Zitat:lukas postete
... hätte mich interessiert, wozu die Abgleichpunkte existieren, wozu die integrierte Schaltung, wenn ich dann erst rundherum Bauteile brauche.
Ein Dolby-Prozessor wird in den linearen Teil einer Bandgeräte- (oder Übertragungskanal-) Schaltung eingefügt, weshalb er einer geeigneten Peripherie bedarf. Das gilt auch für Cassettenrecorder.
Ray Dolby setzte bei seinen Prozessoren auf für die Maskierung der Regelvorgänge durchaus günstige gebogene Verstärkerkennlinien, die bei Aufnahme und Wiedergabe natürlich exakt invers verlaufen müssen, damit dann Frequenzlinearität über Aufnahme und Wiedergabe (Kodierung und Dekodierung) gewahrt bleibt, wenn der Prozessor zugreift. (Alternative: TelcomC4, wo man mit geraden Kennlinien arbeitet und an sich keinen Pegelabgleich braucht).
Amateur-Dolbys (B oder C) haben nur einen Einwirkungskanal, der auf den Hochtonbereich beschränkt ist. Das prinzipiell zugrundeliegende professionelle Dolby A besitzt stattdessen derer vier, die -jeweils unabhängig voneinander arbeitend- den gesamten Audio-Frequenzbereich bestreichen.
Um nun die Prozessoren zu exakt inversen Verhaltensweisen bei Aufnahme und Wiedergabe zu bewegen, müssen diese bei Aufnahme und Wiedergabe mit exakt (!, das sollte innerhalb von ± 1 dB bleiben, was für einen Cassettenrecorder praktisch unerfüllbar ist) demselben Pegel angesteuert werden. Dafür dient ein dem Prozessor meist unmittelbar vorgeschaltetes Pegelabgleichpotentiometer im Aufnahme- und recht oft auch im Wiedergabekreis des betreffenden Recorders. Mehr Pots gibt es bei Dolby-B-C-Prozessoren durchwegs nicht. Auch das DolbyA hat übrigens auf der Kompanderkarte kein einziges Pot, sondern lediglich am Eingang und am Ausgang des Gesamteinschubes, also im Bereich der Anpassverstärker ein Potentiometer zur Pegelanpassung an die gegebene Peripherie.
DolbyHX 'optimiert' dagegen nicht nur pegelabhängig die Entzerrung (wie A, B, C, und SR), sondern nimmt auch Einfluss auf die Vormagnetisierung, was hier nicht diskutiert wird. Ich spreche ausschließlich von Dolby A, B, C und notfalls SR. SR stellt aber deutlich höhere Ansprüche an die Maskierungsstrategien, weil der Rauschminderungsgewinn (im Vergleich zu Dolby A mit, na ja, 12-15 dB) auf 25-30 dB angehoben wurde. Unser Portländer besorgte dies durch eine modulationsabhängige Verschiebung der Arbeitsbänder, die bei Dolby A natürlich noch festliegen.
Zu den Dolby-B-Prozessoren vorgeschalteten Filtern ("Spulen"):
Nachdem der 19 kHz-Pilotton des Stereomultiplexrundfunks (eine der Hauptaufnahmequellen des Amateurs) auf jeden Fall -und durchaus nicht selten in dolbyrelevanten Pegeln (-40 bis -50 dB)- durch die Schaltung vagabundiert, von diesem als Nutzmodulation hoher Frequenz interpretiert wird, die die Funktion der Rauschminderung ständig beeinflusst, filtert man diesen Pilotton sicherheitshalber vor den Prozessoren steilflankig aus. Dafür nützt man Spulentiefpässe, die auf maximale Pilottondämpfung abzugleichen sind (, solange es noch Multiplex-Stereo gibt).
Hans-Joachim