Ungebrauchte BASF SP52
#1
Hallo in die Runde,

da mich das Thema Tonband immer mehr auch nostalgisch fesselt, suche ich für Aufnahmen, wo Band und Maschine zeitlich, also in Sachen Herstellungsdatum, ein wenig zusammenpassen, nach ein paar früher hergestellten Bändern, z.B. Spulen von AGFA oder BASF, die ich aus meiner Kindheit noch kenne, und die liegt in der Zeit, als Ford den Consul rausbrachte und mein Opa einen Kapitän fuhr. Die Spulenform passt für mich zudem des 'rundlich-weichen Designs' wegen wunderbar zu den alten und ganz alten Geräten.
Auch wenn ich für hochwertige Aufnahmen neues RTM LPR 35 nutze (meine ASC ist darauf eingemessen): für meine heftige Landschönheit GRUNDIG TK5 passen gefühlt nur die 'süssen alten Spulen' getreu dem Motto: das Runde muss ins Dreieckige.

Nun zu meiner Frage: ich sehe im Internet immer mal Angebote zu Altbeständen unbenutzter Bänder, bin aber etwas unsicher beim Erwerb, falls deren Eigenschaften nach Jahren völlig, sagen wir mal, erschlafft sind.

Beispielsweise der Senkel BASF SP 52 auf 15 cm Spule in Schuber, wird noch ungeöffnet bzw. eingeschweisst angeboten. Wann wurden diese hergestellt und was ist mit deren Qualität und Alterungsprozess - auch wenn sie noch nie bespielt wurden?

Ich danke für Antworten und Erfahrungswerte.

Gruß Klaus
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#2
Hallo Klaus,

BASF SP52 dürfte dickes Studioband sein. SP = Standard Play, 52µM Dicke.
Das möchte man aufgrund der Kopfschmiegsamkeit auf keiner TK5 mit 9,5cm/s verwenden.

Zweckmäßig wäre für dich ein BASF LGS26 oder Afga PE41.
Die sind Langzeitstabil und gut verfügbar. Zudem ist es Doppelspielband.

Das heißt lange Spieldauer und gute Höhenwiedergabe dank guter Kopfschmiegsamkeit auch bei 9,5cm/s.
Tripple Play (BASF PES18 oder Agfa PE66) würde ich wegen dem Bandzug nicht nehmen.

Schöne Grüße
Micha
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#3
Hallo Micha, hallo Mitleser,

Danke für diese Info, ich werde mir diesen sicher dereinst verbreiteten Bandtyp in der passenden Spule zulegen, das ist ja auch -zumindest gebraucht- erhältlich, vllt. ergattere ich auch alte indes ungeöffnete Ware.

Wo kann ich denn Infos z.B. zur Alterung von "Neu-Bändern" erhalten: Ist die Alterung bei guter Lagerung (dunkel und recht trocken) aufzuhalten und gibt es da graduelle Unterschiede? Gibt es eine Infoecke, gern in diesem Forum dazu, die z.B. die gängigen Bandtypen hinsichtlich ihrer Qualität über die Jahre ein wenig, gern nach subjektiven Erfahrungs- oder objektiven Messwerten, einordnet?

Das hier unten ist informativ, bezieht sich aber auf, relativ gesehen, jüngere Bänder, soweit ich das mit meinen begrenzten Wissen sehe.

http://www.theimann.com/Analog/Misc_Tech...index.html

Danke für evtl. weitere Tipps.

Gruß Klaus
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#4
Hallo Klaus, 

kennst du die Bändertauglichkeitsliste nicht, die von The_Wayne erstellt und ab und zu aktualisiert wird? 
Dann wirf mal einen Blick hinein:

https://docs.google.com/spreadsheets/d/e...Tn/pubhtml

Das SP52 ist zwar nicht erfasst, aber das gleich alte SP48 zählt zu den „Finger weg“-Kandidaten! 

LG Holgi
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#5
Hallo Holgi,

Danke, hilft, kannte ich als Novize noch nicht. Da ist ja eine beachtliche Menge Bandmaterial im Markt gewesen ...
Gucke ich mir an.

Gruß Klaus
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#6
Ich habe mir die Liste ...

mit meinen 'ererbten' und zugelaufenen Bänderbeständen angesehen und abgeglichen und, tja, viele Gurken an Bord.

Die Maxell sind ok, die meisten meiner BASF nicht wirklich und das deckt sich mit meinen Beobachtungen.

Die mit der TASCAM TSR-8 im Paket mitgebrachten AMPEX 456 Spulen waren wohl mal beliebt, sind es aber aus heutiger Sicht laut der bemerkenswerten Liste von The_Wayne (Topp!) nimmer.
D.h. ich werde schauen, was sich lohnt und sinnvoll aus dem Altbandmaterial noch schmierarm digitalisieren lässt und bei weiteren Aufnahmen (nach einer dereinstigen Revision) mit der TSR nehme ich dann RTM LPR 35 - ist ohnedies nur zum "Kellerspaß" mal was an eigener Proberaummusik mit Freunden aufzunehmen. Ein analoger Soundcraft Studiomaster 24/8/2 Mixer, heuer fast geschenkt im Vergleich zum Urpreis und im Bestand, ist als Inline Pult 'altersgerecht' zum Verdrahten da. Dann klingt es bestimmt so wohlig wie früher.

Mein Trost: immerhin bin ich älter als meine Bänder geworden. Und mit meinen Mitmusikers wird das - Spass muss sein - eine Art "betreutes Recording", wo die Hardware Teil des Ensembles wird. Das macht mir Laune!

Gruß Klaus
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#7
(24.02.2023, 09:14)klaus783 schrieb: Die mit der TASCAM TSR-8 im Paket mitgebrachten AMPEX 456 Spulen waren wohl mal beliebt, sind es aber aus heutiger Sicht laut der bemerkenswerten Liste von The_Wayne (Topp!) nimmer.

Ja, Ampex/Quantegy 456 und der Langspielversion 457 waren mal ausgesprochen beliebte Bänder. Es gibt zwar hin und wieder Berichte über gute Exemplare, ich für mich mache aber mittlerweile einen großen Bogen um Ampex/Quantegy-Produkte. Nach dem Ende von Emtec 2004 gingen viele zu Quantegy über, einschließlich mir. Allerdings ist es bei mir so, das selbst die letzten Chargen aus 2007 mittlerweile zu kleben beginnen, also gut 15 Jahre alte Bänder.

(24.02.2023, 09:14)klaus783 schrieb: D.h. ich werde schauen, was sich lohnt und sinnvoll aus dem Altbandmaterial noch schmierarm digitalisieren lässt und bei weiteren Aufnahmen (nach einer dereinstigen Revision) mit der TSR nehme ich dann RTM LPR 35 - ist ohnedies nur zum "Kellerspaß" mal was an eigener Proberaummusik mit Freunden aufzunehmen.

Ja, was Neumaterial angeht ist für den Amateur LPR35 wahrscheinlich die beste Wahl. Ein Doppelspielband gibt es ja leider nicht mehr. M.W. war das RMG PM975 das letzte DP-Band und wurde bereits vor über 10 Jahren eingestampft. Ich habe ein paar Exemplare, bin aber noch nicht dazu gekommen, die mal wieder zu testen.

Der Zustand der Bänder ist selbstverständlich immer auch von der Lagerung abhängig. Das kannst du aber meistens nur bei selber neu gekauftem Material sicherstellen. Bei Gebrauchtbändern ist die Historie fast immer unbekannt.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#8
(13.02.2023, 22:01)klaus783 schrieb: Hallo Micha, hallo Mitleser,

....Wo kann ich denn Infos z.B. zur Alterung von "Neu-Bändern" erhalten: Ist die Alterung bei guter Lagerung (dunkel und recht trocken) aufzuhalten und gibt es da graduelle Unterschiede? ....
Danke für evtl. weitere Tipps.

Gruß Klaus
Hallo Klaus, es mag ja etwas dämlich klingen aber gute Bänder sind enorm alterungsbeständig.
Ich habe in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre einen Stapel Bänder eines ab Ende der 1940er bis etwa Mitte der 1950er in Ffm tätigen Tonstudios erworben, (zusammen mit der Telefunken Bandmaschine.).
Alle Bänder waren und sind aktuell lauffähig, auch machen sie den Eindruck wenig Informationsverluste zu haben.
Der Großteil sind Acetatcelluloseträger-Bänder (wurde von AGFA u. IG Ludwigshafen, ab ca. 1949 BASF produziert).
Weitere Bänder meiner Erwerbung bestehen aus PVC, einige sog. Massebänder von BASF aus 1949 und wenn ich nicht irre einzelne von der Anorgana in Gendorf (Genoton). Möchte jetzt nicht in weitere Details gehen, sondern zum Kern Deiner Frage, was ist die beste Lagerung? Da steht ganz vorne: Kälte, diese reduziert wie in allen Fällen die Reaktionsgeschwindigkeit chemischer Prozesse. Inzwischen haben das auch die Archivare zur Kenntnis genommen.
Die großen Institute verfügen mitlerweile über Kühllager für magnetische Speichermedien wie auch für Film u. Foto.
V.G.
Jo
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#9
(25.02.2023, 00:14)Tonschreiber schrieb: [quote pid="333003" dateline="1676322096"]

Der Großteil sind Acetatcelluloseträger-Bänder (wurde von AGFA u. IG Ludwigshafen, ab ca. 1949 BASF produziert).

Jo

[/quote]

Kleine Korrektur:

BASF hat keine AC-Bänder produziert, seit der Explosion 1943 in Ludwigshafen wurde sofort auf PVC/Luvitherm umgestellt.
AGFA Wolfen produzierte dagegen bis in die 1970er Jahre AC Bänder.
Viele Grüße,

Matthias
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#10
Du hast natürlich recht. IG Ludwigsh. bis 1943 ZA-Träger. So alt sind mein dann doch sicher nicht.
AGFA west produzierte ZA basiertes Bandmaterial wahrscheinlich bis 1954 zuletzt die Type FS fürs Heimtonbandgerät,
so zumindest nach der Liste in "Zeitgeschichten". Von AGFA Wolfen besitze ich noch 2 Stück, anfang der 60er anl. eines Verwandtenbesuchs im örtl. Radiogeschäft gekauft - noch spielbar.
Habe einige Bandwickel mit unbekanntem Material, sehr dick, Schichtseite dunkelbraun, matt, Rückseite grau, es wirkt so als würde die Färbung der Beschichtung durch den Träger schimmern. Das Material zeigt die gefürchtete "Regenrinnenform", mit denen die Bandentwicklung in der Frühzeit zu kämpfen hatte.
Vielleicht hat jemand eine Ahnung was das für eine Type sein könnte.
V.G.
Jo
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#11
(25.02.2023, 15:38)Tonschreiber schrieb: Habe einige Bandwickel mit unbekanntem Material, sehr dick, Schichtseite dunkelbraun, matt, Rückseite grau, es wirkt so als würde die Färbung der Beschichtung durch den Träger schimmern. Das Material zeigt die gefürchtete "Regenrinnenform", mit denen die Bandentwicklung in der Frühzeit zu kämpfen hatte.
Vielleicht hat jemand eine Ahnung was das für eine Type sein könnte.
V.G.
Jo

Ich habe hier 3 Bandtypen, die in etwa Deiner Beschreibung entsprechen.
Allerdings haben 2 davon eine Rückseitenbedruckung mit Hersteller/Bandtyp, das scheint ja bei Deinem Band nicht zu sein.

1. AGFA FSP, braune glänzende Rückseite, bedruckt mit AGFA Magnetonband FSP 923, graue matte/rauhe Schichtseite
2 BASF, verm. LG, bedruckte RS Magnetophonband BASF Ludwigshafen aR, dunkle rauhe Schicht
3. verm. Fa. McPaneel,  geabelt als "Goldstripe", ebenfalls graue matte Schicht und graue glänzende Rückseite ohne Bedruckung.
Ob was davon Deinem Band entspricht, weiß ich nicht.
Viele Grüße,

Matthias
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#12
Danke für Deine Rückmeldung, scheint doch eine andere Type zu sein.
Nb ich bin noch rel. neu in diesem schönen Forum habe noch nicht herausgefunden, wie man eine Abb./ Foto einbinden kann, würde viel Text ersparen.
V.G.
Jo
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#13
Hallo Jo,

Foto einstellen geht so:

-Antworten (nicht Schnellantwort!)->unter dem Eingabefenster siehst Du Neues Attachment "Durchsuchen"-> dort das Foto von Deinem PC auswählen->Attechment hinzufügen->in den Beitrg einfügen (Stelle wo es sein soll mit Maus anklicken,

zB. hier dazwischen       ist das jetzt mal als Screenshot.
Viele Grüße,

Matthias
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#14
Der "Antworten" - Knopf ist der hier:
   

Gruß
Wenni
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#15
Herzlichen Dank Euch Beiden!
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#16
Hochinteressant,

Euer Wissen um die alten Senkel, deren Produktionsstätten und -jahren, das finde ich wahrlich bemerkenswert!
Danke für die Ausführungen!

Kälte (und Trockenheit) als Band-Zerfallsbremse leuchtet sofort ein. Einige meiner "Erbstücke" müssen indes unweigerlich in Kellern gelagert worden sein, die zumindest etwas feucht bzw. kühl mit im Sommer entstehendem Kondensat waren, was im Ergebnis das Gleiche bewirkte: die bedruckten Papphüllen (Maxell UD) sind zum Teil ein wenig gewellt, Füllertinte-Beschriftungen ein wenig "aufgequollen".

Immerhin waren einige der Spulen darin in den original Kunststoff-Hüllen, und nach Lage der Dinge hat das Ganze ein wenig die Feuchtigkeit 'abgebremst', die Pappe wie eine 'Opferanode', die Bänder sahen -zum Teil- noch ganz gut aus mit vertretbarem Abrieb, auch große Aluspulen, soweit ich das beurteilen kann. Einige Exemplare hatten indes ein wenig eine -optisch eingeschätzt- Art schimmelige Kante, die habe ich im Kräutertrocknungautomat, auch ein Erbstück, bei leicht geöffnetem Deckel 2 h drin gehabt. Danach habe ich mit einem Strohhalm am Staubsauger Schmutzpartikel, mit einem Pinsel an den Bandkanten wedelnd, abgesaugt. Der Klang wirkt nach ersten Hörversuchen noch akzeptabel zumindest für eine einmalige Digitalisierung, soweit inhaltlich interessant für mich, die Köpfe müssen aber nach 20 min schon mal gesäubert werden. Ich werde das Ton-Original aber nie damit vergleichen können, ich war bei den Aufnahmen nicht dabei. Insofern kann ich den klanglichen Zerfall bzw. Informationsverlust auch nicht einschätzen.
Immerhin ist vermutlich Vieles der erodierten Tonträger inhaltlich wenig interessant für mich.

Aber: bei einem von mir ca. 1989 mit einer ASC 6002S bespielten Band bei 19 cm/sec, ein Maxell UD mit 18er Kunststoffspule, und trockener Lagerung in meinem Büro kann ich den Vergleich anstellen: ich hatte damals einen größeren Chor live aufgenommen, mit zwei AKG C1000S alter Bauart. Ich erinnere mich noch gut, da alles Leihware gewesen ist, ich konnte mir sowas seinerzeit nicht ansatzweise leisten. Die Aufnahme ist noch sehr lebendig und räumlich umfänglich auf dem Band - nach über 30 Jahren. Erst jetzt, wo ich wieder eine revidierte ASC verfüge, kann ich das wieder abhören, allerdings mit jüngeren und anderen hochwertigeren Schallwandler-Komponenten.

Schon eine tolle Ingenieursleistung, was in den Achtziger Jahren bereits an Auflösung, Gleichlauf, Frequenzgang (hier ca. 30 Hz - 26 kHz) elektronisch robust und mechanisch langlebig machbar war- und sich so lange konservieren ließ! Und es gibt ja in Euren Händen noch deutlich bessere Studiogeräte, die das mühelos toppen. Wow!

Mir tun die jungen Leute heute irgendwie leid, die auf einem postkartengroßen Schmartfon oder im Auto oder einer "Boombox" rumpelige mp3-Files in unwürdiger Customer-Qualität blechern, schlecht und dennoch teuer erworben, auf einem überteuerten Bluetooth Kopfhörer oder so etwas anhören. Diese kennen oft den urgetreuen natürlich-authentischen Klang gar nimmer - und scheinen das auch nicht zu vermissen, weil sie es nicht kennen - wie ausgestorbene Vogelstimmen im Frühling.

Gruß Klaus
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