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26.10.2021, 20:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.10.2021, 20:28 von JayJay60.)
Hallo zusammen,
als Tonbandneuling und Neu-Besitzer eines UHER Report Monitor 4400 habe ich nachgelesen, dass es neben den kleinen optischen Veränderungen zwischen der ersten und der letzten Serie (Gehäusefarbe, Kunststoffhaube, lackierte Kunststoff-Tasten etc.) zumindest 2 technische Unterschiede gab:
1. Schweizer Escap-Motor statt des bewährten Bühler-Motors
2. Zitat aus dem UHER-Buch, bezogen auf die letzte Generation ab 1990 im Rahmen eines Test der Zeitschrift Ton: "Über Kopfhörer am Gerät abgehört, brummte die Monitor. Sehr leise und glücklicherweise nicht bei der Wiedergabe ab Diodenbuchse über eine separate Stereoanlage, sondern nur über die eingebaute Endstufe. Ferner verzerrte die NF-Endstufe bei kleinen Lautstärken hörbar." Erst eine von UHER herausgebrachte Umbauanleitung auf AB-Betrieb löste das letztere Problem.
Hat den zweiten Punkten mal jemand von Euch nachvollziehen können? Und was bedeutet "Umbau auf AB-Betrieb"?
Danke und viele Grüße,
Jürgen
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26.10.2021, 22:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.10.2021, 06:21 von kaimex.)
Die Endstufen in den Report Monitor laufen ohne Ruhestrom.
Die beiden Transistoren BC327 & BC337 bekommen nur mit einer einzigen Silizium-Diode Bias-Spannung zwischen ihren Basen.
Umbau auf AB-Betrieb bedeutet Einführung eines Ruhestroms.
Dazu erhöht man die Bias-Spannung auf etwas mehr als 2 Dioden-Spannungen und fügt in die Emitter der beiden Transistoren kleine Widerstände ein.
MfG Kai
Nachtrag: Bei der Endstufenversion ohne Ruhestrom hängt die Höhe der Verzerrungen davon ab, ob die Widerstände R19 & R21 vorhanden sind, die zumindest für einen kleinen Ruhestrom durch den jeweils unteren Transistor (T6 bzw T8, BC 327) sorgen.
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Das ist eine Antwort !
Arno
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(27.10.2021, 08:19)R2R schrieb: Das ist eine Antwort !
Arno
Ganz sicher - der Fachmann wird nicken, der Laie (= ich) versteht nur Bahnhof
Als reiner Nutzer interessiert mich, nachdem ich den entsprechenden Passus im UHER-Buch gelesen hatte, eigentlich primär, ob man
a) das Problem damals werksseitig im weiteren Fertigungsprozess abgestellt hat, denn man konnte ja nicht automatisch davon ausgehen, dass jeder UHER-Käufer genügend technische Sachkenntnis und Fertigkeiten hat, um diesen Umbau selbst durchführen zu können oder
b) ob es Nutzer gab/gibt, die dies in der Praxis wirklich hör(t)en.
Viele Grüße,
Jürgen
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Mit der Frage mußt du dich an Historiker wenden.
Ich dachte, es ginge um die praktische Lösung von bestehenden Defiziten.
Wenn man Laie auf einem Gebiet ist und bleiben möchte, muß man sich entweder einem anderen Hobby zuwenden oder einen sachkundigen Dienstleister engagieren können.
MfG Kai
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(27.10.2021, 13:51)kaimex schrieb: Wenn man Laie auf einem Gebiet ist und bleiben möchte, muß man sich entweder einem anderen Hobby zuwenden...
Danke für den freundlichen Hinweis...
Direkt das zweite Wort meines Beitrages (Tonbandneuling) ließ - denke ich mal - darauf schließen, dass ich kein Techniker oder Elektronikbastler bin.
Nein, ich brauche ganz sicher keinen "Historiker", sondern idealerweise nur jemanden, der beide Generationen dieses Tonbandgerätes kennt. Wenn es so jemanden gibt, dann vermutlich hier im Forum.
Viele Grüße,
Jürgen
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mir ist nicht bekannt, dass Uher die Endstufenschaltung der Report Monitore im Nachhinein überarbeitet hätte.
Hier noch ein kleiner "Trivia"-Nachtrag zu "Class AB" / "AB-Betrieb":
https://de.wikipedia.org/wiki/Endstufe#Betriebsarten
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Hallo Jürgen,
um nochmal auf deine beiden Anfragen zurückzukommen:
Ob dort nun ein Bühler-Motor oder ein Schweizer Escap eingebaut ist, würde ich als nebensächlich beurteilen. Meistens spielen wirtschaftliche Gründe für den Lieferantenwechsel eine Rolle. Es ist sicher nicht so schwer einen hochwertigen Motor zu bauen und den Schweizern traue ich in der Feinmechanik eine hohe Kompetenz zu.
Die genannte AB-Version der sog. Gegentaktendstufe hat folgende Vorteile: Sie verschiebt je nach den Anforderungen (Lautstärke und Leistungsaufnahme) den Arbeitspunkt. So arbeitet die A-Version mit geringeren Verzerrungen aber höherer Stromaufnahme. Die B-Version hat einen höheren Wirkungsgrad, jedoch sind die Verzerrungen höher. Viele neue Verstärker arbeiten mit sehr hohen Ausgangsleistungen und sind dabei höchst effektiv. Die arbeiten dann als Klasse D-Endstufe.
Wenn du kein Elektronik-Bastler und kein Techniker bist, würde ich von der Umrüstung eher abraten.
Vielleicht hat es dir ein bisschen weitergeholfen.
Schöne Grüße
Harry
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Hallo Harry,
danke für Deine Infos. Mir ging es im Grunde auch nur darum, das Zitat aus dem UHER-Buch zu verstehen und einzuordnen.
Ich hatte nicht vor, einen Umbau durchführen zu lassen.
Viele Grüße,
Jürgen
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(27.10.2021, 16:59)JayJay60 schrieb: Hallo Harry,
danke für Deine Infos. Mir ging es im Grunde auch nur darum, das Zitat aus dem UHER-Buch zu verstehen und einzuordnen.
Ich hatte nicht vor, einen Umbau durchführen zu lassen.
Viele Grüße,
Jürgen
Was ist das für ein Uher-Buch?
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(27.10.2021, 17:01)Tonbandharry schrieb: Was ist das für ein Uher-Buch?
Die Geschichte der UHER-Werke München (2. Auflage) von Andreas Flader - ein tolles und sehr informatives Werk, das die Firma UHER von den Anfängen bis hin zum Ende in den 90er Jahren mit allen Produkten auf diesem Weg beschreibt.
Viele Grüße,
Jürgen
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(27.10.2021, 16:52)Tonbandharry schrieb: Hallo Jürgen,
um nochmal auf deine beiden Anfragen zurückzukommen:
Ob dort nun ein Bühler-Motor oder ein Schweizer Escap eingebaut ist, würde ich als nebensächlich beurteilen. Meistens spielen wirtschaftliche Gründe für den Lieferantenwechsel eine Rolle. Es ist sicher nicht so schwer einen hochwertigen Motor zu bauen und den Schweizern traue ich in der Feinmechanik eine hohe Kompetenz zu. Hallo Hally,
die Bühler-Motoren gelten bei vielen als zuverlässiger und das klingt auch in dem von Dir zitierten Buch an. Ich kenne sogar Leute, die nachträglich den Bühler Motor eingebaut haben. Einen guten Gleichstrommotor zu bauen, ist gar nicht so einfach. Daher waren bis ca. zum Erscheinen der Nagra III bei Reportern federwerksgetriebene Tonbandgeräte (z.B.: Maihak) gang und gäbe.
Gruß
Arno
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Hallo!
Ich kenne das "UHER-Buch" (beide Auflagen) sehr gut.
Gehört zu meiner Standardlektüre, wenn es um UHER,
und speziell um Report-Typen geht.
Ich kann beim besten Willen nicht aus den betreffenden
Zeilen herausinterpretieren, daß die bürstenlosen BÜHLER-
Motore besser als die bürstenbehafteten ESCAP-Motore sind.
Nebenbei, beide Typen sind für Profis sowieso nicht der Weis-
heit letzer Schluß. Für die wurde in die Vollspur-Report-Typen
auf Wunsch, später ab Werk, SIEMENS-Motore eingebaut.
Und mir sind etliche Privatleute bekannt, die ebenfalls auf den
SIEMENS-Motor umgerüstet haben.
Warum überhaupt der Umstieg von BÜHLER auf ESCAP?
Ganz einfach - BÜHLER hatte die Produktion eingestellt. Da
bot sich als annähernd gleichpreisige Alternative der ESCAP-
Motor an.
Gruß
Wolfgang
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Hallo Wolfgang,
das Thema „Siemens-Motore“ im Report ist mir neu und interessiert mich.
Hast Du mehr Infos darüber:
- Vorteile dieses Motors,
- technische Aspekte des Umbaus,
- aktuelle Verfügbarkeit,
- Preise?
Gruß
Hannes
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Bürste oder nicht Bürste, da liegt doch schon die Antwort.
Arno
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28.10.2021, 15:40
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2021, 15:46 von cisumgolana.)
Hallo Hannes!
Deine Fragen kann ich nur unvollständig beantworten
stabilerer Gleichlauf (bei gleichen Klimaverhältnissen), bessere Regeleletronik
einfacher Austausch, da Motor UND Regelelktronik getauscht werden
m. E. nicht mehr lieferbar
Mir sind keine Preise von damals bekannt, da ich keine Kenntnis damaliger
UHER-Spezialpreislisten habe/hatte
Gruß
Wolfgang
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(28.10.2021, 07:23)cisumgolana schrieb: Ich kann beim besten Willen nicht aus den betreffenden
Zeilen herausinterpretieren, daß die bürstenlosen BÜHLER-
Motore besser als die bürstenbehafteten ESCAP-Motore sind.
Hallo Wolfgang,
ich darf zitieren aus: Die Geschichte der UHER-Werke München, Flader/Remers, 2.Aufl. März 2019, Seite 220, letzter Absatz:
"..Jetzt werkelte in der "Final-Edition" ein normaler Bürstenmotor der Schweizer Firma Escap. Was für ein Rückschritt. Leider litt dadurch das Gleichlaufverhalten erheblich, insbesondere veränderte sich die Drehzahl des Motors bei veränderten Lastzuständen so, dass sprunghafte Geschwindigkeitsabweichungen von bis zu +/- 1% auftraten...Wow und Flutter ...lagen plötzlich bei bis zu +/- 0,3 %, die unbewerteten Werte sogar noch höher und erfüllten damit die HiFi-Forderung nicht mehr..""
Arno
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Hallo Arno!
Zitat: "...Bürste oder nicht Bürste, da liegt doch schon die Antwort..."
Ach ja?
Wie soll die Dir vorschwebende Antwort denn lauten?
Der vielgepriesene BÜHLER-Motor hat auch eine endliche Lebensdauer.
Die Achillesferse ist der Fleihkraftregler, der seinen Geist aufgibt. Und dann
läuft kein Bühler-Motor mehr an.
Der ESCAP-Motor hat die gleichen UHER-Spezifikationen erfüllt, wie früher
der BÜHLER-Motor. Das ist m. W. Fakt. Das hat mir u. a. ein langjähriger
UHER-Mitarbeiter (noch immer bei ATIS-UHER beschäftigt) auf Nachfrage
berichtet. Hunderte Instandsetzungen aller Report-Typen an praktischer
Erfahrung untermauern das.
Gruß
Wolfgang
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28.10.2021, 18:30
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2021, 18:31 von Hannes.)
Hallo Arno,
Wolfgang war schneller: WO liegt bei der Bürstenfrage die Antwort?
Gruß
Hannes
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28.10.2021, 19:20
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2021, 19:23 von R2R.)
Also Wolfgang, hallo Hannes,
Fakt ? Habt ihr meinen Beitrag #18 nicht gelesen ? Es lagen "..die unbewerteten Werte sogar noch höher und erfüllten damit die HiFi-Forderung nicht mehr...".
Das ist nicht von mir, sondern aus der "Uher-Bibel", die sicher nicht im Verdacht steht, dass sie gerne Uher -Geräte in die Pfanne haut.
Nach meinen eigenen Erfahrungen mit 2 "braunen" Monitor der 4000-er Serie wird das sogar noch übler, wenn man das Gerät nicht mit Batterien oder Akkus, sondern mit dem externen Uher-Netzteil betreibt. Legt da mal ein Geschwindigkeitsmessband mit 3150 Hz auf und messt den Gleichlauf...
Das ist deshalb besonders blöd, da bei einigen die Batterien auch dann leer wurden, wenn man das Maschinchen ausschaltete (kann man auch a.a.O. lesen und war bei mir genauso)
Beste Grüße
Arno
P.S.: Trotzdem weine ich den Uher Report-Geräten noch etwas nach...ich hatte mal 9 Uher Report, aber dann kamen Nagras und die Reports standen eigentlich nur noch rum
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Hallo Arno!
Entschuldige bitte, daß ich nicht auf die von Dir zitierte Stelle in der
2. Auflage des UHER-Buches reagiert habe. Sondern erst auf Deine
spätere Bemerkung.
Mein Kommentar zu der UHER-Buch-Passage:
Da ist mir die Richtigstellung bei der Revision (an der ich stark
beteiligt war) der 1. Auflage doch glatt durch die Roste gefallen.
Vermutlich hatte ich bei der doch stattlichen Anzahl von nötigen
Korrekturen, etwas den Überblick verloren.
Sorry, aber den letzten Fehler findet man bekanntlich nie.
Bei heutigen Gleichlauftests sollte aber Folgendes berücksichtigt werden:
Nach >30 Jahren erfüllt die Report-Mechnik nicht mehr ohne Weiteres
die Werksanforderungen.
Dazu kommt Verschleiß des Speichenradbelages, der Andruckrolle und
der Antriebsriemen.
Besonders Letztere haben einen großen Einfluß auf den Gleichlauf. Orgi-
nalriemen gibt es nicht mehr. Nachbauen sind oft von zweifelhafter Quali-
tät.
Die Sinterlagerstellen bräuchten m. E. ebenfalls Zuwendung. Möglicher-
weise habe ich noch Anderes vergessen, was für das Gleichlaufverhal-
ten relevant sein könnte.
Zum Vergleich wäre es vielleicht sinnvoll, das Test-Report nach Umbau
auf BÜHLER-Motor erneut zu testen. Wie das Ergebnis dann wohl ausfällt?
Gruß
Wolfgang
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26.09.2023, 09:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.09.2023, 09:34 von Peter.)
(29.10.2021, 07:13)cisumgolana schrieb: Hallo Arno!
Entschuldige bitte, daß ich nicht auf die von Dir zitierte Stelle in der
2. Auflage des UHER-Buches reagiert habe. Sondern erst auf Deine
spätere Bemerkung.
Mein Kommentar zu der UHER-Buch-Passage:
Da ist mir die Richtigstellung bei der Revision (an der ich stark
beteiligt war) der 1. Auflage doch glatt durch die Roste gefallen.
Vermutlich hatte ich bei der doch stattlichen Anzahl von nötigen
Korrekturen, etwas den Überblick verloren.
Sorry, aber den letzten Fehler findet man bekanntlich nie.
Bei heutigen Gleichlauftests sollte aber Folgendes berücksichtigt werden:
Nach >30 Jahren erfüllt die Report-Mechnik nicht mehr ohne Weiteres
die Werksanforderungen.
Dazu kommt Verschleiß des Speichenradbelages, der Andruckrolle und
der Antriebsriemen.
Besonders Letztere haben einen großen Einfluß auf den Gleichlauf. Orgi-
nalriemen gibt es nicht mehr. Nachbauen sind oft von zweifelhafter Quali-
tät.
Die Sinterlagerstellen bräuchten m. E. ebenfalls Zuwendung. Möglicher-
weise habe ich noch Anderes vergessen, was für das Gleichlaufverhal-
ten relevant sein könnte.
Zum Vergleich wäre es vielleicht sinnvoll, das Test-Report nach Umbau
auf BÜHLER-Motor erneut zu testen. Wie das Ergebnis dann wohl ausfällt?
Gruß
Wolfgang
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26.09.2023, 10:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.09.2023, 11:32 von Peter.)
Guten Tag,
als Mitautor des UHER-Buches kann ich Ihnen sagen, daß Andreas Flader 10 "braune" Monitor-Reports hinsichtlich des Gleichlaufs
getestet hatte. Dabei stellte sich heraus,daß die Geräte mit Escape Motor im Schnitt größere Gleichlaufschwankungen aufwiesen als jene mit
Bühler-Motor. Den schechteste Gleichlauf hatte ein Gerät mit 0,35% bewertet. Es handelte sich um NOS-Geräte, deren Antriebsriemen vor dem Verkauf ersetzt wurden. Allerdings ist diese Meßreihe auch nicht vollständig aussagekräftig, weil das Zusammenspiel zwischen Antriebsriemen und Friktionsbelag des Antriebsrades von großer Wichtigkeit ist. Gerade minderwertige Antriebsriemen verschlechtern den Gleichlauf enorm. Sogar das Antriebsrad hatte bei der UHER Eingangskontrolle eine Ausfallquote von 30 %.
Unter der Vorraussetzung, daß die genannten Antriebselemente optimal sind, kann man die gehörrichtig gemessenen Gleichlaufschwankungen auf plus-minus 0,15 % bringen, ganz selten auf noch bessere Werte. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auf die Prospektangaben frühere Report-Geräte. Mal wurde der Wert mit 0,15% angegeben, iim nächsten Prospekt war dann 0,2 % zu lesen, immer bezogen auf die Geschwindigkeit V= 19cm/sec. Die gleiche Diskrepanz zeigte sich bei der Frequenzgangmessung, wie im Buch beschrieben.
Der Wert 0,2 % war der Grenzwert, den die DIN-Norm 45511 für Heimtonbandgeräte zuließ, um die HiFi-Tauglichkeit festzulegen.
Die netzbetriebenen Heimtonbandgeräte, so z.B. das PHILIPS-Tonbandgerät RK 14 EL 3541 hatte einen propagierten Wert von 0,3%. der im
allgemeinen als "Klavierfest" deklariert wurde.
Was das Brummen anging, war dies fast schon ein Konstruktionsfehler, der eigentlich bei der Endkontrolle über Kopfhörer sofort
feststellbar war und auch in Testberichten, die mir vorliegen, bemängelt wurde. Speziell mit dem Netzgerät betrieben, störte das Brummen sehr. Diesbezüglich gab es später von UHER eine Umbauaneitung um den Fehler zu beseitigen, ganz gelang das nur selten. Auch die NF-Endstufe war mit Fehlern behaftet, sie verzerrte, auch hier gab es eine Umbauanleitung. Was auch unmöglich war, zeigte sich, wenn das Gerät mit eingelegten Batterien längere Zeit nicht in Betrieb war. Dann waren die Batterien leer, weil auch im ausgeschalteten Zustand Strom floß.
Nebenbei war auch der eingebaute Lautsprecher eine Zumutung. All diese Probleme hatten die Vor-Monitor-Reports nicht. Was allerdings bei allen UHER Tonbandgeräten positiv auffiel, waren die vorbildlich gestalteten Servive-Unterlagen. erst mit der 630 war auch damit Schluß!
Ich hoffe, ich konnte etwas zur Klärung beitragen. Mit freundlichem Gruß! Peter.
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Hallo Peter!
Ganz herzlichen Dank für Deine ausführlichen erläuternden
Ausführungen zu dem Thema.
Gruß
Wolfgang
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Auch von mir herzlichen Dank für die Erläuterungen !
Diese decken sich mit meinen Erfahrungen beim Ersatz der Antriebsriemen.
Insbesondere bei Rundriemen sind die Gleichlaufschwankungen kaum in den Griff zu bekommen.
Der Rundriemen verwindet sich beim Lauf, so daß die Gleichlaufwerte mal korrekt sind, wenige Sekunden
später fängt's hörbar an zu leiern. Selbst ein "ausgelatschter" originaler Riemen bringt dann zum Teil bessere Werte.
Freundliche Grüße
Jens
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Kurzer Nachtrag zum Bühler Motor
Die Entwicklung und Produktion von elektromotorischen Antriebslösungen für spezielle Anwendungen in unterschiedlichen Bereichen der Industrie ist die Unternehmensleistung von Bühler Motor.
Vor über 150 Jahren wurde unser Unternehmen im Schwarzwald gegründet, wo feinmechanische Antriebe gefertigt wurden. Aus diesen Anfängen heraus ist Bühler gewachsen und hat heute eine Vielzahl von Werksstandorten in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien mit mehr als 1.700 Mitarbeitern.
Bereits über 40 Jahre lang orientiert Bühler sich an einem einzigen Ziel, der Herstellung von Kleinmotoren- und Kleingetriebemotoren, um die veränderlichen Bedürfnisse des Weltmarktes zu erfüllen. Zu diesem Zweck haben wir eine Infrastruktur von Anlagen, Mitarbeitern und Prozessen aufgebaut, die Bühler die beispiellose Fähigkeit verleiht, die Design- und Herstellungsbedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen.
Wir stellen jedoch mehr als nur außergewöhnliche Motorenprodukte her. Wir bauen erfolgreiche Partnerschaften auf. Bühler Motoren, Getriebemotoren und Stellmotoren sind ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Sie führen überall in der Fahrzeugindustrie, in der Büro-, Computer- und Medizintechnik sowie in elektrischen Werkzeugen spezifische Funktionen aus. Die Liste lässt sich endlos weiterführen.
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Warum wurde "dann" die Produktion des Motors für Uher eingestellt ?
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24.10.2023, 17:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2023, 18:13 von Peter.)
Interessantes zum Bühler Motor der UHER-Report-Tonbandgeräte
Das Prinzip des Motors:
Während des Anlaufs wird die Schaltung in Abhängigkeit von der Läuferstellung gesteuert.Damit ergibt sich ein maximales Anlaufmoment.
Die hierfür erforderliche Einrichtung wird demgemäß als Starter bezeichnet.Während des Dauerlaufs dienen zum Steuern der
Schaltung die Wechselspannungen, die von dem umlaufenden Magnetläufer in den Wicklungssträngen des Ankers erzeugt werden. Daraus
erklärt sich der hohe Wirkungsgrad.Die Regelung erfolgt elektronisch und kontaktlos. Aus der Ständerwechselspannung wird mit Spitzenwert-
gleichrichtung eine Gleichspannung gewonnen,die auf eine mit Referenzdiode sowie weiterer Transistoren bestückte Schaltung einwirkt
Der Magnetläufer ist ein zyindrischer Dauermagnet, der mit zwei Metallscheiben auf der Motorwelle gehalten wird.Dieser Läufer wird in
geringem Abstand von einem dünnwandigen, feststehenden Kunststoffgehüse umschlossen, dessen Fortsätze die Motorwelle mit dem notwendigen Spiel umschließen.Das Kunststoffgehäuse stellt den Wickelkörper dar. Dieser hat sechs dünne ,radial gestellte Längsrippen ,die
gewiissermaßen als Nutenwände zum Einwickeln der drei Ankerspulen dienen.Die Ankerspulen werden auf das Kunststoffgehäuse,das den Magnetläufer bereits enthält und aus dem die Motorwelle beidseitig herausragt,aufgewickelt.Der Ständer besteht aus diesem Wickelkörper und aus dem magnetischen Rückschluß ,dem Ständereisen. Dieses ist aus gestanzten Dynamoblechringen geschichtet.Diese Ringe sind mit einer dünnen Zwischenlage in das aus vernickeldem Stahlrohr bestehende Motorgehäuse eingepreßt. In die Bohrung des Ankereisens wird die mit einer Kunststofffolie umhüllte Ankerwicklung eingedrückt, die ihrerseits -wie bereits erwähnt- den Magnetläufer umschließt.
Zum Aufbau des Starters komme ich in einem weiteren Beitrag. Man erkennt, mit welchem Aufwand dieser Motor von Ing.Scholl, damals freier Mitarbeiter der Firma Gebrüder Bühler Nachfolger,Nürnberg gefertigt wurde. Kein Vergleich zum Escape Bürstenmotor!
Mit freundlichen Grüßen in die Runde
Peter Remmers
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24.10.2023, 18:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2023, 07:52 von Peter.)
Hallo,
in diesem kleinen Beitrag möchte ich einmal Stellung nehmen zu der meiner Ansicht nach ausufernden Unsitte, alle Elektrolyt-Kondensatoren
in einem Tonbandgerät oder einem anderen Gerät zu wechseln. Nur wenn ein Kondensator einen Kurzschluß aufweist ist dies selbstverständlich sinnvoll. Einen Kapazitätsverlust habe ich bei meinen diversen Report- Geräten noch nie erlebt. Auch das 4000 Report von 1963 läuft noch einwandfrei mit den originalen Elkos. Etwas anders verhalten sich solche, die z.B. in Wandler-Netzteilen verbaut sind oder die in der Nähe heiß werdender Leistungstransistoren montiert sind. (Austrocknen des Elektrolyts). Nur die erleiden Kapazitätsverlust.Etwas besonderes sind Tantal-Elkos, die aus gutem Grund verbaut wurden, und die schon damals wesentlich teurer waren. Sie haben ein Trocken -Elektrolyt und zeichnen sich durch lange Standzeiten aus.Die von Philips vebauten blauen Standard Elkos, die sich z.B. im Revox Cassettendeck B 215 befinden sind fast alle von minderer Qualität. Ich glaube nicht, daß die von Valvo stammen.In den Uher Reports befinden sich solche u.a.von Roederstein,Valvo,Siemens oder Frako. Also Finger weg vorm unkontrollierten Wechseln von solchen Kondensatoren.Beim Uher Report geht meines Wissens nach nur der Frako-Elko 2200 uF unter dem Batteriefach kaputt.
Mit freundlichem Gruß!
Peter
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25.10.2023, 07:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2023, 07:58 von cisumgolana.)
Hallo Peter!
Deine Anmerkungen zu Elektrolytkondensatoren decken sich zu 100% mit meinen
bescheidenen Erfahrungen, die ich mit Report & Co. im laufe von >25 Jahren ge-
macht habe.
Beispiel:
Das UHER Report SN 138 222 , Bj. 1961, ist (bis auf neue 3kant-Riemen) im
Orginalzustand. Kein Bauteil wurde bis dato gewechselt.
Gleiches gilt für:
UHER Stereo Record III SN 89 443 (Bj. ca. 1960).
Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.
MiT Geräten der Firma REVOX habe ich kein Erfahrungen hinsichtlich Betrieb
(außer im Museum) und Bauteilen...
Gruß
Wolfgang
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.10.2023, 10:28 von Peter.)
Bühler-Motor für UHER 4000 Report- Aufbau des Starters
Nachdem mehrere elektronische Startvorrichtungen entwickelt und erprobt waren, kam man bei Bühler zu der Überzeugung, daß es zur damaligen Zeit vorteilhafter sei, einen elektromechanischen Starter zu verwenden. Dieser setzt sich zusammen aus einem feststehenden,
in ein Lagerschild des Motors eingebauten Teil und aus einem umlaufenden, auf der Motorwelle befestigten Teil. Der feststehende Teil des Starters ist eine ebene,zur Motorwelle senkrechte Kontaktbahn, die die Motorwelle in einigem Abstand umschließt, mit drei gegeneinander isolierten Sektoren, die getrennt angeschlossen werden .Der umlaufende Teil des Starters hat eine auf der Motorwelle sitzende Messingscheibe als Träger. Auf der Messingscheibe sind zwei Kontaktarme, gegeneinander um etwa 110 Grad versetzt, federnd schwenkbar gelagert.
Diese Kontaktarme haben etwa parallel zur Motowelle gerichtete Fortsätze, die mit zusätzlichen Fliehkraft-Massen versehen sind. Im Stillstand des Motors legen die Kontakte im allgemeinen zwei Segmente der Kontaktbahn an Masse. Bei niedriger Drehgeschwindigkeit
schleifen die Kontakte auf der schon erwähnten Kontaktbahn und dienen so zum Steuern der Schaltung in Abhängigkeit von der Läuferstellung. Bei höhere Drehgeschwindigkeit, und zwar längst vor Erreichen der Soll-Drehgeschwindigkeit, werden die Kontakte unter der Wirkung der Fliehkräfte von der Kontaktbahn abgehoben, womit ein Verscleiß der Kontakte der Kontaktbahn vermieden werden sollte.Solange
die Kontakte auf der Kontaktbahn schleifen, führen sie Ströme von weit weniger als einem Milliampere. Deshalb wären hier selbst höhere
Übergangswiderstände belanglos. Wie sich heute nach fast 60 Jahren zeigt, ist meist der Starter für den Ausfall des Motors verantwortlich.
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