Saba TG564 Kurzschluss im Motor ?
#1
Hallo liebes Forum,

heute ist mir ein an sich gut erhaltenes Saba TG 564 zugelaufen, dessen Besitzer es nach Jahren (unter Wohnraumbedingungen "aufgeräumt") wieder in Betrieb nehmen wollte, was jedoch nur dazu geführt hatte, dass die Netz-Primärsicherung (315 mA träg) mit Blitz und Knall durchbrannte.
Meine heutige Erstdiagnose nach Abnehmen der Bodenplatte war ernüchternd: der Trafo-Motor scheint primärseitig einen Kurzschluss / Windungsschluss zu haben. Die beiden in Serie geschalteten Wicklungen haben einen ohmschen Widerstand von 5 bzw. 8-9 Ohm. Eine der Wicklungen wirkt rein optisch heller, messingfarbig, während die zweite (ebenso wie die beiden Niederspannungswicklungen zur Stromversorgung der Elektronik) eher bräunlicher / kupferfarbig aussieht. Ist sowas ein "gängiger Motorentod?" bzw. wie passiert(e) sowas?
Ein zweiter Kurzschluss war bei überschlägigem Check des Netzteils per Multimeter gleichstromseits zu messen: der 2200 µF Siebelko (C308) gleich hinter dem intakten Brückengleichrichter hatte definitiv einen Schluss. Defekte oder verbrannte Bauelemente auf der NT- / Endstufenplatine waren ansonsten nicht zu entdecken. Beide Endstufensicherungen sind in Ordnung.
Vermutlich ist aber der mutmaßlich defekte Motor ein "Todesurteil" für das Gerät, das ja nun wahrlich keine Ikone des Bandmaschinenbaus darstellt. Trotzdem: schade drum!

Viele Grüße
Wolfgang / BandWolf
Revox A-77 MkIII Dolby (2-Spur) / Revox A-77 MkII (4-Spur) / Revox A-77 MkIII (4-Spur) / Uher Variocord 263 / Telefunken M85KL / Grundig TK28 / Grundig TK14 d.L. / Uher Universalgerät 5000 / SABA TG454 / Webster Chicago 288 Wire Recorder (Drahtbandgerät)
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#2
Hallo Wolfgang,

vom Gleichstromwiderstand der Spulen auf einen Kurzschluss zu schließen, halte ich dich etwas für gewagt, sofern dieser nicht bei 0 Ohm liegt.
Ich würde mal Sekundärseitig alles von Trafo abklemmen und dann nochmal testen, ob eine neue Sicherung hält.
Ein Defekt auf der Sekundärseite (der Siebelko scheint ja schon hin zu sein) reicht ja mitunter schon aus, um die Sicherung aufzulösen.
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#3
Hi ,

ich kenne das Gerät zwar nicht so genau , aber wenn die Primärsicherung fliegt kann es nur die Primärwicklung oder
ein evtl. Entstörkondensator sein .
Könntest mal mit regelbaren Vorschalttrafo arbeiten und Stromaufnahme messen . Exclamation

Gruß charly
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#4
Les dich bitte mal zum Thema Transformator ein.
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#5
Sekundärseitig besitzt das Gerät im Netzteil keine weiteren Sicherungen.
Ein Kurzschluss oder auch ein deutlich zu hoher Strom durch einen Defekt auf der Sekundärseite führt direkt zu einer höheren Leistungsaufnahme und damit einen höheren Strom auf der Primärseite.

Lediglich die Endstufenplatinen sind in dem Gerät nochmal extra abgesichert.

Ich würde den Trafo mal im Leerlauf testen.

   
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#6
Nach der Netzteilschaltung zu urteilen denke ich dass dann eher der Gleichrichter den Geist aufgibt ehe die Primärsicherung fliegt oder ?
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#7
(05.02.2025, 09:09)Steffen87 schrieb: Hallo Wolfgang,

vom Gleichstromwiderstand der Spulen auf einen Kurzschluss zu schließen, halte ich dich etwas für gewagt, sofern dieser nicht bei 0 Ohm liegt.
Ich würde mal Sekundärseitig alles von Trafo abklemmen und dann nochmal testen, ob eine neue Sicherung hält.
Ein Defekt auf der Sekundärseite (der Siebelko scheint ja schon hin zu sein) reicht ja mitunter schon aus, um die Sicherung aufzulösen.

Die Sekundärseite des "Trafo-Motors" hatte ich selbstverständlich schon vorab abgeklemmt (hatte ich nur zu erwähnen vergessen...) - den defekten Elko hatte ich ja als erstes im Verdacht, was sich nach Messung bestätigte. Der Brückengleichrichter war/ist wie erwähnt in Ordnung. Nach Entstörkondensatoren habe ich (noch) nicht gesucht, da es zumindest laut Schaltplan keine gibt.
Dass eine DC-Messung der Primärwicklungen des Motors keine echte Aussage erlaubt ist klar, aber 5 Ohm wie auch immer gemessen erscheint mir doch reichlich "niederohmig" für ein Gerät mit nominell 60 W Leistungsaufnahme. Kurzschluss der Wicklung ist vielleicht auch etwas zu pauschal formuliert, sagen wir mal Windungsschluss... Dass das Gerät "versehentlich" auf 110 V umgestellt worden sein könnte, ist auszuschließen - das geht nur bei der Frankreich-Version, ansonsten nur durch Umlöten am Sicherungshalter.
Ich werde mal weiter forschen...

Viele Grüße
Wolfgang / BandWolf
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#8
Bei meinem TG 554 sind es 54 Ohm. Ein defekt des Motors/ Trado ist also sehr wahrscheinlich. Es müssen sogar beide Spulen defekt sein, da ansonsten der Wert immer noch über 25 Ohm liegen müsste. Es ist mir aber rätselhaft, wie das passieren kann. Hast du die Anschlüsse des Motors primärseitig mal komplett ausgelötet?
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#9
Evtl. bekommst Du hier einen Motor. Der Motor würde passen. Ich hab' vor ein paar Jahren bei dem auch was gekauft, Kontakt und Preis waren o.k.

Gruß
Wenni
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#10
(06.02.2025, 20:32)AKRETA schrieb: Bei meinem TG 554 sind es 54 Ohm. Ein defekt des Motors/ Trafo ist also sehr wahrscheinlich. Es müssen sogar beide Spulen defekt sein, da ansonsten der Wert immer noch über 25 Ohm liegen müsste. Es ist mir aber rätselhaft, wie das passieren kann. Hast du die Anschlüsse des Motors primärseitig mal komplett ausgelötet?
Guter Tip: gerade habe ich noch mal "sicherheitshalber" alle Anschlüsse des Trafomotors abgelötet und die Messungen (Multimeter / DC) direkt an den Lötösen wiederholt:
Primärwicklung 1 hat 2 Ohm (die 5 Ohm waren incl. Sicherung / Kabel / Schalter)
Primärwicklung 2 hat 8,6 Ohm
Die aus 4 Teilwicklungen zusammengesetzte Sekundärwicklung (Anschlüsse die an den Gleichrichter führen) hat 3,3 Ohm (was nicht so aussagefähig ist, da dtl. dickerer Draht und natürlich viel geringere Windungszahl)
Wie so etwas passieren kann bleibt mir völlig schleierhaft - wohl nur durch extreme Überhitzung des CuL-Drahtes. Und das bei einem an sich nicht "verkokelten" optisch unauffälligen Motor, der sich auch noch leicht mit der Hand drehen lässt.

Gruß
Wolfgang / BandWolf
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#11
Der Spulendefekt ist sehr ungewöhnlich aber nach deinen Messungen wohl unbestreitbar. Insbesondere, wenn die Wicklung nicht verbrannt aussieht (was sie natürlich im Innersten sein kann).
Wenn das Gerät gut erhalten ist, schau einfach mal in die Bucht oder in Kleinanzeigen, ob nicht ein Modell dieser Serie in billig und vergammelt angeboten wird. Das wäre eine Quelle für einen Motor. Ich habe noch von keinem verschmorten Motor bei diesen Sabas gehört.

Der Pferdefuß ist bei dieser Serie ein anderer: Das Reibrad Motor/Schwungmasse hat gerne Beulen. Das rumpelt der Antrieb furchtbar. Man muss nämlich bei Nichtbenutzung den Geschwindigkeitsschalter auf Mitte stellen, sonst bekommt das Rad auf Dauer Druckstellen. Das steht auch in der BDA, aber wer hat das jemals beherzigt?

VG Stefan
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#12
(06.02.2025, 21:54)Wenni schrieb: Evtl. bekommst Du hier einen Motor. Der Motor würde passen. Ich hab' vor ein paar Jahren bei dem auch was gekauft, Kontakt und Preis waren o.k.

Gruß
Wenni
Hallo Wenni,

danke für den Link. Ich habe gestern dort einen Motor eines TG574 erworben (das TG574 ist laut meiner nochmaligen Recherche in dieser Hinsicht wirklich baugleich mit dem 564 - Unterschiede liegen eher im Design schwarz vs. silber) und werde berichten, ob und wie das Gerät damit wieder läuft. (Aufdruck auf dem defekten Motor: PAPST MOTOREN KG, Sp 24 32-2-885-7d, Primär 110/220V 50Hz, Sekundär 4x9V)
@ Stefan: Der Geschwindigkeitsumschalter 9,5/19 war "natürlich" (wohl über Jahre) nicht in Mittelposition - schau'n wir mal, wie's rumpelt, wenn's wieder läuft...

Gruß
Wolfgang / BandWolf
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#13
So nun zum Schluss die Erfolgsmeldung(en):

Heute habe ich den "Austauschmotor" eingebaut, der im übrigen völlig baugleich und nur ein paar Wochen jünger ist. Mit den üblichen Vorkehrungen Erstinbetriebnahme durchgeführt (Regeltrafo, Voltmeter, alle Antriebselemente gereinigt) -> alles im grünen Bereich. Sekundärspannungen stimmen im Bereich der üblichen Toleranz, Wiedergabe funktioniert, Zwischenrad macht überraschenderweise keine (!) Klopfgeräusche, Zählwerk-Schneckenradwelle quietscht -> geölt. Das war's dann, denn eine komplette Revision war und ist nicht angesagt. Seinem Besitzer dürfte das 564er aber wieder die erhoffte Freude machen!

Viele Grüße
Wolfgang / BandWolf
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#14
Na bitte - Glückwunsch! Meines Wissens haben die Stereogeräte alle den gleichen Motor verbaut.

Gruß
Wenni
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#15
Noch ein letzter Nachschlag zum Thema "wie konnte der Kurzschluss entstehen" - nach einem Gespräch mit dem Besitzer, dem ich das Saba heute wieder zurückgegeben habe.
Soweit ihm erinnerlich war vor langer Zeit einmal ein (klebendes?) Band so um den Capstan gewickelt, dass der Antrieb völlig stillstand und möglicherweise damit auch der Motor (bei eingeschaltetem Gerät) längere Zeit blockiert war. Das könnte rückblickend natürlich evtl. zu einer Spulenüberhitzung und dem fatalen Windungsschluss geführt haben. Das bleibt natürlich eine reine Vermutung, ist bis jetzt aber für mich noch die schlüssigste Erklärung für den "Motortod"...

Viele Grüße
Wolfgang / BandWolf
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