Ich frage mich schon länger wie das Ganze mit Beiträgen vom Band damals eigentlich funktioniert hat?
Die Frage kam auf, als ich vor langer Zeit etliche Bänder aus Rundfunk Beständen bekommen habe.
Es waren unter anderem auch geschnittene Bänder mit Beiträgen auf Bobbys dabei. Beispiele sieht man auf den Bildern.
Es sind wahnsinnig viele Schnitte getrennt mit gelbem Band. Teils nur wenige Sekunden, manche auch wenige Minuten.
Allein das Schneiden muss unglaublich viel Arbeit gemacht haben.
Saß damals ein Mensch vor der M15 und spielte einen Beitrag nach dem anderen ab?
Es muss Mitarbeiter gegeben haben die den ganzen Tag Bänder geschnitten haben?
Das ganze scheint mir wahnsinnig aufwendig gewesen zu sein.
So war das. Schnitte mit Gelbband. Titeltrenner mit Bandanheber. Und die damals überwiegend weiblichen Mitarbeiter schnitten tatsächlich jeden Tag. Vor allem Textbeiträge und das Ganze konnte man schon fast virtuos bezeichnen. Z. B. das Wörtchen "ist" bei 76,2 cm oder 30m Zoll pro Sekunde Vollspur ist ja schon mehrere cm lang.
Das Zusammenspiel zwischen dem Menschen an der Technik und dem Menschen am Mikrofon machte dann das Hören hörenswert.
Schön auch in dem Beitrag von Micha die verbale per Talkback und nonverbale per Fingerzeig "Rainer fahr ab" - Kommunikation.
Wahnsinn, was es damals für einen Aufwand bedeutete Textbeiträge usw. vorzubereiten.
Kam es eigentlich vor, dass das Band riss?
Die Radiotage passen natürlich perfekt zu meiner Frage! Schön zu sehen was es für eine Arbeit im Hintergrund ist die der normale Hörer sicherlich nie zu schätzen wusste.
Auch die Materialschlacht an Bandmaterial
Nochmal ein Bild des Schubers auf dem die Beiträge vermerkt sind.
Na sicher vom Bandriss über falsches Band, zu schnell zu langsam, falcher Zuspieler, Sprung in der Platte, falscher Beitrag vom Band, bis hin zu umgekippter Kaffee im Selbstfahrerpult und vieles mehr.
Es gab und gibt alles...
In der verfilmten H. Böll Satire "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen" kann man das Virtuose Arbeiten der Cutterin beobachten. Das Stück ist nebenbei ein köstliches Stück Rundfunkgeschichte.
V.G.
Jo
ich weiß nicht wo du herkommst, aber ich kann dich dazu einladen mal wenn du in der Nähe von Darmstadt bist mal bei mir vorbei zu kommen, ich Sende zweimal im Monat zwei Stunden lang Radio, dies Natürlich ausschließlich von Tonband. Auch natürlich immer mit Gelbband geschnitten, also falls du dir das mal ansehen willst oder fragen hast kannst du gerne eine PN Schreiben.
Ja, das Schneiden habe ich gesehen. Aktuell scheinen sie aber technische Probleme zu haben.
Ich besitze selbst eine M15A und kenne das Band schneiden aus eigener Erfahrung.
Allerdings im Sinne vom Gegenteil, das gelbe Trennband hinaus zu schneiden.
Da aber die Laufwerks Steuerung defekt ist ruht die Maschine seit über 10 Jahren
Ich schaue dem Stream schon seit Stunden, ich finde diesen Enthusiasmus einfach unglaublich toll und auch dke Tatsache, dass sie auf Kurzwelle Ausstrahlen eine tolle Leistung.
Ich habe den Sender hier in Nordhessen mit der integrierten Antenne mit meinem Weltempfänger rein Bekommen.
Jeder mit alter Empfangstechnik sollte diese Chance eine Ausstrahlung auf Kurzwelle wahrnehmen
Sehr schön anzuschauen so ein Livestream.
Habe mich anfangs über die niedrige Bandgeschwindigkeit (19) gewundert, aber jetzt ist es klar, man sendet AM auf Kutzwelle.
Auf welcher Frequenz kann man den Sender empfangen?
(12.05.2023, 16:42)d0um schrieb: Es sind wahnsinnig viele Schnitte getrennt mit gelbem Band.
Ja. Ich weiß zwar nicht, was auf Deinen Bändern konkret drauf ist, aber ein klassisches Beispiel für solche Montagen ist die Produktion eines Beitrages: Die O-Töne wurden säuberlich durch Gelbband getrennt auf eine Maschine gelegt. Der Sprecher las nun den Text vom Manuskript, in dem die O-Töne an der richtigen Stelle vermerkt waren. War eine solche Stelle erreicht, fuhr der Techniker die Maschine ab und schloß das Sprechermikrofon. Jemanden zum Start-drücken am Gerät brauchte man nicht, da die Maschinen sog. (Regler-)Fernstart hatten, d. h., öffnete man den entsprechenden Regler am Pult, ging die Maschine automatisch in Wiedergabe. (Dies wurde auch mit allen anderen Zuspielern, z. B. Plattenspielern, so gehandhabt.) Der Techniker schaute sich um und stoppte die Maschine so, daß das Band zur nächsten Zuspielung gleich an der richtigen Stelle stand. (Währenddessen gab er dem Sprecher Weißlicht und öffnete das Mikrofon.) Mit Übung und Taktgefühl ging damit eine Produktion recht zügig vonstatten.
Wahrscheinlich findest Du auf Deinen Bändern auch Schnitte ohne Gelbband dazwischen. So wurden z. B. in O-Tönen „äähs“ oder überflüssige Passagen entfernt, bei Sprechertexten die Versprecher (oder falsch betonte Stellen). Hierzu setzte der Sprecher ein Stückchen vorher neu an, der Techniker markierte die Stelle im Manuskript und setzte einen Bandanheber, um später die betreffende Stelle schnell wiederfinden zu können. Das Band wurde dann an den passenden Stellen auseinandergeschnitten (idealerweise mit der Vorkopfschere), von den mißlichen Teilen befreit und wieder zusammengeklebt.
Zitat:Schnitte mit Gelbband. Titeltrenner mit Bandanheber.
Nicht ganz, siehe oben. Bandanheber eignen sich zur Titeltrennung nicht, da sie, einmal wiedergegeben oder umgespult, weg sind. Wenn verschiedene Titel auf einem Bobby waren, dann immer mit Gelbband getrennt. Solche Bänder gab es im Funkhaus – zumindest in „meinem“ – nur äußerst selten, in der Regel galt: ein Titel, ein Bobby, ein Bandkarton. Etwa wie Singles auf dem Plattenspieler. Wozu hätte man sich die doppelte Arbeit machen und für die Sendung die ohnehin vorhandenen Bänder nochmal umkopieren sollen? Während der Sendung ist man auch in der Flexibilität sehr eingeschränkt, etwa wenn die Reihenfolge der Titel geändert werden soll. Bei den Radiotagen sind die großen Bänder mehr ein Behelf, weil die Leute nicht so viele kleine Bandkartons in den Bunker schleppen wollen und sie auch nicht wissen, wohin damit.
Zitat:76,2 cm […] pro Sekunde
… gibt es seit 1955 nicht mehr, bzw. ab dann wurde auf 38,1 cm/s umgestellt.
Zitat:Kam es eigentlich vor, dass das Band riss?
Eher nein. Das Bandmaterial (Normalband!) kannst Du mit den Händen nicht auseinanderreißen. Wahrscheinlicher war, daß eine Klebestelle aufging, was natürlich aufs selbe herauskommt. Aber auch das sehr, sehr selten.
Zitat:Die reinen Musikbänder laufen alle mit 38. Zugespielte Interviews/Wortbeiträge mit 19.
Nein. 38,1 cm/s ist die Standardgeschwindigkeit durchs ganze Funkhaus. Alles andere würde ein heilloses Durcheinander geben. Nicht nur in der Sendung (bei den Schallplatten war’s ja schon schlimm genug!), sondern auch bei Montagen aus verschiedenen Bändern. Es wäre blöd, wenn Du einen Worttake in Deine Produktion hineinscheiden möchtest, der aber nur auf 19 vorliegt.
Ausnahme: Die Deutsche Welle z. B. fuhr ihre Bänder mit 19 cm/s, weil’s für die Kurzwelle lang gereicht hat – aber da auch funkhausweit, also alles. Das Schneiden wurde dadurch etwas diffiziler, aber immer noch machbar.
Zitat:War der Gong damals üblich? Also dass sie nochmal bei 5 Sekunden erwähnen und dann Gong
Ja, allerdings nur bei bestimmten Stunden, z. B. immer vor acht Uhr. Daß es bei den Radiotagen immer so gemacht wird, liegt am Spleen der Macher.
[Wie bekomme ich hier mehrere Zitate in eine Antwort? Ich stehe auf dem Schlauch. Ich habe es jetzt hingebastelt, ist nicht so schön, aber Ihr wißt ja, wer was geschrieben hatte.]
Zitat:Die reinen Musikbänder laufen alle mit 38. Zugespielte Interviews/Wortbeiträge mit 19.
Nein. 38,1 cm/s ist die Standardgeschwindigkeit durchs ganze Funkhaus. Alles andere würde ein heilloses Durcheinander geben. Nicht nur in der Sendung (bei den Schallplatten war’s ja schon schlimm genug!), sondern auch bei Montagen aus verschiedenen Bändern. (...)
Entschuldige, aber bei diesem Punkt ging es nur um die Eifeler Radiotage aus dem ex Regierungsbunker, nicht um die allgemeinen Gepflogenheiten in Funkhäusern. Wer lesen kann....
wenn es größeres Interesse an dem Thema gibt kann ich mal ein Video zum Thema Rundfunkbäder machen, da ich meine Bänder für Radio Darmstadt ja auch immer nach Rundfunknorm Schneide.
Ich kann das mal aufnehmen und zeigen wie das läuft, wenn ihr euch das anschauen würdet...
(26.07.2023, 17:32)hannoholgi schrieb: Wer lesen kann....
Lieber Holger,
keine Sorge, ich bin des Lesens mächtig. Offenbar war der Beitrag nicht so geschrieben, daß mir der Inhalt sofort im Zusammenhang klar geworden wäre. Entschuldige bitte, daß ich Dich mißverstanden habe, aber einen klein wenig höflicheren Umgang miteinander wünschte ich mir hierzuforen schon.
Es gibt kein generelles Verfahren bei den Radiotagen. In der Regel wird alles auf 38 gefahren, alleine schon, weil die eine Maschine 19 nicht mag. Vorproduzierte Strecken werden der Einfachheit halber gerne mit 19 cm/s aufgenommen, weil dann eine Stunde Sendung auf die Maschine paßt, und außerdem spart es ja auch nicht zu knapp Bandmaterial. Die Nachtleute haben viel mit 19 gefahren, vielleicht beziehst Du Deine Beobachtungen darauf. Ein Mischmasch aus beiden Geschwindigkeiten während einer Sendung wird tunlichst vermieden, weil das Umschalten der alten Maschine ein wenig kitzlig ist und Du nicht recht planen kannst, auf welcher der beiden M5en der Beitrag schließlich landet. Vielleicht magst Du mir ja mal Datum und Uhrzeit Deiner Beobachtungen mitteilen.
Hallo allerseits und vielen Dank für diese Einblicke!
Also das Band selber, ich habe eine Menge LGR50 und PER528 reißt natürlich nicht.
Allerdings würde ich nicht behaupten, dass man es per Hand nicht zerreißen kann.
Ich meinte da eher die Klebestellen. Es überrascht mich immer wieder wie viele von diesen Stellen auf wenige Sekunden Aufnahme kommen.
Also muss der Aufwand damals enorm gewesen sein.
Heutzutage besitzen ja fast die meisten hier eine M15 o.ä.
Gab es denn seinerzeit überhaupt PER528 auf Bobby für den Amateur zu kaufen?
Im Einzelhandel sicher nicht, aber gab es das überhaupt in Katalogen?
Sorry für die vielen Fragen, aber dieses Thema interessiert mich sehr!
28.07.2023, 11:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 15:20 von bitbrain2101.)
Hallo Marcel,
das PER528 wäre für Amateure viel zu teuer gewesen bei der kurzen Spielzeit gegenüber Langspiel- oder Doppelspiel-Band mit gleicher Spulengrösse. Die Einmessung der Amateurgeräte hätte nicht zum PER528 gepasst und für langsame Geschwindigkeiten ist PER528 auch nicht geeignet.
MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
(27.07.2023, 22:44)d0um schrieb: Ich meinte da eher die Klebestellen. Es überrascht mich immer wieder wie viele von diesen Stellen auf wenige Sekunden Aufnahme kommen.
Also muss der Aufwand damals enorm gewesen sein.
Heutzutage besitzen ja fast die meisten hier eine M15 o.ä.
Gab es denn seinerzeit überhaupt PER528 auf Bobby für den Amateur zu kaufen?
Im Einzelhandel sicher nicht, aber gab es das überhaupt in Katalogen?
Hi Marcel,
Das mit den vielen Klebestellen war normal, für eine von meinen Sendungen sind auch immer mindestens 60 Klebestellen, manchmal auch mehr fällig. Wiegesagt, ich mache da mal ein Video zu.
Aber wenn man mit dem Kleben geübt ist, dann geht das eigentlich in einer sehr guten Geschwindigkeit, also so ein enormer aufwand war das nicht.
Übrigens habe ich gehört, das das ganz früher beim Rundfunk ein Frauenberuf war, die Sendebänder zu schneiden und zu kleben, da man den Frauen nachsagte, das sie eine Ruhigere Hand dafür haben.
Übrigens wäre es schön wenn die meisten hier eine M15 Hätten, bei den aktuellen Preisen kann ich mir das als Schüler in 100 Jahren nicht leisten.
Normalband gab es übrigens nie zu kaufen, die Spielzeit war dafür einfach zu schlecht und die Heimmaschinen bekommen da keinen Pegel gescheit rauf, ich merke es ja immer auf meiner A77 mit LGR50, das ist schon gernzwertig, grade wenn ich das Band dann auf eine M12 bei einem Bekannten einlege, da fehlt dann doch einiges an Pegel.
Die einzigen mir bekannten ausnahmen für Normalband im Verkauf waren das Shamrock 031, welches ja Überreste von Produktionen von Normalband waren und mir fallen noch die ganz alten LGS von BASF ein, da gabs auch mal Normalband zu kaufen, ich habe irgendwo noch welches auf einer 13cm Spule im alten BASF Karton.
eintapedeck schrieb:
Übrigens habe ich gehört, das das ganz früher beim Rundfunk ein Frauenberuf war, die Sendebänder zu schneiden und zu kleben, da man den Frauen nachsagte, das sie eine Ruhigere Hand dafür haben.
Hallo Joni,
weniger Alkohol oder mehr?
Nicht nur beim Cutten, auch beim Löten bewiesen die Damen besseres feinwerktechnisches Geschick.
Bezüglich des Pegels: Neuzeitlichere Semiprofessionelle Bandgeräte konnten durchaus 514 nWb/m auf die Senkel aufmagnetisieren, ohne dass Verstärker clippten oder sich die Zeiger verbogen...
Zur M15 @home: nicht jeder hat Platz, solch eine Truhe, vorzugsweise nebst Pult, im Hobbyraum unterzubringen, wenn er den Luxus eines solchen denn überhaupt hat.
Im Wohnzimmer würde ich so einen Kubikmeter weniger gern aufstellen wollen.
Zur Verfügbarkeit von Studioband im Einzelhandel der 70er und 80er Jahren kann ich nichts sagen.
Auf der Emtec-Webseite von 2002 waren Rundfunk- und Studiobänder jedoch aufgeführt: EMTEC - Professional Media - Studio - Audio (archive.org)
Leider war/ist die Langzeitstabilität oder besser Labilität gerade dieser Type ganz schlimm. Der kürzlich unternommene Versuch Aufnahmen zu digitalisieren gingen wegen der großflächigen Schichtablösung total in die Hose.
V.G.
Jo
29.07.2023, 10:54 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 20:39 von Peter Ruhrberg.)
(27.07.2023, 22:44)d0um schrieb: Ich meinte da eher die Klebestellen. Es überrascht mich immer wieder wie viele von diesen Stellen auf wenige Sekunden Aufnahme kommen.
Das war sehr unterschiedlich. H.v. Karajan beispielsweise zog möglichst Ganzfassungen vor, in Produktionen des Alban Berg Quartetts konnten es schon mal 400 Klebestellen auf knapp 17 Minuten gewesen sein (ich habe sie selber geschnitten, es war die sog. "Große Fuge" von Beethoven).
(27.07.2023, 22:44)d0um schrieb: Im Einzelhandel sicher nicht, aber gab es das überhaupt in Katalogen?
Sicher. Die RA, Tonträgerindustrie und große Studios bezogen ihr Bandmaterial fast durchweg vom Hersteller, in Gebinden zu je 20 Stück. Kleinere Tonstudios bestellten eher beim Großhändler.
(28.07.2023, 11:47)eintapedeck schrieb: Übrigens habe ich gehört, dass das ganz früher beim Rundfunk ein Frauenberuf war, die Sendebänder zu schneiden und zu kleben, da man den Frauen nachsagte, dass sie eine ruhigere Hand dafür haben.
29.07.2023, 13:34 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.07.2023, 13:43 von niels.)
(29.07.2023, 12:52)Heinz Anderle schrieb: 400 Klebestellen auf 17 Minuten - so klingt's dann leider auch, glattgebügelt, seelenlos und steril
(ein Grund, warum ich Live-Mitschnitte und Radioaufzeichnungen bevorzuge)
Hast du da ein, zwei Beispiele, wo es dir besonders auffällt?
Peter, weißt du, ob es mehrere Veröffentlichungen vom Alban Berg Quartett mit der Großen Fuge gibt? Die Informationen auf Spotify sind immer so spärlich. Bzw. kannst du mir Daten geben, anhand derer ich "deine" Fassung identifizieren kann?
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Das ganze ist wohl eine Übungssache mit dem Kleben.
Vor allem, dass nichts von dem Klebeband seitlich übersteht.
Wobei, wenn man alte Bänder mit vielen Klebestellen umspult kracht es manchmal ganz schön.
Interessant finde ich auch, dass es scheinbar nie etwas gab um das Kleben zu vereinfachen?
Also etwas was zu mindest das anbringen des Klebebandes automatisiert und man die Bandenden nur noch ausrichten muss.
(29.07.2023, 12:52)Heinz Anderle schrieb: 400 Klebestellen auf 17 Minuten - so klingt's dann leider auch, glattgebügelt, seelenlos und steril
Ganz im Gegenteil. Die Klebestellen waren notwendig, weil nach über 130 Takes die Ansprüche der Musiker immer noch nicht erfüllt waren. Wie auch immer, das Ergebnis lässt sich bis heute hören.
(29.07.2023, 13:34)niels schrieb: Peter, weißt du, ob es mehrere Veröffentlichungen vom Alban Berg Quartett mit der Großen Fuge gibt? Die Informationen auf Spotify sind immer so spärlich. Bzw. kannst du mir Daten geben, anhand derer ich "deine" Fassung identifizieren kann?
Die Produktion fand statt in Seon/CH am 6.-11.5.1982. Es war die erste Produktion für die EMI-Electrola und wurde analog und digital aufgezeichnet. Hier ein Foto einer Produktion von 1980 (Schubert Streichquintett mit Heinrich Schiff):
Grüße
Peter
_____________________
Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Konrad Adenauer)
kein Pardon, aber ich will so etwas gar nicht hören - bei 130 Takes ist das keine Musik mehr, die erst von der und durch die Spannung lebendig wird, sondern eine totsterilisierte Konserve!
(zum Streichquintett, wo das Alban Berg-Quartett ja als Referenz-Aufnahme gilt: ich habe vor 10 Jahren, am 23. April 2013, relativ spontan ein Konzert des Ensembles Atout zur Vorstellung moderner Streichinstrumente aus Cremona, ein Ensemble, dessen Gründer ich schon als Dreikäsehoch kannte, live mitgeschnitten, mit meinem damals neu erstandenen Sony PCM-D50 Digitalrecorder und einem richtig positionierten Audio Technica AT822 Stereomikrofon, dann mit Audacity noch etwas den Frequenzgang korrigiert, und seitdem steht trotz der paar Grate, die eine Live-Aufführung immer hat, weil sie eben nicht bis zur Unkenntlichkeit glattpoliert wird, die Emi-CD im Regal...)
Das ist nicht als Kritik an der Arbeit des Tonmeisters zu verstehen, sondern an dem Pseudoperfektionismus der akademischen Musiker; allerdings sind solche Exzesse für eine CD-Produktion heute ohnehin unfinanzierbar geworden.
(29.07.2023, 21:41)Heinz Anderle schrieb: kein Pardon, aber ich will so etwas gar nicht hören - bei 130 Takes ist das keine Musik mehr, die erst von der und durch die Spannung lebendig wird, sondern eine totsterilisierte Konserve!
Ist sie nicht. Hast du sie überhaupt gehört?
Grüße
Peter
_____________________
Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Konrad Adenauer)
Das ganze ist wohl eine Übungssache mit dem Kleben.
Vor allem, dass nichts von dem Klebeband seitlich übersteht.
Wobei, wenn man alte Bänder mit vielen Klebestellen umspult kracht es manchmal ganz schön.
Interessant finde ich auch, dass es scheinbar nie etwas gab um das Kleben zu vereinfachen?
Also etwas was zu mindest das anbringen des Klebebandes automatisiert und man die Bandenden nur noch ausrichten muss.
Viele Grüße,
Marcel
Doch gibt es (oder gab es),
Leider kann ich keine keine Kassetten mit den Klebestreifen mehr bekommen.
30.07.2023, 10:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 10:06 von Herbert.)
Guten Morgen.
Ich denke, das Kleben ist gar nicht so das Problem, denn die Klebevorrichtungen an den Studiomaschinen machen es sogar für den Laien spielend einfach.
Dabei rede ich nicht von zeitlichen Vorgaben und Hektik und Eile.
Die Kunst ist eher das Auffinden der richtigen Schnittstelle und das Gefühl für Rhythmus und Melodie der zu bearbeitenden Stücke.
30.07.2023, 10:26 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 12:40 von Peter Ruhrberg.)
(30.07.2023, 10:05)Herbert schrieb: Die Kunst ist eher das Auffinden der richtigen Schnittstelle und das Gefühl für Rhythmus und Melodie der zu bearbeitenden Stücke.
So ist es. Hinzu kommen bei fast allen Instrumenten die Intonation und (ganz wichtig) ein Bewusstsein für die innere Dynamik, Agogik, Tempo, Zusammenspiel & Balance (bei mehreren Instrumenten) und der "akustischen Umgebung", wie ich es gerne nenne. Sehr störend wirkt es beispielsweise, wenn im Anschlusstake plötzlich ein lauterer Nachhall zu hören ist. Dies sind nur einige Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.
Hinzu kommt, dass die Phasenlage beider Takes möglichst gleich sein sollte, da es sonst unweigerlich "Plopp" macht, und das ausgerechnet bei Instrumenten mit hartem und kurzem Einschwingvorgang, wie z.B. Klavier oder Cembalo. Über dieses Thema ließen sich Bücher schreiben.
Eine kurze Übersicht über ein analoges Schneidesystem, wie ich es gelernt habe und das sich bewährt hat:
Zunächst wird jeder nummerierte Take einzeln auf einen eigenen Bobby gespult.
Zu jedem Take gehören zwei Bobbys, einer für die Abwickelseite (L), einer für die Aufwickelseite ®, die entsprechend beschriftet werden (Beispiel: 1L und 1R). Die Schnittfassung liegt auf einem separaten Bobby (bezeichnet mit „F“ für „fertig“).
Als Beispiel sei Take 2 die zweite Gesamtfassung und Take 24 eine Korrektur. Ab Takt 3 Zählzeit 3 soll Take 2 ersetzt werden durch Take 24, ab Takt 4 wieder zurück in Take 2.
Auf den Abwickelteller kommt der Bobby von Take 2 (2L), auf den Aufwickelteller der Bobby von Take 2 (2R). In Kurzschrift: Links 2L, rechts 2R auflegen. Die übrigen Schritte sind dann wie folgt:
Vorspulen bis Modulationsanfang – Schnittpunkt einstellen, markieren, Schnitt – Rechts 2R wegnehmen und beiseitelegen – Rechts F auflegen – 3 m Vorspannband an den Anfang von 2L kleben, in F einfädeln – Abhörkontrolle
Wiedergeben bis zum ersten Schnittpunkt in Takt 3 Zählzeit 3 – Schnittpunkt einstellen, markieren, Schnitt – Beide Bobbys wegnehmen, F in Griffweite, 2L zu 2R legen
24L & 24R auflegen – Vorspulen / wiedergeben bis zum selben Schnittpunkt in Takt 3 Zählzeit 3 – Schnittpunkt einstellen, markieren, Schnitt – 24R beiseitelegen
Rechts F auflegen– Anfang von 24L an Ende von F kleben – Abhörkontrolle – Suchen des nächsten Schnittpunktes in Takt 4 – Schnittpunkt einstellen, markieren, Schnitt – 24L & F beiseitelegen
2L & 2R auflegen, die beiden losen Enden zusammenkleben – Schnittpunkt in Takt 4 suchen, Schnittpunkt einstellen, markieren, Schnitt
2R beiseitelegen, rechts F auflegen – Anfang von 2L an Ende von F kleben – Abhörkontrolle
Grüße
Peter
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Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Konrad Adenauer)
Nochmal etwas ganz anderes.
Ich hatte es ja schonmal geschrieben, dass das gelbe Trennband extrem laut beim durchlaufen ist.
Liegt das einfach daran, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat das Band zu kalandieren oder besitzt das Band eine Art "Reinigungsfunktion"?
Der Vorgänger des PER528, das PER525 ist ja sehr rauh und als Tonkopf Killer berüchtigt.
die Folien für die Vorspannbänder sind nach ihrer Herstellung ziemlich glatt und ohne Farbe.
Man hat sich also extra die Mühe gemacht, einer Seite eine nicht so glatte Oberfläche zu geben. Die dadurch vorhandene Reinigungsfunktion war erwünscht im Rundfunkbetrieb. Außerdem war mindestens eine raue Oberfläche erforderlich für den freitragenden Bandwickel im Studiobetrieb.
Zu den rauheren Oberflächen bei den Studiobändern gibt es eine historische Entwicklung, über die wir hier im Forum diskutiert hatten:
Über die große Problematik der Magnetbandtechnik, nämlich des Bandkontakts zu den Magnetköpfen, habe ich eine
Zusammenstellung der mir bekannten Fäden hier aus dem Forum zusammengestellt:
30.07.2023, 20:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 20:38 von Peter Ruhrberg.)
(30.07.2023, 19:59)niels schrieb: Inwieweit war es bezüglich der Gelbbänder von Bedeutung, dass sich raue Oberfläche besser beschriften lässt als glatte?
Ein Punkt, den man in der Fertigung nicht übersehen hatte. Falls die Bänder nur einseitig aufgeraut sind, kommt diese zur besseren Lesbarkeit in jedem Falle "schichtaußen", unabhängig von der Schichtlage des Magnetbandes.
Grüße
Peter
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Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Konrad Adenauer)
30.07.2023, 22:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.07.2023, 22:26 von Magnettonmanni.)
Hallo in die Runde,
zur Erbauung und zur Bestätigung der vorgenannten Gedanken:
Ein Beispiel für ein ordentlich archiviertes Band einer (damals noch) ordentlichen Rundfunkanstalt.
- Ich muß da schon beim Wort "Anstalt" Assoziationen dezent unterdrücken. -
Also hier ein Sendeband mit einer Länge von 2´00 Minuten. Es hat die Archivnummer Z 55045. Die Nummer ist zweimal auf dem Archivkarton (Rücken und Vorderseite) und viermal auf dem Vorspannband (einmal handschriftlich, dreimal maschinenschriftlich). Das war früher sehr wichtig, denn die Studiogeräte hatten erst ab der M10 eine Bandendabschaltung nach Bandende. Da konnte vorher schon mal das herumgeschleuderte Bandende nach dem schnellen Zurückspulen verloren gehen, wenn nicht sofort abgeschaltet werden konnte. Dann war es gut, die Nummer weiter hinten auf dem Vorspannband noch wiederzufinden.
Der Vorspann ist 2,3 m lang. Das Band ist Schicht außen gewickelt (Archivwickel) und hat den Bandanfang außen.
Die Beschriftbarkeit bezieht sich auf alle Vorspannbänder im Rundfunkbereich und nicht nur auf eine Farbe (gelb).
Ich habe vor langer Zeit mal eine größeren Posten dieser Archivbänder gekauft, um die schönen Kartons und die Wickelkerne zu haben.
Die Bänder sind alle von der Anstalt gelöscht worden. Es war aber bisher auch noch keines dabei, bei dem ich das Löschen sehr bedauert hätte.
Die Puppen-M10-Vierspur dient nur zum Niederhalten des Vorspannbandes
Interessanterweise ist mir bei meinen Rundfunk Bändern niemals ein Vorlaufband begegnet. Ausschließlich gelbe Trennbänder in sehr unterschiedlicher Länge.
Diese stammten allerdings aus dem Schweizer Rundfunk.