beim Ausmisten alter DDR-Elektronikzeitschriften habe ich den zweiteiligen Artikel ""Reparatur an Tonbandgeräten" aus den Heften April und Mai 1988 der Zeitschrift "radio fernsehen elektronik" gefunden und hänge ihn als Scan hier an.
Was mich fasziniert hat, ist die Aussage, dass mit schwankender Netzspannung auch die Frequenz schwankt. Das würde ja bedeuten, dass die Generatoren in den Kraftwerken "leiern". Gab es in der DDR kein Verbundnetz, bei dem die Kraftwerke frequenzmäßig synchronisiert wurden ? Spannungsschwankungen gab es im Westen auch, vor allem im ländlichen Raum, die Frequenz war aber ein Heiligtum.
"Im Verbundnetz der westeuropäischen Länder darf die Netzfrequenz nur um etwa 0,05 Hertz von der 50-Hertz-Norm abweichen. Dagegen darf sie im osteuropäischen Verbundnetz - zu dem auch die ehemalige DDR gehörte - um bis zu 1 Hertz um die Norm herum schwanken. Das ist ein zwanzigfach höherer Wert und einer der Gründe dafür, weshalb sich Polen und andere osteuropäische Länder nicht ohne technische Nachrüstungen aus dem Verbund mit Rußland lösen und in das westeuropäische Netz eingliedern ließen."
25.02.2024, 11:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2024, 11:53 von nick_riviera.)
Hi Jan, danke für die Info, wieder was dazugelernt. Dann war es ja fast unmöglich, mit einem normalen Einmotoren Bandgerät ohne hörbare Tonhöhenschwankungen aufzunehmen, oder ? 1Hz, das sind ja schon 2%, war das +/-, oder insgesamt ?
in ddr-zeiten hat man dies sogar hörbar an den bandgeschwindigkeiten gemerkt.
es sollte *nur* 1hz sein, habe aber bei mir in der firma schwankungen
zwischen 48hz und 52hz festgestellt (zungenfrequenzmesser).
hatten so ein teil in unserer prüftafel.
Es wurde mit Absicht an der unteren Frequenzgrenze der aufgeweichten Norm gefahren, um Energie zu sparen. Wenn ein Generator langsamer drehen darf, kann man etwas weniger heizen. Das war ein sehr zweischneidiges Schwert. Alle Drehstrom - Motore in der Industrie liefen dann auch langsamer usw...
Pech hatten alle, die sich einfache netzsynchrone Uhrenwecker hatten schenken lassen: waren für die Tonne. Für ein paar gute Kumpels habe ich Quarzgeneratoren dafür gebaut.
LG Frank
In Rust We Trust! T e s l a B 1 1 6 (A.D.), R E V O X B 7 7
Frank hat das Dilemma mit den ungenauen Uhren ja schon erwähnt, daran kann ich mich auch noch gut erinnern.
Alle die es nicht genauer wußten haben auf die angebliche schlechte Qualität der Uhren geschimpft. Die Uhren waren nicht schlecht. Es war die Energieversorgung.
Wobei ich mich bei meinen Tonbandgeräten und den Aufnahmen aus dieser Zeit nicht an größere höhrbare Schwankungen der Geschwindigkeit und der Tonhöhe erinnern kann.
Wahrscheinlich war man damals nicht so anspruchsvoll, Hauptsache wieder einen West-Hit aus der Hitparade für die Schul-Disco aufs Band gebannt.
Kurzfristige Schwankungen gab es eher in der Spannung, nicht in der Frequenz. Ein Verbundnetz frequenzmäßig außer Tritt zu bringen wäre schon der GAU.
Wenn Aufnahme UND Wiedergabe bei 49 Hz laufen, merkt man da auch nix. Wenn solche Aufnahmen aber heute mit korrekter Geschwindigkeit abgespielt werden, sind alle Töne 2% zu hoch. Kundige Ohren sollten das hören.
LG Frank
In Rust We Trust! T e s l a B 1 1 6 (A.D.), R E V O X B 7 7
Betr. netzsynchrone Uhren: Ich hab' mal irgendwo gelesen, dass die Netzbetreiber versuchen, Frequenzabweichungen auszugleichen. Nicht sofort, aber über die Zeit. Nach ein paar Tagen sollte der Radiowecker dann wieder richtig gehen.
von ein paar Jahren hatte ich hier mal einen russischen Plattendreher vorgestellt.
Die Anleitung gibt darüber Auskunft, das ein Korvet bei Schwankungen im Stromnetz selbst von +/-10% nur um +/-0,35% von seiner nominellen Drehzahl abweichen darf "Betriebsspannung: AC 50 Hz: 220 +/- 22 V, oder 127 +/-13 V"
Ich erinnere mich, dass es nach 1990 von verschiedenen Herstellern (wie die Thomson-Marken Mende, Saba, Tfk) Radiowecker in zwei Versionen gab: Netzgesteuert für die alten Bundesländern, quarzgesteuert für die neuen Länder. Das wurde aber nicht in den Prospekten propagiert, nur den Händlern mitgeteilt.
Was den Artikel zur Tonbandgeräte betrifft: vielen Dank fürs EInstellen, Bandwolf!
Was mir als geborener "Wessi" auffällt, ist dass das Reparieren im DDR-Betrieb teilweise doch anders aussah als bei uns. Es erinnert mich eher an unsere Anleitungen aus den fünfziger Jahren, als Ersatzteile viel teurer als Arbeitszeit war. Gummis schleifen, Filze aufrauhen... du liebe Zeit, das hat 1988 keiner gemacht, solche Teile wurden erneuert und fertig. Für Cassettendecks gab es oft Reparatursätze: Ein Tütchen mit allen Verschleißteilchen. Damit ausgerüstet fing das Laufwerk verschleißtechnisch wieder von Null an. Und die Altteile, die wurden nicht entsorgt, die wurden weggschmissen! ;-)
26.02.2024, 11:40 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.02.2024, 14:39 von DropOut.)
(25.02.2024, 23:55)Matthias M schrieb: Moin, moin,
von ein paar Jahren hatte ich hier mal einen russischen Plattendreher vorgestellt.
Die Anleitung gibt darüber Auskunft, das ein Korvet bei Schwankungen im Stromnetz selbst von +/-10% nur um +/-0,35% von seiner nominellen Drehzahl abweichen darf "Betriebsspannung: AC 50 Hz: 220 +/- 22 V, oder 127 +/-13 V"
Tschüß, Matthias
Dann wird sein Motor wohl nicht direkt am Netz gehangen haben. Da gibt's ja viele Möglichkeiten....
LG Frank
(26.02.2024, 05:34)Vollspurlöschkopf schrieb: Ich erinnere mich, dass es nach 1990 von verschiedenen Herstellern (wie die Thomson-Marken Mende, Saba, Tfk) Radiowecker in zwei Versionen gab: Netzgesteuert für die alten Bundesländern, quarzgesteuert für die neuen Länder. Das wurde aber nicht in den Prospekten propagiert, nur den Händlern mitgeteilt.
VG Stefan
Das kann nur ein Gerücht sein. Netzsynchron weil billig. Ausgerechnet bei Billigstkisten für den kleinen Ossimarkt Quarze samt Teiler einbauen, ein völlig anderes Design für die Stückzahlen?????
LG Frank
In Rust We Trust! T e s l a B 1 1 6 (A.D.), R E V O X B 7 7
habe grade mal im 1990iger Saba Prospekt nachgesehen - Klappzahlengeräte mit Synchronmotor gab es zu der Zeit keine mehr, alle haben ein elektronisches Uhrenmodul mit 7-Segment-Leuchtanzeige. Ob netzsynchron oder Quartz wird im Prospekt überhaupt nicht erwähnt, es gibt aber eine batteriebetriebene Gangreserve bei Stromausfall, die auch über Tage recht präzise läuft. Service Manuals für Kleingeräte sind für das Baujahr auch schon schwer zu finden, so wie ich die Radiowecker aus der Zeit kenne, hatten aber zumindest die besseren Modelle mit Gangreserve meist schon einen Quartz verbaut - zumal es 1990 schon Quartzuhren in der 10 DM Klasse zu kaufen gab, die Technik also nicht mehr teuer war. Sollte mir mal so ein Teil über den Weg laufen, schaue ich mal rein.
Solche blöden Gerüchte laufen immer wieder rum - ich kann mich noch an die Marke "Yamada" erinnern, das waren billigste Audiogeräte u.a. aus der Metro, und ich hatte mal einen Riesenstreit mit einem Kollegen, der Stein auf Bein schwor, dass das Yamaha Geräte wären, die nur für billig umgelabelt waren.
(26.02.2024, 12:26)nick_riviera schrieb: .............. meist schon einen Quartz verbaut - zumal es 1990 schon Quartzuhren in der 10 DM Klasse zu kaufen gab, die Technik also nicht mehr teuer war. Sollte mir mal so ein Teil über den Weg laufen, schaue ich mal rein.
..........
Gruß Frank
Digitale Quarz-Armbanduhren gab es schon in den Anfangs-Achtzigern für 10 DM; 1987/88 hatte ich auf mehreren Ostblock-Reisen etliche für DM 1,99 (!) als "Tauschware" dabei. Eine Quarzzeitbasis dürfte also damals schon lange kein Herstellungspreis-Kriterium mehr gewesen sein.
(Ist ja aber alles eigentlich schon reichlich off-topic)