Köpfe schmieren?
#1
Hallo Forum,

in einem amerikanischen Video, das zu einer ganzen Serie gehört (Reinigen der Köpfe, justieren, entmagnetisieren...) zeigt der Engineer Kurt die "Lubrication" der heads. Sowas sehe ich zum ersten Mal. In allen Bedienungsanleitungen von Bandmaschinen, die ich bisher gelesen habe, ist immer nur davon die Rede, dass die Köpfe regelmäßig gereinigt werden sollen. Aber schmieren? Was soll das für einen Sinn haben (vor allem: wie lange soll das halten und was nimmt man dazu?)? :undnun:
Welche blaue Flüssigkeit wird hier verwendet? Ist das eine typisch amerikanische Eigenheit oder hat man das in good old Europe auch gemacht?

Aber seht selbst:

http://www.youtube.com/watch?v=t7pPy2ZBA9E&NR=1

Gruß Holgi
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#2
Hallo Holgi,

mir veschliesst sich der Sinn nach einer "Kopfschmierung" völlig.
Was hat irgendeine "Pampe" auf dem Kopf zu suchen, die anschliessend
a) die Capstanwelle und die Rolle verschmiert und damit u.U. den Schlupf
verändert und b) sich danach mit dem Band aufwickelt und dieses
wohlmöglich verkleistert?

Was auch immer man an "Faltencremes" , Politur und ähnlichem auf
die Köpfe streicht - vor der Benutzung des Gerätes gehört es m.E.
rückstandsfrei entfernt.

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Moin, moin,

ein April-Scherz ist das jedenfalls nicht:

http://www.audiokarma.org/forums/archive...01262.html
http://www.tapeproject.com/smf/index.php?topic=763.0

Radio Shack (Tandy) hatte solch ein "Schmiermittel" anscheinend im Programm.

Man erinnere sich an Disco Film. Verzweifelte HiFi-Freunde kaufen nahezu jeden Quatsch, wenn die heimische Konserve in Gefahr scheint.

Hier steht auch etwas zu dem Thema:
http://www.useddlt.com/head-to-tape.html

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#4
Hi Matthias,

danke für die erhellenden Links - das "Schmiermittel" ist wohl dazu erdacht
worden, "Problembändern" (Shamrock & Co.) wieder auf die Strümpfe
zu helfen bzw. diese vor Quietschen und Kleben zu bewahren!

Aha !!!! Hier wird aber m.E. der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben.
Mag sein, dass das Band danach nicht mehr klebt und damit wieder
abspielfähig ist (...wenigstens 1 mal), aber die oben von mir genannten
Nachteile bleiben erhalten. Naja - immerhin besser wie nichts. Ein klebendes
Band läuft gar nicht, dann schon lieber etwas Gleichlauf "einbüssen".

Aber etwas anderes ist hinter dem "lubricant" wohl nicht zu vermuten.
Soweit jedenf. nach meinem Verständnis.


Gruß

Peter
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#5
´
Die in den 1970/ 80er Jahren in den USA beliebten 8Track - Cassetten beinhalteten tatsächlich ein Schmiermittel auf Graphitbasis. Das war aber nur notwendig, weil das Endlosband dieser Cassetten koaxial gewickelt war und stets aus der Mitte des Wickels wieder zum Anfang wurde.

Wie das mit erträglichen Tonhöhenschwankungen funktioniert haben könnte, ist mit immer noch nicht klar geworden.

Aber in Amiland soll es schon Präsidenten gegeben haben, die gar nicht gewählt wurden; warum sollen da nicht auch geschmierte Bänder funktioniert haben...
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Moin, moin.

In der Theorie begreif ich´s ja noch. Aber in der Praxis anwenden???????

Frank bringt mich aber dazu folgendes anzumerken. Ich habe früher mal in der Hintergrundmusik gearbeitet.
Morgens wird der Hauptschalter betätigt und alles geht im z.B. Supermarkt an.
So auch unsere Musikgeräte. Jeden Tag, jede Woche, tausende Stunden, bis das Personal mal auf die Idee kommt, daß auch diese Geräte eigentlich Pflege bräuchten. Um da wirtschaftlich erfolgreich zu sein, braucht es ein System, daß viele Unterlassungen wegsteckt.
Die Musik kam von Endlos-Cassetten die wie Franks Beispiel funktionierten. Das Band wurde innen aus dem Wickel herausgezogen und anschließend außen wieder aufgewickelt.
Es war eklatant wichtig für den Betrieb, das diese Schlaufe eine bestimmte Länge hat. Zweite Voraussetzung war "lubricated Tape". Wenn die Schmierschicht - es war Graphit ähnlich, vielleicht aber auch was anderes - runter war, gingen die Cassetten auch kaputt.
Die Anforderungen an Hintergrundmusik sind völlig anders. Der Gleichlauf dürfte wohl recht stabil gewesen sein (Voraussetzung für die mechanischen Problematiken), aber bei eingeschränktem Frequenzgang (unaufdringlich), Mono und eben "Hintergrund" hat er klanglich eh keine Rolle gespielt.

In der Cassette war eine kugelgelagerte Andruckrolle, die mit ziemlich starkem Andruck arbeitete. Der Wickel wurde nur durch den Capstan, die richtige Schlaufenlänge und der Tatsache, daß außen aufgewickelt wurde, bewegt. Sonst hätte sich der Wickel zusammengezogen und bekniffen, oder im gegenteiligen Fall Bandsaslat erzeugt. Man darf auch nicht vergessen, daß sich der Wickel beim Betrieb ständig enger zieht und das Band deshalb aneinander vorbei gleiten muß.

Trotz alledem wurden die Köpfe aber gesäubert und nicht ver(ge)schmiert.

Das Bandmaterial kam auf Rohwickeln mit NAB Kern in 26er Größe. Vom Mutterbandabfall der Werbespots konnten wir uns kostenlos mit Aluspulenhälften versorgen.
Also hab ich mir einen Karton Rohlinge (12 St.) für den Preis eines einzigen Maxell-Bandes gekauft.

Ich habe ein Band vielleicht einen Meter auf meiner AKAI gespielt, da war das Thema auch schon gegessen. Mit lautem Quietschen fraß sich das Material an der Bandführung fest. Noch viel schlimmer, als das schlimmste Shamrock Band.

Bei den Profis in der Industrie ein hoch spezialisiertes Band.......für den Rest untauglich.

Andruckrolle. (13mm breit, 21mm Durchm.)

[Bild: Lube%20c.jpg]

Karton der Rohwickel.

[Bild: Lube%20a.jpg]

[Bild: Lube%20b.jpg]

Leider existieren wohl keine Cassetten mehr.

Vielleicht ein interessanter Aspekt, Arnulf.
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#7
Seht:

[Bild: Scotch_3.JPG]

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#8
Moin!

@Arnulf

Danke für die Horizonterweiterung - das ist natürl. ein Anwendungsfall,
wo so etwas Sinn macht. Aber eben ein ganz spezieller...

@Nils

So wie ich die Werbung verstehe, ist dies ein spezielles Scotchband mit
einer Art "Gleitmittel-Beimischung". Das ist im Band bereits drin bzw.
drauf aber da wird nichts aufgetragen. Da Scotch ja auch zu den eher
kritischen Bändern in Punkto Schmieren zählten, wundert das nicht.
Vielleicht sind die grössten Schmierer, mit denen wir uns heute (nach über
30 Jahren Bandlebensdauer) herumschlagen müssen, diejenigen, aus denen
das Gleitmittel bereits herausdiffundiert ist. Hier haben unsere Spezialisten
für Bandtypen und deren Zusammensetzung sicher etwas beizutragen.

However: das im Eingangsbeitrag von Holgi erwähnte "lubricant", das
auch Matthias beschreibt, ist ein nachträglich aufzubringendes
Mittel - und dem kann ich allenfalls "rettende" Eigenschaften für einen
"Quietsch- und Klebekandidaten" attestieren (so wie man es auch mit dem "Backen" versucht) aber mehr leider nicht.

Ich bin aber gerne bereit, gelegentlich aus meinem reichhaltigen Fundus an
eklig klebendem Ampex-, Sony- und Shamrock-Schrott ein Band zu
opfern und mit diversen "Wundermtteln" zu beaufschlagen. Weisses PTFE-
Spray sowie Silikonspary habe ich immer im Regal stehen und eine
"kommt-nicht-so-drauf-an Maschine" findet sich auch.

OT: ...und für Voodoo-Gläubige - wie wär´s mit Ultraschall-Kontrastmittel
für die "luftige Höhenwiedergabe"? :crazy:

Viele Grüsse an alle...


Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#9
Die von mir gezeigte Hülle stammt, soweit mir bekannt aus den End-50ern. Wenn das eine Band, das ich habe, darein gehört, ist es noch Azetatband und läuft noch.
Sonst hast du natürlich recht.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
´
Das von Niels eingestellte Bild stammt, wie deutlich zu sehen ist, aus einer älteren Scotch Bandverpackung aus der Zeit Ende der 1960er / Anfang 1970er Jahre. Es handelt sich dabei um ein handelsübliches Band für allgemeine Anwendungen, vermutlich Scotch 150. Bei späteren Typen wie Scotch 220 findet sich kein Hinweis auf Silikonschmierung mehr.

Dort wird die Silikonschmierung über den grünen Klee gelobt. Nun ist es aber nicht so, dass nur Scotch- Bänder von 3M Schmiermittel enthalten.

Grundsätzlich enthält die Beschichtung eines Magnetbandes neben dem Oxid und dem Bindelack noch diverse weitere Zuschlagstoffe wie Fungizide und nicht zuletzt auch Gleitmittel. Dies war anscheinend nur den Werbern aus St. Paul, Minn. der Rede wert, wurde aber von allen Herstellern in unterschiedlichen Mischungen verarbeitet. Die Auswirkungen dieser mehr oder weniger gelungenen Rezepturen sind uns ja hinlänglich bekannt, wobei aber in erster Linie die ab den 1970er Jahren von einigen Herstellern verwendeten Bindelacke für die Schmierkrankheit verantwortlich sind.

Jedenfalls tritt das Gleitmittel nicht aus dem Band aus und bildet auch keinen Film auf den Köpfen, sondern verbessert durch Herabsetzung des Reibungswiderstands die Gleitfähigkeit des Magnetbandes. Analog dazu kann man sich die Gleitfolien in Cassetten vorstellen, die auch glatt sind, aber keinen Schmierstoff abgeben.

Mitunter findet man Bänder, die weißliche, leicht kristalline Ausblühungen zeigen. Dies ist oft Gleitmittel, das bei frostigen Temperaturen austritt.

Aber wie Peter schreibt, steht hier ein nachträglich aufzubringendes Mittel in Rede, welches nichts mit der werkseitigen Konfektionierung zu tun hat.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
Wenn bei uns jemand Köpfe geschmiert hätte, hätte ich ihm jedenfalls eine geschmiert. Wink

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#12
Auch in der Kinobranche gab es dieses Bandschmiermittel. Den Herstellernamen habe ich gerade vergessen, aber das Produkt hieß "Magsave" (also von "Magnet" und "sicher" abgeleitet). Hiermit konnten die Tonspuren schlecht laufender Magnettonkopien eingestrichen werden. Da es ja im Vergleich zum verbreiteten Lichtton nur sehr wenige Magnettonkopien gab, verschwand dies Mittel in den 80ern wieder in der Versenkung.

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#13
Als ich diesen Thread gelesen hatte, hat mich das gleich an die 1986er Platte der US-Hardrock Band Boston "Third Stage" erinnert.

Hier erzählt Tom Scholz auf der Innenseite des Klappcovers einiges zur Produktion der Platte und es wird auch was von Silikon-Schmiermittel erwähnt.

Ich zitiere das mal:

"Sticky Tape:
Do you know that when some recording tape sits for a long time it gets sticky? Neither did I. How would you feel if you took out your four-year-old, one-of-a-kind mix of "Cool The Engines" (with no safe copy) and halfway though the song, the reels stop dead with a bang because your tape has become glued to the guides and must be peeled off the playback head like adhesive tape. The fix: spread a suspicious looking silicon concoction onto the tape as it runs by, and try not to let the enormous beads of sweet dripping from your forehead get your capstan rusty."

Anscheinend war das bei den Amis damals geläufige Praxis, genau so wie schon nach ein paar Jahren Bandmaterial unbrauchbar wurde.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#14
Zitat:The_Wayne postete
(...) and try not to let the enormous beads of sweet dripping from your forehead get your capstan rusty."
Dem Mann tropfen Süßigkeiten von der Stirn, wenn er gestresst ist? Das klingt bedenklich. :grins:

('tschuldigung.)
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#15
Hallo Timo,
das ist sicher ein Schreibfehler und soll "Schweiß" heißen ,also "sweat".
Reinhard
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#16
Gehört nicht ganz zum Thema des Threads:

Frank erwähnte weiter oben Achtspurcassetten, deren Bänder mit einem Schmiermittel auf Graphitbasis gleitfähig gehalten wurden.
So etwas habe ich auch als 1100m Rohwickelbänder.
Sind NOS, 35µ stark, der Verpackung nach uralt (60er Jahre ?) , nicht geeignet für 9,5cm und ohne Rückseitenbeschichtung. Hersteller ist Maxell , somit ist das Bandmaterial wie erwartet äußerst widerstandsfähig und völlig abriebfrei. Na ja, wenn die 'Bepuderung' mit einem Graphitpulver nicht wäre. Das macht die Bänder supergleitfähig, aber andererseits auch ungeeignet für freitragende Wickel.
Es ist etwas zu viel von dem Pulver aufgetragen, weshalb ich die Bänder vor dem ersten Einsatz ein paarmal reinigend hin- und herlaufen lasse. Ist eine ziemliche Sauerei, aber dann ist gut. Es gibt sicher Bänder mit besseren technischen Daten, aber für mich, der ich große Verluste durch Schmierbänder erlitten habe (ich sage nur Revox 631) , sind sie eine Bereicherung und eine Beruhigung. Die werden niemals schmieren und quietschen.
Gruß
Heinz
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#17
Zitat:timo postete
Zitat:The_Wayne postete
(...) and try not to let the enormous beads of sweet dripping from your forehead get your capstan rusty."
Dem Mann tropfen Süßigkeiten von der Stirn, wenn er gestresst ist? Das klingt bedenklich. :grins:

('tschuldigung.)
Das ist in der Tat ein Tipp- oder Schreibfehler meinerseits. Ist mir vorher gar nicht aufgefallen, erst jetzt, wo du's angesprochen hast, mußte ich herzhaft darüber lachen Smile
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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