Echtchrom oder Chrom-Substitut?
#1
Hallo in die Runde

Zuerst ein gutes neues Jahr!

Ich habe hier einige Typ II-Kassetten, bei denen mir nicht so recht klar ist, ob es sich beim Band um Echtchrom oder ein Substitut handelt. Nur würde ich das gerne wissen - vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen?

Diese hier:

1. SCOTCH XSII (Korea, älter)
   

2. SCOTCH XSII (Korea, neuer)
   

3. SKC CD
   

4. AudioMegnetics XHE II
   

5. MEMOREX CRX II
   

6. MEMOREX CRS+
   

7. SK (bessere Variante)
   

8. SK (schlechtere Variante)
   

9. M-Electronic MHQ II-S
   

10. BASF Chrome Super Quality II
   

11. BASF CS II Chrome Super
   

12. BASF CE II Chrome Extra
   

13. PHILIPS CD Extra
   

14. AGFA SR-XS
   

15. Audio Service Chrom
   



Vielen Dank für Eure Einschätzungen!
LG
Manuel
Zitieren
#2
Hallo Marsilio,

schön, daß Du Dich hier angemeldet hast, herzlich willkommen! Ich lese schon seit einiger Zeit interessiert Deine Cassettenbeschreibungen im Hifi-Forum mit.

Zu Deinen Cassetten:

1. Diese Version der XS II gab es ab ca. 1988, als 3M Sponsor der olympischen Spiele war. Hergestellt ist sie von Sunkyong (SKC). Dieser koreanische Hersteller hatte sowohl Chromsubstitute (SKC HX, später QX) als auch Echtchrom (SKC CD) in Produktion. Möglich wäre also theoretisch beides. Wenn ich mich richtig erinnere, dann war bei den als Scotch XS II verkauften SKC-Cassetten immer das Substitutband drin. Viele habe ich davon aber nicht, es können also durchaus verschiedene Varianten existieren.

2. Hier gilt das gleiche wie bei Nr. 1, nur daß es sich um die ab 1993 verkaufte Version handelt.

3. Echtchrom

4. Chromsubstitut (vermutlich eigene Herstellung von Audio Magnetics)

5. Chromsubstitut (Hersteller: Sunkyong)

6. Chrmsubstitut (Hersteller: Saehan/Samsung)

7. und 8.: SK verwendete lange Zeit Echtchrom von wechselnden Herstellern. Erst gegen Ende hin wurde alles Mögliche eingespult, was gerade greifbar war. In so einem Gehäuse wie Nr. 8 habe ich auch schon das Band der letzten Sony UX-S vorgefunden.

9. Das ist ein bei der Dessauer Magnetbandfabrik DMB zusammengebautes Exemplar. Somit also auch ein Lotteriespiel, welches Band gerade eingespult wurde. Tendenziell eher Echtchrom als Substitut.

10. Hier rätseln wir noch: Entweder der BASF-Typ CP II mit Hybridbeschichtung aus 85 % Chromdioxid und 15 % kobaltdotiertem Eisenoxid in Einschichttechnik. Oder ein Chromsubstitut, das auch in den späteren Serien der CS II und CM II zum Einsatz kam.

11. Wahrscheinlich Chromsubstitut. Es gibt zwar auch Berichte, daß CS II und CM II den Hybrid-Typ CP II mit zusätzlicher zweiter Schicht aus Chromdioxid hatten. Diese stützen sich aber auf einen einzelnen, wenn auch sehr kompetent wirkenden, ehemaligen Mitarbeiter von BASF USA. Und bisher haben alle Frequenzgang-Schriebe aus Tests dieser Modelle eindeutig für ein Einschichtband gesprochen, und das gemessene Grundrauschen war auf Substitut-Niveau.

12. Hybridband CP II (siehe oben)

13. Hier bin ich sehr unsicher. Das australische Band verhält sich beim Aufnehmen wie Echtchrom, rauscht aber eigentlich zu viel dafür.

14. Echtchrom in Zweischichttechnik (falls ich hier daneben liege, möge der Rauschabstand bitte einspringen :-) - das Substitutband bei Agfa war doch die SR-S, oder?)

15. Laut Anbieter irgendein Emtec-Band... also entweder CP II oder das Substitut aus der letzten CS/CM II.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#3
Bitte zu entschuldigen, dass ich die Gelegenheit nutze, um mir etwas „von der Seele“ zu reden, nämlich mein Unbehagen über die Bezeichnungen „Echtchrom“ und „Chromsubstitut“.

Mal abgesehen davon, dass es in beiden Fällen „Chromdioxid“ heißen müsste: beide Ausdrücke sind keine Erfindung von Chemikern bzw. Technikern, sondern des Marketings einer mir ansonsten nahestehenden, wenn auch erloschenen Firma. Dem Ausdruck „Substitut“ haftet seit jeher so ein Unterton wie „notgedrungen akzeptierter, nicht ganz gleichwertiger Ersatz“ an. Das war – vielleicht – in den ersten Jahren nach Einführung des CrO2 zu rechtfertigen, um die damalige leichte Unterlegenheit der gamma-Fe2O3-Bänder der gleichen Koerzitivfeldstärke-Klasse zu kennzeichnen bzw. anzuprangern. Das Ungleichgewicht hat sich rasch und gründlich geändert; die Marken-Compact-Cassetten-Bänder der Klasse IEC II laut IEC 94 bzw. DIN IEC 94 waren in späteren Jahren auf jeden Fall gleichwertig.

„Echtchrom“ ist auch so eine hinterlistige Wortprägung. Sie suggeriert, es gäbe so etwas wie „Falschchrom“, das man tunlichst außer Betracht lassen und sich davon distanzieren sollte.

Fußnote: CrO2 kommt nicht natürlich vor – ich fürchte, die hier im Forum laufende Diskussion über nachlassende Empfindlichkeit von CrO2-Bändern hat etwas damit zu tun (... Mutter Natur wird schon gewusst haben, warum sie CrO2 nicht selber produziert hat ...). Wer sich in die Schutzrechtsliteratur einlesen möchte, wird viele Patente zum Thema „Stabilisierung von CrO2“ finden, aber das ist – jedenfalls für Nicht-Chemiker – ein sehr raues Feld.


Ein Gutes Neues Jahr übrigens!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#4
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=198023#post198023 schrieb:„Echtchrom“ ist auch so eine hinterlistige Wortprägung. Sie suggeriert, es gäbe so etwas wie „Falschchrom“, das man tunlichst außer Betracht lassen und sich davon distanzieren sollte.
Hallo Friedrich, hallo alle Anderen!
In den späten 70ern, als ich älteres Kind war, glaubten wir zu wissen, was dahintersteckte.
Wir glaubten also:

dass die BASF das Magnetband auf Chromdioxidbasis erfunden hatte

dass "die Japaner" aus Lizenzgründen den Begriff nicht verwenden durften und auch die Substanz als solche nicht herstellen durften

dass diese deshalb etwas dem CrO2 vergleichbares entwickelt hätten

dass dieses unter dem Begriff "Chromsubstitut", worunter wir nicht abwertend ein gleichwertiges Alternativmaterial vermuteten, verkauft würde


In der praktischen Anwendung glaubten wir festzustellen, dass das Material "Chromsubstitut" klanglich nicht nur ebenbürtig, sondern was Verzerrungsfreiheit betraf, dem "echten" Chromband sogar etwas überlegen war. Natürlich hatten wir von Bandeinmessung und Empfindlichkeiten keinen Schimmer.

In meinen "Kreisen" von damals galt das Produkt mit dem Namen "TDK SA" als die absolute Spitze des kaufbaren.
Danach bzw. fast (aber nur fast) gleichauf folgten "BASF Chromdioxid super II" und "Maxell XL II". Alle anderen Produkte im IEC II-Bereich waren uninteressant. Metallband gab es noch nicht bzw. war dann so exorbitant teuer, dass es nicht in Frage kam und Ferrobänder - pfui Deibel.

Nun man wird älter - manchmal sogar auch reifer...irgendwann wurde ich Ferroband-Fan. Spitzenferroband hatte für mich den "entspanntesten" Klang - ein wenig Rauschen nahm ich dafür in Kauf.

Ok, ich schweife ab....

Lg, Maddin
Zitieren
#5
Ein Frohes Neues Jahr 2017 Euch allen.

Vielen Dank Martin, dass Du den Fragenkatalog schon abgearbeitet hast. (Bist Du grad in LU?)

Meine Ergänzungen:

zu 15. Der Leipziger Händler hat sowohl Konfektionsware mit CP II-Band und CS/CM II-Band verkauft. Laut seinem eBay-Verkaufsshop müßten das CSII-Bänder sein. Was mich jedoch stutzig macht ist, dass er die 120er auch als Chrom Super anpreist, obwohl CS-Band nie für die 120er Länge existierte.

zu 14. In der AGFA SR-XS ist ein Doppelschicht-Chromdioxidband, was immer zu unrecht unterschätzt wird. In der SR-S war das Einschicht-CoFe-Band, was vermutlich von maxell stammt.

zu 13. Die Philips gab's auch aus Dessauer Produktion, kann also auch chinesisches CrO2-Band drin sein.

zu 2. Diese Scotch entstammt der letzten AudioCassettenSerie ab 1993. Das scheint tatsächlich ein CoFe-Band zu sein. Ich habe die XSII von 1990 und 1993 kurz mal angetestet auf einem Rekorder aus den 1990ern ohne Einmessmöglichkeiten und unter Dolby C. Die Aufnahme unterschied sich kaum von der digitalen Quelle. Wäre es ein reines CrO2-Band wäre die Aufnahme dumpf bzw. würde pumpen. Wir haben ja die vergangenen Wochen genügend über diesen Empfindlichkeitsverlust bei CrO2-Bändern gesprochen. Normalerweise ist 3M, was die Kennzeichnung der Bänder angeht, immer genau gewesen, jedoch bei den europäischen XSII-SP (wahrscheinlich selektiertes BASF CM-Band) und XSII-S (wahrscheinlich älteres CS-Band. Das offene Exemplar, was ich besitze, hat die Längsstreifen auf der Oberfläche, das auch die Chrome Maxima Edition No4 inne hatte und es in dieser Generation einige Chargen mit fehlerhafter Beschichtung gab. Die tauchten massenweise zu reduzierten Preisen bei Karstadt auf (2,50 DM pro Cassette)) von 1990 und 1993 ist der Begleittext sehr allgemein gehalten und identisch. Beide Sorten wurden bei ICM in der Schweiz zusammengebaut.

Viele Grüße
Sebastian
Ob analog oder digital, es rauscht überall. ~:-9~

Pioneer D-05 | Grundig DAT-9000 | Philips DCC 951 | Philips DCC 600 | AIWA HD-S 200 | Roland EDIROL R-09 HR
Grundig CT-905 | Blaupunkt RC-1950 (Yamaha K-640) | Philips FC-870 | Philips FC-880 | Philips FC-950 | marantz SD-62 | Technics RS-BX701 | Harman Kardon TD 4500 | Grundig M100 CF
marantz CP-430 | Sony TCD-05 Pro
Telefunken DA 1000 | Telefunken HA 880 | Philips DFA 888 | Philips FA 950 | Grundig FineArts V11 & CF4 am PC
Telefunken IR-310
Zitieren
#6
Auch von mir noch ein gutes neues Jahr Euch allen!

@ Friedrich: Du hast natürlich Recht, daß die von mir verwendeten Begriffe rein wissenschaftlich falsch sind. Beim Schreiben hatte ich sogar geahnt, daß ich eventuell dafür auf die Löffel bekommen würde... Andererseits, was wäre ein alternativer, prägnanter Begriff, auf den wir uns zur Beschreibung von "kobaltdotierten Eisenoxidbändern des Typs IEC II" einigen könnten? Es gab schließlich auch solche für Typ I, ebenso einige aus der Zeit vor der IEC-Normung 1981, die seinerzeit noch als "Bänder für die Chromposition" oder - noch unschärfer abgegrenzt - "High-Bias-Bänder" bezeichnet wurden. Ich sehe ähnlich wie mein Namensvetter eigentlich keine Abwertung in der Bezeichnung Chrom(dioxid)substitut, sondern eher die historische Entwicklung, daß TDK und Maxell einigen Aufwand betrieben haben, um mit alternativen Magnetpartikeln ein Band für die "Chromposition" der damaligen Geräte anbieten zu können, ohne dabei Lizenzgebühren an den Konkurrenten Sony zahlen zu müssen.

Im Nachhinein hätte ich mir eigentlich sogar zwei getrennte IEC-Bandsorten für Chromdioxid und alternative Typ-II-Bänder gewünscht. Das hätte uns Nutzern damals einige Kompatibilitätsprobleme erspart. Weißt Du, ob es dahingehende Diskussionen gab, und weshalb man sich letztendlich entschieden hat, beide Sorten weiterhin in einem Typ zusammenzufassen?

@ Sebastian: Danke für die Ergänzungen! Bei der Philips müßte es sich um ein Exemplar mit "Tape made in Australia, assembled in PRC" handeln. Die von Dir angesprochenen aus Dessauer Konfektionierung gab es natürlich parallel dazu auch - die waren aber stets wesentlich einfacher bedruckt:
http://images.45spaces.com/f/aud/philips...-3-aud.jpg
Die australischen Bänder mit in China zusammengebautem Gehäuse gab es auch in der Einfach-Druck-Version, aber umgekehrt habe ich den Mehrfarbdruck mit schwarzem Hintergrund bisher nicht bei den Dessauer Exemplaren gesehen.

Weihnachten und Neujahr haben wir dieses Mal im hohen Norden verbracht - damit die andere Hälfte der Familie nicht zu kurz kommt. Ich melde mich vor meinem nächsten Ausflug in die alte Heimat.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#7
Vielen Dank für Eure Antworten - sehr interessant. Bei der Scotch XSII (Nr. 2) und der SKC CD (Nr. 3) war ich lange im Glauben, dass es sich um exakt das gleiche Produkt handelt. Wenn ich aber die Bandfarbe vergleiche, so scheint mir die Scotch doch einen ganz leichten Braunschimmer zu haben.

Die Philips ist meines Erachtens die in China zusammengebaute letzte Variante, aus Dessau dürfte die frühere Variante sein, bei der man noch ziemlich viel von den Wickelkernen sieht.

LG
Manuel

PS. Auch wenn es nicht korrekt ist: Wenn man im Zusammenhang von Tapes von Echtchrom und Chromsubstitut spricht, so weiss halt jeder sofort, was gemeint ist. Entsprechend wird in englischsprachigen Foren gerne von "Pseudochrome" geschrieben. Deshalb finde ich diese Bezeichnungen eigentlich gar nicht so schlecht...
Zitieren
#8
Hallo Manuel, auch die vorletzte Serie gab es parallel aus China mit australischem Band:
http://c-90.org/FOR_PROGRAMMER/tapes/Phi...es_1_0.jpg
(hier noch ein größeres Bild einer CD Master aus der gleiche Serie: )
http://agfabasf.com/images/content/1996c.jpg

...und aus Dessau mit unbekanntem Band:
http://www.tapedeck.org/400/philips_cd_extra_080417.jpg

Der Vollständigkeit halber sei auch noch die von Emtec-Version der letzten Serie erwähnt:
http://agfabasf.com/images/content/img24...ra_90o.jpg

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#9
Hallo Martin,

danke für deine Antwort - für heute von mir nur 'was Vorläufiges: ich hatte keineswegs dich auf dem Kieker, schließlich sind die beanstandeten Begriffe - leider - sozusagen Allgemeingut. Wenn ich jetzt noch anfangen wollte, mich über "Metal" zu äußern, käme die Mitternacht bedenklich nahe.

Auf morgen,

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#10
Und ich habe doch prompt noch eine Kassette vergessen, bei der ich auch nicht so richtig weiss was für Band das ist - die Bandwickel dieser Memorex CRX II S hier erinnern schon mal an SKC:
   

LG
Manuel
Zitieren
#11
Kirunavaara,'index.php?page=Thread&postID=198014#post198014 schrieb:14. Echtchrom in Zweischichttechnik (falls ich hier daneben liege, möge der Rauschabstand bitte einspringen :-) - das Substitutband bei Agfa war doch die SR-S, oder?)

Ich staune - Agfa hatte ein Substitut Nicht-Chromdioxid-Typ-II-Band? Aus eigener Herstellung? Dann müssten sie damit ja (da sie nur bis 1992 produziert haben) einige Jahre früher dran gewesen sein als BASF/Emtec, oder?
Zitieren
#12
Das große Rätsel ist tatsächlich das Chrom-Substitutband, was in der AGFA SR-S eingespult ist. Bisher haben wir noch keinen Beweis, dass dieses Band evtl. dem maxell UDII-Band entspricht. Der Geruch erinnert an maxell .

Friedrich schrieb in den Zeitschichten, dass in der Übernahmezeit von der AGFA-Magnetsparte von BASF für Duplizierer aus München ein AD Croco "ein hochkoerzitives Chrom-Kobalt-Magnetband" kam, "das die positiven Eigenschaften von Chromdioxid- und Kobalt-Ferrit-Oxiden kombiniert". Wahrscheinlich der Vorläufer des ChromPlus-Bandes.

Soweit meine Ergänzungen.

Viele Grüße
Sebastian
Ob analog oder digital, es rauscht überall. ~:-9~

Pioneer D-05 | Grundig DAT-9000 | Philips DCC 951 | Philips DCC 600 | AIWA HD-S 200 | Roland EDIROL R-09 HR
Grundig CT-905 | Blaupunkt RC-1950 (Yamaha K-640) | Philips FC-870 | Philips FC-880 | Philips FC-950 | marantz SD-62 | Technics RS-BX701 | Harman Kardon TD 4500 | Grundig M100 CF
marantz CP-430 | Sony TCD-05 Pro
Telefunken DA 1000 | Telefunken HA 880 | Philips DFA 888 | Philips FA 950 | Grundig FineArts V11 & CF4 am PC
Telefunken IR-310
Zitieren
#13
Hallo Martin und alle am Thema Interessierten,

unversehens landen wir bei einem Schnellkurs „Wortbedeutung“, Beispiel „Substitut“. Was ich an Quellen bzw. Definitionen finde, bestätigt meine Meinung, dass es sich bei Substitut um ein Synonym für Surrogat handelt, am deutlichsten bei http://neueswort.de/surrogat/: Ein Surrogat ist ein meist unzureichender Ersatz für etwas. Etwas schwächer der Duden: http://www.duden.de/rechtschreibung/Substitut_Ersatz_Surrogat: etwas, was als Ersatz dient; Surrogat. http://wortschatz.uni-leipzig.de/abfrage/ kennt auffallenderweise die hier benutzte Bedeutung von Substitut überhaupt nicht. Der Begriff hat also eindeutig einen negativen Beiklang, um nicht zu sagen: negative Bedeutung.

Andererseits, was wäre ein alternativer, prägnanter Begriff, auf den wir uns zur Beschreibung von "kobaltdotierten Eisenoxidbändern des Typs IEC II" einigen könnten?
Dazu ist es, mit Verlaub, zu spät, das Pferd ist tot.

Im Nachhinein hätte ich mir eigentlich sogar zwei getrennte IEC-Bandsorten für Chromdioxid und alternative Typ-II-Bänder gewünscht. Das hätte uns Nutzern damals einige Kompatibilitätsprobleme erspart. Weißt Du, ob es dahingehende Diskussionen gab, und weshalb man sich letztendlich entschieden hat, beide Sorten weiterhin in einem Typ zusammenzufassen?

Hier sehe ich ein grundlegendes Mißverständnis, und zwar ist die Funktion der IEC-Klassifikation nach IEC 94, insbesondere die Bedeutung des Referenzleerbandes, verkannt. Es bestand innerhalb des beteiligten Firmenkreises Einverständnis darüber, dass Referenzleerbänder alle Bandprodukte der jeweiligen Koerzitivfeldstärke-Klasse repräsentieren und daher alle Recorder eben auf diese eingemessen werden (was sich dann noch an Abweichungen ergibt, sind unvermeidliche Fertigungstoleranzen – das Compact-Cassetten-System war nie dafür gedacht, Toleranzen wie im Studiobereich einhalten zu sollen, insbesondere Bänder wären fast unbezahlbar geworden).

Da ich an den Normungsabsprachen persönlich nicht beteiligt war, kann ich die Frage nach eventuellen Diskussionen nicht beantworten; wenn es sie gegeben haben sollte, hat man sich letzlich doch auf das andere Vorgehen geeinigt.

Und, ich kann’s mir nicht verkneifen: das schönste Beispiel für schlampige Begriffsprägung ist doch „metal tape“ – wie viele passende Metalle gibt’s eigentlich? Reineisen hat wieder diesen hochtrabenden Beiklang (was soll „Unrein-Eisen“ sein?). Aber, Selbstzitat: das Pferd ist tot.

Bitte zu entschuldigen, wenn sich ein etwas apodiktischer Tonfall eingeschlichen haben sollte, aber „freundlicher“ kann ich über die Tatsachen nicht schreiben.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#14
Was genau ist eigentlich ein sogenanntes "Reineisenband"
Ich habe das bis heute nicht kapiert.
Eisen rostet, daraus wird Eisenoxid, chemisch Fe2O3.
Nähme ich also "reines" Eisen als Basis für eine Bandbeschichtung, müsste dieses doch relativ schnell verrosten und zu Fe2O3 werden.
Ergo folgere ich daraus, dass es sich um Buderus-Edelstahl handeln muss Big Grin.
V2A-Stahl mit 18% Chromanteil rostet nicht, da das Chrom die bösen Sauerstoffmoleküle abfängt.
Insofern eine Art spezielles Ferrochrom-Band (eigentlich IEC 3).
Weiss es jemand genau?
Gruss, Maddin
Zitieren
#15
Komisch, ich traf auf die Bezeichnung "Chromsubstitut" erst in deutlich späteren Jahren. Für mich gab es immer "Chromdioxyd" und die Produktnamen "Super Avilyn" bei TDK und "Black Magnetite" bei Maxell. Klar wußte ich, das es kein Chromdioxyd war, in der Anwendung aber mindestens gleichwertig. Das mit der Kobaltdotierung lernte ich auch erst später und begriff dann, warum die SA-Bänder immer leicht bräunlich waren. Viele Wege führen nach Rom, so hatte jeder der großen Hersteller sein Verfahren und Produkt. Maxell schaffte sogar das Kunststück, mit einem Einschichtband (XLII-S) das zu schaffen, wo die Konkurrenz zwei oder mehr Schichten brauchte.

Reineisenband hat tatsächlich Eisenstaub, kein Oxyd. Es soll sogar Reineisencassetten gegeben haben, die "rosteten". Habe aber nur mal davon in einer Zeitschrift gelesen und weiß den Hersteller nicht mehr. An meinen Exemplaren kann ich auch nach 30 Jahren davon noch nichts feststellen. In der Regel sind die Metallpartikel auf dem Band gut in der Emulsion eingeschlossen.

Ferrochrom mochte ich auch gerne, ist aber ein Zweischichtband alter Technik. Leider konnte man sich im Gegensatz zu Typ IV damals nicht auf eine Gehäusekennung einigen und so verschwand Typ III wieder vom Markt, da die Eigenschaften von Typ III durch "Chromdioxyd" "substituiert" Big Grin werden konnten. Man braucht dazu heute schon ein Deck mit manueller Bandsortenumschaltung, welches möglichst auch Typ III hat.

Im Rückblick ist das schon eine faszinierende Technik, das die Emulsionstechnologie durch die Herausforderung, eine Cassette "hifitauglich" machen zu wollen, so beflügelt wurde. Was wären das wohl für tolle Bandmaschinen gewesen, hätten sie von diesen Bändern ebenso profitieren können?

PS. Heute bin ich von hochwertigen TypI Ferrooxydcassetten durchaus auch angetan. Mit leistungsfähigen Decks erreicht man hier schon eine beachtliche Wiedergabe.
Gruß André
Zitieren
#16
maddin2,'index.php?page=Thread&postID=198063#post198063 schrieb:Nähme ich also "reines" Eisen als Basis für eine Bandbeschichtung, müsste dieses doch relativ schnell verrosten und zu Fe2O3 werden.
Deswegen ist das Reineisenpigment ebenso in ein Bindemittel eingebettet wie alle alternativen magnetischen Substanzen:
Jedes einzelne der nadelförmigen Eisen­partikel (Länge ca 1µm, Dicke 1/10µm oder darunter) wird mit der Lackschicht luftundurchlässig überzogen ist und kann deswegen mit dem Luftsauerstoff keine Verbindung eingehen.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#17
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=198074#post198074 schrieb:Was wären das wohl für tolle Bandmaschinen gewesen, hätten sie von diesen Bändern ebenso profitieren können?
Metallpigmentbänder waren bekanntlich nicht billig, und Enthusiasten, die die Dynamik ihrer Maschinen partout um 6 dB oder mehr steigern wollten, hatten schon vorher den Rauschminderungssystemen den Vorzug gegeben. Kurz gesagt, das System war abseits der CC nicht marktfähig.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#18
Hallo Maddin,

deine Vermutungen stimmen: reines Eisen oxidiert ziemlich rasch - besser gesagt: brandgefährlich schnell, denn in der für Magnetbandzwecke geeigneten Form haben die etwa zylindrischen Einzelpigmente eine Länge von 0,8 µm und einen Durchmesser von 0,08 µm. Anders gesagt: 1 Gramm Pigment dieses Stoffs hat eine Oberfläche in der Größenordnung 35 ... 40 m². Das Material ist also einem heftigen Oxidationsangriff des Luft-Sauerstoffs ausgesetzt, und zwar derart, dass es von rotglühend zu brennend übergeht - in ihrer nüchternen Art nennen Chemiker das eine exotherme Reaktion. Was übrig bleibt, ist tatsächlich Fe2O3, allerdings die unmagnetische alpha-Modifikation (die magnetische hat ein anderes Kristallgitter und heißt daher gamma-Fe2O3). Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrophor

Man muss also höllisch aufpassen, wenn mit diesem Material nicht unter Stickstoff o.ä. gearbeitet wird.

Die frühesten "metal tape"-Muster waren alles andere als stabil, weil selbst die Einbettung im Bindelack der Magnetschicht die Oxidation nicht verhindern konnte. Abhilfe schaffte erst die "Passivierung" jedes Pigmentteilchens, d.h., es bekam eine Art sauerstoff-undurchlässiger Beschichtung (bitte einmal spaßeshalber ausrechnen, wie viele Pigmentteilchen auf einer C 90-Bandlänge bei 4 µm Schichtdicke und 3,81 mm Bandbreite sowie einem Pigmentanteil von 40 % am Schichtvolumen anzutreffen sind ...). Man ahnt es schon: die Passivierung fraß einen beachtlichen Teil der vorher so hoch gespriesenen Leistungsfähigkeit des "Metallpigments" auf, und deswegen hatten "metal tapes" auch nie wirklich spektakuläre Eigenschaften.

Ob Buderus-Stahl eine Koerzitivfeldstärke von etwa 100 kA/m besitzt, möchte ich bezweifeln ...

Nachdem Reineisen im Audio-Sektor nicht richtig reüssieren konnte, folgten spektakuläre Entwicklungen für den Video- und Datenaufzeichnungsbereich - witzigerweise endete also die Magnetband-Beschichtungsentwicklung so, wie sie angefangen hatte, nämlich mit "reinem" Eisen. Allerdings hatten anno 1935 die Carbonyleisen-Kugeln Durchmesser zwischen 3 und 10 µm. Immerhin waren 1985 (Muster aus dem Besitz von Jack Mullin) erst etwa 10 % des Materials oxidiert.

F.E.

Peter und André: wir haben uns offensichtlich zeitgleich am gleichen Thema abgearbeitet.

Interesse an Magnettontechnik-Geschichte? ZEITSCHICHTEN abwickeln - http://www.beam-ebooks.de/ebook/40085
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#19
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=198078#post198078 schrieb:Metallpigmentbänder waren bekanntlich nicht billig, und Enthusiasten, die die Dynamik ihrer Maschinen partout um 6 dB oder mehr steigern wollten, hatten schon vorher den Rauschunterdrückungssystemen den Vorzug gegeben. Kurz gesagt, das System war abseits der CC nicht marktfähig.

Das waren selbst Ferrochrom und "Typ II" (EE-Band) auf offenen Spulen ja nur sehr begrenzt.
Zitieren
#20
@ Friedrich: Nun gut, auch über tote Pferde gehört es sich nicht, schlecht zu reden, von daher werde ich versuchen, die herabwertenden Begriffe zu meiden :-) Was den Begriff "Metallband" angeht, habe ich mich tatsächlich bereits während der ersten Chemiestunden in der Schule gewundert, um welches Metall es sich denn genauer handelt. Schließlich mußten ja alle Magnetbänder mit irgendeiner Art Metall beschichtet sein, da sonst keine Magnetisierung möglich war (Physik hatten wir schon ein paar Jahre früher auf dem Stundenplan). Die damals für einen Schüler zugängliche Literatur zum Thema - hier mal eine "Stereo", da mal ein Werbeblättchen eines Bandproduzenten - brachte dann die Erkenntnis, daß es sich um nicht oxidiertes Eisen, also Fe, handelte. Damit war natürlich die Verwechslungsgefahr mit Eisen_oxid_bändern groß, denn deren chemisch korrekte Bezeichnung Fe2O3 (oder gar Fe3O4) schrieb in den 80er Jahren kaum noch ein Hersteller auf die Cassetten, genausowenig wie CrO2, und wenn doch, dann nur eim Kleingedruckten. Es wurden ja weit verbreitet die Abkürzungen Fe für Typ-I-Bänder und Cr für Typ-II-Bänder (bisweilen sogar solche ohne Chromdioxid) verwendet. Ein sachlich korrekt als Fe bezeichnetes Typ-IV-Band wäre marketingtechnisch wahrscheinlich problematisch gewesen.

Zitat:Man muss also höllisch aufpassen, wenn mit diesem Material nicht unter Stickstoff o.ä. gearbeitet wird.

Die frühesten "metal tape"-Muster waren alles andere als stabil, weil selbst die Einbettung im Bindelack der Magnetschicht die Oxidation nicht verhindern konnte.

Ups... muß ich jetzt fürchten, daß dieses tote Pferd - ich schätze das Exemplar auf 1978/79 - Feuer fängt und mir die Hütte in Brand setzt?

[Bild: BASF_metallpigment_60.jpg]

@ Manuel: Deine Memorex CRX II S ist eine SKC, das hast Du richtig gesehen - und damit sind wieder Chromdioxid und kobaltdotiertes Eisenoxid als Beschichtung möglich. Schnüffle mal dran - das Chromdioxidband von Sunkyong hat einen derart starken Wachsmalkreide-Geruch, daß es sich recht zielsicher per Nase bestimmen läßt.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#21
Der "Schnüffeltest" lässt stark darauf schliessen, dass die Memorex CRX II S um ein Band mit kobaltdotiertem Eisenoxid handelt. Der Unterschied zum Geruch der oben gezeigten SKC CD ist eindeutig.

LG
Manuel
Zitieren
#22
Hallo Martin,

für deine schon ehrwürdige „metall pigment“ –Kassette wird man Entwarnung geben können, deine Datierung auf 1978/79 dürfte stimmen. Allerdings gehört dieser Veteran schon zur Generation mit „passiviertem Pigment“, deine Nachtruhe ist also gesichert (und die deiner Sammlung!).

Die Eisenpigment-Bänder, auf die ich mich bezog, waren ein paar Jahre älter. Und nun wundere ich mich ein wenig, dass du – nichts für ungut - anscheinend noch keinen Zugang zu einer umfassenden technikhistorischen Darstellung hast:
https://www.beam-shop.de/sachbuch/film-medien/317730/zeitschichten-magnetbandtechnik-als-kulturtraeger-dritte-ausgabe-2013?number=SW317730
Ab Seite 472 wird ausführlich (mit Quellenverweisen) über die Entwicklung der Eisenpigment-Bänder berichtet. Ab S. 563 sind auch die digitalen Video-Systeme beschrieben, die mit 12,7 mm (½“) breitem Eisenpigmentband arbeiteten.

Anregende Lektüre verspricht

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#23
Hallo Friedrich,

die "Zeitschichten" habe ich natürlich und lese auf langen Reisen immer wieder und gerne ein Stück weiter darin. Dabei muß ich gestehen, direkt mit dem Cassettenkapitel angefangen zu haben und es bisher nur bis zur analogen Videoaufzeichnung geschafft zu haben (bin gerade bei LVR - spannendes Thema!). Die digitalen Videoformate kommen natürlich auch noch dran, und danach beginne ich mit dem Buch von vorne.

Meine Frage mit dem Anbrennen des Bandes war auch nicht hundertprozentig ernst gemeint - ich war aber durchaus neugierig, ob es sich schon um ein stabilisiertes Band handelte, oder noch um einen der Prototypen, über die auf S. 473 zumindest von Rost an den Bandkanten berichtet wird. Die Quelle dazu stammt immerhin noch aus 1978, also doch sehr zeitnah zu der "metall pigment SM cassette". Und genau so hast Du mir die Frage auch beantwortet, vielen Dank!

In den 80er Jahren war das Buch, das mir als Schüler schon so vieles besser erklärt hätte, natürlich noch nicht geschrieben. Immerhin fand ich damals ein gewisses "Compact-Cassetten-Handbuch für die Praxis" zum Taschengeldpreis auf einem Ludwigshafener Flohmarkt, womit ich mich schonmal in die technischen Grundlagen einlesen konnte.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#24
Gebietsweise fängt das Neue Jahr doch freundlicher an als befürchtet ...

Gruß nach Norden,

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#25
timo,'index.php?page=Thread&postID=198081#post198081 schrieb:
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=198078#post198078 schrieb:Metallpigmentbänder waren bekanntlich nicht billig, und Enthusiasten, die die Dynamik ihrer Maschinen partout um 6 dB oder mehr steigern wollten, hatten schon vorher den Rauschunterdrückungssystemen den Vorzug gegeben. Kurz gesagt, das System war abseits der CC nicht marktfähig.

Das waren selbst Ferrochrom und "Typ II" (EE-Band) auf offenen Spulen ja nur sehr begrenzt.
Ohne das Thema hier weiter zu vertiefen, ich habe mir für mein kleines TEAC X-300 mal interessehalber eine Maxell EE 18cm Spule für schlappe 49,95 DM gegönnt. Das wars dann auch, bei dem Preis. So viel besser war die auch nicht, oder das TEAC konnte das Band nicht richtig ausnutzen. Der externe dbx-Baustein hat dann letztlich für Rauschfreiheit selbst bei 9,5 cm/s gesorgt.
Viele Grüße,

Michael
Zitieren
#26
Ich glaube die Begriffe sind doch eigentlich durch die sogenannte "Fachpresse" eingeführt worden. In verschiedenen Tests der Zeitschriften Audio, Stereo, Steroplay oder wie sie da heißen mögen, war oft die Sprache von Chromdioxid-Bändern und Chromsubstitut-Bändern. Ebenfalls wurde dort der Begriff "Metall" oder "Reineisen" geprägt. Reineisen als neues "Supertape" gegen mangelnde Dynamik.

Wobei ich mich noch gut daran erinnern kann, das mein Vater mit seinem damals wohls sehr rauscharmen Recordern und BASF Chrom Super II Cassetten eine Stille bei Klassikaufnahmen herausgeholt hat, das schaffte damals keine Metallcassette.
Viele Grüße,

Michael
Zitieren
#27
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=198074#post198074 schrieb:Ferrochrom mochte ich auch gerne, ist aber ein Zweischichtband alter Technik. Leider konnte man sich im Gegensatz zu Typ IV damals nicht auf eine Gehäusekennung einigen und so verschwand Typ III wieder vom Markt, da die Eigenschaften von Typ III durch "Chromdioxyd" "substituiert" Big Grin werden onnten. Man braucht dazu heute schon ein Deck mit manueller Bandsortenumschaltung, welches möglichst auch Typ III hat.
Hallo an alle und noch ein gesundes Neues Jahr!

Leider kann ich mangels ausreichendem Fachwissen nicht viel zur Diskussion beitragen, möchte aber zum Thema Cassetten-Kodierung sagen, dass es offensichtlich doch eine Festlegung für die automatische Erkennung der verscheidenen Typen gab.
Inwieweit die, insbesondere für FeCr, umgesetzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Hier mal eine Abbildung dazu (aus dem Netz geliehen):

Viele Grüße
Reimar


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Zitieren
#28
Es gab natürlich eine FeCr-Bandsortencodierung. Diese war eigentlich auch ganz logisch, Fe-Kennung + Metall-Kennung, Mir ist aber persönlich keine Ferrochromcassette unter gekommen, die diese Kennungen auch hatte. Bei BASF und Sony gab es nur Ferro-Kennungen. Andere habe ich aber auch nicht gekauft. Mein Technics RS-M245X bespielte diese damals als Ferro-Band, da keine automatische bzw. manuelle Umschaltung dieser Bandsorte möglich war. DUAL Cassettendecks hatten da des öfteren extra eine FeCr-Taste zur manuellen Auswahl. Man konnte das C844 intern auch gezielt auf diese Bandsorte einmessen. Laut SM war das Gerät auf Sony FeCr/DUAD eingemessen und nicht wie man eigentlich erwartet hätte auf BASF Ferrochrom III. Auch diverse Sony Cassettendecks boten Anfang der Achtziger manuelle Umschalter für FeCr. Andere Hersteller sind mit jetzt nicht bekannt, d.h. aber nicht, dass es sie nicht gibt.
Viele Grüße,

Michael
Zitieren
#29
Zu Ferrochrom etc.:

DIN IEC 94 Teil 5 nennt unter „2.5 Referenzleerband“ die Charge CS 301 als Referenzleerband für den Typ IEC III und im Anhang B.2 als Bezugsquelle Sony Magnetics Products Inc., Tokyo. Auf dieses Band waren alle IEC-III-tauglichen Recorder einzumessen. Wenn angeblich auf ein anderes IEC III-Produkt "eingemessen ist", handelt es sich um eine Hersteller-Empfehlung für den Benutzer (ein Gegenbeweis ist m.W. bisher nicht erbracht worden).

DIN IEC 94 Teil 7 vermerkt unter 12.3.5 „Fühlöffnungen für Bänder“ vom Typ IEC III lediglich „in Bearbeitung“. Das dortige „Bild 12: Zusätzliche Fühlöffnungen“ definiert die Lage der „Fühlöffnungen für hochauflösende Bänder vom Typ IEC II und IEC IV“ unter 12.3.3.

Die in #28 gezeigte Lösung ist zwar in sich logisch, wurde aber offensichtlich mangels Interesse nicht standardisiert. Auch ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so codierte Kassette gesehen zu haben, geschweige denn einen Recorder, der solche IEC III-Fühlöffnungen ausgewertet hätte. Bezeichnenderweise gilt das vor allem für Oberklasse-Recorder ab der Generation Revox B215, auch beim Nakamichi 680 ZX dürften sie gefehlt haben.

Zu #26, Technics123: Es würde ausgiebiges Literaturstudium erfordern, heute noch den „Chromsubstitut“-Erfinder gerichtsfest zu benennen. Meine Erinnerung geht eher dahin, dass die Fachpresse die Pressemitteilungen der Bandhersteller gern zitiert bzw. übernommen hat. Robuste Behauptungen wie „99,9 % rauschfrei“ und „verdammt nah an der CD“ (für chromdioxid super / maxima) waren in Anzeigen an der Tagesordnung. Außerdem schwappten gelegentlich stur buchstäblich verdeutschte „Fachausdrücke“ aus den USA herüber – siehe „metal tape“. Wie auch immer: ob Marketing oder Presse, mit Ruhm bekleckert hat sich damit niemand.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#30
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=198214#post198214 schrieb:geschweige denn einen Recorder, der solche IEC III-Fühlöffnungen ausgewertet hätte. Bezeichnenderweise gilt das vor allem für Oberklasse-Recorder ab der Generation Revox B215, auch beim Nakamichi 680 ZX dürften sie gefehlt haben.

Beim B215 mit Sicherheit, weil das m.W. erst 1985 auf den Markt kam. Da war FeCr schon längst kein Thema mehr. Wenn man ein entsprechendes Deck finden wollte, müsste man wohl bei älteren Modellen suchen. Ich bezweifele aber auch, daß es jemals eins gab.

Ich kann mich dunkel erinnern, daß ein Kassettendeck aus den frühen 1980er Jahren einen Bandsortenwahlschalter mit den beiden Positionen "Automatic" (automatische Umschaltung zwischen Typ I und II) und "FeCr" hatte (könnte ein Modell von Grundig oder Dual gewesen sein, aber ich bin nicht sicher). Das spricht ja auch dafür, daß es keinen von den Herstellern akzeptierten Standard für eine FeCr-Gehäusekodierung gab, sonst wäre man sicher nicht diesen ungewöhnlichen Weg gegangen.
Zitieren
#31
Stammt die Abbildung im Beitrag 27 nicht aus einer Bedienungsanleitung zu einem Deck von Dual? Es gab bei Tapeheads.net bereits mehrmals genau die gleiche Diskussion über die Codierung von Typ-III-Cassetten. Zusammengefaßt sieht der kollektive Wissensstand dort ungefähr so aus:

- Es gibt wenige Geräte, die tatsächlich die im o.g. Bild beschriebene Typ-III-Kennung automatisch auslesen, und zwar mindestens eins von Dual und eins von Sony. Zusätzlich läßt sich aber Typ III bei diesen Geräten auch manuell schalten, weil es eben noch (fast?) keine Cassetten mit dieser Kennung gab.

- Es gibt auch Cassetten mit genau der oben beschriebenen Typ-III-Kennung. Allerdings habe ich bislang noch keine wirkliche Typ-III-Cassette damit gesehen, auch nicht auf Fotos, sondern nur Cassetten mit Typ-I-Band, die wohl versehentlich solche Gehäuse bekommen haben. Es handelt sich dabei auschließlich um Exemplare mit kleinen Metallspulen des japanischen Herstellers Audio May's Limited, die unter verschiedenen Namen verkauft wurden.

- Andere Nutzer berichteten von späten BASF- und Sony-Ferrochromcassetten, die angeblich diese mittigen Öffnungen hatten. Für BASF kann ich das fast ausschließen, meie jüngsten Exemplare von 1983 mit diesem Gehäuse haben die zusätzlichen Öffnungen nicht. Von Sony könnte es was gegeben haben, das Modell Duad war in Japan immerhin bis 1987 oder 88 in den Katalogen aufgeführt.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#32
Ich bin nicht so der Fe-Cr-Experte, ich kenne nur die Modelle von BASF und Sony, die allesamt nur FE-Kennung, sprich nichts am Gehäuse hatten. Bereits ab ca. 1983 verschwanden auch die Umschaltungen für Fe-Cr, die m.W. bis auf die von Martin genannten Decks allesamt manuell waren. Chrome/TypII wurden immer besser, TypIV die "Topsorte" und ab 1983 setzen sich die Geräte mit Autoerkennung (Gehäusefühler) durch.

@Friedrich
Asche auf mein Haupt, der Erwerb Deines Buches ist für mich längst überfällig...
Gruß André
Zitieren
#33
timo,'index.php?page=Thread&postID=198220#post198220 schrieb:Ich kann mich dunkel erinnern, daß ein Kassettendeck aus den frühen 1980er Jahren einen Bandsortenwahlschalter mit den beiden Positionen "Automatic" (automatische Umschaltung zwischen Typ I und II) und "FeCr" hatte (könnte ein Modell von Grundig oder Dual gewesen sein, aber ich bin nicht sicher).

Ich hab's wiedergefunden: Das Uher CG-350 war's.
Zitieren
#34
timo,'index.php?page=Thread&postID=198220#post198220 schrieb:Ich kann mich dunkel erinnern, daß ein Kassettendeck aus den frühen 1980er Jahren einen Bandsortenwahlschalter mit den beiden Positionen "Automatic" (automatische Umschaltung zwischen Typ I und II) und "FeCr" hatte (könnte ein Modell von Grundig oder Dual gewesen sein, aber ich bin nicht sicher). Das spricht ja auch dafür, daß es keinen von den Herstellern akzeptierten Standard für eine FeCr-Gehäusekodierung gab, sonst wäre man sicher nicht diesen ungewöhnlichen Weg gegangen.
Das Technics RS-M04 hat einen solchen Umschalter, allerdings "praktischerweise" an der Rückseite! Ist also kaum für häufigen Wechsel zwischen Typ III und anderen Bandsorten geeignet.
Zitieren
#35
Was mich noch interessieren würde: Was zieht Ihr in Eurem "Kassettenalltag" eigentlich vor - Bänder mit Chromdioxid oder kobaltdotiertem Eisenoxid?

Bei mir ist es so, dass ich Kassetten, die ich für eine längere Zeitspanne hören möchte, wegen der längeren Haltbarkeit Bänder mit kobaltdotierten Eisenoxidbeschichtung nehme. Bei Aufnahmen hingegen, bei denen ich keinen Wert auf Langlebigkeit lege nehme ich auch mal ein Tape mit Chromdioxid. Allerdings geht die Tendenz schon stark gegen Chromdioxid.

(Tja, und dann gibt es da noch die Fälle, bei denen ich mühsam das Chromdioxidband durch kobaltdotiertes Eisenoxidband austausche weil mir die Kassettenoptik gut gefällt oder sie mit Jugenderinnerungen verknüpft ist - wenn ich das meinen neudigitalen Arbeitskollegen erzähle, die würden mich für nicht mehr zurechnungsfähig erklären... Naja, jedem seinen Dachschaden 8) )

LG
Manuel
Zitieren
#36
Je nach aufzunehmender Musik suche ich mir gerne ein Band mit passenden Eigenschaften aus. Das geht quer durch alle Bandsorten, allein schon aufgrund der Experimentierfreude. Nachdem hier aber immer mehr Indizien zusammengetragen wurden, die darauf hindeuten, daß Chromdioxid nicht so langzeitstabil ist, wie wir gedacht haben, werde ich diesen Bändern zumindest keine unwiederbringlichen Aufnahmen mehr anvertrauen. Leider. Andererseits, für unwiederbringliche Aufnahmen - und das sind bei mir im Prinzip nur Live-Mitschnitte von (Chor-)Konzerten - nutze ich ganz pragmatisch einen Digitalrecorder. Wenn eine davon gezogene Kopie auf Chromdioxidband in 10 Jahren grottig klingen sollte, läßt sich ohne Probleme eine neue erstellen.

Was manchmal noch vorkommt ist, daß ich Programme aus dem Radio auf Band mitschneide, die so einfach nicht wieder beschaffbar sind. Meistens handelt es sich dabei aber um Popkonzerte, die sowieso besser auf einem guten Eisenoxid aufgehoben sind, weil die Pegelspitzen schwer vorauszusehen sind und der Rauschteppich ohnehin im Publikumsgeräusch untergeht.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#37
Ich wähle die Bänder auch je nach Musikmaterial aus, aber ggf. einfach nach Laune, welches Tape man mal wieder im Cassettendeck laufen haben möchte. In heutiger Zeit sehe ich das auch nicht mehr so kritisch, da zur Langzeitarchivierung genug digitale Medien, mit all ihren Nachteilen bei der Langzeitarchivierung, zur Verfügung stehen. Wichtige Aufnahmen werden meist digital erstellt und dann entsprechend geschnitten und auf die jeweiligen Medien kopiert. Für mein DUAL C846 bietet sich natürlich eine Cassette mit großem Fenster an, das sieht dann schon toll aus. Am Besten natürlich eine TDK MA-R oder MA-XG mit Gußrahmen. Nur leider habe ich davon nur eine Handvoll und eine Neuanschaffung dieser Gattung ist mir persönlich einfach zu teuer, bei den Preisen, die in den bekannten Auktionsplattformen kursieren. Da denkt man sich wieder einmal, warum hat man sich diese früher nicht öfters gekauft, aber das denkt man ja nicht nur bei dieser Cassette, sondern auch bei anderen Dingen die es heute kaum noch gibt.
Aber eine BASF CrS II, eine BASF Maxima II oder alle Cassetten mit großem Panoramafenster tun es hier auch. Auch Cassetten in Rauchglasgehäusen haben hier mittlerweile Ihren Reiz.

Generell habe ich eigentlich auch gerne auf Ferrobänder aufgenommen und tue dies auch heute noch, diese machten damals beim Cassettenaustausch mit Dolby meist weniger Probleme als Chrom oder kobaltdotiertes Eisonoxid, auch wenn diese Kriterium heute kaum noch zählt. Wenn man da z.B. die Maxell XLI oder XLI-S genommen hat, war das klanglich ganz große Klasse. Aber selbst die einfachen Cassetten von BASF waren spätestens ab Mitte der Achtziger sehr gute Bänder, dank AGFA? Und zumal waren diese auch meist um einiges billiger als die teuren Maxells oder TDK AD-X /AR-X. Auch gab es die teuren Ferrobänder am Ende kaum noch, die Maxell XLII und TDK SA haben sie preislich einfach vom Markt verdrängt. Ich hoffe noch immer auf eine unentdeckte Lagerhalle mit NOS Maxell XLI-S 90 Cassetten, aber ich glaube... .

Viele Grüße

Technics123
Viele Grüße,

Michael
Zitieren
#38
...kleines update von mir dazu:

seit ich meinen ersten Kassettenrecorder vom zusammengesparten Geld angeschafft hatte (das war 1984, ein damals in der DDR wahnsinnig teurer SKR500) verwendete ich CrO2- Kassetten. Durch die West- Verwandschaft hatte ich das Glück, gleich mit BASF CR II beginnen zu können. Ich selbst habe mir ganze 2 (!!) DDR- CrO2- Kassetten gekauft. Alles Andere waren Geschenke und man mußte halt genau überlegen, was es einem wert war aufgenommen zu werden. Die DDR- Cassetten hatten nun mal einen Stückpreis von 30,-M (bei 60min. Spielzeit), das war für einen Schüler nicht gerade wenig... :S

Im weiteren Verlauf bekam ich dann BASF CR S II und CR M II. Ca. 2 Jahre vor der Wende gab es dann keine BASF mehr, die Verwandschaft hatte auf TDK SA-X umgestellt. Das ist dann die Marke, bei der ich geblieben bin. Auch (und vor allem), als ich dann 1991 zwei "richtige" Cassettendecks angeschafft hatte (AIWA AD-F 880 und AIWA AD-F910) 3- Kopf- Decks mit Einmesscomputer, damals der heilige Gral für mich. Die damit aufgenommenen Cassetten klingen bis heute phantastisch. Dagegen sind die CR II von BASF ziemlich leise mit nicht unerheblichem Rauschanteil, wie ich finde... X(

Grüße, Rainer
Zitieren
#39
Ich frag mich grad warum hier wieder das CrO2Bashing losgeht. Jede Technologie hat ihre Zeit... und das war auch beim CrO2 so. Ein BASF CRII-Band gehört halt nicht bespielt mit Rekordern und übersättigter Digitalmusik aus Mitte der 1990er Jahre sondern halt mit der Musik aus den 1970er und 1980ern (oder moderner Musi, die noch nach analogen Klangkriterien produziert worden ist) und mit Rekordern, die auf dieses Band eingemessen waren wie mein(e) Blaupunkt RC-1950/Yamaha K-640. Die spielen ihre auf CR-E-Band gespeicherten und dolbisierten Aufnahmen immer noch tadellos ab.

Ab 1990 ist die produzierte Musik im Klang dichter geworden, analoge Einschränkungen wie eine Bandsättigung wurden nicht mehr beachtet, hauptsache "fett" muss es klingen. Ein Chromdioxidband ist damit überfordert. Das war auch ein Grund weshalb ich dann 1995 dann endgültig auf DAT und VHS-HiFi umgestiegen bin. Nur schätze ich mittlerweile den analoger und filigranen Klang eines BASF Maxima-Bandes und nachdem der Klang eh fetter geworden ist benötige ich auch kein Dolby mehr. Für Cr Maxima und Co habe ich Rekorder die sich darauf lassen. Ich denke, das reicht für die nächsten zehn Jahre mindestens.

Ich konnte mich mit den japanischen Bändern nie anfreunden, auch wenn TDK mit der 1987er SA in Band und GehäuseDesign Masstäbe gesetzt hat und ich diese Serie als eine der schönsten in der ganze Cassettenära ansehe. Nur war das Ergebnis immer nach meinem exzessiven Cassettengebrauch, dass die japanischen Bänder sehr schnell abgenudelt waren, Striemen und Falten hatten und die BASF-Bänder meinem Treiben standhielten.

Aber das sind halt alles sehr subjektive Dinge...

Viele Grüße
Sebastian
Ob analog oder digital, es rauscht überall. ~:-9~

Pioneer D-05 | Grundig DAT-9000 | Philips DCC 951 | Philips DCC 600 | AIWA HD-S 200 | Roland EDIROL R-09 HR
Grundig CT-905 | Blaupunkt RC-1950 (Yamaha K-640) | Philips FC-870 | Philips FC-880 | Philips FC-950 | marantz SD-62 | Technics RS-BX701 | Harman Kardon TD 4500 | Grundig M100 CF
marantz CP-430 | Sony TCD-05 Pro
Telefunken DA 1000 | Telefunken HA 880 | Philips DFA 888 | Philips FA 950 | Grundig FineArts V11 & CF4 am PC
Telefunken IR-310
Zitieren
#40
Hallo Sebastian,

sag mal, ist dir was über die Leber gelaufen? Was soll das mit dem CrO2 Bashing?
So eine Schärfe in eine, wie ich finde, sachliche Diskussion hineinzubringen halte ich für unnötig.

Es geht bei dem Thema eben nicht um "sehr subjektive" Dinge sondern vornehmlich um technische Fakten. Hier wird kein "Bashing" aus irgendwelchen subjektiven Geschmacksgründen betrieben um eine Marke oder ein bestimmtes Produkt in den Dreck zu ziehen!

Ich stimme dir zum Beispiel bei der Empfindlichkeit der TDK Bänder der 88er Serie voll zu. Die neigen bei starkem Gebrauch, auch aus meiner Erfahrung nach, dazu schneller mechanisch zu verschleißen. Besonders die Längstknicke (oft auch Railroads genannt) treten bei diesen Bändern häufig auf. Auch verschiedene Versionen der Maxell XLII-S sind im Dauergebrauch nicht gerade die stabilsten. Und ja mechanisch habe auch ich mit den CrO2 Bändern so gut wie gar keine Probleme, die sind wohl tatsächlich mechanisch stabiler als viele japanische FeCo Bänder.
Und... das kann doch man so feststellen. Oder ist das jetzt FeCo Bashing?

Fakt ist aber nunmal, dass die CrO2 Bänder aber von elektrischen Eigenschaften nicht langzeitstabil sind, da sich wohlmöglich ein Teil des magnetisierbaren CrO2 in das stabile aber leider nicht magnetisierbare Chrom III umgewandelt hat. Oder in was auch immer.
Da halte ich, mit Verlaub, deine Ausführung zur veränderten Klangstruktur moderner Aufnahmen, für unpassend, zumindest in diesem Zusammenhang.
Ein Chromdioxidband ist nicht deshalb überfordert, sondern weil es seine Eigenschaften verloren hat.
Eine CRII, die von ihrem MOL bei 315Hz 6db von ihrem Ursprungswert eingebüßt hat hat, ist auch mit ner Disco Scheibe von 1977 überfordert.

Gruß, Oli
Zitieren
#41
Ich kann Euch beiden ein Stück weit zustimmen. Bei meinen eigenen Aufnahmen mit "gescheiten" Geräten auf CrO2-Bänder seit etwa 1990 habe ich auch per Ohr noch keine Verluste feststellen können. Die spielen - rein nach Gehör ohne A/B-Vergleich - wie am ersten Tag. Und wer macht schon ständig solche Versuche beim Musikhören? Auch neues Bespielen von CrO2-Bändern funktioniert in den meisten Fällen noch mit - wiederum für die Ohren - guten Ergebnissen. Allerdings habe ich fast nie Rauschunterdrückungssysteme verwendet bei diesen Bändern, von daher fehlen mir die Langzeiterfahrungen mit eigenen Dolby-Aufnahmen.

Was mir aber halt auch aufgefallen ist:

- Es waren schon immer Exemplare dabei, die sich nicht korrekt haben einmessen lassen. Ich hatte das bisher auf unsachgemäße Lagerung geschoben, was ja bei gebrauchten oder jahrelang woanders gelagerten Exemplaren immer ein Risiko ist.
- Der Einmeßcomputer hat mir in den letzten Jahren auch bei einwandfrei gelagerten Exemplaren tendenziell immer geringere Werte für die Empfindlichkeit angezeigt. Während das gleiche Gerät bei Bändern ohne CrO2 in der Beschichtung konstante Werte lieferte. Darüber wunderte ich mich bereits, bevor hier die Diskussionen losgingen.
- Viele vorbespielte Cassetten auf Chromdioxidband mit Dolby B hören sich bei mir inzwischen nicht mehr gut an. Die waren früher astrein. Am Wiedergabepegel des Geräts liegt es nicht, das Phänomen zieht sich nämlich über mehrere Geräte, welche vorbespielte Cassetten mit Dolby B auf Fe-Band nach wie vor tadellos abspielen.

Deshalb befürchte ich, daß die schleichende Änderung der magnetischen Eigenschaften eben auch bei immer in Zimmertemperatur gelagerten Exemplaren immer weiter fortschreitet.

Nein, es ist auch von mir kein Bashing - im Gegenteil, ich finde die damalige Umsetzung von Chromdioxid-Magnetbändern nach wie vor genial. Und wenn man bedenkt, daß deren Lebensdauer auf vielleicht 10 Jahre ausgelegt war, dann haben sie sich eigentlich schon sehr gut geschlagen. Was in der Praxis am längsten seine Eigenschaften behält, weiß man leider immer erst im Nachhinein. Trotz simulierter Alterungs-Tests in Klimakammern. Am Ende landen wir vielleicht bei der bescheidenen Ferro Extra I als perfekte Langzeit-Archivierungscassette... da ist purer Rost, noch nicht einmal Kobalt, das Probleme mit mechanischer Beanspruchung bekommen könnte. Wobei, Bindemittel gibt es in jedem Cassettenband und ist auch immer für Überraschungen gut... nunja, ich will mal keinen Teufel an die Wand malen :-)

Leute, benutzt die Cassetten alle, solange sie noch funktionieren und den Ohren Freude bereiten! Und macht weiter mit den Messungen von Kenndaten, damit wir besser einschätzen können, was uns auf der rein technischen Seite erwartet.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#42
Hi,
2245,'index.php?page=Thread&postID=198557#post198557 schrieb:Da halte ich, mit Verlaub, deine Ausführung zur veränderten Klangstruktur moderner Aufnahmen, für unpassend, zumindest in diesem Zusammenhang.
Ein Chromdioxidband ist nicht deshalb überfordert, sondern weil es seine Eigenschaften verloren hat.
Ich habe diesen Zusammenhang auch nicht hergestellt. Ich habe hier auch keine Meßdaten in Frage gestellt. Mir ist dieser Höhenverlust der CrO2-Bänder vor ein paar Jahren in wenigen Einzelfällen aufgefallen - leider zuerst bei einem Live-Konzert-Mitschnitte auf einer der ersten 89er-Chrome Maxima ... ab 2013 massiv - kein Wunder habe mich durch das Jubiläum auch stärker damit beschäftigt. Konsequenz war, dass ich mir ein Gerät mit PlayTrim zugelegt habe, um diesen Höhenverlust bei dolbisierten Aufnahmen zu kompensieren und dann diese damit zu digitaliseren.
Aber die Welt dreht sich weiter, und die Qualität der auf Band gespeicherten Aufnahmen verschwimmt mal mehr oder weniger genauso wie die Erinnerungen daran als wir gebannt vor den Rekordern saßen, die Pausentaste im Anschlag.

Viele Grüße
Sebastian
Ob analog oder digital, es rauscht überall. ~:-9~

Pioneer D-05 | Grundig DAT-9000 | Philips DCC 951 | Philips DCC 600 | AIWA HD-S 200 | Roland EDIROL R-09 HR
Grundig CT-905 | Blaupunkt RC-1950 (Yamaha K-640) | Philips FC-870 | Philips FC-880 | Philips FC-950 | marantz SD-62 | Technics RS-BX701 | Harman Kardon TD 4500 | Grundig M100 CF
marantz CP-430 | Sony TCD-05 Pro
Telefunken DA 1000 | Telefunken HA 880 | Philips DFA 888 | Philips FA 950 | Grundig FineArts V11 & CF4 am PC
Telefunken IR-310
Zitieren
#43
Hallo,

sollte auch von meiner Seite auf keinen Fall irgendeine Art von CrO2- Bashing sein. Ich hatte nur den geschichtlichen Verlauf meiner "Cassetten- Carriere" dargestellt. Die BASF CR II hatte ich halt benutzt, so lange ich sie bekam. Das war zu DDR- Zeiten und da nahm ich mit schon genanntem Recorder auf. Die Aussteuerung war dabei lange nicht so hoch wie es möglich gewesen wäre, das habe ich aber dann später erst gemerkt, als ich die AIWA- Decks hatte. Deshalb rauschen die sicher heute auch mehr, im Vergleich. Aber das ist eh ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Später bin ich bei TDK geblieben, weil sie mir optisch einfach irre gut gefielen, machten richtig was her. Wink Tja und da mir der Klang sehr zusagte (und der Aussteuerbereich sowieso) habe ich die Marke dann eigentlich nicht mehr gewechselt. Zumal ich durch unser Rundfunkgeschäft günstiger dran kam, als alle Anderen. Wenn die Verwandschaft damals vor der Wende nur BASF CR-M mitgebracht hätte, dann wäre es sicher später eben diese Cassette gewesen...

Aber bei einer Sache muß ich Euch absolut Recht geben: Die TDK- Cassetten neigen zum Railroading ! Ich dachte immer, das käme durch die Benutzung der Cassetten im Autoradio. Nur komisch, das ich das bei BASF nie gesehen habe. Und als das dann auch bei einzelnen Cassetten auftrat, welche nie im Auto waren (ich hatte für das Auto immer extra Kopien angefertigt) gab mir das schon zu denken. Dank des Forums weiß ich jetzt immerhin warum... Wink

Grüße, Rainer
Zitieren
#44
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=198581#post198581 schrieb:Railroading
Big Grin
Ich denke mir, dass damit die Längs-Spuren/Rillen gemeint sind, die man auf manchem Cassettenband nach mehrmaliger Verwendung sieht. Richtig?
Diesen Effekt habe ich bei fast allen von mir verwendeten Bändern beobachten dürfen, verstärkt auf dünnem C90-Band. Der Klang-Performance hat es aber keinen Abbruch getan.
Zitieren
#45
ja, genau diese Rillen meine ich. Da ich in der 90ern ebenfalls nur C90- Bänder verwendet habe, kann ich nicht sagen ob das auf den C60 ebenfalls auftritt. Aber jetzt bin ich neugierig geworden; ich denke ich werde morgen mal meine Cassetten durchschauen und mal zählen, bei wievielen davon dieser Effekt auftritt... Wink
Zitieren
#46
Ich möchte hier nun nicht unqualifiziert querschießen, aber:

Dieses Railroading ist gruselig.
Ich habe 5 Sony Metal Master gebraucht gekauft; die Oberfläche sieht furchtbar aus. Für die Wiedergabe müsste der Doppelcapstan das schon sehr stark ziehen um die Bandoberfläche wirklich plan auf den W-Kopf zu ziehen.
Aufgenommen und gespielt angeblich (!) nur mit den Großen ReVox Doppelcapstan-LW.

Ich schätze Diskussionen um verschieden Cassettentypen und -Hersteller sehr, lese meist eifrig mit, trage aber nichts dazu bei.

Jedoch möchte ich, hier mal abweichend davon, kundtun, warum ich 1979 von BASF CRSII, ja eigentlich von BASF im Gesamten, weg bin:
Es war die Wiedergabe eines Titels (Blondie - Hanging on the telephone), der aus dem Off recht dynamisch beginnt.
Während ich mich also über den, tatsächlich als vergleichsweise niedrig empfundenen Rauschteppich (Rec.: TEAC A-303, m. Dolby B) freute, konnte ich den Titelbeginn ca. 4-5 "Lagen" vorher bereits mehrfach hören; er wurde also heftig durchkopiert (Stw. Kopierdämpfung).
Ich nahm damals alle BASF CR-Cassetten die ich hatte und machte Testaufnahmen, mit dem gleichen unangenehmen Erfgebnis: Stets war die Kopierdämpfung auffallend niedrig.
Leider wechselte ich dann komplett weg zu den, damals japanischen TypII-Cassetten, und habe das Thema nicht weiter verfolgt, zumal mich diese radikale Markenabkehr dann befriedigte.

Leider finde ich diesen Malus (Kopierdämpfung; hier: bei CRO2; evtl. generell?) nur sehr selten erwähnt, ich fand dies seinerzeit bei einer wirklich damals erst wenige Tage alten Aufnahme "technisch sehr schwach" und hat mein Marktverhalten nachfolgend wesentlich bestimmt.
Hat sich das über die Jahre dann zum Positiven geändert? Ist das außer mir noch jemandem unangenehm aufgefallen? Waren es evtl. sogar nur einzelne Chargen, die davon betroffen waren?

Gruß
Rick
Zitieren
#47
Rick Monson,'index.php?page=Thread&postID=198602#post198602 schrieb:Kopierdämpfung
Ich finde das ein ausgezeichnetes Thema, das tatsächlich bisher hier kaum Erwähnung gefunden hat.
Eine schlechtere Kopierdämpfung bei Chromdioxidbändern von BASF im direkten Vergleich mit Ferrobändern ist mir Anfangs auch aufgefallen. Aber meine Wahrnehmung basierte auf dem geringeren Rauschfaktor. Beim Ferroband geht das Kopierecho stärker im Rauschen unter. Eine Kompanderschaltung kann das Kopierecho imho sogar verstärken, gerade bei leisen Passagen. Denn gerade diese werden "lauter" aufgezeichnet als dies ihrer "normalen" Dynamik entsprechen würde. Sie kopieren dementsprechend "laut" durch. Die Dolby-Schaltung reduziert bei der Wiedergabe zwar die Dynamik der leisen Passage und drückt damit das Rauschen in den Keller, aber das (stärkere) Kopierecho bleibt ja vorhanden...
Oder ist mein Denkansatz verkehrt? ?( Big Grin 8)
Zitieren
#48
Hallo Rick, so wie Maddin das beschrieben hat, ist es genau richtig - bei Chromdioxidbändern fallen die durchkopierten Vorechos aufgrund des geringen Rauschens einfach stärker auf, ohne daß der absolute Kopiereffekt prinzipiell größer wäre als bei anderen Bandsorten.

Gerade die chromdioxid super ist aber ein Sonderfall. Als Zweischichtband hat es eine geringere Kopierdämpfung - ob das an der dünneren Trägerfolie oder an den unterschidlichen Beschichtungen liegt, von denen eine eine niedrigere Koerzitivkraft hat, müßte ich jetzt in der Literatur nachschlagen. Die frühen Serien waren davon besonders betroffen, ab ca. 1982 hat BASF hier deutlich nachgebessert.

TDK hatte übrigens genau das gleiche Problem mit seinem Zweischichtband SA-X. Frühe Serien davon haben eine noch geringere Kopierdämpfung als die chromdioxid super.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#49
Das ist mal sehr interessant !

Ja, dieser Durchkopier- Effekt ist mir bei den alten Aufnahmen von 1984 auf BASF CR II ebenfalls stark aufgefallen. Diese Aufnahmen sind damals zwar alle ohne Dolby gemacht worden, aber die Lagerzeit hatte wohl ausgereicht... Bei den 1987 TDK SA-X habe ich den Effekt bisher nicht bemerkt. Da werde ich jetzt am Wochenende mal mit "großem Ohr" hinhören.

Grüße, Rainer
Zitieren
#50
Die 1987er SA-X waren nicht mehr betroffen. Nur die ersten beiden Serien von 1979 und 1982. Wobei die 1982er, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, der am meisten Echo-behaftete Kandidat ist, weil TDK noch ein paar dB Dynamik herauskitzeln wollte, was man mit stärkerem Druck beim Kalandrieren erreichte, um eine glattere Bandoberfläche zu erhalten. In späteren Entwicklungsstufen wurde dann feinteiligeres Oxid verwendet und die Kalandrierung wieder zurückgefahren.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste