22.02.2018, 21:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2023, 23:51 von andreas42.
Bearbeitungsgrund: Links aktualisiert, Bild ergänzt
)
Hallo Jungs, namentlich die Einmess-Spezialisten unter euch,
nach nicht einmal vierzig Jahren habe ich es ein zweites Mal geschafft, mir ein nützliches Arbeitsmittel zur präzisen Höhenjustage von Zweispur-Stereoköpfen selber zu drechseln: eine Trennspuraufzeichnung mit rund 2 mm Breite.
Früher gab es hierfür teure Spezialköpfe, doch wo soll man die heutzutage hernehmen? Also habe ich mich meiner Methode aus grauer Vorzeit besonnen: Man löscht eine Vollspuraufzeichnung nachträglich in den benötigten (Nutz)spurbreiten. Da man sich allerdings schwer tut, einen Zweispurlöschkopf mit 2 mm Trennspurbreite zu finden, bleibt eigentlich nur eine Methode übrig: Man lässt das Band zum Löschen zweimal durchlaufen – erst vorwärts, dann rückwärts – und löscht so jeweils mit demselben Kopfsystem beide Nutzspuren. Auf diese Weise verbleibt bei genügend genauer Bandführung (d.h. mit nur einer Bezugskante und möglichst ohne Höhenspiel) eine Trennspur, die nach Adam Riese exakt mittig zu den Bandkanten verlaufen sollte.
Zu diesem Zweck leistete mir in seligen Analogzeiten eine Telefunken M28 gute Dienste, weil sie einen stufenlos höhenverstellbaren Löschkopf besitzt (die einzige mir bekannte Studiomaschine mit dieser Ausstattung). Wenn auch die M28 Bandführungen nicht ganz so ausgefeilt sind wie man es für höchste Präzision bräuchte, die Ergebnisse waren immerhin genügend brauchbar. Leider war das einzig erhaltene Bandexemplar mittlerweile so verknittert, dass sich damit immer schlechter arbeiten ließ.
Nun besitze ich auch diese Maschine längst nicht mehr. Statt aber noch länger auf das magische Auftauchen eines zweiten Exemplars zu warten, probierte ich das Verfahren zunächst mit einer A77. Leider bewahrheitete sich dabei schmerzlich, was ich im Grunde schon ahnte, nämlich dass deren Bandführung aus diversen Gründen nicht annähernd genau genug sein würde für diesen Zweck. (Unter anderem hat die linke Bandführung am Kugellager viel zu viel Höhenspiel, sodass jedes Bandmaterial, das nicht äußerst sauber gewickelt ist, in der A77-Führung sichtbar wackelt wie ein Lämmerschwanz. Die tatsächliche Laufhöhe des Bandes ist zudem abhängig vom ungeregelten Bandzug … kurzum: so wollte es einfach nicht funktionieren
Endlich entschloss ich mich, eine anfangs umständlichere, doch immerhin aussichtsreicher erscheinende Methode anzuwenden, indem ich in den Vollspur-Messkopfträger meiner M15A einen Halbspurlöschkopf (mit überlappenden Spuren) montierte, den ich mit Beilagscheiben passend nach oben versetzte. Hierdurch wird die obere Spur in reduzierter Breite gelöscht. Dann das Band umdrehen und die zweite Spur kommt dran. So könnte es funktionieren, dachte ich …
Hier mein Messkopfträger im aktuellen Zustand (volle Bildauflösung durch Rechtsklick aufs Foto => „Grafik anzeigen“):
Vor dem Löschkopf (ganz rechts im Foto) montierte ich vorübergehend eine vierte „federnde“ Bandführung, um die Höhentoleranz und damit das unerwünschte „Wandern“ des Magnetbands möglichst komplett zu unterbinden.
Bis dahin war ich mir nicht sicher, ob der Halbspurlöschkopf möglicherweise überhitzt werden könnte – immerhin ist die Löschendstufe für die doppelte Spurbreite ausgelegt – doch statt weiter zu zögern wagte ich es einfach mal, befestigte darauf zur Sicherheit ein Miniatur-Thermoelement, das nach fünf Minuten Betrieb eine Temperaturerhöhung von gerade mal 4 Grad anzeigte. Da war ich beruhigt
So sieht das Ergebnis im Magnetspurenbild aus:
Unter optimalen Bedingungen beträgt mit dieser Aufzeichnung die Genauigkeit der Höheneinstellung des Wiedergabekopfs etwa 3µm, womit sich eine Pegeländerung zwischen den Stereokanälen von rund 1dB ergibt. Nicht wenige Bandmaschinen zeigen bereits von sich aus in der Höhenführung größere Lauftoleranzen, trotzdem lässt sich auch mit solchen Maschinen die korrekte Höhenjustage des Wiedergabekopfs „auf Mitte“ leicht und präzise justieren, so dass die seitliche Einstreuung der Trennspur in die beiden Nutzspurkanäle minimal und gleich groß wird.
Vielleicht kann ich einen Eindruck von der Empfindlichkeit des Verfahrens vermitteln: Mit dem M15A-Messkopfträger, bei dem die Tonköpfe auf dicken, präzisionsgeschliffenen Metallplatten montiert sind, reicht schon ein relativ leichter Druck auf die Vorderseite des Wiedergabekopfes, um die Kanalbalance reproduzierbar um 1 dB zu verändern 8)
Bei der Dimensionierung der Trennspur ging ich von einer Nutzspurbreite von etwa 2,15 mm aus. Leider verhielten sich manche Hersteller in ihrer Auslegung der geltenden Spurnormen eher kreativ. Für den Anfang habe ich daher einen guten Kompromiss ausgewählt (wie er auch auf BASF Bezugsbändern vorhanden war), den ich anschließend auf einer Halbspur A77 testete, was perfekt funktionierte. Vom Prinzip her lässt sich das Trennspurband aber auch für jede Nutzspurbreite exakt bemessen.
Ob die Aufzeichnung selber tatsächlich exakt in der Mitte liegt, lässt sich übrigens auf jedem Laufwerk mit genügend stabiler Höhenführung leicht feststellen, selbst wenn der Wiedergabekopf nicht 100%ig justiert sein sollte: Einfach das Band in die Gegenrichtung einlegen. Bleiben die Pegelverhältnisse in beiden Kanälen dieselben wie vorher, liegt die Aufzeichnung genau symmetrisch zu den Bandkanten.
Verglichen mit meiner Herstellung einer schmalen Trennspur (0,75mm) vor einem halben Jahr (siehe dazu hier), oder meinem Viertelspur-Justageband vor einigen Wochen (siehe hier) war die Herstellung diesmal kein wirklich schwieriger Akt. Hauptsächlich entscheidend ist dabei, die Beilagscheiben für den Löschkopf auf 1/100 mm genau auszumessen. Allerdings zogen sich die dafür nötigen Vorüberlegungen Wochen und Monate hin, und immer wieder kam was dazwischen … ;(
Nach dieser Aktion war ich jedenfalls so begeistert, dass ich hinterher eine 0,75 mm Trennspuraufzeichnung mit gleicher Genauigkeit herstellte. Nun weiß ich, wie’s geht
Falls sich jemand für dieses kleine praktische Messmittel interessiert, PN genügt!
Grüße, Peter
nach nicht einmal vierzig Jahren habe ich es ein zweites Mal geschafft, mir ein nützliches Arbeitsmittel zur präzisen Höhenjustage von Zweispur-Stereoköpfen selber zu drechseln: eine Trennspuraufzeichnung mit rund 2 mm Breite.
Früher gab es hierfür teure Spezialköpfe, doch wo soll man die heutzutage hernehmen? Also habe ich mich meiner Methode aus grauer Vorzeit besonnen: Man löscht eine Vollspuraufzeichnung nachträglich in den benötigten (Nutz)spurbreiten. Da man sich allerdings schwer tut, einen Zweispurlöschkopf mit 2 mm Trennspurbreite zu finden, bleibt eigentlich nur eine Methode übrig: Man lässt das Band zum Löschen zweimal durchlaufen – erst vorwärts, dann rückwärts – und löscht so jeweils mit demselben Kopfsystem beide Nutzspuren. Auf diese Weise verbleibt bei genügend genauer Bandführung (d.h. mit nur einer Bezugskante und möglichst ohne Höhenspiel) eine Trennspur, die nach Adam Riese exakt mittig zu den Bandkanten verlaufen sollte.
Zu diesem Zweck leistete mir in seligen Analogzeiten eine Telefunken M28 gute Dienste, weil sie einen stufenlos höhenverstellbaren Löschkopf besitzt (die einzige mir bekannte Studiomaschine mit dieser Ausstattung). Wenn auch die M28 Bandführungen nicht ganz so ausgefeilt sind wie man es für höchste Präzision bräuchte, die Ergebnisse waren immerhin genügend brauchbar. Leider war das einzig erhaltene Bandexemplar mittlerweile so verknittert, dass sich damit immer schlechter arbeiten ließ.
Nun besitze ich auch diese Maschine längst nicht mehr. Statt aber noch länger auf das magische Auftauchen eines zweiten Exemplars zu warten, probierte ich das Verfahren zunächst mit einer A77. Leider bewahrheitete sich dabei schmerzlich, was ich im Grunde schon ahnte, nämlich dass deren Bandführung aus diversen Gründen nicht annähernd genau genug sein würde für diesen Zweck. (Unter anderem hat die linke Bandführung am Kugellager viel zu viel Höhenspiel, sodass jedes Bandmaterial, das nicht äußerst sauber gewickelt ist, in der A77-Führung sichtbar wackelt wie ein Lämmerschwanz. Die tatsächliche Laufhöhe des Bandes ist zudem abhängig vom ungeregelten Bandzug … kurzum: so wollte es einfach nicht funktionieren
Endlich entschloss ich mich, eine anfangs umständlichere, doch immerhin aussichtsreicher erscheinende Methode anzuwenden, indem ich in den Vollspur-Messkopfträger meiner M15A einen Halbspurlöschkopf (mit überlappenden Spuren) montierte, den ich mit Beilagscheiben passend nach oben versetzte. Hierdurch wird die obere Spur in reduzierter Breite gelöscht. Dann das Band umdrehen und die zweite Spur kommt dran. So könnte es funktionieren, dachte ich …
Hier mein Messkopfträger im aktuellen Zustand (volle Bildauflösung durch Rechtsklick aufs Foto => „Grafik anzeigen“):
Vor dem Löschkopf (ganz rechts im Foto) montierte ich vorübergehend eine vierte „federnde“ Bandführung, um die Höhentoleranz und damit das unerwünschte „Wandern“ des Magnetbands möglichst komplett zu unterbinden.
Bis dahin war ich mir nicht sicher, ob der Halbspurlöschkopf möglicherweise überhitzt werden könnte – immerhin ist die Löschendstufe für die doppelte Spurbreite ausgelegt – doch statt weiter zu zögern wagte ich es einfach mal, befestigte darauf zur Sicherheit ein Miniatur-Thermoelement, das nach fünf Minuten Betrieb eine Temperaturerhöhung von gerade mal 4 Grad anzeigte. Da war ich beruhigt
So sieht das Ergebnis im Magnetspurenbild aus:
Unter optimalen Bedingungen beträgt mit dieser Aufzeichnung die Genauigkeit der Höheneinstellung des Wiedergabekopfs etwa 3µm, womit sich eine Pegeländerung zwischen den Stereokanälen von rund 1dB ergibt. Nicht wenige Bandmaschinen zeigen bereits von sich aus in der Höhenführung größere Lauftoleranzen, trotzdem lässt sich auch mit solchen Maschinen die korrekte Höhenjustage des Wiedergabekopfs „auf Mitte“ leicht und präzise justieren, so dass die seitliche Einstreuung der Trennspur in die beiden Nutzspurkanäle minimal und gleich groß wird.
Vielleicht kann ich einen Eindruck von der Empfindlichkeit des Verfahrens vermitteln: Mit dem M15A-Messkopfträger, bei dem die Tonköpfe auf dicken, präzisionsgeschliffenen Metallplatten montiert sind, reicht schon ein relativ leichter Druck auf die Vorderseite des Wiedergabekopfes, um die Kanalbalance reproduzierbar um 1 dB zu verändern 8)
Bei der Dimensionierung der Trennspur ging ich von einer Nutzspurbreite von etwa 2,15 mm aus. Leider verhielten sich manche Hersteller in ihrer Auslegung der geltenden Spurnormen eher kreativ. Für den Anfang habe ich daher einen guten Kompromiss ausgewählt (wie er auch auf BASF Bezugsbändern vorhanden war), den ich anschließend auf einer Halbspur A77 testete, was perfekt funktionierte. Vom Prinzip her lässt sich das Trennspurband aber auch für jede Nutzspurbreite exakt bemessen.
Ob die Aufzeichnung selber tatsächlich exakt in der Mitte liegt, lässt sich übrigens auf jedem Laufwerk mit genügend stabiler Höhenführung leicht feststellen, selbst wenn der Wiedergabekopf nicht 100%ig justiert sein sollte: Einfach das Band in die Gegenrichtung einlegen. Bleiben die Pegelverhältnisse in beiden Kanälen dieselben wie vorher, liegt die Aufzeichnung genau symmetrisch zu den Bandkanten.
Verglichen mit meiner Herstellung einer schmalen Trennspur (0,75mm) vor einem halben Jahr (siehe dazu hier), oder meinem Viertelspur-Justageband vor einigen Wochen (siehe hier) war die Herstellung diesmal kein wirklich schwieriger Akt. Hauptsächlich entscheidend ist dabei, die Beilagscheiben für den Löschkopf auf 1/100 mm genau auszumessen. Allerdings zogen sich die dafür nötigen Vorüberlegungen Wochen und Monate hin, und immer wieder kam was dazwischen … ;(
Nach dieser Aktion war ich jedenfalls so begeistert, dass ich hinterher eine 0,75 mm Trennspuraufzeichnung mit gleicher Genauigkeit herstellte. Nun weiß ich, wie’s geht
Falls sich jemand für dieses kleine praktische Messmittel interessiert, PN genügt!
Grüße, Peter
Grüße
Peter
_____________________
Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Peter
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(Konrad Adenauer)