Scott - where innovation is a tradition. Die Neuen von '76
#1
Moin, moin.

Hilfe! Ich unterliege dem Zwang, Unsinn anzuschleppen, den ich eigentlich garnicht haben will, darüber zu schreiben, um zu legitimieren, das ich ihn angeschleppt habe, um ihn dann wieder weggeben zu müssen, weil er soviel Platz wegnimmt.
Kann mir nicht jemand diese Bürde abnehmen, damit ich mich endlich um die Dinge kümmern kann, die mir Spaß machen?!

Dienstag hat mich also ein Anhänger voll Spielzeug erreicht. Beim Buddeln darin, seien wir ehrlich: schon beim Aufpacken, bin ich auf eine klassische Tuner-Verstärker-Kombination gestoßen. Was junge Leute heute so „klassisch“ nennen.

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Da ich kürzlich das Thema am Wickel hatte Sansui, komme ich natürlich nicht umhin, meine Neuentbuddelten hier zu thematisieren, denn ihr Hersteller war für Khosaku Kikuchi, dem Gründer von Sansui, ursprünglich eine der Referenzen gewesen, an der er sich orientierte, die er zu überflügeln sich vorgenommen hatte.
Warum? Das machen einige Fans der Marke in einem Internet-Forum deutlich: http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-15938-1.html

Meine beiden Silberlinge könnten aus den USA stammen. Oder aus Japan, denn sie datieren auf die späten Siebziger Jahre, als in den USA eigentlich kaum noch etwas hergestellt wurde, was „high fidel“ bezeichnet werden kann, sich aber nicht extrem hochpreisig nennen darf. Die Scott waren zwar teuer, aber eben nicht exorbitant.
Sie gehören zur dritten von vielleicht vier Generationen an Geräten der einstigem Edelmarke und HiFi-Pioniere. Die erste Generation „Scott“ waren die klassischen Röhrenverstärker und -Tuner, die zweite die „Solid State“ genannten Transistorgeräte eigener Entwicklung, die dritte waren die Komponenten der Marke, die unter den neuen Hausherren entwickelt worden waren, und schließlich die vierte Generation sind die heutigen „Scott“.

H.H. Scott, die Marke geht auf den im Jahre 1909 geborenen Hermon Hosmer Scott zurück. 1947 gründete er seine Firma unter seinem Familiennamen, und machte seine Initialen zum Markenzeichen um das Unternehmen von der E.C. Scott Radio aus Chicago zu unterscheiden.

Scott studierte am MIT in Cambridge, machte dort seinen Bachelor und 1931 seinen Master, promovierte später am Lowell Technology Institute. In den frühen Sechziger Jahren wurde er Gastredner an der Tuck School of Business Administration. Scott war Mitglied des Institute of Electrical and Electronics Engineers, der Acoustical Society of America, des AES Board of Governors und ab 1962 Präsident der Audio Engineering Society.
Im Jahre 2000 wurde der nach langer Krankheit am 13.04.1975 verstorbene Scott, posthum, von der Consumer Electronics Association wegen seines „signifikaten Beitrages für die Welt“ als einer der ersten fünfzig Auserwählten mit der Aufnahme in die Consumer Electronic Hall of Fame geehrt.

Mr. Scott begann seine berufliche Laufbahn während seines Studiums bei den Bell Telephone Laboratories im Bereich Tonfilm und Radio. Im Jahre 1931 wechselte er zur General Radio Company, wo er als Verkaufs- und Entwicklungs-Ingenieur für Audio- und Radioprodukte arbeitete.
1946 gründete Scott die Technology Instrument Corporation, die als erstes Produkt den Dynamic Noise Supressor Type 910-A auf den Markt brachte, der die rauschfreie Übertragung von Platten- und Tonbandaufnahmen ermöglichen sollte. Der DNS war nicht nur bei den Radiostationen und Musikproduzenten ein großer Erfolg, sondern konnte auch an verschiedene Rundfunkgeräte-Hersteller lizensiert werden.

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Schon 1947 gründete Scott, in einer alten Schuhfabrik in Cambridge, die H.H. Scott, Inc., mit dem Ziel, die wachsende Gruppe privater HiFi-Enthusiasten in den USA mit hochwertigen Geräten zu versorgen, während die TIC weiterhin den professionellen Markt bedienen sollte. Der erste Scott HiFi-Mono-Verstärker war der 210A mit einem auf eine Drei-Röhren-Schaltung vereinfachten DNS.

Die H.H. Scott entwickelte sich in den Fünfziger und Sechziger Jahren, neben The Fisher, zur bekanntesten HiFi- und später Stereo-Marke der USA; das Image von Scott war deutlich über dem von beispielsweise Marantz angesiedelt, der eher als Massenhersteller galt. Scott stand für edles Design und hochwertige Verarbeitung. Scott stand aber auch für beste Qualität und technischen Fortschritt.
Über 150 Patente bestätigen die technologische Führerschaft von Scott, die meisten davon auf der Basis der Arbeit des am 22.01.1925 in New York geborenen und 1951 am MIT graduierten Elektro-Ingenieurs Daniel R. von Recklinghausen, seit 1955 chief research engineer der Harmon Hosmer Scott, Inc..
Beispielsweise führte die Firma 1955 den ersten Breitbandtuner und den ersten Plattenspieler mit Stroboskop-Überwachung der Tonhöhenregelung und mit einer isolierenden Trennung der Mechanik von Antriebsmotor und Tonarm ein. Bereits 1957 begann Scott mit der Aufnahme erster Stereo-Schallplatten und entwickelte das FM-Matrix-Verfahren, mit dem aus zwei getrennten Mono-Signalen eine UKW-Stereo-Übertragung generiert werden konnte. 1958 erschienen erste Stereomaster-Stereogeräte, 1961 der erste Stereo-Multiplex-Tuner und Mitte der Sechziger Jahre bekamen Scott-Verstärker einen Zusatz-Ausgang, an dem ein aus den Stereo-Kanälen generiertes Matrix-Signal anlag, das über eine externe Endstufe an eine Center-Box ausgegeben werden konnte.
1966 führte Scott als erster HiFi-Hersteller Feldeffekt-Transistoren in UKW-Tunern ein, baute den ersten IC-bestückten Receiver, 1969 den ersten Receiver mit Quarz-Kristall-Tuning und später den ersten digital Frequenz Synthesizer Tuner der Welt.

Eine Auflistung der Innovationen aus der Ära von Von Recklinghausen finden Interessierte hier: http://hhscott.com/vonrecklinghausen.htm

Doch gegen die asiatische Konkurrenz konnte das Unternehmen nicht bestehen. Agierte Scott zu Zeiten der Röhrentechnik eher wie ein Kleinserien-Hersteller, der erst dann ein neues Produkt auf den Markt brachte, wenn er etwas Relevantes entwickelt hatte, setzte der Umstieg auf die Transistortechnik die Firma, die sich eben nicht, wie zum Beispiel MacIntosh, allein auf eine hochpreisige Nische spezialisiert hatte, der ungehemmten Konkurrenz von Sansui, Yamaha & Co. aus.
Schon in der Februar-Ausgabe von 1973 berichtete POPULAR SCIENCE, bereits seit 1968 sei die H.H. Scott, Inc., in finanziellen Schwierigkeiten gewesen. Inzwischen sei Scott nicht mehr liquide, hätte alle Fabriken schließen und alle Beschäftigten entlassen müssen. Kurz nach Abschluß der Lizenz-Vereinbarung mit Columbia-Records über die Nutzung des SQ-Quadro-Verfahrens im August, hatte Scott im November 1972, so BILLBOARD, für seine Firma den Schutz nach „Chapter Eleven“ beantragt.
Bei Aktiva von $ 4,1 Mio. plagten Scott Verbindlichkeiten in Höhe von $ 5,76 Millionen. Während die Aktiva zum größten Teil als Sicherheiten hinterlegt waren, fehlte der Firma die Liquidität, einen staatlich verbürgten Kredit über $2,8 Mio. zu bedienen. Zudem hatte Scott den Fehler gemacht, sich bei einem Kaufinteressenten für seine Firma, dem Consumer-Electronic-Konzern Eastern Air Devices, Geld zu leihen, das er eigentlich mit Stammaktien hatte zurückzahlen wollen. Doch deren Wert rutschte in den Keller.
Noch bevor The Fisher 1975 an Sanyo verloren ging, verlor die H.H. Scott 1973 ihre Unabhängigkeit: „A pioneer high-fidelity company, H.H. Scott, ist back in business. The company went bunkrupt recently (...) but has now been acquired by a European outfit, Syma International of Brussels, and is again in production.“ (Popular Science).
Syma, europäischer Distributor für Scott, hatte den Aktionären ein Angebot über 12,5 Cent pro Dollar für die Übernahme des Unternehms vorgelegt und mit einer Kreditlinie über 2,5 Millionen Dollar bei Scotts Hausbank unterlegt, auf das sich die Familie Scott und die Eastern Air Devices, bereits eingelassen hatten, als Symas Vorstand Clement Levy mit einem Nachschlag von 25.000 $ auch die übrigen Aktionäre überzeugen konnte.
Hermon Hosmer Scott gab die Leitung des Unternehmens ab (Weekly Television Digest) und die Firma H.H. Scott begann schon im Januar 1973 wieder damit, Arbeiter anzuheuern, um, in der Hoffnung einer schnellen Einigung, mit der Erledigung des aufgelaufenen Auftragsvolumens über 3 Mio $ beginnen zu können. (Billboard)

War die Zahl der Händler, mit denen Scott in den USA in Geschäftsbeziehung stand, nach der Pleite auf kaum sieben Stück gesunken, gelang es der Firma bis Ende September 1973 95 Vertriebsvereinbarungen in 22 Staaten der USA zu schließen und peilte insgesamt 200 Distributionen an.
Als Mittel des Marketings, das offensichtlich bei Händlern wie Kunden gleichermaßen gut ankam, legte Scott den Finger auf die Wunde, auf den Grund für die Pleite, und forderte mit einer Promo-Tour durch das Land auf: „Buy American!“ Auch die Scott-Händler nahmen das Thema „Made in America“ auf und machten ihrerseits Werbung für Scott.
Das Werbekonzpt blieb auch für die nächsten Jahre erhalten.

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Die Top-Modelle einer neuen Zeit
Meine beiden Silberlinge stammen aus der „Solid State“ genannten Generation der Scott-Transistorgeräte. Weiterhin waren Scott-Geräte in der Oberklasse beheimatet. Meine Kombination, die Topmodelle ihres Jahrgangs, die 1976 erstmals in Deutschland beworben worden waren, kostete im Paket um 1.700 Mark. Für den Normalbürger eine Menge Geld.

Mr. Scott war bereits verstorben und auch das alte Entwicklerteam um Von Recklinghausen hatte die Scott, Inc., längst verlassen – der ehemalige Chefentwickler war inzwischen als Vice President of research and development bei KLH / Burwen Research (the sound engineering magazine, Band 12, 1978) tätig.
Syma war Hausherr bei Scott und sorgte dafür, daß die ehemalige Philosophie des forschungsorientierten Unternehmens, das sich früher durch Neuentwicklungen definiert hatte, von einer eher ökonomischeren abgelöst wurde. Meine A436 und T526 sind Zeichen dieser neuen Philosophie, bei der eine Produktlinie nicht wegen neuer Entwicklungen, sondern als Teil einer Marketing-Strategie konzipiert wurde. Technologisch „neu“ ist hier nichts. Sauber konzipiert hingegen ist eine Menge.

Die Verstärker und Receiver zeichnen sich nicht nur durch ihr schönes Aussehen aus, sie verfügen darüber hinaus auch über exzellente Klangeigenschaften. (…) Es wurden bei der Herstellung der HiFi Geräte nur Bauteile höchster Qualität verwendet. Da die Produktion der HiFi Geräte überschaubar war, sind die Geräte mittlerweile Raritäten ...“, so hifi-studio-de
Immerhin schient es also, der neue Kurs war nicht von Nachteil

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Ein erster Blick. Mit dem individuellen, edlen Design früherer Scott-Modelle haben diese Geräte nichts mehr zu tun. Auch von dem weiterhin im Programm befindlichem „Digital“-Tuner unterscheiden sich diese Komponenten deutlich.
1976 – neue Produkte, neues Design, neue Technik.“ verkündet eine Werbung in der Ausgabe vom Januar 1976 der FONO FORUM.
Positiv formuliert würde man sagen, das „neue Design“ entsprach dem Zeitgeist. Kritisch formuliert könnte man feststellen, es entsprach dem Einheitsdesign der asiatischen Mittelklasse. Von diesem heben sich die Scott allerdings in zumindest einem Detail ab: Die fast perfekte Abstimmung der beiden Komponenten aufeinander: Steht der Tuner auf dem Verstärker, so erkannt man kaum, wo das eine Gerät aufhört und das andere anfängt. Regler und Schalter entsprechen einander in Größe, Form und Gestaltung, liegen teilweise sogar exakt übereinander angeordnet.

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Ob die Geräte in den USA gefertigt worden sind, mag ich nicht entscheiden; ich schätze: Nein; es gibt Quellen, die berichten die Firma Roland (Rotel) hätte für Scott (ebenso für Harman, Supersope etc.) gefertigt. Ein „Made in“ steht jedenfalls, im Gegensatz zu früher, nicht drauf. Allerdings schätze ich, die Konzeption stammt weiterhin von Scott.
Im HiFi-Forum wird eine Ähnlichkeit des Aufbau des Scott- mit einem Eagle-Verstärker proklamiert (http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-12704.html). Aha.
Offensichtlich ist, bei der Beschriftung auf der Rückseite beider Geräte weicht der für die Marken-Definition verwendete Schriftfont deutlich von dem der Technischen Beschriftung ab. Üblicherweise ein Zeichen einer OEM-Fertigung, bei der ein Bauteil erst nach der Produktion für den Kunden individualisiert wird. Aha? Verschiedenfarbige Platinen weisen auf ihre unterschiedliche Herkunft hin. Aha? Die verwendeten Bauteile, zum Beispiel der Drehko von Alps, Potis von Toko, Elkos von Rubycom, stammen meist aus asiatischer Fertigung.
Der erste Blick auf das entblöste Innere der beiden Geräte zeigt allerdings so wenig wilde Verdrahtung, daß man kaum an eine asiatische Konstruktion, erst recht nicht an eine Zusammenstellung von Vorprodukten verschiedener Zulieferer glauben mag. Aha?

Was bleibt, ist der hochwertige Eindruck, den die Scott hinterlassen; im Detail hochwertiger als die genannte asiatische Mittelklasse, egal unter welchen Markennamen sie auch auf den Markt gelangt war.

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Dazu trägt auch die Ausstattung der beiden Komponenten bei. Natürlich – doch das war Standard – fässt sich nichts als Plastik an: alle Schalter und Räder sind aus Metall und die Frontplatte solide. Der Lautstärkesteller ist rastend ausgeführt, was eine reproduzierbare Einstellung ermöglichen soll.
Ungewöhnlich sind die vier Schieberegler: Höhen und Tiefen lassen sich kanalgetrennt über nominell +/- 12 dB – in Wirklichkeit sollen es knapp über 10 dB sein – einstellen. Auch im Schiebeweg der Steller finden sich Rastungen. Auch diese Bauform der Regler soll dazu dienen, die Einstellung gut ablesen und einfach reproduzieren zu können.

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Die Anordnung der wichtigsten Bedienelemente ist ergonomisch ausgeführt. So liegt der Lautstärkesteller, unübersehbar, in der Mitte des Verstärkers und ist auch durch seine Größe hervorgehoben. Der Balanceregler, etwas kleiner, ist unter ihm gelegen und auch dadurch unverwechselbar.
Die Klangregler sind schon allein durch Ihre Bauform eindeutig identifizierbar; jeder Regler ist groß genug und weit genug von seinen Nachbarn entfernt, um sicher gegriffen werden zu können. Ein deutlicher Unterschied zu „modernen“ Geräten, bei denen seit den Achtzigern die immer weiter schrumpfenden Regler nicht etwa die Verbesserung der Handhabbarkeit als Ursache hatten, sondern natürlich den Kostendruck: kleiner ist billiger, Plastik ist billiger. Und weil billiger damals nicht „in“ war, hat man es als „modern“ verkauft. Heute ist „Geiz“ modern, also auch „schlechter anfassbar“ und „Plastik“, aber es heißt ja inzwischen auch, die Bürger wären im Durchschnitt dümmer geworden.

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Neben der stufenlosen Klangregelung bietet der Scott noch drei Schalter mit festen Programmen für die Klangbeeinflussung: Mit „Loundness“ ist die sogenannte „gehörrichtige Lautstärkekorrektur“ gemeint, mit der die Betonung bestimmter Frequenzbereiche an das menschliche Hörvermögen bei geringen Abhörlautstärken angepasst wird. Ein Höhenfilter soll Rauschen beim Abspielen von Schallplatten und beim Radiohören unterdrücken, ein Tiefenfilter soll Rumpeln von Schallplatten und störende Bässe reduzieren, falls der Nachbar schlafen will.
Entsprechende Effekte lassen sich natürlich auch mit der normalen Klangregelung erzeugen, nur nicht so einfach, durch Tastendruck ein- und vor allem wieder abschalten.

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Die Endstufe des Scott leistet 2x 49 Watt an 8 Ohm Nennscheinwiederstand. Bei Boxen mit 4 Ohm Impedanz sind es 2x 65 Watt. Die Leistung läßt sich auf zwei Lautsprechergruppen verteilen und die Leistungsabgabe über ein in Prozent geeichtes Paar Wattmeter kontrollieren.
Die Lautsprechergruppen sind einzeln, durch Druckknöpfe schaltbar, so daß sie auch beide stumm geschaltet werden können, falls ein Kopfhörer an der einen 6,3 mm-Klinkenbuchse auf der Frontplatte zum Einsatz kommen soll.
Für die Absicherung der Boxen ist je eine einzelne Schmelzsicherung für den linken und den rechten Kanal von außen erreichbar. Eine „elektronische Überlastschaltung“ wurde ebenfalls beworben.

Nicht ganz alltäglich ist die Option der Auftrennung von Vor- und Endstufe, die zum Beispiel das Einschleifen eines Equalizers, eines Rauschunterdrückungssystems, eines Raumklang-Adapters, oder die die Benutzung beispielsweise einer alternativen Endstufe ermöglicht.

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Der Verstärker kann, auch das ist nicht gewöhnlich, in verschiedenen Betriebsarten eingesetzt werden. Der „Mode“-Drehschalter erlaubt die Auswahl zwischen „Stereo“, seitenverkehrtem Stereo, linkem oder rechten Kanal in Mono-Wiedergabe, oder der monauralen Wiedergabe beider Kanäle zusammen.

An Anschlüssen bietet der Scott verhältnismäßig viele Optionen: Zwei Mikrofonbuchsen an der Front, die Werbung sagt dazu, sie ermöglichen den Betrieb als „130 Watt Gegensprechanlage“. Dazu verf'ügt der Scott über je zwei Paar Chinchbuchsen für Plattenspieler (MM), Hochpegel und Monitor. Eines der beiden anschließbaren Aufnahmegeräte läßt sich auch per DIN-Stecker verbinden.

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Die Quellwahl erfolgt an der Front per Drehschalter, die Wiedergabe der Recorder wird per Monitor-Kippschalter initiiert. Die Hinterbandkontrolle ist eigenwillig, über drei Kippschalter gelöst: Ein Wechselschalter aktiviert den einen oder anderen Monitor-Eingang. Über den Kippschalter „Norm“ wird entschieden, ob das aktive Gerät ein Zuspielgerät ist, von ihm also auch aufgenommen werden kann („Copy“), oder eine Hinterbandkontrolle möglich sein soll. Der dritte Schalter wechselt zwischen Vor- und Hinterband.

Lustig in diesem Zusammenhang, Zeitgeschichte live: Das Anschlußbild in der Bedienungsanleitung des Verstärkers kennt natürlich noch keinen CD-Player als mögliches Quellgerät. Stattdessen zeigt es ein Cassette Deck als Zuspieler für die „Aux“-Buchse. Wohlgemerkt nicht als Aufnahmegerät! Dafür sollte man Spulen-Bandmaschinen anschließen.

Die Stromversorgung beider Scott erfolgt mit Hilfe einer dreipoligen Kaltgerätebuchse. Die bei mir beiliegenden Kabel enden in einem zweipoligen Eurostecker!? Na so was! Der Verstärker bietet zudem zwei zweipolige Buchsen für die Stromversorgung externer Geräte von 150 Watt. Eine der Buchsen ist dauerhaft unter Strom, die andere erst dann, wenn der Verstärker eingeschaltet wird. Beiden Scott ist eine von außen erreichbare Netzsicherung gemein, die je nach Netzspannung, bei 110/120 Volt oder 220/240 Volt, angepaßt dimensioniert werden muß.

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Während der Kontakt des Verstärkers zu seinen Boxen über Klemmterminals realisiert ist, weist der Tuner neben der über zwei Achsen verstellbaren Ferrit-Antenne Schraubklemmen für die Verbindung mit seinen externen Antennen auf. Mein Gerät zeigt eine Beschriftung mit 75 Ohm und 300 Ohm für UKW. Das stimmt mit der Prospektangabe überein. Das HiFi-Jahrbuch nennt 240 Ohm für den symmetrischen Eingang, ein französischer Testbericht und die Anleitung nennen „60/75“ und „240/300“.
Daneben bietet der Scott Tuner natürlich Cinch-Buchsen für die Anbindung an den Verstärker. Allerdings zwei Paar: Eine mit festem Wert, die andere regelbar. Zusätzlich, und auch das ist wiederum ungewöhnlich, bietet der Empfänger einen weiteren Ausgang an der Front für den direkten Anschluß eines Recorders per 6,3mm Klinkenstecker. Das hat zwei Vorteile: Der eine ist die bedarfsweise Möglichkeit der Ankuppelung eines mobilen Recorders, ohne daß der Tuner aus dem Regal gezogen werden müsste, der andere ist das Ausschalten möglicher Störungen durch den Umweg über einen Vorverstärker oder Vollverstärker. Ganz praktisch läßt sich auf diesem Wege auch ein dritter Recorder, der am Verstärker keine Aufnahmebuchse mehr vorfindet, mit dem Rundfunksignal versorgen.

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Der T526 ist ein analoger Tuner mit 4fach-Drehkondensator von Alps, einer 3-Transistor- und 2-IC-Verstärker-Stufe mit Keramikfilter im ZF-Teil und PLL-Decoder im MPX-Teil.
Es hat den Tuner in der Grundversion als 2-Band Empfänger für UKW und Mittelwelle, aber auch als Modell „L“ mit zusätzlichem LW-Band (150-350 kHz) gegeben.

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Die Wahl des zu verwendenden Bandes erfolgt über einen Drehschalter an linken Geräterand; zwei beziehungsweise drei Lämpchen zeigen alternativ das gewählte Band. Das eigentliche Abstimmrad sitzt, durch seine Größe hervorgehoben, zentral auf der Frontplatte.

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Die beleuchtete analoge Skala weist neben der Frequenz- noch eine logarithmische Einteilung auf. Zudem ist ein Indikator für den Stereoempfang in rot leuchtender Klarschrift vorhanden.
Die Kontrolle der optimalen Abstimmung erfolgt über ein Ratiomitten- und ein Feldstärke-Instrument.
Die Beleuchtung der Anzeige läßt sich auf Knopfdruck um eine Stufe dimmen.

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Eine Mono-Umschaltung ermöglicht den Empfang schwach einfallender Sender, Filter für das Multiplex-Signal und AM lassen sich bei Bedarf schalten. Der MPX-Filter hat nebenbei die Funktion, die Stereokanaltrennung bei hohen Frequenzen zu reduzieren. Muting ermöglicht die Unterdrückung von Störgeräuschen zwischen den Sendern bei der Sendersuche.

Als eigentlich für den amerikanischen Markt konzipierten Empfänger weist den Scott die Option der Umschaltung der Deemphasis auf.
Bei UKW-Sendungen kommt es üblicherweise zu höherfrequente Einstreuungen, die sich als Rauschen und Zirpen störend bemerkbar machen. Um diese Störungen zu reduzieren, werden die hohen Frequenzen beim Senden nichtlinear angehoben, das Signal später von dem empfangenden Tuner wieder entzerrt, die Höhen also durch einen Tiefpassfilter abgesenkt, und Rauschanteile und ähnliche Störungen damit ebenfalls in der Amplitude reduziert. Die Verbesserung des Signal-Rauschverhältnisses (SNR) beträgt im hierzulande eingesetzten Verfahren etwa 12 dB.
Natürlich müssen Akzentuierung (Präemphase) und Deakzentuierung (Deemphase) aufeinander abgestimmt sein. Im europäischen UKW-Sendebereich beträgt die vereinbarte Zeitkonstante 50µs, woraus sich eine Grenzfrequenz des Tiefpassfilters von 3.183 Hz ergibt. In Nordamerika beträgt die vereinbarte Zeitkonstante 75µs, damit eine Grenzfrequenz von 2.122 Hz.
Werden für den europäischen Markt produzierte Empfänger in Nordamerika eingesetzt, klingen sie höhenbetont und weisen eine schlechtere SNR auf, weil die Höhen durch den Tuner nicht hinreichend abgesenkt werden. Für die USA produzierte Tuner werden in Europa eher dumpf klingen, weil sie die Höhen zu stark reduzieren.
Der Scott erlaubt die Umschaltung der Zeitkonstante zwischen 50 und 75 µs am Heck, ist somit also in Europa wie in Nordamerika gleichermaßen einsetzbar. Zudem läßt sich das Gerät mit einem Druckknopf an der Front zwischen 25µs (Grenzfrequenz 6.366 Hz) und dem hinten gewählten Wert umschalten. Die zusätzliche Option war wohl in der Erwartung von Dolby-FM-Rundfunk gedacht. Hat sich erledigt.

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Die Ausstattung der beiden Scott macht sozusagen auf den zweiten Blick deutlich, daß sich diese Geräte vom Durchschnitt abheben. Dabei verzichtet der Hersteller auf Merkmale, bei denen man sich fragt, wer sie eigentlich gebrauchen soll, hat dafür Details im Programm, die sich bei anderen Geräten nicht so leicht finden lassen.
Natürlich wird insbesondere der deutsche Verbraucher am Tuner AFC und die gewohnten, mechanischen Festsenderspeicher vermisst haben. Tatsächlich werden allerdings nur wenige deutsche Verbraucher überhaupt gemerkt haben, das es die Scott gab, denn diese Marke war hierzulande doch eher selten anzutreffen, so daß die genannten Verbraucher eigentlich auch nichts vermisst haben dürften. Für den amerikanischen Markt, mit seiner Vielzahl und mit seiner viel stärkeren Dominanz von Mittelwellen-Sendern, wird das hierzulande verbreitete Modul mit fünf UKW-Festsenderspeichern ebensowenig einen Sinn ergeben haben, wie ein AFC.

Der französische Tester der HIFI STEREO zeigte sich in der Ausgabe vom Oktober 1976 anlässlich eines „500-Stunden-Tests“ sehr angetan vom Tuner, der eine ideale Ergänzung des Verstärkers sei. Das Gerät sei sauber konzipiert und verdrahtet, das Metall zum Rostschutz veredelt, die Verarbeitung entspräche der Tradition von Scott. Eine besondere Erwähnung verdiene der hochwertige Drehkondensator.

UKW-Empfang sei zwischen 86,9 und 109,2 MHz möglich. Die Empfindlichkeit, mono, läge mit 0,8µV (an 300 Ohm, 1µV an 75 Ohm) bei 26 dB Signal-Rauschabstand (SNR) auf einem normalen Wert. Als gut empfand das Magazin den störungsfreien mono-Empfang bei 2µV und 38 dB SNR (an 300 Ohm).
Jeweils als „sehr gut“ bewertete die HIFI STEREO die Stereoschwelle von 4µV bei 52 dB SNR, die Kanaltrennung von 41/40 dB bei 1000 Hz und die SNR von 74 dB (bewertet) beziehungsweise 60 dB (unbewertet) bei 1000µV Eingangsspannung. Die Capture Ratio von 2 dB war dem Tester das Attribut „excellent“ wert.
Die Mutingschwelle wurde bei 10µV und einer SNR von 56 dB gemessen. Ein brauchbares Signal sollte 50µV betragen und erreiche 56 dB SNR. Der Klirrgrad (THD) wurde mit 0,7% bei mono und 0,9% bei stereo-Empfang festgestellt, der Frequenzgang mit 20 bis 17.000 Hz +/- 1,5 dB gemessen (deemphasis 50 µs); die Entzerrung sei zufriedenstellend und der 19kHz-Pilotton werde gut unterdrückt.

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Innenansicht
Beide Scott basieren auf dem gleichen Gehäuse mit exakt den selben Abmessungen. Beide Scott werden durch ein U-förmigen Blechdeckel verschlossen, der an jeder Seite mit zwei Schrauben befestigt ist. Beide Scott haben eine Bodenplatte, die mit neun beziehungsweise zehn Schrauben an Chassis und Rückwand befestigt ist.

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Darunter tritt eine typisch amerikanische Chassis-Konstruktion zu Tage, die ihren Sinn aus der bis zur Mitte der Siebziger Jahre durchaus verbreiteten Wand- oder Möbelinstallation von HiFi-Geräten gezogen hatte.
Wandinstallation? Wer jetzt fragt, kuckt nicht genügend amerikanische Fernsehserien! In den „Staaten“ sind zumindest Innenwände in der Regel nicht gemauert oder geschüttet, sondern hohler Leichtbau, in denen sich Versorgungsleitungen genauso unterbringen lassen, wie HiFi-Geräte. Ein Beispiel zeigt das Bild einer amerikanischen Werbung aus der Zeitschrift „Ebony“, das ich in dem Thread zum Uher CG360 gepostet habe (http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...did=10980().
Vorteil des Blech-Chassis ist die Möglichkeit, Elemente oben und unten, getrennt durch das isolierende Metall, aufzubauen. Ernsthaft an einen Einbau mag bei der Konstruktion dieser Scott niemand mehr gedacht haben, denn anders wäre die massiven, hoch aufragenden Rückwände, mit ihren vielen Anschlüssen, kaum zu erklären.

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Beide Geräte zeigen einen großzügigen und sauberen Aufbau. Freilich meist mit direkt in der Platine verlöteten Kabeln, sowie ungesockelten ICs. Die Platinen sind in englischer Sprache beschriftet und zeigen die übliche Mischung internationaler Bauteile.
Im Verstärker sind, wenn ich richtig entziffere, vier Transistoren 2N4315 verbaut. Die beiden großen Elkos haben jeweils 6800µF Kapazität. Der Dreh-Kondensator des Tuners stammt von Alps.

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Etwas Praxis
Persönlich kann ich mit dem kühlen Design und dem „Halleffekt“ beim Drücken der Schalter dieser Scott wenig anfangen, bin aus ihrer Zeit eher auf „Softline“ und auf Holzgehäuse konditioniert. Allerdings war ihr Design Mitte der Siebziger Jahre internationaler Standard und ein Grund dafür, daß hiesige Händler versuchten, die Gestaltung einheimischer Geräte als „altbacken“ abzuqualifizieren.

Nach etwa vierunddreißig Jahren regelmäßigen Betriebs in erster Hand (nicht meiner) kann ich sagen, alle Regler und Schalter machen den Eindruck, sie bewegen sich wie am ersten Tag. Nichts macht einen verbrauchten Eindruck, alles wirkt solide und für die Ewigkeit konzipiert.
Die Verarbeitung ist bis ins Detail exakt, die Anordnung der Bedienelemente stimmig. Alle Funktionen erklären sich, ein wenig Grundlagenwissen vorausgesetzt – was ist Deemphasis und warum muß man sie umschalten können? -, von selbst.

Die Ergonomie ist klasse. Die Verarbeitung ist sehr gut. Das Design ist zumindest konzeptionell gelungen. Was bleibt, ist das Fehlen der Einzigartigkeit, die die Scott früherer Zeiten ausgemacht haben. Ein wenig zuviel „japanisches Standard-Design“, dafür zu wenig Nobless und Individualität. Waren die Marantz schöner? Zumindest waren sie deutlicher identifizierbar. Allerdings wurde auch Marantz verkauft. Ebenso The Fisher. Eigentlich blieb von den großen amerikansichen Herstellern nur Harman. Und der nicht als Hersteller, zumindest nicht als Hersteller im eigenen Land.


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Technische Daten A436 (HiFi Jahrbuch Nr. 8)
Eingänge:
-Phono I+II: 2,5 mV / 47 kOhm, Overload: 60 mV max.Input Signal (IHF): 42 dB (Service-Anleitung)
Mikrofon I+II: 6 mV / 47 kOhm
Hochpegel (Radio + Aux): 200 mV / 60 kOhm (150 mV / 60 kOhm lt. Prospekt, 160mV lt. Service-Anleitung)
Monitor I+II: 200 mV / 60 kOhm
Ausgänge:
-Aufnahme Cinch: 200 mV / 100 kOhm
-Aufnahme DIN 60 mV / 100 kOhm
-Lautsprecher: 2 Paar 4-16 Ohm, abschaltbar
-Kopfhörer 8-2000 Ohm
Phonoentzerrung: RIAA, 20-20.000 Hz +1 / -3 dB (Service-Anleitung)
Sinusleistung: 2x 65 Watt an 4 Ohm bzw. 2x 49 Watt an 8 Ohm
Sinusleistung RMS an 8 Ohm: 2x 42 Watt pro Kanal (20-20.000 Hz, <= 0,3% THD), 2x 48 Watt pro Kanal (1kHz, <= 0,3% THD)
Klirrgrad an 1 kHz: 0,3 %
Intermodulation 250Hz/8000Hz, 4/1 bei Nennleistung: 0,15%, 0,05% bei 0,5W bis Nennleistung (lt. Service-Anleitung)
Frequenzgang über alles: 15 - 35.000 Hz +/- 2dB
Fremdspannungsabstand bez. auf Vollaussteuerung: 70dB Phono/Mic. bzw. 80 dB Hochpegel (75/85 dB lt. Prospekt), SNR Phono 60 dB, Mic: 65 dB, Aux 75 dB (Service-Anleitung)
Übersprechdämpfung: 45 dB bei 1 kHz bzw. 35 dB bei 10 kHz (Service-Anleitung)
Balance: 0 bis Vollaussteuerung
Klangregler: 100 Hz +/- 10,5 dB (12 dB lt. Aufdruck), 10kHz +/- 10,7 dB (12 dB lt. Aufdruck)
Höhenfilter. 3,5 dB bei 10 kHz +/- 1dB
Tiefenfilter: 7,5 dB bei 100 Hz +/- 1dB
Gehörrichtige Lautstärkekorrektur: 3,5 dB bei 10 kHz und 7,5 dB bei 100 Hz, +/- 1 dB, abschaltbar
Muting: 20 dB +/- 2 dB
Elektronische Überlastschutzschaltung: Ja
Abmessungen: 400 x 142 x 325 mm
Gewicht: 10,2 kg
Netzspannung: 100, 120, 220, 240 Volt, 50/60 Hz
Neupries: 900 D-Mark
Besonderheiten: 2 doppelte Tape-Monitor, 2 logarithimscvhe Anzeige-Verstärker für die in Prozent geeichten Wattmeter, -20 dB Mutingschalter, Modeschalter, getrennte Klangregelung pro Kanal, die wie der Lautstärkeregler in Rastschritten – reproduzierbar – regelbar sind

Technische Daten T526 (HiFi Jahrbuch Nr. 8, Prospekt, Service-Anleitung, Anleitung)
Empfangsbereiche: 87,5 bis 108 MHz UKW, bzw. 535 bis 1604 kHZ MW, und ggf. 150 bis 350 kHz LW im Modell „L
Eingangsempfindlichkeit mono: 1,3 µV bei 26 dB Rauschspannungsabstand nach DIN (lt. Prospekt: 1,9 µV bei 5 dBf mono nach IHF und 18 µV bei 24 dBf stereo IHF bzw. 3,5 µV 10 dBf 50 dB S/B)
Eingangsempfindlichkeit AM: 100µV/m (lt. Prospekt)
Begrenzereinsatz: 1 µV
Stereoeinsatz: 8 µV
Mutingeinsatz: 10 µV
Übertragungsbereich: 30-15.000 Hz (-3 dB, lt. Prospket +/-2 dB)
Klirrgrad: Stereo: 0,5%, Mono: 0,3% UKW, bzw. AM (lt. Prospekt): 1,5% (30% Modulation) bzw. 1% (40% Modulation) lt. Anleitung
Signal-Rauschpannungsabstand: Mono: 65 dB (lt. Prospekt: 68 dB mono und 65 dB stereo UKW und 50 dB AM bzw. 50 dB AM bei 40% Modulation lt. Anleitung)
Übersprechdämpfung: 40 dB (Stereo-Kanaltrennung: 45 dB bei 1000 Hz lt. Prospekt)
Pilottondämpfung: 50 dB
Trennschärfe: 50 dB IHF
Selektivität: 55 dB / 50 dB nach IHF für UKW, 45 dB für AM (lt. Prospekt, 45 dB AM lt. Anleitung), (Anleitung)
Gleichwellenselektion: 2,5 dB
Capture Ratio: 1,5 dB (lt. Prospekt und Anleitung)
AM Unterdrückung: 50 dB (lt. Prospekt)
NF-Ausgangsspannung: 0,5 V / 400 Hz bzw. 0-0,5V / 400 Hz, 10 kOhm (Service Anleitung)
Abmessungen: 400 x 142 x 325 mm
Gewicht: 7,5 kg / 16,5 lbs bzw. 6,2 kg lt Anleitung
Neupreis: 700 D-Mark
Netzspannung: 110, 120, 220, 240 Volt 50/60 Hz, Stromverbrauch 18 Watt
Besonderheiten: HF-Teil: 60 und 240 Ohm-Eingang (300 Ohm lt. Prospekt), 4fach HF-Abstimmung HF-Vorstufe, ZF-Teil: 3 Transistoren + 2 IC Verstärker-Stufe, MPX-Teil: PLL (Phase locked loop) Decoder, Deemphasis umschaltbar 25-50-75 µs, 2 Skalenhelligkeit schaltbar
lt. Prospekt: ZF Keramik-Filter

Abgesang
Im Jahre1985 war endgültig Schluß und Scott wurde von der Emerson Radio, einem Unternehmen der Major Electronics, aufgekauft.
Major hatte 1968 begonnen, seine Rundfunkgeräte in Asien einzukaufen, bezog zum Zeitpunkt der Übernahme von Emerson im Jahre 1973 bereits 80% der eigenen Produktpalette aus Fernost. Mit Emerson sicherte sich Major Know How und Produktionskapazitäten im eigenen Land und zog die „Consumer Electronics“-Sparte unter der neuen Marke zusammen. Plötzlich war Emerson größter Distributor asiatischer Elektronik in den USA, begann die eigene Produktion immer weiter zu reduzieren, bis im Jahre 1980 die letzte in den USA gefertigte Produktlinie eingestellt wurde.
5% Nettogewinn vom Umsatz war das Ziel, und das erreichte Emerson von Beginn an, mit bis zu fünfzehn OEM-Lieferanten aus Asien. Die Akquise von Scott fiel in eine Zeit, als Emerson durch neue Produkte zu wachsen versuchte. Japanische Kühlschränke waren ein anderer neuer Bereich aus der Mitte der Achtziger Jahre für Emerson.
Die Rechnung scheint nicht aufgegangen zu sein. Anfang der Neunziger Jahre fehlten 200 Millionen US-Dollar und Emerson stellte einige Geschäftsfelder ein. 1991 auch die Marke Scott. Zwei Jahre später musste Emerson selbst Konkurts anmelden. (Quelle: „Emerging Trends, Threats and Opportunities in International Marketing“, S. 270f, Business Expert Press, 2009)

Emerson wurde 1999 von der Alpha Group übernommen, einer Tochtergesellschaft der Hongkong-chinesischen Grande Holdings, die auch die bekannten Marken Nakamichi, Akai und Sansui hält. Damit gehört auch Scott der Grande Holdings.
Der Importeur Socrimex wirbt heute auf seiner Homepage für die Marke Scott mit deren 160 Beschäftigten in dreißig Ländern und schreibt, Scott-Produkte würden heute in 23 Fabriken hergestellt. OEM, wie ich unterstellen möchte.

Quellen:
526T:
Technische Daten: HiFi Jahrbuch 8 (Bl.189), DM Jahrbuch 77, Fono Forum HiFi-Report 77
Test: HiFi Stereo (F) 10/76
436A.
Technische Daten: HiFi Jahrbuch 8 (Bl.311), DM Jahrbuch 77, Fono Forum HiFi-Report 77
Test: High Fidelity (USA) 7/77
Info: http://www.hhscott.fr/m436.html

Downloads: http://www.hhscott.fr/m400.html

http://hhscott.com/
http://hhscott.com/vonrecklinghausen.htm
http://www.audioscott.com/index.php?langue=4
http://www.hifi-studio.de/hifi-klassiker/scott-hifi.htm
http://www.avguide.com/blog/the-antique-...-h-h-scott
http://de.wikipedia.org/wiki/H._H._Scott
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-15938-1.html
http://forums.futura-sciences.com/electr...436-a.html
Popular Science, June 1947, Februar 1973, April 1973
Billboard 25.11.1972, 2.12.1972, 6.01.1973, 20.10.1973
Weekly Television Digest, Nr. 15, 1975

http://www.alacrastore.com/company-snaps...td-1052449
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-zeitkonstante.htm
http://www.elektroniktutor.de/techno/stereo.html

Vielleicht habe ich ja Glück, und jemand von Euch mag eine Vorstellung seiner Scott hier anhängen. Oder kann mehr über diese Geräte berichten.

Tschüß, Matthias

P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Gänsefüßchen hervorgehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Zitat:Matthias M postete
Scott-Produkte würden heute in 23 Fabriken hergestellt. OEM, wie ich unterstellen möchte.
Denke ich auch. Der Fall hier, bei dem eine Scott-Mini-Anlage starke technische Verwandtschaft zu einer von Medion aufwies, lässt kaum andere Schlüsse zu.

Ansonsten natürlich mal wieder eine tolle Vorstellung. Und schöne Geräte.
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#3
Moin,

habe auch einen kleinen Scott R316-L für kleines erstanden.
Leider ist er noch 500km weg und wartet auf seine Abholung.

Hier mal ein link wo man sein Aussehen sieht.

http://thorens.xooit.fr/t1134-Avis-sur-Scott-R316L.htm


Gruss Hardy
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#4
Zitat:hardy55 postete
...habe auch einen kleinen Scott R316-L für kleines erstanden....
Hallo Hardy,

so einen habe ich heute auf einem Flohmarkt gesehen. Gehört wohl auch schon zu der Kategorie, bestenfalls zun Scott konzipiert, aber woanders gefertigt.

Vielleicht berichtest Du, wenn er Dich erreicht hat?!

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Hallo Matthias,

klar mache ich das.
Zumindest so gut ich kann. An Deiner Kompetenz fehlt es mir allerdings
bei weitem.
Was wurde denn für das Teil aufgerufen?

Gruss Hardy
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#6
Moin, moin

heute wies mich Hanns (hanns-d.pizonka) auf einen Thread hin, in dem H.H. Scott erwähnt wird: http://www.thevintageknob.org/scott-T33S.html
Sanyo hätte Scott gekauft, lautet die dort reproduzierte Information: "... The same french ad also says that the 1975-1977 period saw Scott register 150 worldwide patents related to Hi-Fi. Coincidence : these are the first two years of Sanyo ownership. ..."

Interessant. Da soll also Sanyo von 1975 an Eigentümer von Scott gewesen sein? Ausgerechnet 1975, als Sanyo The Fisher gekauft und die eigene HiFi-Linie zugunsten der Marke Fisher reduziert hat?
Glaube ich das????

Meine bisherigen Quellen besagen, Scott habe im Herbst 1972 Gläubigerschutz nach Chapter Eleven beantragt und im Winter bereits eine Offerte von ihrem europäischen Distributor Syma vorliegen gehabt. POPULAR SCIENCE und BILLBOARD nennen unabhängig voneinander und über verschiedene Ausgaben die Übernahme von Scott, Anfang 1973, durch Syma mit diversen Details, so daß ich mir nicht vorstellen kann, die Information sei falsch.
Dazu paßt die Meldung in der Funkschau (Heft 20 vom 28.09.1973, in "Kurz berichtet"), Syma habe die Distribution von Tandberg abgegeben "... und vertreibt ausschließlich Erzeugnisse von Scott und Ortofon. ...", deren Programme bekanntlich nicht zueinander in Konkurrenz gestanden haben.

Allerdings nennt eine andere Quelle als europäischen Distributor und Käufer, eine "Electro Audio Dynamics of Europe" (http://hhscott.com/hhsportrait.htm). Falls das nicht der frühere Name von Syma sein sollte, finde ich diese Information nirgendwo bestätigt.

Nun also Sanyo? Sollte Syma Scott 1975 an Sanyo verkauft haben? Dafür habe ich bislang KEIN Indiz gefunden. Hingegen stellt sich die Frage, ob Sanyo, zum Beispiel in Deutschland mit eigener Niederlassung ausgestattet, einen Vertrieb von Scott durch Syma zugelassen hätte. Warum Scott durch einen Dritten vermarkten lassen, während man für Fisher eigene Niederlassungen gründet?

Und wer der "french ad" ist und woher dessen Information stammt, das steht im Alten Knopf leider nicht zu lesen.

Einzig in FANFARE (Bd. 10, Ausg. 3-4, 1987, Joel Flegler) finde ich den Hinweis: "... Among the american casualties were Fisher, virtual inventor of home-hifi, which is now a brand name of the Japanese firm Sanyo; H.H. Scott which has resurfaced as a U.S. marketing name for a Far Eastern manufacturer; Ampex ..."

Aber ein bloßes Hintereinander-Stehen bedeutet doch wohl keinen inhaltlichen Zusammenhang. Und die Aussage, Scott-Produkte hätte zu einem bestimmten Zeitpunkt aus Asien gestammt, kann auch die Zeit nach 1985 meinen, als Emerson Eigentümer war. Schließlich stammt die Aussage von Mr. Flegler von 1987, zwei Jahre, nachdem Emerson Radio H.H. Scott gekauft hatte.

Fragen über Fragen.

Aber vielleicht wisst Ihr...?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Moin, moin,

ein Indiz zur Herkunft der Scott- (und auch Harman und Supersope) Geräte habe ich bei der Recherche zu Rotel gefunden.

Roland (nicht der Musik-Instrumenten Hersteller von Ikutaro Kakehashi, sondern die Firma von Tomiko Tachikawa) habe bereits in den Sechziger Jahren für H.H. Scott gebaut, bevor Tachikawa 1969 zusammen mit Martel die Marke RoTel konzipierte.
Auch nach 1969 habe Roland OEM-Geräte gefertigt: so ehrte Consumer Reports 1973 einen Rotel Receiver als "Best Buy", während zwei weitere Roland-Geräte anderer Marken auf den weiteren vorderen Plätzen gelandet sein sollen.

Könnten diese Scott also auch von Roland stammen?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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