Revox G36: Löschkopf wird heiss
#1
Hallo alle zusammen,

da ich im Revox-Forum schon die gleiche Frage stellte, jedoch bisher keinerlei Resonanz bekam, "nerve" ich halt mal an dieser Stelle. Vielleicht weiss ja hier jemand Rat.

Das Problem (vielleicht ist es ja auch gar keines):

Neulich stellte ich voller Erstaunen fest, dass an meinen beiden G36 (2- und 4-Spur) nach etwa fünf Minuten Aufnahmezeit die jeweiligen Löschköpfe am Löschmagneten so heiss werden, dass man sie nicht mehr anfassen kann, verschiedene Versuche mit diversen Bändern ergaben Verwellungen und Verdehnungen am stehenden Band. Also könnten auch am vorbeilaufenden Band durchaus Schäden entstehen, speziell bei Verwendung dünnen Bandmaterials und 9,5 Geschwindigkeit.

Bei einer sofort hinzugezogenen Mono-C36 blieb alles im grünen Bereich.

Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen, oder ?

Wer hat eine Erklärung ?

Danke schon mal und Gruss
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#2
Hallo
Da noch keiner geantwortet hat, versuche ich es mal ;-)

Kenne Revox leider nicht und habe auch sonst (noch) nicht viel Ahnung von TB, aber der Aufbau eines Löschkopfes besteht ja aus einer Spule, deshalb: Entweder zuviel Strom/Spannung/Frequenz durch/oder Windungsschluss.

a) Messen der Spannung und Frequenz am Löschkopf bei der Aufnahme und vergleichen mit einer intakten Maschine oder Unterlagen.

b) Löschkopf auf Verdacht wechseln, wenn kein Unterschied, dann Elektronik prüfen. (Löschkopf für spätere Gelegenheiten, Abnutzung aufheben) So würde ich vorgehen.

Wo sind die Revox-Jungs hier ??????


VG
Michael
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#3
Hallo,

ich habe das im ReVox-Forum schon gelesen und mich da einer alten Diskussion hier erinnert, allerdings verschwitzt, den Link zu posten:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...&pagenum=2

Posting 028 ist vielleicht generell interessant zum Thema "heiße Löschköpfe".

Gruß
Niko
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#4
Hallo,

es ist reichlich unwahrscheinlich, dass beide Löschköpfe gleichzeitig defekt sind, aber man soll ja nie "nie" sagen....

Das Servicemanual ist bei Studer auf dem Server verfügbar. Üblicherweise sind dort Spannungswerte für den Löschbetrieb enthalten, die an ordnungsgemäß arbeitenden Köpfen anstehen sollten. Miß doch schlichtweg einfach mal nach, ob das mit den Werten im SM übereinstimmt.

Warm werden dürften sie schon können, aber so heiß, dass es Bänder beschädigt wohl eher nicht.

Gruß
Michael
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#5
Lieber Thomas,

die ergangenen Hinweise bringen uns schon in die richtige Umgebung, weshalb ich mir auch das Neuaufwärmen der Witze aus dem genannten Thread ersparen kann, die allein so witzig nicht sind, weil eben zum Löschen eines Bandes durchaus Dampf und dennoch hochpermeable Kopfbleche erforderlich sind.

Warm wird der Löschkopf allemal, muss er werden, weil ja Verluste auftreten. Sollte allerdings Gefahr für das Band bestehen, liegen wir oberhalb der Toleranzschwelle. Verwunderlich ist lediglich, dass das bei zwei individuellen Gerätepersönlichkeiten jeweils unterschiedlicher Bauform in identischer Weise geschehen soll. Der Löschkopf meiner G36HS(MKII) wird nach eben erfolgter Prüfung zur Verifikation meiner Uralterinnerungen gut handwarm, was vielleicht unter stundenlanger Dauererwärmung bei Langzeitaufnahmen noch etwas ansteigt, sicher aber nicht bis zur Schmerzgrenze meiner Kleinfingerkuppe.

Die C36 ist nicht unbedingt ein Vergleichsmaßstab, weil sie eine etwas andere Schaltung des Löschoszillators besitzt, die den spezifischen Gefahren desjenigen der G36, auf die ich gleich noch zu sprechen komme, nicht direkt unterliegt.

Welche G36 hast du, 9,5/19, 19/38, MKI oder MKII (bitte Seriennumern, siehe letzten Absatz!)? Lässt sich die deutliche Erwärmung im Stereobetrieb und Monobetrieb beobachten oder nur in einem der beiden Betriebszustände?

Funktioniert die Aufnahme deiner Geräte wirklich einwandfrei? Eine G36 mit ordentlichen Köpfen steht der A77 in fast nichts nach, man kann also etwas erwarten. "So naja", gibt es da nicht. Tun sie also ansonsten oder rauschen sie bei der Aufnahme, und/oder hast du eine deutlich verzerrte Aufnahme?

Vermutlich fließt ein zu hoher Strom durch deinen Löschkopf, wobei wir nicht wissen, ob dies Hochfrequenz oder Gleichstrom ist. Gleichstrom hätte dort (seit 18. April 1940) überhaupt nichts zu suchen und sollte sich in einem ungewöhnlichen Rauschen niederschlagen, wie man das von gleichstromvormagnetisierten Aufnahmen kennt (oder eben nicht...).

Dieser Gleichstrom könnte auf zwei Wegen zum Kopf kommen:

Schaden in der Oszillatorröhre (ECC82) -sehr unwahrscheinlich- oder
Primär-/Sekundärwicklungsschluss im Hf-Trafo, durch den die Anodenspannung Zugang zum Löschkopf erhielte.

Der Trafo müsste dann ersetzt werden. In beiden Fällen wären Aufnahme (durch unsaubere Hf) und sicher auch die Wiedergabe (durch remanente Gleichfeldmagnetisierung der Köpfe) sicher in hörbare Mitleidenschaft gezogen.

Den Gleichstrom müsste man am Löschkopf mit einem Oszilloskop nachweisen können. Nachdem diese dann erfolgende, zusätzliche Belastung der Anodenspannung durch den Löschkopf nicht ohne Auswirkung auf deren Höhe bleiben kann, dürften im genannten Fall am Punkt E der Schaltung (Netzteil) keine 195V= bei Vierspur und keine 215V= bei Halbspur gegen Gerätemasse zu messen sein. Bitte Vorsicht, man kann im geöffneten Gerät an allerhand Stellen einen derart geschleudert kriegen, dass man -notfalls endgültig- nicht mehr weiß (wissen muss), ob man Junge oder Mädchen ist. Also Vor- und Umsicht.

Fehlt jene Gleichspannung am Kopf, muss entweder die Hf-Spannung (unwahrscheinlicher) oder die Hf-Frequenz (das wäre der frühe RRG-Fall) zu hoch sein oder aber der Innenwiderstand des Kopfes zu gering, weil z. B. ein Windungsschluss des Kopfes vorliegt.

Mich beunruhigt aber das identische Auftreten dieses Phänomens bei zwei verschiedenen Geräten im Besitz ein und derselben Person. Das riecht dann doch etwas eigentümlich. Welche Netzspannung hast du? (Bitte beim potenziellen Nachmessen an die Jungen und Mädchen oben denken!!)

Einen weiteren Umstand sollten wir nicht vergessen: Revox hat offenbar (ich kenne das aber nur von späten HS-Geräten) gegen Ende der G36-Geschichte eine Änderung am Löschoszillator vorgenommen, die nur teilweise (eben bei den MKIIHS) in den Service-Handbüchern verzeichnet wurde. Man baute wohl einen anderen Hf-Trafo mit minimal veränderter Peripherie ein, als man auf Bruno Woelkes Löschkopf (Aussehen wie A77) umstieg. Dieser Löschkopf ist offensichtlich niederohmiger als der ursprünglich verbaute, töpfchenförmige Löschkopf, denn die bei 70-80 kHz ursprünglich 70 V betragende Hf-Amplitude wurde deutlich auf 14 (Zeichnungsangabe) - 17,5 Volt (meine Messung mit einem Selbstbaumillivoltmeter 1973...) abgesenkt.

Wenn bei dir also die Löschköpfe -aus welchem Grund auch immer- in unseren Tagen getauscht wurden und nun unverkennbar als jene Typen mit rotem Plastikgehäuse deinen Kopfträger zieren, darfst du -mit geeignetem Messgerät- nur eine Hf-Amplitude von weniger als 20 Volt an der Löschkopfwicklung messen. Solltest du auf 70 Volt kommen (und der Hf-Oszillator das schaffen), darf uns die Erwärmung deiner Köpfe nicht wundern, die zuvor nicht ganz sachgerecht ausgeführte Reparatur aber durchaus.

Hans-Joachim
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#6
Hallo Freunde,

zunächst mal herzlichen Dank für die wirklich hochinteressanten Ausführungen, Vermutungen und berechtigten Bedenken. Hier wird einem (wie immer) schnell und mit Sachverstand geholfen. Allein der gute Wille zählt !

Vor allem Dank an Hans-Joachim, ich hatte schon gehofft, Du würdest Dich einschalten, daher von hier aus (Arbeitsplatz, nicht zuhause in der Tonbandschlucht) einige mir momentan verfügbare Informationen:

Die 2-Spurige ist aus der Schweiz, also MKI, gebaut 1965, Seriennummer 52xxx. 9,5 und 19. löscht nicht sehr gut, es bleiben deutlich zu hörende Reste der Altaufzeichnung auf beiden Spuren gleichmässig zu hören.

Die 4-spurige ist schon eine Deutsche, MK II, Sommer 1966, Seriennummer 56xxx. Ebenfalls 9,5/19. Löscht Altaufnahme nahezu perfekt.
Beide Köpfe werden zu heiss für die Fingerkuppe und es riecht auch etwas ungut. Merke: Nicht nur der Fisch stinkt vom Kopf her, es kann auch eine Röhren-Revox am Kopp müffeln......

Weiter mit der gebotenen Ernsthaftigkeit:

Beide Geräte sind auf 220 Volt eingestellt, gemessene Spannung in der entsprechenden Dose 237 Volt.

Die Aufnahmequalität ist bei der Viertelspurigen bei beiden Geschwindigkeiten sehr gut, die Halbspurige klingt auf 9,5 unsauber und verzerrt. Auf 19cm/s deutlich besser. Kommt aber nicht an die A77 heran, rauschen tun beide G36 für meine Ohren sehr stark. Die 77er, die ich voller Stolz mein Eigen nenne, rauschen deutlich weniger. Dazu sei angemerkt: Die Halbspur-Schweizerin wurde 1982 von Revox neu bekopft. Sowohl der A- als auch der W-Kopf wurden gegen neuestes Material getauscht. Der L-Kopf ist original. Die Rechnung über rund 700 Mark inkl. Durchsicht und Einmessen auf 601 liegt mir im Original vor.

Ich werde zunächst mal die Spannungen an den Löschköpfen - die beide noch original belassen sind - messen und meine Ergebnisse mitteilen.

Ich habe auch eine F36, wären da die Werte in etwa mit denen der G36 vergleichbar ? Müsste mal testen, ob da auch der Magnet kocht...

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#7
Lieber Thomas,

die F36 hat genau denselben Oszillator wie deine beiden G36, die ohne Umbauten am Oszillator keine Woelke-Köpfe, sondern nur die zylindrischen Töppchendinger haben dürfen, die von den Mammelis aus Regensdorf und nicht in Münchens Notburgastraße zusammengelötet wurden.

Bei 9,5 dürften auch bei einer G36 keine so mir nichts, dir nichts hörbaren Verzerrungen auftreten, da die G36 gegenüber der A77 lediglich frequenzgangmäßig nicht ganz so weit hinaufreicht und in der Vormagnetisierung nicht je Bandgeschwindigkeit separat optimal abgeglichen werden kann, weil weder eigene Potibänke für die 9,5-VM existieren, noch aufnahmeseitig einstellbare Höhenkorrekturen vorgesehen wurden.

Rauschen und Verzerrungen, die gleichzeitig und möglicherweise bereits aufnahmeseitig vorhanden sind, sollten gemeinsam mit den angesprochenen Löschproblemen Anlass genug sein, zumindest einmal einen Besuch der ECC82 auf Max Funkes W19 o. ä. zu terminieren, bei dem man dann gleich auch noch die anderen ECCs mitnimmt, weil natürlich nicht auszuschließen ist, dass die Elektronenemission der anderen Röhren auch schon im Keller ist. Nach über 40 Jahren sollte das normal sein dürfen, wenn auf dem Wege seither nichts 'révidiert' wurde.

Von "Rauschen und Verzerrungen" spreche ich in meiner Beschreibung übrigens nur dann, wenn sie nicht auf den internen Endverstärker, nicht auf schwächelnde Potentiometer o. ä. zurückzuführen sind, denn das sind normale Alterungsprobleme.

Du solltest dir unbedingt ansehen, wie deine Hf aussieht.

Hans-Joachim

P.s.: Weil's so schön ist ein Bild von der Kopfjustage der G36 "in düsen hail'göhön Hahellän" von Regensdorf um 1965, wie ich annehme. Man sieht so allerlei...:

[Bild: G36_21.jpg]

Das Foto ist bewusst nicht verkleiner, um das Verfahren der Kopfsenkrechteinstellung so gut sichtbar zu machen, wie das Foto es irgned hergibt.
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