Restauration von Tonbändern nach Brandschaden
#1
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Ein Tonbandfreund hat Weihnachten wie folgt gefeiert:

Um sechs hat hat er den Baum angezündet, und als die Feuerwehr weg war hatte er die Bescherung. Dem ist tatsächlich -allerdings ein paar Tage vor Weihnachten- die Hütte abgebrannt. Die recht schöne Ansammlung von Bandmaschinen und anderen Musikgeräten ist, wenn nicht vom Feuer, dann vom Wasser zerstört worden. Jetzt fragt er, wie wenigstens die Bänder-hauptsächlich vom Löschwasser beschädigt- gerettet werden können.

Ich würde empfehlen, sie zunächst trocknen zu lassen und dann mit einem Pinsel oder Bürste zu reinigen. Anschließend durch ein Tuch laufen lassen und die Bänder sollten wieder brauchbar sein.

Hat jemand eine bessere Idee?
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#2
Hallo Frank

Dem Mann muß(!) geholfen werden!

Da fiele mir das hier schon oft behandelte "Backen" ein. Irgendwo hier im Forum wurde auch mal was von einer Dörrobst-Maschine geschrieben. Aber ich würde mal Ausschau nach prodessionellen Firmen halten, die sowas wieder herstellen. Mal danach googeln. Bücher werden als erste Maßnahme bei den Kaffee-Röstern gefriergetrocknet. Bei Bändern glaube ich, wäre das nicht so gut. Aber mal nach Firmen suchen. Die Versicherung wirds sicher bezahlen.

Vielleicht kennt Martin was in Sachen Filmrestauration. Auch ein Stichwort nach dem sich im WEB suchen lässt.

Sicher drängt die Zeit. Ich denke er hat auch noch andere Sachen jetzt zu tun. Wichtig wäre es, die Bänder so schnell wie möglich trocken zu bekommen und das Kleben zu verhindern.

Da ich weiß wie es ist, seine Bänder zu verlieren, sollte auch der Augenmerk auf den Erhalt der Information gelegt werden. Die Bänder sind sicher nur der Materialwert. Welche Spulengröße ist es? Bei 18cm-Spulen könnte ich mich zum Digitalisieren anbieten, bzw. eine GX-210 zum Spulen zur Verfügung stellen.

VG
Michael
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#3
Das "Backen" ist eigentlich dafür gedacht, solche Bänder, deren Bindelack infolge hydrolytischer Zersetzung jedes Abspielen verhindert, zeitweise (!) wieder abspielbar zu machen. Da die Bänder aber sinnvollerweise mehrmals über Reinigungsvliese laufen müssen, funktioniert das genaugenommen nur bei Studiobändern bedenkenlos.

Im Großen und Ganzen würde ich wie Frank vorgehen: groben Schmutz mit einer weichen, fast pinselähnlichen Bürste abwischen (wenn die Bänder ohnehin schon richtig nass sind, unter fließendem Wasser). Danach durch ein - wie es immer hieß - flusen- bzw. fusselfreies Tuch laufen lassen, dafür aber wenigstens hilfsweise eine Vorrichtung bauen, damit die Bänder nicht auch noch wellig verdehnt werden (vielleicht um einen Zylinder von etwa 2 cm Durchmesser, damit die Trocknung nicht nur entlang einer Linie erfolgt). Vorsicht mit Bandzug!

Eine allgemeingültige Regel, wie mit solchen Bändern vorzugehen wäre, ist mir nicht bekannt.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Wasser ist ja nicht das Schlimmste, was man einem Band antun kann. Die Trägerfolie ist aus Polyester, die hat mit Wasser keine Probleme, und auch der Magnetschicht sollte nichts passieren. Problematisch ist das ganze nur, wenn die Bänder über Wochen feucht bleiben, weil sich dann Schimmel bildet. Bis es zum Aufquellen der Beschichtung kommt, wird sicher eine längere Zeit vergehen.

Ich schlage folgendendes Procedere vor:

1. Mit Leitungswasser die Rückstände abspülen (wie hier schon vorgeschlagen).

2. Mit destilliertem Wasser nachspülen.

3. Vorsichtige Trocknung durch Umspulen mit Tuch (wie auch schon hier empfohlen) und dann offene Lagerung der Spulen in einem warmen, trockenen Raum. Gelegentlich mal umspulen...


Ich hoffe, dass der Schaden bei dem armen Kerl nicht so schlimm wird. Ich würde ins Wasser gehen, wenn mir sowas passiert.
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#5
Es gibt ja nichts, was nich schon einmal dagewesen wäre, auch wenn es sich hier primär nicht um einen Brand-, sondern einen Wasserschaden handelt:

Wenn Software ins Wasser fällt, ist sie in der Regel unbrauchbar. Für die Computer-Tüftler der BASF Magnetics in Mannheim aber gilt das nicht. In einer bislang beispiellosen Rettungsaktion für Daten gelang es ihnen, Millionen beschädigter Bites wieder lesbar zu machen. Ein Mineralölkonzern hatte monatelang vor Nigeria die geographischen Voraussetzungen für Öl- und Erdgasvorkommen unter dem Meeresboden erkundet und dazu 3750 Megabyte Daten an Bord des Forschungsschiffes auf Magnetbändern gespeichert. Beim Verladen im Hafen rutschten die Kassetten ins verschmutzte Wasser. Sie wurden aus dem Hafenbecken gefischt und dann per Luftfracht nach Mannheim gebracht. Dort reinigten die BASF-Techniker zunächst rund 200 Meter Magnetband mit Isopropylalkohol. Anschließend kopierten sie die wertvollen Meßergebnisse auf unbeschädigte Kassetten. Mit einer selbst entwickelten Software gelang es dann, die Daten wieder lesbar zu machen. Neunzig Prozent der Bits wurden gerettet, die verlorenenge-gangenen Daten stellen die Meßergebnisse nicht in Frage. [scala, Frankfurt, Nr. 6, November-Dezember 1992]

Isopropylalkohol ist vielleicht ein guter Tipp, vermutlich nimmt er restliches Wasser auf bzw. sorgt für schnellere Verdunstung.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#6
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Zumindest habe ich mit Alkohol fotografische Filme getrocknet, nach dem wässern den Jobotank mit Alk gefüllt, zwei Minuten warten damit die Emulsion sich vollsaugt, die Spirale herausnehmen und durch die Luft schwenken, nach fünf Minuten konnte man Abzüge machen. Wurde gern gemacht wenn es schnell gehen mußte, z. B. für Zeitungen.

In einem Hafenbecken ist meist eine unkontrollierbare Brühe, oft Brackwasser, mit nicht näher bekannten Verunreinigungen wie Öl oder Kraftstoff von Schiffen, Bilgewasser etc. Dagegen ist Löschwasser sicher noch harmlos.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Ich denke auch, daß nicht das Wasser das Problem ist, das wird das Bandmaterial nicht angreifen, jedenfalls, wenn das Trägermaterial PE ist. Wenn der Kleber wasserlöslich wäre, würde schon die normale Luftfeuchtigkeit im Regelbetrieb ein Problem darstellen.
Das Löschwasser wird aber nicht ganz sauber gewesen sein: darin sind zum einen wasserlösliche Substanzen aus dem "Brandgut" gelöst, zum anderen schwer oder nicht lösliche Stoffe suspendiert.
Deswegen würde ich als Zusammenfassung des oben geposteten einen Versuch an einem Band vorschlagen, an dem dem Betroffenen vielleicht nicht so viel liegt:
- mechanische Reinigung mit Pinsel, oder, wenn nötig, mit einer weichen Bürste.
- Spülen mit destilliertem Wasser, um die wasserlöslichen Substanzen gelöst zu bekommen
- Trocknung: ich stelle mir das so ähnlich vor wie in einem Sägewerk: die Bänder mit Abstandshaltern, z.B. Holzleisten, übereinanderstapeln und für gute Belüftung sorgen: z.B. jetzt im Winter: Fenster auf, daß der Raum kalt wird, dann Fenster schließen, und die Raumluft auf Zimmertemperatur bringen. Da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte wird das die Trocknung beschleunigen (so kriegt man ja auch nasse Räume trocken).
- und dann noch, falls nötig, Reinigung mit Isopropylalkohol. Dazu wird man die Bänder ja abspulen sollen.

Und noch als Nachtrag darüber,was Schmutz tut kann, eine kleine Anektode:
Ich habe vor kurzem ein Konvolut gebrauchter PER 528 und PER 525 gekauft. Nach dem Abhören der Bänder und der Entscheidung, welche für Neuaufnahmen zu verwenden sind, habe ich ein Band neu aufnehmen wollen.
Das gab dann allerdings Probleme: obwohl die Wiedergabe in Ordnung war, hat die Maschine die Bänder nicht vollständig gelöscht, und díe Neuaufnahme war vom Pegel her sehr leise (auf beiden Kanälen). Als Grund stellte sich eine starke Verschmutzung der Köpfe, vom Schweregrad vom Löschkopf bis zum Aufnahmekopf fallend, heraus. Bei der Reinigung fand sich ein Belag, der nicht wie Bandabrieb aussah, sondern schwarz/ölig, und sehr schwer von den Köpfen wieder zu lösen. (was auch daran lag, daß die Maschine schwer zugängliche, im Kopfträger hängende Köpfe hat. Willi hat das ja dann irgendwann geändert und stehende Köpfe in seine Maschinen gebaut). Als Übeltäter stellten sich die PER 525 heraus, die sonst o.k. sind, d.h. ich halte das für Verschmutzung und nicht für Schmiereffekt. Ich habe mich entschlossen, die zu entsorgen: die PER 525 habe ich für einen Euro das Stück bekommen, der Verlust hält sich also in Grenzen...

Frank
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#8
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Vielen Dank für Eure Hinweise, die ich bereits übermittelt habe. Jetzt geht der Hickhack mit der Versicherung los, die sich nicht vorstellen kann, dass ein sechzig Jahre altes Magnetophon noch irgend einen Wert hat, nur weil es ein Revox T26 ist. Der gute Mann hatte die komplette Reihe vom T26 bis zur A700 und C270, dazu noch einige Studer A810 und Henkelmänner von Nagra.

Abgesehen von der Frage, ob solche Gerät wiederbeschaffbar sind, dürfte die Preisfindung nicht einfach werden. Die Unterschiede zwischen Kellerfund und total überholten Geräten sind bekanntlich recht groß, eine offizielle Marktpreisliste dürfte es kaum geben.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
Wenn ich das so lese, bekomme ich doch ein wenig Bauchschmerzen, da man hier wieder mal sieht, wie nah so was ist. Dem Mann gilt mein größtes Mitgefühl!

Eine Frage (leicht OT) dazu:
Wie ist es denn zu dem Brand gekommen? Technischer Defekt, Unachtsamkeit im Umgang mit Kerzen (Adventssyndrom) oder Zigaretten?
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#10
Zitat:Frank postete
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. Der gute Mann hatte die komplette Reihe vom T26 bis zur A700 und C270, dazu noch einige Studer A810 und Henkelmänner von Nagra.

...
Oh, das war eine erklägliche Sammlung. "Einige" A810 zusammenaddiert ist man schnell über 5 kEUR und mehr ! Sehr sehr schade.

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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#11
Hallo in die Runde

Vielleicht könnte man hier so eine art Schwakeliste als Tabelle gemeinsam erstellen. Jeder der eine Maschine des gleichen Typs hat postet seine Kosten für Anschaffung und Instandsetzung. Davon dann den Durchschnitt bilden. Das könnten glaubwürdige Zeugenaussagen sein, an denen auch die Versicherung nicht vorbei käme...

VG
Michael
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#12
Dem Kumpel gehört auch mein größtes Mitgefühl!

Was mich allerdings noch brennend - ups, sry - interessiert, wie es denn nun zu dem Brand gekommen ist und ob jemand zu Hause war und wenn jemand zu Hause war, wieso ncihts mehr unternommen werden konnte, um die Schätze zu retten.

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#13
Das (versicherungstechnische) Problem bei solchen Sachen besteht darin, daß es sich um eine Sammlung handelt. Sammlungen als solche sind aber nicht über den normalen Hausrat versicherbar - was damit zusammenhängt, daß solche Dinge eben keinen feststellbaren Wiederbeschaffungswert besitzen.

Deswegen sollten wirklich wertvolle Sammlungen resp. bestimmte Teile davon immer separat gegen Verlust versichert werden.

Naja, das hilft freilich nun auch nicht weiter - sollte nurmal als Anstoß zum Nachdenken dienen.

Die Kosten für die "Datenrettung" werden, sofern sich das Volumen im haushaltsüblichen Rahmen bewegt, sicher anstandslos von der Versicherung übernommen.
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#14
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Was ist denn "haushaltsüblich"? Ich halte einen Bestand von 250 Bändern für völlig normal, aber das sieht längst nicht jeder so. Versicherungen, die in der Regel ungern zahlen, vermutlich eher nicht.

Es sieht so aus, als wenn die Sachen schon gut abgesichert wären, aber meist sagt man ja "TB- Sammlung komplett, € 15.000.-" ohne jedes Gerät einzeln aufzuführen. Bänder neu zu beschaffen ist kein Problem, aber die Inhalte sind ja meist das eigentlich Wertvolle. Ideelle Werte lassen sich nicht in Geld aufwiegen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#15
Hallo in die Runde

Also meine "haushaltsübliche Menge" bewegt sich so um die 300 Bänder. Das ist nur ein "kleines" Regal voll. Was bezeichnen die Versicherungen denn als haushaltsübliche Menge? Ich denke da auch an Bücher, CDs, Schallplatten usw. Ist ein Lesezimmer mit entsprechendem Bestand schon zu viel ? Tse, tse. Wenn ich eines gerlernt habe dann ist es, dass man mit Versichgerungen handeln muss wie auf einem Basar. Das erste Angebot sollte man nicht gleich hinnehmen. Die legen auch schon mal was drauf, wenn man nicht locker lässt.

VG
Michael
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#16
"Haushaltsüblich" ist wohl bei Bändern ein nicht mehr passender Begriff, man fragt ja auch nicht nach haushaltsüblichen Mengen an nunja, Disketten.

Wo war den unsere große Tonbandumfrage? Vielleicht gibt das ein Indiz, was denn bei Sammlern und Liebhabern sich ablagert?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#17
Mir ist eben dieser Faden wieder eingefallen, als ich von Ralfs "Umzughelfern" gelesen habe, die ihn um seine Gerätschaften gebracht hatte.

Was ist denn aus allem geworden, wenn ich so neugierig fragen darf.

niels?
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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