze. Da Zeit sich aber nur eindimensional auf einem gedachten Zeitstrahl ausbreitet, sei korrekterweise das Wort "Zeitspanne" zu verwenden.

Langsam werden mir alle meine Lebensirrtümer bewusst.
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#30
Dann kommen wir dazu Raum und Ort trennen zu müssen. Und wenn wir das tun, kann Zeitraum wieder richtig werden. Um das Ganze abzukürzen hier eine Kurzdefinition meines Sozialpädagogik-Profs: "Das Stadion ist der Ort, Abseits ist der Raum." Der Raum wird durch ein Beziehungsgefüge konstituiert.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#31
Zitat:timo postete
... Da Zeit sich aber nur eindimensional auf einem gedachten Zeitstrahl ausbreitet, sei korrekterweise das Wort "Zeitspanne" zu verwenden.

Langsam werden mir alle meine Lebensirrtümer bewusst.
Also, solange dir deine Lebensirrtümer lediglich bei der verwendung von Redewendungen bewusst werden würde ich mir da keine Gedanken machen...

Oder stehst du jetzt emotional oder ideologisch vor dem nichts und dir wird klar das du einen grossen Teil deines Lebens nur Lügen geglaubt hast? Wink

(Wenn dem so wäre, es ist eine sehr wichtige Erfahrung...)
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