Quitscheband noch retten
#1
Moin,
Das beschriebene Problem ist mir bisher nur von Shamrock bekannt.

Es geht um das Abspielen u. Sichern einer gaaanz wichtigen Aufnahme.
Also was, wie und wo:

Eine im Juni 1983 produzierter Mittschnitt (Bach, Brandenburgische Konzerte 3 u. 5. Musikhochschule u. Sinfonietta d. polytechn. Gesellschaft Ffm).

KK-Technik, UHER 4200 REPORT STEREO IC. Um eine Unterbruch frei Aufnahme zu erhalten: Triple Tape verwendet.

Refektorium Karmeliterkloster.

Nun macht dieses AGFA PE 65 beim Abspielen auf allen Maschinen (ASC AS 6002s, REVOX A700, A77 u. UHER Rdl wie auch SG 631 LOGIC) das gleiche Problem: Nach kurzer Spielzeit beginnt ein erbärmliches Quitschen.
Vermutlich gerät Band an den Führungselementen in Schwingung, die sich leider wie tonfrequente Wechselspannungen
auch in die Wiedergabe hörbar transferieren.
Es ist jetzt so, dass das PE 65 nicht erkennbar klebrig ist, Abrieb ist auch nicht wahrnehmbar.
Die thermisch Konditionierung ist bekannt, würde ich aber nur als letzte Möglichkeit anvisieren.
Wer hat eine Idee um die techn. wie künstlerisch schöne Aunahme noch zu retten?

V.G.

Jo
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#2
Bei solchen Bändern in Verbindung mit der A77 hab ich festgestellt, dass hier tatsächlich ein Kugellager in der rechten Bandführung helfen kann.
Notlösung bei einem Band, ebenfalls A77: Tonkopfabdeckung abnehmen und Band direkt vom Capstan zur Aufwickelspule führen, also die rechte Bandführung komplett umgehen. So ließ es sich quietschfrei abspielen und digitalisieren.

Gruß
Robert
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#3
Moin Jo.
Ich hatte auch so Kandidaten und schrecke auch (noch) vor der thermischen Behandlung zurück. Mir hat das Spulen "durch" ein Papiertaschentuch geholfen. Manche empfehlen das Tuch mit Isopropyl zu befeuchten. Habe ich aber nicht gemacht, also trocken verwendet. Zum Reinigen das Band direkt zwischen den Spulen verbinden und das Taschentuch beidseitig sanft andrücken. Die Spultaste muss man gedrückt halten.

So sah der Abrieb bei meinen Bändern auch aus.
Viele Grüße
Dietmar
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#4
Band mit Isopropanol befeuchten vorm Kopfdurchlauf hat bei mir auch mal geholfen. ist aufwendig und obs dem band oder dem recorder schadet, weiß ich nicht. aber durch den Feuchtigkeitsfilm quietscht es nicht.
Gruß
Helge

Uher 4400 Report Stereo – Uher 4400 Report Monitor – Uher 4200 Report Stereo IC - Uher 4200 Report Monitor
Akai X 201 D – Akai GX 630 D – Akai GXC-760D
Revox A77 Mk II
Sony TC-758
Braun TG 1000
Marantz Model 5220


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#5
Hallo Freunde!

Danke für Eure Tiips, dass Band ist gerettet.

PTFE, kurz Teflonband DIN - DVGW - NV-51 43 AS 0221 lautet die umständliche Bezeichnung des rettenden Utensils.

Damit habe ich die jeweiligen Umlenkelemente am TK-Träger der AS 6002s umschlungen, nichs Quitscht mehr. Auch bin ich froh nicht meinem ersten Gedanken, etwa mit Siliconöl das Band zu malträtieren gefolgt bin Dodgy .

Schönen Sonntag

Jo

       
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#6
(30.06.2024, 12:13)Tonschreiber schrieb: Auch bin ich froh nicht meinem ersten Gedanken, etwa mit Siliconöl das Band zu malträtieren gefolgt bin Dodgy .

In Sachen Silikonöl bin ich bei den üblichen Sorten ebenfalls zurückhaltend. Für ganz hartnäckige Fälle habe ich mir -den Profirestaurateuren folgend- stattdessen etwas Cyclomethicone D5 (Decamethylcyclopentasiloxan) besorgt. Dieses spezielle Silikonöl ist nach wie vor frei erhältlich und dünnflüssig wie Wasser. Quellennachweis gerne auf Anfrage / PN. Eine Flasche mit 100ml kostet mit Versand beim hier nicht genannten Anbieter (der nicht ich bin) derzeit 17,97€. Es wird als "Lösemittel zur Reinigung" angeboten und ist auch immer noch in kosmetischen Produkten zu finden.
Zu verwenden unter strenger Beachtung des Produktdatenblattes und der Gefahrstoffhinweise! Für ausreichende Belüftung ist zu sorgen, Es macht als Gleitmittel die meisten Quietschebänder für mehrere Durchgänge spielbar. Die angenehme Eigenschaft von D5 ist, dass es flüchtig ist. Es hinterläßt also keine dauerhaften Rückstände auf der Maschine, sondern diese verdunsten. Man sollte die Dämpfe natürlich nicht einatmen, daher ist für ausreichend Luftzufuhr zu sorgen oder man benutzt es im Freien oder auf dem Balkon. Aus dem behandelten Bandwickel dürfte es nach entsprechend längerem Ablüften daher auch wieder verschwinden. Wenngleich ein "Lösemittel", greift es nach meinen bisherigen Versuchen die Beschichtung nicht an.


Martin
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#7
Danke für den Tipp!

Aber warum die Geheimnistuerei?
Wenn ich Cyclomethicone D5 bei Google eingeben, ist gleich der erste Treffer dieser mystische Shop, dessen Name es nur auf Anfrage oder PN gibt?! 

5 Sekunden, dann liegt’s im Warenkorb.

   
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#8
Ich hatte diesen Quitscheeffekt auch bei einigen Bändern auf der UHER RdL. Dabei kam es auch zu Schwingungen der Bandfühlhebel.
Nach einigen Versuchen mit Bandreinigen und dergleichen habe ich dann die Hebel mit diesen weißen textilen Leukoplast aus der Apotheke umwickelt.
Es funktioniert, das Geräusch ist weg und ein Reinigungseffekt für das Band ist auch ersichtlich. Dann wird das Leuko einfach gewechselt.
VG
Wolfgang
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#9
Viele Wege führen nach Rom.
Nun kommt dieses Quitschen ja eher selten vor, in meinem Fall ging es dabei um ein mir wichtiges Band, an dem ich nur als letztes irgend welche Agenzien, die nicht zuvor an einem verschmerzbaren Testobjekt geprüft wurden, anwenden mochte. Dennoch finde ich den von Martin ins Spiel gebrachten Stoff Decamethylcyclopentasiloxan recht interessant zu dem ich mir noch einige genauere Anwendungsergebnisse wünschen würde. Auch gerne etwas über die "Profirestaurateure" und was damit gemeint ist (Tonband)?

Nächste Überlegung wären Bandführungselemente aus PTFE zu fertigen, ggf. solche die sich nach Möglichkeit über die Geräteeigenen stülpen ließen. PTFE kann m.W. gebohrt, gesägt und spanabhebend bearbeitet werden.
Wer entsprechend ausgestattet ist da natürlich im Vorteil.
Was ich immer noch nicht begreife, warum in einigen Fällen das Quitschen doch tatsächlich wie bei einer tonfrequenten Wechselspannung einer magnetischen Speicherung vom Bandgerät dabei hörbar ausgegeben werden kann und wird.

V.G.

Jo
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#10
Hallo Jo,

(15.07.2024, 08:15)Tonschreiber schrieb: Was ich immer noch nicht begreife, warum in einigen Fällen das Quitschen doch tatsächlich wie bei einer tonfrequenten Wechselspannung einer magnetischen Speicherung vom Bandgerät dabei hörbar ausgegeben werden kann und wird.

auf dem Band sind "Wellenlängen aufgezeichnet" - diese werden beim Abspielen wieder mit konstanter Bandgeschwindigkeit in eine Frequenz umgesetzt. Jetzt ist aber genau diese Bandgeschwindigkeit nicht mehr konstant, sondern schwankt durch die Schwingung des Bandes. Jegliches Signal der Wiedergabe wird mit der gleichen Schwingungsfrequenz moduliert.

Voraussetzung ist, denke ich, dass irgend ein Signal auf dem Band ist, was so moduliert wird - und sei es nur ein Gleichfeldrauschen. Wenn man ein konstantes Magnetfeld mit wechselnder Geschwindigkeit am Kopf vorbeizieht, sieht es für den Kopf so aus wie die Aufzeichnung eines Nutzsignals.

Um die Vorstellung zu überprüfen, müsste man ein quietschendes Band mal durch eine Löschdrossel schieben und nachmessen, ob das Quietschen am Ausgang kleiner wird...

Viele Grüße
Andreas
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#11
(15.07.2024, 08:15)Tonschreiber schrieb: Viele Wege führen nach Rom.
Nun kommt dieses Quitschen ja eher selten vor, in meinem Fall ging es dabei um ein mir wichtiges Band, an dem ich nur als letztes irgend welche Agenzien, die nicht zuvor an einem verschmerzbaren Testobjekt geprüft wurden, anwenden mochte. Dennoch finde ich den von Martin ins Spiel gebrachten Stoff Decamethylcyclopentasiloxan recht interessant zu dem ich mir noch einige genauere Anwendungsergebnisse wünschen würde. Auch gerne etwas über die "Profirestaurateure" und was damit gemeint ist (Tonband)?

Nächste Überlegung wären Bandführungselemente aus PTFE zu fertigen, ggf. solche die sich nach Möglichkeit über die Geräteeigenen stülpen ließen. PTFE kann m.W. gebohrt, gesägt und spanabhebend bearbeitet werden.
Wer entsprechend ausgestattet ist da natürlich im Vorteil.
Was ich immer noch nicht begreife, warum in einigen Fällen das Quitschen doch tatsächlich wie bei einer tonfrequenten Wechselspannung einer magnetischen Speicherung vom Bandgerät dabei hörbar ausgegeben werden kann und wird.

V.G.

Jo
Hier wird die praktische Anwendung des D5 vorgestellt:

https://richardhess.com/notes/category/a...asiloxane/


Ich baue meine Bandführungen aus Miniatur-Kugellagern. Einen Bauvorschlag zeige ich demnächst bei der Vorstellung meiner RdL-Modifikationen. Muß noch Fotos machen...

Martin
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#12
Danke Martin für den Link!
Dein Namensvetter setzt das Zeug aber "volle Kanne" ein, wenn er schreibt das sich unter den Tonköpfen kleine Seen bilden?.
V.G.

Jo
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#13
Jo,
der Trick -und das ist gar nicht so leicht zu bewerkstelligen- besteht darin, sicherzustellen, dass die gesamte Breite des Bandes ausreichend und vor allem gleichmäßig , aber mit minimalster Schichtstärke (Abtastung der kurzen Wellenlängen (!)) unmittelbar vor der Abtastung mit dem Zeug benetzt wird. Einfach eine überbreite Edding-Filzspitze mit angeflanschter Pulle ´dranhalten ist da sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich könnte mir da eher einen Lösungsansatz mit Ultraschallschwinger vorstellen, um die Benetzung des laufenden Bandabschnitts blitzschnell und zuverlässig zu vergleichmäßigen, noch bevor dieser die Köpfe erreicht. Technisch bin ich da selbst aber auch noch nicht so weit...

Klar- das Backen von Problembändern klappt oft, aber bei manchen Sorten eben auch nicht. Ferner mag ich persönlich keine thermische Belastung von Magnetit-Teilchen (Tschüss kurze Wellenlängen) auf einem ohnehin fragil gewordenen Binder. Das Ganze ist für uns alle vielleicht auch zukünftig noch ein lehrreiches R&D-Feld! Wie mögen sich wohl die heute produzierten Bandsorten in 30 Jahren benehmen???

Und komme jetzt bitte niemand daher mit dem Spruch "da lebe ich dann doch gar nicht mehr..."


Martin
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