09.01.2013, 20:37
John Geloso wurde 1901 in Argentinien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. 1904 kehrte die
Familie nach Italien zurück, wo er die Schule besuchte. 1920 ging er nach New York und arbeitete für die Pilot Electric Manufacturing Company. Er befaßte sich
unter anderem mit der Entwicklung von Radioempfängern und wirkte aktiv an Arbeiten zur drahtlosen Bildübertragung mit.
1931 kehrte er nach Italien zurück und gründete in Mailand seine eigene Firma. Das junge Unternehmen begann mit dem Bau von Rundfunkempfängern, auch in Form von
Bausätzen, und stellte auch zahlreiche Komponenten wie Widerstände, Kondensatoren und Transformatoren selbst her. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde
die Produktpalette um Fernsehempfänger, Drahtton- und Tonbandgeräte, Audioverstärker und Ausrüstung für Amateurfunker erweitert.
John Geloso starb 1969. Drei Jahre später, 1972, kam das Aus für seine Firma. Als Gründe werden
zunehmende ausländische Konkurrenz, finanzielle Schieflage der Firma verbunden mit fehlender Unterstützung seitens der Banken sowie Konfrontation mit den
Gewerkschaften genannt.
Die Rechte an der Marke Geloso werden heute von der italienischen Firma PASO gehalten.
Ausführlichere Beschreibungen findet man hier: http://www.qsl.net/i0jx/geloso.html
und vor allem hier: http://www.geloso.net/ .
Wer – anders als ich – des Italienischen mächtig ist, findet auch hier Lektüre: http://www.fracassi.net/geloso_radio.htm
Die Firma Geloso gab auch eine Hauszeitschrift heraus, das Bollettino Tecnico Geloso, welches
vierteljährlich die neuesten Produkte des Hauses ausführlich beschrieb und Tips für Technikinteressierte bot.
In der Nummer 63 des Bollettino Tecnico vom Herbst 1955 wurde ein neues Tonbandgerät
vorgestellt, das Modell G255, angekündigt als „Tonbandgerät für alle“, welches
sich durch sein besonderes Äußeres vom damals Üblichen abhob. Es zeichnete sich aus durch:
- ein Kunststoffgehäuse, das sich durch Lösen weniger Schrauben in zwei Teile zerlegen ließ und so
leichten Zugang zu allen Komponenten ermöglichte,
- eine Reihe verschiedenfarbiger Drucktasten für die diversen Laufwerksfunktionen,
- einen Deckel aus transparentem Kunststoff.
Diese Erscheinungsmerkmale sollten in der Folge charakteristisch für zahlreiche Modelle des Hauses werden.
Das Modell G255 wurde in zwei Versionen angeboten:
- als G255/S für den Heimgebrauch, mit den beiden Bandgeschwindigkeiten 4,75 und 9,5 cm/s
- als G255/U für den Gebrauch im Büro als Diktiergerät, mit den Geschwindigkeiten 4,75 und 5,5 cm/s.
Diese ungewöhnliche Wahl für das Modell U wird im Bollettino Tecnico damit begründet, daß der Chef fürs Diktat mit 5,5 cm/s aufzeichnet, die Schreibkraft
anschließend mit 4,75 cm/s abspielt und durch die geringere Geschwindigkeit dem Text besser folgen kann.
Als Frequenzgang gibt Geloso für das Modell S bei 9,5 cm/s 80 bis 6000 Hz an und für das Modell U bei 5,5 cm/s 100 bis 4500 Hz.
Die übrigen technischen Daten sind identisch:
Abmessungen Breite x Höhe x Tiefe in cm: 25 x 15 x 14;
Gewicht: 3,45 kg;
zwei Köpfe für Mono-Halbspurbetrieb;
maximaler Spulendurchmesser: 8,3 cm;
ein Eingang für Mikrophon oder sonstige Signalquelle, ein Ausgang für externen Laustsprecher;
eingebauter Lautsprecher von ca. 8 cm Durchmesser;
Leistungsaufnahme: max. 30 Watt.
Röhrenbestückung: ECC83, UL41, DM70.
Die Elektronik ist recht simpel: dreistufiger Wiedergabeverstärker mit der Doppeltriode ECC83
und der Endröhre UL41. Im Aufnahmebetrieb dient letztere als Hf-Generator. Bei
den beiden Verstärkerröhren hat man sich allerdings für eine höchst
ungewöhnliche Kombination entschieden, denn ECC83 und UL41 passen weder
hinsichtlich Heizstrom noch bezüglich Heizspannung zusammen. Man kann sie weder
parallel noch in Serie schalten. Folglich hat der Netztrafo zwei Abgriffe,
einen bei 6,3 V für die Doppeltriode und einen bei 45 V für die Pentode. Die
kleine Anzeigeröhre DM70 als Hilfe beim Aussteuern stellt kein Problem dar. Als
direktgeheizte Röhre hat sie nur einen geringen Strombedarf und man kann ihre
Heizspannung von 1,4 V bequem aus der 6,3-Volt-Wicklung über einen Vorwiderstand erhalten.
Zum Netztrafo ist noch etwas mehr zu sagen. Er ist nämlich als Spartrafo ausgeführt, mit der
unangenehmen Folge, daß das Chassis mit einer der beiden Netzleitungen
verbunden ist und somit Verbindung zur Phase des Netzes haben kann. Besonders
unangenehm wird dies, wenn man die Eingangsbuchse verwendet (die natürlich auch
nicht vom Netz getrennt ist), um ein Mikro anzuschließen oder per
Überspielkabel eine Verbindung zu einem Radiogerät herzustellen. Für solche
Fälle empfiehlt das Bollettino Tecnico dringend die Verwendung eines
Trenntrafos, der konsequenterweise als Zubehör für das G255 angeboten wurde.
Ansonsten umfaßt die Zubehörliste alles, was man für ein Tonbandgerät wie dieses brauchen kann:
Leerspulen, Bänder,
Überspielkabel, Ohrhörer, Zusatzlautsprecher, einen Spannungswandler für 6 oder 12 Volt zum
Betrieb am Bordnetz des Autos, eine chice Tragetasche mit Seitenfach fürs Mikro
(na gut, diese hier hat durch regen Gebrauch schon einiges von ihrem Chic eingebüßt) und ein
piezoelektrisches Mikrophon vom Typ T32.
Noch ein paar Anmerkungen zum Überspielkabel. Dieses war in verschiedenen Versionen
erhältlich. Für den Anschluß am Lautsprecherausgang des Empfängers gab es eine
Variante mit integriertem Übertrager, der den Pegel im Verhältnis 30:1
herabsetzte. Das G255 hat ja nur den empfindlichen Mikrophoneingang und keinen
zweiten, weniger empfindlichen, für Kristalltonabnehmer oder Radios. Eine
andere Variante des Überspielkabels war am Ausgangsübertrager des Empfängers zu
befestigen und gewann ihr Signal per Induktion aus dem äußeren Magnetfeld des
Übertragers. Leider war bei meinen Geräten kein solches Zubehör dabei.
Die Bedienung des G255 hat man so einfach wie möglich gehalten, was allerdings nicht bedeutet,
daß sie ganz ohne Tücken wäre.
Der braune Drehknopf rechts vorne dient als Netzschalter und Lautstärkeregler. Einen
Klangregler gibt es nicht. Die Laufwerksfunktionen werden mit den vier verschiedenfarbigen
Tasten rechts gewählt, gelb = schneller Rücklauf, grün = Wiedergabe, schwarz =
Halt, rot = Aufnahme. Eine Aufnahmesperre gibt es auch nicht. Und der schnelle
Vorlauf? Dafür dient der kleine rote Hebel links an der Vorderseite. Mit ihm kann
man in Stellung Wiedergabe die Andruckrolle von der Tonwelle und die
Andruckfilze von den Köpfen ablösen, sodaß der rechte Bandteller das Band nun
ungebremst durchzieht. Der Ausdruck „schnell“ ist in diesem Zusammenhang
allerdings ein wenig übertrieben. Eilig darf man es nicht haben. Aber auf
8-cm-Spulen paßt ja auch nicht sooo viel Band drauf. Es nervt allerdings schon
etwas, daß der rote Hebel nicht einrastet. Man muß ihn während des ganzen
Umspulens festhalten.
War da eben die Rede von Tücken? Aber ja!
Wer – wie wohl die meisten von uns – von seinen Geräten gewohnt ist, das Band in Stellung
„Stop“ bequem einfädeln zu können, der stößt hier auf unerwartete
Schwierigkeiten. Beim Drücken der schwarzen Stoptaste wird zwar der Motor
abgeschaltet, das Band bleibt stehen, Andruckrolle und –filze bleiben jedoch
angedrückt. Die Beschreibung im Bollettino Tecnico bietet hier zwei
Vorgehensweisen an. Entweder man drückt bei ausgeschaltetem Gerät die gelbe
Taste für den schnellen Rücklauf. Damit werden Rolle und Filze zurückgezogen
und das Band kann entnommen oder eingelegt werden. Oder man betätigt bei
gedrückter Stoptaste mit einer Hand den roten Hebel vorne links (den man, wie
erwähnt, festhalten muß) und fädelt mit der anderen Hand das Band ein.
Eine Folge dieser Konstruktion ist, daß im unbenutzten Zustand, also üblicherweise mit gedrückter
Stoptaste, die Andruckrolle ständig gegen die Tonwelle gedrückt wird. Man wird
also heute kaum so ein Gerätchen finden, bei dem die Rolle nicht heftig
eingedellt ist. Es sei denn, der Vorbesitzer hat sein Exemplar jahrzehntelang
mit gedrückter gelber Taste aufbewahrt, was unwahrscheinlich ist, da die
Anleitung nicht auf dieses Problem und seine Lösung hinweist.
Die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit geschieht mit einem kleinen Drehknopf oben zwischen den Spulen.
Dreht man den Knopf nach links bis der weiße Punkt über dem unteren Strich steht, hat man die
kleinere Bandgeschwindigkeit gewählt. Dreht man nach rechts bis der rote Punkt
über dem Strich steht, ist es die größere. Dabei wird ein Reibrad auf
unterschiedliche Stufen der Motorwelle gesetzt. Die Umschaltung geschieht hier
aber nicht durch Umsetzen des Reibrads, sondern durch Verschieben der
Motorwelle in Achsenrichtung. Während des Verschiebens wird das Reibrad von der
Achse weggedrückt. Auch hier ist die Konstruktion nicht ohne Tücken. Bleibt im
unbenutzten Zustand der Drehknopf so eingestellt, daß einer der Punkte über dem
Strich steht, wird das Reibrad gegen die Motorwelle gedrückt und bekommt
unweigerlich mit der Zeit eine Delle. In der Mittenstellung, wie sie auf dem
Bild gezeigt ist, wird das Reibrad weggedrückt und es kann nichts passieren.
Auch darauf wird der Besitzer im Bollettino nicht hingewiesen, und wer heute
ein G255 kauft, der muß auch hier mit einer Delle im Gummi rechnen.
Das Gehäuse des Tonbandgeräts besteht aus zwei Halbschalen aus Kunststoff, die nach Lösen von 6
Schrauben entfernt werden können. Vier weitere Schrauben halten die Deckplatte auf dem Chassis.
Man sieht hier am Geschwindigkeitswählknopf diesen braunen Ausschnitt einer Kreisscheibe, der das
Reibrad außer in den beiden Endpositionen etwas wegdrückt.
Ein Blick von hinten auf das Chassis:
Ein dünner Nylonfaden (1) wird beim Umschalten der Geschwindigkeit von dem Drehknopf etwas auf- oder
abgewickelt und bewegt dabei über eine Klammer (2) die Motorwelle in vertikaler
Richtung. Gleichzeitig wird ein Schalter (3) betätigt, der die Entzerrung umschaltet.
Ein wichtiger Warnhinweis auf der Oberseite des Chassis betreffend die Mechanik:
Nach über 50 Jahren sah ich den Fall der „stretta necessità“ nun gegeben und habe an
verschiedenen Stellen unter Berücksichtigung des Libretto lubrifiziert.
Die beiden Köpfe sitzen in einer gemeinsamen Abdeckung und auf einer gemeinsamen Wippe.
Das Bild zeigt sie bei gedrückter gelber Rückspulaste, also bei zurückgezogenen Filzen, von denen je
einer auf den Lösch- und auf den A/W-Kopf drückt.
Ein Bandlängenzählwerk gibt es beim G255 nicht.
Man hat also überall, elektrisch wie mechanisch, möglichst einfache Lösungen angestrebt,
ganz im Sinne eines „Tonbandgeräts für alle“. Der Frequenzumfang entspricht
etwa der Klangqualität des Mittelwellenrundfunks. Über die Geschichte des
UKW-Rundfunks in Italien habe ich nichts herausgefunden. Vielleicht war 1955
bei Erscheinen des G255 die Mittelwelle noch weitgehend der einzige
Verbreitungsweg. Jedenfalls war das G255 offenbar beim Publikum recht beliebt
und es wurden größere Stückzahlen verkauft.
Als Verkaufspreis nennt das Bollettino Tecnico 42.000 Lire für das nackte Gerät, hinzu kommen
noch 230 Lire für eine „Radiosteuer“. Eine Leerspule kostete offenbar 200 Lire,
ein Radioüberspielkabel 1000 Lire. Bis jetzt habe ich leider noch nichts
gefunden, was eine Umrechnung in heutige Kaufkraft erlaubt.
In der Nummer 68 des Bollettino Tecnico vom Sommer 1957 erschien noch einmal ein Artikel über
das G255. Anlaß war eine dezente Überarbeitung des Modells.
Die wichtigste Änderung betraf die Elektronik. Man hatte sich nämlich von der anno 1957 doch
schon sehr veralteten Röhrentype UL41 verabschiedet und sie durch etwas
Moderneres ersetzt. Das wäre nun eigentlich die Gelegenheit gewesen, eine Endröhre
zu verwenden, die wie die ECC83 ebenfalls mit 6,3 Volt Heizspannung arbeitet.
Die Typen EL90 und EL95 wären zu diesem Zeitpunkt verfügbar gewesen. Bei der
somit nötigen Überarbeitung des Netztrafos hätte man auch gleich das Konzept
des Spartrafos ad acta legen können. Doch die Geloso-Ingenieure fanden beim
Blättern in ihren Röhrentabellen Gefallen an einer ganz anderen Type, nämlich
der 35D5. Die hat zwar immerhin schon den modernen 9-Stift-Novalsockel, ist
aber außerhalb Italiens äußerst exotisch (innerhalb vielleicht auch), machte
wegen ihrer Heizspannung von 35 V ebenfalls eine Neukonzeption des Trafos
nötig, bot aber keine Lösung für das Problem der unterschiedlichen
Heizspannungen im Verstärker. So blieb es denn auch bei dieser zweiten Serie
des G255 beim Spartrafo, und der Trenntrafo findet sich weiterhin auf der
Zubehörliste. Der Gerätepreis blieb unverändert.
Äußerlich unterscheiden sich die Geräte der ersten und der zweiten Serie kaum.
Links ein Gerät der zweiten Serie, das die Typenbezeichnung G255 SP trägt und laut
Datumsstempel auf dem Lautsprecher aus dem Jahr 1958 stammt, rechts ein
Exemplar der ersten Serie, ein G255 S von 1956. Bei der ersten Serie sind die
Wickelteller dunkelbraun wie die Tonkopfabdeckung und die beiden Drehknöpfe,
bei den Geräten der zweiten Serie sind sie elfenbeinfarben wie das Gehäuse. Das
linke Gerät der zweiten Serie hat leider den roten Kunststoffüberzug über dem
Vorspulhebel verloren.
Eigentlich ist die Reihenfolge auf dem obigen Bild unlogisch, ich hätte das ältere Gerät nach
links stellen sollen. Das wird mir aber erst jetzt klar. Also behalte ich im
Folgenden diese verkehrte Reihenfolge mit zweiter Serie links und erster Serie
rechts bei. Hier die Typenschilder der beiden Geräte, die vorn links auf der
Deckplatte angebracht sind.
Die Gehäuse unterscheiden sich durch die Lautsprecheröffnung vorne und die Lüftungslöcher hinten.
Interessant sind noch die Verstärkerröhren.
Im Gerät der ersten Serie stecken eine UL41 von Philips und eine ECC83 der Italienischen
Marconi Aktiengesellschaft. Beide Röhren tragen die üblichen aufgestempelten
Firmenlogos und Typenbezeichnungen, zusätzlich jedoch auch Aufkleber mit dem
Herstellernamen (der auf der UL41 ist von der Hitze schon recht verschmort und
man kann vom Firmennamen nur noch „---PS“ erkennen) mit etlichen Stempeln
drauf. Sind das Steuerbanderolen? War auf jede Röhre eine Abgabe zu entrichten?
Zusätzlich tragen beide Röhren noch einen Aufkleber der Firma Geloso (die kleine ECC83/12AX7
trägt ihn auf der abgewandten Seite). Die Verstärkerröhren des jüngeren Geräts
stammen beide von Marconi.
Die Klarsichtdeckel beider Versionen tragen links unten die Typenbezeichnung G255
und rechts oben das Firmenlogo von Geloso.
Leider sind diese Deckel recht empfindlich. Man findet heute nur selten Geräte, deren Deckel –
sofern überhaupt noch vorhanden - nicht verkratzt oder gesprungen sind. Auch meine
beiden Deckel haben schon gelitten.
Fazit: Für Sammler, die nicht (mehr) viel Platz haben, sind die kleinen Gelosos ideale
Objekte. Sie sind allerdings eher was fürs Auge als fürs Ohr, denn die
Klangqualität ist selbst bei 9,5 cm/s bescheiden. Damit sie aber wirklich was
fürs Auge sind, sollte man sich das Objekt der Begierde vorher von allen Seiten
genau ansehen.
Die empfindlichen Klarsichtdeckel habe ich
bereits angesprochen. Aber auch die Kunststoffgehäuse nehmen derbe Behandlung
schnell übel. Kratzer, Risse und Brüche sind die Folge. Das Typenschild ist nur
aufgeklebt, der Klebstoff ist nicht langzeitstabil. Häufig sind die Typschilder verlorengegangen.
Mit eingedellten Reibrädern und Andruckrollen ist mit Sicherheit zu rechnen. Lautstarke Rumpelgeräusche
sind die Folge. In allen Fällen konnte ich das Problem durch Abschleifen der
Oberfläche mit Sandpapier lösen. Es ließ sich stets so viel abtragen, daß die
Delle verschwunden, die Betriebsfähigkeit aber immer noch gegeben war. Der
kleine Riemen, der den rechten Bandteller antreibt, ist mit größter
Wahrscheinlichkeit bereits stark ausgedehnt und rutscht durch. Da für die
kleinen Spulen keine großen Kräfte nötig sind, konnte ich mir damit behelfen, daß ich aus dem Riemen 1 – 2
Millimeter herausgeschnitten und die Enden mit Sekundenkleber wieder
zusammengefügt habe.
Die Elektronik bereitet keine besonderen Probleme. Die von Geloso hergestellten Kondensatoren
sind nicht schlechter als andere. Einen oder zwei wird man tauschen müssen,
dann sollte es schon wieder gehen. Ersatz für die exotische Röhre 35D5 scheint
es derzeit erstaunlicherweise auch noch zu geben, in Gestalt der Ausweichtype 35QL6.
Wie ging es mit dem G255 weiter?
In der Nummer 74 des Bollettino Tecnico vom Frühjahr 1959 wurde ein Nachfolgemodell vorgestellt,
das G256, bei dem mehrere mechanische und elektrische Schwachpunkte des
Vorgängers beseitigt wurden. Allerdings lief dieser Nachfolger nur noch mit
4,75 cm/s. Für höhere Ansprüche erschien zeitgleich das Modell G258, äußerlich
dem G256 sehr ähnlich, jedoch deutlich größer. Dort standen drei
Bandgeschwindigkeiten zur Verfügung, 2,38, 4,75 und 9,5 cm/s, bei einer
maximalen Spulengröße von 13 cm. Beide Modelle hatten jetzt auch ein
Bandlängenzählwerk.
1961 wurde das G256 durch das G257 abgelöst, elektrisch und mechanisch dem Vorgänger sehr
ähnlich, aber mit einem moderneren, im Stil der 60er Jahre eher eckigen Gehäuse.
1965 folgte darauf das G600, elektrisch mit dem G257 identisch, mechanisch bis auf das nun
fehlende Bandlängenzählwerk ebenfalls. Man hatte also das G257, an dem eh schon
nicht viel dran war, abgespeckt und als G600 neu auf den Markt gebracht.
Natürlich immer noch als Röhrengerät, zu einem Zeitpunkt, da es von Geloso
längst volltransistorisierte Modelle gab. Dieses G600 blieb noch bis Ende der
60er Jahre im Programm und war eines der letzten röhrenbestückten Tonbandgeräte
auf dem europäischen Markt.
Vielleicht berichte ich mal bei anderer Gelegenheit über all diese Modelle.
Gruß
TSF
Familie nach Italien zurück, wo er die Schule besuchte. 1920 ging er nach New York und arbeitete für die Pilot Electric Manufacturing Company. Er befaßte sich
unter anderem mit der Entwicklung von Radioempfängern und wirkte aktiv an Arbeiten zur drahtlosen Bildübertragung mit.
1931 kehrte er nach Italien zurück und gründete in Mailand seine eigene Firma. Das junge Unternehmen begann mit dem Bau von Rundfunkempfängern, auch in Form von
Bausätzen, und stellte auch zahlreiche Komponenten wie Widerstände, Kondensatoren und Transformatoren selbst her. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde
die Produktpalette um Fernsehempfänger, Drahtton- und Tonbandgeräte, Audioverstärker und Ausrüstung für Amateurfunker erweitert.
John Geloso starb 1969. Drei Jahre später, 1972, kam das Aus für seine Firma. Als Gründe werden
zunehmende ausländische Konkurrenz, finanzielle Schieflage der Firma verbunden mit fehlender Unterstützung seitens der Banken sowie Konfrontation mit den
Gewerkschaften genannt.
Die Rechte an der Marke Geloso werden heute von der italienischen Firma PASO gehalten.
Ausführlichere Beschreibungen findet man hier: http://www.qsl.net/i0jx/geloso.html
und vor allem hier: http://www.geloso.net/ .
Wer – anders als ich – des Italienischen mächtig ist, findet auch hier Lektüre: http://www.fracassi.net/geloso_radio.htm
Die Firma Geloso gab auch eine Hauszeitschrift heraus, das Bollettino Tecnico Geloso, welches
vierteljährlich die neuesten Produkte des Hauses ausführlich beschrieb und Tips für Technikinteressierte bot.
In der Nummer 63 des Bollettino Tecnico vom Herbst 1955 wurde ein neues Tonbandgerät
vorgestellt, das Modell G255, angekündigt als „Tonbandgerät für alle“, welches
sich durch sein besonderes Äußeres vom damals Üblichen abhob. Es zeichnete sich aus durch:
- ein Kunststoffgehäuse, das sich durch Lösen weniger Schrauben in zwei Teile zerlegen ließ und so
leichten Zugang zu allen Komponenten ermöglichte,
- eine Reihe verschiedenfarbiger Drucktasten für die diversen Laufwerksfunktionen,
- einen Deckel aus transparentem Kunststoff.
Diese Erscheinungsmerkmale sollten in der Folge charakteristisch für zahlreiche Modelle des Hauses werden.
Das Modell G255 wurde in zwei Versionen angeboten:
- als G255/S für den Heimgebrauch, mit den beiden Bandgeschwindigkeiten 4,75 und 9,5 cm/s
- als G255/U für den Gebrauch im Büro als Diktiergerät, mit den Geschwindigkeiten 4,75 und 5,5 cm/s.
Diese ungewöhnliche Wahl für das Modell U wird im Bollettino Tecnico damit begründet, daß der Chef fürs Diktat mit 5,5 cm/s aufzeichnet, die Schreibkraft
anschließend mit 4,75 cm/s abspielt und durch die geringere Geschwindigkeit dem Text besser folgen kann.
Als Frequenzgang gibt Geloso für das Modell S bei 9,5 cm/s 80 bis 6000 Hz an und für das Modell U bei 5,5 cm/s 100 bis 4500 Hz.
Die übrigen technischen Daten sind identisch:
Abmessungen Breite x Höhe x Tiefe in cm: 25 x 15 x 14;
Gewicht: 3,45 kg;
zwei Köpfe für Mono-Halbspurbetrieb;
maximaler Spulendurchmesser: 8,3 cm;
ein Eingang für Mikrophon oder sonstige Signalquelle, ein Ausgang für externen Laustsprecher;
eingebauter Lautsprecher von ca. 8 cm Durchmesser;
Leistungsaufnahme: max. 30 Watt.
Röhrenbestückung: ECC83, UL41, DM70.
Die Elektronik ist recht simpel: dreistufiger Wiedergabeverstärker mit der Doppeltriode ECC83
und der Endröhre UL41. Im Aufnahmebetrieb dient letztere als Hf-Generator. Bei
den beiden Verstärkerröhren hat man sich allerdings für eine höchst
ungewöhnliche Kombination entschieden, denn ECC83 und UL41 passen weder
hinsichtlich Heizstrom noch bezüglich Heizspannung zusammen. Man kann sie weder
parallel noch in Serie schalten. Folglich hat der Netztrafo zwei Abgriffe,
einen bei 6,3 V für die Doppeltriode und einen bei 45 V für die Pentode. Die
kleine Anzeigeröhre DM70 als Hilfe beim Aussteuern stellt kein Problem dar. Als
direktgeheizte Röhre hat sie nur einen geringen Strombedarf und man kann ihre
Heizspannung von 1,4 V bequem aus der 6,3-Volt-Wicklung über einen Vorwiderstand erhalten.
Zum Netztrafo ist noch etwas mehr zu sagen. Er ist nämlich als Spartrafo ausgeführt, mit der
unangenehmen Folge, daß das Chassis mit einer der beiden Netzleitungen
verbunden ist und somit Verbindung zur Phase des Netzes haben kann. Besonders
unangenehm wird dies, wenn man die Eingangsbuchse verwendet (die natürlich auch
nicht vom Netz getrennt ist), um ein Mikro anzuschließen oder per
Überspielkabel eine Verbindung zu einem Radiogerät herzustellen. Für solche
Fälle empfiehlt das Bollettino Tecnico dringend die Verwendung eines
Trenntrafos, der konsequenterweise als Zubehör für das G255 angeboten wurde.
Ansonsten umfaßt die Zubehörliste alles, was man für ein Tonbandgerät wie dieses brauchen kann:
Leerspulen, Bänder,
Überspielkabel, Ohrhörer, Zusatzlautsprecher, einen Spannungswandler für 6 oder 12 Volt zum
Betrieb am Bordnetz des Autos, eine chice Tragetasche mit Seitenfach fürs Mikro
(na gut, diese hier hat durch regen Gebrauch schon einiges von ihrem Chic eingebüßt) und ein
piezoelektrisches Mikrophon vom Typ T32.
Noch ein paar Anmerkungen zum Überspielkabel. Dieses war in verschiedenen Versionen
erhältlich. Für den Anschluß am Lautsprecherausgang des Empfängers gab es eine
Variante mit integriertem Übertrager, der den Pegel im Verhältnis 30:1
herabsetzte. Das G255 hat ja nur den empfindlichen Mikrophoneingang und keinen
zweiten, weniger empfindlichen, für Kristalltonabnehmer oder Radios. Eine
andere Variante des Überspielkabels war am Ausgangsübertrager des Empfängers zu
befestigen und gewann ihr Signal per Induktion aus dem äußeren Magnetfeld des
Übertragers. Leider war bei meinen Geräten kein solches Zubehör dabei.
Die Bedienung des G255 hat man so einfach wie möglich gehalten, was allerdings nicht bedeutet,
daß sie ganz ohne Tücken wäre.
Der braune Drehknopf rechts vorne dient als Netzschalter und Lautstärkeregler. Einen
Klangregler gibt es nicht. Die Laufwerksfunktionen werden mit den vier verschiedenfarbigen
Tasten rechts gewählt, gelb = schneller Rücklauf, grün = Wiedergabe, schwarz =
Halt, rot = Aufnahme. Eine Aufnahmesperre gibt es auch nicht. Und der schnelle
Vorlauf? Dafür dient der kleine rote Hebel links an der Vorderseite. Mit ihm kann
man in Stellung Wiedergabe die Andruckrolle von der Tonwelle und die
Andruckfilze von den Köpfen ablösen, sodaß der rechte Bandteller das Band nun
ungebremst durchzieht. Der Ausdruck „schnell“ ist in diesem Zusammenhang
allerdings ein wenig übertrieben. Eilig darf man es nicht haben. Aber auf
8-cm-Spulen paßt ja auch nicht sooo viel Band drauf. Es nervt allerdings schon
etwas, daß der rote Hebel nicht einrastet. Man muß ihn während des ganzen
Umspulens festhalten.
War da eben die Rede von Tücken? Aber ja!
Wer – wie wohl die meisten von uns – von seinen Geräten gewohnt ist, das Band in Stellung
„Stop“ bequem einfädeln zu können, der stößt hier auf unerwartete
Schwierigkeiten. Beim Drücken der schwarzen Stoptaste wird zwar der Motor
abgeschaltet, das Band bleibt stehen, Andruckrolle und –filze bleiben jedoch
angedrückt. Die Beschreibung im Bollettino Tecnico bietet hier zwei
Vorgehensweisen an. Entweder man drückt bei ausgeschaltetem Gerät die gelbe
Taste für den schnellen Rücklauf. Damit werden Rolle und Filze zurückgezogen
und das Band kann entnommen oder eingelegt werden. Oder man betätigt bei
gedrückter Stoptaste mit einer Hand den roten Hebel vorne links (den man, wie
erwähnt, festhalten muß) und fädelt mit der anderen Hand das Band ein.
Eine Folge dieser Konstruktion ist, daß im unbenutzten Zustand, also üblicherweise mit gedrückter
Stoptaste, die Andruckrolle ständig gegen die Tonwelle gedrückt wird. Man wird
also heute kaum so ein Gerätchen finden, bei dem die Rolle nicht heftig
eingedellt ist. Es sei denn, der Vorbesitzer hat sein Exemplar jahrzehntelang
mit gedrückter gelber Taste aufbewahrt, was unwahrscheinlich ist, da die
Anleitung nicht auf dieses Problem und seine Lösung hinweist.
Die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit geschieht mit einem kleinen Drehknopf oben zwischen den Spulen.
Dreht man den Knopf nach links bis der weiße Punkt über dem unteren Strich steht, hat man die
kleinere Bandgeschwindigkeit gewählt. Dreht man nach rechts bis der rote Punkt
über dem Strich steht, ist es die größere. Dabei wird ein Reibrad auf
unterschiedliche Stufen der Motorwelle gesetzt. Die Umschaltung geschieht hier
aber nicht durch Umsetzen des Reibrads, sondern durch Verschieben der
Motorwelle in Achsenrichtung. Während des Verschiebens wird das Reibrad von der
Achse weggedrückt. Auch hier ist die Konstruktion nicht ohne Tücken. Bleibt im
unbenutzten Zustand der Drehknopf so eingestellt, daß einer der Punkte über dem
Strich steht, wird das Reibrad gegen die Motorwelle gedrückt und bekommt
unweigerlich mit der Zeit eine Delle. In der Mittenstellung, wie sie auf dem
Bild gezeigt ist, wird das Reibrad weggedrückt und es kann nichts passieren.
Auch darauf wird der Besitzer im Bollettino nicht hingewiesen, und wer heute
ein G255 kauft, der muß auch hier mit einer Delle im Gummi rechnen.
Das Gehäuse des Tonbandgeräts besteht aus zwei Halbschalen aus Kunststoff, die nach Lösen von 6
Schrauben entfernt werden können. Vier weitere Schrauben halten die Deckplatte auf dem Chassis.
Man sieht hier am Geschwindigkeitswählknopf diesen braunen Ausschnitt einer Kreisscheibe, der das
Reibrad außer in den beiden Endpositionen etwas wegdrückt.
Ein Blick von hinten auf das Chassis:
Ein dünner Nylonfaden (1) wird beim Umschalten der Geschwindigkeit von dem Drehknopf etwas auf- oder
abgewickelt und bewegt dabei über eine Klammer (2) die Motorwelle in vertikaler
Richtung. Gleichzeitig wird ein Schalter (3) betätigt, der die Entzerrung umschaltet.
Ein wichtiger Warnhinweis auf der Oberseite des Chassis betreffend die Mechanik:
Nach über 50 Jahren sah ich den Fall der „stretta necessità“ nun gegeben und habe an
verschiedenen Stellen unter Berücksichtigung des Libretto lubrifiziert.
Die beiden Köpfe sitzen in einer gemeinsamen Abdeckung und auf einer gemeinsamen Wippe.
Das Bild zeigt sie bei gedrückter gelber Rückspulaste, also bei zurückgezogenen Filzen, von denen je
einer auf den Lösch- und auf den A/W-Kopf drückt.
Ein Bandlängenzählwerk gibt es beim G255 nicht.
Man hat also überall, elektrisch wie mechanisch, möglichst einfache Lösungen angestrebt,
ganz im Sinne eines „Tonbandgeräts für alle“. Der Frequenzumfang entspricht
etwa der Klangqualität des Mittelwellenrundfunks. Über die Geschichte des
UKW-Rundfunks in Italien habe ich nichts herausgefunden. Vielleicht war 1955
bei Erscheinen des G255 die Mittelwelle noch weitgehend der einzige
Verbreitungsweg. Jedenfalls war das G255 offenbar beim Publikum recht beliebt
und es wurden größere Stückzahlen verkauft.
Als Verkaufspreis nennt das Bollettino Tecnico 42.000 Lire für das nackte Gerät, hinzu kommen
noch 230 Lire für eine „Radiosteuer“. Eine Leerspule kostete offenbar 200 Lire,
ein Radioüberspielkabel 1000 Lire. Bis jetzt habe ich leider noch nichts
gefunden, was eine Umrechnung in heutige Kaufkraft erlaubt.
In der Nummer 68 des Bollettino Tecnico vom Sommer 1957 erschien noch einmal ein Artikel über
das G255. Anlaß war eine dezente Überarbeitung des Modells.
Die wichtigste Änderung betraf die Elektronik. Man hatte sich nämlich von der anno 1957 doch
schon sehr veralteten Röhrentype UL41 verabschiedet und sie durch etwas
Moderneres ersetzt. Das wäre nun eigentlich die Gelegenheit gewesen, eine Endröhre
zu verwenden, die wie die ECC83 ebenfalls mit 6,3 Volt Heizspannung arbeitet.
Die Typen EL90 und EL95 wären zu diesem Zeitpunkt verfügbar gewesen. Bei der
somit nötigen Überarbeitung des Netztrafos hätte man auch gleich das Konzept
des Spartrafos ad acta legen können. Doch die Geloso-Ingenieure fanden beim
Blättern in ihren Röhrentabellen Gefallen an einer ganz anderen Type, nämlich
der 35D5. Die hat zwar immerhin schon den modernen 9-Stift-Novalsockel, ist
aber außerhalb Italiens äußerst exotisch (innerhalb vielleicht auch), machte
wegen ihrer Heizspannung von 35 V ebenfalls eine Neukonzeption des Trafos
nötig, bot aber keine Lösung für das Problem der unterschiedlichen
Heizspannungen im Verstärker. So blieb es denn auch bei dieser zweiten Serie
des G255 beim Spartrafo, und der Trenntrafo findet sich weiterhin auf der
Zubehörliste. Der Gerätepreis blieb unverändert.
Äußerlich unterscheiden sich die Geräte der ersten und der zweiten Serie kaum.
Links ein Gerät der zweiten Serie, das die Typenbezeichnung G255 SP trägt und laut
Datumsstempel auf dem Lautsprecher aus dem Jahr 1958 stammt, rechts ein
Exemplar der ersten Serie, ein G255 S von 1956. Bei der ersten Serie sind die
Wickelteller dunkelbraun wie die Tonkopfabdeckung und die beiden Drehknöpfe,
bei den Geräten der zweiten Serie sind sie elfenbeinfarben wie das Gehäuse. Das
linke Gerät der zweiten Serie hat leider den roten Kunststoffüberzug über dem
Vorspulhebel verloren.
Eigentlich ist die Reihenfolge auf dem obigen Bild unlogisch, ich hätte das ältere Gerät nach
links stellen sollen. Das wird mir aber erst jetzt klar. Also behalte ich im
Folgenden diese verkehrte Reihenfolge mit zweiter Serie links und erster Serie
rechts bei. Hier die Typenschilder der beiden Geräte, die vorn links auf der
Deckplatte angebracht sind.
Die Gehäuse unterscheiden sich durch die Lautsprecheröffnung vorne und die Lüftungslöcher hinten.
Interessant sind noch die Verstärkerröhren.
Im Gerät der ersten Serie stecken eine UL41 von Philips und eine ECC83 der Italienischen
Marconi Aktiengesellschaft. Beide Röhren tragen die üblichen aufgestempelten
Firmenlogos und Typenbezeichnungen, zusätzlich jedoch auch Aufkleber mit dem
Herstellernamen (der auf der UL41 ist von der Hitze schon recht verschmort und
man kann vom Firmennamen nur noch „---PS“ erkennen) mit etlichen Stempeln
drauf. Sind das Steuerbanderolen? War auf jede Röhre eine Abgabe zu entrichten?
Zusätzlich tragen beide Röhren noch einen Aufkleber der Firma Geloso (die kleine ECC83/12AX7
trägt ihn auf der abgewandten Seite). Die Verstärkerröhren des jüngeren Geräts
stammen beide von Marconi.
Die Klarsichtdeckel beider Versionen tragen links unten die Typenbezeichnung G255
und rechts oben das Firmenlogo von Geloso.
Leider sind diese Deckel recht empfindlich. Man findet heute nur selten Geräte, deren Deckel –
sofern überhaupt noch vorhanden - nicht verkratzt oder gesprungen sind. Auch meine
beiden Deckel haben schon gelitten.
Fazit: Für Sammler, die nicht (mehr) viel Platz haben, sind die kleinen Gelosos ideale
Objekte. Sie sind allerdings eher was fürs Auge als fürs Ohr, denn die
Klangqualität ist selbst bei 9,5 cm/s bescheiden. Damit sie aber wirklich was
fürs Auge sind, sollte man sich das Objekt der Begierde vorher von allen Seiten
genau ansehen.
Die empfindlichen Klarsichtdeckel habe ich
bereits angesprochen. Aber auch die Kunststoffgehäuse nehmen derbe Behandlung
schnell übel. Kratzer, Risse und Brüche sind die Folge. Das Typenschild ist nur
aufgeklebt, der Klebstoff ist nicht langzeitstabil. Häufig sind die Typschilder verlorengegangen.
Mit eingedellten Reibrädern und Andruckrollen ist mit Sicherheit zu rechnen. Lautstarke Rumpelgeräusche
sind die Folge. In allen Fällen konnte ich das Problem durch Abschleifen der
Oberfläche mit Sandpapier lösen. Es ließ sich stets so viel abtragen, daß die
Delle verschwunden, die Betriebsfähigkeit aber immer noch gegeben war. Der
kleine Riemen, der den rechten Bandteller antreibt, ist mit größter
Wahrscheinlichkeit bereits stark ausgedehnt und rutscht durch. Da für die
kleinen Spulen keine großen Kräfte nötig sind, konnte ich mir damit behelfen, daß ich aus dem Riemen 1 – 2
Millimeter herausgeschnitten und die Enden mit Sekundenkleber wieder
zusammengefügt habe.
Die Elektronik bereitet keine besonderen Probleme. Die von Geloso hergestellten Kondensatoren
sind nicht schlechter als andere. Einen oder zwei wird man tauschen müssen,
dann sollte es schon wieder gehen. Ersatz für die exotische Röhre 35D5 scheint
es derzeit erstaunlicherweise auch noch zu geben, in Gestalt der Ausweichtype 35QL6.
Wie ging es mit dem G255 weiter?
In der Nummer 74 des Bollettino Tecnico vom Frühjahr 1959 wurde ein Nachfolgemodell vorgestellt,
das G256, bei dem mehrere mechanische und elektrische Schwachpunkte des
Vorgängers beseitigt wurden. Allerdings lief dieser Nachfolger nur noch mit
4,75 cm/s. Für höhere Ansprüche erschien zeitgleich das Modell G258, äußerlich
dem G256 sehr ähnlich, jedoch deutlich größer. Dort standen drei
Bandgeschwindigkeiten zur Verfügung, 2,38, 4,75 und 9,5 cm/s, bei einer
maximalen Spulengröße von 13 cm. Beide Modelle hatten jetzt auch ein
Bandlängenzählwerk.
1961 wurde das G256 durch das G257 abgelöst, elektrisch und mechanisch dem Vorgänger sehr
ähnlich, aber mit einem moderneren, im Stil der 60er Jahre eher eckigen Gehäuse.
1965 folgte darauf das G600, elektrisch mit dem G257 identisch, mechanisch bis auf das nun
fehlende Bandlängenzählwerk ebenfalls. Man hatte also das G257, an dem eh schon
nicht viel dran war, abgespeckt und als G600 neu auf den Markt gebracht.
Natürlich immer noch als Röhrengerät, zu einem Zeitpunkt, da es von Geloso
längst volltransistorisierte Modelle gab. Dieses G600 blieb noch bis Ende der
60er Jahre im Programm und war eines der letzten röhrenbestückten Tonbandgeräte
auf dem europäischen Markt.
Vielleicht berichte ich mal bei anderer Gelegenheit über all diese Modelle.
Gruß
TSF