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Neulich habe ich (mit Hilfe von FixYourAudio, wg. Riemen und Kupplung) meinen Panasonic RQ-SX 52 Kassetten-Walkman reparieren können.
Da dachte ich: Jetzt brauchst Du auch Mixtapes...
Ebenfalls neulich konnte ich meine RA1 + PC1 Anlagen-Kombi von Braun wieder fit bekommen. Der RA1 ist der Receiver, der PC1 eine Kombi aus Kassettenrecorder und Plattenspieler.
Da dachte ich: Machste das mal wie vor fünfzig Jahren - von Platte(n) auf Kassette.
Habe noch ein paar LPs, auch einige Singles. Sogar neu gekauft hab ich eine LP-Box (Whoosh, Deep Purple).
Mensch Leute - was ist das für eine Arbeit...
Alle alten Platten erstmal gewaschen - und getrocknet. Da war der erste Tag schon mal rum. Dann möglichst gute Kassetten aussuchen (TDK SA 90).
Dann geht's los. Kassette auf Pause und Aufnahme. Tonarm über die Einlaufrillen. Kassette auf Start, Tonarm abgesenkt - zu weit außen...abgerutscht...
Neu. Kassette zurück, Ende des vorigen Stücks finden und nächster Versuch.
Der Plattenspieler hat eine Kurzschluss-Schaltung für die Ausgänge, die er nach dem Aufsetzen des Tonarms zeitverzögert aufhebt. Man muss also möglichst ganz am Anfang der Einlaufrille aufsetzen...
Nach mehreren Versuchen hatte ich das raus - für die ersten Stücke auf den LPs und für die Singles.
Aber nicht für innere Stücke auf den LPs. Da brauchte es wieder mehrere Versuche und Wartezeiten, indem man kurz vor Ende des Stücks vor dem Gewünschten aufsetzt und wartet, bis das zu Ende ist, um dann erst die Kassette zu starten.
Alles das dauert und dauert...
Für die erste Kassettenseite habe ich knapp vier Stunden gebraucht...
Auf die zweite Kassettenseite sollten die nagelneuen Whoosh.
Die knistern wie doll - wegen elektrostatischer Entladungen.
Die LPs sind transparent ('Crystal Clear Vinyl'...).
Kohlefaserbürste besorgt, Draht durchgezogen und mit der Masse des Plattenspielers elektrisch verbunden. So ging es.
Weitere drei Stunden für die zweite Kassettenseite...
Was ist das?
Sind wir alten Säcke so langsam geworden?
Oder so ungeschickt? Oder gar beides?
Das ging doch früher alles schneller und einfacher, oder?
VG Jürgen
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18.03.2024, 20:23
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.03.2024, 20:24 von double_ub.)
Das ging auch früher nicht schneller. Sauberes Aufnehmen in Echtzeit dauert nun mal. Heute genauso lange wie früher. Uns hatts doch Spaß gemacht und macht es doch noch immer.
Die Digitaltechnik hat uns halt nur etwas verwöhnt.
Ich wünsch Dir weiterhin viel Spaß.
VG
Wolfgang
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Ich hatte früher 2 Technics 1210. Da konnte ich genau bis kurz vor Beginn des Titels mit aufliegenden Tonarm alles perfekt Einstellen. Dann Aufnahme Start und Plattenspieler start. Das ging fix. Allerdings dauert die Aufnahme so lange wie das Lied. Jetzt habe ich einen Dual CS5000 und eine ASC5004. Da geht es mir genau wie dir. Es hält alles ziemlich auf. Bei der ASC 2 Tasten drücken, nicht richtig gedrückt, schon Mist, weil keine Pausentaste. Beim Dual geht es nur mit Tonarm Absenkung, also ziemlich zum Ende des Liedes davor ablassen. Das ist z.b. ein Grund warum ich ein anderes Tonband nutzen werde. Selbes gilt für den Plattenspieler.
Im übrigen hat man das früher nicht so eng gesehen, weil es halt normal war.
Grüße Andre
Dual TG28, ASC6002/ 5004
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(18.03.2024, 20:04)JUM schrieb: Was ist das?
Sind wir alten Säcke so langsam geworden?
Oder so ungeschickt? Oder gar beides?
Das ging doch früher alles schneller und einfacher, oder?
Hallo Jürgen,
ich würde vermuten, das sind die Ansprüche, die wir an uns selbst und das Ergebnis stellen.
Wenn die Platte geknistert hat, dann durfte es auch auf dem Band knistern. Bei Aufnahmen aus dem Radio war da auch mal ein Stück Ansage dabei.
Kam früher jemand auf die Idee, je nach Bandtyp am BIAS rumzuschrauben? Der Unterschied geht doch zwischen Tonkopf und Gehörgang sowieso größtenteils verloren, und man kann eventuell nicht bis zur Grenze des Bandes aussteuern.
Heute sind bei den jüngeren Generationen die Ansprüche doch auch geringer. Wo wir kühlschrankgroße Lautsprecher haben, werkeln da heute (noch) zigarettenschachtelgroße Schallwandler.
Meine persönliche Meinung dazu.
Gruß,
Karl
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Als jemand, der "in Übung" ist, also immer durchgehend regelmäßig Mixtapes fürs Auto aufgenommen hat und weiterhin aufnimmt - ja, das dauert so lange.
Mein Anspruch ist dabei nicht audiophil (meine alten Autos sind nicht flüsterleise, Bandrauschen oder Knistern daher egal), aber die Aussteuerung sollte schon passen, die Komposition der Musikabfolge (für mich) stimmig sein, ein Cover mache ich natürlich auch. Wenn ich einen guten Fluss habe, ist eine 90er nach zwei Abenden fertig, auch an einem Abend ist möglich, wenn es sehr gut läuft.
Es ist halt eine gute Gelegenheit, die eigene Musiksammlung mal wieder zu durchstöbern und "Neues" darin (wieder-) zu entdecken, das ich noch nicht im Auto totgedudelt habe, bzw. die Neuzugänge durchzuhören. Tatsächlich geht bewußtes Musikhören bei mir oft Hand in Hand mit der Aufnahme solcher Tapes und ich mag das auch nach bald 40 Jahren immer noch.
Viele Grüße
Nils
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Heutzutage nehme ich meine Bänder von digitalen Quellen auf. Da kann ich die Playlist vorher schön am PC zusammenstellen und auch z.B. noch Übergänge zwischen den Titeln machen sowie die Luatstärken normalisieren (nicht komprimieren!) bevor ich aufnehme. Dann am Ende des Prozesses ist es nur noch, an der Bandmaschine Aufnahme zu drücken und am PC Play zu klicken. So sind bei mir schon einige Mixtapes entstanden. Ein großer Vorteil ist dabei auch, dass das Band wirklich seine Klangqualität zeigen kann bei einer guten Digitalquelle. Schallplatten sind da ja technisch deutlich unterlegen gegenüber Digitalquellen.
Ich verstehe aber natürlich, dass du das Feeling von damals haben willst und das macht sicher Spaß!
Schöne Grüße
Alexander
Schnürsenkelband Halbspur: VEB Tontechnik Berlin RFZ T2221, Teac A3300SX-2T, Sony TC-755, Sony TC-366, Grundig TK 3200
Schnürsenkelband Viertelspur: Sony TC-755, Sony TC-366
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 106, Orwo 104, Orwo 103, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: BASF/Agfa PER-368, LPR-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49
Dreifachspielband: Orwo 130
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So, wie Alexander, mache ich es auch. Ich habe aber auch schon mal ein Tape von meinen schönsten Singles aufgenommen. Ist schon aufwändig; jeden Titel anspielen, aussteuern, den Anfang erwischen ( Mist , schon wieder nicht geklappt). Für das 26er Band habe ich damals auch ein paar Tage gebraucht.
Manni
3 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............
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19.03.2024, 12:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.03.2024, 13:28 von Olllafff.)
Das weitaus größere Problem bzgl. Zeitaufwand ist für mich die Zusammenstellung der Playlist. Welche Songs sollen auf die Kassette oder aufs Band und wie passen sie am besten zusammen. Was soll die Stimmung sein? Das war schon immer so. Dabei spielt es auch keine Rolle ob ich das am Computer mache oder mit Schallplatten, CDs oder Tapes. Da mache ich mir lange Gedanken ...
Meine letzten „Mixtapes“ für andere habe ich 1993 gemacht, um eine „Eroberung“ zu starten. Dabei wurden Stücke von Band, CD und Schallplatte überspielt. Eine Arbeit von Tagen, vor allen Dingen, weil ich ja auch die Zeiten abpassen musste, wo meine aktuelle Freundin nicht da war. Die hätte das wohl nicht gut gefunden ...
Ich gab mir Mühe. Man dachte über Themen nach. Hier am Beispiel dieser Cassette. Keep your dreams. Mit "Rubbel"-Buchstaben auf die Kopie des Covers (die in einem Kopierladen gemacht wurde) aufgetragen. Sie sollte das Ende einer beginnenden "Liebe" mit einbeziehen. Der Schnitt ins Fleisch. Der Schmerz, der dazu gehört. Träume - und die Realität. Eigentlich eine ziemlich düstere Cassette. In every dream home a heartache ... Spielräume schaffen für Interpretationen.
Deshalb gab es gleich eine zweite. Ebenfalls nicht heiter, aber weniger verstörend. Einfacher zu hören. Mit einem Text von mir aus einer kleinen Fachzeitschrift, die sich in dieser Ausgabe mit dem Thema Rundfunk beschäftigte. Eine Refernz an die Sendung von Alan Bangs. Eine Form des Radios, deren Ende in den 80er Jahren eingeläutet wurde.
Und das beste - je nach Betrachtungswinkel: Liebe vorbei. Die Cassetten werden mir vor die Füße geworfen. Eventuell war die Hülle zerbrochen. Sie waren ja eh nur ein Mittel zur Selbstdarstellung. Und dann waren sie wieder bei mir
Auf einer wurde sogar herumgetrampelt. Sie hat es überstanden. Sie läuft noch immer. Ich schätze sie sehr. Eine Erinnerung an eine tolle Frau. Das sind die Geschichten, die das Analoge so besonders machen. Die Dinge erzählen eine Geschichte ihrer Entstehung. Sie hinterlassen reale Spuren.
Das letzte "Mixtape" wurde in Australien gemacht. Ein Tape zur Rettung einer Beziehung. Byron Bay. 1994. Mein Freund, der 1990 auswanderte, bewohnte eine riesige Villa auf einem Bergkamm hinter dem Leuchtturm. Vom ebenso riesigen Wohnraum schaute ich beim Aufnehmen mit einem Nakamichi-Tapedeck auf den Pazifik. Unvergessen!
Wie schon oft geschrieben, werden von mir natürlich immer noch Tapes erstellt. Seit 1972. Früher Band. Heute Kassetten. Jeden Monat mindestens eine. Das würde ich persönlich aber nicht "Mixtape" nennen, sondern eine Zusammenstellung oder Kompilation von Liedern, die ich in ihrer Zeit höre. Für mich ein Dokument. Obwohl heute zunächst digital am Computer erstellt, machen die jede Menge Arbeit. Vorhören. Auswählen. Reihenfolge bestimmen. Lautstärke festlegen. Überblendung hinzufügen. Oder auch nicht. Dann in Echtzeit ausspielen. So sitze ich auch heute noch gut 4 - 8 Stunden an einer Cassette. Je nach Schwierigkeitsgrad ...
Das Problem mit dem Digitalen ist ja, daß man nie fertig wird. Es kann ständig verändert werden. Man will alles perfekt machen. Entscheidungen werden nie endgültig getroffen. Alles bleibt veränderbar. Tja, das Analoge macht Arbeit - wie das Digitale.
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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(19.03.2024, 08:08)eudatux23 schrieb: Heutzutage nehme ich meine Bänder von digitalen Quellen auf. Da kann ich die Playlist vorher schön am PC zusammenstellen und auch z.B. noch Übergänge zwischen den Titeln machen sowie die Luatstärken normalisieren (nicht komprimieren!) bevor ich aufnehme.
Und man kann probehören und ggf. Reihenfolge und Pegel nochmal anpassen.
(19.03.2024, 08:08)eudatux23 schrieb: Ein großer Vorteil ist dabei auch, dass das Band wirklich seine Klangqualität zeigen kann bei einer guten Digitalquelle. Schallplatten sind da ja technisch deutlich unterlegen gegenüber Digitalquellen.
Wenn es kein digitales Remaster der letzten 30 Jahre ist.
Ich habe auch digitalisierte Schallplatten, die kommen natürlich aus dem D/A-Wandler auf Band und nicht neu vom Plattenspieler.
Viele Grüße
Joachim
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Ach, welch schöne Erinnerungen werden wach ;-) Ich hatte allerdings etwas mehr Glück als Olaf: Obwohl die Mixtapes nicht ganz ihren Geschmack getroffen haben - schließlich kannten wir uns ja auch noch nicht sooo lange - ist sie geblieben.
Und ich mache ihr heute noch "Mixtapes", für ihre BRAUN TG1020 und den CD-Player. Es ist eigentlich immer ein Mix aus Tidal und dem Plattenspieler, so ganz digital möchte ich einfach nicht sein.
Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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