Die Kassette im jahre 2010
Zitat:PeZett postete
@Jogi

Du schreibst:
Zitat:...Digitale Archive, in diesem Fall also Musik-Archive mit digitalen Tonträgern, sind nicht eigensicher zukunftstauglich, analoge schon.
Ich weis, was Du meinst aber trotzdem Vorsicht mit dieser These.
Auch das "analoge" Medium ist nicht vollständig eigensicher - setzt doch
auch dessen Widergabe das Wissen um das "Wie entlocke ich dem Ding
die Information?" voraus. Ist dieses Wissen weg, ists auch um
ein Band, eine Schallplatte oder ein Tefi-Band geschehen. Man kann
einfach nichts damit anfangen, weil man verlernt hat, wie es geht bzw.
das Abspielgerät dazu nicht mehr bauen kann.

Richtig ist, dass man einem Analog-Datenträger auch "teil-zerstörte"
Daten einfacher entnehmen kann, als einem Datenträger, auf dem die
Information codiert gespeichert ist. (Auf beiden Seiten ein funktions-
bereites Wiedergabegerät vorausgesetzt).
Die zerkratzte Schellack-Scheibe gibt halt (wenn auch weniger
"audiophil") immer noch Enrico Carusos Gesänge von sich, eine
völlig zerkratzte CD so ohne weiteres sicher nicht.

Das sind aber zwei Paar Schuhe - die sollte man m.E. nicht durcheinander
werfen.

Kleines Beispiel: denke einfach nur mal an die vielen alten Schriftrollen,
die heute niemand mehr richtig lesen kann, weil die Schrift auf
ihnen "ausgestorben" ist. Die "Eigensicherheit" solcher Medien ist
also an ganz bestimmte Bedingungen geknüpft.

Gruß

Peter
Peter, natürlich meinte ich nicht, daß bei einem Rückfall der Zivilisation auf ein steinzeitliches Niveau noch jemand Tonbänder abdudeln könnte oder wollte. Aber jede ähnlich entwickelte Zivilisation kann erkennen wie eine Schallplatte funktioniert und ihr Töne entlocken und jeder auch nur mittelmäßig begabte Bastler oder Techniker kann einem Magnetton-Träger seinen analogen Inhalt entlocken, und sei es noch so behelfsmäßig.
Außerdem funktionieren beide Dinge auch noch im primitivsten Umfeld mit geringstem Equipment, ich sage mal im Amazonas-Regenwald und im Kral in Afrika.

Ich ging weiter auch von ganz gewöhnlichen, millionenfach in Laden und Regalen lagernden Familienschätzen u.Ä. aus, da ich auch sowas gelegentlich angeliefert bekomme mit der Bitte "Mach ma, da iss noch Onkel Otto drauf wie er lebte und strebte".

Und da ist es Essig, wenn es schon nur eine C64-Diskette oder eine ESDI-Festplatte ist, da fängt das Suchen nach Hardware, das Suchen nach Treibern, nach Betriebssystemen und allem Drumherum jetzt schon nach so wenigen Jahren an und wenn dann noch Lesefehler auftreten ist das Gespeicherte so gut wie verloren, wobei ich es eben nicht für wert halte für Tante Hildes weinselige Arien von 1958 12 Uhr Mitternacht den großen professionellen und teuren Datenrettungs-Voodoo vor zu tanzen ;-)

Während man ein Tonband oder eine Kompakt-Kassette oft noch Vieles bis Alles nach Hausmacherart rekonstruieren kann.

Ein weiteres jedem sofort einleuchtendses Beispiel hat man schon auf der Hand liegen, wenn man nur eine knapp 15 Jahre alte DCC-Kassette und eine gleichalte Analog-CC abspielen möchte und sich entweder ein Fehler auf dem Band eingeschlichen hat, oder was ja nicht gerade garnicht vorkommt, beim Abspielversuch ein kleines Bandsalat-Malheur passiert. Die Digital-Kassette ist dann zumindest partiell unbrauchbar, der Fehler ist in solchen Fällen immer nicht ignorierbar groß und störend, während er bei der analogen Kassette mit nur einem ganz klein wenig Glück so gut wie garnicht hörbar oder nur minimal den Inhalt verändernd ist.

Und noch etwas darf man nicht vergessen, der Normalbürger sichert nichts und kopiert nichts und wandelt keine Dateien für neue Systeme die er nicht absolut dringlich und akut benötigt. Es geht also eine rauhe Masse durch den Orkus alleine dadurch das man aktiv werden müßte um seine alten Plünnen in neue Epochen zu retten.
Das Argument das man nun bringen könnte, das der Mensch auch eine analoge Kassette in den Mülleimer werfen könnte, zieht da nicht, da man dann den eben noch passiv definierten Bürger in das aktive Lager schieben müßte, er müßte schließlich, so wie er bei der Digitalschiene aktiv werden müßte um es zu erhalten, im Analogen aktiv werden um es zu vernichten.
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Moin, moin.

Zitat Jogi
Aber jede ähnlich entwickelte Zivilisation kann erkennen wie eine Schallplatte funktioniert und ihr Töne entlocken.

Ebengenau darum hat man seinerzeit bei der Raumsonde Voyager eine Schallplatte (aus Metall) neben anderen Dingen über uns Menschen mit beigelegt.

Sollte sie auf ihrer Reise mal auf eine Zivilisation treffen, die sie "einfängt", ist das die einzige Möglichkeit, einen audiellen Eindruck zu übermitteln.

Zum Tefifon.

Ein Tefifon, daß aufnehmen kann, hat es nie gegeben.
Das Teficord zählt da nur als Vorläufer, da es eine Art "Filmmaterial" nutzt.
Daran hatte ich in dem Moment auch gedacht

Ohne im Link jetzt nachgelesen zu haben, bin ich der Meinung, daß man versucht hat, mit einer Textilbeschichtung mit Magnetpartikeln auf der Rückseite beides zu ermöglichen. Also das Abspielen bespielter Tonträger und die Möglichkeit Aufnahmen zu machen.

Das Tefifon, also das mit dem Schallband, sollte eigentlich wegen der Handhabung als Cassette der Schallplatte große Marktanteile entziehen.
Man hätte gerne noch zusätzlich für Aufnehmbarkeit gesorgt, umd die Platte regelrecht abzulösen, aber die Entwicklung war gescheitert, da sie die Konkurrenzfähigkeit zur Platte in Frage gestellt hätte.

Es gab aber viele Geräte mit unterschiedlichster Ausstattung.
So zum Beispiel mit zusätzlich eingebautem Tonband.

Ein Freund von mir hat die ganze Bude voll mit Tefi. Er besitzt auch alle Schallbandkassetten, dei je eine Katalognummer bekamen, bis auf drei. Die tauchen einfach nie auf.
Dazu eine transparente Cassette, um dem Kunden zu zeigen, wie es innen aussieht und einige sogennannte Schallschleifen. Das sind kurze Schleifen ohne Cassette, die "offen" aufgelegt werden.

Das Problem bei den Systemen, sind ein paar Teile im Inneren, die sich mit der Zeit zersetzen. Die Vernietung des Gehäuses lässt sich nach dem Öffnen durch Modellschrauben ersetzen. Es werden aber Ersatzteile gefertigt, um Systeme zu reparieren, bzw. man kann sie zu jemandem schicken.
Wenn die Zersetzung schon zu lange andauert, werden in Folge aber Bereiche geschädigt, die man nicht ersetzen kann. Hinter Tefi steht heute eine recht aktive Szene.

Wer schonmal eine Cassette aufgemacht hat, weiß, daß man sie ohne Vorbild kaum wieder wie original zusammenkriegt. Ich habe schonmal eine abgedudelte angebohrt, um Schaulöcher zu haben. Ein anderer Bekannter handelt auch mit sowas und ich darf dann immer....kannst du mal eben? ich muß das doch verkaufen können....

Ich schweife schon ab.

Sollte jemand mal spezielle Fragen haben, läßt sich sicher der Kontakt zu dem Sammler herstellen. Darum ging´s eigentlich.

Viele Grüße, Arnulf.
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@Jogi

...im Grunde sind wir uns einig - ich wollte das mit der eigensicheren
Zukunftstauglichkeit nur nicht uneingeschränkt so stehen lassen.

@Araso

Zitat:...Ebengenau darum hat man seinerzeit bei der Raumsonde Voyager eine Schallplatte (aus Metall) neben anderen Dingen über uns Menschen mit beigelegt.
Wobei diese Art von Platte a) besonders widerstandsfähig gegen
äussere Einflüsse ist (war), was bei einer Reise durchs All unabdingbar
ist... ...und b) eine Art "Bedienungsanleitung" in Form von
Piktogrammen beigelegen haben soll.

Thema Tefi: ...es gab wohl die Systeme "Tefiphon" und "Tefifon"*, beides
in Porz hergestellt, wobei Letzteres wohl das Schallband-System war.

Mit ein Grund für das Verschwinden dieses Systemes mag unter anderem
der exklusive Direktvertrieb in speziellen "Tefi-Läden" gewesen sein.
Nur dort gab es die Bänder und die Geräte zu kaufen (aber nichts
anderes...). Die Platte hingegen stand zu dem Zeitpunkt bereits auf viel
breiterer Basis. Um so erstaunlicher, daß C.Daniel (bzw seine
Nachfolger) es schaffte, sein System trotz des enormen Wettbewerbs
weit über 10 Jahre am Leben zu erhalten - die Anzahl der Tefiläden
soll zu Hochzeit sogar bundesweit über 200 betragen haben.

Weiteres nachzulesen ist hier: http://www.r-a-d-i-o-s.de/te/te.html
Interessant ist auch Seite 3 (te2) mit der Zeitabfolge.

Back to topic:

derzeitiger Stand bei TDK laut TDK-Media eu

http://www.tdkperformance.com/en-eu/Storage-Media/

...bei Sony

http://www.sony.de/product/am-audio-tapes

...bei Maxell

http://www.maxell.eu.com/Products/AudioV...Tapes.html

Bei Fuji und SK ist die Audiocassette nicht mehr gelistet.



Gruß

Peter

*...ein KC1-Koffergerät befindet sich in meinem direkten Dunstkreis,
voll funktionsfähig und von mir frevelhafterweise mit Cinch-Stecker
ausgerüstet, sodaß es problemlos an jedem neuzeitlichen Verstärker
angeschlossen werden kann.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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Zitat:PeZett postete
@Jogi

...im Grunde sind wir uns einig - ich wollte das mit der eigensicheren
Zukunftstauglichkeit nur nicht uneingeschränkt so stehen lassen.
Stimmt, und Dingen verschiedene Aspekte abgewinnen, andere Sichtweisen im Detail beifügen usw. ist auch immer willkommen.

Tefi:
Hier bei mir liefen eine zeitlang recht viele mit Tefifon ausgestattete Radio-Kabinette auf. Man kann fast sagen, alle Kabinette hatten Tefifone und keine Plattenspieler, die es ja auch in Radio-Kabinetten gab.
(Radio-Kabinett = normale Radioform mit Klappe oben drauf)

Aufnahmefähige waren nie dabei.
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...und da es nichts gibt, was es nicht gibt, hier noch
das:
http://www.amazon.de/MP3-Audioplayer-mit...00&sr=8-34

Wer also im Auto den Bandsalat fürchtet, kann sich hier helfen lassen.
Man achte auf die Piktogramme um die angedeuteten "Wickelkerne"
Ist das nicht goldig?Wink

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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Zitat:Matze postete
Falsch! Audio DATs gehen nur bis 3h Länge. Die längeren Längen kann nur der Streamer verarbeiten. Audio Recorder berechnen den Bandzug bei Längen über 3h falsch.
Hallo Matze,

prinzipiell hast Du natürlich Recht! Normalerweise nimmt man DAT mit 60 Metern Bandlänge (2h Spieldauer). Maximal dann 90 Meter (etwas über 3h Spieldauer). Ich habe aber eben mal einen Test mit einer 120 Meter-DAT-Kassette gemacht, das Ergebnis sieht man hier:

[Bild: esla_dat_120m.jpg]

Bei 4:14:51 endete dann die Aufnahme. Natürlich ist das ein Betrieb außerhalb der Spezifikationen des DAT-Recorders (SONY DTC-670).

Gruß Jens
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