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17.10.2022, 17:39
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.10.2022, 17:41 von Ferrograph.)
Guten Abend,
weiß jemand aus dem erlauchten Auditorium woher der Gebrauchsname Bobbie für den AEG Wickelkern stammt?
Im Tonbandmuseum gibt es keine sinnreichende Erklärung; zumal ich vermute, daß die Einzahl der Bobbie lautet...
Gruß Jan
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Hallo Jan,
wenn ich mich nicht irre, kommt der Begriff Bobby aus dem Filmbereich. https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/b:bobby-2851
Da waren die Bobbies die Wickelkerne der Filmspulen, das haben dann wohl die Cutter für die AEG-Kerne übernommen. So wie aus der Schalldose beim Grammophon die Tondose der EMT Plattenspieler wurde.
MfG, Tobias
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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Ich kann mich den Vermutungen von Tobias anschliessen. Ich habe noch mit Analog-Film gelernt, dort hiessen die Kerne auch Bobbies. Im Schnitt hatte man aber für die Tonspuren natürlich keine "Schnürsenkel", da diese ja nicht in einer wirklichen Synchronität zum Bild gehalten werden konnten, sondern man überspielte als erstes den Set-Ton von Schnürsenkeln auf 16mm Perfo-Magnettonband, welches für den Schnitt verwendet wurde. Dieses dann auch wieder auf Bobbies gelagert.
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Hallo Tobias,
das ist eine schlüssige Erklärung.
Auf dem abgebildeten "Katastrophenbobby" steht die Einzahl mit "ie".
Vielleicht war der Hersteller unsicher und hat deshalb die deutsche Schreibweise gewählt...
Gruß Jan
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(17.10.2022, 17:39)Ferrograph schrieb: Im Tonbandmuseum gibt es keine sinnreichende Erklärung; zumal ich vermute, daß die Einzahl der Bobbie lautet...
Gruß Jan
Woher kommt diese deine Vermutung? Der einzelne Kern heißt natürlich Bobby mit y, so findet man das in allen Veröffentlichungen, auch in Wikipedia.
Die Bezeichnung ist übrigens nur in Deutschland üblich; in GB und USA heißen die Teile core....
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Auf dem oben abgebildeten verstellbaren Wickelkern steht Bobbie.
Aber ich lasse mich gern überzeugen daß es Bobby heißt.
PS: Auf meine ß verzichte ich trotz Rechtschreibreform nicht.
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Eine weitere Vermutung zur Schreibweise "Bobbie" auf dem Spezialteil: Da es sich eben um eine eigenständige Konstruktion und nicht um den "Alltags-Bobby" handelt, hat der Hersteller den Namen "Bobbie" gewählt um sein Produkt auszuzeichnen.
Hmmm....
Im Film haben wir den Bobby in der Einzahl aber jeweils mit Y geschrieben.
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Singular: Bobby, Hobby, Lobby...
Plural: Bobbies, Hobbies, Lobbies..
Im Deutschen wurde zumindest früher diese englische Schreibweise bei Lehnwörtern übernommen. Wie das nach der letzten Reform aussieht, weiß ich nicht. Bevor die verbindlich wurde, bin ich rechtzeitig ausgewandert. Vermutlich wird bei uns jetzt das -y im Plural beibehalten.
Viele Grüße,
Martin
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Die beiden Ost-West-Magnetbandpäpste Horst Völz (1972) und Friedrich Krones (1952), Friedrich Engel (2020), Andreas Reil (Fachwörterbuch Foto – Film – Fernsehen, 1988), Jörg Wuttke und Eberhard Sengpiel (2012) und nicht zuletzt mein Mentor Johann-Nikolaus Matthes (2008) verwendeten die Pluralbildung mit y.
Aus dem jahrzehntelangen Studiobetrieb kenne ich es ebenfalls nicht anders, auch wenn ich mich schon vor 45 Jahren darüber wunderte.
Grüße
Peter
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Ein weitergehender möglicher Ansatz, woher der Begriff Bobby oder Bobbie in der Umgangssprache beim Film ursprünglich stammen könnte, wäre vielleicht das französische Wort für Spule, Bobine.
Das ist aber nur eine waghalsige Vermutung von mir.
Zumindest in der Anfangszeit waren die Franzosen auf dem Gebiet der Kinematographie sehr weit vorn.
Gruß Jan
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(18.10.2022, 09:44)Ferrograph schrieb: Das ist aber nur eine waghalsige Vermutung von mir.
... der ich mich anschließe.
Grüße
Peter
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Hallo Jan,
so gut wie ein Volltreffer: Fritz Pfleumer hat das Magnetophon auf der Funkausstellung 1935 gesehen (das Band war schon damals freitragend gewickelt, die Schicht war so rau(h) wie frühe Rückseitenbeschichtungen). Danach macht er einen Vorschlag, wie der Bandwickel sicher zu archivieren wäre, nämlich auf einer Bobine - worunter er eben eine Spule versteht. Dazu die präzise Formulierung: "Das Wiederaufwickeln ist eine mühsame Arbeit, da ebensoviel Schlingen entstehen wie Windungen vorhanden waren" - besonders schön, wenn man das im Sendungsbetrieb eine halbe Stunde vor Sendetermin entdeckt.
(Quelle: Pfleumer, Fritz, Notiz an AEG Magnetophon - Vorschlag betr. Bobinen-Aufbewahrung, 1935-09-02, AEG-Archiv, Bestand Thiele)
off-topic:
Was meine eben wiederholte Eingruppierung unter die Magnetband-Päpste angeht: ich habe hier erst vor kurzem feierlich meine Fehlbarkeit proklamiert!
F.E.
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Nach diesem Hinweis habe ich mich erinnert, das Wort "bobbin" schon gelegentlich in englischer HF-Literatur für "Spule" gesehen zu haben.
https://dict.leo.org/englisch-deutsch/bobbin
Das Internet meldet außerdem noch:
https://de.langenscheidt.com/tuerkisch-deutsch/bobin
MfG Kai
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(18.10.2022, 10:23)Friedrich Engel schrieb: Was meine eben wiederholte Eingruppierung unter die Magnetband-Päpste angeht: ich habe hier
erst vor kurzem feierlich meine Fehlbarkeit proklamiert!
... die du soeben unter Beweis gestellt hast. Ich hatte bewusst von den "beiden Ost-West-Magnetbandpäpsten Horst Völz und Friedrich Krones gesprochen.
Du erscheinst erst danach. Leider.
Grüße
Peter
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Hallo Peter,
nun könnte ich ja behaupten, ich hätte mit vollem Bewusstsein ".... UNTER die Magnetbandpäpste ..." geschrieben, aber ich nehme Deine berechtigte Richtigstellung bußfertig zur Kenntnis!
F.E.
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