Ältere Decks (meist nur ein Motor) machen schlapp am ende der Kassette
#1
Gude liebe Tape Deck Freunde,

Ich habe hier ein paar alte Decks zur Aufarbeitung. 
Ich bin jetzt leider schon lange raus aus der Reparatur Welt.
Hab R und F Techniker gelernt und auch von 1986 - 2000 in diesem Bereich hauptberuflich gearbeitet. Dann leider nur noch zu Hause das nötigste selbst gemacht.
Jetzt bin ich wieder aktiv geworden für den privat Bereich.
Verstärker, Röhrenamps, Plattenspieler usw. alles inzwischen instand gesetzt. Das hab ich wieder drauf.
Nur mit den Tapedecks da fehlt es noch an Erfahrung für die Historischen Decks.
Grundsätzlich versuche ich immer die Gummiteilen zu erneuern wenn man die noch irgendwie bekommt.
Nun hab ich ein schönes Yamaha K 360. Alle Riemen sind getauscht. Alles peinlichst gereinigt.
Gleichlauf, Bandführung mit HP Roth tapes eingemessen. Alles prima eigentlich.
Nun ist mir aufgefallen, dass gegen Ende der Kassette der Gleichlauf abfällt und auch beim Rück Spulen am Ende des Bandes (also wenn auf dem linken Bandteller viel Band ist) das Laufwerk doch ganz schön in die Knie geht und fast stehen bleibt. 
Die beinen Zwischenräder (Bandteller R/L und Capstan zu Bandteller R) konnte ich nur reinigen da keine Teile mehr verfügbar sind. 
Leider besitze ich keine Bandzug testkassette so wie man das früher in der Werkstatt hatte.
Ich habe den Verdacht, dass die ganze Zählwerk/auto stop Mimik am rechten Bandteller hier alles ausbremst. Aber einen richtigen fehler oder defekt kann ich nicht entdecken. Die rutschkupplungungen habe ich zerlegt und wieder zusammengebaut. Auch nix zu finden……
Kann das ein altersschwacher Motor sein? Versorgungsspannungen sind stabil.
Ach ja ein Manual wäre auch gut. Falls jemand zufällig das PDF für ein Yamaha K360 hat das wäre super. Habe das ganz netz durchsucht aber nur andere Modelle gefunden.
Vielleicht hat jemand schon ähnliche Erfahrungen mit den alten Decks gemacht und kann ein paar sinnvolle Hinweise geben.
Danke schonmal
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#2
Um es zu präzisieren, es fällt die Geschwindigkeit ab, oder wird der Gleichlauf schlechter?
Ich würde die Rutschkupplung der Aufwickelspindel prüfen. Dazu einfach eine Kassette einlegen, abspielen und den Wickeldorn abbremsen. Tritt dann der von dir genannte Effekt auf, ist die Rutschkupplung evtl. zu stramm eingestellt. Den Motor kannst du prüfen, in dem du ihn mit dem Finger leicht abbremst, die Drehzahl sollte zunächst sinken, dann aber nachgeregelt werden. Es kann gut sein, dass der Motor nicht mehr ausreichend stark ist. Wie sieht es denn beim schnellen Vorspulen aus?
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#3
Was ich auch schon öfter hatte, das die Wickeldorne extrem schwer liefen, da dort das Fett/Öl verharzt war.
Als Ersatz für die Zwischenräder kann man auch hervorragend O-Ring Dichtungen aus dem Sanitärbereich nehmen. Musst du nur außen etwas anrauen.
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#4
Wenn der Gleichlauf am Ende schlechter wird kann es das Capstanlager sein. Wenn es auch beim Spulen auftritt kann es auch verharztes Fett sein. Hast du die Wickelteller mal abgenommen und das Gestänge gereinigt und neu geölt?
MfG Matthias
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#5
Wo kriegt man die Dichtungen aus dem Sanitärbereich denn her?
MfG Matthias
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#6
Danke an alle für die Tips. Ich denke es wird das verharzte Fett sein und die zwischenräder in Kombination. Ich habe jetzt so ein 20 teile Set zwischenrad Gummis in China geordert da wird wohl was passendes dabei sein. Ansonsten Gummi aus dem Sanitärbereich ist ein guter Tipp. Wenn die Zwischenräder da sind baue ich das Laufwerk nochmal aus. Dann wird nochmal gereinigt und frisch geölt.
Der rechte Wickelteller läuft etwas schwer. Das ist mir auch schon aufgefallen. Konnte aber bisher noch keinen Grund erkennen warum. Ausser das hier die zählwerk Mimik dran hängt.
Fast forward ist auf jeden Fall stabiler als RW.
Ich werde berichten. Kann dauern, bis die Zwischenräder hier sind. In der Zeit bis dahin habe ich noch weitere Tapes zu versorgen……mal sehen was hier so anliegt.
Danke nochmal
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#7
Schau mal hier:
https://amzn.eu/d/dq9But1
Das ist auf die Schnelle nur ein Beispiel, Die Dichtungen die ich hier habe sind aus uralten Sortimenten eines "Rohrverlegers"
Muss man natürlich etwas probieren und sich die "rundesten" heraussuchen. Habe so einen O-Ring aktuell sogar in einem Naka RX-202E
am laufen. Funktioniert super.

Edit sagt:
Da war er etwas schneller Wink

Gruß
Piet
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#8
Danke für den link.
Die O Ringe habe ich auch gesehen.
Aber die sind rund und nicht kantik.
Macht das nichts aus.
Aber wenn das für ein Naka gut genug ist, dann reicht das bestimmt locker für Yamaha oder Pioneer.
Ok, wäre die letzte überlegung.Ich warte auf die Lieferung des Sortiments Aus China. Wenn da nix bei ist, dann ab in den Sanitärfachhandel
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#9
Das hat weniger mit dem Wert eines Laufwerks zu tun, als mit der Geometrie. O-Ringe sind theoretisch ungünstiger, da die Fläche geringer ist, an denen sich die Räder berühren.
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#10
was ich auch schon hatte, waren Ersatzriemen, die zu stramm gesessen haben. Da sucht man sich dann doof, weil man kaum auf die Idee kommt, dass Neuteile nicht funktionieren.

Gruß Frank
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#11
Ich hatte sowas in letzter Zeit häufig bei Walkmans. Die chinesischen Riemen sind nicht so schlecht, wie Viele behaupten. Bisher machen die bei mir gar keine Probleme.

Also bei meinen Walkmans (es sind 5 Sony WM DDs in unterschiedlichen Ausführungen), war speziell bei den Quartz Geräten die Geschwindigkeit nicht konstant und ist zum Ende der Cassette teilweise abgefallen oder sogar zusammen gebrochen, oder in unbestimmten Zeiträumen angehalten.

Mir hat dann Jemand den Tipp gegeben, den Capstan mit Eisen(III)Chlorid aufzurauen. Man hält den Capstan mit der Auflagefläche 5 bis 10 Sekunden in die Flüssigkeit und dann reinigt man ihn gründlich. Es geht sogar ohne ihn auszubauen, indem man ein Küchentuch damit tränkt und es einmal ein paar Sekunden um den Capstan wickelt, danach reinigen und aufpassen dass keine Rückstände an der Andruckrolle sind, kommt hinterher was aufs Band kann man die Cassette weg werfen. Bei mir liefen danach ALLE Geräte wieder voll innerhalb ihrer Spezifikationen, bei denen ich das so durchgeführt habe.

Grundsätzlich ist die Vorraussetzung aber auch immer, dass die Andruckrolle neu ist. Ihr könnt mir erzählen was ihr wollt. Ich habe kein einziges Cassettendeck mit alten Andruckrollen in Betrieb. Irgendwann wird immer das erste Band geknickt oder der Azimut variiert je nach Cassette so stark, dass es unmöglich ist ihn korrekt einzustellen.

Das hatte ich neulich übrigens auch mal: Ein alter Sharp Ghettoblaster ist mir unerwartet in die Hände gefallen. Das Gerät war in einem tollen Zustand, nur etwas dreckig. Das Cassettenlaufwerk musste komplett revidiert werden. Die Teile hatte ich im Internet bestellt, die kamen recht schnell, nur hatte ich keine passende Andruckrolle, die Neue brauchte etwas länger, bis sie an kam. Ich wollte aber schon mal Alles Andere erledigen, damit ich danach nicht noch mal das ganze Laufwerk zerlegen muss. Riemen und Gummis (bis auf die Andruckrolle) waren also schon getauscht, das Laufwerk lief mechanisch schon mal. Ich konnte auch Cassetten abspielen, aber sie leierten, blieben regelmäßig stehen und manchmal wurde das Band geknickt. Die Andruckrolle war so verhärtet, dass sie fast bröselte und die Oberfläche total glatt, dort wo das Band lang lief hatte sie schon eine Vertiefung. Als die neue Andruckrolle da war, tauschte ich sie dann und das Laufwerk lief wieder perfekt.

Je nach Material kann es auch sein, dass man den Anpressdruck etwas erhöhen muss, die neu gefertigten Rollen haben manchmal andere Oberflächen usw. Das merkt man dann, wenn einige Bänder nach wie vor geknickt werden - speziell am Anfang beim Übergang vom Leader Tape zum Magnetband und auch manchmal wenn der Gleichlauf nicht stimmt. Sowas kann auch durch zu hohen Bandzug kommen, aber das ist leicht fest zu stellen indem man - wenn das auftritt - die Andruckrollen Halterung, dort wo die Feder sitzt mit dem Finger während der Wiedergabe etwas fester auf den Capstan drückt. Verschwinden die Fehler dann, hilft es meistens die Feder so zu verbiegen, dass die Andruckrolle dauerhaft fester auf den Capstan drückt. Das wird leider oft unterschätzt und die meisten meinen es sei mit Riemen und Idler Rädchen getan. Die Andruckrolle ist aber unglaublich wichtig für störungsfreie Wiedergabe, weil sie direkt Kontakt zum Band hat.

LG Tobi
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#12
(05.12.2024, 07:50)DOSORDIE schrieb: Mir hat dann Jemand den Tipp gegeben, den Capstan mit Eisen(III)Chlorid aufzurauen. Man hält den Capstan mit der Auflagefläche 5 bis 10 Sekunden in die Flüssigkeit und dann reinigt man ihn gründlich. Es geht sogar ohne ihn auszubauen, indem man ein Küchentuch damit tränkt und es einmal ein paar Sekunden um den Capstan wickelt, danach reinigen und aufpassen dass keine Rückstände an der Andruckrolle sind, kommt hinterher was aufs Band kann man die Cassette weg werfen. Bei mir liefen danach ALLE Geräte wieder voll innerhalb ihrer Spezifikationen, bei denen ich das so durchgeführt habe.

Hat jemand das Aufrauen schon mal mit der Elektrolyse-Methode probiert?

   
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#13
Vielen Dank für alle Tipps.
Interessant, das die Meldung über zu glatte Bandrückseiten schon 1981 kam, aber praktisch alle Tonwellen (Capstans), die ich bisher zu sehen bekam, poliert sind.
Wenn sie (z. B. mit Säure) aufgerauht werden, müsste sie jedoch matt erscheinen, oder?
@Manfred: Ich kann die handschriftlichen Notizen auf der Service-Mitteilung nicht genau genug erkennen. Was ist da genau handschriftlich ergänzt worden?
Viele Grüsse, Sebastian
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#14
Es gibt schon einige Decks, die aufgeraute Capstans haben. Z.B. meine Revox B215 der späteren Serie, AKAI GX 75 usw. Diese sehen dann matt aus, ja.

Handschriftlich wurde der Strom mit 1 A angegeben, die Zeit auf 8 sec. verkürzt.

Ich denke aber, dass man das in der praktischen Ausführung kontrolliert und bei Bedarf anpasst...
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#15
@Manfred: Vielen Dank!
1 A... jetzt wo Du es sagst. Ich hab immer 1/7 gelesen. Ei jei jei.. :-)
OK, 8 s ist auch ne andere Hausnummer, wenn man da mehr Strom drauf gibt, als 30 s.
Also, nochmals Danke, alles klar.
Viele Grüsse, Sebastian
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#16
Ja ich weiß auch nicht warum das so ist, die bei mir betroffenen Capstane sind auch glatt gewesen. Mir ist das aber ziemlich egal, solange es funktioniert. Kann in meinem Fall auch an der neuen Andruckrolle liegen, die evtl. Andere Materialeigenschaften hat, als die Originale ursprünglich, wobei ich das selbe Problem auch mit der originalen Rolle hatte, aber wie gesagt, die kann ja im Urzustand auch weicher bzw. griffiger gewesen sein und da es alles die selben Geräte waren ist das Material evtl. Auch gleich oder ähnlich gealtert, wodurch das jetzt keine Referenz mehr darstellt. Man muss halt manchmal improvisieren, wenn so ein Gerät 35 bis 40 Jahre alt ist. Hinterfragen warum genau das so ist hab ich mir mittlerweile abgewöhnt. Ich bin froh, dass es so wieder perfekt läuft.

LG Tobi
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#17
Bzgl des ätzens:
Wäre das das richtige Zeug?

https://amzn.eu/d/awpzHVA

Das ist doch zum Platinen ätzen. Vllt hat ja jemand in meinem Umfeld noch aus
Alten Tagen was.

Ich habe hier auch ein Tape das trotz neuen Rollen Salat macht. Feder von der rechten Rolle
habe ich bereits strammer gemacht

Gruß, Piet
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#18
Du musst flüssiges kaufen. Total einfach. Ich Kipp das immer in den Deckel der Flasche, halte den Capstan 5 bis 10 sec rein und dann war’s das.

Das was ich bestellt hab gibt es grad nicht, aber das hier sollte auch gehen:

https://amzn.eu/d/an0AuV3
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