nano-Weber / Meter
#7
Lieber Michael, lieber Niels,

wieder sehe ich mich genötigt, ein wenig zu ergänzen:
185 pWb/mm liegen bei -4,8 dB, wenn 320 pWb/mm als Refenrenzpegel 0dB gelten. Bei 514 pWb/mm für eine Referenz von 0 dB entsprechen 185 pWb/mm dann -8,9 dB.

Denn es gilt:

20 x log (185/320) = -4,8 dB
20 x log (320/514) = -4,1 dB
20 x log (185/514) = -8,9 dB

Warum bestehe ich hier auf den genauen Werten?

Die meisten professionellen Spitzenspannungsmesswerke, Typ Lichtzeiger, LED- oder Plasmaanzeige haben bei -8,9 dB eine eigene DOLBY-A-Marke, die das saubere Einpegeln des DOLBY-Tones von einem existierenden Band herunter erheblich erleichtert. Und hierbei kommt es für ordentliche Reproduktion auf eine Genauigkeit von +/- 0,5 dB an. Andernfalls macht das DOLBY A, was es will, nicht aber was wir wollen.

Gibt man mit einer A700 (VU-Meter, 6 dB-Lead, VA bei 514 pWb/mm)) eine DOLBY-A-Aufzeichnung wieder, so zeigt die Maschine auf dem VU-Meter den DOLBY-Ton (185 pWb/mm) als

-8,9 + 6 dB (das ist der Lead des Messwerkes) = -2,9 dB

an.

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Das Problem des niedrigeren Referenzpegels bei MCs liegt primär in der systembedingt minimalen Bandgeschwindigkeit begründet. Das zieht noch weitere Engpässe namentlich dann nach sich (Spaltverluste), wenn man bei einer solch niedrigen Bandgeschwindigkeit auch noch eine erkleckliche Frequenzbandbreite abdecken will. Man ist hier einfach prinzipbedingt schneller in der Sättigung.

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VU-Meter wurden auch von den Amerikanern genormt, wobei die Aufschrift 'VU' bei Amateurgeräten allemal nicht bedeutet, dass Geräteproduzenten diese Normen wirklich ernst nähmen...; also ANSI C16.5-1961 (formerly ASA C16.5-1961):

99 % des tatsächlichen Pegelwertes sollen innerhalb 300 ms erreicht sein.
0,0 dB Fehler bei 1 kHz,
0,2 dB Fehler zwischen 35 und 10 kHz,
0,5 dB Fehler zwischen 25 und 16 kHz, werden toleriert.

Diese engen Toleranzen werden von den üblichen Zeigermesswerken mit teilweise dollen Anzeigestufen davor, deren wir uns im Amateurbereich erfreuen dürfen, natürlich nicht eingehalten. Dass bei deiner UHER-Gurke da munteres Zeigerspiel über einen Gleitton hin zu erkennen ist, sollte dich, lieber Niels nicht verwundern. Vor allem, weil gelegentlich das Signal für den Messverstärker nach der Aufsprechverzerrung abgegriffen wird.
Die A77, bezüglich deren Geschichte ich dieser Tage anderweitig etwas Krach geschlagen habe, hat einen 'Eintransistor-Messverstärker', die Kompensation der Messwerksballistik und die Gleichrichtung erfolgt am Ausgang dieses TUN-Transistors durch zwei (GE-)Dioden, zwei Widerstände und einen kleinen 3,3 n-Kondensator. Noch Fragen? Das kann natürlich nichts werden.

Und wird auch nichts. Man misst daher mit solchen Dingern am besten 1000 oder 330 Hz und sieht zu, dass man anderweitig weiterkommt, sofern man selbst produziert. Für vorweg überwachte Dynamiken geht das natürlich.

Wenn man's aber genau nimmt, überlässt man den Rest einem RTW/NTP/Studer-Plasmamessgerät, einem Lichtzeiger der NTPler, Maihaken oder einem, der von Müller & Weigand stammt. LED von Knick geht auch, ist aber etwas grob.
Man kann derlei natürlich auch mit klassischen Zeigermessinstrumenten machen, um einen relativ ausgefeilten Messverstärker davor kommt man aber auch dabei nicht herum.

Zeigermesswerke bei allen Amateurgeräten sind VU-Meter mit Leads, die nach meinen Erfahrungen zwischen 6 (1:2) und 8 dB (1:2,5) liegen. Erst wenn die Messwerke groß werden, steigt dieser Lead potenziell auf bis zu 12 dB (1:4) an.
Wer sich für einen englischen Text zu VU-Metern interessiert, sende mir ein Mail, ich scanne dann die entsprechenden Seiten aus dem Ballou-Handbook von 1992 und schicke sie ihm.

Spitzenspannungszeigermesswerke haben z.B. die kleinen Studer-Pulte 169, 269, 961, 962.

Bei LED-Ketten für die Aussteuerungsanzeige weiß man zumeist erst nach einer Test-Messung, ob ein VU-Meter oder ein Spitzenspannungsmesser (PPM: Peak Program Meter) vorliegen. Zu allem Überfluss bezeichnen Bedienungsanleitungen mitunter VU-Meter als Spitzenspannungsmesser, denn man ergreift ja Maßnahmen zur Verbesserung der Anzeigecharakteristik (Lead...!). Verlassen kann man sich also auf nichts. Dies wird aber dann dramatisch, wenn man das Bandgerät an ein Mischpult anzuschließen gedenkt, das mit einer ordentlichen Aussteuerungsmessung ausgestattet ist. Der Revox 710 und seine professionalisierten Derivate haben eine echte Spitzenspannungsmessung, die A700 kommt mit klassischen VU-Zeigern daher (6 dB Lead), verfügt aber über eine Spitzenspannungsanzeige via LEDs, die wohl mit 10 ms integriert; ich habe das aber nie überprüft.


Noch etwas für Niels:
Die NUll-dB-Vollaussteuerungsreferenz hat nichts mit den Eingangsempfindlichkeiten bzw. abgegebenen Ausgangsspannungen eines Tonbandgerätes zu tun. Manche japanischen Amateurgeräte liefern am Geräteausgang nur 316 oder gar nur 245 mV für Vollaussteuerung (also 0 dB Referenz als Spitzenspannung gemessen). Mit dieser Spannung ist keine professionelle B67, A80, M10 oder dergleichen hinter Ofen hervorzuholen. Für die reicht ein solcher VA-Pegel nicht hin, weil sie am liebsten 1,55 V für 514 pWb/mm hätten.

Nachdem ich dieser Tage erfuhr, dass wir nicht allzu weit auseinander wohnen, wäre da vielleicht irgendwann einmal ein persönliches Diskutieren in der Sache möglich, sofern du daran Interesse hast.

Hans-Joachim
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