27.08.2010, 15:53
Moin, moin,
da läuft man durch fremder Leute Keller und sieht etwas und erfährt, eigentlich sollte das schon lange „weg“, und das „noch nicht weg“ entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Bandmaschine respektabler Größe und noch respektableren Gewichts.
Eigentlich steht ja „Sony“ nicht eben auf meine Suchliste. Aber wenn man schon gezwungen wird, eine mitzunehmen, dann läßt man sie auch nicht stehen, nur weil „Sony“ draufsteht. Zumal, wenn das Spuli keine Allerwelts-Sony ist, sonder ein Koffer, der den Eindruck macht, eher in den PA-Bereich zu gehören, als in das heimische Wohnzimmer.
Koffer? Koffer-Tonbandgeräte waren ja bis in die frühen Siebziger Jahre eigentlich die Standard-Bauform für Bandgeräte. In Ermangelung geeigneter Konserven sollte der Tonbandfan gefälligst sein Programm selber erjagen: „Tonjäger“ nannte zum Beispiel Grundig seine Kunden daher.
Nun scheint es, der Durchschnitts-Deutsche war mit zunehmendem Selbstverständnis, „wir sind wieder wer“, immer weniger bereit, für sein Hobby schwere Lasten zu tragen. Zog man früher mit schweren Fotoapparaten mit Stativ und Wechselobjektiven durch die Lande, hatte man neben der Super-8-Kamera wohlmöglich noch eine Filmleuchte mit Akkupack dabei, und war man ursprünglich großzügig bereit, den schweren Tonbandkoffer von der Ehefrau oder den Kindern schleppen zu lassen, so mußten die Geräte, die die Freizeitgestaltung sicherten, im Laufe der Jahre nicht nur immer leichter und kleiner, sondern auch immer weniger anspruchsvoll werden und in der Lage sein, ohne viel Nachdenken und eigene Kenntnis, schnelle Lösungen zu erzielen.
Für Tonband-Koffer hieß das oftmals, die Beschränkung auf 15cm oder gar 13cm Spulendurchmesser, immer mehr Plastik, Vollautomatik, immer weniger Ausstattung. Als die Tonjäger dann zunehmend verweigerten, für Ihr Hobby einen Fuß vor die Tür zu setzen, änderte Grundig anno 1974 sogar die Nomenklatur seiner Gerätebezeichnungen und der „Tonbandkoffer“ (TK) bezeichnete nicht mehr das mobile Gerät mit unempfindlich bezogenem Vollholz- oder sogar Kunststoff-Gehäuse, sondern die ehemals als „Tonband-Schatulle“ (TS) bezeichnete Bandmaschine mit Verstärker für Zuhause mit Edelholz-Ambiente und Acrylglas-Deckel, bestenfalls mit Tragegriff für den Transport des Gerätes vom Wohnzimmer in den Hobbykeller.
Und nun verschone ich Euch mit Grundig, denn das soll ja eine Sony-Vorstellung sein. Und eben meine neue Sony zeigt sich in einem Vollholz-Gehäuse mit unempfindlichem Vinyl-Bezug, massiven Standfüßen unten und hinten am Gehäuse, und mit einem Holz-Deckel, der aus zwei abnehmbaren, ebenfalls Kunststoff-bezogenen Boxen besteht.
Und das Teil ist groß – 450 x 475 (490) x 122/275 (290) mm – und das Teil ist schwer – 14 Kilo die Maschine, 20,5 kg das komplette Set.
Also die Bandmaschine für das Wohnzimmer und das nur gelegentliche Mitnehmen? Also die Maschine für das Ton-Jagen unterwegs? Eher nicht, denn die Sony ist mit ihrem schwarz-grauen Bezug nicht wirklich chic und sie hat weder eine eigene Stromversorgung, braucht also das heimische Netz, noch werden Boxen mit einem Nettovolumen von 5,4l pro Stück für das Abhören einer Aufnahme unterwegs benötigt.
Das Bild einer US-amerikanischen Werbung aus dem Jahre 1970 in Phantom's OnLine Museum zeigt die Sony TC-630 im Kreise einer Gruppe älterer Herren in einem Garten (http://reel2reeltexas.com/vinAd70Sony630.jpg). Warum nicht den Garten beschallen. Aber jener von Euch, der mir von einigen Jahren bei „Renteneintritt“ seine Telefunken M5 vermachte, weil das Tonbandgerät „für den mobilen Einsatz“ (Telefunken-Prospekt) ihm einfach zu schwer war, der möge mir berichten, ob er denn gerne eine 20kg-Sony in den Garten – und wieder zurück – schleppen würde, nur um sie seinen Freunden vorzuführen. Und das, schließlich hat man dafür ein Koffergerät, öfters als einmal.
Persönlich glaube ich, die privaten Kunden für ein mobiles Bandgerät hätte im Sony-Programm lieber zur TC-540 gegriffen, als zur 630. Denn auch die kann 18cm-Spulen verarbeiten, ist aber doch etwas kleiner und leichter, als die 630. Und wer gerne ein repräsentables Stück Bandmaschine haben wollte, der hätte die fast 1.700 Mark Neupreis vielleicht eher in ein stationäres Gerät investiert, als in einen Koffer. Zumal die Sony – entgegen ihrer Aufschrift – nicht eben „State of the Art“, sondern konzeptionell eher auf ihren mobilen Einsatzzweck optimiert war.
Wer also soll für die Koffer-Version, anstatt der für vierhundert Mark weniger auch als Tapedeck TC-630D („D“ steht für „Deck“) verfügbaren Bandmaschiene, nach Preisliste 1.698 Mark (1971) ausgegeben haben? Von wem erwartete Sony, jener würde es tun?
Ich schätze, der Koffer war eher für „professionelle“, oder sagen wir lieber, „berufliche“, Anwender, denn für den privaten Haushalt gedacht. Möglicherweise sollten Disc-Jockeys, Restaurant-Besitzer, Veranstalter von Dia-Shows oder Vorträgen, Bildungseinrichtungen, Theater oder Hotels ein Gerät vorhalten, das bei Bedarf aus dem Lager geholt und am Zielort eingesetzt werden könne sollte. Ohne, daß die Notwendigkeit bestand, daß am Zielort eine Stereoanlage mit gewetzten Steckern wartete. Ohne, daß aber in Frage gestanden hätte, wo man am Zielort denn bitte genügend Strom her bekam.
Die 3-Kopf-Auslegung deutet zudem darauf hin, die Sony war nicht als reines Abspielgerät konzipiert, sondern sollte durchaus auch für ambitionierte Aufnahmen geeignet sein.
Nur nicht für professionelle Aufnahmen, denn dafür scheinen weder die Anschlußwerte vom Mikrofon-Anschluß, noch das Spektrum der Bandgeschwindigkeiten, noch das 4-Spur-Konzept geeignet.
Einen Hinweis auf die Zielgruppe liefert Audiokarma. In den USA fand ein Mitglied solch Sony doch tatsächlich in einer Schule zum Verkauf. Auf YouRemeberThat schwärmt ein Amateur-Musiker von dem Möglichkeiten, die ihm die Sony geboten hatte. Genau, da gehört sie hin.
Was also ist die Sony für ein Tier?
Die Sony besteht quasi aus drei Teilen: Tapedeck und Unit – zusammengenommen bezeichnet Sony das als „Tapecorder“ - und einem 2x 20 Watt-Verstärker.
Verkaufte Sony den Tapecorder im Holzgehäuse als TC-630D, so war die Kombination mit Verstärker im Koffer und mit 5 Watt-Boxen als Stereo Center TC-630 zu haben.
Das Bandgerät fällt zunächst durch seine außergewöhnlich flache Bauform auf. 122 mm Tiefe (stehend) waren anno 1969 wenig. Wer jetzt über die Uher SG 630 logic philosophieren will, lese bitte noch einmal: 1969! Dabei geht es im Chassis keineswegs beengt zu.
Das Tapedeck ist auf einer profilierten Buntblech-Platte von einem Millimeter Stärke und 33 x 25 cm Ausmaß (BxH) aufgebaut. Die Lager der beiden Wickelteller – die Spulenverriegelung erfolgt hier übrigens per Gummipropfen - sind mit Hilfe von jeweils drei Metall-Streifen federnd im Chassis befestigt. Ein zentraler Motor (Sony IC 624 H1, 100V, 50/60Hz, 2/1,5µF) ist an der Rückseite der Platte verschraubt und besitzt an seinem Heck einen auf die Motorachse gesteckten Kühl-Propeller mit drei Kunststoff-Flügeln. Nach vorn durchstößt die Motorachse das Chassis und treibt 1. einen Riemen, 2. ein Reibrad und 3. ebenfalls ein Reibrad an.
Der Rundriemen (1.) ist immer in Betrieb und treibt seinerseits ein Reibrad an, das den abwickelnden Wickelteller motiviert. Vom Wickelteller aus wird auch das vierstellige Bandlängenzählwerk mit Hilfe eines Rundriemens angetrieben. Das Reibrad (2.) wird mit Hilfe des Drehknaufs der Laufwerkssteuerung bei „Play“ und „Record“ mechanisch an das massive Schwungrad heran geführt, dessen Achse wiederum die Tonwelle bildet. Das Reibrad (3.) treibt den Aufwickelteller an.
Von britischen Bandmaschinen ist das Filzpad für die Optimierung des Bandandrucks bekannt, bei der Sony ist er auf die beiden Brummklappen aufgeklebt. Ebenfalls von englischen Bandgeräten ist der Release-Schalter ein Begriff: Bei der TC-630 erlaubt er das manuelle An- oder Abfahren der Andruckrolle, nominell um das Einfädeln zu erleichtern und als eine Art Sofort-Stop.
Der massive Tonkopfträger trägt drei Köpfe, getrennt für Löschen (EF18-2902A), Aufnahme (RP30-2902) und, im extra Gehäuse, für die Wiedergabe. Die Köpfe sind mit dem, im britischen Sprachgebrauch „Unit“ genannten, Elektronik-Teil der Bandmaschine verbunden, das auf einer 370 x 165 mm (BxH) messenden Buntmetallplatte unter das Laufwerks-Chassis geschraubt ist.
Zwischen zwei nach hinten zeigenden, seitlich senkrecht angeordneten, und unten durch eine Strebe verbundenen Stehblechen, sind die Platinen eingebaut. Viele Kabel sind „natürlich“ direkt verlötet. Löt-Kräfte waren Ende der Sechziger Jahre in Japan noch billig zu haben.
Kanalgetrennte Aufnahme-Schieber, ein Paar besonders große, beleuchtete VU-Meter, ein Schalter für die eingebaute Rauschunterdrückung bei Wiedergabe, eine Art Höhenfilter mit einer Einsatzfrequenz über 9kHz, sowie Trickmöglichkeiten (Echo und Multiplay) zeichnen die Sony aus.
Seitlich sind die beiden Anschlußfelder angebracht. Nach „Input“ und „Output“ geordnet, bietet die Sony Eingänge für Plattenspieler (MM), Tuner und Hochpegel (Aux), sowie Ausgänge für Line, zusätzliche Lautsprecherboxen (8 Ohm) - alle samt als Cinch-Buchsen ausgeführt – und, per Klinkenbuchse, für die beiden mitgelieferten Boxen (16 Ohm). Zusätzlich ist eine kombinierte Aufnahme-/Wiedergabe-DIN-Buchse und eine Erdungsklemme vorhanden. Der DIN-Anschluß scheint mit „Aux“ parallel geschaltet zu sein; die Anleitung weist darauf hin, es dürften keinesfalls beide Anschlüsse gleichzeitig benutzt werden.
An der Frontplatte des Unit gibt es zudem Klinkenbuchsen für einen Kopfhörer und ein Paar Mikrofone, sowie an der Frontplatte des Verstärkers eine Klinkenbuchse für einen weiteren Kopfhörer.
Für die Eingangsumschaltung, sowie für die Umschaltung zwischen den möglicherweise angeschlossenen Boxen-Paaren verfügt die Sony über je einen Umschalter.
Der Kopfhörer-Anschluß des Unit dient der Hinterbandkontrolle und ist nicht beeinflusst und nicht regelbar. Der mit „Listen“ bezeichnete Kopfhörerausgang des Verstärkerteils unterliegt allen Regelungsmöglichkeiten des Verstärkers.
Der Verstärkerteil ist nur wenige Zentimeter breit und reicht über die komplette Höhe von Deck und Unit. Es läßt sich getrennt ein- und ausschalten, so daß Aufnahmen, oder der Betrieb an einem externen Verstärker auch bei abgeschaltetem eigenen Verstärker möglich sind.
Die „eisenlose Endstufe (ohne Ausgangstrafo)“, vier Transistoren Sony 2SC895 H35, soll jeweils 20 Watt pro Kanal erzeugen. Die Sinusleistung beträgt nach Herstellerangabe 2x 7,5 Watt an 16 Ohm und 2x 15 Watt an 8 Ohm.
Es lassen sich die Lautstärke, Kanalbalance, Höhen und Tiefen, die Klangregelung jeweils für beide Kanäle gemeinsam, regeln, wahlweise der 8 Ohm- oder der 16 Ohm-Laustprecherausgang aktivieren, sowie der Verstärker in die Betriebsart Stereo, Linker oder Rechter Kanal schalten.
Ein reiner Verstärkerbetrieb ist ebenfalls möglich. Der Motor des Tapedeck wird erst eingeschaltet, wenn ein eingelegtes Band den Drahthebel, zwischen erster Bandführung und Löschkopf, nach innen drückt. Bei lose liegendem, oder ohne Band, ist der Motor nicht aktiv.
Bei den mitgelieferten Boxen handelt es sich um geschlossene Breitand-Konstruktionen mit jeweils einem einzelnen 4“-Sony Chassis 1-502-211-21, das jeweils über ein einzelnes Anschlußkabel mit Klinkenstecker verbandelt wird.
Jede Box hat ein Innenmaß von etwa 20 x 45 x 6 cm und wiegt 3,5kg. Eine Schaumstoffmatte mit Ausschnitt für den Magneten des Chassis dient als Dämmung. Nach vorn sind die Boxen mit einem silber-farbenen Metallgeflecht abgeschlossen.
Geradezu modern ist die Netzversorgung, die über ein Kabel mit 2poligem Kaltgerätestecker gewährleistet wird und zwei Buchsen für die Spannungsversorgung von Zubehör-Geräten bereit stellt. Eine davon steht immer unter Spannung, die andere wird mit dem Hauptschalter der Sony geschaltet. Beide Buchsen können mit bis zu 300 Watt belastet werden.
Die benötigte Netzspannung läßt sich in einem weiten Spektrum , zwischen 100 und 240 Volt einstellen, die Netzfrequenz zwischen 50 und 60 Hz umschalten, sowie die Netzteil-Sicherung von außen wechseln.
Die Sony erinnert mich, von der Bedienung bis zum runden Lüftungsgitter für die Luftzufuhr des Motorpropellers am Heck, sehr an die Akai 1721W. Nur ist sie, bei gleicher verwendbarer Spulengröße, deutlich voluminöser, aber auch viel besser ausgestattet.
Kritiker werden bemerken, ein zentral angetriebenes Bandgerät mit mechanischer Laufwerkssteuerung war auch schon 1969 nicht mehr modern, auch wenn hierzulande die Tonbandgeräte-Fans in Scharen Uher Royal de Luxe kauften.
Doch sollte man nicht vergessen, drei Motoren hätten auch bedeutet, das Gewicht von drei Motoren schleppen zu müssen, hätten möglicherweise ein Mehr an Netzteil bedeutet, hätte auch bedeutet, ein mehr an Motorsteuerung schleppen zu müssen, denn die Sony ist schließlich eine transportable Bandmaschine.
Doch sollte man ebenfalls nicht vergessen, eine Relais-Steuerung wäre wesentlich empfindlicher gewesen, als die mechanische Steuerung mit Hilfe eines Gestänges, das im Innern der Sony dreht, schiebt, stößt und zieht.
Die Bedienung der Sony ist übersichtlich. Etwas hakelig ist der Start einer Aufnahme. Zwei getrennte Schiebeschalter wollen nach unten gedruckt und dann der Drehknopf für die Laufwerkssteuerung bedient werden. Schnell ist das nicht. Alles andere geht hingegen flott von der Hand.
Sehr schön sind die Aussteuerungsinstrumente. Im Vergleich zu den Schwestermodellen sind sie besonders groß. Sie arbeiten mit VU-Charakteristik. Im Wiedergabebetrieb markiert die 0dB-Stellung einen Ausgangspegel von 0,775V.
Der eingebaute Rauschfilter ist eher ein Witz. Selbst DNL scheint mir die Aufgabe besser zu erfüllen. Besser man denkt nicht darüber nach, eine Aufnahme nachträglich zu filtern.
Für den reinen Verstärkerbetrieb ist die Sony einfach zu bedienen. Allerdings sollte man nicht verhehlen, daß die erreichbare Qualität, insbesondere mit den mitgelieferten Boxen, merklich eingeschränkt ist.
Die Sony ist relativ Service-freundlich aufgebaut. So läßt sich das komplette Stereo-Center durch Lösen der beiden Befestigungsschrauben des Handgriffs und von fünf Schrauben am Rücken der Maschine, entnehmen.
Die Frontplatte des Laufwerk läßt sich nach dem Lösen von vier Schrauben – diese haben einen Linsenkopf und liegen auf einer Unterlegscheibe mit eingezogener Wölbung auf – und dem Abziehen der drei Knebelschalter, sowie nach dem Entfernen der Tonkopfträger-Abdeckung, abnehmen.
Ähnlich sind auch die Deckel von Unit und Verstärker nach dem Lösen der Drehknöpfe und Schrauben leicht abnehmbar.
Das gestrippte Center steht oder liegt sicher. Alle Bauteile sind relativ gut zugänglich.
Typische Fehler am Auftritt der Sony resultieren aus der Alterung von Kunststoff: So neigt die Zugmechanik des Griff dazu, die Walkentlastung der Befestigungsschrauben samt Fassung der Zugmechanik zu sprengen. Ärgerlich, aber nicht existenziell. Auch die Klappen der Kabelfächer sind relativ empfindlich: Sowohl die „Scharniere“ deren Deckel, als auch ihre Verschlüsse neigen zum Brechen.
Sehr solide sind hingegen die beiden Deckelscharniere und der eine Deckelverschluß pro Box ausgeführt. Das Fehlen eines Schlüssels, beziehungsweise einer Schloßmechanik, sehe ich dabei nicht als Nachteil, sind doch in der Regel Kofferschlüssel das erste, was man verlegt oder verliert.
Verharzende Mechnik, im Stile der Teac, scheint die Sony nicht in dem Maße zu kennen, auch wenn die Bedienungsanleitung empfiehlt, „alle sechs Monate sollten Bandantriebswelle, Andruckwalze, die Wellen der Laufrollen sowie das Motorschmierloch mit dünnem Maschinenöl (Nähmaschinenöl usw.) geölt werden.“
Auch scheinen die Rundriemen für den Capstan-Antrieb und das Zählwerk durch ihre Bauform langlebiger, als vergleichbare Flachriemen.
Der Motor macht mir einen soliden Eindruck, der Rest der Mechanik leidet bestenfalls in gleichem Maße, wie alle anderen mechanischen Geräte ebenso, an der Eigenschaft von Schmierstoffen, Schmutz zu binden und damit die eigene Funktion zu unterminieren.
Die Andruckfilze an den Brummklappen können abfallen. Bei einem Reibrad-betriebenen Gerät besteht immer die Gefahr, daß Reibräder aushärten und / oder aus der Form geraten. Hier machen mir die Räder meiner Sony einen überraschend guten Eindruck, was auch für die Andruckrolle gilt.
Die Bestückung der Platinen, abgesehen von den Sony-Transistoren, ist mit Normteilen ausgeführt und sollte niemanden vor Beschaffungsprobleme stellen. ICs habe ich nicht gesehen.
Origami-Kenntnisse sind zwar hilfreich, aber für die Zerlegung der Elektronik der Sony in viel geringerem Maße von Nöten, als bei anderen japanischen Bandgeräten.
Übrigens scheint die Sony hierzulande nicht besonders verbreitet gewesen. Deck und Center waren zwar im Sony-Prospekt genannt, aus anderen Quellen kenne ich sie nicht. Lediglich die amerikanische STEREO REVIEW (7/70) scheint beide Versionen der Maschine getestet zu haben.
Die mehrsprachige Bedienungsanleitung mit Schaltbildern ist auf diplodocs zum Download veröffentlicht.
Technische Daten (Anleitung)
Aufnahmeverfahren: Vierspurig, Stereo oder Mono
Bandgeschwindigkeiten: 19 cm/s, 9,5 cm/s oder 4,8 cm/s
max. Spulengröße: 18 cm Durchmesser
Tonköpfe: 1 Sprechkopf, 1 Löschkopf und 1 Aufnahmekopf
Eingänge (Empfindlichkeit / Impedanz):
-Mikrofon: >= 0,2 mV (-72 dB) / 250-600 Ohm
-Plattenspieler: <= 2mV (-52 dB) / für Tonabnehmer mit beweglicher Spule oder Schwingmagnet, RIAA-abgestimmt
-Hilfseingänge: >= 35 mV (-27 dB) / 560 kOhm, mindestens 100kOhm
-Tuner: 60 mV (-22 dB) / 100 kOhm
Ausgänge (Ausgangspegel / Belastungsimpedanz)
-Direktausgang / Line: 0,775 V (0 dB) / 100 kOhm
-Lautsprecherausgang Deckel: 2x 7,5/10 Watt / 16 Ohm
-Lautsprecherausgang Zusatz: 2x 15/20 Watt / 8 Ohm
-Kopfhörerausgang Monitor: 31 mV (-28 dB) / 8 Ohm
-Kopfhörerausgang Listen: 8 Ohm
Frequenzumfang: 30-10.000 Hz bei 4,8 cm/s bzw. 30-13.000 Hz bei 9,5 cm/s bzw. 30-22.000 Hz bei 19 cm/s
Gleichlaufschwankungen (Jaulfaktor): 0,16% bei 4,8 cm/s bzw. 0,12% bei 9,5 cm/s bzw. 0,09% bei 19 cm/s
Signal-Rauschabstand: 50 dB
Klirrfaktor: 1,2 dB
Stromversorgung: 100, 110, 117, 125, 220 und 240 Volt, 50/60 Hz
Stromverbrauch: 85 Watt
Halbleiter: 40 Transistoren, 7 Dioden
Abmessungen (BHT): 454 x 506 x 294 mm
Gewicht: 21 kg
Über die Farben der Bilder wundert Euch nicht. Entweder wird die Digi-Knipse alt, oder das Sonnenlicht farbstichig.
Einige Bilder sind übrigens „gefaked“. Meiner Sony fehlen drei Knöpfe. Aber das tut ja hier nichts zur Sache.
Ich bin sicher, jemand von Euch kann viel mehr über diese Teil berichten: TUN!
Tschüß, Matthias
Quellen und Verweise:
http://reel2reeltexas.com/vinListS.html
http://wegavision.pytalhost.com/sony71/006.jpg
http://wegavision.pytalhost.com/sony71/014.jpg
http://wegavision.pytalhost.com/sony71-1/2.jpg
http://diplodocs.de/bedienungsanleitung-.../TC-630-_D
P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern heraugehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
da läuft man durch fremder Leute Keller und sieht etwas und erfährt, eigentlich sollte das schon lange „weg“, und das „noch nicht weg“ entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Bandmaschine respektabler Größe und noch respektableren Gewichts.
Eigentlich steht ja „Sony“ nicht eben auf meine Suchliste. Aber wenn man schon gezwungen wird, eine mitzunehmen, dann läßt man sie auch nicht stehen, nur weil „Sony“ draufsteht. Zumal, wenn das Spuli keine Allerwelts-Sony ist, sonder ein Koffer, der den Eindruck macht, eher in den PA-Bereich zu gehören, als in das heimische Wohnzimmer.
Koffer? Koffer-Tonbandgeräte waren ja bis in die frühen Siebziger Jahre eigentlich die Standard-Bauform für Bandgeräte. In Ermangelung geeigneter Konserven sollte der Tonbandfan gefälligst sein Programm selber erjagen: „Tonjäger“ nannte zum Beispiel Grundig seine Kunden daher.
Nun scheint es, der Durchschnitts-Deutsche war mit zunehmendem Selbstverständnis, „wir sind wieder wer“, immer weniger bereit, für sein Hobby schwere Lasten zu tragen. Zog man früher mit schweren Fotoapparaten mit Stativ und Wechselobjektiven durch die Lande, hatte man neben der Super-8-Kamera wohlmöglich noch eine Filmleuchte mit Akkupack dabei, und war man ursprünglich großzügig bereit, den schweren Tonbandkoffer von der Ehefrau oder den Kindern schleppen zu lassen, so mußten die Geräte, die die Freizeitgestaltung sicherten, im Laufe der Jahre nicht nur immer leichter und kleiner, sondern auch immer weniger anspruchsvoll werden und in der Lage sein, ohne viel Nachdenken und eigene Kenntnis, schnelle Lösungen zu erzielen.
Für Tonband-Koffer hieß das oftmals, die Beschränkung auf 15cm oder gar 13cm Spulendurchmesser, immer mehr Plastik, Vollautomatik, immer weniger Ausstattung. Als die Tonjäger dann zunehmend verweigerten, für Ihr Hobby einen Fuß vor die Tür zu setzen, änderte Grundig anno 1974 sogar die Nomenklatur seiner Gerätebezeichnungen und der „Tonbandkoffer“ (TK) bezeichnete nicht mehr das mobile Gerät mit unempfindlich bezogenem Vollholz- oder sogar Kunststoff-Gehäuse, sondern die ehemals als „Tonband-Schatulle“ (TS) bezeichnete Bandmaschine mit Verstärker für Zuhause mit Edelholz-Ambiente und Acrylglas-Deckel, bestenfalls mit Tragegriff für den Transport des Gerätes vom Wohnzimmer in den Hobbykeller.
Und nun verschone ich Euch mit Grundig, denn das soll ja eine Sony-Vorstellung sein. Und eben meine neue Sony zeigt sich in einem Vollholz-Gehäuse mit unempfindlichem Vinyl-Bezug, massiven Standfüßen unten und hinten am Gehäuse, und mit einem Holz-Deckel, der aus zwei abnehmbaren, ebenfalls Kunststoff-bezogenen Boxen besteht.
Und das Teil ist groß – 450 x 475 (490) x 122/275 (290) mm – und das Teil ist schwer – 14 Kilo die Maschine, 20,5 kg das komplette Set.
Also die Bandmaschine für das Wohnzimmer und das nur gelegentliche Mitnehmen? Also die Maschine für das Ton-Jagen unterwegs? Eher nicht, denn die Sony ist mit ihrem schwarz-grauen Bezug nicht wirklich chic und sie hat weder eine eigene Stromversorgung, braucht also das heimische Netz, noch werden Boxen mit einem Nettovolumen von 5,4l pro Stück für das Abhören einer Aufnahme unterwegs benötigt.
Das Bild einer US-amerikanischen Werbung aus dem Jahre 1970 in Phantom's OnLine Museum zeigt die Sony TC-630 im Kreise einer Gruppe älterer Herren in einem Garten (http://reel2reeltexas.com/vinAd70Sony630.jpg). Warum nicht den Garten beschallen. Aber jener von Euch, der mir von einigen Jahren bei „Renteneintritt“ seine Telefunken M5 vermachte, weil das Tonbandgerät „für den mobilen Einsatz“ (Telefunken-Prospekt) ihm einfach zu schwer war, der möge mir berichten, ob er denn gerne eine 20kg-Sony in den Garten – und wieder zurück – schleppen würde, nur um sie seinen Freunden vorzuführen. Und das, schließlich hat man dafür ein Koffergerät, öfters als einmal.
Persönlich glaube ich, die privaten Kunden für ein mobiles Bandgerät hätte im Sony-Programm lieber zur TC-540 gegriffen, als zur 630. Denn auch die kann 18cm-Spulen verarbeiten, ist aber doch etwas kleiner und leichter, als die 630. Und wer gerne ein repräsentables Stück Bandmaschine haben wollte, der hätte die fast 1.700 Mark Neupreis vielleicht eher in ein stationäres Gerät investiert, als in einen Koffer. Zumal die Sony – entgegen ihrer Aufschrift – nicht eben „State of the Art“, sondern konzeptionell eher auf ihren mobilen Einsatzzweck optimiert war.
Wer also soll für die Koffer-Version, anstatt der für vierhundert Mark weniger auch als Tapedeck TC-630D („D“ steht für „Deck“) verfügbaren Bandmaschiene, nach Preisliste 1.698 Mark (1971) ausgegeben haben? Von wem erwartete Sony, jener würde es tun?
Ich schätze, der Koffer war eher für „professionelle“, oder sagen wir lieber, „berufliche“, Anwender, denn für den privaten Haushalt gedacht. Möglicherweise sollten Disc-Jockeys, Restaurant-Besitzer, Veranstalter von Dia-Shows oder Vorträgen, Bildungseinrichtungen, Theater oder Hotels ein Gerät vorhalten, das bei Bedarf aus dem Lager geholt und am Zielort eingesetzt werden könne sollte. Ohne, daß die Notwendigkeit bestand, daß am Zielort eine Stereoanlage mit gewetzten Steckern wartete. Ohne, daß aber in Frage gestanden hätte, wo man am Zielort denn bitte genügend Strom her bekam.
Die 3-Kopf-Auslegung deutet zudem darauf hin, die Sony war nicht als reines Abspielgerät konzipiert, sondern sollte durchaus auch für ambitionierte Aufnahmen geeignet sein.
Nur nicht für professionelle Aufnahmen, denn dafür scheinen weder die Anschlußwerte vom Mikrofon-Anschluß, noch das Spektrum der Bandgeschwindigkeiten, noch das 4-Spur-Konzept geeignet.
Einen Hinweis auf die Zielgruppe liefert Audiokarma. In den USA fand ein Mitglied solch Sony doch tatsächlich in einer Schule zum Verkauf. Auf YouRemeberThat schwärmt ein Amateur-Musiker von dem Möglichkeiten, die ihm die Sony geboten hatte. Genau, da gehört sie hin.
Was also ist die Sony für ein Tier?
Die Sony besteht quasi aus drei Teilen: Tapedeck und Unit – zusammengenommen bezeichnet Sony das als „Tapecorder“ - und einem 2x 20 Watt-Verstärker.
Verkaufte Sony den Tapecorder im Holzgehäuse als TC-630D, so war die Kombination mit Verstärker im Koffer und mit 5 Watt-Boxen als Stereo Center TC-630 zu haben.
Das Bandgerät fällt zunächst durch seine außergewöhnlich flache Bauform auf. 122 mm Tiefe (stehend) waren anno 1969 wenig. Wer jetzt über die Uher SG 630 logic philosophieren will, lese bitte noch einmal: 1969! Dabei geht es im Chassis keineswegs beengt zu.
Das Tapedeck ist auf einer profilierten Buntblech-Platte von einem Millimeter Stärke und 33 x 25 cm Ausmaß (BxH) aufgebaut. Die Lager der beiden Wickelteller – die Spulenverriegelung erfolgt hier übrigens per Gummipropfen - sind mit Hilfe von jeweils drei Metall-Streifen federnd im Chassis befestigt. Ein zentraler Motor (Sony IC 624 H1, 100V, 50/60Hz, 2/1,5µF) ist an der Rückseite der Platte verschraubt und besitzt an seinem Heck einen auf die Motorachse gesteckten Kühl-Propeller mit drei Kunststoff-Flügeln. Nach vorn durchstößt die Motorachse das Chassis und treibt 1. einen Riemen, 2. ein Reibrad und 3. ebenfalls ein Reibrad an.
Der Rundriemen (1.) ist immer in Betrieb und treibt seinerseits ein Reibrad an, das den abwickelnden Wickelteller motiviert. Vom Wickelteller aus wird auch das vierstellige Bandlängenzählwerk mit Hilfe eines Rundriemens angetrieben. Das Reibrad (2.) wird mit Hilfe des Drehknaufs der Laufwerkssteuerung bei „Play“ und „Record“ mechanisch an das massive Schwungrad heran geführt, dessen Achse wiederum die Tonwelle bildet. Das Reibrad (3.) treibt den Aufwickelteller an.
Von britischen Bandmaschinen ist das Filzpad für die Optimierung des Bandandrucks bekannt, bei der Sony ist er auf die beiden Brummklappen aufgeklebt. Ebenfalls von englischen Bandgeräten ist der Release-Schalter ein Begriff: Bei der TC-630 erlaubt er das manuelle An- oder Abfahren der Andruckrolle, nominell um das Einfädeln zu erleichtern und als eine Art Sofort-Stop.
Der massive Tonkopfträger trägt drei Köpfe, getrennt für Löschen (EF18-2902A), Aufnahme (RP30-2902) und, im extra Gehäuse, für die Wiedergabe. Die Köpfe sind mit dem, im britischen Sprachgebrauch „Unit“ genannten, Elektronik-Teil der Bandmaschine verbunden, das auf einer 370 x 165 mm (BxH) messenden Buntmetallplatte unter das Laufwerks-Chassis geschraubt ist.
Zwischen zwei nach hinten zeigenden, seitlich senkrecht angeordneten, und unten durch eine Strebe verbundenen Stehblechen, sind die Platinen eingebaut. Viele Kabel sind „natürlich“ direkt verlötet. Löt-Kräfte waren Ende der Sechziger Jahre in Japan noch billig zu haben.
Kanalgetrennte Aufnahme-Schieber, ein Paar besonders große, beleuchtete VU-Meter, ein Schalter für die eingebaute Rauschunterdrückung bei Wiedergabe, eine Art Höhenfilter mit einer Einsatzfrequenz über 9kHz, sowie Trickmöglichkeiten (Echo und Multiplay) zeichnen die Sony aus.
Seitlich sind die beiden Anschlußfelder angebracht. Nach „Input“ und „Output“ geordnet, bietet die Sony Eingänge für Plattenspieler (MM), Tuner und Hochpegel (Aux), sowie Ausgänge für Line, zusätzliche Lautsprecherboxen (8 Ohm) - alle samt als Cinch-Buchsen ausgeführt – und, per Klinkenbuchse, für die beiden mitgelieferten Boxen (16 Ohm). Zusätzlich ist eine kombinierte Aufnahme-/Wiedergabe-DIN-Buchse und eine Erdungsklemme vorhanden. Der DIN-Anschluß scheint mit „Aux“ parallel geschaltet zu sein; die Anleitung weist darauf hin, es dürften keinesfalls beide Anschlüsse gleichzeitig benutzt werden.
An der Frontplatte des Unit gibt es zudem Klinkenbuchsen für einen Kopfhörer und ein Paar Mikrofone, sowie an der Frontplatte des Verstärkers eine Klinkenbuchse für einen weiteren Kopfhörer.
Für die Eingangsumschaltung, sowie für die Umschaltung zwischen den möglicherweise angeschlossenen Boxen-Paaren verfügt die Sony über je einen Umschalter.
Der Kopfhörer-Anschluß des Unit dient der Hinterbandkontrolle und ist nicht beeinflusst und nicht regelbar. Der mit „Listen“ bezeichnete Kopfhörerausgang des Verstärkerteils unterliegt allen Regelungsmöglichkeiten des Verstärkers.
Der Verstärkerteil ist nur wenige Zentimeter breit und reicht über die komplette Höhe von Deck und Unit. Es läßt sich getrennt ein- und ausschalten, so daß Aufnahmen, oder der Betrieb an einem externen Verstärker auch bei abgeschaltetem eigenen Verstärker möglich sind.
Die „eisenlose Endstufe (ohne Ausgangstrafo)“, vier Transistoren Sony 2SC895 H35, soll jeweils 20 Watt pro Kanal erzeugen. Die Sinusleistung beträgt nach Herstellerangabe 2x 7,5 Watt an 16 Ohm und 2x 15 Watt an 8 Ohm.
Es lassen sich die Lautstärke, Kanalbalance, Höhen und Tiefen, die Klangregelung jeweils für beide Kanäle gemeinsam, regeln, wahlweise der 8 Ohm- oder der 16 Ohm-Laustprecherausgang aktivieren, sowie der Verstärker in die Betriebsart Stereo, Linker oder Rechter Kanal schalten.
Ein reiner Verstärkerbetrieb ist ebenfalls möglich. Der Motor des Tapedeck wird erst eingeschaltet, wenn ein eingelegtes Band den Drahthebel, zwischen erster Bandführung und Löschkopf, nach innen drückt. Bei lose liegendem, oder ohne Band, ist der Motor nicht aktiv.
Bei den mitgelieferten Boxen handelt es sich um geschlossene Breitand-Konstruktionen mit jeweils einem einzelnen 4“-Sony Chassis 1-502-211-21, das jeweils über ein einzelnes Anschlußkabel mit Klinkenstecker verbandelt wird.
Jede Box hat ein Innenmaß von etwa 20 x 45 x 6 cm und wiegt 3,5kg. Eine Schaumstoffmatte mit Ausschnitt für den Magneten des Chassis dient als Dämmung. Nach vorn sind die Boxen mit einem silber-farbenen Metallgeflecht abgeschlossen.
Geradezu modern ist die Netzversorgung, die über ein Kabel mit 2poligem Kaltgerätestecker gewährleistet wird und zwei Buchsen für die Spannungsversorgung von Zubehör-Geräten bereit stellt. Eine davon steht immer unter Spannung, die andere wird mit dem Hauptschalter der Sony geschaltet. Beide Buchsen können mit bis zu 300 Watt belastet werden.
Die benötigte Netzspannung läßt sich in einem weiten Spektrum , zwischen 100 und 240 Volt einstellen, die Netzfrequenz zwischen 50 und 60 Hz umschalten, sowie die Netzteil-Sicherung von außen wechseln.
Die Sony erinnert mich, von der Bedienung bis zum runden Lüftungsgitter für die Luftzufuhr des Motorpropellers am Heck, sehr an die Akai 1721W. Nur ist sie, bei gleicher verwendbarer Spulengröße, deutlich voluminöser, aber auch viel besser ausgestattet.
Kritiker werden bemerken, ein zentral angetriebenes Bandgerät mit mechanischer Laufwerkssteuerung war auch schon 1969 nicht mehr modern, auch wenn hierzulande die Tonbandgeräte-Fans in Scharen Uher Royal de Luxe kauften.
Doch sollte man nicht vergessen, drei Motoren hätten auch bedeutet, das Gewicht von drei Motoren schleppen zu müssen, hätten möglicherweise ein Mehr an Netzteil bedeutet, hätte auch bedeutet, ein mehr an Motorsteuerung schleppen zu müssen, denn die Sony ist schließlich eine transportable Bandmaschine.
Doch sollte man ebenfalls nicht vergessen, eine Relais-Steuerung wäre wesentlich empfindlicher gewesen, als die mechanische Steuerung mit Hilfe eines Gestänges, das im Innern der Sony dreht, schiebt, stößt und zieht.
Die Bedienung der Sony ist übersichtlich. Etwas hakelig ist der Start einer Aufnahme. Zwei getrennte Schiebeschalter wollen nach unten gedruckt und dann der Drehknopf für die Laufwerkssteuerung bedient werden. Schnell ist das nicht. Alles andere geht hingegen flott von der Hand.
Sehr schön sind die Aussteuerungsinstrumente. Im Vergleich zu den Schwestermodellen sind sie besonders groß. Sie arbeiten mit VU-Charakteristik. Im Wiedergabebetrieb markiert die 0dB-Stellung einen Ausgangspegel von 0,775V.
Der eingebaute Rauschfilter ist eher ein Witz. Selbst DNL scheint mir die Aufgabe besser zu erfüllen. Besser man denkt nicht darüber nach, eine Aufnahme nachträglich zu filtern.
Für den reinen Verstärkerbetrieb ist die Sony einfach zu bedienen. Allerdings sollte man nicht verhehlen, daß die erreichbare Qualität, insbesondere mit den mitgelieferten Boxen, merklich eingeschränkt ist.
Die Sony ist relativ Service-freundlich aufgebaut. So läßt sich das komplette Stereo-Center durch Lösen der beiden Befestigungsschrauben des Handgriffs und von fünf Schrauben am Rücken der Maschine, entnehmen.
Die Frontplatte des Laufwerk läßt sich nach dem Lösen von vier Schrauben – diese haben einen Linsenkopf und liegen auf einer Unterlegscheibe mit eingezogener Wölbung auf – und dem Abziehen der drei Knebelschalter, sowie nach dem Entfernen der Tonkopfträger-Abdeckung, abnehmen.
Ähnlich sind auch die Deckel von Unit und Verstärker nach dem Lösen der Drehknöpfe und Schrauben leicht abnehmbar.
Das gestrippte Center steht oder liegt sicher. Alle Bauteile sind relativ gut zugänglich.
Typische Fehler am Auftritt der Sony resultieren aus der Alterung von Kunststoff: So neigt die Zugmechanik des Griff dazu, die Walkentlastung der Befestigungsschrauben samt Fassung der Zugmechanik zu sprengen. Ärgerlich, aber nicht existenziell. Auch die Klappen der Kabelfächer sind relativ empfindlich: Sowohl die „Scharniere“ deren Deckel, als auch ihre Verschlüsse neigen zum Brechen.
Sehr solide sind hingegen die beiden Deckelscharniere und der eine Deckelverschluß pro Box ausgeführt. Das Fehlen eines Schlüssels, beziehungsweise einer Schloßmechanik, sehe ich dabei nicht als Nachteil, sind doch in der Regel Kofferschlüssel das erste, was man verlegt oder verliert.
Verharzende Mechnik, im Stile der Teac, scheint die Sony nicht in dem Maße zu kennen, auch wenn die Bedienungsanleitung empfiehlt, „alle sechs Monate sollten Bandantriebswelle, Andruckwalze, die Wellen der Laufrollen sowie das Motorschmierloch mit dünnem Maschinenöl (Nähmaschinenöl usw.) geölt werden.“
Auch scheinen die Rundriemen für den Capstan-Antrieb und das Zählwerk durch ihre Bauform langlebiger, als vergleichbare Flachriemen.
Der Motor macht mir einen soliden Eindruck, der Rest der Mechanik leidet bestenfalls in gleichem Maße, wie alle anderen mechanischen Geräte ebenso, an der Eigenschaft von Schmierstoffen, Schmutz zu binden und damit die eigene Funktion zu unterminieren.
Die Andruckfilze an den Brummklappen können abfallen. Bei einem Reibrad-betriebenen Gerät besteht immer die Gefahr, daß Reibräder aushärten und / oder aus der Form geraten. Hier machen mir die Räder meiner Sony einen überraschend guten Eindruck, was auch für die Andruckrolle gilt.
Die Bestückung der Platinen, abgesehen von den Sony-Transistoren, ist mit Normteilen ausgeführt und sollte niemanden vor Beschaffungsprobleme stellen. ICs habe ich nicht gesehen.
Origami-Kenntnisse sind zwar hilfreich, aber für die Zerlegung der Elektronik der Sony in viel geringerem Maße von Nöten, als bei anderen japanischen Bandgeräten.
Übrigens scheint die Sony hierzulande nicht besonders verbreitet gewesen. Deck und Center waren zwar im Sony-Prospekt genannt, aus anderen Quellen kenne ich sie nicht. Lediglich die amerikanische STEREO REVIEW (7/70) scheint beide Versionen der Maschine getestet zu haben.
Die mehrsprachige Bedienungsanleitung mit Schaltbildern ist auf diplodocs zum Download veröffentlicht.
Technische Daten (Anleitung)
Aufnahmeverfahren: Vierspurig, Stereo oder Mono
Bandgeschwindigkeiten: 19 cm/s, 9,5 cm/s oder 4,8 cm/s
max. Spulengröße: 18 cm Durchmesser
Tonköpfe: 1 Sprechkopf, 1 Löschkopf und 1 Aufnahmekopf
Eingänge (Empfindlichkeit / Impedanz):
-Mikrofon: >= 0,2 mV (-72 dB) / 250-600 Ohm
-Plattenspieler: <= 2mV (-52 dB) / für Tonabnehmer mit beweglicher Spule oder Schwingmagnet, RIAA-abgestimmt
-Hilfseingänge: >= 35 mV (-27 dB) / 560 kOhm, mindestens 100kOhm
-Tuner: 60 mV (-22 dB) / 100 kOhm
Ausgänge (Ausgangspegel / Belastungsimpedanz)
-Direktausgang / Line: 0,775 V (0 dB) / 100 kOhm
-Lautsprecherausgang Deckel: 2x 7,5/10 Watt / 16 Ohm
-Lautsprecherausgang Zusatz: 2x 15/20 Watt / 8 Ohm
-Kopfhörerausgang Monitor: 31 mV (-28 dB) / 8 Ohm
-Kopfhörerausgang Listen: 8 Ohm
Frequenzumfang: 30-10.000 Hz bei 4,8 cm/s bzw. 30-13.000 Hz bei 9,5 cm/s bzw. 30-22.000 Hz bei 19 cm/s
Gleichlaufschwankungen (Jaulfaktor): 0,16% bei 4,8 cm/s bzw. 0,12% bei 9,5 cm/s bzw. 0,09% bei 19 cm/s
Signal-Rauschabstand: 50 dB
Klirrfaktor: 1,2 dB
Stromversorgung: 100, 110, 117, 125, 220 und 240 Volt, 50/60 Hz
Stromverbrauch: 85 Watt
Halbleiter: 40 Transistoren, 7 Dioden
Abmessungen (BHT): 454 x 506 x 294 mm
Gewicht: 21 kg
Über die Farben der Bilder wundert Euch nicht. Entweder wird die Digi-Knipse alt, oder das Sonnenlicht farbstichig.
Einige Bilder sind übrigens „gefaked“. Meiner Sony fehlen drei Knöpfe. Aber das tut ja hier nichts zur Sache.
Ich bin sicher, jemand von Euch kann viel mehr über diese Teil berichten: TUN!
Tschüß, Matthias
Quellen und Verweise:
http://reel2reeltexas.com/vinListS.html
http://wegavision.pytalhost.com/sony71/006.jpg
http://wegavision.pytalhost.com/sony71/014.jpg
http://wegavision.pytalhost.com/sony71-1/2.jpg
http://diplodocs.de/bedienungsanleitung-.../TC-630-_D
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