Warum gibt es (fast) keine Tuner mit Kopfhörerausgang?
#1
Die Frage beschäftigt mich ohne konkreten Hintergrund: Warum gehört bei (stationären HiFi-)Kassettendecks, Tonbandmaschinen und (nicht mehr ganz neuen) CD-Playern ein Kopfhörerausgang zur Standardausstattung, während er aber bei Tunern (alt wie neu) so gut wie nie anzutreffen ist?
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#2
Hallo Timo,

man könnte vermuten, ein Tuner steht selten allein, wird entweder in Verbindung mit Verstärker oder Recorder benutzt. Und die haben einen Kopfhörerausgang.
Hier scheint für den Hersteller eine Sparmaßnahme also nicht negativ auffällig. Im Gegenteil: Welcher Kopfhörerbesitzer steckt seine Ohrenbeschaller schon andauernd um?

Zudem haben viele Hersteller modular gebaut. Da, wo ein Receiver einen Kopfhörerverstärker hatte, wird er in den getrennten Komponenten möglicherweise schon aufgrund der Konstruktion der Platinen / Halterungen automatisch dem Verstärker zugeordnet.

Zudem kann ein Empfänger durch einen eingebauten Verstärker gestört werden, benötigt also zusätzliche Abschrimung. Die kann ein Hersteller auch sparen, wenn er glaubt, die Ausstattung werde vom Kunden nicht gefordert.

Allerdings frage ich mich, ob Deine These überhaupt stimmt. Alle Tuner, die ich in Gebrauch habe - Grundig T9000, Hiletron 5050, Saba MD292 -, haben einen Kopfhörerausgang. Also eine (Neu-) Preisfrage? Wie andere Ausstattungen - Ratio-Mitteninstrument zum Beispiel - auch?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Weil TBs und Decks (zumindest als sie noch mit Mikrofoneingängen ausgestattet waren) auch mobil eingesetzt wurden und eine Aufnahmekontrolle ohne zusätzlichen Verstärker möglich sein sollte?

Vielleicht auch, weil mit CD, Tape und Tape Parties beschallt wurden und so ein Reihören möglich war ohne die aktive Quelle abzustellen? Die Variante, dass jemand zwei Tuner stehen hatte und mit dem zweiten die Sender abgerast wurden, bis partytaugliches aus dem Äther gefunden wurde, schien wohl auch vor Jahren zu abwegig.

niels


PS.
Mein Sony ST-5960 SD (wenn ich mir die Bezeichnung richtig gemerkt habe) hat auch einen Kopfhörerausgang (und Dolby, jaja).
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#4
Zitat:Matthias M postete
Allerdings frage ich mich, ob Deine These überhaupt stimmt. Alle Tuner, die ich in Gebrauch habe - Grundig T9000, Hiletron 5050, Saba MD292 -, haben einen Kopfhörerausgang.
Das sind alles Topmodelle von (damals) auf hochwertigkeit bedachten Firmen. Von Revox gab es auch 2 Tuner mit Kopfhörerausgang. B760 und B261. Aber deswegen war es lange nicht Standard. Tuner mit Kopfhörerausgang waren schon immer sehr selten.
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#5
Zitat:Matthias M postete
man könnte vermuten, ein Tuner steht selten allein, wird entweder in Verbindung mit Verstärker oder Recorder benutzt. Und die haben einen Kopfhörerausgang.
Schon, aber das ist ja kein Alleinstellungsmerkmal von Tunern. Auch die gängigen Frontlader-Kassettendecks und -CD-Player werden in den allermeisten Fällen an einem Verstärker oder Receiver betrieben worden sein, der seinerseits einen Kopfhörerausgang hatte.

Zitat:Zudem haben viele Hersteller modular gebaut. (...) Zudem kann ein Empfänger durch einen eingebauten Verstärker gestört werden, benötigt also zusätzliche Abschrimung.
Das klingt beides nachvollziehbar. Die Überlegung, daß es irgendwas damit zu tun haben könnte, daß Verstärker und Tuner ursprünglich meist zusammen in einem Gehäuse steckten und der Hersteller sie später einfach "aufgetrennt" hat, ging mir auch durch den Kopf.

Zitat:Alle Tuner, die ich in Gebrauch habe - Grundig T9000, Hiletron 5050, Saba MD292 -, haben einen Kopfhörerausgang.
Ich kann guten Gewissens behaupten, daß ich noch nie einen mit besessen habe. Bevor ich die Frage gestellt habe, habe ich auch mal die Google-Bildersuche nach Tunern von Marantz, Pioneer, Grundig, Sony und Yamaha bemüht und keinen mit Kopfhörerausgang ausmachen können. Erst später fiel mir dann noch Revox ein, und ich hatte mit dem bereits von Matze erwähnten B760 den ersten Treffer.

Zitat:niels postete
Weil TBs und Decks (zumindest als sie noch mit Mikrofoneingängen ausgestattet waren) auch mobil eingesetzt wurden und eine Aufnahmekontrolle ohne zusätzlichen Verstärker möglich sein sollte?
Das betrifft aber doch eigentlich (von seltenen Ausnahmen abgesehen) nur spezielle Modelle, die auch ansonsten für den mobilen Einsatz ausgerüstet waren? Bei den typischen europäischen Henkel-Deckel-Tonbandgeräten lasse ich das gelten, aber die Mehrzahl der japanischen Großspuler eignen sich doch schon aufgrund der Größe und der Abwesenheit von Tragegriffen kaum für's Herumtragen. Ähnlich sehe ich es bei den meisten Frontlader-Kassettendecks.

Zitat:Vielleicht auch, weil mit CD, Tape und Tape Parties beschallt wurden und so ein Reihören möglich war ohne die aktive Quelle abzustellen?
Das könnte allerdings ein wichtiger Grund sein.
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#6
Zitat:timo postete
...Schon, aber das ist ja kein Alleinstellungsmerkmal von Tunern. Auch die gängigen Frontlader-Kassettendecks und -CD-Player werden in den allermeisten Fällen an einem Verstärker oder Receiver betrieben worden sein, der seinerseits einen Kopfhörerausgang hatte....
Stimmt, aber bei Recordern war - im Gegensatz zum Tuner - ein Kopfhörerausgang wegen der Aufnahmekontrolle sinnvoll. Nicht jeder Verstärker hat eine Monitor-Schleife, und selbst bei Kombikopf-Recordern hat man früher die Möglichkeit der Vorband-Kontrolle als sinnvolles Leistungsmerkmal herausgehoben. Beim Tuner braucht man das nicht.

Und CD-Player? Ich denke, hier spielt die Möglichkeit des intensiven Musikhörens über Kopfhörer mit hinein. Insbesondere früher, als man alten Boxen abgesprochen hatte, digitale Musik adäquat wiedergeben zu können.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Gebraucht hab ich sowas noch nicht, aber manche Tuner haben wohl einen niederohmigen Leistungsausgang für Kopfhörer, und schließlich kann ja nur dieser gemeint sein.
Weil in früheren Jahren durchaus hochempfindliche, hochohmige Kopfhörer angeboten wurden, die an verhältnismäßig niederohmigen und womöglich gar regelbaren Tuner-Ausgängen durchaus auch ohne einen solchen Kleinleistungs-Endverstärker funktionierten.

Abhöranschlüsse an Rekordern und Mixern, die keine niederohmigen, leistungshungrigen Kopfhörer treiben konnten, gab es sogar noch bis weit in die 70er hinein. Nicht selten beschriftet mit Kleinhörer, Abhör-[Kopfhörerpiktogramm] usw.

Eigentlich kann man die Frage auch umgekehrt formulieren.
Wieso ist mit Umstellung auf leistungshungrigere, niederohmige, eine Mini-Endstufe benötigende Kopfhörer diese Mini-Endstufe nicht direkt in die entsperchenden Hörer eingebaut worden. Dies würde Sinn machen, könnte man doch so Elektronik und Hörer aufeinander abstimmen, und sich womöglich -zig Mini-Endstufen in -zig Geräten ohne native Leistungsendstufe sparen.
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#8
Zitat:Jogi postete
Wieso ist mit Umstellung auf leistungshungrigere, niederohmige, eine Mini-Endstufe benötigende Kopfhörer diese Mini-Endstufe nicht direkt in die entsperchenden Hörer eingebaut worden.
Ich vermute mal, weil der Kopfhörer dadurch schwerer werden und eine eigene Stromversorgung brauchen würde. Außerdem haben einfache Hörer auch meist keine lange Lebenserwartung. Da ist es schon ganz gut, wenn die Elektronik sich in der Signalquelle steckt und nicht jedes mal zusammen mit dem Kopfhörer entsorgt werden muss.
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#9
Ich will / muss mal wieder destruktiv argumentieren: es gibt unverkennbar auch "Mode"-Erscheinungen im Bau elektroakustischer Geräte. Dass dies nahezu gleichzusetzen ist mit "starkem Nachahmungstrieb", wird kaum zu bestreiten sein. Ein schönes Beispiel dafür gibt es beim Aufkommen der Fernsteuerungen für Verstärker: hier konnte nahezu alles "vom Sessel aus" eingestellt werden, nur nicht die Stereo-Balance - und diesen Parameter kann man wirklich nur vom Hörort aus einstellen. - Oder gibt es Gegenbeispiele?

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#10
Zitat:Friedrich Engel postete
Ein schönes Beispiel dafür gibt es beim Aufkommen der Fernsteuerungen für Verstärker: hier konnte nahezu alles "vom Sessel aus" eingestellt werden, nur nicht die Stereo-Balance
Die Klangregelung in den mir bekannten Fällen auch nicht. Ich denke mal, daß die Hersteller es aus Kosten- und Platzgründen vermeiden wollten, zu viele motorgetriebene Regler zu verbauen.

Beim Balance-Regler würde die Fernbedienbarkeit zwar technisch zweifelsohne Sinn machen, aber andererseits nutzen ihn die meisten Musikhörer kaum. An neuen Geräten im Niedrigpreissegment gibt es ihn bezeichnenderweise ja inzwischen oft gar nicht mehr.
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#11
Mein Vater ist früher mit seiner TC-366 zu Jazzkonzerten gegangen, um dort aufzunehmen.
Hatten früher alle Verstärker Kopfhörerausgänge? Denn aus TB-Gebrauchsanweisungen kenne ich den regelmäßigen Hinweis auf Kopfhörer zur Vermeidung von Rückkopplungen bei Mikrofonaufnahmen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#12
@niels:
früher hat man die Kopfhörerausgänge manchmal auf DIN-Buchsen gelegt und mit Kraftausgang oder dem zugehörigen Piktogramm (Doppelwelle) beschriftet. Grundig hat diese Buchse doppelt belegt, einmal für (Kraft)Verstärker (heute würde man je nach Belegung, denn die war auch nicht einheitlich, Booster, Vor-/Endstufen-Brücke, Drive oder Effektschleife dazu sagen) und einmal die verbleibenden PIN´s als Kopfhöreranschluß.

Außerdem schloß man oft die Kopfhörer über Familienstecker direkt an der Endstufe an. Das sind durchschleifende LS-Stecker-Buchsen-Kombinationen die y-mäßig auf einen Würfel-Fünf-Stecker verbinden.

@ timo:
Da war zu Röhrenzeiten sicher was dran, aber heute versteckt man einen kleinen SMD-Endverstärker notfalls im Klinkenstecker.
Sowas gibt´s bspw. - auf völlig anderem Gebiet jetzt - von Sony als komplette Aktivantenne mit rauschangepaßtem Antennenverstärker für Fernempfang auf Kurzwelle. Wer das geliefert bekommt, dem klappt möglicherweise erstmal die Kinnlade runter und er ruft unter Umständen erstmal an: "Der Stecker sit schon da, wann kommt jetzt der Antennen-Verstärker und die Antenne?"
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#13
Hallo,

...da stellt sich ja zunächst die Frage: warum überhaupt ein KH-Verstärker
in einem "Zuspieler"? Und da fallen mir spontan eigentl. auch nur folg.
Gründe ein: Vorhören, Aufnahmekontrolle, Anspielen. (Wobei die mindere
Qualität vieler KH-Kreise in TBs und Recordern m.M. auch keine andere
Verwendung zulassen.) Aber diese Verwendung lässt sich auf das "flüchtige"
Rundfunksignal ja kaum anwenden - folglich macht in meinen Augen
ein KH-Ausgang an einem Tuner am wenigsten Sinn. Und die meisten
User und Hersteller müssen es ähnlich gesehen haben. Und wenn´s kaum
jemand braucht, kann man es auch weglassen (= sparen).

Dass es dennoch Tuner mit KH-Verst. gab, ist unbestritten (aber seltener).
Hier hatten deutsche Hersteller wie so oft die Nase vorn aber mir fallen
auch einge höherwertige Tuner aus Japan ein, in denen die KH-Verstärker
sogar recht achtbar waren. (zB. Denon TU500).

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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