Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46
#37
eigentlich gab es bei den Grundig Tonbandgeräten einen grundlegenden Umbruch - bis etwa Mitte der Fünfziger basierten die Tonbandgeräte auf mit Lumophon zugekauften Konstruktionen eines Kurt Bier, dieser hat im Prinzip ein mehrmotoriges Studiotonbandgerät genommen, und es für den Privatgebrauch vereinfacht. Wie aber dokumentiert ist, gab es relativ früh Streit zwischen Max Grundig und Kurt Bier, und Grundig versuchte schon mit dem letzten Modell der ersten Generation, dem Modell 700, die Bier Patente soweit zu umgehen, dass er keine Tantiemen mehr hätte zahlen müssen.

Die erste "echte" Grundig Konstruktion war das TK5, und das trägt diese Hebelchen-Frickel-Konstruktion in sich, an der Grundig bis Mitte der siebziger stur festgehalten hat. Das, was in den siebzigern dann gebaut wurde, war nicht dadurch gruselig, dass es gegenüber der TK46-Ära schlechter geworden wäre, sondern dadurch, dass man das TK46 Konzept einfach beibehalten hat. Ich wollte mich gar nicht über technische Details auslassen, sorry - ich denke aber, dass Du mit mir übereinstimmst, dass es prinzipiell möglich gewesen wäre, getrennte Verstärkerzüge kostenmäßig zu realisieren, wenn man sie in der Konstruktion von Anfang an vorgesehen hätte. Kosten waren sicher nicht das Problem, es war mit großer Wahrscheinlichkeit eher so, dass Max Grundig verfügt hat, wie ein Tonbandgerät "mit alles" auszusehen hat, und getrennte Verstärker für Aufnahme und Wiedergabe hat er nicht für wichtig gehalten.

Und dass es um 1960 herum keine Gurken von Grundig gegeben hätte ..... naja. Diese Serie "Drei Tasten links, drei Tasten rechts, magisches Band dazwischen" die es in gefühlt 200 Modellvarianten gegeben hat, und von denen man wahrscheinlich heute noch mehrere Fußballfelder voll mit der Planierraupe überfahren könnte, und man hätte immer noch nicht alle erwischt, die auf irgendwelchen Dachböden vor sich hin rosten, als was würdest Du die denn bezeichnen ? Falls Du nicht wissen solltest, welche Geräte ich meine - das TK14 oder das TK17 sind weit verbreitete Vertreter davon.

Wie gesagt, ich bin ja selber von Grundig fasziniert, habe sogar zwei Spitzenmusikschränke aus der goldenen Zeit hier stehen, eine 9010 von 1952 mit dem Tonbandgerät 700 und eine 9080 von 1957 mit einem TM819, also einem späten Vertreter der zweiten Grundig Tonbandgeräte-Generation. Mit den "Hebelchen-Tonbandgeräten" ab dem TK5 bin ich dann aber nie wirklich warm geworden - ich hatte ein spätes TK46 und ein TK47, die habe ich beide vor ein paar Jahren verschenkt, das TK600 steht hier nur deshalb, weil es zur Anlage mit dem Verstärker SV140 dazugehört, und das TK850 habe ich aus historischem Interesse genommen - es bekommt seinen Platz neben dem Philips N7300, als technische Skurrilität und als ein Beleg mehr dafür, dass die deutsche Radio- und Fernsehindustrie von den Japanern NICHT über den preis plattgemacht worden sind, sondern darüber, dass die Japaner einfach einen unverstellteren Blick für die Bedürfnisse des Marktes hatten, und sich nicht ganz so allwissend fühlten wie die Max Grundigs.

Gruß Frank
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von PSMS - 25.03.2010, 19:53
[Kein Betreff] - von TK 240 - 25.03.2010, 22:24
[Kein Betreff] - von mk1967 - 05.04.2010, 18:08
[Kein Betreff] - von PSMS - 06.04.2010, 04:21
[Kein Betreff] - von PSMS - 11.04.2010, 21:23
[Kein Betreff] - von timo - 11.04.2010, 21:34
[Kein Betreff] - von PSMS - 11.04.2010, 21:49
[Kein Betreff] - von ~Jogi - 12.04.2010, 10:17
[Kein Betreff] - von mk1967 - 19.04.2010, 18:53
[Kein Betreff] - von timo - 19.04.2010, 19:55
[Kein Betreff] - von mk1967 - 20.04.2010, 07:53
RE: Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46 - von leserpost - 26.12.2021, 08:47
RE: - von ge666 - 24.12.2021, 16:17
RE: Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46 - von nick_riviera - 26.12.2021, 16:40
RE: Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46 - von leserpost - 27.12.2021, 08:02
RE: Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46 - von leserpost - 08.01.2022, 15:39

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