Telex 300 --- Was ist das?!
#1
Liebe Tonbandfreunde!

Auf einem Flohmarkt südlich von Wien entdeckte ich heute folgendes Gerät:
Telex (ev. Teletex?) 300, ca. 80 cm hoch, mit zwei Tellern, großen VU- Metern, offensichtlich ein Tonbandgerät.
Von hinten hineineingeblickt zeigte sich mir im Zentrum ein riesiger Motor, und weiter unten waren irgendwelche elektronische Bausteine, vielleicht Entzerrer oder Verstärker mit reichlich Kabeln untergebracht.
Der Verkäufer wollte 80 Euro für das Gerät, welches aussah, als ob es 80 kg auf die Waage brächte.

Wer kann mich aufklären, was für ein Tonbandgerät das sein könnte?
Danke im Voraus für eure Beiträge!

Mit freundlichen Grüßen aus Niederösterreich
Raphael
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#2
Lieber Heilsbringer,

leider kann auch ich mir nur ein vages Bild vom Gerät machen, das Sehen desselben würde die Situation sehr entschärfen.
Die Firma Telex stellte Cassettenkopieranlagen recht unterschiedlicher Ausstattung her. Nachdem diese -ähnlich wie diejenigen amerikanischer Konkurrenten- recht groß werden konnten, mag jenes Trumm das Masterlaufwerk einer Kopierstraße gewesen sein.

Hans-Joachim
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#3
Hallo zusammen, könnte es so etwas gewesen sein?

[Bild: Telex%20Duplicating%20System%2001.jpg]

Grüsse revodidi

Edit: Grafikadresse berichtigt (timo)
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#4
Hallo miteinander!

Lieber Hans-Joachim!
Ich mag vielleicht dem Namen nach Heil über die Menschheit bringen (meine Frau meint mit Un- voran..) doch Bilder einzustellen, dazu bin ich nicht fähig und werde es wohl lange nicht können.
Hallo Revodidi!
Ich bin sogar unfähig, die Seite, die du angegeben hast, zu öffnen...

Nachsatz:
Ich wollte mich bei Audi-Karma registrieren lassen, und nicht einmal dafür reicht´s...

Tschuldigung!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael Ösi
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#5
=> Raphael

Bilder bitte an mich, per e-mail , ich baue sie dann ein. kriegst dazu meine e-mail-Addy per PN.
Michael(F)
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#6
Hallo, ihr Hilfbereiten!

Danke für eure Hilfe, besonders Revodidi und Michael Franz!

Zur Telex 300:

Genau das ist die von mir gesehene!
Allerdings ohne den Kassettenteil rechts und nur mit einer Bandeinheit in der Säule links.
Als neugierigem Menschen tun sich mir jetzt ein paar Fragen auf:

a) kann sowas auch aufnehmen oder bloß abspielen?
b) welche Geschwindigkeiten hat es (notwendiger- oder sinnvollerweise)?
c) ist die Antriebseinheit hochwertig aufgebaut?
d) welche elektronischen Bausteine verstecken sich im Keller des Gehäuses?
e) warum ist die mögliche Spulengröße so begrenzt? Nur wegen der Kassetten?
f) verschämt zuletzt die Frage nach der möglichen Klangqualität

Zu Micheal (F):
Danke für dein nettes Angebot, doch mit den Bildern scheitert es bei mir schon beim Lesen der 1. Seite der BDA meiner Digicam. Wirklich!
Schlimm!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
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#7
Hallo Raphael,

wenn es sich um eines der abgebildeten Laufwerke handelt, so ist es ein spezielles Laufwerk mit erhöhter Laufgeschwindigkeit für einfache Schnellkopieranlagen (in-cassette-duplicating).
Die Masteraufnahme erfolgte mit 19cm/s, die Kopiergeschwindigkeit betrug allerdings meist 8- fach.
Die Programmlänge wurde der Cassettenspielzeit angepasst.
Nach jedem Durchlauf wurde das Band zurückgespult und die Cassetten gewechselt.
Um die Rüstzeiten zu verkürzen, benutzte man zwei Masterläufer.
Es wurden vier Spuren gleichzeitig kopiert, zwei davon rückwärts.

Gruß

Bernd
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#8
Zur besseren Allgemeinverständlichkeit vielleicht noch paar ergänzende, Sätze zum Thema:

Schnellkopieranlagen wurden in verschiedenen Bauformen und Kapazitäten gebaut, die mit mehrfacher Originalgeschwindigkeit kopieren und somit erst die wirtschaftliche Massenfertigung bespielter Compact- Cassetten ermöglicht haben.
Eine Schnellkopieranlage besteht aus dem Masterläufer, auf dem der "Master", eine bearbeitete Kopie der Originalaufnahme, wiedergegeben wird, und den "Töchtern" oder "Sklaven", auf denen das Cassettenband bespielt wird.
In kleinen Anlagen für 4...8fache Überspielgeschwindigkeit sind Masterläufer und Töchter (4...6 Kopierstationen) häufig in einem Gehäuse zusammengebaut, während Master und Töchter in größeren Anlagen (16-, 32- und 64fache Kopiergeschwindigkeit und bis zu etwa 15 Töchtern pro Masterläufer) selbständige Einheiten bilden.
Bei 32facher Überspielgeschwindigkeit erreicht der gewöhnlich mit 19,05cm/s bespielte Master eine Laufgeschwindigkeit von 6,096 m/s, die Tochterbänder von 1,523 m/s, der Frequenzbereich von 30Hz...16kHz wird auf 960 Hz bis 512kHz transponiert, wobei jedoch der Wellenlängenbereich unverändert ist(!)
Die Hochfrequenzvormagnetisierung liegt bei 1,5...10MHz.
Diesen Forderungen müssen besonders die Verstärker angepasst werden.
Für die Wiedergabeentzerrung des Masterverstärkers gilt als Zeitkonstante der n-te Teil der Zeitkonstanten bei Originalgeschwindigkeit (also bei Tau = 50+3180 µs und n = 32 : Tau= 1,56+99,4 µs).
In dem einer größeren Zahl von Töchtern gemeinsamen Aufsprechverstärker ist dann auch die Differenz zur Cassetten- Entzerrung mit Tau = 120+3180µs zu berücksichtigen.
Wegen der Reibung zwischen Band und Kopf werden hochverschleißfeste Magnetköpfe eingesetzt.

Für die Vervielfältigung von z.B. Sprachlehrkursen werden Kopierautomaten verwendet, in denen als Master ebenfalls eine Cassette benutzt wird.
Die Überspielgeschwindigkeit ist gewöhnlich 4fach.
Die meisten Kopieranlagen für die Massenfertigung arbeiten mit Endlosbändern (Master loop), die in senkrecht oder waagerecht gestellten Schleifenkästen (loop bin) laufen, so daß sich ein kontinuierlicher Betrieb ohne Totzeiten ergibt.
Das Masterband ist zwischen 1/4" und 1" breit.
Die Kopierbänder werden in Längen von 1800...3000m auf Spule oder freitragend eingesetzt, das Programm wird fortlaufend überspielt, wobei die Spuren 3 und 4 rückwärts kopiert werden.
Das Ende der einen bzw. der Anfang der folgenden Kopie ist durch ein niederfrequentes Signal (cue signal, etwa 7Hz, also unhörbar bei normaler Bandgeschwindigkeit) gekennzeichnet, auf den die Auswerteelektronik des Spultisches, "loader" beim schnellen Spulen anspricht und dafür sorgt, daß das Band an dieser Stelle in dem Wickelkern befestigt bzw. an das Vorspannband angeklebt wird.
Je nach Konstruktion des Loaders werden die einzelnen Kopien entweder zu kleinen Wickeln aufgespult und in Cassettenschalen eingesetzt oder in komplette Cassettengehäuse eingespult, an deren Wickelkern zunächst nur ein aufzutrennendes Vorspannband befestigt ist (C-Null- Cassetten).
An Stelle des Endlosmasters können auch zwei Maschinen im Tandembetrieb arbeiten, die alternierend auf Wiedergabe gehen oder Umspulen, was wohl Totzeiten vermeidet, aber jeweils zwei vierspurig bespielte Masterbänder erfordert.
Alle open-reel- Schnellkopieranlagen zeichnen sich aus durch hohe Wirtschaftlichkeit auf Grund der stark erhöhten Kopiergeschwindigkeit und durch kostengünstigen, flexiblen Betrieb, da auf vorkonfektionierte Cassetten verzichtet wird.
Technisch vorteilhaft ist der Umstand, daß das Tochterband von justierbaren Bandführungen gelenkt wird, so daß eine azimutgenaue Bespielung, unbeeinflußt von Führungselementen einer cassette, möglich ist.

Gruß

Bernd
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#9
Hallo Bernd!

Vielen Dank für deine ausführlichen und fundierten Erklärungen!
Ich entnehme deinen Worten letztendlich, dass diese Einheit dermaßen auf ihre Aufgabe spezialisiert war, dass sie für einen normalen Tonbandfreund von eher geringem Interesse ist.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
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