Otari Bx-56
#1
Seit Neuestem bin ich stolzer und glücklicher Besitzer einer Otari BX-56. Danke MichaelB!

Die BX-56 ist eine Fast-Zwillingschwester der MX-55. Diese ist für internationale Schichtlage ausgelegt, die BX-56 hingegen für die deutsche Schichtlage mit Magnetschicht aussen / Köpfe unten. Man sieht daran - es handelt sich hier um Studiomaschinen. Otari hatte noch die MX 5050 im Programm, die von Kennern zwar nicht als schlecht, aber als "Möchtegern-Studiomaschine" bezeichnet wird.

Beim ersten Blick drängt sich ein Vergleich mit der Studer 807 auf, die in etwa das gleiche Format hat, auch wenn die Otari ein wenig bulliger wirkt. Die Maschine kann bequem von einer Person getragen werden. Nicht, weil sie so leicht wäre, sondern vor allem deshalb, weil sie an den Seiten geschickterweise Griffmulden hat. Auf den Tisch gestellt, kann man sie nach erfolgtem Anschluss bequem auf den Rücken legen. Dies liegt an einer etwa 7 cm tiefen 45°-Kerbe an der Rückwand, in der die Buchsen liegen. Egal ob stehend oder liegend Betrieben - die Kabel stören nie, es sei denn, man verwendet Din-Cinch-Adapter. Dann sollte man ca. 1 cm unterlegen. Rack-Einbauwinkel sind natürlich vorhanden, aber man kann diese Maschine gut auf einem Tisch betreiben.

Das zweite Mal strahlte ich bei der Feststellung, daß die Otari 30-cm-Wickel verarbeiten kann. Bei den kleinen Studers kann man traditionell nur die kleineren 28-cm Wickel aufspannen, zumindest bei den MK1 Versionen. Unter dem Druck der Kunden entschliesst man sich bei der Weiterentwicklung zur MK2-Version generös dazu, die Spulenteller um diese lumpigen 2-3 cm auseinander zu rücken. Standardmäßig hat die Otari 3-Zack-Aufnahmen, NAB- oder AEG-Bobbies sind mit Zubehör zu befestigen. Ich habe mir mit einem 3-Teiligen Satz Adapterteilen von TRE beholfen, die jetzt bei Posso zu haben sind. Etwas fummelig, aber besser als nix.

Der Bandpfad ist etwas gewöhnungsbedürftig, was an der umgedrehten Tonkopflage liegt - und vor allem daran, daß die Otari nicht nur einlauf- sondern auch auslaufseitig einen beweglichen Bandzughebel hat. Also diese Teile, die man bei der 807 eingespart hat. Mag sein, daß die beim Cuttern stören würden, wie Tom das erwähnt hat, aber da hätte es sicher eine Lösung gegeben (steckbar, wegklappbar...). Wer für die Bandzugregelung der A700 schwärmt und diese gerne in einer richtigen Studiomaschine hätte, braucht nicht die B67 zu kaufen, sondern kann zur Otari greifen. Der Bandzug ist übrigens für beide Seiten getrennt einstellbar (große, kleine Spulen). Die Hebel sind (pneumatisch?) bedämpft und nicht nur gefedert wie so oft, und werden ihrer Aufgabe in jeder Lage gerecht.

Klebe-Schneid-Einrichtungen sind gleich 2 Stück montiert: Eine mit Schlitzen zur Skalpellführung und eine, die genauso aussieht wie die von Revox, nur in weiss. Eine Vorkopfschere und eine Stempeleinrichtung komplettieren die Ausstattung. Das Zählwerk mit den vielfältigen Locatorfunktionen erinnert ein wenig an das der PR99, verliert aber nicht Revox-like seine Werte, wenn die Maschine abgeschaltet wird. Es zeigt auf Wunsch auch die Bandgeschwindigkeit an.

Diese ist stufenlos in Grenzen regelbar, und diese Grenzen sind so gesteckt, daß man in Stellung 38 auch 76 erreicht. Zwar stimmt dann die Entzerrung nicht für 76er-Bänder, aber alleine die Möglichkeit solche Wieder geben zu können macht die Maschine für die Liebhaber historischer Bänder wertvoll. Von aussen zu schalten sind die Geschwindigkeiten "high" und "low". Im inneren wird geschaltet ob das nun 9,5 / 19 oder 19 / 38 sind. Einmessbar ist die Otari auf 3 Bandgeschwindigkeiten.

Alles, was zum justieren notwendig ist, findet sich hinter einer Klappe. Nach dem Lösen (von Hand) von 2 Schrauben läßt sie sich aufschwenken und gibt auch den Schalter frei, mit dem man auf 4-Spur-Wiedergabe umschalten kann. Ein solcher Kopf ist mit an Bord.

Im Gegensatz zur 807 ist die Otari eine sehr komplett ausgestattete Maschine und beweist, daß eine Studiomaschine nicht in einem häßlichen Stahlblech-Einbaukorb daherkommen muss mit offenen Poti-Bohrungen in die der Staub eindringen kann. Natürlich hat sie auch einen eingebauten Monitor-Lautsprecher von guter Qualität. Nicht zum Heizen, aber zum Abhören.

Die Maschine zu bedienen, ist die reine Freude. Ich war mit der 807 nicht unzufrieden, aber die Otari spielt eine Liga drüber. Mit der A80/81 möchte ich sie nicht vergleichen, das wäre unfair, aber die 807 hält sie auf Abstand und wenn überhaupt, so wird sie erst von der 810 distanziert. Bis Ende des Jahres werde ich auch dieses hoffentlich wissen.

Einen Wermutstropfen muss ich schlucken: Das Schränken des Bandes ist etwas problematisch. Wenn das Band international gewickelt ist und so bleiben soll, so muss es auf beiden Seiten geschränkt werden. Das geht betriebssicher in beide Richtungen nur zwischen der festen Umlenkrolle und der beweglichen, die auf dem Bandzughebel angebracht sind. Der Weg ist kurz, das Band knickt "eckig" ab und macht Geräusche. Etwas besser und sanfter legt man das Band um zwischen der beweglichen Rolle und dem Wickel selber - da ist der Weg länger, vor allem wenn der Wickel nicht ganz voll ist. Leider geht das nur auf der jeweiligen Ablaufseite, Aufwickeln geht nicht, es besteht die Gefahr, daß das Band umgeknickt aufgewickelt wird. Also habe ich das Band zuerst durch einfaches Schränken auf der Ablaufseite durch Umspulen umgedreht und dann ungeschränkt verwendet. Anschliessend drehe ich es wieder durch geschränktes Umspulen in die alte Lage zurück, wenn es sein muss.

Die Klangqualität ist, soweit ich das feststellen kann, über allen Zweifel erhaben. Über die Aufnahmen kann ich noch nichts sagen. Leider hat mein Exemplar, wie bei Studiomaschinen übliche, keine VUs und keine Eingangsregler. Ich brauche jetzt endlich ein Mischpult oder wenigstens eine Behelfslösung mit einer externen Aussteuermöglichkeit.

Bis dahin werde ich sicherlich weitere Erkenntnisse gewonnen haben und diese dann posten.

Michael(F), ziemlich happy Smile
Michael(F)
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[Kein Betreff] - von Michael Franz - 23.08.2004, 19:04
[Kein Betreff] - von ~MichaelB - 23.08.2004, 22:10
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